Die Füße—seelen, sie
seelen!Ich fühle sie laufen im Sommer,
die Wiese hinauf (ich muß den Sommer einrücken) -sie seelen -
vielleicht sogar während ich laufe, ja doch wohl während, -
und jetzt, im Januar—erinnert.
— Elke Erb, Meins, 52
Die Füße—seelen, sie
seelen!Ich fühle sie laufen im Sommer,
die Wiese hinauf (ich muß den Sommer einrücken) -sie seelen -
vielleicht sogar während ich laufe, ja doch wohl während, -
und jetzt, im Januar—erinnert.
— Elke Erb, Meins, 52
Schon wieder nix …
Der mittlerweile schon siebte Mainzer Maarauer-(Ultra-)Marathon, kurz MMM, startete dieses Mal nicht am Samstag morgen. Sondern am 23.12., also am Tag vor Heilig Abend. Und um 22 Uhr—also quasi mitten in der Nacht. Trotzdem waren so viele Läufer wie noch nie am Start, über zwanzig Verrückte begaben sich auf die fünf Runden, die—bei einer Rundenlänge von 9 km ganz logisch—45 Kilometer Gesamtstrecke und damit eben gerade so einen Ultra ergeben. Nicht alle sind aber angekommen. Und ich war einer von denen.
Dabei hatte alles so gut angefangen. Gleich auf den ersten Metern, noch auf der Kostheimer Mainbrücke, fand sich ein Trio zusammen, dessen Tempo mir gefiel. So sind wir gemütlich und einigermaßen gleichmäßig losgezogen, irgendwo um die 6 Minuten/km müssen das gewesen sein. Kilometer um Kilometer fiel, und ruckzuck waren wir schon wieder auf der Mainspitze, wo uns Brigitte und Thomas, die den Verpflegungsstand und die Läufer wunderbar betreuten, schon empfingen. Nach einem kurzen Nuckeln an der Trinkflasche—pures Mainzer Wasser —ging es auch gleich auf die zweite Runde. Meine Beine waren noch fast entspannt und geradezu unverschämt locker. Auch die zweite Runde absolvierten wir weiterhin schön gleichmäßig und ohne Probleme. Bei der dritten Dreibrückenrunde wurde es dann allerdings interessant, zumindest für mich: Irgendwas stimmte nicht mehr. Und es waren nicht die Beine, die waren zwar nicht mehr taufrisch, aber immer noch erstaunlich lebendig und fit. Aber der Kopf wollte nicht mehr: Die Müdigkeit wurde anstrengend. Vor allem, weil mein Kreislauf sich mit dem Kopf solidarisierte und ungeachtet des kontinuierlichen Laufens seit gut zwei Stunden beschloss, dass nun die normale Schlafenszeit sei und entsprechend reduzierte. Das führte zu seltsamen Zuständen—nein, kein Delirium, so schlimm war es nicht. Aber ab der zweiten Hälfte der dritten Runde begleitete mich doch ein permanentes Schwindelgefühl, ein Gefühl, als würde ich jeden Moment umkippen—und doch lief und lief ich einfach weiter … So richtig behagte mir das aber nicht, um es vorsichtig auszdrücken. Eigentlich hatte ich wieder mal genug. Doch Brigitte und Thomas ließen mich nicht so leicht vom Haken: Mit liebevoller Umsorgung und in Begleitung von Pierre, der auch etwas schwächelte, nahm ich die vierte Runde doch noch in Angriff. Wirklich besser wurde es aber nicht, überhaupt nicht. Im Gegenteil, fast: Das Schwindelgefühl verstärkte sich eher noch. Spätestens ab der Theodor-Heuss-Brücke war mir dann endnültig klar: Das wird ein DNF, nach dieser, der vierten, Runde breche ich das ganze ab.
Und so geschah es dann auch. Immerhin schafften wir es, kurz vor der Mainspitze noch zwei Läufer zu überrunden—und uns selbst nicht überrunden zu lassen. Das aber nur knapp, Jens kam kurz nach uns an—nur war er eben schon am Ende der fünften Runde.
Ich hätte ja nicht gedacht, das mich das Laufen in der Nacht so fertig macht. Aber vielleicht habe ich die Tage zuvor auch einfach zu wenig geschlafen. Nun ja, es gibt immer ein nächstes Mal. Beim Laufen sowieso und beim MMM ganz bestimmt.
Herrlich. Einfach nur herrlich. Der ersten Lauf im Schnee ist immer etwas besonderes, etwas schönes: Ich liebe es einfach, wenn der Wald, die Felder und die Wege weiß sind. Auch wenn es das Laufen etwas anstrengender macht. Heute morgen war das wieder wunderbar: Nach dem Sturm und den Regenschauern der letzten Tage habe ich überhaupt nicht damit gerechnet—aber die Sonne schien, der Himmel war blau: Ein richtig schöner Wintertag. Und in Erbach lag sogar ein bisschen Schnee. Also habe ich meine Winter– und Schlechtwetterschuhe rausgekramt, die Salomon XA 3D Ultra und bin losgezogen. Ein paar Kilometer weiter und einige Höhenmeter später fand ich mich im Bilderbuch des Winters wieder: Der Wald war richtig dick weiß, der feuchte Schnee hing dick an den Bäumen und auf den Ästen, die Wege waren niedrig und eng von den durch die Schneelast hinunter gekrümmten Bäumen—und einige kleinere hatte der Sturm auch auf die Wege geschmissen. Und ich lief mutterseelenallein im Wald über den noch unberührten Schnee: Nur ab und an kreuzte ein Wildfährte meine jungfräulichen Wege. Das ist—immer wieder—ungeheuer erhebend, ein Gefühl, das sich nur schwer beschreiben lässt. Da möchte man am liebsten laufen und laufen und laufen. Das tat ich dann auch erst einmal.
Dummerweise hatte meine rechte Socke nicht so viel Spaß wie ich: Kurz vor Bullau fing es an zu reiben—und beim nächsten Halt stellte ich mit Schrecken fest: Da ist, genau an der Oberkante des Schuhs, ein schön breites, großes Loch in der Socke! Das war neu—und nicht gerade vorteilhaft. Denn jetzt musste meine zarte Haut dran glauben. Die nächsten Kilometer waren nicht so erfreulich, es rieb und kratzte: Mir war klar, ich sollte doch langsam mal wieder in Richtung Heimat drehen … Passend war auch auf einmal, als ich in Bullau aus dem Wald kam, von dem herrlichen Wetter nichts mehr zu sehen: Graue Wolken überall, die nichts Gutes verhießen. Ganz hinten am Horizont fielen noch ein paar Sonnenstrahlen auf den weiß bestäubten Odenwald—aber da würde ich heute bestimmt nicht mehr hinkommen, nicht mit einer blutenden Ferse.
Also wurde die Runde doch etwas kürzer (22 Kilometer). Lustig war dann der Schluss—nicht so sehr die Tatsache, dass ich immer mehr mit Schnee und Wasser beworfen wurde, je tiefer ich kam und je mehr ich mich wieder Erbach näherte. Nein, eher der Zufall, dass die Wolken sich wieder auflösten und die Sonne wieder durchbrach. Und so hatte ich, als ich am Buchwaldskopf aus dem Wald kam, wieder mal einen herrlichen Blick über das sonnenerfüllte Mümlingtal: Das ist—trotz der zivilisatorischen Verschandelung des Tals—immer wieder erhebend, wenn man nach einem längeren/langen Lauf durch den Wald an dieser Stelle wieder aufs Feld kommt und einen freien Blick über Erbach und Michelstadt und noch mehr hat . Ganz besonders wirkt das natürlich, wenn die Sonne mitspielt. Da macht dann auch die aufgeriebene Ferse auf einmal nicht mehr viel aus.
Heute war es so weit: Mein erster Einsatzals Pacemaker stand auf dem Plan. Und zwar beim Arque-Lauf. Der zeichnet sich ja dadurch aus, dass in bestimmten Gruppen mit bestimmten Tempi gelaufen wird: 5:00min/km, 5:30, 6:00, 6:30 und 7 min/km. Das ganze über ein schöne Strecke von Kelkheim nach Mainz, über offizielle 34,xx km.
Gabi Gründling hatte im Sommer den #twitterlauftreff gefragt, ob jemand Lust hat, Pacemaker für diese Lauf—übrigns ein Spendenlauf—zu werden. Und ich hatte mich gemeldet. Und das dann erst einmal wieder schön vergessen. Zum Glück kam noch eine Erinnerungsmail …
Deswegen hat also heute um 6:15 Uhr der Wecker geklingelt. Und ich hatte keine Lust, mein schön gemütliches Bett zu verlassen. Natürlich habe ich es trotzdem getan, rechtzeitig, um den „Dom-Shuttle“, den Bus vom Fischtor in Mainz zum Start in Kelkheim, zu erwischen. Die Fahrt verlief mit der obligatorischen Läuferplauderei ziemlich zügig—auch ganz nett, so durch den Morgen zu fahren …
Am Sportplatz Reis in Kelkheim dann die Anmeldung, das Abholen des Pacemaker-Leibchens und Warten. Das Umziehen verschob ich noch ein wenig: Schön kalt war’s da oben am Waldrand. So richtig unangehm: 1 °C, aber vor allem neblig-feucht. Kein schönes Wetter, um in Laufkleidung herzumstehen. Ich hatte mich auf die Wettervorhersage verlassen: 6–8 °C, purer Sonnenschein war für den Vormittag sowohl in Kelkheim als auch in Mainz gemeldet. Also bin ich in kurzer Hose, dünnem Unterhemd, dünnem #twitterlauftreff-Shirt, dazu Ärmling und ein Buff-Tuch, gestartet. Vor und während dem Start war das definitiv zu wenig—böse gefroren habe ich. Unterwegs war es dann aber genau richtig.
Gruppe C also, die zweitschnellste (lieber wäre mir D gewesen, aber dafür hatten sich mehr Pacemaker gemeldet). Bis Samstag waren nur drei Pacemaker bekannt, darunter auch @ironchrissi vom #twitterlauftreff. Morgens tauchten dann aber noch weitere zwei auf, so dass wir mit fünf Leuten ausreichend stark waren: 3–4 vorne, zum Bremsen der übereifrigen Läufer, 1–2 hinten, damit das Feld zusammenbleibt. Die Gruppe war auch nicht übermäßig groß—laut Meldeliste 69 Läufer (fast nur Männer), so viele waren es aber wohl doch nicht.
Der Start, so ganz stilecht mit Pistolenschuss, erfolgte, wir sammelten unser Begleit-Polizei-Motorrad ein und legten los. Die ersten Kilometer waren fast notwendigerweise zu schnell—es ging nur bergab und wir wollten warm werden. Die Vereinigung mit der Mini-Gruppe vom Startplatz Stückes klappte auch. Dann, am Ortsausgang von Kelkheim, kam bald der erste—und schwerste—Anstieg. Das ging aber besser als ich befürchtete—ich fühlte mich ziemlich gut dabei. Dann geht es einige Kilometer leicht wellig durch den Wald—da zog es sich schon mal etwas auseinander—und schließlich wieder hinunter in den nächsten Ort, wo wir prompt einen kleinen Verlaufer einbauten, weil mein Kollege nicht auf mich hören wollte und zu früh abbog.
Und dann kam auch schon bald die erste Verpfegungsstation zwischen Kilometer 12 und 13 am Ortsausgang von Marxheim. Der weitere Weg nach einer kurzen Stehrast führte uns, immer noch gut im Schnitt mit um die 5:27 min/km durch verschiedene Orte, auch ein Stück Bundesstraße entlang—immer mit Polizeischutz und Krankenwagen als Verfolger.
Nach der zweiten Verpflegung in den Feldern bei Kilometer 20 oder so wurde der Druck aufs Tempo vorne etwas höher: Ein paar Läufer hatten es etwas eiliger als der vorgesehene Schnitt. Das ließ sich aber alles gut regeln, während die Strecke bei inzwischen wirklich herrlichstem Laufwetter—ca. 8 °C (geschätzt), Sonne pur—einfach wunderbar durch die Weinberge und am Main entlang führte.
Die dritte Verpflegung war dann auch schon in Hochheim, ungefähr bei Kilometer 28. Dann wurde der Weg etwas unschöner: Zunächst mit überraschend nervigem Pflaster (ist mir dort noch nie so aufgefallen). Und ich mag auch das Stück von Hochheim nach Kostheim nicht—keine Ahnung, warum eigentlich. Am Deich kann’s eigentlich nicht liegen, die laufe ich sonst eigentlich gerne …
Etwas später, am Anfang der Maaraue, war dann ziemlich plötzlich die Luft raus, die Beine wollten nicht mehr so recht, die Kraft fehlte. Und der Wille reichte nicht mehr. Ich ließ mich also ans Ende der Gruppe zurück fallen und begleitete die Letzten—die hatten noch etwas mehr Probleme als ich—mit nach Mainz und ins Ziel.
Da gab’s natürlich wieder die obligatorische Fünf-Minuten-Terrine—das gehört einfach zum Arque-Lauf dazu. Reichhaltige Getränke-Auswahl war auch vorhanden: Das war mehr, als so mancher Stadtmarathon (ja, auch der in Mainz) bei in der Regel deutlich höheren Anmeldegebühren auf die Beine stellt. Überhaupt lief die Organisation wieder wie am Schnürchen: Man merkt eben, dass die das schon einige Jahre machen. Schade nur, dass die Teilnehmerzahlen das nicht (mehr) widerspiegeln: 341 Läufer waren am Samstag gemeldet, da kamen natürlich noch einige Nachmeldunge hinzu. Seit einigen Jahren werden es kontinuierlich weniger Läufer (bei den Radfahrern werden es eher mehr). Vielleicht ist das denen zu wenig glamourös, zu wenig Event? Und Marathoni kann man sich dann auch nicht nennen. So ganz verstehen kann ich das aber nicht: Das ist doch gerade das Schöne am Laufen, dass man auch so etwas wunderbar machen kann, ganz ohne Druck. Und wenn man sich halbwegs richtig einschätzt, muss man wirklich einfach nur (mit-)laufen, sich nicht um Weg oder Tempo kümmern. Und bekommt sogar noch Verpflegung auf den knapp 35 Kilometern—das ist doch einfach schön. Insbesondere natürlich, wenn das Wetter so großartig ist wie heute. Da hat es sich wirklich gelohnt, dass ich zum ersten Mal beim Laufen meine Kontaktlinsen—sonst bin ich ja komplett ohne Sehhilfen unterwegs—benutzt habe: underschöne Ausblicke im Taunus und den Weinbergen am Main, mit herbstlichem Laub und natürlich strahlendem Sonnenschein. Besser geht’s eigentlich nicht.
Arque-Lauf 2011: Gruppe C (5:30 min/km), Laufzeit heute: 3:11:33 (ja, wirklich!) für 34,630 Kilometer (hat auch ziemlich genau so auf meinem Garmin gestanden).
Die sechste Auflage des Mainzer Maaraue-Marathons (mit neuem Streckenrekord—das wird inzwischen ganz schön schnell …) musste heute leider ohne mich auskommen: Morgen bin ich als offizieller Gruppenbegleitläufer beim ARQUE-Lauf—und 80 Kilometer an zwei Tagen sind im Moment doch zu viel.
Ich war aber immerhin am Start dabei, hab‘ kurz Hallo gesagt, ein paar Fotos gemacht und die erste Hälfte der Strecke schon einmal markiert (ist richtig anstrengend, bei jeder Ecke und jedem Abzweig für jeden Pfeil vom Fahrrad steigen, mit der Kreide auf dem Asphalt rummalen und wieder weiterziehen ).
Das beste Bilderbuch zum Laufen, das es gibt: Von den Machern des unbedingt empfehlenswerten (und kostenlosen) „Trail Magazins“, Stephan Repke (Gripmaster) und Denis Wischniewski, kommt dieses schöne Buch.
„Trailrunning. Die neue Art zu laufen“ steht schön auffällig auf dem Umschlag. Dabei ist es natürlich alles andere als „neu“, auf kleineren Wegen und Pfaden in der Natur laufen zu gehen. Das wissen die beiden Autoren natürlich auch—aber irgend ein knackiger Titel muss ja sein.
Eifrigen Lesern des „Trail Magazins“ wird das meiste hier bekannt vorkommen: Die Reportagen der verschiedenen Läufe quer durch die Welt standen da (fast?) alle schon einmal drin. Hier gibt es sie halt noch einmal gedruckt, mit vielen, vielen tollen, fantastischen Bildern.
Die Läufe führen nach Island, über Korsika oder Teneriffa, durch Südafrika oder die Sahara, über die Alpen in verschiedenen Varianten und durch deutsche Wälder und Städte (ja, auch das—ein Versuch zumindest, auch in der „Zivilisation“ Trails zu finden …). Aber eigentlich egal, wo gerade gelaufen wird—Spaß macht es den Beteiligten offenbar immer. Und dem Leser und Schauer ganz viel Lust, die Schuhe zu schnüren und raus in die Wildnis loszuziehen. Dass das nicht immer so einfach ist, ist klar. Nicht jeder wohnt optimal am Rand der Alpen oder so, in guten Trailrunninggebieten—oder fährt für einen Lauf erst einmal ein paar Hundert Kilometer Auto).
Das sehe ich auch immer bei den Fans des Trailrunnings, insbesondere im „Trail Magazin“, etwas als Mangel: Mir scheint, sie haben ein sehr bestimmtes, fixiertes Bild des Trails, das ich zu einseitig finde: Ihre Wege führen sie fast immer in die Berge, ins Gebirge, mit allen Vor– und Nachteilen. Schön laufen kann man aber auch in Mittelgebirgen und im Flachen—das ist für die allermeisten Läufer auch mit mehr Laufen verbunden als sich die Berge hoch und runter zu quälen, wo ja immer auch einiges an Gehen dazugehört …
Und dann wäre da natürlich noch der Markenfetischismus der Macher, die Fixierung auf Salomon als Ausrüster—ich glaube fast (ohne es jetzt konkret überprüft zu haben oder zu wollen) es gibt in diesem Band kein Foto, auf dem nicht Salomon-Ausrüstung vertreten ist. Andere Hersteller machen natürlich auch vernünftige Ausrüstung, werben allerdings nicht so intensiv mit dem Trailrunning wie Salomon momentan. Aber davon muss/darf/sollte man sich den Spaß an diesem schönen Buch ja nicht verderben lassen …
Stephan Repke/Denis Wischniewski: Trail Running. Die neue Art zu laufen. Bielefeld: Delius Klasing 2001. ISBN 978–3–7688–3266–3. 158 Seiten. 24,90 Euro.
Da ist es also endlich, das „Handbuch Ultralauf“—dann sollten jetzt ja endlich mal alle Fragen geklärt sein. Sie sind es natürlich nicht, ganz im Gegenteil. Und das ultimative Handbuch erscheint auch noch in der Runner’s‑World-Reihe—ist Ultralauf jetzt endgültig Mainstream geworden? Nein, auch das nicht—das Handbuch weist selbst auf die tlw. stagnierenden, tlw. minimal steigenden Zahlen der Läufer und Läuferinnen hin.
Wolfgang Olbrich, Sportwart der DUV, versucht sich hier also am Rundumschlag: Von der Geschichte des Ultramarathonlaufs bis zu spezifischen Trainingsplänen ist über Trainingsgrundlagen, Ausrüstung, mentales Training, Ernährungs– und orthopädische Fragen so ziemlich zu jedem „Problem“ des Ultras hier etwas zu finden. So richtig begeistern konnte mich das Buch aber trotzdem nicht.
Das fängt schon am Anfang an: Die ersten 36 Seiten (kein unbeträchtlicher Teil des Umfangs also) sind eigentlich verschenkt. Da wird ausführlich die Situation der Verbände (inklusive ihrer Komittees und deren Vorsitzenden) und der Meisterschaften auf nationaler und internationaler Ebene referiert—ist das wirklich nötig? Die DUV wird (natürlich) sehr prominent dargestellt (inklusive der „internen Streitigkeiten“ …—den VFUM hätte man, bei aller Antipathie, hier durchaus auch mal erwähnen können). Auch die restlichen Verbände wie DLV und IAU bekommen viel Raum. Und das gleich am Anfang, direkt nach einigen kursorischen Bemerkungen zur Geschichte des Ultralaufs.1
Das Fazit nach dem ersten Fünftel also: Wenig hilfreich bisher. Doch dann geht’s los: Kapitel 6–8 zeigen die Trainingsgrundlagen für den Ultralauf. Hier beschreibt Olbrich dann doch wieder erst einmal die üblichen Trainingsformen—extensive und intensive Dauerläufe, Intervalle, Fahrtspiele … -, aber wenigstens schön knapp, obwohl er mehrmals darauf hinweist, dass er genau das eigentlich voraussetzt (zusammen mit mehrjähriger Marathonerfahrung). Vor allem tut er es aber mit spezieller Berücksichtigung der langen Distanzen und geht auch auf Ausgleichstrainings (Dehnen, Kräftigungsübungen) und Lauf-ABC jeweils knapp ein.
Dem folgen kurze (wirklich ausführlich ist in dem Handbuch eben nichts) Kapitel zur Ernährung (Olaf Hülsmann), zu Problemen des Magen-Darm-Trakts beim langen Laufen (Stefan Hinze), zu orthopädischen Aspekte der langen Belastung (Dietmar Göbel), zu mentalen Aspekten des Ultras und schließlich noch 25 Seiten Trainingspläne (50km, 100km, 24h, Etappenläufe).
Die abschließenden 12 Seiten zur „Ausrüstung“ waren wohl Pflicht für die Sponsoren,2 sind für den Läufer aber eher unnötig—schließlich ist das Handbuch laut Einleitung doch ausdrücklich für Athleten gedacht, die „bereits seit mehreren Jahren im Laufbereich trainieren“ (11)—was ja auch sinnvoll ist, bevor man den ersten Ultra angeht. Genau diese Sportler wissen aber doch schon, was man beim Laufen anziehn sollte, das es Pulsmesser und GPS-Uhren gibt …
Ganz zum Schluss kommt noch ein kurzer Literatur-Anhang mit sehr ausgwählten Titeln: (Basis-)Literatur zum Laufen allgemein und zur Trainingslehre fehlt komplett (obwohl z.B. beim Noakes doch auch was zum Ultralauf drin steht), die Liste führt fast ausschließlich medizinische (gastro-enterologische und orthopädische, auch psychologische) Untersuchungen/Artikel an.3
Also: Den Titel „Handbuch“ halte ich für etwas übertrieben, sowohl hinsichtlich des Inhalts als auch des Umfangs von 192 seiten (inkl. verschiedener Laufberichte, die mir teilweise schon bekannt vorkamen, aus der UM oder den entsprechenden Internetquellen?, und kurzen Läuferporträts, die aber sehr schematisch geraten sind und die Personen kaum vorstellen. Es bleiben dabei 180 Seiten eigentlicher Text der Kapitel 1–18 (mit vielen, nicht immer aussagekräftigen Fotos). Wenn man die Veranstaltungsberichte und Porträts rausnimmt, sind es noch 136 Seiten, davon aber auch 25 Seiten Definintion, Ultra-Geschichte, die Darstellung der Verbände, Meisterschaften und großer Veranstaltungen (kurz beschrieben werden: Comrades, Biel, Badwater, Spartathlon, Rodgau, Kienbaum und Rennsteig)—letztlich bleiben also nur noch gut 100 Seiten für den eigentlichen Inhalt übrig—kein Wunder, dass mir vieles etwas oberflächlich dargestellt schien.
Ohne Zweifel werden alle wichtigen Aspekte abgehandelt, aber zum Teil eben nur beschreibend, ohne vernünftige, d.h. wirklich helfende Handlungsempfehlungen (insbesondere im Bereicht der Ernährung und Verdauung, zum Teil auch einfach nur seh abstrakt und wenig konkret.
Das Problem, weswegen das Handbuch mir so unbefriedigend scheint, ist wohl folgendes: Erstens ist Vieles, gerade das grundlegende Wissen, in den großen Büchern zum (Marathon-)Laufen auch schon in den verschiedensten Ausprägung ausreichend erklärt und beschrieben. Und zweitens gibt es zum Ultralauf keine bzw. nur wenige wirklich allgemein geltenden Verfahrensweisen, was die Ausgestaltung des Trainings im Detail z.B. betrifft, oder was die Ernährung während des Wettkampfes angeht—und das muss Olbrich, der ja ohne Zweifel Ahnung und ausreichende Erfahrung hat und auch viele Läufer und Veranstaltungen gut kennt, eben immer wieder konstatieren. Mich hat das ein wenig unbefriedigt hinterlassen, bei der Lektüre.
Dazu kommt noch (wieder einmal) ein unzureichendes Lektorat—sprachlich mittelmäßig, wechselt der Text z.B. zwischen Duzen und Siezen, Satzfehler etc.—das ärgert mich immer ein bisschen. Das geht schon damit los, dass Umschlag und Titel sich nicht einig sind, wie das Buch überhaupt heißt. Und das setzt sich im Text eben fortwährend fort. Das ist für Hobbypublikationen o.k., entspricht aber nicht meinem Anspruch an offizielle Verlagsveröffentlichtungen.
Viel Gemecker also hier. Trotzdem für den Einsteiger sicherlich nett und hilfreich. Es geht aber eben auch besser—behaupte (und denke) ich. Ich vermute, es war den Autoren einfach nicht klar genug, was das werden/sein soll: Ein Handbuch für Ultraläufer? Für am Ultramarathon Interessierte? Soll es den Ultralauf populär(er) machen oder dem Ultraläufer, ob Anfänger oder Fortgeschrittener, als Nachschlagewerk zur Seite stehen? Es will dann irgendewie alles—und schafft dann nichts richtig befriedigend.
Wolfgang Olbrich: Handbuch Ultralauf [Mehr als Marathon! Trainingspläne für 50 Km und mehr, Mentaltraining, Ernährungstipps]. Aachen: Meyer & Meyer 2011 (Runner’s World). 192 Seiten. ISBN 978–3–89899–657–0. 19,95 Euro.
Nach dem recht schönen und erfolgreichen Gutenberg-Marathon war im Mai klar: Das versuche ich nochmal—beim Hessentagsmarathon in Oberursel. Und das war heute. Der Marathon war nicht nur eine gute Gelegenheit für einen langen Lauf, sondern auch mal wieder ein schöne Möglichkeit, andere Läufer zu treffen—vor allem die vom Twitterlauftreff, aber auch einige andere, u.a. Petra von den Streakrunnern und Andi vom MMM.
Zunächst hieß es aber: früh Aufstehen. Sehr früh. Nach dem Schlafmangel der letzten Woche hatte ich zwei Tage hintereinander kaum fünf Stunden Schlaf—das zehrt dann doch irgendwie. Immerhin, die Anreise nach Oberursel von Mainz aus war problemlos: Mit dem Fahrrad schnell hinüber nach Mainz-Kasel, von dort um 5:34 Uhr (!) mit der S9 nach Frankfurt, und dann weiter mit der S5 nach Oberursel—die war heute morgen ein richtiger Läuferzug …
In Oberursel folgte dann ein kurzer Fußmarsch zur Sporthalle der Grundschule Mitte (gerade rechtzeitig zum Hessentag fertig geworden, wie ich von einem Einheimischen erfahre) und der „Check-In“, also Startnummer abholen, Handtuch des Sponsors DAK in Empfang nehmen (mit seltsamen Abmessungen—wofür das wohl gedacht ist?) und natürlich der obligatorische Gang zur Toilette. Dort war @speedrob etwas erstaunt, dass ich ihn in der Warteschlange anquatsche
Dann, beim Umziehen, das Treffen mit den anderen Läufern von Twitterlauftreff, Vorstellen, etwas Quatschen und den Lauf vorbereiten. Nach dem Abgeben des Kleiderbeutels (mit extra „Gaderobennummer“) wieder ein kurzer (sehr kurzer) Fußweg zum Start—so weit, so gut alles. Am Start konnten wir dann noch Joe Kelly bei der Pressearbeit zuschauen und landeten unversehens ganz vorne in der Startaufstellung, weil der Start weiter hinten ist als wir dachten. Das hatte aber schon seine Richtigkeit, speedrob trug schließlich die Startnummer 1.
Und superpünktlich geht es los—ganz unspektakulär, ohne Startschuss, setzen sich die 400 ?)Marathonis und die Startläufer der 80 Marathon-Staffeln um 8 Uhr in Bewegung. Die Halbmarathonis durften länger schlafen, deren Start ist erst um 9:15 (bei fast 1000 Anmeldungen eine sinvolle Lösung—auch wenn ich mir sicher bin, dass ich mich noch für 9 Uhr angemeldet hatte—bei 8 Uhr hätte ich wohl länger überlegt …). Der Marathon beginnt mit einer kurzen Runde durch die Stadt, einer kleinen Schleife auf den ersten beiden Kilometern. Und dann geht es in den Wald—und gleich mal bergauf. Nicht so sehr schlimm, noch sind die Beine frisch. Aber es bleibt ja nicht der letzte Anstieg.
Die Runde führt uns im Zickzack (zumindest empfinde ich das so, auf der Karte sieht das gar nicht so schlimm aus) über eine Bogen durch die Wälder des Taunusrandes von Oberursel—ganz nett eigentlich, da. Am Rand touchieren wir auch mal kurz zwei zu Oberursel gehörende Dörfer. Und vor allem: Es geht immer auf und ab. Wirklich eben ist—zumindest in meiner Erinnerung—keine 10 % der Strecke. Meist ist es nicht so sehr steil (obwohl es auch einige schon heftigere An– und Abstiege gibt), aber auch das macht sich bemerkbar. So richtig fit fühlte ich mich dabei von Anfang an nicht, einfach etwas schlapp und nicht so knackig. Noch ist das aber überhaupt kein Problem, so nach und nach fielen die Kilometer.
Dann taucht auch schon die erste Verpflegungsstelle auf: Also kurz Wasser fassen. Danach geht es über eine sehr schmale Brücke und ein kurzes Pfadstück weiter durch den Wald. Bald folgt dann auch die kurze Wendepunkt-Strecke, bevor es wieder hinab geht nach Oberstedten, um das wir einen kleinen Bogen schlagen, bevor die zweite Verpflegung erreicht ist, die zugleich auch Staffelwechselzone ist. Dann kommt ein ganz nettes Stückchen, am Feldrand, und dann durch die Tannenalle zum Gotischen Haus, wo es—wieder einmal—im Wald bergauf geht. Und da gings los: Der Magen krampft. Wieso ist mir völlig unklar, das macht er sonst ja auch nicht bei mir. Es wird zwar immer wieder besser, aber auch immer wieder schlechter: So ganz los werde ich das nicht mehr.
Über lange Geraden kommen wir wieder zum Nadelöhr der Strecke bei der Verpflegungsstelle. Da kommen mir nicht nur die führenden Halbmarathonis entgegen, sondern auch schon der erste Marathon—ein beachtliches Tempo hat er drauf, er wird mit einer sehr guten 2:39 ins Ziel kommen. Die Verpflegung ist in dieser Richtung etwas unpraktisch, direkt am Ausgang der Station geht’s nämlich steil hoch auf die Hohe Mark. Gut, das lässt sich alles deichseln, noch machen die Beine mit. Aber ein anderes Problem taucht auf und wird nach der Hohen Mark, auf dem sanften Bergab-Stück, doch deutlich zu einem Problem: Mein Kreislauf solidarisiert sich mit dem Magen und fängt auch schon zu spinnen. Das hatte ich ja noch nie … Das sind keine wirklich ernsten Probleme, aber immer wieder wird mir zeitweise etwas schummrig im Kopf, etwas unangenehm fühlt sich das beim Laufen an. Vielleicht/hoffentlich liegt das am Schlafmangel—mein Körper und mein Geist ist müde, die wollen jetzt nicht auch noch einen Marathon laufen. Da ich ja nichts riskieren will, heißt das: Immer wieder Tempo raus nehmen. So langsam finden die Beine das auch eine akzeptable Idee. Auf den letzten Kilometern der erste Hälfte erwäge ich sogar, Schluss zu machen—mir ist das alles zu seltsam heute. Aber dann siegt doch wieder die Unvernunft und der Kampfgeist
Vorerst geht es aber weiter bergab, zurück nach Oberursel. An den Ortsrand kommen wir beim Kreisel nach einem kurzen Wasserfassen durch die Wende in die zweite Runde nach 22 Kilometer. Ich habe für die erste Hälfte (also den Halbmarathon) so ca. 1:57 gebraucht—gar nicht so schlecht eigentlich. Aber wohl doch zu schnell. Denn bergauf wird es zur jetzt immer mehr Qual. Meine drei Probleme des Tages addieren sich: Die erst Gehpause ist nach 23 Kilometern am Berg fällig. Und sie bleibt nicht die letzte. Denn der Magen grummelt und krampft immer öfter—so richtig viel Spaß macht das nicht mehr. Die Gehpausen häufen sich—alle Anstiege bewältige ich so: Die höhere Anstrengung des Bergauf-Laufens mag nämlich weder Kreislauf noch Magen noch tolerieren. Aber es geht weiter. Und so langsam werden die Zahlen auf den Kilometerschildern höher, irgendwann steht auch mal eine 3 vorne. Aber dann noch einmal der lange, sanfte Anstieg, vorbei am Gotischen Haus, hoch in den Wald. Das zieht sich jetzt verdammt lange … Vor allem zieht es sich bis zur nächsten Verpflegungsstelle. Da versuche ich, ob Cola (nehme ich gerne kurz vor Schluss) heute ok ist—es scheint zumindest nichts zu verschlimmern. Dann der letzte steile Hang hoch zur Hohen Mark, die letzten 4,5 Kilometer … Inzwischen mag mein Forerunner dieses elende Gewürge, das ich jetzt Laufen nenne, mehr mit ansehen und protokollieren und hat sich abgeschaltet (offenbar hat er sich in der Nacht mal wieder selbständig angestellt—gestern abend war der Akku voll).
Und dann endlich Kilometer 40, der letzte Abstieg nach Oberursel. Jetzt noch einmal alles mobilisieren, um laufend ins Ziel zu kommen! Das gelingt auch, die Uhr steht bei 4:24 irgendwas. Das ist—mit Abstand—meine schlechteste Zeit. Angefühlt hat sie sich aber verdammt hart—der Hessentagsmarathon kam mir vor wie der härteste Marathon in meiner Sammlung bisher. Das lag aber nicht nur an meiner wackligen Konstitution heute, sondern natürlich auch am fehlenden Training—irgendwann merkt man’s halt doch
Im Ziel habe ich erstmal ordentlich gebechert—Wasser, Apfelsaft, eine Banane—und das obligatorische Bier. Dann bin ich zurück in die Grundschule gewandert, geduscht und umgezogen (alles problemlos—kaltes Wasser ist ja ok, so lange es noch nass macht), das Finisher-Shirt abgeholt und die anderen wiedergetroffen. Zumindest einen Teil …—die meisten Halbmarathonis waren des Wartens schon überdrüssig geworden … Tja, und das war’s ja dann auch schon wieder: Ab zum Bahnhof und heim—genug geschafft für heute.
Der Ausrichter TSG Oberursel hat mit dem Hessentagsmarathon—immerhin das erste Mal, dass er stattfand—eine ordentliche Arbeit geleistet. Die Organisation war insgesamt sehr zuverlässig und gut (schön auch die sehr ausführliche „Vorbereitungs-E-Mail“ mit allen wesentlichen Daten zum Ablauf), die Strecke perfekt ausgewiesen und abgesperrt, die Kilometer alle schön markiert, eine Menge Helfer waren unterwegs. Deshalb die folgende Kritik bitte nicht zu hoch hängen: Eine Verpflegungsstation mehr auf der Runde wäre nicht verkehrt gewesen, die Abstände waren grenzwertig (und ich habe gehört, für manche auch schon zu groß—es gab wohl den einen oder anderen Problemfall). Für die Marathonis hätte ich mir—z.B. am Kreisel bei der Wende—auch ein paar Bananen oder so gewünscht: Der Start war recht früh, nicht jeder hat vorher wirklich ausgiebig gefrühstückt. Und dann habe ich noch nie bei einem Lauf, ob Marathon oder weniger, so wenig Sanitäter gesehen—nämlich eigentlich nur an einer Stelle und im Ziel. Vielleicht standen die in Bereitschaft gut versteckt, aber das hat mich schon gewundert. Sicher, bis auf einen Abschnitt im Wald waren die Helfer ziemlich gut verteilt und sehr präsent, so dass es nicht allzu schwierig gewesen wäre, Hilfe anzufordern.
Schön war aber auch: Es gab erstaunlich viel Stimmung für so eine einmalige, erstmalige Veranstaltung—klar, das meiste war im Wald, aber in den bewohnten Gebieten gab es viel Anfeuerung für die Läufer. Und interessant: Die Staffeln waren erstaunlich langsam—da sind tatsächlich einige mit und nach mir ins Ziel gekommen. Ich hatte eigentlich erwartet, dass die spätestensnach 3,5 Stunden alle durch wären.
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Es geht tatsächlich. Aber, um das gleich klarzustellen, vernünftig ist das überhaupt nicht. Und empfehlenswert auch nicht so richtig.
Aber von vorne: Nach langem Überlegen hatte ich mich im September doch wieder für den Mainzer Gutenberg-Marathon angemeldet. Ich war mir zwar noch nicht sicher, ob ich den auf neue Bestzeit laufen würde oder einfach so. Aber Training hatte ich schon geplant. Dann wollte aber zunächst meine Ferse nicht so recht. Und dann war Winter. Und dann … Ehe ich mich versah, war jedenfalls schon wieder Februar—und ich ging beim 5. Mainzer Maaraue-Marathon auf den letzten Runden ziemlich kläglich unter (kein Wunder, die langen Läufe fehlten einfach). Aber irgendwie war das immer noch nicht genügend Motivation, endlich mal wieder in ein richtiges, geregeltes, ordentliches Marathon-Training einzusteigen. Stattdessen spielte ich querfeldein herum und begann, öfters in den Fivefingers zu laufen—was natürlich, vor allem zu Beginn, gehöri auf die Distanzen ging. Immerhin hielt mein Streak noch: So kurz vor der Drei-Jahres-Marke wollte ich nicht klein beigeben. Und dann war der April auch schon wieder fast zu Ende und ich stand endgültig vor der Entscheidung: Was mache ich nun am 8. Mai? Laufe ich trotz allem versuchsweise einen Marathon? Oder höre ich nach der ersten Runde auf? Ganz ausfallen lassen wollte ich das nicht, dafür war mir die Startgebühr eigentlich zu hoch. Also mein vorläufiger Beschluss: Ich laufe zunächst den (sowieso schon geplanten und gemeldeten) Frankensteinlauf mit den Fivefingers. Und am Wochenende danach stelle ich mich einfach an den Start, laufe los und schaue, was dabei rauskommt—durchaus mit dem Ziel, die 42 Kilometer auch voll zu machen.
Aber so einfach war es dann doch nicht. Beim Frankensteinlauf ging nämlich etwas schef (was, das weiß ich immer noch nicht): Am Ende der netten 15 Kilometer hatte ich riesige Blasen unter den beiden Fersen. Vor allem der linke Fuß (und links ist sowieso die Seite, wo bei mir alle Unfälle passieren) sah gar nicht gut aus. Den Anfang der Woche habe ich die Füße also mit kurzen Läufen geschont. Beim ersten etwas „längeren“ Lauf, der Dreibrückenrunde mit ca. 12 Kilometern, am Donnerstag hatte ich wohl doch die falschen Schuhe erwischt. Jedenfalls hat es links noch einmal etwas gerieben und die Blase—die ja nicht nur auf der Sohle war, sondern sich auch auf den Außenrist hochzog—fing an, sich zu öffnen. Das war jetzt wirklich blöd, die neue Haut unter der Blase war nämlich noch reichlich empfindlich. Also wieder alles in Frage stellen? So schnell nicht, es gibt für alles eine Lösung. Und der Plan bestand weiterhin. Zumal ich mich inzwischen einer kleinen Gruppe Mainzer Läufer angeschlossen hatte, die beim Marathon mit entsprechenden T‑Shirts für den Ausstieg aus der Atomenergie werben wollten—ein Rückzug war jetzt also nicht mehr möglich.
Und dann war es auch schon Sonntag. Der Wecker klingelte um acht Uhr, das sollte mir genügend Zeit geben, mich vorzubereiten. Denn das Wichtigste heute war: Tapen ohne Ende. Alle halbwegs kritschen und gefährdeten Stellen der Füße wurden großzügig mit Leukotape gesichert.
Trotzdem war ich mir immer noch nicht im Klaren, wie das ausgehen würde … Kurz vor Neun machte ich mich dann auf den kurzen Fußweg zum Start an der Rheingoldhalle. Eigentlich waren die Läufer „gegen Laufzeitverlängerung“ am Ende des ersten Startblockes verabredet. Aber das war offensichtlich keine gute Idee gewesen—gefunden haben wir uns da nämlich nicht. Da ist auch kein Wunder: Die Startaufstellung in Mainz ist zwar theoretisch gut und genau geordnet, löst sich aber jedes Jahr spätestens um 9.20 Uhr in totales Chaos auf. Im ersten, roten, Startblock waren dann auch wirklich alle Farben zu sehen: Grün, Blau, Gelb, Orange. Und das merkt man auf den ersten Kilometern, die ja sowieso ein ziemliches Gewusel sind, doch sehr deutlich.
Irgendwann war es dann wieder soweit: Die hämmernde 08/15-Technomusik durfte schweigen, der Marathon wurde gestartet. Selbst für den ersten Block dauert das natürlich immer etwas, bis man wirklich an der Startlinie ist und loslaufen kann. 12000 Läufer seien am Start, hieß es im Feld. Kein Wunder, bei strahlendem Sonnenschein und schon morgens angenehmen 20 °C gibt es kaum Ausreden … Also, es ging los. Ich schwamm zunächst einfach mal im Feld mit, schaute, was so passiert—mit mir und meinen Füßen. Und meinen untrainierten Muskeln. Bald hinterm Start holte mich der erste Anti-Atom-Läufer ein, zog aber bald weiter, weil er einen zügigeren Halbmarathon geplant hatte. Etwas später wiederum hatte ich auf einmal eine Geisterhand an der Schulter: Ronald, auch mit gelben T‑Shit, hatte mich gefunden. Das war eine gute Fügung, wir blieben bis kurz vor der Halbmarathonmarke zusammen. Bis dahin lagen aber noch ein paar Kilometer vor uns. Bei der ersten Verpflegung auf dem Weksgelände von Schott war großes Chaos—angesichts der Wärme wollten die meisten Läufer gleich von Anfang an trinken, was die hilfsbereiten Wasserausschenker gut in Anspruch nahm. Denn noch war das Feld sehr dicht, wir waren ja auch erst einige Kilometer unterwegs. Und es blieb auch recht voll auf der Strecke: In unserem Tempo waren ziemlich viele unterwegs. So spulten wir also Kilometer für Kilometer ab, meist zwischen 5’20 und 5’30. Meine Taktik sah eigentlich gaaaaanz anders aus: Da ich meine Form überhaupt nicht einschätzen konnte, hatte ich mir das vollkommen willkürliche Ziel der Vier-Stunden-Marke gesetzt, was—vor allem am Anfang—eher 5’40 pro Kilometer bedeutet hätte. Aber irgendwie liefs einfach locker und angenehm—durch’s Mombacher Gewerbegebiet und dann wieder durch den großen Hotspot Mombach—die ganz selbstbewusst, aber nicht völlig zu Unrecht behaupteten, die beste Stimmung an der Strecke zu haben, zurück in Richtung der Mainzer Innenstadt. Bis dahin gab’s natürlich wieder einige Schlenker und Kurven durch die Wohngebiete der Neustadt. Aber inzwischen, nach sieben, acht Kilometern, machte das Laufen in diesem Tempo richtig viel Spaß. Auch wenn ich anfing zu grübeln, wie wohl meine zweite Runde aussehen würde—Roland wollte ja irgendwo bei Kilometer 30 aussteigen um seine Kräfte für den Rennsteig-Marathon zu sparen.
Ruckzuck waren wir dann um die Christuskirche herum und eilten schon wieder auf die Altstadt zu. Sehr schön immer wieder der Moment, wenn man von der Langgasse auf die Ludwigstraße einbiegt, und in die Publikumsmassen eintaucht—da war schon ziemlich viel los. Auch auf dem Gutenbergplatz und durch die Augustinerstraße war wieder klasse Stimmung. Dann, hinter dem Südbahnhof, beginnt ja der etwas abschreckende Teil der ersten Runde: Die ewig lange Gerade nach Weisenau, die man nach der Wende—die ja tatsächlich erst kurz vor der Autobahn ist—auf der anderen Straßenseite wieder zurücklaufen darf. Das heißt ja auch, dass man vor allem stadtauswärts immer schon sieht, wer alles schon zwei, drei Kilometer weiter ist … Wenn man das aber mal kennt, verliert auch diese Gerade ihren Schrecken. Und auf dem Rückweg ist ja der Halbmarathon schon fast geschafft (nagut, drei, vier Kilometerchen sind das auch noch). Wir blieben unserem Tempo aber weiterhin treu. Klar, inwzsichen merkte ich schon, dass die muskuläre Belastung stieg—über 16 Kilometer bin ich in diesem Jahr ja nur sehr selten hinausgelaufen. Und da war ich inzwischen schon durch. Aber das Tempo war noch immer gut zu laufen. Bei der letzten Verpflegung vor dem Halbmarathon verlor ich Roland dann leider total—keine Ahnung, wo der abgeblieben ist.
Mir jedenfalls ging’s jetzt richtig gut. Mein neuer Plan hieß jetzt: Tempo halten, den—von mir als unvermeidlich erwarteten—Einbruch so lange wir möglich hinauszögern. In der Tat konnte ich dann auf dem Beginn der zweiten Runde das Tempo sogar noch erhöhen: Jetzt lag der Schnitt eher um die 5’10. Die Strecke wird ja in Mainz nach dem Passieren der Rheingoldhalle immer schlagartig leer: Von den 8021 Zieleinläufen in diesem Jahr entfallen 6776 auf den Halbmarathon, nur 1245 laufen den Marathon (und davon wiederum sind gerade einmal 170 Frauen—beim Halbmarathon ist der Geschlechterunterschied nicht ganz so krass). Auch auf der zweiten Runde machte mir das Laufen noch viel Spaß. Jetzt kam auch noch—psychologisch ganz vorteilhaft—hinzu, dass ich kontinuierlich Läufer überholte (mit Ausnahme der frischen Staffelläufer natürlich, von denen sind einige an mir vorbei gezogen). Da es imme noch so ausgezeichnet vorran ging, modiizierte ich meinen Plan noch einmal. Vorsorglich (ohne wirklich davon überzeug zu sein) hatte ich morgens noch 4 Hammergels mitgenommen und in die Hose gesteckt. Die kamen jetzt peu-a-peu zum Einsatz. Das erste Gel irgendwo bei Kilometer 24 oder 25, in Sichtweite der nächsten Verpflegung. Denn für die Dinger braucht man ordentlich Wasser. Davon hatte ichheute eh‘ schon einiges geschluckt: Bei jeder Verpflegungsstelle habe ich mir versorgt,die Hitze wollte ich nicht als Entschuldigung gelten lassen. Wo möglich, habe ichauch meine Mütze ins kühle Nass (das war wirklich vergleichsweise sehr kühl) getaucht und so meinen Kopf etwas abgekühlt—auch wenn das nie lange vorhält. Die Entscheidung für den Geleinsatz war aber sehr richtig: Die DInger geben einfach noch einmal einen Schub—sie ermöglichen, wirklich das Letzte aus den Muskeln herauszuholen.
Die Schleife durch Hessen, durch Kostheim, finde ich ja immer sehr schön. Gut, viel Betrieb ist da nicht. Aber dafür läuft man auf kleineren Straßen durch die Wohngebieten. Und unheimlich viele Anwohner sind im Vorgarten und feuern an. Oder spenden mit dem Wasserschlauch eine kleine Dusche—bei mittlerweile gut 25 °C (und weiterhin wolkenlosem Himmel) eine sehr willkommene Abkühlung. Der Rückweg nach Mainz wurde mir dann aber recht lang: Die letzte Wasserstation lag schon wieder zwei Kilometer zurück, ich hätte ein paar Schluck Feuchtigkeit vertragen. Dann auch noch der Anstieg auf die Theoor-Heuss-Brücke. Allein die Tatsache, dass ich weiterhin überholte, gab mir noch etwas Kraft. Hinter der Brücke fiel ich dann aber doch in ein kleines Loch: Jeztt wurde es richtig schwer. Und bis zur Verpflegung bei Schott zog es sich—die Rheinallee ist da, mit den paar versteuten Läufern, auch nicht wirklich spannend. Doch irgendwie hielt ich durch, auch wenn ich schon mit dem Abbruch-Gedanken spielte.
Auf dem Werksgelände kam dann das nächste Gel zum Einsatz. Zum Glück spielte mein Magen mit: Die Hammergels—heute hatte ich nur „Espresso“ dabei—schmecken zwar auch nicht besonders lecker, sind für mich aber sehr gut verträglich. Trotz Energieschub durch Gl pendelte sich der Schnitt wieder etwas tiefer ein—bzw. es wurde härter, das Tempo hoch zu halten. Die Schleife durch das Mombacher Gewerbegebiet ging dann überraschend schnell herum—davor hatte ich eigentlich mehr Angst. Mombach selbst war dann ok, langsam ging es allerdings doch spürbar an die Substanz. Vor allem der Weg in die Altstadt zog sich jetzt deutlich mehr als auf der ersten Runde. Und das Tempo sank Kilometer für Kilometer ein bisschen—unaufhaltsam, aber in kleinen Schritten. In der Bauhausstraße dann schließlich das vierte Gel—bei Kilometer 39 eigentlch fast zu spät. Ich glaube aber, das war gar nicht schlecht. So hatte ich nämlich noch ordentlich Kraft und Pep die riesige Steigung von geschätzten zwei Metern der Langgasse hochzulaufen und vor allem in Angesicht des großen Publikums nicht doch noch Gehpausen einlegen zu müssen. Und wenn man zum zweiten Mal über den Gutenbergplatz ist, dann hat man es eigentlich geschafft—keine zwei Kilometer sind es dann noch. Noch schnell die Augutinerstraße hinunter, am Südbahnhof diesmal gleich links zurück zur Rheingoldhalle. Der letzte Kilometer, die schön lange Zielgerade, zieht sich natürlich etwas. Aber hier ist man ja nicht allein. Und nach 3:49:32 war ich dann unter dem Zielbogen durch.
Jetzt fing das wahre Leiden aber erst an. Meine Beine waren nciht sehr damit einverstanden, plötzlich nicht mehr in Bewegung zu sein. Ich blieb zwar beim Gehen, merkte aber tortzdem, dass die Muskeln völlig leer waren und von Schritt zu Schritt steifer wurden. Und auch der REst des Körpers wusste offenbar nicht so recht, was er mit der plötzlichen Änderung machen sollte. Ein Krug kaltes Wasser über den Schädel tat ganz gut. Eigentlich woltle ich ja auch was trinken, aber das ging kaum noch. Wasser konnte ich nich mehr sehen, Frubiase war jetzt einfach nur eklig, Cola ging halbwegs. Essen ging schon gar nicht … Da mein Baumwoll-T-Shirt und meine Hose ja von Schweiß und Wasser triefnass waren und ich im Ziel auch niemand Bekanntes traf, bin ich ziemlich bald die paar Hundert Meter nach Hause stolziert. Dort wollte ich mich eigentlich nur mal kurz Hinsetzen, die Kompressionsstrümpfe auszuziehen. Jetzt aber entschied mein Kreislauf, dass er die Schnauze voll hatte und sackte erst einmal deutlich weg. Ein paar Minuten später war ich dann weigstns wieder fit genug für die Dusche … Aber so richtig erholt war ich erst zwei Stunden später wieder—und freue mich schon auf den sicherlich mörderischen Muskelkater, den ich morgen haben werde .. Aber immerhin gehörte ich nicht zu den durchaus zahlreichen Läufern, die im Krankenwagen landeten—die Rettungsdienste hatten nämlich heute so einigs zu tun.
Also: Marathon ohne entsprechendes Training geht durchaus mal. Ist aber auch—im Vergleich zur erlaufenen Zeit—ziemlich anstrengend …
Und noch ein paar Bilder:
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