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Schlagwort: computer Seite 1 von 2

spinnennetz vor natur

Ins Netz gegangen (4.10.)

Ins Netz gegan­gen am 4.10.:

  • Why I Don’t Trust the Cloud | Poet­ry Foun­da­tion → ken­neth gold­smith, der betrieber des wun­der­baren UbuWeb, erk­lärt, warum man die Cloud mit ein­er Por­tion Skep­sis betra­cht­en sollte:

    I love the idea of the cloud, but I hate the real­i­ty of it. The real­i­ty of it is noth­ing like what’s been promised to us. Trust­ing the cloud is a mis­take: it’s too cen­tral­ized, too eas­i­ly blocked, too eas­i­ly con­trolled. And it’s pri­va­tized, owned, and admin­is­trat­ed by some­one oth­er than you.

  • Zehn The­sen für den alten Fritzen | FR → olga mar­tyno­va schreibt über (gegenwarts-)literatur und den umgang mit ihr. zum beispiel:

    Kollek­tive Fragestel­lun­gen und kollek­tive Überzeu­gun­gen sind immer in ihrem Kern falsch. Das einzige, was die Lit­er­atur einem Leser schuldig ist: seinen indi­vidu­ellen Men­schen aus dem Kerk­er des kollek­tiv­en Men­schen zu befreien.

  • Die The­o­rie der Fil­terblasen ist nicht länger halt­bar – Wir lei­den bere­its unter dem Fil­ter-Clash | NZZ → pörk­sen argu­men­tiert hier, dass die fil­terblasen gar nicht so prob­lema­tisch seien, weil sie eben gar nicht funk­tion­ieren, son­dern die ver­schiede­nen zirkel in den infor­ma­tio­nen vehe­ment aufeinan­der­prallen

    Das Denkbild der Fil­terblase ist irreführend – und zwar gle­ich aus mehreren Grün­den. Zum einen wider­spricht die Idee der von Algo­rith­men deter­minierten Extremab­schot­tung der alltäglichen Erfahrung. […] Zum anderen wider­spricht die Fil­terblasenidee den Grun­dein­sicht­en der Net­zw­erk­the­o­rie, über die seit den 1970er Jahren disku­tiert wird. Man weiss: Schwache Verbindun­gen und lockere Beziehun­gen (soge­nan­nte weak ties im Sinne der Net­zw­erk­sozi­olo­gie) sind eben deshalb so nüt­zlich, weil sie einen mit unter­schiedlichen, unbekan­nten und gän­zlich uner­warteten Infor­ma­tio­nen kon­fron­tieren. Und das Netz ist das Beziehung­suni­ver­sum der schwachen Verbindun­gen. […] Die Wahrschein­lichkeit, mit unter­schiedlichen Infor­ma­tio­nen kon­fron­tiert zu wer­den, steigt in solchen Net­zw­erken mit schwachen Verbindun­gen ras­ant an. […] Und schliesslich wider­spricht die The­o­rie der Fil­terblase den inzwis­chen pub­lizierten empirischen Stu­di­en, die in immer neuen Vari­anten und Vari­a­tio­nen zweier­lei zeigen: Erstens ist unser Infor­ma­tion­suni­ver­sum sehr viel vielfältiger als gedacht, trotz der per­son­al­isierten Infor­ma­tion­sauswahl. Zweit­ens ist das, was Fil­terblase genan­nt wird, immer auch ein Symp­tom unseres Infor­ma­tionsver­hal­tens, Indiz unser­er eige­nen Inten­tio­nen und Fasz­i­na­tio­nen.

  • The Coders Pro­gram­ming Them­selves Out of a Job | Atlantic → ein schön­er erk­lär­text über pro­gram­mier­er, die sich selb­st über­flüs­sig machen — weil sie ihre arbeit automa­tisieren, d.h. pro­gr­mamieren — und dann nichts mehr zu tun haben. und über die gesellschaftlichen, ethis­chen und wirtschaftlichen auswirkungen,die das haben kann/wird
spinnennetz

Ins Netz gegangen (19.5.)

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  • Im Gespräch: Timo Brandt redet mit Bertram Rei­necke | Fix­po­et­ry → bertram rei­necke gibt timo brandt lange antworten übers ver­legen, exper­i­mentelle lit­er­atur und seine eigene lyrik

    Nein, ich wollte immer bloß inter­es­sante Lit­er­atur ver­legen, solche, die irgend­was bietet, was man ander­swo nicht geboten bekommt. Ich muss nicht jedes Jahr ein Pro­gramm füllen und kann warten, was mich trifft. Darüber hin­aus ver­lege ich lieber Autoren, deren Beson­der­heit ich auch greif­bar schildern kann.
    […] Ins­ge­samt ist der Ver­dacht, dass bes­timmte alte For­men bes­timmte alte Inhalte nahele­gen, zwar nie unbe­grün­det, aber das Prob­lem erweist sich als eines, mit dem man sehr gut umge­hen kann.

  • Zum Geschäft der Lit­er­aturkri­tik heute | Voll­text → daniela strigl beant­wortet den “volltext”-fragebogen:

    Für mich per­sön­lich: die Sim­u­la­tion ein­er gesellschaftlichen Rel­e­vanz, die sie schon seit Län­gerem nicht mehr hat. Ich muss zumin­d­est so tun, als wäre die Kri­tik noch wichtig, damit ich jenes Maß an Hingabe und Ernst auf­bringe, das jed­er lit­er­arische Text grund­sät­zlich ver­di­ent. Mit­ten in dieser mir selb­st vorge­spiel­ten Wichtigkeit däm­mert mir freilich die Irrel­e­vanz meines Tuns, die wiederum eine schöne Frei­heit eröffnet. All­ge­mein betra­chtet ist die Kri­tik in ihrer Mar­gin­al­isierung natür­lich als siame­sis­ch­er Zwill­ing an die Lit­er­atur gebun­den. Der Zeit­geist hält nicht viel von Lit­er­atur und von lit­er­arisch­er Bil­dung beziehungsweise er hält sie für Luxus, ergo ent­behrlich. Das wird sich ein­mal auch wieder ändern, bis dahin lese und schreibe ich unver­drossen weit­er.

  • Smarte Mobil­ität | taz → Mar­tin Held, Man­fred Kriener und Jörg Schindler schla­gen vor, vorhan­dene, funk­tion­ierende Assis­ten­zsys­tem bei Pkw und Lkw viel stärk­er einzu­binden, um Unfälle zu ver­mei­den

    Wir haben Visio­nen vom kom­plett autonomen Auto, das ange­blich alles bess­er macht. Wir trauen uns aber nicht, nüt­zliche Assis­ten­zsys­teme auch nur in Ansätzen vorzuschreiben?

    Der oben beschriebene Ein­satz der Tech­nik wäre sofort mach­bar und würde eine heil­same Wirkung ent­fal­ten. Eben­so wäre in der Über­gangszeit ein „Mis­ch­be­trieb“ von Fahrzeu­gen mit und ohne Assis­ten­zsys­teme prob­lem­los möglich. Und noch ein­mal: In allen Fällen blieben die Frei­heits­grade beim Fahren so lange voll­ständig erhal­ten, wie die Rechtsvorschriften einge­hal­ten und keine gefährlichen Fahrmanöver ges­tartet wer­den.

  • Gestern böse, heute nor­mal | Zeit → Har­ald Welz­er über “shift­ing base­lines” (oder, um es anders zu sagen: verän­dernde diskurse)

    Shift­ing base­lines sind ger­ade in Zeit­en großer poli­tis­ch­er Dynamik ein Prob­lem, weil die Nachricht­en, Begriffe, Konzepte und Pro­voka­tio­nen so beschle­u­nigt und vielfältig einan­der abwech­seln, dass man kaum bemerkt, wie das, was gestern noch als unsag­bar galt, heute schon Bestandteil eines schein­bar nor­malen poli­tis­chen Diskurs­es ist. […] Wie bemerkt man solche Ver­schiebun­gen, und wie stemmt man sich dage­gen? Dafür gibt es kein Paten­trezept, schließlich ist man als Mit­glied ein­er Gesellschaft stets Teil ein­er sich verän­dern­den sozialen Gemein­schaft. Aber vielle­icht kann man sich darin üben, gele­gentlich “Augen­blick mal!” zu sagen, wenn einem etwas so vorkommt, als habe man es kurz zuvor nicht mal denken, geschweige denn sagen wollen. … Ein­fach mal den Rede- und Denk­fluss unter­brechen, die base­line am Ver­schieben hin­dern. Den eige­nen moralis­chen Kom­pass eichen.

  • Gedichte für alle! | NZZ Felix Philipp Ingold recht klug über die Vorteile von Lyrik, ihre Rezep­tion und Kri­tik momen­tan →

    Im Unter­schied zum Infor­ma­tion­s­ge­halt des Gedichts ste­ht seine Sprachgestalt ein für alle Mal fest, sie ist am und im Gedicht sinnlich fass­bar, ist Gegen­stand sein­er ästhetis­chen Erken­nt­nis, dies in Ergänzung oder auch in Kom­pen­sa­tion zu dem von ihm Gemein­ten. Nicht sein­er Bedeu­tung nach, aber als Laut­ge­bilde hat das Wort in jedem Fall seine eigene Wahrheit – nicht zu wider­legen, nicht zu ver­fälschen, niemals adäquat zu über­set­zen.

Ins Netz gegangen (24.1.)

Ins Netz gegan­gen am 24.1.:

  • Knaus­gård ist gut, aber Hand­ke ist bess­er | FAZ → ein kluger beitrag von jan wiele zur “authen­tiz­itäts­de­bat­te”, die vor allem die “welt” (vol­lkom­men unsin­niger weise …) los­ge­treten hat

    enn man irgen­det­was aus den Debat­ten über real­is­tis­ches Erzählen der let­zten Jahrzehnte mitgenom­men hätte, müsste man eigentlich mis­strauisch wer­den angesichts ein­er solchen Schein­wirk­lichkeit­sprosa, die so tut, also könne man ein­fach „erzählen, wie es gewe­sen ist“ — und das gilt eben nicht nur für Knaus­gård, son­dern all­ge­mein.
    […] Es wirkt — nicht nur aus ein­er his­torisch-kri­tis­chen Hal­tung her­aus, son­dern auch für das per­sön­liche Empfind­en von lit­er­arischen Tex­ten — befremdlich, wenn nun hin­ter all die ästhetis­chen Über­legun­gen zum real­is­tis­chen Erzählen, vor allem aber hin­ter die Werke, die aus ihnen her­aus ent­standen sind, wieder zurück­ge­gan­gen wer­den soll und man so tut, als gäbe es irgen­dein unschuldiges, authen­tisch-nicht­fik­tionales Erzählen.

  • Gemein­nützigkeit als Türöffn­er | Bil­dungsRadar → der “bil­dungsradar” ver­sucht her­auszubekom­men, wie das ganze pro­jekt “cal­liope” funk­tion­iert bzw. funk­tion­ieren soll — und stößt auf viele mauern und einige selt­same mauscheleien …
  • Die Mode der Philosophen — Wie sich große Denker klei­den | Deutsch­landra­dio Kul­tur → nette kleine geschichte über die typgemäße klei­dung für philosophen (frauen gibt’s zum schluss auch kurz)
  • Don­ald Trump: Pop­ulis­mus als Poli­tik | Tele­po­lis → der wie meist kluge georg seeßlen im inter­view mit dominik irtenkauf über trump, demokratie/postdemokratie und medi­al insze­nierun­gen:

    Gegen ein Bünd­nis aus mehr oder weniger authen­tisch Recht­sex­tremen, Neo-Nation­al­is­ten und Exzep­tion­al­is­ten, fun­da­men­tal­is­tis­chen Markt-Anar­chis­ten, mafiös ver­net­zten Klep­tokrat­en und einem Mit­tel­stand in real­er und manip­uliert­er Abstiegsangst kann eine demokratis­che Zivilge­sellschaft nur beste­hen, wenn sie neue Ideen und neuen Zusam­men­halt find­et. Der Zusam­men­schluss der post­demokratis­chen Kräfte hinge­gen find­et seine Schubkraft dage­gen vor allem im Oppor­tunis­mus und in der poli­tis­chen und medi­alen Kor­rup­tion.
    […] Schon jet­zt gibt es irre­versible Fol­gen des Trump­is­mus, eben jene Ver­mis­chung von poli­tis­chem Amt und ökonomis­chen Inter­essen, die einst den Berlus­con­is­mus prägte, den Wan­del der poli­tis­chen Sprache, eine Spal­tung der Gesellschaft, die über alle gewöhn­lichen “poli­tis­chen Mei­n­ungsver­schieden­heit­en” hin­aus geht, eine Patron­age, Clan­wirtschaft, Abhängigkeit­snet­ze: Wir sehen einem Macht­sys­tem bei der Entste­hung zu, das viel tiefer geht als die Beset­zung eines Amtes. Und wie bei Berlus­coni lässt sich nach dem Ende der Amt­szeit nur ein Teil davon demokratisch rück­gewin­nen.

Ins Netz gegangen (12.7.)

Ins Netz gegan­gen am 12.7.:

  • Was lesen Buch­blog­ger: Eine neue Analyse mit Visu­al­isierun­gen und Sta­tis­tiken | lesestunden.de → tobi hat ver­sucht zu analysieren (und visu­al­isieren), was buch­blog­gerin­nen (er hat ein fast auss­chließlich weib­lich­es sam­ple) eigentlich lesen. die daten­grund­lage ist aber zumin­d­est in teilen schwierig, die genre-ein­teilung zum beispiel nahe an der gren­ze zum absur­den (wie er selb­st auch anmerkt)
  • Inte­gra­tive Obstar­beit | Draußen nur Kän­nchen → wun­der­bare “integrations”-begegnung, aufgeschrieben von frau nessy
  • The Peo­ple Who Craft World-Class Stein­way Pianos → schöne foto­strecke (anlässlich eines entsprechen­den buchs …) über die arbeiter/innen in stein­ways fab­riken
  • Besuch bei Ver­leger Jochen Jung: “Du bist ein Schmarotzer! Nutznießer, eine Zecke” | Welt → aus­nahm­sweise mal eine empfehlung zur springer-presse: man­fred reb­han­dl hat näm­lich ein schönes stück über den ver­leger jochen jung geschrieben
  • Zum Ethos der Tech-Szene in der dig­i­tal­en Ökonomie: Zwis­chen Anspruch und Wirk­lichkeit | netzpolitik.org → Maciej Cegłows­ki über pro­gram­mier­er und ihren zugriff auf die wirk­lichkeit und die daraus resul­tieren­den fra­gen und prob­leme

    Unsere Ziele sind ein­fach und klar. Zuerst wer­den wir messen, dann analysieren, dann opti­mieren. Und man wird uns dankbar sein.

    Aber die reale Welt ist eigensin­nig. Sie ist so kom­plex, dass sie Abstrak­tion und Mod­el­lierung wider­ste­ht. Sie erken­nt unsere Ver­suche sie zu bee­in­flussen und reagiert darauf. Genau­so wenig, wie wir aus unser­er eige­nen Haut kön­nen, kön­nen wir hof­fen, die Welt von außen objek­tiv zu erfassen.

    Die ver­net­zte Welt, die wir erschaf­fen, mag Com­put­er­sys­te­men ähneln, aber es bleibt den­noch die gle­iche alte Welt wie vorher, nur mit ein paar Mikro­fo­nen und Tas­taturen und Flatscreens, die hier und dort her­aus­ra­gen. Und sie hat immer noch die gle­ichen alten Prob­leme.

  • „Ein­fach nur pri­vatis­tisch Intim­itäten aus­plaud­ern, kann nicht zielführend sein.“ | fem­i­nis­tis­che stu­di­en → inter­es­santes inter­view mit car­olin emcke über sub­jek­tiv­ität, intim­ität und spreche & sprache

    Ein­fach nur „ich“ sagen, ein­fach nur pri­vatis­tisch Intim­itäten aus­plaud­ern, kann nicht zielführend sein. Die sub­jek­tive Form, das Reflek­tieren auf eigene Erfahrun­gen oder Wahrnehmungen braucht, mein­er Ansicht nach, immer einen Grund, warum sie in einem bes­timmten argu­men­ta­tiv­en, diskur­siv­en Kon­text einge­set­zt wird.

    Als Pub­lizistin füh­le ich mich verpflichtet, mit sprach­lichen Mit­teln jene ide­ol­o­gisch aufge­lade­nen Bilder und Begriffe, jene Assozi­a­tions­ket­ten und Vorstel­lun­gen aufzubrechen, die Ressen­ti­ments gegenüber Frauen oder Homo­sex­uellen, Gehör­losen oder Jüdin­nen, Linkshän­dern oder Schalke-Fans trans­portieren. Und dazu gehört dann, dass wir nor­ma­tive Begriffe in Erfahrun­gen über­set­zen, dass wir das, was uns wütend oder verzweifelt zurück lässt, ver­ste­hbar machen für diejeni­gen, die diese Erfahrun­gen nicht teilen.

  • Fetisch Effizienz | Mar­cel Häng­gi → markus häng­gi hat für “zeit wis­sen” die geschichte und the­o­rie der energieef­fizienz schön aufgeschrieben.

    Die unter dem Gesicht­spunkt der Energieef­fizienz bemerkenswerteste Erfind­ung der Mod­erne war das Fahrrad

    Es gibt keinen Grund, Energi­eträger, deren Nutzung die men­schliche Zivil­i­sa­tion bedro­hen, über­haupt auf den Markt zu lassen.

  • Inter­view: „Ich bin kein Fotoro­bot­er“ | der Fre­itag → inter­es­santes inter­view mit dem fotografen christoph bangert (der mit “war porn” ein her­vor­ra­gen­des foto­buch über den krieg veröf­fentlichte) über krieg, gewalt, absur­dität, ver­ste­hen und ver­ar­beit­en
  • Aut­o­fahren in Deutsch­land: Die Strafen für Ras­er und Verkehrssün­der sind lächer­lich — Poli­tik — Tagesspiegel Mobil → hein­rich schmitz hat wort­ge­waltig und fak­tengesät­tig genug von der ver­harm­lo­sung der ras­er und der mitlei­d­slosen inkauf­nahme der tödlichen verkehrsun­fälle

    Bei „bereiften Mördern“ – so wer­den hier in der Region scherzhaft Aut­o­fahrer mit einem BM-Kennze­ichen aus Bergheim genan­nt – packt die Poli­tik die Samthand­schuhe aus. Aut­o­fahrer sind halt Wäh­ler und nicht mal wenige. Da wer­den selb­st die in der son­st für ihre Poli­tik so heiß geliebten Schweiz gel­tenden Regeln nicht einge­führt.

  • Zu Besuch Friederike Mayröck­er: Eine Gle­ichung von math­e­ma­tis­ch­er Ele­ganz | FAZ → der bald-büch­n­er-preisträger mar­cel bey­er über einen besuch bei büch­n­er-preisträgerin friederike mayröck­er

    Leben = Schreiben: Mir fiele nie­mand ein, für den diese Gle­ichung so wenig antast­bar, so pro­duk­tiv, schlicht unum­stößlich wahr wäre wie für Friederike Mayröck­er. Eine Gle­ichung von math­e­ma­tis­ch­er Ele­ganz.

  • Mar­tin Vogel: Anmerkung zu einem richti­gen Urteil | perlentaucher.de → mar­tin vogel legt noch ein­mal seine/die sicht der urhe­berin­nen zur vg wort, ihren auss­chüt­tun­gen und ihrer krachen­den nieder­lage vor dem bgh dar. sehr lesenswert
  • Diedrich Diederich­sen im Gespräch über poli­tis­che Kor­rek­theit in öffentlichen Debat­ten | jungle-world.com → span­nen­des, langes inter­view mit diedrich diederich­sen über poli­tis­che kor­rek­theit, kul­turkampf, (neue) rechte und die entwick­lun­gen in der (deutschen) diskurs­ge­sellschaft der let­zten jahre/jahrzehnte

    Mit der soge­nan­nten PC kam der Ärg­er auf ein­er unge­wohn­ten Ebene zurück, als Debat­te um Sprache. Let­ztlich war der dann fol­gende Auf­schrei in der kon­ser­v­a­tiv­en bis reak­tionären Mitte vor allem ein Symp­tom der Ent­täuschung. Man hat­te gehofft, ganz demarkiert Poli­tik und Geschäfte machen zu kön­nen, und wollte mit inhaltlichen Auseinan­der­set­zun­gen, die dann auch noch auf poli­tis­chen oder ethis­chen Grundüberzeu­gun­gen – Beze­ich­nun­gen wie Ras­sis­mus waren ja wichtig, wir woll­ten Ras­sis­mus Ras­sis­mus nen­nen, die anderen Frem­den­feindlichkeit – nichts mehr zu tun haben.

    Das ist eine schlimme Entwick­lung, die die strate­gisch berechtigte Idee, Orte zu schaf­fen, in denen man zum Beispiel vor trans- und homo­phober Ver­fol­gung sich­er ist, in eine völ­lig bescheuerte Rich­tung ver­schoben haben. Safe Spaces sind jet­zt Sem­i­nare, die als so eine Art erweit­ertes Kinderz­im­mer mit Kuschelkul­tur nur über Dinge sprechen, die die behüteten Mit­telschicht­skinder nicht erschreck­en. »Trig­ger Warn­ings« sollen helfen, dass man das Böse gar nicht erst zur Ken­nt­nis nimmt. Von Verge­wal­ti­gung und Ras­sis­mus darf man dann gar nicht mehr sprechen.

Ins Netz gegangen (15.6.)

Ins Netz gegan­gen am 15.6.:

  • Uni­ver­sität Mainz: Wirbel um Habil­i­ta­tion eines The­olo­gen — FAZ
  • Lyrik: Dichter, traut euch ins Zen­trum! | ZEIT ONLINE — so ganz ver­ste­he ich nora bossongs posi­tion hier nicht, mir ist da zu viel sic et non drin … irgend­wie geht es also darum, dass lyrik sich mit ihrer außen­seit­er­rolle nicht allzusehr zufrieden geben sollte, aber auch nicht allzusehr auf poli­tis­che, ästhetis­ch­er oder wie auch immer massen­wirkung um jeden preis abzie­len soll …

    Denn sosehr die Mar­gin­al­isierung von Lyrik zu miss­bil­li­gen ist, so genießt Lit­er­atur jen­seits von Verkaufs­druck immer auch den Vorteil größer­er ästhetis­ch­er Frei­heit.
    […] Denn wie soll sprach­lich auf “extrem poli­tis­che Zeit­en” reagiert wer­den, wenn beim Rezip­i­en­ten der Umgang mit Sprache durch Beschle­u­ni­gung, Infor­ma­tions­flut und Aufmerk­samkeit­sheis­cherei kon­tinuier­lich ver­flacht? Dass sich Lyrik, ob kon­ven­tionell oder exper­i­mentell, dieser Entsen­si­bil­isierung wider­set­zt, zeigt auch ihre poli­tis­che Dimen­sion. Nur wie weit ist es her mit dem kri­tis­chen Poten­zial von Sprachirri­ta­tion, wenn sie kaum jeman­den mehr erre­icht? Was ist eine Avant­garde, die zwar noch als ästhetis­che Vorhut neues Ter­rain erkun­det, doch keine Truppe mehr hin­ter sich hat?

  • Geschichte im Fernse­hen: His­to­ry sells — Medi­en — Süddeutsche.de — ger­hard matzig und karo­line beisel nehmen den trend zum his­to­rien-tv (“rück­wärts­fernse­hen” nen­nen sie es) zum anlass ein­er kleinen, bit­teren gesellschafts­di­ag­nose:

    Den­noch ist es bit­ter, dass genau dann, wenn die Prob­leme der Gegen­wart am größten sind, wenn die Fliehkräfte der Glob­al­isierung wirken und wir als Erben des fos­silen Wahnsinns vor einem Abgrund ste­hen, wenn Elend, Hunger, Krieg und Not auf der hal­ben Welt regieren, dass wir genau dann, wenn wir nach vorne schauen müssten, um Lösun­gen zu find­en, die lei­der nicht im Bie­der­meier­rah­men des Kupfer­stichk­abi­netts ruhen, uns so sehr mit dem ständi­gen Zurückschauen aufhal­ten. Fernbe­di­enungs­be­quem. Und über­haupt der Welt und der Gegen­wart recht fern.

    dass sie allerd­ings etwas sin­n­frei von “kon­trafak­tis­ch­er Geschicht­s­the­o­rie” sprechen, lässt mich sehr an ihrer bil­dung und befähi­gung zur gesellschafts­di­ag­nose zweifeln ;-)

  • Auf der Suche nach vergesse­nen Lit­er­aturk­las­sik­ern — katha­ri­na teutsch berichtet über das eu-pro­jekt “schwob”, das ver­sucht (wenn ich das richtig ver­ste­he …), vergessene oder unbekan­nte wichtige werke der nation­al­lit­er­a­turen (wieder) ins bewusst­sein zu rufen. teutsch spricht dum­mer­weise von “klas­sik­ern”, ohne offen­bar zu wis­sen, was das ist — denn eigentlich sind schon “vergessene Klas­sik­er” schwierig (wenn sie vergessen sind, sind die entsprechen­den texte ja wohl ger­ade keine klas­sik­er — zumin­d­est nicht mehr, sie waren es höch­stens mal), die rede von “gän­zlich unentdeckte[n] Klassiker[n]” ist aber nicht mehr nur alber, son­dern ein­fach abso­lut unsin­nig …
  • CD-Cov­er-Kri­tik: Hel­mut Lachen­manns Gefüh­le | Auf dem Sperrsitz — wenn musikkri­tik­er sich lang­weilen oder ihnen vom dauer­hören die ohren bluten, wen­den sie sich den cov­ern zu …
  • Lit­er­arisches Quar­tett: “Die Leute kriegen jet­zt erst mal mich” | ZEIT ONLINE — iris radisch hat mit volk­er wei­der­mann gesprochen, der (aus­gerech­net der!) im herb­st das lit­er­arische quar­tett im zdf wieder­beleben soll. das gespräch macht mir wenig hoff­nung, dass das eine lit­er­aturkri­tisch rel­e­vante ver­anstal­tung wer­den kön­nte. aber mal sehen, vielle­icht über­raschen sie mich ja …
  • Frank­furter Antholo­gie: Johann Wolf­gang Goethe: „Todeslied eines Gefan­genen“ — FAZ — math­ias may­er stellt ind er frank­furter antholo­gie ein ziem­lich unbekan­ntes goethe-gedicht vor: Dieses Gedicht hat Goethe nur ein­mal druck­en lassen. Dass er sich hier mit Tod und Kan­ni­bal­is­mus beschäftigt, ist untyp­isch für ihn. So kann man den Dichter in sein­er ganzen Frei­heit bestaunen.
  • Nach Hack­eran­griff: Raus aus der dig­i­tal­en Hil­flosigkeit — FAZ — frank rieger hofft und wün­scht, was sich nun hin­sichtlich des umgangs mit dig­i­tal­en net­zen, soft­ware und sicher­heit ändern kön­nte (oder wohl eher sollte, wirk­lich opti­mistisch bin ich da nicht …)

    Wirk­lich wirk­sam wären stattdessen hohe Investi­tio­nen in langfristige, effek­tive Abwehrkonzepte. Der Kern des Prob­lems ist und bleibt die schlechte Qual­ität der Soft­ware, auf der unsere dig­i­tale Welt beruht, und der Man­gel an qual­i­fiziertem Per­son­al, um Sys­teme sich­er zu kon­fig­uri­eren, zu admin­istri­eren und zu warten. Was es deshalb jet­zt braucht, ist ein umfan­gre­ich­es Pro­gramm zur Förderung von sicheren Pro­gram­mier­sprachen, sicher­er Soft­ware, von Aus­bil­dung­spro­gram­men für Sicher­heit­spezial­is­ten und Geset­ze für Haf­tungsregeln und Haftpflichtver­sicherun­gen für Soft­ware und IT-Sys­teme.

  • Janette Sadik-Khan: Wagt mutige Exper­i­mente, die gün­stig und schnell umzuset­zen sind! » Zukun­ft Mobil­ität -

    Janette Sadik-Khan war von April 2007 bis 2013 Beauf­tragte für den Verkehr der Stadt New York City. Während ihrer Amt­szeit war sie ver­ant­wortlich für 10.000 Kilo­me­ter Straßen­netz, 800 Brück­en, 12.000 Kreuzun­gen, 1,3 Mil­lio­nen Straßen­schilder und 300.000 Straßen­lam­p­en. Und für eine neue Verkehrspoli­tik in New York City.

  • Mar­i­lyn Mon­roe Reads Joyce’s Ulysses at the Play­ground (1955) | Open Cul­ture — RT @openculture: Mar­i­lyn Mon­roe Reads Joyce’s “Ulysses” at the Play­ground (1955)
  • Die Psy­cholo­gie des Überse­hens — der adfc weist darauf hin: warn­west­en (und ähn­lich­es) brin­gen rad­fahrern nichts. so wie in großbri­tan­nien die forsch­er, die die aufmerk­samkeit­en im verkehr unter­sucht haben, argu­men­tieren, rede ich ja auch immer: wenn ich die rad­fahrer nicht sehe, weil ich nicht hin­schaue, wo die sind, brin­gen auch warn­west­en nichts. das ist ja eigentlich auch logisch: wenn die warn­west­en die sicht­barkeit wirk­lich erhöht­en, würde das im umkehrschluss doch fast bedeuten, dass die aut­o­fahrer nahezu blind sind …
  • Jacques Der­ri­da inter­views Ornette Cole­man, 1997 (pdf) — sehr inter­es­santes gespräch zwis­chen der­ri­da und cole­man, unter anderem über die entwick­lung der har­molod­ics, tech­nolo­gie und das poli­tisch-emanzi­pa­torische poten­zial der musik/des jazz
  • Ornette Cole­man: Schön­heit ist ein seltenes Gut | ZEIT ONLINE — ste­fan hentz würdigt den rev­o­lu­tionären ornette cole­man

    Als ein Musik­er, der nicht aus dem Herzen der Jaz­zszene kam, der sich nicht vorher durch die jahre­lange Mitwirkung in hochgeschätzten anderen Bands über jeden Zweifel hin­weg gespielt hat­te, son­dern mit eige­nar­ti­gen, eige­nen Ideen auf der Bühne erschien, blieb Ornette Cole­man ein Außen­seit­er der Jaz­zszene. Und damit umso wichtiger und repräsen­ta­tiv­er für deren afroamerikanis­che Seite.

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Ins Netz gegangen (17.9.)

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  • Im Gespräch ǀ „Der Frust begin­nt beim Job“ — der Fre­itag — kurzes inter­view mit ange­li­ka hager über rol­len­bilder, gle­ich­stel­lung etc

    Da entwick­eln junge Frauen, schon ermüdet, jene Krankheit, die ich Schnee­wittchen­fieber nenne: Sie verkriechen sich in Idyllen und kochen Obst ein.

  • Vom Suchen und Find­en vergessen­er Autoren | intel­lec­tures — sebas­t­ian gug­golz, ehe­ma­liger lek­tor bei matthes & seitz, der jetz ger­ade seinen eige­nen ver­lag gegrün­det hat:

    Ich bin mir sich­er, dass die laufende Diskus­sion von wirtschaftlichen Inter­essen geleit­et ist, von bei­den Seit­en, also auch von den Ver­la­gen um Bon­nier. Der Stre­it­punkt sind ja die Rabat­te, die Ama­zon fordert. Wenn Ama­zon meine Büch­er über die Bar­sor­ti­mente kaufen, dann bekom­men die die Büch­er zum gle­ichen Preis, wie jede andere Buch­hand­lung auch. Ich weiß nicht, ob die noch einen Son­derver­trag mit den Bar­sor­ti­menten haben, aber das kann mir auch egal sein. Das heißt, jedes Buch, das ich bei Ama­zon verkaufe, ist ein verkauftes Buch und damit gut für mich. Die Diskus­sion um die eBook-Rabat­te bet­rifft mich gle­ich gar nicht, da ich derzeit ja keine eBooks verkaufe. Und wenn man als Ver­lagskunde mit Ama­zon ein Part­ner­pro­gramm einge­ht, und damit erre­icht, dass alle Büch­er des jew­eili­gen Ver­lags auf Lager und umge­hend liefer­bar sind, dann muss man ohne­hin mit Ama­zon direkt die Rabat­te aushan­deln. Man bekommt dann bes­timmte Vorteile, muss aber höhere Rabat­te ein­räu­men. Das ist dann ein­fach Ver­hand­lungssache. Ama­zon ist dann aber ein zuver­läs­siger Geschäftspart­ner. Mein Prob­lem auf dem Buch­markt ist nicht Ama­zon. Da bin ich auffind­bar und meine Büch­er sind rel­a­tiv schnell liefer­bar. Mein Prob­lem sind nach wie vor die Großbuch­hand­lun­gen, also Thalia und Hugen­dubel, und noch schlim­mer die ganzen Bahn­hofs­buch­hand­lun­gen. Die wer­den in der Ama­zon-Debat­te plöt­zlich von den Ver­la­gen mit ins Boot geholt, weil dort die großen Ver­lage vertreten sind, aber für mich als Klein­ver­lag sind die wie gesagt das eigentliche Prob­lem. Die nehmen mich nicht wahr und bestellen mich nicht, weil ich immer unter ein­er gewis­sen Min­dest­stück­zahl bleibe. Bei denen tauche ich nicht auf, bei Ama­zon schon. Deshalb ist es aus geschäftlich­er Per­spek­tive auch schwierig, ein­fach nur zu sagen, Ama­zon ist der Böse und wir Ver­lage und der Buch­han­del die Guten. Das Beden­kliche an der aktuellen Debat­te ist die Tat­sache, dass dahin­ter wirtschaftliche Inter­essen steck­en und nicht, wie man meinen kön­nte und wie sug­geriert wird, kul­turelle.

  • xkcd: Watch­es — (sehr wahr …)
  • Arthur Schnit­zler Por­tal :: Start­seite — die dig­i­tale aus­gabe der his­torisch-kri­tis­chen edi­tion der werke arthur schnit­zlers

    Ziel des Pro­jek­ts ist die Erar­beitung ein­er dig­i­tal­en his­torisch-kri­tis­chen Edi­tion der lit­er­arischen Werke Arthur Schnit­zlers aus dem Zeitraum von 1905 bis 1931. Die Edi­tion wird im Rah­men ein­er bina­tionalen deutsch-britis­chen Koop­er­a­tion erar­beit­et und von der Uni­ver­sitäts­bib­lio­thek Cam­bridge beherbergt wer­den

  • Ras­sis­mus-Skan­dal in Polizeik­lasse: „Aus­län­der­schlampe“ und schlim­mer -
    taz.de
    — Die besten der besten (oder: früh übt sich): Ras­sis­mus-Skan­dal in Polizeik­lasse: „Aus­län­der­schlampe“ und schlim­mer
  • Inter­netkul­tur: Der Auf­stieg des Daten­pro­le­tari­ats | ZEIT ONLINE — gün­ter hack:

    Sie sind Lizenzbürg­er auf Zeit, das mul­mige Gefühl beim Bestä­ti­gungsklick auf die unge­le­se­nen juris­tis­chen Bindungs­floskeln vor der Soft­ware­in­stal­la­tion ist das des Aus­geliefert­seins. Der Pro­duk­tiv­itätss­chub durch Mobil­geräte wiederum lässt sich nur dann wirk­lich nutzen, wenn die wichtig­sten Prozesse verteilt in der “Cloud” laufen, bevorzugt auf den Plat­tfor­men der weni­gen Mark­t­führer.

    Wie etwa Jere­my Rifkin in seinem Buch Access gezeigt hat, birgt die Miet­men­tal­ität auch Chan­cen für die Flex­i­bil­ität und eine effizien­tere Ressourcennutzung. Aber im dom­i­nan­ten Konkur­ren­zszenario gilt: Wer mithal­ten will, ver­liert mehr an Frei­heit als er gewin­nt. Und es gibt Unter­schiede, je nach Branche und Sit­u­a­tion: Für einen Land­wirt ist es sin­nvoll, Mit­glied im Maschi­nen­ring zu sein, bes­timmte Geräte nur dann zu mieten, wenn er sie braucht. Aber wenn das Saatgut paten­tiert und an die Ver­wen­dung eines bes­timmten Insek­tizids geknüpft ist, dann ist die Repro­duk­tion sein­er Lebens­grund­lage betrof­fen. Die Bal­ance von Geben und Nehmen zwis­chen Kunde und Dien­stleis­ter stimmt nicht mehr, allein schon wegen der Konzen­tra­tion der Macht in den Hän­den weniger stark­er Plat­tfor­man­bi­eter. Und diese nehmen immer noch mehr mit, als ihnen bezahlt wurde, sei es an Geld oder an Aufmerk­samkeit, näm­lich die Nutzungs­dat­en.

    Egal, welchen gesellschaftlichen Sta­tus sie nach außen hin bek­lei­den mögen, sie sind in diesen Momenten nicht ein­mal mehr Lizenzbürg­er, son­dern sie sind ins Daten­pro­le­tari­at abgeglit­ten. Wie viel Geld sie auch immer mit ihrer Arbeit ver­di­enen mögen, egal wie stark sich ihre indi­vidu­elle Pro­duk­tiv­ität erhöhen mag: Jede ihrer Aktio­nen mehrt Reich­tum und Wis­sen der Plat­tfor­man­bi­eter, den eigentlichen Besitzern der Pro­duk­tion­s­mit­tel. Pro­le­tarisierung und Ver­lust an Pri­vat­sphäre gin­gen schon immer Hand in Hand.

  • Fahrrad­wege: Jed­er investierte Euro zahlt sich mehrfach aus — WiWo Green — noch ein grund, in fahrrad­in­fra­struk­tur zu investieren: es spart geld (näm­lich bei den gesund­heit­skosten):

    Je mehr in Fahrrad­in­fra­struk­tur investiert werde, je mehr nehme die Leben­squal­ität und der Umweltschutz zu und damit auch die Gesund­heit der betrof­fe­nen Stadt­be­wohn­er – das alles sorge für mas­sive Einsparun­gen bei der Stadtver­wal­tung (wenn diese für die Gesund­heit­skosten aufkom­men muss) oder eben der öffentlichen Haushalte.

  • “Die Zoos scheit­ern auf ganz­er Lin­ie” — Süddeutsche.de — sind zoos noch zeit­gemäß? brin­gen sie uns, der umwelt oder den tieren irgend etwas?

    Machen wir uns nichts vor: Zoos sind Gefäng­nisse, in denen die Tiere lebenslang einges­per­rt sind. Die Hal­tung von exo­tis­chen Wildtieren sollte aus­laufen. Keine Nachzucht­en, keine Importe mehr. Solange die gegen­wär­tig leben­den Tiere noch da sind und nicht aus­gewil­dert wer­den kön­nen, müssen sie so gehal­ten wer­den, dass ihre Bedürfnisse und Ansprüche erfüllt sind, und nicht die der Besuch­er. Wo das nicht geht, müssen eigene Refugien für sie geschaf­fen wer­den. Im Übri­gen müsste das Steuergeld, das in immer neue Zooge­hege hierzu­lande gesteckt wird, bess­er in den Aus­bau von Schutz­zo­nen in den natür­lichen Hei­mat­en der Tiere investiert wer­den. Zoos passen nicht mehr in die heutige Zeit.

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  • Zeit­genös­sis­che Oper: “Aua, aua – Schme-e-erzen!” | ZEIT ONLINE — christi­nen lemke-matwey reka­pit­uliert die opern-urauf­führun­gen der let­zten monate — und die sit­u­a­tion des zeit­genös­sis­chen musik­the­aters über­haupt:

    Die Oper bleibt, was sie immer war, träge, kuli­nar­isch, teuer, selb­stver­liebt – und die Kom­pon­is­ten, auch die, die ihr abgeschworen haben, ver­sam­meln sich halb reumütig, halb blauäugig in ihrem war­men Schoß.

    nicht ohne hoff­nung, aber so richtig begeis­tert scheint sie auch nicht zu sein — und auch keine idee zu haben, was eine (neue) begeis­terung aus­lösen kön­nte:

    Man mag es schlimm find­en oder nicht, wenn die Men­schen nicht mehr in Mozarts Zauber­flöte oder Bizets Car­men gin­gen; richtig schlimm, ja ver­heerend wäre es, wenn es keine rit­uellen Orte mehr gäbe, an denen sich eine Gemein­schaft über ihre Emo­tio­nen und Affek­te ver­ständigte, ohne immer gle­ich darüber reden zu müssen, ein­er Sek­te beizutreten oder ins näch­ste Fußball­sta­dion zu ren­nen. Orte für Musik, Orte für Augen, Ohren und Sinne, Opern­häuser eben.

    (ich wüsste ja nur gern ein­mal, ob das wirk­lich stimmt, dass “derzeit so viele [neue Stücke] wie noch nie” entste­hen — zahlen und ver­gle­iche nen­nt sie lei­der keine …)

  • Uwe John­son: Daheim in der Par­al­lel­welt | ZEIT ONLINE — jan brandt schießt in sein­er begeis­terung für uwe john­son, der gestern 80 jahre alt gewor­den wäre, ein wenig übers ziel hin­aus:

    Dabei war John­son der inno­v­a­tivste, radikalste, man­is­chste deutsche Nachkriegsautor.

    trotz­dem aber eine gelun­gene und richtige und notwendi­ge hom­mage an einen großen autor

  • Klas­sen­ge­sellschaft: Standes­gemäß | Kar­riere | ZEIT ONLINE — die “Zeit” zeigt schöne und inter­es­sante (porträt-)fotos aus der weimar­er repub­lik:

    Der Fotograf August Sander hat die Stän­dege­sellschaft der Weimar­er Repub­lik porträtiert. Er fotografierte die Men­schen in ihrer typ­is­chen Umge­bung, mit charak­ter­is­tis­ch­er Klei­dung oder in typ­is­ch­er Hal­tung.

    (von “Stän­dege­sellschaft” würde ich zwar nicht sprechen, aber seis drum …)

  • IASLon­line NetArt: Geschichte der Com­put­erkun­st Inhaltsverze­ich­nis — thomas dreher hat eine “Geschichte der Com­put­erkun­st” geschrieben und passend im netz veröf­fentlicht:

    Nach fünf Jahrzehn­ten Com­put­erkun­st sind aus­führlichere Rekon­struk­tio­nen der his­torischen Entwick­lungslin­ien des Ein­satzes von Rech­n­ern und Rechen­prozessen in kün­st­lerischen Pro­jek­ten fäl­lig, um Com­put­erkun­st als eigen­ständi­gen Bere­ich der Medi­enkun­st erken­nen zu kön­nen.

  • Kolumne Luft und Liebe: So crazy wie gold­ene Leg­gins — taz.de -

    Nein, ver­mut­lich hil­ft die „x“-Endung nicht im Nahostkon­flikt. Vielle­icht löst sie über­haupt ganz wenig und wird schon bald durch irgend­was mit „y“ abgelöst. Men­schen, die sich an Babyspinat-Man­gold-Smooth­ies gewöh­nen, wer­den sich mit der Zeit auch an neue Sprach­for­men gewöh­nen. Men­schen, die ver­suchen, ein­er Wis­senschaft­lerin zu erk­lären, was sie vor geschätzten 37 Jahren in der Schule gel­ernt haben, von jeman­dem, der 20 Jahre vorher Biolo­gie auf Lehramt studiert hat: schwierig.

  • Sym­bol­ge­halt ǀ Wir sind wieder wer anders — der Fre­itag — georg seeßlen über fußball, poli­tik, nation, sym­bol und ver­w­er­tungszusam­men­hänge:

    Ein Fußball­spiel hat keine poli­tis­che Botschaft, so wenig wie die Frisur eines Bun­de­strain­ers einen kul­turgeschichtlichen Wen­depunkt markiert. Die poli­tis­che Metaphorik wird erst danach pro­duziert. Je nach Bedarf. Je nach Inter­esse. Je nach Ein­fluss. Wie schön wäre es, wieder ein­mal sagen zu kön­nen, gewon­nen hät­ten ein­fach diejeni­gen, die an dem ein oder anderen Tag am besten Fußball gespielt haben. Ein schönes Spiel sei ein schönes Spiel. Und son­st nichts. Aber das ist eben das Kreuz mit den Real­itätsmod­ellen. Sie ver­lieren ihre eigene Real­ität. Wie viel Wahrheit ist noch auf dem Platz, wenn die Macht der Inszena­toren und Prof­i­teure ins Uner­messliche geht?

  • Berlin­er Phil­har­moniker Record­ings: Im Leinen-Schmuck­pack samt Blu-ray | Musik — Berlin­er Zeitung — Inter­es­sant, wie tiefge­hend man Klas­sikkri­tik­er mit ein­er außergewöhn­lichen CD-Ver­pack­ung irri­tieren & ver­stören kann

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  • Aberken­nung des Dok­tor­ti­tels: Hil­ft nicht: Scha­van hat bet­ro­gen — FAZ — Thomas Gutschk­er weist auf das größere Prob­lem des Falls Scha­van hin:

    Im Fall Scha­van haben ein großer Teil der Wis­senschafts­ge­meinde und ein klein­er Teil der Öffentlichkeit die kom­plette Umw­er­tung der Werte wis­senschaftlichen Arbeit­ens ver­sucht. Natür­lich kräht­en die am lautesten, die am meis­ten von den Mil­liar­den­zuteilun­gen der Min­is­terin abhängig waren. Die wahren Gründe aber liegen tiefer. In den ver­gan­genen Jahrzehn­ten ist eine Kaste von Wis­sens­funk­tionären ent­standen, die sich selb­st oft­mals nicht durch wis­senschaftliche Spitzen­leis­tun­gen ausze­ich­nen, son­dern durch Man­age­ment­fähigkeit­en. Sie faseln von Exzel­lenz, dreschen aber nur leeres Stroh.

  • Link Bub­ble — Android-Apps auf Google Play — Chris Lacy, der mit Tweet­lanes (super Twit­ter- & App.net-Client) und dem Action Launch­er (sehr ergonomis­ch­er Launch­er) Android schon sehr bere­ichert hat (für mich zumin­d­est), löst mit “Link Bub­ble” ein Smart­phone-Prob­lem: Das Links, die man klickt, automa­tisch im Vorder­grund geladen wer­den und das Lesen etc. dadurch immer unter­brechen und verzögern
  • Coach­ing für Eltern: Unser Sohn wird mal hochbe­gabt — FAZ — Friederike Haupt ätzt in der FAZ wun­der­bar schlagfer­tig und scharf­sin­nig gegen Eltern und die Beratungsin­dus­trie um die Hochbe­gabung herum:

    Heute soll jedes Kind ständig gefördert wer­den, so, als wäre die Fam­i­lie ein Berg­w­erk. Irgendwelche Kost­barkeit­en wer­den sich schon find­en lassen. Und wertvoller als alles andere ist Intel­li­genz. Damit kann man sich später vielle­icht etwas kaufen; mit einem guten Herzen geht das jeden­falls nicht. Die Kinder, so wün­schen es die Eltern, sollen auf dem Markt beste­hen. Ver­ant­wortlich dafür sind wie bei der Ein­führung ein­er Marke die Pro­duzen­ten. Das ist eine schwere Last.

  • Mein erstes Word­Press-Plu­g­in: Gedichte mit Zeilen­num­mern | Lehrerz­im­mer — cool: der @Herr_Rau schreibt ein Word­Press-Plu­g­in, um Gedichte mit Word­Press vernün­ftig darstellen zu kön­nen. So etwas hab’ ich auch mal gesucht vor län­ger­er Zeit und — wie er — nicht gefun­den; nur dass ich deshalb nicht mit dem Pro­gram­mieren begonnen habe.
  • Met­ri­cal­iz­er — automa­tis­che metrische Analyse von Gedicht­en, funk­tion­iert erstaunlich gut
  • Mechthild Heil: Mehr Trans­parenz bei homöopathis­chen Mit­teln — Rhein-Zeitung — RT @niggi: Homöopa­then: Wenn die Leute wüssten, was bei uns (nicht) drin ist, wür­den sie das Zeug wom­öglich nicht kaufen.
  • Regis­seur Talal Der­ki im Inter­view: In nur drei Jahren ist die syrische Gesellschaft fast so zer­stört wie Afghanistan | Lesen was klüger macht — Ines Kap­pert sprach mit dem Regis­seur Talal Der­ki (Homs – ein zer­störter Traum) über die Sit­u­a­tion in Syrien: Das haben die inter­na­tionalen Play­er geschafft: In nur drei Jahren ist die syrische Gesellschaft fast so zer­stört wie Afghanistan, sagt Regis­seur Talal Der­ki.

Ins Netz gegangen (8.9.)

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  • Daten­schutz: Mein dig­i­taler Zwill­ing gehört mir — FAZ — Auch Juli Zeh hat recht, wenn sie das “poli­tis­chen Phleg­ma” der Deutschen beklagt. Aber lei­der auch keine Idee, wie man “die anderen” aufrüt­teln kön­nte … Dabei geht es ja um so viel, wie sie auch noch mal betont — nicht nur um ein biss­chen Inter­net und ein paar Kon­tak­t­dat­en oder so:

    Inter­net­be­nutzung als Rechtsverzicht? So funk­tion­iert unser Gemein­we­sen nicht. Wenn Missstände, ja Rechts­brüche in großem Umfang aufgedeckt wer­den, ist es nicht unsere Auf­gabe, etwas dage­gen zu unternehmen. Es obliegt der Poli­tik, öffentliche Räume so zu gestal­ten, dass sich die Bürg­er darin frei bewe­gen kön­nen.

    Das Bild des “dig­i­tal­en Zwill­ings”, der aus den Dat­en geschaf­fen wird, ist eigentlich eine schöne Meta­pher — und zeigt auch, warum es so wichtig ist, sich um diese Dat­en zu küm­mern: weil die auch wir selb­st sind …

  • John Lahr: Where Do Claire Danes’s Vol­canic Per­for­mances Come From? : The New York­er -

    Although there is noth­ing dom­i­neer­ing in Danes’s demeanor on the set—she cre­ates no com­mo­tion around herself—onscreen she is capa­ble of what David Hare­wood, who played the stonewalling deputy direc­tor of the C.I.A. in the first two sea­sons, calls a “tsuna­mi of emo­tion.” In extrem­is or out of it, her body sem­a­phores feel­ing.

    John Lahr hat für den “New York­er” ein seeeehr aus­führlich­es Porträt der Schaus­pielerin Clar­ie Danes geschrieben, das sich vor allem auf die schaus­pielerische Tech­nik Danes’ konzen­tri­ert (anlässlich des bevorste­hen­den Starts der drit­ten Staffel von “Home­land” — für das Danes übri­gens einen Ver­trag über 7 Jahre hat …)

  • Aus dem Maschi­nen­raum: Die Steig­bügel­hal­ter der Spi­one — Aus dem Maschi­nen­raum — FAZ — Con­stanze Kurz über die “Trust­ed Chips/Computing”-Idee:

    Die Skep­sis der Nutzer gegenüber der Ver­trauenswürdigkeit der Her­steller ist nicht unbe­grün­det, wie die Enthül­lun­gen über die massen­weisen Ein­brüche der NSA in Com­put­er weltweit zeigen. Ohne die Unter­stützung der zumeist amerikanis­chen Her­steller der Betrieb­ssys­teme und Soft­ware wäre dies kaum in so riesigem Umfang möglich. Gerüchte über Vor­a­bin­for­ma­tio­nen an die NSA über gefun­dene Schwach­stellen, absichtlich zurück­ge­hal­tene Fehler­be­he­bun­gen und verdeck­te Hin­tertüren gibt es seit Jahrzehn­ten. Nun wis­sen wir, dass es sich nicht um Ver­schwörungs­the­o­rien han­delte.

  • NSA-Affäre: “Die Überwachung muss unser Wahlver­hal­ten bee­in­flussen” | ZEIT ONLINE — Phil Zim­mer­mann, der Erfind­er der PGP-Ver­schlüs­selung, im Inter­view:

    Wir alle müssen ler­nen, unsere Kom­mu­nika­tion zu schützen, denn damit bieten wir anderen Men­schen Schutz. Wenn wir unsere Gesellschaft vor ein­er schlim­men Zukun­ft bewahren wollen, muss Ver­schlüs­selung zur Bürg­erpflicht wer­den.
    […] Es geht auch um die Frage, in welch­er Welt wir leben wollen. Wer über­all Überwachungskam­eras auf­stellt, um zu sehen, ob jemand Müll auf die Straße wirft, hat ver­mut­lich saubere Straßen. Aber der Preis dafür ist zu hoch. Man gibt seine per­sön­liche Frei­heit auf. Wenn jed­er Schritt von uns überwacht wird und man das weiß, richtet man sein Ver­hal­ten unwillkür­lich danach aus, will nicht auf­fall­en, nicht aneck­en. Nie­mand wird noch etwas riskieren.

    Lei­der ist er an ein­er Stelle etwas arg opti­mistisch, wenn es darum geht, das Geheim­di­en­ste Bürg­er ander­er Natio­nen ausspähen: Er sieht das als nicht so schlimm, weil diese ja keinen direk­ten Zugriff auf die Bürg­er haben. The­o­retisch stimmt das (auch an seinem Beispiel Chi­na), für die USA und Deutsch­land z.B. aber lei­der eben nicht …

  • Hirn­forschung: Märchen­haftes Ver­sprechen | ZEIT ONLINE — Die “Zeit” set­zt ihre Auseinan­der­set­zung mit der Neu­ro­di­dak­ti (bei ihr immer in Anführungsze­ichen …), der Verbindung von Neu­rowis­senschaften und Päd­a­gogik, fort. Heute weist Ulrich Schn­abel darauf hin, dass sie bish­er sein­er Wahrnehmung nach noch fast gar nichts leis­tet:

    Ihren Nutzen offen­bart die Hirn­forschung bis­lang vor allem bei der Klärung pathol­o­gis­ch­er Fälle – etwa bei Lese-Rechtschreib-Schwäche (Dyslex­ie) oder Rechen­schwäche (Dyskalkulie) – bei denen sich neu­ronale Abwe­ichun­gen zeigen. Zur Frage, wie man das Ler­nen gesun­der Kinder in der Schule fördert, hat sie wenig beizu­tra­gen. Wie kön­nte sie auch?

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