Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

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Winter-Splitter

Die Füße — see­len, sie
see­len!

Ich füh­le sie lau­fen im Som­mer,
die Wiese hin­auf (ich muß den Som­mer ein­rück­en) -

sie see­len -
viel­leicht sog­ar wäh­rend ich laufe, ja doch wohl wäh­rend, -
und jet­zt, im Jan­u­ar — erin­nert.

— Elke Erb, Meins, 52

Müde beim 7. MMM

Schon wieder nix …

Der mit­tler­weile schon siebte Mainz­er Maarauer-(Ultra-)Marathon, kurz MMM, startete dieses Mal nicht am Sam­stag mor­gen. Son­dern am 23.12., also am Tag vor Heilig Abend. Und um 22 Uhr — also qua­si mit­ten in der Nacht. Trotz­dem waren so viele Läufer wie noch nie am Start, über zwanzig Ver­rück­te begaben sich auf die fünf Run­den, die — bei ein­er Run­den­länge von 9 km ganz logisch — 45 Kilo­me­ter Gesamt­strecke und damit eben ger­ade so einen Ultra ergeben. Nicht alle sind aber angekom­men. Und ich war ein­er von denen.

Dabei hat­te alles so gut ange­fan­gen. Gle­ich auf den ersten Metern, noch auf der Kos­theimer Main­brücke, fand sich ein Trio zusam­men, dessen Tem­po mir gefiel. So sind wir gemütlich und einiger­maßen gle­ich­mäßig los­ge­zo­gen, irgend­wo um die 6 Minuten/km müssen das gewe­sen sein. Kilo­me­ter um Kilo­me­ter fiel, und ruck­zuck waren wir schon wieder auf der Main­spitze, wo uns Brigitte und Thomas, die den Verpfle­gungs­stand und die Läufer wun­der­bar betreuten, schon empfin­gen. Nach einem kurzen Nuck­eln an der Trink­flasche — pures Mainz­er Wass­er ;-) — ging es auch gle­ich auf die zweite Runde. Meine Beine waren noch fast entspan­nt und ger­adezu unver­schämt lock­er. Auch die zweite Runde absolvierten wir weit­er­hin schön gle­ich­mäßig und ohne Prob­leme. Bei der drit­ten Dreibrück­en­runde wurde es dann allerd­ings inter­es­sant, zumin­d­est für mich: Irgend­was stimmte nicht mehr. Und es waren nicht die Beine, die waren zwar nicht mehr taufrisch, aber immer noch erstaunlich lebendig und fit. Aber der Kopf wollte nicht mehr: Die Müdigkeit wurde anstren­gend. Vor allem, weil mein Kreis­lauf sich mit dem Kopf sol­i­darisierte und ungeachtet des kon­tinuier­lichen Laufens seit gut zwei Stun­den beschloss, dass nun die nor­male Schlafen­szeit sei und entsprechend reduzierte. Das führte zu selt­samen Zustän­den — nein, kein Delir­i­um, so schlimm war es nicht. Aber ab der zweit­en Hälfte der drit­ten Runde begleit­ete mich doch ein per­ma­nentes Schwindel­ge­fühl, ein Gefühl, als würde ich jeden Moment umkip­pen — und doch lief und lief ich ein­fach weit­er … So richtig behagte mir das aber nicht, um es vor­sichtig ausz­drück­en. Eigentlich hat­te ich wieder mal genug. Doch Brigitte und Thomas ließen mich nicht so leicht vom Hak­en: Mit liebevoller Umsorgung und in Begleitung von Pierre, der auch etwas schwächelte, nahm ich die vierte Runde doch noch in Angriff. Wirk­lich bess­er wurde es aber nicht, über­haupt nicht. Im Gegen­teil, fast: Das Schwindel­ge­fühl ver­stärk­te sich eher noch. Spätestens ab der Theodor-Heuss-Brücke war mir dann end­nültig klar: Das wird ein DNF, nach dieser, der vierten, Runde breche ich das ganze ab.

Und so geschah es dann auch. Immer­hin schafften wir es, kurz vor der Main­spitze noch zwei Läufer zu über­run­den — und uns selb­st nicht über­run­den zu lassen. Das aber nur knapp, Jens kam kurz nach uns an — nur war er eben schon am Ende der fün­ften Runde.

Ich hätte ja nicht gedacht, das mich das Laufen in der Nacht so fer­tig macht. Aber vielle­icht habe ich die Tage zuvor auch ein­fach zu wenig geschlafen. Nun ja, es gibt immer ein näch­stes Mal. Beim Laufen sowieso und beim MMM ganz bes­timmt.

Bilderbuch-Laufen

Her­rlich. Ein­fach nur her­rlich. Der ersten Lauf im Schnee ist immer etwas beson­deres, etwas schönes: Ich liebe es ein­fach, wenn der Wald, die Felder und die Wege weiß sind. Auch wenn es das Laufen etwas anstren­gen­der macht. Heute mor­gen war das wieder wun­der­bar: Nach dem Sturm und den Regen­schauern der let­zten Tage habe ich über­haupt nicht damit gerech­net — aber die Sonne schien, der Him­mel war blau: Ein richtig schön­er Win­tertag. Und in Erbach lag sog­ar ein biss­chen Schnee. Also habe ich meine Win­ter– und Schlechtwet­ter­schuhe raus­gekramt, die Salomon XA 3D Ultra und bin los­ge­zo­gen. Ein paar Kilo­me­ter weit­er und einige Höhen­meter später fand ich mich im Bilder­buch des Win­ters wieder: Der Wald war richtig dick weiß, der feuchte Schnee hing dick an den Bäu­men und auf den Ästen, die Wege waren niedrig und eng von den durch die Schnee­last hin­unter gekrümmten Bäu­men — und einige kleinere hat­te der Sturm auch auf die Wege geschmis­sen. Und ich lief mut­tersee­le­nallein im Wald über den noch unberührten Schnee: Nur ab und an kreuzte ein Wild­fährte meine jungfräulichen Wege. Das ist — immer wieder — unge­heuer erhebend, ein Gefühl, das sich nur schw­er beschreiben lässt. Da möchte man am lieb­sten laufen und laufen und laufen. Das tat ich dann auch erst ein­mal.

Dum­mer­weise hat­te meine rechte Socke nicht so viel Spaß wie ich: Kurz vor Bul­lau fing es an zu reiben — und beim näch­sten Halt stellte ich mit Schreck­en fest: Da ist, genau an der Oberkante des Schuhs, ein schön bre­ites, großes Loch in der Socke! Das war neu — und nicht ger­ade vorteil­haft. Denn jet­zt musste meine zarte Haut dran glauben. Die näch­sten Kilo­me­ter waren nicht so erfreulich, es rieb und kratzte: Mir war klar, ich sollte doch langsam mal wieder in Rich­tung Heimat drehen … Passend war auch auf ein­mal, als ich in Bul­lau aus dem Wald kam, von dem her­rlichen Wet­ter nichts mehr zu sehen: Graue Wolken über­all, die nichts Gutes ver­hießen. Ganz hin­ten am Hor­i­zont fie­len noch ein paar Son­nen­strahlen auf den weiß bestäubten Oden­wald — aber da würde ich heute bes­timmt nicht mehr hinkom­men, nicht mit ein­er blu­ten­den Ferse.

Also wurde die Runde doch etwas kürz­er (22 Kilo­me­ter). Lustig war dann der Schluss — nicht so sehr die Tat­sache, dass ich immer mehr mit Schnee und Wass­er bewor­fen wurde, je tiefer ich kam und je mehr ich mich wieder Erbach näherte. Nein, eher der Zufall, dass die Wolken sich wieder auflösten und die Sonne wieder durch­brach. Und so hat­te ich, als ich am Buch­wald­skopf aus dem Wald kam, wieder mal einen her­rlichen Blick über das sonnen­er­füllte Müm­ling­tal: Das ist — trotz der zivil­isatorischen Ver­schan­delung des Tals — immer wieder erhebend, wenn man nach einem längeren/langen Lauf durch den Wald an dieser Stelle wieder aufs Feld kommt und einen freien Blick über Erbach und Michel­stadt und noch mehr hat . Ganz beson­ders wirkt das natür­lich, wenn die Sonne mit­spielt. Da macht dann auch die aufgeriebene Ferse auf ein­mal nicht mehr viel aus.

Das erste Mal: Pacemaker beim Arque-Lauf

Heute war es so weit: Mein erster Ein­satzals Pace­mak­er stand auf dem Plan. Und zwar beim Arque-Lauf. Der zeich­net sich ja dadurch aus, dass in bes­timmten Grup­pen mit bes­timmten Tem­pi gelaufen wird: 5:00min/km, 5:30, 6:00, 6:30 und 7 min/km. Das ganze über ein schöne Strecke von Kelkheim nach Mainz, über offizielle 34,xx km.
Gabi Gründling hat­te im Som­mer den #twit­ter­lauftr­e­ff gefragt, ob jemand Lust hat, Pace­mak­er für diese Lauf — übrigns ein Spenden­lauf — zu wer­den. Und ich hat­te mich gemeldet. Und das dann erst ein­mal wieder schön vergessen. Zum Glück kam noch eine Erin­nerungs­mail …

Deswe­gen hat also heute um 6:15 Uhr der Weck­er gek­lin­gelt. Und ich hat­te keine Lust, mein schön gemütlich­es Bett zu ver­lassen. Natür­lich habe ich es trotz­dem getan, rechtzeit­ig, um den „Dom-Shut­tle“, den Bus vom Fis­chtor in Mainz zum Start in Kelkheim, zu erwis­chen. Die Fahrt ver­lief mit der oblig­a­torischen Läufer­plaud­erei ziem­lich zügig — auch ganz nett, so durch den Mor­gen zu fahren …

Am Sport­platz Reis in Kelkheim dann die Anmel­dung, das Abholen des Pace­mak­er-Leibchens und Warten. Das Umziehen ver­schob ich noch ein wenig: Schön kalt war’s da oben am Wal­drand. So richtig unangehm: 1 °C, aber vor allem neblig-feucht. Kein schönes Wet­ter, um in Laufk­lei­dung herzum­ste­hen. Ich hat­te mich auf die Wet­ter­vorher­sage ver­lassen: 6–8 °C, pur­er Son­nen­schein war für den Vor­mit­tag sowohl in Kelkheim als auch in Mainz gemeldet. Also bin ich in kurz­er Hose, dün­nem Unter­hemd, dün­nem #twit­ter­lauftr­e­ff-Shirt, dazu Ärm­ling und ein Buff-Tuch, ges­tartet. Vor und während dem Start war das defin­i­tiv zu wenig — böse gefroren habe ich. Unter­wegs war es dann aber genau richtig.

Gruppe C also, die zweitschnell­ste (lieber wäre mir D gewe­sen, aber dafür hat­ten sich mehr Pace­mak­er gemeldet). Bis Sam­stag waren nur drei Pace­mak­er bekan­nt, darunter auch @ironchrissi vom #twit­ter­lauftr­e­ff. Mor­gens taucht­en dann aber noch weit­ere zwei auf, so dass wir mit fünf Leuten aus­re­ichend stark waren: 3–4 vorne, zum Brem­sen der übereifrigen Läufer, 1–2 hin­ten, damit das Feld zusam­men­bleibt. Die Gruppe war auch nicht über­mäßig groß — laut Meldeliste 69 Läufer (fast nur Män­ner), so viele waren es aber wohl doch nicht.
Der Start, so ganz stilecht mit Pis­tolen­schuss, erfol­gte, wir sam­melten unser Begleit-Polizei-Motor­rad ein und legten los. Die ersten Kilo­me­ter waren fast notwendi­ger­weise zu schnell — es ging nur bergab und wir woll­ten warm wer­den. Die Vere­ini­gung mit der Mini-Gruppe vom Start­platz Stück­es klappte auch. Dann, am Ort­saus­gang von Kelkheim, kam bald der erste — und schw­er­ste — Anstieg. Das ging aber bess­er als ich befürchtete — ich fühlte mich ziem­lich gut dabei. Dann geht es einige Kilo­me­ter leicht wellig durch den Wald — da zog es sich schon mal etwas auseinan­der — und schließlich wieder hin­unter in den näch­sten Ort, wo wir prompt einen kleinen Ver­laufer ein­baut­en, weil mein Kol­lege nicht auf mich hören wollte und zu früh abbog.

Und dann kam auch schon bald die erste Verpfe­gungssta­tion zwis­chen Kilo­me­ter 12 und 13 am Ort­saus­gang von Marx­heim. Der weit­ere Weg nach ein­er kurzen Stehrast führte uns, immer noch gut im Schnitt mit um die 5:27 min/km durch ver­schiedene Orte, auch ein Stück Bun­desstraße ent­lang — immer mit Polizeis­chutz und Kranken­wa­gen als Ver­fol­ger.

Nach der zweit­en Verpfle­gung in den Feldern bei Kilo­me­ter 20 oder so wurde der Druck aufs Tem­po vorne etwas höher: Ein paar Läufer hat­ten es etwas eiliger als der vorge­se­hene Schnitt. Das ließ sich aber alles gut regeln, während die Strecke bei inzwis­chen wirk­lich her­rlich­stem Laufwet­ter — ca. 8 °C (geschätzt), Sonne pur — ein­fach wun­der­bar durch die Wein­berge und am Main ent­lang führte.

Die dritte Verpfle­gung war dann auch schon in Hochheim, unge­fähr bei Kilo­me­ter 28. Dann wurde der Weg etwas unschön­er: Zunächst mit über­raschend nervigem Pflaster (ist mir dort noch nie so aufge­fall­en). Und ich mag auch das Stück von Hochheim nach Kos­theim nicht — keine Ahnung, warum eigentlich. Am Deich kann’s eigentlich nicht liegen, die laufe ich son­st eigentlich gerne …

Etwas später, am Anfang der Maa­raue, war dann ziem­lich plöt­zlich die Luft raus, die Beine woll­ten nicht mehr so recht, die Kraft fehlte. Und der Wille reichte nicht mehr. Ich ließ mich also ans Ende der Gruppe zurück fall­en und begleit­ete die Let­zten — die hat­ten noch etwas mehr Prob­leme als ich — mit nach Mainz und ins Ziel.

Da gab’s natür­lich wieder die oblig­a­torische Fünf-Minuten-Ter­rine — das gehört ein­fach zum Arque-Lauf dazu. Reich­haltige Getränke-Auswahl war auch vorhan­den: Das war mehr, als so manch­er Stadt­marathon (ja, auch der in Mainz) bei in der Regel deut­lich höheren Anmeldege­bühren auf die Beine stellt. Über­haupt lief die Organ­i­sa­tion wieder wie am Schnürchen: Man merkt eben, dass die das schon einige Jahre machen. Schade nur, dass die Teil­nehmerzahlen das nicht (mehr) wider­spiegeln: 341 Läufer waren am Sam­stag gemeldet, da kamen natür­lich noch einige Nach­mel­dunge hinzu. Seit eini­gen Jahren wer­den es kon­tinuier­lich weniger Läufer (bei den Rad­fahrern wer­den es eher mehr). Vielle­icht ist das denen zu wenig glam­ourös, zu wenig Event? Und Marathoni kann man sich dann auch nicht nen­nen. So ganz ver­ste­hen kann ich das aber nicht: Das ist doch ger­ade das Schöne am Laufen, dass man auch so etwas wun­der­bar machen kann, ganz ohne Druck. Und wenn man sich halb­wegs richtig ein­schätzt, muss man wirk­lich ein­fach nur (mit-)laufen, sich nicht um Weg oder Tem­po küm­mern. Und bekommt sog­ar noch Verpfle­gung auf den knapp 35 Kilo­me­tern — das ist doch ein­fach schön. Ins­beson­dere natür­lich, wenn das Wet­ter so großar­tig ist wie heute. Da hat es sich wirk­lich gelohnt, dass ich zum ersten Mal beim Laufen meine Kon­tak­tlin­sen — son­st bin ich ja kom­plett ohne Sehhil­fen unter­wegs — benutzt habe: under­schöne Aus­blicke im Taunus und den Wein­ber­gen am Main, mit herb­stlichem Laub und natür­lich strahlen­dem Son­nen­schein. Bess­er geht’s eigentlich nicht.

Arque-Lauf 2011: Gruppe C (5:30 min/km), Laufzeit heute: 3:11:33 (ja, wirk­lich!) für 34,630 Kilo­me­ter (hat auch ziem­lich genau so auf meinem Garmin ges­tanden).

Mainzer Maaraue-Marathon #6

Die sech­ste Auflage des Mainz­er Maa­raue-Marathons (mit neuem Streck­en­reko­rd — das wird inzwis­chen ganz schön schnell …) musste heute lei­der ohne mich auskom­men: Mor­gen bin ich als offizieller Grup­pen­be­gleitläufer beim ARQUE-Lauf — und 80 Kilo­me­ter an zwei Tagen sind im Moment doch zu viel.

Ich war aber immer­hin am Start dabei, hab‘ kurz Hal­lo gesagt, ein paar Fotos gemacht und die erste Hälfte der Strecke schon ein­mal markiert (ist richtig anstren­gend, bei jed­er Ecke und jedem Abzweig für jeden Pfeil vom Fahrrad steigen, mit der Krei­de auf dem Asphalt rum­malen und wieder weit­erziehen ;-) ).

Die neue Art zu laufen

Das beste Bilder­buch zum Laufen, das es gibt: Von den Mach­ern des unbe­d­ingt empfehlenswerten (und kosten­losen) „Trail Mag­a­zins“, Stephan Rep­ke (Grip­mas­ter) und Denis Wis­chniews­ki, kommt dieses schöne Buch.

„Trail­run­ning. Die neue Art zu laufen“ ste­ht schön auf­fäl­lig auf dem Umschlag. Dabei ist es natür­lich alles andere als „neu“, auf kleineren Wegen und Pfaden in der Natur laufen zu gehen. Das wis­sen die bei­den Autoren natür­lich auch — aber irgend ein knack­iger Titel muss ja sein.

Eifrigen Lesern des „Trail Mag­a­zins“ wird das meiste hier bekan­nt vorkom­men: Die Reporta­gen der ver­schiede­nen Läufe quer durch die Welt standen da (fast?) alle schon ein­mal drin. Hier gibt es sie halt noch ein­mal gedruckt, mit vie­len, vie­len tollen, fan­tastis­chen Bildern.

Die Läufe führen nach Island, über Kor­si­ka oder Tener­if­fa, durch Südafri­ka oder die Sahara, über die Alpen in ver­schiede­nen Vari­anten und durch deutsche Wälder und Städte (ja, auch das — ein Ver­such zumin­d­est, auch in der „Zivil­i­sa­tion“ Trails zu find­en …). Aber eigentlich egal, wo ger­ade gelaufen wird — Spaß macht es den Beteiligten offen­bar immer. Und dem Leser und Schauer ganz viel Lust, die Schuhe zu schnüren und raus in die Wild­nis loszuziehen. Dass das nicht immer so ein­fach ist, ist klar. Nicht jed­er wohnt opti­mal am Rand der Alpen oder so, in guten Trail­run­ningge­bi­eten — oder fährt für einen Lauf erst ein­mal ein paar Hun­dert Kilo­me­ter Auto).

Das sehe ich auch immer bei den Fans des Trail­run­nings, ins­beson­dere im „Trail Mag­a­zin“, etwas als Man­gel: Mir scheint, sie haben ein sehr bes­timmtes, fix­iertes Bild des Trails, das ich zu ein­seit­ig finde: Ihre Wege führen sie fast immer in die Berge, ins Gebirge, mit allen Vor– und Nachteilen. Schön laufen kann man aber auch in Mit­tel­ge­bir­gen und im Flachen — das ist für die aller­meis­ten Läufer auch mit mehr Laufen ver­bun­den als sich die Berge hoch und runter zu quälen, wo ja immer auch einiges an Gehen dazuge­hört …

Und dann wäre da natür­lich noch der Marken­fetis­chis­mus der Mach­er, die Fix­ierung auf Salomon als Aus­rüster — ich glaube fast (ohne es jet­zt konkret über­prüft zu haben oder zu wollen) es gibt in diesem Band kein Foto, auf dem nicht Salomon-Aus­rüs­tung vertreten ist. Andere Her­steller machen natür­lich auch vernün­ftige Aus­rüs­tung, wer­ben allerd­ings nicht so inten­siv mit dem Trail­run­ning wie Salomon momen­tan. Aber davon muss/darf/sollte man sich den Spaß an diesem schö­nen Buch ja nicht verder­ben lassen …

Stephan Repke/Denis Wis­chniews­ki: Trail Run­ning. Die neue Art zu laufen. Biele­feld: Delius Klas­ing 2001. ISBN 978–3–7688–3266–3. 158 Seit­en. 24,90 Euro.

Mehr als Marathon: Das „Handbuch Ultralauf“

Da ist es also endlich, das „Hand­buch Ultra­lauf“ — dann soll­ten jet­zt ja endlich mal alle Fra­gen gek­lärt sein. Sie sind es natür­lich nicht, ganz im Gegen­teil. Und das ulti­ma­tive Hand­buch erscheint auch noch in der Runner’s‑World-Reihe — ist Ultra­lauf jet­zt endgültig Main­stream gewor­den? Nein, auch das nicht — das Hand­buch weist selb­st auf die tlw. stag­nieren­den, tlw. min­i­mal steigen­den Zahlen der Läufer und Läuferin­nen hin.

Wolf­gang Olbrich, Sport­wart der DUV, ver­sucht sich hier also am Run­dum­schlag: Von der Geschichte des Ultra­ma­rathon­laufs bis zu spez­i­fis­chen Train­ingsplä­nen ist über Train­ings­grund­la­gen, Aus­rüs­tung, men­tales Train­ing, Ernährungs– und orthopädis­che Fra­gen so ziem­lich zu jedem „Prob­lem“ des Ultras hier etwas zu find­en. So richtig begeis­tern kon­nte mich das Buch aber trotz­dem nicht.

Das fängt schon am Anfang an: Die ersten 36 Seit­en (kein unbe­trächtlich­er Teil des Umfangs also) sind eigentlich ver­schenkt. Da wird aus­führlich die Sit­u­a­tion der Ver­bände (inklu­sive ihrer Komit­tees und deren Vor­sitzen­den) und der Meis­ter­schaften auf nationaler und inter­na­tionaler Ebene referiert — ist das wirk­lich nötig? Die DUV wird (natür­lich) sehr promi­nent dargestellt (inklu­sive der „inter­nen Stre­it­igkeit­en“ … — den VFUM hätte man, bei aller Antipathie, hier dur­chaus auch mal erwäh­nen kön­nen). Auch die restlichen Ver­bände wie DLV und IAU bekom­men viel Raum. Und das gle­ich am Anfang, direkt nach eini­gen kur­sorischen Bemerkun­gen zur Geschichte des Ultra­laufs.1

Das Faz­it nach dem ersten Fün­f­tel also: Wenig hil­fre­ich bish­er. Doch dann geht’s los: Kapi­tel 6–8 zeigen die Train­ings­grund­la­gen für den Ultra­lauf. Hier beschreibt Olbrich dann doch wieder erst ein­mal die üblichen Train­ings­for­men — exten­sive und inten­sive Dauer­läufe, Inter­valle, Fahrt­spiele … -, aber wenig­stens schön knapp, obwohl er mehrmals darauf hin­weist, dass er genau das eigentlich voraus­set­zt (zusam­men mit mehrjähriger Marathon­er­fahrung). Vor allem tut er es aber mit spezieller Berück­sich­ti­gung der lan­gen Dis­tanzen und geht auch auf Aus­gle­ich­strain­ings (Dehnen, Kräf­ti­gungsübun­gen) und Lauf-ABC jew­eils knapp ein.

Dem fol­gen kurze (wirk­lich aus­führlich ist in dem Hand­buch eben nichts) Kapi­tel zur Ernährung (Olaf Hüls­mann), zu Prob­le­men des Magen-Darm-Trak­ts beim lan­gen Laufen (Ste­fan Hinze), zu orthopädis­chen Aspek­te der lan­gen Belas­tung (Diet­mar Göbel), zu men­tal­en Aspek­ten des Ultras und schließlich noch 25 Seit­en Train­ingspläne (50km, 100km, 24h, Etap­pen­läufe).

Die abschließen­den 12 Seit­en zur „Aus­rüs­tung“ waren wohl Pflicht für die Spon­soren,2 sind für den Läufer aber eher unnötig — schließlich ist das Hand­buch laut Ein­leitung doch aus­drück­lich für Ath­leten gedacht, die „bere­its seit mehreren Jahren im Lauf­bere­ich trainieren“ (11) — was ja auch sin­nvoll ist, bevor man den ersten Ultra ange­ht. Genau diese Sportler wis­sen aber doch schon, was man beim Laufen anziehn sollte, das es Pulsmess­er und GPS-Uhren gibt …

Ganz zum Schluss kommt noch ein kurz­er Lit­er­atur-Anhang mit sehr aus­g­wählten Titeln: (Basis-)Literatur zum Laufen all­ge­mein und zur Train­ingslehre fehlt kom­plett (obwohl z.B. beim Noakes doch auch was zum Ultra­lauf drin ste­ht), die Liste führt fast auss­chließlich medi­zinis­che (gas­tro-enterol­o­gis­che und orthopädis­che, auch psy­chol­o­gis­che) Untersuchungen/Artikel an.3

Also: Den Titel „Hand­buch“ halte ich für etwas über­trieben, sowohl hin­sichtlich des Inhalts als auch des Umfangs von 192 seit­en (inkl. ver­schieden­er Lauf­berichte, die mir teil­weise schon bekan­nt vorka­men, aus der UM oder den entsprechen­den Inter­netquellen?, und kurzen Läufer­porträts, die aber sehr schema­tisch ger­at­en sind und die Per­so­n­en kaum vorstellen. Es bleiben dabei 180 Seit­en eigentlich­er Text der Kapi­tel 1–18 (mit vie­len, nicht immer aus­sagekräfti­gen Fotos). Wenn man die Ver­anstal­tungs­berichte und Porträts raus­nimmt, sind es noch 136 Seit­en, davon aber auch 25 Seit­en Defin­in­tion, Ultra-Geschichte, die Darstel­lung der Ver­bände, Meis­ter­schaften und großer Ver­anstal­tun­gen (kurz beschrieben wer­den: Com­rades, Biel, Bad­wa­ter, Spar­tathlon, Rodgau, Kien­baum und Rennsteig) — let­ztlich bleiben also nur noch gut 100 Seit­en für den eigentlichen Inhalt übrig — kein Wun­der, dass mir vieles etwas ober­fläch­lich dargestellt schien.

Ohne Zweifel wer­den alle wichti­gen Aspek­te abge­han­delt, aber zum Teil eben nur beschreibend, ohne vernün­ftige, d.h. wirk­lich helfende Hand­lungsempfehlun­gen (ins­beson­dere im Bere­icht der Ernährung und Ver­dau­ung, zum Teil auch ein­fach nur seh abstrakt und wenig konkret.

Das Prob­lem, weswe­gen das Hand­buch mir so unbe­friedi­gend scheint, ist wohl fol­gen­des: Erstens ist Vieles, ger­ade das grundle­gende Wis­sen, in den großen Büch­ern zum (Marathon-)Laufen auch schon in den ver­schieden­sten Aus­prä­gung aus­re­ichend erk­lärt und beschrieben. Und zweit­ens gibt es zum Ultra­lauf keine bzw. nur wenige wirk­lich all­ge­mein gel­tenden Ver­fahrensweisen, was die Aus­gestal­tung des Train­ings im Detail z.B. bet­rifft, oder was die Ernährung während des Wet­tkampfes ange­ht — und das muss Olbrich, der ja ohne Zweifel Ahnung und aus­re­ichende Erfahrung hat und auch viele Läufer und Ver­anstal­tun­gen gut ken­nt, eben immer wieder kon­sta­tieren. Mich hat das ein wenig unbe­friedigt hin­ter­lassen, bei der Lek­türe.

Dazu kommt noch (wieder ein­mal) ein unzure­ichen­des Lek­torat — sprach­lich mit­telmäßig, wech­selt der Text z.B. zwis­chen Duzen und Siezen, Satzfehler etc. — das ärg­ert mich immer ein biss­chen. Das geht schon damit los, dass Umschlag und Titel sich nicht einig sind, wie das Buch über­haupt heißt. Und das set­zt sich im Text eben fortwährend fort. Das ist für Hob­by­pub­lika­tio­nen o.k., entspricht aber nicht meinem Anspruch an offizielle Ver­lagsveröf­fentlich­tun­gen.

Viel Gemeck­er also hier. Trotz­dem für den Ein­steiger sicher­lich nett und hil­fre­ich. Es geht aber eben auch bess­er — behaupte (und denke) ich. Ich ver­mute, es war den Autoren ein­fach nicht klar genug, was das werden/sein soll: Ein Hand­buch für Ultra­läufer? Für am Ultra­ma­rathon Inter­essierte? Soll es den Ultra­lauf populär(er) machen oder dem Ultra­läufer, ob Anfänger oder Fort­geschrit­ten­er, als Nach­schlagew­erk zur Seite ste­hen? Es will dann irgen­dewie alles — und schafft dann nichts richtig befriedi­gend.

Wolf­gang Olbrich: Hand­buch Ultra­lauf [Mehr als Marathon! Train­ingspläne für 50 Km und mehr, Men­tal­train­ing, Ernährungstipps]. Aachen: Mey­er & Mey­er 2011 (Runner’s World). 192 Seit­en. ISBN 978–3–89899–657–0. 19,95 Euro.

Show 3 foot­notes

  1. Diese Geschichte müsste man wohl eigentlich noch/mal schreiben, aus Sicht des His­torik­ers ist das alles sehr unbe­friedi­gend. Denn in der Geschichtswis­senschaft passiert da ja dur­chaus einiges, v.a. im Bere­ich der Kör­pergeschichte und der Kul­turgeschichte über­haupt, was hier hin­passen kön­nte. Aber das nur so neben­bei.
  2. Das ist ja eine echte Unsitte der Sport­büch­er, ger­ade im Bere­ich Aus­rüs­tung, so etwas immer wieder her­anzuziehen — das ärg­ert mich immer wieder. Das „Hand­buch Ultra­lauf“ ist, wie viele andere solch Büch­er, trotz­dem nicht bil­lig, zudem auch noch mit „Runner’s World“-Kooperation (die sind ja auch kein Fach­blatt für Ultra­dis­tanzen …) — muss diese Wer­bung für Polar (die ange­blich das beste Com­put­er­pro­gramm zur Auswer­tung haben — Sport­Tracks als Alter­na­tive wird nicht ein­mal erwäh­nt) und Gore wirk­lich sein?
  3. Und den kuriosen Ein­trag „Wikipedia“ find­et man noch: Unge­nauer geht es ja eigentlich nicht mehr — Was und Wann war das denn, in welch­er Sprachver­sion?, da fehlt wirk­lich nur noch die Quel­lenangabe „Inter­net“.

Tag der Schmerzen

Nach dem recht schö­nen und erfol­gre­ichen Guten­berg-Marathon war im Mai klar: Das ver­suche ich nochmal — beim Hes­sen­tags­marathon in Oberursel. Und das war heute. Der Marathon war nicht nur eine gute Gele­gen­heit für einen lan­gen Lauf, son­dern auch mal wieder ein schöne Möglichkeit, andere Läufer zu tre­f­fen — vor allem die vom Twit­ter­lauftr­e­ff, aber auch einige andere, u.a. Petra von den Streakrun­nern und Andi vom MMM.

Zunächst hieß es aber: früh Auf­ste­hen. Sehr früh. Nach dem Schlaf­man­gel der let­zten Woche hat­te ich zwei Tage hin­tere­inan­der kaum fünf Stun­den Schlaf — das zehrt dann doch irgend­wie. Immer­hin, die Anreise nach Oberursel von Mainz aus war prob­lem­los: Mit dem Fahrrad schnell hinüber nach Mainz-Kasel, von dort um 5:34 Uhr (!) mit der S9 nach Frank­furt, und dann weit­er mit der S5 nach Oberursel — die war heute mor­gen ein richtiger Läufer­zug …

In Oberursel fol­gte dann ein kurz­er Fuß­marsch zur Sporthalle der Grund­schule Mitte (ger­ade rechtzeit­ig zum Hes­sen­tag fer­tig gewor­den, wie ich von einem Ein­heimis­chen erfahre) und der „Check-In“, also Start­num­mer abholen, Hand­tuch des Spon­sors DAK in Emp­fang nehmen (mit selt­samen Abmes­sun­gen — wofür das wohl gedacht ist?) und natür­lich der oblig­a­torische Gang zur Toi­lette. Dort war @speedrob etwas erstaunt, dass ich ihn in der Warteschlange anquatsche ;-)

Dann, beim Umziehen, das Tre­f­fen mit den anderen Läufern von Twit­ter­lauftr­e­ff, Vorstellen, etwas Quatschen und den Lauf vor­bere­it­en. Nach dem Abgeben des Klei­der­beu­tels (mit extra „Gader­oben­num­mer“) wieder ein kurz­er (sehr kurz­er) Fußweg zum Start — so weit, so gut alles. Am Start kon­nten wir dann noch Joe Kel­ly bei der Pressear­beit zuschauen und lan­de­ten unverse­hens ganz vorne in der Star­tauf­stel­lung, weil der Start weit­er hin­ten ist als wir dacht­en. Das hat­te aber schon seine Richtigkeit, speedrob trug schließlich die Start­num­mer 1.

Und super­pünk­tlich geht es los — ganz unspek­takulär, ohne Startschuss, set­zen sich die 400 ?)Maratho­nis und die Startläufer der 80 Marathon-Staffeln um 8 Uhr in Bewe­gung. Die Halb­maratho­nis durften länger schlafen, deren Start ist erst um 9:15 (bei fast 1000 Anmel­dun­gen eine sin­volle Lösung — auch wenn ich mir sich­er bin, dass ich mich noch für 9 Uhr angemeldet hat­te — bei 8 Uhr hätte ich wohl länger über­legt …). Der Marathon begin­nt mit ein­er kurzen Runde durch die Stadt, ein­er kleinen Schleife auf den ersten bei­den Kilo­me­tern. Und dann geht es in den Wald — und gle­ich mal bergauf. Nicht so sehr schlimm, noch sind die Beine frisch. Aber es bleibt ja nicht der let­zte Anstieg.

Die Runde führt uns im Zick­za­ck (zumin­d­est empfinde ich das so, auf der Karte sieht das gar nicht so schlimm aus) über eine Bogen durch die Wälder des Taunus­ran­des von Oberursel — ganz nett eigentlich, da. Am Rand touch­ieren wir auch mal kurz zwei zu Oberursel gehörende Dör­fer. Und vor allem: Es geht immer auf und ab. Wirk­lich eben ist — zumin­d­est in mein­er Erin­nerung — keine 10 % der Strecke. Meist ist es nicht so sehr steil (obwohl es auch einige schon heftigere An– und Abstiege gibt), aber auch das macht sich bemerk­bar. So richtig fit fühlte ich mich dabei von Anfang an nicht, ein­fach etwas schlapp und nicht so knack­ig. Noch ist das aber über­haupt kein Prob­lem, so nach und nach fie­len die Kilo­me­ter.

Dann taucht auch schon die erste Verpfle­gungsstelle auf: Also kurz Wass­er fassen. Danach geht es über eine sehr schmale Brücke und ein kurzes Pfad­stück weit­er durch den Wald. Bald fol­gt dann auch die kurze Wen­depunkt-Strecke, bevor es wieder hinab geht nach Ober­st­edten, um das wir einen kleinen Bogen schla­gen, bevor die zweite Verpfle­gung erre­icht ist, die zugle­ich auch Staffel­wech­sel­zone ist. Dann kommt ein ganz nettes Stückchen, am Fel­drand, und dann durch die Tan­nenalle zum Gotis­chen Haus, wo es — wieder ein­mal — im Wald bergauf geht. Und da gings los: Der Magen krampft. Wieso ist mir völ­lig unklar, das macht er son­st ja auch nicht bei mir. Es wird zwar immer wieder bess­er, aber auch immer wieder schlechter: So ganz los werde ich das nicht mehr.

Über lange Ger­aden kom­men wir wieder zum Nadelöhr der Strecke bei der Verpfle­gungsstelle. Da kom­men mir nicht nur die führen­den Halb­maratho­nis ent­ge­gen, son­dern auch schon der erste Marathon — ein beachtlich­es Tem­po hat er drauf, er wird mit ein­er sehr guten 2:39 ins Ziel kom­men. Die Verpfle­gung ist in dieser Rich­tung etwas unprak­tisch, direkt am Aus­gang der Sta­tion geht’s näm­lich steil hoch auf die Hohe Mark. Gut, das lässt sich alles deich­seln, noch machen die Beine mit. Aber ein anderes Prob­lem taucht auf und wird nach der Hohen Mark, auf dem san­ften Bergab-Stück, doch deut­lich zu einem Prob­lem: Mein Kreis­lauf sol­i­darisiert sich mit dem Magen und fängt auch schon zu spin­nen. Das hat­te ich ja noch nie … Das sind keine wirk­lich ern­sten Prob­leme, aber immer wieder wird mir zeitweise etwas schumm­rig im Kopf, etwas unan­genehm fühlt sich das beim Laufen an. Vielleicht/hoffentlich liegt das am Schlaf­man­gel — mein Kör­p­er und mein Geist ist müde, die wollen jet­zt nicht auch noch einen Marathon laufen. Da ich ja nichts riskieren will, heißt das: Immer wieder Tem­po raus nehmen. So langsam find­en die Beine das auch eine akzept­able Idee. Auf den let­zten Kilo­me­tern der erste Hälfte erwäge ich sog­ar, Schluss zu machen — mir ist das alles zu selt­sam heute. Aber dann siegt doch wieder die Unver­nun­ft und der Kampfgeist ;-)

Vor­erst geht es aber weit­er bergab, zurück nach Oberursel. An den Ort­srand kom­men wir beim Kreisel nach einem kurzen Wasser­fassen durch die Wende in die zweite Runde nach 22 Kilo­me­ter. Ich habe für die erste Hälfte (also den Halb­marathon) so ca. 1:57 gebraucht — gar nicht so schlecht eigentlich. Aber wohl doch zu schnell. Denn bergauf wird es zur jet­zt immer mehr Qual. Meine drei Prob­leme des Tages addieren sich: Die erst Geh­pause ist nach 23 Kilo­me­tern am Berg fäl­lig. Und sie bleibt nicht die let­zte. Denn der Magen grum­melt und krampft immer öfter — so richtig viel Spaß macht das nicht mehr. Die Geh­pausen häufen sich — alle Anstiege bewältige ich so: Die höhere Anstren­gung des Bergauf-Laufens mag näm­lich wed­er Kreis­lauf noch Magen noch tolerieren. Aber es geht weit­er. Und so langsam wer­den die Zahlen auf den Kilo­me­ter­schildern höher, irgend­wann ste­ht auch mal eine 3 vorne. Aber dann noch ein­mal der lange, san­fte Anstieg, vor­bei am Gotis­chen Haus, hoch in den Wald. Das zieht sich jet­zt ver­dammt lange … Vor allem zieht es sich bis zur näch­sten Verpfle­gungsstelle. Da ver­suche ich, ob Cola (nehme ich gerne kurz vor Schluss) heute ok ist — es scheint zumin­d­est nichts zu ver­schlim­mern. Dann der let­zte steile Hang hoch zur Hohen Mark, die let­zten 4,5 Kilo­me­ter … Inzwis­chen mag mein Fore­run­ner dieses elende Gewürge, das ich jet­zt Laufen nenne, mehr mit anse­hen und pro­tokol­lieren und hat sich abgeschal­tet (offen­bar hat er sich in der Nacht mal wieder selb­ständig angestellt — gestern abend war der Akku voll).

Und dann endlich Kilo­me­ter 40, der let­zte Abstieg nach Oberursel. Jet­zt noch ein­mal alles mobil­isieren, um laufend ins Ziel zu kom­men! Das gelingt auch, die Uhr ste­ht bei 4:24 irgend­was. Das ist — mit Abstand — meine schlecht­este Zeit. Ange­fühlt hat sie sich aber ver­dammt hart — der Hes­sen­tags­marathon kam mir vor wie der härteste Marathon in mein­er Samm­lung bish­er. Das lag aber nicht nur an mein­er wack­li­gen Kon­sti­tu­tion heute, son­dern natür­lich auch am fehlen­den Train­ing — irgend­wann merkt man’s halt doch ;-)

Im Ziel habe ich erst­mal ordentlich gebechert — Wass­er, Apfel­saft, eine Banane — und das oblig­a­torische Bier. Dann bin ich zurück in die Grund­schule gewan­dert, geduscht und umge­zo­gen (alles prob­lem­los — kaltes Wass­er ist ja ok, so lange es noch nass macht), das Fin­ish­er-Shirt abge­holt und die anderen wieder­getrof­fen. Zumin­d­est einen Teil … — die meis­ten Halb­maratho­nis waren des Wartens schon über­drüs­sig gewor­den … Tja, und das war’s ja dann auch schon wieder: Ab zum Bahn­hof und heim — genug geschafft für heute.

Der Aus­richter TSG Oberursel hat mit dem Hes­sen­tags­marathon — immer­hin das erste Mal, dass er stat­tfand — eine ordentliche Arbeit geleis­tet. Die Organ­i­sa­tion war ins­ge­samt sehr zuver­läs­sig und gut (schön auch die sehr aus­führliche „Vor­bere­itungs-E-Mail“ mit allen wesentlichen Dat­en zum Ablauf), die Strecke per­fekt aus­gewiesen und abges­per­rt, die Kilo­me­ter alle schön markiert, eine Menge Helfer waren unter­wegs. Deshalb die fol­gende Kri­tik bitte nicht zu hoch hän­gen: Eine Verpfle­gungssta­tion mehr auf der Runde wäre nicht verkehrt gewe­sen, die Abstände waren gren­zw­er­tig (und ich habe gehört, für manche auch schon zu groß — es gab wohl den einen oder anderen Prob­lem­fall). Für die Maratho­nis hätte ich mir — z.B. am Kreisel bei der Wende — auch ein paar Bana­nen oder so gewün­scht: Der Start war recht früh, nicht jed­er hat vorher wirk­lich aus­giebig gefrüh­stückt. Und dann habe ich noch nie bei einem Lauf, ob Marathon oder weniger, so wenig San­itäter gese­hen — näm­lich eigentlich nur an ein­er Stelle und im Ziel. Vielle­icht standen die in Bere­itschaft gut ver­steckt, aber das hat mich schon gewun­dert. Sich­er, bis auf einen Abschnitt im Wald waren die Helfer ziem­lich gut verteilt und sehr präsent, so dass es nicht allzu schwierig gewe­sen wäre, Hil­fe anzu­fordern.

Schön war aber auch: Es gab erstaunlich viel Stim­mung für so eine ein­ma­lige, erst­ma­lige Ver­anstal­tung — klar, das meiste war im Wald, aber in den bewohn­ten Gebi­eten gab es viel Anfeuerung für die Läufer. Und inter­es­sant: Die Staffeln waren erstaunlich langsam — da sind tat­säch­lich einige mit und nach mir ins Ziel gekom­men. Ich hat­te eigentlich erwartet, dass die spätesten­snach 3,5 Stun­den alle durch wären.

 

Marathon geht auch ohne Training

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Es geht tat­säch­lich. Aber, um das gle­ich klarzustellen, vernün­ftig ist das über­haupt nicht. Und empfehlenswert auch nicht so richtig.

Aber von vorne: Nach langem Über­legen hat­te ich mich im Sep­tem­ber doch wieder für den Mainz­er Guten­berg-Marathon angemeldet. Ich war mir zwar noch nicht sich­er, ob ich den auf neue  Bestzeit laufen würde oder ein­fach so. Aber Train­ing hat­te ich schon geplant. Dann wollte aber zunächst meine Ferse nicht so recht. Und dann war Win­ter. Und dann … Ehe ich mich ver­sah, war jeden­falls schon wieder Feb­ru­ar — und ich ging beim 5. Mainz­er Maa­raue-Marathon auf den let­zten Run­den ziem­lich kläglich unter (kein Wun­der, die lan­gen Läufe fehlten ein­fach). Aber irgend­wie war das immer noch nicht genü­gend Moti­va­tion, endlich mal wieder in ein richtiges, geregeltes, ordentlich­es Marathon-Train­ing einzusteigen. Stattdessen spielte ich quer­feldein herum und begann, öfters in den Fivefin­gers zu laufen — was natür­lich, vor allem zu Beginn, gehöri auf die Dis­tanzen ging. Immer­hin hielt mein Streak noch: So kurz vor der Drei-Jahres-Marke wollte ich nicht klein beigeben. Und dann war der April auch schon wieder fast zu Ende und ich stand endgültig vor der Entschei­dung: Was mache ich nun am 8. Mai? Laufe ich trotz allem ver­such­sweise einen Marathon? Oder höre ich nach der ersten Runde auf? Ganz aus­fall­en lassen wollte ich das nicht, dafür war mir die Start­ge­bühr eigentlich zu hoch. Also mein vor­läu­figer Beschluss: Ich laufe zunächst den (sowieso schon geplanten und gemelde­ten) Franken­stein­lauf mit den Fivefin­gers. Und am Woch­enende danach stelle ich mich ein­fach an den Start, laufe los und schaue, was dabei rauskommt — dur­chaus mit dem Ziel, die 42 Kilo­me­ter auch voll zu machen.

Aber so ein­fach war es dann doch nicht. Beim Franken­stein­lauf ging näm­lich etwas schef (was, das weiß ich immer noch nicht): Am Ende der net­ten 15 Kilo­me­ter hat­te ich riesige Blasen unter den bei­den Fersen. Vor allem der linke Fuß (und links ist sowieso die Seite, wo bei mir alle Unfälle passieren) sah gar nicht gut aus. Den Anfang der Woche habe ich die Füße also mit kurzen Läufen geschont. Beim ersten etwas „län­geren“ Lauf, der Dreibrück­en­runde mit ca. 12 Kilo­me­tern, am Don­ner­stag hat­te ich wohl doch die falschen Schuhe erwis­cht. Jeden­falls hat es links noch ein­mal etwas gerieben und die Blase — die ja nicht nur auf der Sohle war, son­dern sich auch auf den Außen­rist hochzog — fing an, sich zu öff­nen. Das war jet­zt wirk­lich blöd, die neue Haut unter der Blase war näm­lich noch reich­lich empfind­lich. Also wieder alles in Frage stellen? So schnell nicht, es gibt für alles eine Lösung. Und der Plan bestand weit­er­hin. Zumal ich mich inzwis­chen ein­er kleinen Gruppe Mainz­er Läufer angeschlossen hat­te, die beim Marathon mit entsprechen­den T‑Shirts für den Ausstieg aus der Atom­en­ergie wer­ben woll­ten — ein Rück­zug war jet­zt also nicht mehr möglich.

Und dann war es auch schon Son­ntag. Der Weck­er klin­gelte um acht Uhr, das sollte mir genü­gend Zeit geben, mich vorzu­bere­it­en. Denn das Wichtig­ste heute war: Tapen ohne Ende. Alle halb­wegs kritschen und gefährde­ten Stellen der Füße wur­den großzügig mit Leuko­tape gesichert.

Trotz­dem war ich mir immer noch nicht im Klaren, wie das aus­ge­hen würde … Kurz vor Neun machte ich mich dann auf den kurzen Fußweg zum Start an der Rhein­gold­halle. Eigentlich waren die Läufer „gegen Laufzeitver­längerung“ am Ende des ersten Start­block­es verabre­det. Aber das war offen­sichtlich keine gute Idee gewe­sen — gefun­den haben wir uns da näm­lich nicht. Da ist auch kein Wun­der: Die Star­tauf­stel­lung in Mainz ist zwar the­o­retisch gut und genau geord­net, löst sich aber jedes Jahr spätestens um 9.20 Uhr in totales Chaos auf. Im ersten, roten, Start­block waren dann auch wirk­lich alle Far­ben zu sehen: Grün, Blau, Gelb, Orange. Und das merkt man auf den ersten Kilo­me­tern, die ja sowieso ein ziem­lich­es Gewusel sind, doch sehr deut­lich.

Irgend­wann war es dann wieder soweit: Die häm­mernde 08/15-Tech­no­musik durfte schweigen, der Marathon wurde ges­tartet. Selb­st für den ersten Block dauert das natür­lich immer etwas, bis man wirk­lich an der Star­tlin­ie ist und loslaufen kann. 12000 Läufer seien am Start, hieß es im Feld. Kein Wun­der, bei strahlen­dem Son­nen­schein und schon mor­gens angenehmen 20 °C gibt es kaum Ausre­den … Also, es ging los. Ich schwamm zunächst ein­fach mal im Feld mit, schaute, was so passiert — mit mir und meinen Füßen. Und meinen untrainierten Muskeln. Bald hin­term Start holte mich der erste Anti-Atom-Läufer ein, zog aber bald weit­er, weil er einen zügigeren Halb­marathon geplant hat­te. Etwas später wiederum hat­te ich auf ein­mal eine Geis­ter­hand an der Schul­ter: Ronald, auch mit gel­ben T‑Shit, hat­te mich gefun­den. Das war eine gute Fügung, wir blieben bis kurz vor der Halb­marathon­marke zusam­men. Bis dahin lagen aber noch ein paar Kilo­me­ter vor uns. Bei der ersten Verpfle­gung auf dem Weks­gelände von Schott war großes Chaos — angesichts der Wärme woll­ten die meis­ten Läufer gle­ich von Anfang an trinken, was die hil­fs­bere­it­en Wasser­auss­chenker gut in Anspruch nahm. Denn noch war das Feld sehr dicht, wir waren ja auch erst einige Kilo­me­ter unter­wegs. Und es blieb auch recht voll auf der Strecke: In unserem Tem­po waren ziem­lich viele unter­wegs. So spul­ten wir also Kilo­me­ter für Kilo­me­ter ab, meist zwis­chen 5’20 und 5’30. Meine Tak­tik sah eigentlich gaaaaanz anders aus: Da ich meine Form über­haupt nicht ein­schätzen kon­nte, hat­te ich mir das vol­lkom­men willkür­liche Ziel der Vier-Stun­den-Marke geset­zt, was — vor allem am Anfang — eher 5’40 pro Kilo­me­ter bedeutet hätte. Aber irgend­wie liefs ein­fach lock­er und angenehm — durch’s Mom­bach­er Gewer­bege­bi­et und dann wieder durch den großen Hotspot Mom­bach — die ganz selb­st­be­wusst, aber nicht völ­lig zu Unrecht behaupteten, die beste Stim­mung an der Strecke zu haben, zurück in Rich­tung der Mainz­er Innen­stadt. Bis dahin gab’s natür­lich wieder einige Schlenker und Kur­ven durch die Wohnge­bi­ete der Neustadt. Aber inzwis­chen, nach sieben, acht Kilo­me­tern, machte das Laufen in diesem Tem­po richtig viel Spaß. Auch wenn ich anf­ing zu grü­beln, wie wohl meine zweite Runde ausse­hen würde — Roland wollte ja irgend­wo bei Kilo­me­ter 30 aussteigen um seine Kräfte für den Rennsteig-Marathon zu sparen.

Ruck­zuck waren wir dann um die Chris­tuskirche herum und eil­ten schon wieder auf die Alt­stadt zu. Sehr schön immer wieder der Moment, wenn man von der Lang­gasse auf die Lud­wigstraße ein­biegt, und in die Pub­likums­massen ein­taucht — da war schon ziem­lich viel los. Auch auf dem Guten­berg­platz und durch die Augustin­er­straße war wieder klasse Stim­mung. Dann, hin­ter dem Süd­bahn­hof, begin­nt ja der etwas abschreck­ende Teil der ersten Runde: Die ewig lange Ger­ade nach Weise­nau, die man nach der Wende — die ja tat­säch­lich erst kurz vor der Auto­bahn ist — auf der anderen Straßen­seite wieder zurück­laufen darf. Das heißt ja auch, dass man vor allem stad­tauswärts immer schon sieht, wer alles schon zwei, drei Kilo­me­ter weit­er ist … Wenn man das aber mal ken­nt, ver­liert auch diese Ger­ade ihren Schreck­en. Und auf dem Rück­weg ist ja der Halb­marathon schon fast geschafft (nagut, drei, vier Kilo­me­terchen sind das auch noch). Wir blieben unserem Tem­po aber weit­er­hin treu. Klar, inwzsichen merk­te ich schon, dass die muskuläre Belas­tung stieg — über 16 Kilo­me­ter bin ich in diesem Jahr ja nur sehr sel­ten hin­aus­ge­laufen. Und da war ich inzwis­chen schon durch. Aber das Tem­po war noch immer gut zu laufen. Bei der let­zten Verpfle­gung vor dem Halb­marathon ver­lor ich Roland dann lei­der total — keine Ahnung, wo der abge­blieben ist.

Mir jeden­falls ging’s jet­zt richtig gut. Mein neuer Plan hieß jet­zt: Tem­po hal­ten, den — von mir als unver­mei­dlich erwarteten — Ein­bruch so lange wir möglich hin­auszögern. In der Tat kon­nte ich dann auf dem Beginn der zweit­en Runde das Tem­po sog­ar noch erhöhen: Jet­zt lag der Schnitt eher um die 5’10. Die Strecke wird ja in Mainz nach dem Passieren der Rhein­gold­halle immer schla­gar­tig leer: Von den 8021 Zielein­läufen in diesem Jahr ent­fall­en 6776 auf den Halb­marathon, nur 1245 laufen den Marathon (und davon wiederum sind ger­ade ein­mal 170 Frauen — beim Halb­marathon ist der Geschlechterun­ter­schied nicht ganz so krass). Auch auf der zweit­en Runde machte mir das Laufen noch viel Spaß. Jet­zt kam auch noch — psy­chol­o­gisch ganz vorteil­haft — hinzu, dass ich kon­tinuier­lich Läufer über­holte (mit Aus­nahme der frischen Staffel­läufer natür­lich, von denen sind einige an mir vor­bei gezo­gen). Da es imme noch so aus­geze­ich­net vor­ran ging, modi­izierte ich meinen Plan noch ein­mal. Vor­sor­glich (ohne wirk­lich davon überzeug zu sein) hat­te ich mor­gens noch 4 Ham­mergels mitgenom­men und in die Hose gesteckt. Die kamen jet­zt peu-a-peu zum Ein­satz. Das erste Gel irgend­wo bei Kilo­me­ter 24 oder 25, in Sichtweite der näch­sten Verpfle­gung. Denn für die Dinger braucht man ordentlich Wass­er. Davon hat­te ich­heute eh‘ schon einiges geschluckt: Bei jed­er Verpfle­gungsstelle habe ich mir versorgt,die Hitze wollte ich nicht als Entschuldigung gel­ten lassen. Wo möglich, habe ichauch meine Mütze ins küh­le Nass (das war wirk­lich ver­gle­ich­sweise sehr kühl) getaucht und so meinen Kopf etwas abgekühlt — auch wenn das nie lange vorhält. Die Entschei­dung für den Gelein­satz war aber sehr richtig: Die DInger geben ein­fach noch ein­mal einen Schub — sie ermöglichen, wirk­lich das Let­zte aus den Muskeln her­auszu­holen.

Die Schleife durch Hes­sen, durch Kos­theim, finde ich ja immer sehr schön. Gut, viel Betrieb ist da nicht. Aber dafür läuft man auf kleineren Straßen durch die Wohnge­bi­eten. Und unheim­lich viele Anwohn­er sind im Vor­garten und feuern an. Oder spenden mit dem Wasser­schlauch eine kleine Dusche — bei mit­tler­weile gut 25 °C (und weit­er­hin wolken­losem Him­mel) eine sehr willkommene Abküh­lung. Der Rück­weg nach Mainz wurde mir dann aber recht lang: Die let­zte Wasser­sta­tion lag schon wieder zwei Kilo­me­ter zurück, ich hätte ein paar Schluck Feuchtigkeit ver­tra­gen. Dann auch noch der Anstieg auf die Theoor-Heuss-Brücke. Allein die Tat­sache, dass ich weit­er­hin über­holte, gab mir noch etwas Kraft. Hin­ter der Brücke fiel ich dann aber doch in ein kleines Loch: Jeztt wurde es richtig schw­er. Und bis zur Verpfle­gung bei Schott zog es sich — die Rheinallee ist da, mit den paar ver­s­teuten Läufern, auch nicht wirk­lich span­nend. Doch irgend­wie hielt ich durch, auch wenn ich schon mit dem Abbruch-Gedanken spielte.

Auf dem Werks­gelände kam dann das näch­ste Gel zum Ein­satz. Zum Glück spielte mein Magen mit: Die Ham­mergels — heute hat­te ich nur „Espres­so“ dabei — schmeck­en zwar auch nicht beson­ders leck­er, sind für mich aber sehr gut verträglich. Trotz Energi­eschub durch Gl pen­delte sich der Schnitt wieder etwas tiefer ein — bzw. es wurde härter, das Tem­po hoch zu hal­ten. Die Schleife durch das Mom­bach­er Gewer­bege­bi­et ging dann über­raschend schnell herum — davor hat­te ich eigentlich mehr Angst. Mom­bach selb­st war dann ok, langsam ging es allerd­ings doch spür­bar an die Sub­stanz. Vor allem der Weg in die Alt­stadt zog sich jet­zt deut­lich mehr als auf der ersten Runde. Und das Tem­po sank Kilo­me­ter für Kilo­me­ter ein biss­chen — unaufhalt­sam, aber in kleinen Schrit­ten. In der Bauhausstraße dann schließlich das vierte Gel — bei Kilo­me­ter 39 eigentlch fast zu spät. Ich glaube aber, das war gar nicht schlecht. So hat­te ich näm­lich noch ordentlich Kraft und Pep die riesige Stei­gung von geschätzten zwei Metern der Lang­gasse hochzu­laufen und vor allem in Angesicht des großen Pub­likums nicht doch noch Geh­pausen ein­le­gen zu müssen. Und wenn man zum zweit­en Mal über den Guten­berg­platz ist, dann hat man es eigentlich geschafft — keine zwei Kilo­me­ter sind es dann noch. Noch schnell die Augutin­er­straße hin­unter, am Süd­bahn­hof dies­mal gle­ich links zurück zur Rhein­gold­halle. Der let­zte Kilo­me­ter, die schön lange Ziel­ger­ade, zieht sich natür­lich etwas. Aber hier ist man ja nicht allein. Und nach 3:49:32 war ich dann unter dem Ziel­bo­gen durch.

Jet­zt fing das wahre Lei­den aber erst an. Meine Beine waren nci­ht sehr damit ein­ver­standen, plöt­zlich nicht mehr in Bewe­gung zu sein. Ich blieb zwar beim Gehen, merk­te aber tortz­dem, dass die Muskeln völ­lig leer waren und von Schritt zu Schritt steifer wur­den. Und auch der REst des Kör­pers wusste offen­bar nicht so recht, was er mit der plöt­zlichen Änderung machen sollte. Ein Krug kaltes Wass­er über den Schädel tat ganz gut. Eigentlich wol­tle ich ja auch was trinken, aber das ging kaum noch. Wass­er kon­nte ich nich mehr sehen, Fru­bi­ase war jet­zt ein­fach nur eklig, Cola ging halb­wegs. Essen ging schon gar nicht … Da mein Baum­woll-T-Shirt und meine Hose ja von Schweiß und Wass­er trief­nass waren und ich im Ziel auch nie­mand Bekan­ntes traf, bin ich ziem­lich bald die paar Hun­dert Meter nach Hause stolziert. Dort wollte ich mich eigentlich nur mal kurz Hin­set­zen, die Kom­pres­sion­sstrümpfe auszuziehen. Jet­zt aber entsch­ied mein Kreis­lauf, dass er die Schnau­ze voll hat­te und sack­te erst ein­mal deut­lich weg. Ein paar Minuten später war ich dann weigstns wieder fit genug für die Dusche … Aber so richtig erholt war ich erst zwei Stun­den später wieder — und freue mich schon auf den sicher­lich mörderischen Muskelkater, den ich mor­gen haben werde .. Aber immer­hin gehörte ich nicht zu den dur­chaus zahlre­ichen Läufern, die im Kranken­wa­gen lan­de­ten — die Ret­tungs­di­en­ste hat­ten näm­lich heute so einigs zu tun.

Also: Marathon ohne entsprechen­des Train­ing geht dur­chaus mal. Ist aber auch — im Ver­gle­ich zur erlaufe­nen Zeit — ziem­lich anstren­gend …

Und noch ein paar Bilder:

Frankenstein ganz ohne Horror

Der Franken­stein­lauf ist ein ganz neues Unternehmen, das 2011 zum ersten Mal stat­tfand. Und ich war dabei. Irgend­wann im Früh­jahr trudelte bei mir die E‑Mail von Skin­fit, dem Aus­richter und Spon­sor, ein. Und das schien mir eine gnz intres­sante Idee: unkom­plizierte Anreise, angenehmer Ter­min am let­zten Sam­stag im April, Start fre­undlicher­weise um 16 Uhr. Und 15 Kilo­me­ter gehen immer, auch wenn ein paar Höhen­meter dabei zu über­winden sind. Also habe ich mich bald angemeldet und das ganze erst ein­mal wider vergessen ;-)

Am Sam­stag war es dann also soweit. Die Anreise mit Liegerad und Bahn war etwas hol­prig: Erst meinte der Schaffn­er in Mainz, im RMV dürfte ich mit dem Liegerad nicht in den Zug — was mir völ­lig neu wäre, ich habe as schließlich schon öfters gemacht. Mitgenom­men hat er mich aber immerhn trotz­dem. Auf dem Weg von Darm­stadt Haupt­bahn­hof nach Eber­stadt, so unge­fähr 8 kurze Kilo­me­ter durch die Stadt, kam ich dann auch noch in einen Platzre­gen. Und musste beim Anziehen der Regen­jacke auch noch fest­stellen, dass sich das Arm­band meines Fore­run­ners auf der einen Seite von der Uhr gelöst hat­te.

In Eber­stadt war dann wenig­stens alles unprob­lema­tisch: Fahrad geparkt, Start­num­mer und Beu­tel abge­holt (darin auch das Skin­fit–Kli­ma-Shirt, der einzige Grund, warum ein 15-km-Lauf fast 30 Euro Start­geld kosten darf) udn fest­gestellt, dass ich nicht weiß, wie ich den komis­chen Chip für die Zeitmes­sung anbrin­gen sollte. Eigentlich ist der dazu gedacht, zwis­chen die Schnürsenkel einge­fädelt zu wer­den. Das konne ich aber nicht, weil meine Fivefin­gers, die Clas­sic-Vari­ante, so etwas nicht haben. Mit ein­er Sicher­heit­snadel ging es dann aber doch — auch wenn ich dem nicht so recht traute. Es hielt aber prob­lem­los.

Der Franken­stein­lauf war ja mein erster „Wet­tkampf“ mit den Fivefin­gers. Im Oden­wald hat­te ich in diesem Früh­jahr diese Nicht-Schuhe öfters genutzt und dachte, ich pro­bier das jet­zt mal aus. Auf die Zeit kam es mir sowieso nicht an — denn etwas langsamer ist man damit schon, je nach Boden und Gefälle der Strecke macht sich das mehr oder weniger deut­lich bemerk­bar.

Irgend­wann um kurz nach vier ging es dann auch los — der Läufer-Pulk hat­te sich langsam von der Anmel­dung im Mühltal­bad zum nahegele­ge­nen Start auf einem Feld­weg am Ort­srand bewegt. An den Start gin­gen knapp 200 Läufer, für die 7 km und die 15 km zugle­ich. Und dazu noch gle­ich zwei Ret­tungswa­gen sowie ein Motor­rad und auch noch ein Quad vom ASB — fast überver­sorgt waren die Läufer mit medi­zinis­ch­er Begleitung … Über­haupt war der Lauf ins­ge­samt gut organ­isiert (nur bei den Nach­mel­dun­gen gab es wohl kleinere Verzögerun­gen), an allen Abzwei­gun­gen gab es gut sicht­bare Markierun­gen und eine aus­re­ichende Zahl an Streck­en­posten. Das war ja auch nicht ganz bil­lig — dafür aber mit einem Kli­ma-Shirt. Und die Skin­fit-Klei­dung ist halt erst mal teuer …

Zunächst ging es also erst ein­mal durch Eber­stadt, so 1–2 km. Dann führte die Strecke auf asphaltiertem Feld­weg in Rich­tung Franken­stein, ein erster klein­er Anstieg war zu bewälti­gen. In der Nähe der Bun­desstraße dann der Wech­sel zu Kies und fes­tem Boden — zum Glück aber kein großer Schot­ter, das macht mit den Fivefin­gers näm­lich keinen Spaß. Über die Bun­desstraße ging es dann hinüber und ab in den Wald unter dem Franken­stein. Irgend­wo in der Nähe von Kilo­me­ter 5 (die Kilo­me­ter waren sog­ar markiert, wenn auch nicht immer per­fekt les­bar — der Regen und die Läufer hat­ten das Säge­mehl etwas ver­streut) bogen die Sieben-Kilo­me­ter-Läufer ab. Für den Rest, die deut­liche Mehrheit des Feldes, ging es weit­er bergauf. Die Höhen­meter — laut Ver­anstal­ter 362 — waren sehr gle­ich­mäßig verteilt. In großen Bögen ging es also den Berg hin­auf zur Burg Franken­stein. Da ich sehr ver­hal­ten ange­laufen bin, war ich fleißig am Ein­sam­meln. Der Weg blieb angenehm zu laufen — leichte Stei­gung, meist Wald­bo­den mit etwas Kies, ohne größere Prob­leme für Bar­fußschuh­läufer. Am Franken­stein gab es Getränke — daswar tat­säch­lich ganz nett, denn warm war es dur­chaus, trotz der dun­klen Wolken. Hin­ter der Burg ging es dann kurz auf der Kreis­straße weit­er in Rich­tung Nieder-Beer­bach — eigentlich ist das nur ein asphaltiert­er Wald­weg. Der führte — dur­chaus knack­ig — hinab bis zur Wald­gren­ze und noch ein paar hun­dert Meter durch die Wiesen zum Wen­depunkt. Hier hat­te man — wenn man noch Augen für so etwas hat­te — einen schö­nen Blick auf die Hügel des begin­nen­den Oden­walds (mit Fern­sicht war’s nichts). Am Wen­depunkt musste man das Kon­troll­band ein­sam­meln und zunächst wieder zurück zum Franken­stein hin­auf. Die Läufer, die mich auf der kurzen Bergab­strecke über­holten, habe ich alle wieder einge­sam­melt. Denn bergab muss ich mit den Zehen­schuhen etwas langsam(er) machen, die fehlende Dämp­fung macht sich da dur­chaus bemerk­bar. Das war dann auch auf dem Abschnitt nach dem Franken­stein deut­lich zu merken. Denn ab dort ging es bis kurz vor das Ziel nur noch bergab. Und da wurde ich dann kräftig durchgere­icht. Zumal nach zehn, zwölf Kilo­me­tern meine Füße auch müde wur­den und auf kleinere Belas­tun­gen unge­hal­ten reagierte. Schon bei kleineren steinen zuck­te ich jet­zt etwas zurück: Meist bin ich mit den Fivefin­gers ja nur so unge­fähr eine stunde unter­wegs gesesn, die 15/16km-Läufe waren ja die Aus­nahme.

Der Weg vom Burg­berg hin­unter führte zunächst über einen schö­nen pfad, dann aber wieder über den Forstweg, den wir auch hin­auf gelaufen waren. Und schließlich  hat­ten wir noch das selbe Schlussstück wie die 7km-Läufer. Das Ziel war nicht am Start, son­dern auf der anderen Seite des Mühltal­bades — so musste im Ort nichts mehr abges­per­rt wer­den. Genau auf Platz 100 lief ich dort ein — per­fek­tes Tim­ing sozusagen. Für die 15 Kilo­me­ter (ich habe nicht kon­trol­liert, ob die Strecke stimmt) habe ich damit laut offizieller Zeitmes­sung 1:28:32 gebraucht.

Nach ein­er Banane und einem alko­hol­freien Bier im Ziel sowie eini­gen Plaud­ereien über meine „Schuhe“ bin ich dann auch bald zum Duschen im Mühltal­bad marschiert. Das hat sich ganz gut verteilt, obwohl die Duschen nicht ger­ade üppig waren. Bei/nach dem Duschen musste ich dann mit Erstaunen und Entset­zen fest­stellen, dass ich mir riesige Blasen glaufen habe. Vor allem die linke Ferse war eine einzige große Blase — selt­sam, so etwas ist mir noch nie passiert. Ich habe dann zwar noch etwas gewartet, aber bis zur Siegerehrung schien es noch etwas zu daueren, so dass ich mich um 18.20 uhr auf den Weg machte, meinen Zug noch zu erre­ichen: Mit dem Lieger ging es über den Fel­drad­weg (mit einigem Geholper) nach Nieder-Ram­stadt und dort zum Bahn­hof. Die Ober­schenkel­muskel am Knie macht­en sich dabei dur­chaus bemerk­bar. Dort ging es dann mit dem Zug weit­er nach Erbach — dieses mal ohne Gemeck­er des Zug­be­gleit­per­son­als.

Einen Bericht gibt es beim Laufre­port, dort auch noch einige Fotos.

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