Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

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Wochenblog 9/2023

Der Win­ter ist also noch ein­mal zurück. Zumin­d­est was die Tem­per­a­turen ange­ht, wenig­stens hat es nicht wieder geschneit — son­st ist das Fahrrad­fahren in der Stadt doch immer kein Spaß. Das schöne, son­nige Wet­ter kon­nte ich allerd­ings vor allem durch das Büro­fen­ster beobacht­en ;-) Und pünk­tlich zum Woch­enende wurde es natür­lich wieder grau, bedeckt und recht düster. Das ewige Schick­sal der Lohnar­bei­t­en­den …

Und son­st hat ein­fach der All­t­ag geherrscht, keine beson­deren Vorkomm­nisse. So eine ganz gewöhn­liche Woche ist aber auch mal nicht schlecht.

Text: Langewi­esches prick­el­nde, inter­es­sante, anre­gende Geschichte Deutsch­lands (Vom viel­staatlichen Reich zum föder­a­tiv­en Bun­desstaat), d.h. vor allem der deutschen Nation und des deutschen Staates, fer­tig gele­sen. Langewi­esche bün­delt hier einiges, was sich in der his­torischen Forschung der let­zten Jahre eigentlich schon angedeutet hat, aber noch immer nicht in die großen Meis­ter­erzäh­lun­gen gelangt ist. Die sehen die Entwick­lung Deutsch­lands als Nation immer noch recht tele­ol­o­gisch, auf das Wil­helminis­che Reich zus­trebend, und zugle­ich gerne als “Son­der­fall”. Langewi­esche dage­gen erzählt anders: Immer wieder die Kontin­genz beto­nend, die Ungewis­senheit oder Offen­heit der weit­eren Entwick­lung (ger­ade im 19. Jahrhun­dert), die beson­ders im Ver­hält­nis von Reich und Staaten/Ländern, in den ver­schiede­nen Aus­prä­gun­gen der föderalen Organ­i­sa­tion, sich deut­lich zeigt. In der Tat sehr anre­gend, ger­ade im Anspruch, nicht alles erzählen zu wollen, son­dern sich auf wichtige Momente, Kern-Entwick­lun­gen zu beschränken — es sind ja auch nur wenig mehr als 100 Seit­en.

Auch been­det: Philip Sarasins großes Buch “1977″ — wirk­lich eine faszinierende Arbeit, die Geschichte der Gegen­wart in wesentlichen Momenten neu zu denken und zu schreiben.

Außer­dem: Sla­ta Roschals kleinen Gedicht­band “Wir tauschen Ansicht­en und Äng­ste wie weiche warme Tiere aus” von 2021 (im wun­der­baren hochroth-Ver­lags-Kollek­tiv), der trotz schö­nen, tre­f­fend­en Versen der Sehn­sucht und Suche im Ganzen dann doch etwas im All­t­ag steck­en­bleibt und in sein­er trock­e­nen Lakonie dabei auch manch­mal fremd und abweisend wirken kann. Ihr Roman “153 For­men des Nicht­seins”, der mit ganz ähn­lichen Meth­o­d­en arbeit­et, war dann doch faszinieren­der für mich.

Eben­falls gele­sen: Peter Stamms klein­er Roman “Das Archiv der Gefüh­le”. Das ist dann doch eher belan­glose Kul­turindus­trieware, die sich den Anstrich kun­sthafter Gestal­tung gibt, das aber in kein­ster Weise (wed­er for­mal noch sprach­lich oder inhaltlich) ein­lösen kann.

Ton: The Bran­den­burg Project: Thomas Daus­gaard hat mit dem Swedisch Cham­ber Orches­tra nicht nur ein­fach eine gute Ein­spielung der Bran­den­bur­gis­chen Konz­erte von Bach vorgelegt, son­dern das mit sechs Auf­tragskom­po­si­tio­nen zeit­genös­sis­ch­er Komponist*innen ergänzt, die jew­eils auf ein Konz­ert direkt Bezug nehmen — motivisch, in der Beset­zung oder eher generell. Vor allem bei Mark-Antho­ny Tur­nage und Olga Neuwirth ist dabei ziem­lich coole Musik ent­standen. Vor allem ergibt das aber drei sehr span­nende und auch unter­halt­same Stun­den.

Bild: Detlev Bucks Ver­fil­mung von Thomas Manns “Beken­nt­nisse des Hochsta­plers Felix Krull” — ein behäbiger, kon­ven­tioneller, ja lang­weiliger Kostüm­film, der ger­ade die ele­gant-spritzi­gen, unter­schwellig sub­tilen Seit­en der Roman­vor­lage völ­lig ignori­ert und deshalb am Eigentlich erstaunlich deut­lich vor­beisegelt.

Draußen: Der Streak hält und es läuft weit­er­hin (also jeden Tag), aber immer noch in mäßigem Umfang.

Bücherreihe

Aus-Lese #52

Ich pro­biere mal wieder etwas Neues … Da ich meine Mel­dun­gen “Aus-Lese” mit ein­er kurzen sub­jek­tiv­en Skizze der jew­eili­gen Lek­türe und meines Ein­druck­es dazu verse­hen habe, bedeutet das einen (zwar kleinen) gewis­sen Aufwand, der mich in der let­zten Zeit weit­ge­hend davon abge­hal­ten hat, die Serie fortzuführen. Also gibt es jet­zt einen neuen Ver­such im deut­lich reduzierten For­mat …

Heim­i­to von Doder­er: Unter schwarzen Ster­nen. Erzäh­lun­gen. München: Deutsch­er Taschen­buch-Ver­lag 1973. 153 Seit­en. ISBN 978–3‑423–00889‑1.

Der schmale Band mit Erzäh­lun­gen — über­wiegend aus den 1950er und 1960er Jahren — hat es nicht geschafft, meine respek­tvolle Dis­tanz zu Doder­er zu ver­ringern. Ich erkenne (und schätze) die Kun­st­fer­tigkeit und das Stil­be­wusst­sein des Autors, aber davon abge­se­hen bleiben mir die Texte (das ging mir mit seinen Roma­nen ähn­lich) eher fremd.

Wolf­gang Schuller: Cicero. Ditzin­gen: Reclam 2018 (Reclam 100 Seit­en). 101 Seit­en. ISBN 978–3‑15–020435‑1.

Eine nette kurze Feier­abendlek­türe, die den Men­schen Mar­cus Tul­lius Cicero flott, unter­halt­sam, auch pointiert porträtiert. Dabei klingt das große (selb­stver­ständliche) Fach­wis­sen der römis­chen Geschichte immer mit. Mir fehlt allerd­ings etwas die genauere und aus­führlichere Beschäf­ti­gung mit den Inhal­ten von Ciceros Werken. Der Band bleibt (absichtlich) weit­ge­hend (nicht nur, aber doch über­wiegend) am Äußeren von Ciceros Leben. — Natür­lich wäre das auch viel ver­langt, bei­des auf 100 Seit­en zufrieden­stel­lend zu erledi­gen, das ist mir dur­chaus bewusst. Für meinen Geschmack hätte eine zumin­d­est teil­weise Ver­schiebung des Fokus aber den­noch gut getan.

Ger­hard Pop­pen­berg: Herb­st der The­o­rie. Erin­nerun­gen an die alte Gelehrten­re­pub­lik Deutsch­land. Berlin: Matthes & Seitz 2018 (Fröh­liche Wis­senschaft 111). 239 Seit­en. ISBN 978–3‑95757–386‑5.

Ein faszinieren­der Text. Ich kön­nte aber nur schw­er genau sagen, was das eigentlich ist — und worauf der Text hin­aus will. Auf der Suche nach so etwas wie ein­er geisti­gen Sig­natur der BRD liest Pop­pen­berg Autoren und ihre Rück­blicke auf die let­zten Jahrzehnte. So kom­men Philipp Felsch, Frank Witzel, Ulrich Raulff und Friedrich Kit­tler gemein­sam in den Blick, wer­den genau (!) gele­sen und mit dur­chaus sujek­tive gefärbten Darstel­lun­gen und Erin­nerun­gen kom­biniert. Das klingt jet­zt viel selt­samer als es im Text ist. Der ist näm­lich dur­chaus faszinierend und gelehrt — eine über­aus anre­gende Mis­chung und auch eine anre­gende Lek­türe.

Valentin Sen­ger: Kaiser­hof­s­traße 12. 4. Auflage der Neuaus­gabe. Frank­furt am Main: Schöf­fling 2012. 316 Seit­en. ISBN 978–3‑89561–485‑9.

senger, kaiserhofstraße 12 (cover)Roman oder auto­bi­ographis­che Erzäh­lung — eigentlich ist das ja egal. Was es auf jeden Fall ist: Eine — angesichts des Sujets — erstaunlich leichte und leicht­füßige Erzäh­lung der jüdis­chen Fam­i­lie Sen­ger vor und während des Nation­al­sozial­is­mus. Das einzi­gar­tige daran ist, das merkt der Erzäh­ler auch selb­st, wie wun­der­voll das gelingt: Ein Wun­der ist das Über­leben, ein Wun­der ohne Staunen. Natür­lich gibt es, ganz klas­sisch, Schwierigkeit­en zu über­winden. Aber um Ende siegt doch die Leichtigkeit, das Leben, die fast unver­schämte Unver­nun­ft und Unbe­sorgth­eit des Erzäh­lers und sein­er Fam­i­lie. Das ganze ist sehr direkt, unmit­tel­bar erzählt — ein Text, dem man sich kaum entziehen kann (und es ja eigentlich auch nicht möchte). Die meis­ten­teils knap­pen Kapi­tel, fast Erin­nerungs­bruch­stücke (vor allem im ersten Teil, der frühen Kind­heit des Erzäh­lers) machen dne Text auch gut zugänglich und kon­sum­ier­bar — sicher­lich auch ein Fak­tor, der zum Erfolg des Buch­es, das seit 1978 in mehreren Aufla­gen und Aus­gaben (und Ver­la­gen) erschienen ist.

Nor­bert Frei/Christian Morina/Franka Maubach/Maik Tändler: Zur recht­en Zeit. Wider die Rück­kehr des Nation­al­is­mus. Berlin: Ull­stein 2019. 224 Seit­en. ISBN 978–3‑550–20015‑1.

frei et al., zur rechten zeit (cover)Der Titel kündigt eigentlich eher eine Stre­itschrift an: “Wider die Rück­kehr des Nation­al­is­mus”. Das kann der Band aber kaum ein­lösen. Was er aber kann, und das dur­chaus recht gut und überzeu­gend: Hin­ter­gründe für Entwick­lun­gen geben. Die Autor*innen bieten näm­lich eine Rückschau auf die deutsche Geschichte seit 1945, in West und Ost, mit dem Fokus auf die diversen recht­en, nation­al­is­tis­chen Strö­mungen, Diskus­sio­nen und Parteien, von der Ent­naz­i­fizierung bis in die unge­fähre Gegen­wart. Das ist als Einord­nung und Argu­men­ta­tion­shil­fe gut gemacht und gut zu nutzen. Die gesamt­deutsche Per­spek­tive ist dabei dur­chaus hil­fre­ich — unsich­er bin ich allerd­ings, ob Büch­er wie diese ihr Ziel wirk­lich erre­ichen kön­nen …

Ins Netz gegangen (6.4.)

Ins Netz gegan­gen am 6.4.:

  • Do We Write Dif­fer­ent­ly on a Screen? | The New York­er → tim parks eher pes­simistis­che sicht auf die gewan­delte art und weise des schreibens und sein­er beglei­tum­stände durch die tech­nol­o­gis­che entwick­lung der let­zten jahrzehnte

    Just as you once learned not to drink every­thing in the hotel mini­bar, not to eat too much at free buf­fets, now you have to cut down on com­mu­ni­ca­tion. You have learned how com­pul­sive you are, how frag­ile your iden­ti­ty, how impor­tant it is to cul­ti­vate a lit­tle dis­tance. And your only hope is that oth­ers have learned the same les­son. Oth­er­wise, your pro­fes­sion, as least as you thought of it, is fin­ished.

  • Das Spiel mit der Exzel­lenz | Forschung & Lehre → michael hart­mann mit ein­er zurück­hal­tenden, aber nicht über­schwänglich pos­i­tiv­en ein­schätzung der exzel­len­zs­trate­gie für die deutschen uni­ver­sitäten

    Die Elite hat gewon­nen, die Masse ver­loren.

  • Peter Brötz­mann inter­view | It’s psy­che­del­ic Baby Mag­a­zine → sehr schönes, offenes und ehrlich­es inter­view mit peter brötz­mann, in dem er vor allem über seine frühen jahre — also die 1960er — spricht
  • Provozieren und Warten | Van → sehr schönes, angenehm fre­undlich­es inter­view mit dem großen fred­er­ic rzews­ki:

    Ich habe nichts Orig­inelles kom­poniert. Alles, was ich gemacht habe, ist von anderen zu klauen. Aber auch Mozart hat links und rechts geklaut und Bach natür­lich genau­so. Du nimmst etwas, machst es auf deine Art.

  • Ganzjährige Som­merzeit wäre der „Clox­it“ | Riffre­porter → trotz der gren­zw­er­tig blö­den Über­schrift ein inter­es­san­ter text über die auswirkun­gen ein­er möglichen ganzjähri­gen som­merzeit in deutsch­land
cobweb in sunlight

Ins Netz gegangen (23.8.)

Ins Netz gegan­gen am 23.8.:

  • „Raus mit den pri­vat­en Autos!“ | Berlin­er Zeitung → inter­view mit dem berlin­er verkehrs­forsch­er andreas knie, der vehe­ment für eine de-priv­i­legisierung der pri­vat­en autos plädiert:
    Seit 20 Jahren gibt es in Berlin keine Verkehrspoli­tik, nur eine Pro-Auto-Poli­tik. Wir brauchen aber eine Verkehr­swende! Und die muss jet­zt endlich kon­se­quent in Angriff genom­men wer­den: mit ein­er radikalen Ver­ringerung der Fahrzeug­men­gen, der Weg­nahme von Priv­i­legien.
  • Patri­o­tismus und Nation­al­is­mus: Für Deutsch­land | Zeit → die his­torik­erin mar­i­on det­jen ver­sucht sich an ein­er ent­gif­tung der debat­te duch begrif­ssklärung, hier am beispiel von nation­al­is­mus und patri­o­tismus — meines eracht­ens ein ziem­lich ansprechen­der ver­such, die bei­den begriffe his­torisch bewusst für die gegen­wär­tige prax­is benutzbar zu machen

    (Ich gehe jede Wette ein, dass eine Umfrage unter Ver­fas­sungspa­tri­oten und Leitkul­tur­pa­tri­oten zu dem Ergeb­nis käme, dass Erstere wesentlich mehr Beethoven spie­len und mehr Goethe-Gedichte ken­nen als Let­ztere.)

  • Warum ist dieser Mann kein Held? | Zeit → jana hensel hat sig­mund jähn, den ersten deutschen im all, besucht und denkt über die erin­nerung an men­schen wie ihn, die in der ddr bekan­nt waren und nun fast plan­mäßig vergessen und ver­schwiegen wer­den, nach

    Warum ist das eigentlich so? Ab und zu kann man daran erin­nern, dass ein Men­sch wie Sig­mund Jähn auch dem West­en gut zu Gesicht ste­hen würde, weil sein Lebenslauf in vielem eben­falls eine exem­plar­isch deutsche Biografie des 20. Jahrhun­derts ist. Und wenig­stens alle paar Jahre hil­ft es vielle­icht, den Ost­deutschen anzumerken, dass unsere Erin­nerungskul­tur sehr wahrschein­lich zu west­deutsch ist.

  • „Wir müssen Frei­heit­en bewusst ein­schränken“ | taz → ein (lei­der etwas kurzes) inter­view mit ulrich brand:

    Degrowth würde anderen For­men der Wirtschaft Raum geben, öffentlichen Unternehmen, der sol­i­darischen Ökonomie und so weit­er. […] Wir brauchen soziale Bewe­gun­gen, kul­turellen Wan­del, pro­gres­sive Unternehmer – und wir brauchen Poli­tik. […] Der lib­erale Frei­heits­be­griff tut so, als kön­nten alle frei sein. Aber das stimmt nicht. Im Moment sind die frei, die Geld haben. Wir müssen uns demokratisch Regeln set­zen, die unsere Frei­heit­en bewusst beschränken.

  • Diese Frauen müssen Sie ken­nen | Spiegel → sibylle berg und fre­undin­nen haben einen neuen kanon erstellt bzw. damit zumin­d­est ange­fan­gen.

    Die Welt wurde durch Ord­nungssys­teme, die vornehm­lich männliche Geis­tes­größen auflis­ten, nicht zu einem erfreulicheren Ort.
    Darum ist es Zeit für eine neue Liste. Neue Namen mit Ideen, die vielle­icht etwas zu einem fre­undlicheren Miteinan­der in der Welt beitra­gen kön­nen. Und die für die andere Hälfte der Bevölkerung auch Rel­e­vanz haben. Unser Kanon, um dieses wei­hevolle Wort zu ver­wen­den, ist unvoll­ständig und sub­jek­tiv, wie es Auflis­tun­gen immer sind, aber er ist ein Anfang.

  • The Untold Sto­ry of Not­Petya, the Most Dev­as­tat­ing Cyber­at­tack in His­to­ry | Wired → eine sehr lange und sehr span­nende reportage über den rus­sis­chen cyber­war-angriff Not­Petya auf die ukraine und dessen aus­bre­itung auf die welt:

    In fact, it was a clus­ter­fuck of clus­ter­fucks.

gefrorene schneeflocke

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  • “Mein Kampf” wird öfter in der Schule gele­sen | SZ → die edi­tion scheint also tat­säch­lich zu wirken:

    Seit der Veröf­fentlichung der his­torisch-kri­tis­chen Aus­gabe von Adolf Hitlers “Mein Kampf” wird das Buch immer öfter an bay­erischen Schulen behan­delt. Beson­ders in Mit­tel- und Beruf­ss­chulen wer­den jet­zt mehr Auss­chnitte der Het­zschrift auf unter­schiedlich­stes Weise in den Unter­richt einge­bun­den.

  • Alles online? | dig­ithek blog → von wegen alles ist dig­i­tal — die zen­tral­bib­lio­thek zürich hat in ihrem bestand mal nachgeschaut und ‑gezählt:

    Es ist noch längst nicht alles online ver­füg­bar, was in unseren Mag­a­zi­nen ste­ht. Und wenn es dig­i­tal vorhan­den ist, dann lohnt sich ein Blick in die Bib­lio­thek­sange­bote. Google hat zwar vieles dig­i­tal­isiert, auf­grund von Urhe­ber­recht­en sind die Werke aber nicht voll­ständig ver­füg­bar. Und manche Titel find­et man wirk­lich nur in den Bib­lio­theken.“

  • Die Mediatheken von ARD und ZDF: ein Hor­ror­trip | Über­me­di­en → ste­fan stuck­mann hat sich (in einem recht lan­gen text) die mediatheken der öffentlich-rechtlichen sender in deutsch­land angeschaut — und ist recht unter­wältigt. da bin ich ja fast froh, dass ich dank mediathekview die seit­en nur sel­ten auf­suchen muss …
  • “Der Panz­er auf der Brust der Stu­den­ten” | Zeit → hart­mut rosa über stu­den­ten, leis­tungs- und zeit­druck und das ler­nen

    Uni­ver­sitäten sind Reflex­ion­sin­stanzen der Gesellschaft. Die Atem­losigkeit des wis­senschaftlichen Betriebs existiert und bet­rifft Studierende und Lehrende. Ich denke, eine Gesellschaft, die glaubt, sich so eine Reflex­ion­sin­stanz nicht mehr leis­ten zu müssen, ist dem Unter­gang gewei­ht. Men­schliche Lebens­for­men kennze­ich­nen sich auch dadurch, dass sie sich reflex­iv weit­er­en­twick­eln, durch die Art und Weise, wie sie sich selb­st inter­pretieren und ver­ste­hen. Und das erfordert eine gewisse Dis­tanz zum oper­a­tiv­en Geschehen. Wenn man die Uni­ver­sität als reine Aus­bil­dungsin­sti­tu­tion betra­chtet, ver­liert sie ihre Reflexions‑, Kor­rek­tur- und Reparatur­funk­tion. […] Die Real­ität ist vielle­icht, dass die Uni­ver­sität zu ein­er Ent­frem­dungszone wird. Ziel müsste es sein, die Uni­ver­sität zu einem Res­o­nanzraum zu machen. Es ist ganz schw­er, unter den gegen­wär­ti­gen Bedin­gun­gen, Res­o­nan­zoasen zu schaf­fen.

  • Dig­i­tal­isierung, Effizienz und der Rebound-Effekt | trans­form → tilman san­tar­ius über den rebound-effekt und die dig­i­tal­isierung — nicht wahnsin­nig neu, aber eine gute zusam­men­fas­sung

    Es scheint, dass die Dig­i­tal­isierung nicht so entspan­nt ressourcenscho­nend ist, son­dern den gesellschaftlichen Stof­fwech­sel in ein­er Weise neu anregt, die die glob­ale Energie- und Ressourcennach­frage belastet: Die Effizien­zgewinne wer­den mehr als wettgemacht durch den gestiege­nen Kon­sum den die dig­i­tal­en Ser­vices und damit gesunke­nen Preise anre­gen.

spinnennetz mit tau (unsplash.com)

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  • Wer liest heute noch Arndt? | Lyrikzeitung & Poet­ry News → die lyrikzeitung zum stre­it um den namen der uni­ver­sität in greif­swald:

    Wo „Arndt“ drauf­ste­ht, ist heute in den aller­meis­ten Fällen schlimm­stes neon­azis­tis­ches „Gedanken“gut drin. Nicht alle, die auf dem Markt in Greif­swald für Arndt als ver­meintliche Iden­ti­fika­tions­fig­ur demon­stri­erten, kan­nten diesen braunen Sub­text. Einige aber schon! Den anderen rufe ich zu: Lest meinetwe­gen Arndt, den orig­i­nalen. Die Geschmäck­er sind ver­schieden wie die Mei­n­un­gen. Aber paßt auf, ob wirk­lich Arndt drin ist, wo Arndt drauf ste­ht.

  • Ach ja, und der Rauch | Geti­dan → einige meines eracht­ens gute und tre­f­fende beobach­tun­gen und ein­schätzun­gen zur doc­u­men­ta 14
  • Bericht zu Lage der Nation | taz → ein­fach gut (oder eben auch nicht …)
  • Thelo­nious Monk – Exzen­trik­er im Zen­trum der Jaz­zgeschichte | NZZ → vor hun­dert jahren wurde thelo­nious monk geboren

    Monk-Kom­po­si­tio­nen seien gefrorene Monk-Soli, seine Soli geschmolzene Monk-Kom­po­si­tio­nen, lautet ein schön­er Satz. Er erk­lärt, warum Monk-Stücke – selb­st wenn sie von anderen schlecht gespielt wer­den — immer nach Monk klin­gen. Deswe­gen war Monk ein Genie. Auch nach sein­er eige­nen Def­i­n­i­tion: «A genius is the one most like him­self.»

spinnennetz mit tau (unsplash.com)

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  • Die These vom Sound der Revolte | per­len­tauch­er → der per­len­tauch­er übern­immt einen teil eines gespräch­es aus dem “mit­tel­weg”, das wolf­gang kraushaar mit mar­tin bauer und ste­fan mörchen geführt hat. hier geht es vor allem um poli­tik und pop, um demon­stra­tio­nen und open-air-konz­erte und den (ange­blichen) “sound der revolte” sowie die zeitliche dif­feren­zierung dieser zusam­men­hänge zwis­chen den späten sechzigern und den frühen siebzigern
  • Pech für Fußgänger: Selb­st­fahren­der Mer­cedes soll im Zweifel immer den Fahrer schützen | t3n → wenn das stimmt, was t3n berichtet, dass der sicher­heitsabteilungsleit­er bei daim­ler bei autonomen fahrzeu­gen den fahrer schützen und z.b. fußgänger opfern möchte, zeigt das (wieder ein­mal) ein­dringlich, wie schlecht ethis­che fra­gen bei inge­nieuren aufge­hoben sind …
  • Fußball-Berichter­stat­tung: “Nen­nen wir das bitte nicht Jour­nal­is­mus” | kress → inter­view mit ron­ny blaschke über die unfähigkeit des “sportjour­nal­is­mus”, sich seines gegen­standes, ins­beson­dere beim fußball, jour­nal­is­tisch und kri­tisch zu näh­ern …
  • Umwel­t­ex­perte über Elek­tro­mo­bil­ität: „Bis 2050 kom­plett emis­sions­frei“ | taz → gutes (wenn auch kurzes) inter­view mit mar­tin schmied vom umwelt­bun­de­samt:

    Ein emis­sions­freier Autoverkehr ist ein gesamt­ge­sellschaftlich­es Pro­jekt, das wir alle brauchen. Und ohne entsprechende staatliche Ein­griffe wird es nicht gelin­gen. Der öffentliche Nahverkehr, Rad­fahrer und Fußgänger, aber auch Car­shar­ing müssen über bessere Infra­struk­tur natür­lich auch gefördert wer­den. Denn Elek­troau­tos lösen zwar die Prob­leme von Schad­stoff­be­las­tung in den Städten, aber sie lösen nicht die Kon­flik­te um die begehrten und knap­pen Flächen.

Ins Netz gegangen (10.10.)

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  • Fleu­ron → coole sache: eine daten­bank von orna­menten des buch­drucks des 18. jahrhun­derts

    Fleu­ron is a data­base of eigh­teenth-cen­tu­ry print­ers’ orna­ments. Eigh­teenth-cen­tu­ry books were high­ly dec­o­rat­ed and dec­o­ra­tive. Their pages were adorned with orna­ments that ranged from small flo­ral embell­ish­ments to large and intri­cate head- and tail­pieces, depict­ing all man­ner of peo­ple, places, and things. Fleu­ron includes orna­ments cut by hand in blocks of wood or met­al, as well as cast orna­ments, engrav­ings, and fleu­rons (orna­men­tal typog­ra­phy).

    Print­ers’ orna­ments are of inter­est to his­to­ri­ans from many dis­ci­plines (learn more here), not least for their impor­tance as exam­ples of ear­ly graph­ic design and crafts­man­ship. These minia­ture works of art can help solve the mys­ter­ies of the book trade, and they can be used to detect pira­cy and fraud.

  • We Need to Save the Inter­net from the Inter­net of Things | Moth­er­board → bruce schneier über die sicher­heit­sprob­leme, die — schon jet­zt abseh- und spür­bar, in naher zukun­ft aber um ein vielfach­es poten­ziert — das “inter­net of things” darstellt

    What this all means is that the IoT will remain inse­cure unless gov­ern­ment steps in and fix­es the prob­lem. When we have mar­ket fail­ures, gov­ern­ment is the only solu­tion. The gov­ern­ment could impose secu­ri­ty reg­u­la­tions on IoT man­u­fac­tur­ers, forc­ing them to make their devices secure even though their cus­tomers don’t care. They could impose lia­bil­i­ties on man­u­fac­tur­ers

    we need to build an inter­net that is resilient against attacks like this. But that’s a long time com­ing.

  • „vor­wärts“ und nicht vergessen? | car­ta → klaus vater über den “vor­wärts”, mit inter­es­san­ten anek­doten
  • Was läuft: Musik war immer wichtig | der Fre­itag → über die musik, die serien für die end-cred­its benutzen …
  • Weimar­er Repub­lik: Hat­te Weimar eine Chance? | ZEIT ONLINE → die “zeit” stellt zwei bew­er­tun­gen der weimar­er repub­lik gegenüber — von tim b. müller und andreas wirsching. inter­es­sant die unter­schiede (müller wieder­holt, was er seit zwei jahren auf allen kanälen mit­teilt …), aber auch die gemein­samkeit­en. und vielle­icht sollte man die bei­den ansätze/bewertungen über­haupt gar nicht so sehr als gegen­sätze, son­dern als ergänzun­gen betra­cht­en …

Ins Netz gegangen (13.5.)

Ins Netz gegan­gen am 13.5.:

  • Woge­gen ich bin, wenn ich gegen die Neuen Recht­en bin | Ver­fas­sungs­blog → max­i­m­il­ian stein­beis über die neuen recht­en, die “iden­titären” — und warum es falsch ist, sie als (neo)nazis abzustem­peln
  • Inter­view — Keine Reli­gion muss mit dem Grundge­setz vere­in­bar sein → ganz tolles inter­view mit dem islamwis­senschaftler thomas bauer, der u.a. sagt:

    Reli­gio­nen wer­den im Grundge­setz nicht geregelt. Das Grundge­setz regelt die Ver­fas­sung­sor­gane der Bun­desre­pub­lik Deutsch­land und gewährt den Bürg­ern Schutzrechte. Kein religiös­er Basis­text von der Bibel bis zum Koran ist mit dem Grundge­setz kom­pat­i­bel. Es muss aber auch keine Reli­gion mit dem Grundge­setz vere­in­bar sein, weil sie nicht gel­tendes Recht fes­tle­gen. Die Vertreter dieser Reli­gion dür­fen aber nichts machen, was gegen die Recht­sor­d­nung ver­stößt. Wenn eine mus­lim­is­che Gruppe forderte, dass anstatt des Bun­de­spräsi­den­ten ein Kalif an die Spitze des Staates tritt, wäre das natür­lich ver­fas­sungswidrig.
    […]
    Alles wird pauschal­isiert, ohne jede Tex­tken­nt­nis. Diese ganze Koran-Zitier­erei! Dass man zum Beispiel Schwule töten muss, ste­ht nir­gend­wo im Koran, wie oft behauptet wird. Wenn alles im Koran stünde, was ange­blich drin­ste­ht, müsste er fünf­mal so dick sein. Die Leute nehmen auch immer nur ganz bes­timmte Aus­sagen, meist die weniger fried­fer­ti­gen. Der Koran ist von Anfang an inter­pretiert wor­den, weil man son­st nicht viel mit ihm anfan­gen kann. Diese Inter­pre­ta­tion­s­geschichte wird vol­lkom­men aus­ge­blendet.
    […]
    Es sind die Deutschen, die mit ihrer Sprache schlud­ern und nicht mehr Hölder­lin lesen. Ver­suchen Sie mal, eine Hölder­lin-Aus­gabe in der Buch­hand­lung zu bekom­men. Das­selbe gilt für die Reli­gion. Kein Moslem hin­dert einen Chris­ten in Deutsch­land daran, in die Kirche zu gehen. Es gibt in Deutsch­land keine Islamisierung, son­dern eine Entchris­tian­isierung.

  • Wettstre­it der radel­nden Essen­skuriere: Wer bleibt auf der Strecke? | taz → schön­er, aus­führlich langer text der taz über die “neuen” essensliefer­di­en­ste in großstädten, die mit rad­kuri­eren aus restau­rants an “heimess­er” liefern (lassen)
  • David Wag­n­er: So lebt es sich als Schrift­steller in Berlin | Welt

    Ist dieses Berlin vielle­icht nur für Schrift­steller da? Ist Berlin ein großes Reser­vat für Autoren? Und wir merken nichts davon? Wer möchte, kann jeden Abend, jede Nacht Schrift­steller in freier Wild­bahn sehen.
    […]
    Geht ein Schrift­steller mal ganz unschuldig mit einem zweit­en Schrift­steller in eine Bar, um Schrift­steller­prob­leme zu besprechen oder ein­fach nur um einen weit­eren nicht­snutzig ver­bracht­en Tag zu feiern, ste­ht ganz schnell ein drit­ter Schrift­steller am Tre­sen, dann ein viert­er. Schrift­steller kön­nen wie Schmeißfliegen sein.
    […]
    Ein wan­dern­der Schrift­steller-Salon zieht durch die Stadt und spielt Mimikry.

Germany

- He’s from Ger­many. That’s in Europe. Next to Eng­land.
— I know Ger­many.
— Real­ly? What’s it like?
— Small. And full of Ger­mans.
— Oh.
Flo­ri­an Cossen, Coconut Hero (2015)

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