Ins Netz gegangen am 21.7.:
- Zeitgenössische Oper: “Aua, aua – Schme-e-erzen!” | ZEIT ONLINE — christinen lemke-matwey rekapituliert die opern-uraufführungen der letzten monate — und die situation des zeitgenössischen musiktheaters überhaupt:
Die Oper bleibt, was sie immer war, träge, kulinarisch, teuer, selbstverliebt – und die Komponisten, auch die, die ihr abgeschworen haben, versammeln sich halb reumütig, halb blauäugig in ihrem warmen Schoß.
nicht ohne hoffnung, aber so richtig begeistert scheint sie auch nicht zu sein — und auch keine idee zu haben, was eine (neue) begeisterung auslösen könnte:
Man mag es schlimm finden oder nicht, wenn die Menschen nicht mehr in Mozarts Zauberflöte oder Bizets Carmen gingen; richtig schlimm, ja verheerend wäre es, wenn es keine rituellen Orte mehr gäbe, an denen sich eine Gemeinschaft über ihre Emotionen und Affekte verständigte, ohne immer gleich darüber reden zu müssen, einer Sekte beizutreten oder ins nächste Fußballstadion zu rennen. Orte für Musik, Orte für Augen, Ohren und Sinne, Opernhäuser eben.
(ich wüsste ja nur gern einmal, ob das wirklich stimmt, dass “derzeit so viele [neue Stücke] wie noch nie” entstehen — zahlen und vergleiche nennt sie leider keine …)
- Uwe Johnson: Daheim in der Parallelwelt | ZEIT ONLINE — jan brandt schießt in seiner begeisterung für uwe johnson, der gestern 80 jahre alt geworden wäre, ein wenig übers ziel hinaus:
Dabei war Johnson der innovativste, radikalste, manischste deutsche Nachkriegsautor.
trotzdem aber eine gelungene und richtige und notwendige hommage an einen großen autor
- Klassengesellschaft: Standesgemäß | Karriere | ZEIT ONLINE — die “Zeit” zeigt schöne und interessante (porträt-)fotos aus der weimarer republik:
Der Fotograf August Sander hat die Ständegesellschaft der Weimarer Republik porträtiert. Er fotografierte die Menschen in ihrer typischen Umgebung, mit charakteristischer Kleidung oder in typischer Haltung.
(von “Ständegesellschaft” würde ich zwar nicht sprechen, aber seis drum …)
- IASLonline NetArt: Geschichte der Computerkunst Inhaltsverzeichnis — thomas dreher hat eine “Geschichte der Computerkunst” geschrieben und passend im netz veröffentlicht:
Nach fünf Jahrzehnten Computerkunst sind ausführlichere Rekonstruktionen der historischen Entwicklungslinien des Einsatzes von Rechnern und Rechenprozessen in künstlerischen Projekten fällig, um Computerkunst als eigenständigen Bereich der Medienkunst erkennen zu können.
- Kolumne Luft und Liebe: So crazy wie goldene Leggins — taz.de -
Nein, vermutlich hilft die „x“-Endung nicht im Nahostkonflikt. Vielleicht löst sie überhaupt ganz wenig und wird schon bald durch irgendwas mit „y“ abgelöst. Menschen, die sich an Babyspinat-Mangold-Smoothies gewöhnen, werden sich mit der Zeit auch an neue Sprachformen gewöhnen. Menschen, die versuchen, einer Wissenschaftlerin zu erklären, was sie vor geschätzten 37 Jahren in der Schule gelernt haben, von jemandem, der 20 Jahre vorher Biologie auf Lehramt studiert hat: schwierig.
- Symbolgehalt ǀ Wir sind wieder wer anders — der Freitag — georg seeßlen über fußball, politik, nation, symbol und verwertungszusammenhänge:
Ein Fußballspiel hat keine politische Botschaft, so wenig wie die Frisur eines Bundestrainers einen kulturgeschichtlichen Wendepunkt markiert. Die politische Metaphorik wird erst danach produziert. Je nach Bedarf. Je nach Interesse. Je nach Einfluss. Wie schön wäre es, wieder einmal sagen zu können, gewonnen hätten einfach diejenigen, die an dem ein oder anderen Tag am besten Fußball gespielt haben. Ein schönes Spiel sei ein schönes Spiel. Und sonst nichts. Aber das ist eben das Kreuz mit den Realitätsmodellen. Sie verlieren ihre eigene Realität. Wie viel Wahrheit ist noch auf dem Platz, wenn die Macht der Inszenatoren und Profiteure ins Unermessliche geht?
- Berliner Philharmoniker Recordings: Im Leinen-Schmuckpack samt Blu-ray | Musik — Berliner Zeitung — Interessant, wie tiefgehend man Klassikkritiker mit einer außergewöhnlichen CD-Verpackung irritieren & verstören kann
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