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Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

udo mader: fuchsbaumelodien

ihren weg hat die­se cd zu mir mit der 55. aus­ga­be der bad alche­my gefun­den. und natür­lich war ich sofort ganz beson­ders gespannt – die ton­trä­ger-bei­la­gen, die rigo ditt­mann sei­nen hef­ten bei­legt, haben mich noch nie ent­täuscht. und die­ses mal war es sogar ein namens­vet­ter (noch nie habe ich von einem mader musik gehört …). und die­se cd hat mich nicht ent­täuscht, son­dern mit jedem hören erneut begeis­tert. denn zunächst ist das alles ganz harm­los, was hier in lan­ger arbeit solis­tisch im heim­stu­dio zusam­men­ge­baut wur­de.

das sind näm­lich wirk­lich aus­ge­spro­chen syn­the­ti­sche, also im ech­ten wort sin­ne zusam­men gefüg­te schön­hei­ten, die immer wie­der hoch­gra­dig aus­ge­tüf­telt sind und mit ihrer kom­ple­xi­tät (die vor allem die klang­li­che kon­sti­tu­ti­on eines phantastischen/​imaginären fel­des betrifft, weni­ger die ablau­fen­den struk­tu­ren) kaum hin­ter dem berg hal­ten. aller­dings, und das macht das gan­ze wie­der so ange­nehm (und nie nerv­tö­tend-bes­ser­wis­se­risch), stel­len sie ihre kon­struk­ti­on aller­dings auch nicht aus: man darf sie wahr­neh­men (und schät­zen), muss sie aber über­haupt nicht regis­trie­ren, kann sie sogar getrost über­hö­ren und trotz­dem spaß an der musik haben.

über all dem hängt dabei immer eine leicht resi­gna­ti­ve melan­cho­lie: das bewusst­sein, dass die welt damit nicht zu ändern sei – aber was soll’s, davon las­sen wir uns trotz­dem nicht vom musik­ma­chen abhal­ten – das scheint die ein­stel­lung udo maders (bei mam­bo-bar steht ein biss­chen etwas über ihn) zu sein.

zugleich sind die fuchs­baum­me­lo­dien auch ein schö­nes bei­spiel für ent-tabui­sie­rung (um es vor­läu­fig ein­mal so zu bezeich­nen) des akkor­de­ons in der aktu­el­len musik­kul­tur, dem zeit­ge­nös­si­schen musik-dis­kurs (in sei­ner gesam­ten brei­te). was udo mader dar­an offen­bar inter­es­siert, ist gera­de die unvoll­kom­men­heit sei­nes ein­fa­chen, ten­den­zi­ell beschä­dig­ten instru­men­tes (das klang­lich wirk­lich sehr beschei­den ist), dass er mit­samt sei­nen dys­funk­tio­na­li­tä­ten aller­dings wie­der­um per­fekt und naht­los in die klei­nen idyl­len, die minia­tu­ren sei­ner traum-phan­ta­sien ein­baut.

der pseu­do-dilet­tan­tis­mus die­ser cd geht aber über die wahl der instru­men­te hin­aus. denn die musik gibt sich ger­ne den cha­rak­ter des unfer­ti­gen, unkon­trol­lier­ten, unbe­zähm­ten, spon­ta­nei­tät – aber das stimmt alles wie­der nur halb, das ist (natür­lich) in lan­ger arbeit genau­es­tens aus­ge­tüf­telt.

über­haupt bie­tet udo mader mit sei­nen fuchs­bau­me­lo­dien immer eine viel­zahl der hör­mög­lich­kei­ten (viel­leicht passt der von win­ter & win­ter so gern ver­wen­de­te und gepräg­te begriff „hör­film“ hier in beson­de­rer wei­se: als hör-kurz­film sozu­sa­gen …). denn sei­ne melo­dien sind vor­wie­gend kur­ze ein­drück, oft kaum mehr als klei­ne ein­fäl­le, die nie in grö­ße oder umfas­sen­de for­men gezwun­gen wer­den. das hat auch des­halb immer etwas anar­chis­tisch-archai­sches: die unbe­küm­mert­heit um wir­kung und posi­tio­nie­rung im geschicht­li­chen und ästhe­ti­schen feld scheint das klang­li­che ergeb­nis wesent­lich zu bestim­men: just for fun sozu­sa­gen, kein ziel ist damit beab­sich­tigt (schon gar nicht das des pop, näm­lich star-sta­tus/­be­rühmt­heit …), ein­fach für eige­nes ich gemacht (was natür­lich nie wirk­lich stim­men kann, denn dann wäre es nicht ver­öf­fent­licht wor­den – aber indem es im eigen­ver­lag, völ­lig selbst bestimm­ter her­stel­lung pro­du­ziert, erscheint, wird das pro­blem zumin­dest extrem redu­ziert, nahe ins unwahr­nehm­ba­re ver­scho­ben …)

es bleibt aber kate­go­ri­al doch sehr schwer zu fas­sen: alles, was mir dazu ein­fällt, stimmt immer nur halb oder teil­wei­se. mei­ne kon­zep­te pas­sen alle nicht rich­tig. viel­leicht macht das die­se cd so reiz­voll: obwohl sie eigent­lich doch so unspek­ta­ku­lär ist: dass sie in kei­ne schub­la­de passt. und dass ich mir auch kei­ne lade für sie kon­stru­ie­ren kann, die wirk­lich passt.

udo mader: fuchs­baum­me­lo­dien.

großes mysterium im chorklang

Dass Mor­ten Laur­di­sen ein Ame­ri­ka­ner ist, muss man nicht wis­sen, um es zu hören. Sei­ne Chor­mu­sik zeich­net sich näm­lich durch typisch ame­ri­ka­ni­sche Tugen­den aus: Leicht ver­ständ­lich, sinn­lich über­zeu­gend, tech­nisch aus­ge­feilt – frei­lich ohne irgend­wel­che avant­gar­dis­ti­schen Ansprü­che. Der Cham­ber Choir of Euro­pe ver­sam­melt auf „O Magnum Mys­te­ri­um“ die gera­de in den USA sehr belieb­ten Cho­ral­zy­klen des dänisch-stäm­mi­gen Kom­po­nis­ten. Die schwel­len­den Klangchön­hei­ten der fas­zi­nie­rend schlich­ten und zar­ten Sinn­lich­keit kann der Cham­ber Choir of Euro­pe auch aus­ge­zeich­net umset­zen. Dass bei den sich ganz orga­nisch ent­fal­ten­den Har­mo­nien und des­halb beson­ders inten­si­ven Ril­ke-Ver­to­nung „Les Chan­sons des Roses“ die Text­ver­ständ­lich­keit nicht opti­mal ist, kann man des­halb schnell ver­ges­sen. Auch das „Lux Aeter­na“, hier in der Ver­si­on für Orgel und Chor auf­ge­nom­men, ver­brei­tet eine mehr als andäch­ti­ge Stim­mung: Ihr Mix aus alten und uralten Kom­po­si­ti­ons­tech­ni­ken und moder­ne­ren Har­mo­nien ermög­licht eine außer­or­dent­li­che Viel­falt inner­halb der kon­stant mys­ti­schen Andacht. Das ist in der Tat sim­pel – aber auf gute und über­zeu­gen­de Wei­se. Am deut­lichs­ten mani­fes­tiert sich Lau­rid­sens Talent zu wei­he­vol­ler Stim­mungs­mu­sik aber in „O Magnum Mys­te­ri­um“ – das ist ein ein­zi­ges Schwel­gen im Unge­fäh­ren, gefasst in den schlicht-kon­kre­ten Melo­die­li­ni­en, die so pri­mi­tiv schei­nen und doch nicht nur einen siche­ren Chor, son­dern auch einen über­le­gen gestal­ten­den Diri­gen­ten for­dern. Und der Cham­ber Choir of Euro­pe unter Nicol Matt, der durch sei­ne kla­ren, glat­ten Klang­for­men ohne Wider­ha­ken Lau­rid­sens Wer­ken zu ihrem Klang­recht ver­hilft, hat des­halb gro­ßen Anteil an der über­wäl­ti­gen­den Wir­kung die­ser CD

Mor­ten Lau­rid­sen: O magnum Mys­te­ri­um. Cham­ber Choir of Euro­pe, Nicol Matt. Häns­s­ler Clas­sic 98.272.

erschie­nen in der neu­en chor­zeit, sep­tem­ber 2007.

china fancy white peony

der tee nr. 532 aus dem hau­se geschwend­ner. gera­de trin­ke ich die ers­te kan­ne davon – zube­rei­tet laut anlei­tung: ca. 14 g tee für 1,5 liter was­ser, etwas über 70 °, 2 minu­ten zie­hen las­sen. ein wun­der­bar ent­span­nen­der tee: sehr aro­ma­tisch, fül­lig, aber nie auf­dring­lich, aus­ge­spro­chen har­mo­nisch und bekömm­lich – da ver­heißt das eti­kett wirk­lich nicht zu viel, wenn es von „spit­zen­qua­li­tät” spricht. so einen per­fek­ten, feh­ler­lo­sen tee habe ich noch nicht getrun­ken.

der himmel hat jetzt netzanschluss

so steht es über dem kürz­lich eröff­ne­ten blog von „gott”. der schreibt dort über das leben im him­mel und beant­wor­tet auch flei­ßig fra­gen von erd­lin­gen. neu­es­te per­le: das kurz­pro­to­koll der 571564338690745. göt­ter­kon­fe­renz, wo es unter ande­rem heißt:

Mit Bedau­ern stellt die Ver­samm­lung fest, dass es wohl ein Feh­ler war, den Men­schen mit rudi­men­tä­rer Intel­li­genz aus­zu­stat­ten und dabei die Schwer­punk­te auf Wei­ter­ent­wick­lung und Per­sön­lich­keit statt auf Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein und Beschei­den­heit zu set­zen.

man beach­te auch den unter „gött­li­che freun­de” abge­leg­ten ver­weis auf das flie­gen­de spa­ghet­ti­mons­ter. wer kei­nen humor hat, muss aller­dings drau­ßen blei­ben …

ceylon nr. 21 op nuwara eliya highgrown

einer der bes­se­ren tees aus dem hau­se gschwend­ner, der sei­nen preis auch wert ist. kei­ne beson­ders hohe blatt­qua­li­tät – soli­der durch­schnitt. der in der tas­se aus­ge­prägt dun­kel­rot-brau­ne tee zeich­net sich vor allem durch sei­nen her­ben geschmack aus – das ist sicher­lich nicht jeder­manns sache. bei 17 gramm auf 1,5 liter und gut 2 minu­ten ist das aber noch nicht so extrem aus­ge­prägt – mit etwas weni­ger tee und vier minu­ten zieh­zeit ist das ein tee, der ein kräf­ti­ges herz vor­aus­seht, den ich kaum noch auf nüch­ter­nen magen trin­ken kann – das ist dann kraft pur (aller­dings auch deut­lich zu las­ten des geschmacks­ver­gnü­gen). denn die­ser cey­lon-tee ist nicht nur ein­fach ein her­bes gebräu, son­dern ein­fach eine run­de sache. viel­leicht etwas wenig nach­hal­tig im abgang. dafür aber auch nicht aggres­siv, ohne die den cey­lon-tees oft eige­ne kan­ti­ge här­te. ein robus­ter all­tags­tee, bei dem man nicht viel falsch machen kann.

darjeeling glenburn ftgfop1 f.f. cl

wie der name schon sagt, kommt die­ser tee von dem glen­b­urn-gar­ten. 2006er ern­te, first flush, eine sehr schö­ne qua­li­tät: Finest Tip­py Gol­den Flowery Oran­ge Pekoe 1. ich bin mir über die opti­ma­le zube­rei­tung aller­dings noch nicht im kla­ren. pro­biert habe ich ca. 16 gramm auf 1,5 liter mit knapp drei minu­ten – hat mich noch nicht umge­hau­en. eine soli­de qua­li­tät, gewiss, aber in die­sem auf­guss einer­seits nicht kräf­tig genug, nicht wirk­lich geschmack­lich wir­kend. ande­rer­seits aber auch nicht so nuan­cen­reich, wie ich das erwar­tet hät­te. eher blass auch in der far­be, wür­zig im geschmack nur sehr ver­hal­ten. die ver­su­che dau­ern noch an …

nach­trag: die ver­su­che haben erfolg gezeigt: mehr tee (18,5 g auf 1,5 liter), kür­ze zieh­zeit (maxi­mal 2 minu­ten) – und das schmeckt gleich viel inten­si­ver, aus­ge­wo­ge­ner, beein­dru­cken­der – nicht abso­lut umwer­fend, aber doch sehr schön und ange­nehm kul­ti­viert.

assam royal tgfop special

mein all­time-favo­rit unter den assam tees, bei mei­nem haus­händ­ler kolod­ziej & lie­der die nr. 220.

kommt aus dem tee­gar­ten „mokal­b­ari east”, trägt die bezeich­nung tgfop cl spl or 221, 2006 ein­ge­kauft und bis heu­te genos­sen.

am bes­ten bei knapp 20 gramm für 1,5 liter was­ser, 4–5 minu­ten zie­hen las­sen: wun­der­bar geschmei­dig im abgang, fein aus­ta­riert zwi­schen mal­zi­ger grun­die­rung und fei­nen, leicht süß­li­chen nuan­cen. sehr kräf­tig, aber fast nicht bit­ter zu krie­gen. gehalt­voll, aber süf­fig ohne ende. alles in allem: ein fei­ner tee, der jeden cent wert ist (bil­lig-tee ist das näm­lich kei­ner).

einmal rund um den bodensee

eine kom­plet­te umrun­dung des schwä­bi­schen mee­res soll­te es sein, mei­ne dies­jäh­ri­ge gro­ße (und ein­zi­ge) tour mit dem kajak. ange­lehnt an den vor­schlag des boden­see-kanu-rings hat­te ich dafür acht pad­del-etap­pen vor­ge­se­hen. los ging es aber ganz prag­ma­tisch am mon­tag mit vor­be­rei­tun­gen und anrei­se: in darm­stadt den bus abge­holt, nach mainz getu­ckert und den gan­zen krem­pel ein­ge­la­den – das ist doch eine gan­ze men­ge zeugs, was ich da mit­ge­nom­men habe. dann beim boots­haus vor­bei, den sere­nus aufs dach geschnallt und ab auf die auto­bahn – wie­der zurück in rich­tung darm­stadt, dann über die a5 bis karls­ru­he, die a8 zum stutt­gar­ter kreuz und von dort die a81 bis kurz vor radolf­zell. da war es dann gera­de ein­mal 16 uhr – nach knapp vier stun­den fahrt­zeit (ohne staus), so dass ich zunächst ein­mal in aller ruhe den start­punkt besich­tig­te, das gelän­de des kanu-clubs radolf­zell. dann bin ich erst ein­mal zu micha­el nach mög­gin­gen hin­auf­ge­fah­ren, wo ich nach einem gemein­sa­men lauf um den min­del­see auch über­nach­te­te. das hat­te den „nach­teil”, dass ich schon gegen sechs uhr auf­ge­stan­den bin … weil ich so früh wach war, schaff­te ich es dann tat­säch­lich trotz der ers­ten gro­ßen packe­rei, bereits um 8:45 in radolf­zell auf dem was­ser zu sein. der bus park­te der­weil schön auf dem her­zen­park­platz ganz in der nähe des kanu-club-gelän­des – sehr prak­tisch. um halb elf war ich dann auch schon an mett­nau­spit­ze und lie­bes­in­sel vor­bei­ge­pad­delt und an der schiffs­län­de rei­chen­au, gegen 11:15 schon fast am ende der insel. dort mach­te ich dann erst ein­mal gegen­über von erma­tin­gen gemüt­li­che mit­tags­pau­se. nach der stär­kung ging es bei wei­ter­hin ordent­li­chen, aber nicht gera­de übewäl­ti­gen­dem wet­ter (duns­tig, mit ein­zel­nen lücken recht bewölkt) hin­über über den spie­gel­glat­ten see an schwei­zer ufer bei erma­tin­gen. demufer dort, sehr flach und recht lang­wei­lig, folg­te ich bis in den see­rhein, der mich mit leicht spür­ba­rer gegen­strö­mung emp­fing. pas­send frisch­te auch der wind, der mir nun genau ins gesicht blies, etwas auf. bis zum ende (aus mei­ner sicht) von kon­stanz, also an der brück zum kon­stan­zer trich­ter, stei­ger­te sich das zu einem über­ra­schend kräf­ti­gen gegen­strom und auch durch­aus beweg­ten was­ser – erstaun­lich, was sich hier an ste­hen­den wel­len ansam­mel­te. die strö­mung mach­te sich auch tat­säch­lich bis kurz vor dem kon­stan­zer horn immer noch bemerk­bar. dort umrun­de­te ich auch das ewig lan­ge strand­bad und fand schließ­lich das schild des dkv-zelt­plat­zes. der ist, typisch für die­sen ver­band, aus­ge­spro­chen padd­ler­un­freund­lich. zunächst ein­mal schwer zu fin­den und ein gutes stück weg vom ufer. vor allem aber ganz ohne ver­nünf­ti­ge lan­de­mög­lich­keit – kein steg, kein slip, gar nichts. nur eine klei­ne trep­pe – aber jeder padd­ler, der mal ein boot mit gepäck für acht tage trans­por­tiert hat, kann über so einen witz nur lachen. und wie heißt es so schön auf der dkv-home­page: Seit 1995 ver­fügt der DKV in Kon­stanz am Foh­ren­bühl über einen neuen, moder­nen, her­vor­ra­gend gele­ge­nen Platz. Er bie­tet sich für Kanu­fahr­ten im Bereich Boden­see”. nun­ja. der platz selbst ist auch nicht gera­de der schöns­te: vor­wie­gend schrä­ge, buck­li­ge wie­sen, kreuz und quer voll­ge­stellt (aber fast kei­ne padd­ler dar­un­ter), spär­li­che sani­tär­an­la­gen mit aus­ge­spro­chen pri­mi­ti­ven gemein­schafts­du­schen – nir­gends­wo sonst am boden­see habe ich so unkom­for­ta­bel über­nach­tet. kaum war ich vom lau­fen zurück – mei­ne serie des täg­li­chen lau­fens woll­te ich auch wäh­rend der boden­see-umrun­dung fort­set­zen – fing es an zu reg­nen – gera­de woll­te ich den kocher in gang set­zen. zum glück gab es eini­ge halb­wegs tro­cke­ne pau­sen, so dass ich mein essen noch warm­ma­chen konn­te. gereg­net hat es aber mit unter­bre­chun­gen die gan­ze nacht.

und es woll­te auch am nächs­ten mor­gen nicht auf­hö­ren. nach­dem ich mir das also eine wei­le ange­schaut hat­te, bau­te ich eben im regen ab und pack­te mein boot. kaum war das gesche­hen, hör­te es natür­lich auf zu reg­nen – aber nur kurz. denn kaum war ich auf dem was­ser, fing es wie­der an. und hör­te so schnell nicht mehr auf. dafür war ich, von der kurs­schiff­fahrt abge­se­hen, ganz allei­ne auf dem see. heu­te führ­te mei­ne rou­te mich zurück in den kon­stan­zer trich­ter, den ich wegen des unge­müt­li­chen wet­ters aber etwas abkürz­te, nach kreuz­lin­gen. von dort ging es immer schön unter land am schwei­zer ufer wei­ter. gegen mit­tag ließ der regen nach und hör­te sogar auf – so kam ich immer­hin zu einer halb­wegs gemüt­li­chen mit­tags­rast in kess­wil. gegen 14:30 war ich dann aber auch schon in arbon am cam­ping­platz – zum rum­düm­peln und rum­lun­gern am strand war es ein­fach zu unte­müt­lich heu­te. der (pri­va­te) cam­ping­platz (am buch­horn, nach dem gro­ßen arboner strand­bad) emp­fing mich mit einer der steils­ten ram­pen, die ich bis­her gese­hen habe. dafür aber mit aus­ge­spro­chen net­ten betrei­bern. nur wie­sen die mir lei­der den fal­schen platz auf der zelt­wie­se an. denn auch heu­te ging es wie­der so: kaum vom lau­fen zurück und unter die dusche gesprun­gen, hör­te ich schon wie­der das unver­kenn­ba­re geräusch des pras­seln­den regens auf dem dach. dies­mal aber rich­tig: die reins­ten stürz­bä­che waren das. nach­dem ich ver­geb­lich lan­ge auf ein nach­las­sen des unwet­ters gewar­te­tet hat­te, rann­te ich schnell zum zelt. das stand dum­mer­wei­se mitt­ler­wei­le schon in einem klei­nen see: der teil der wie­se hat­te inzwi­schen 5–10 cm hohes was­ser. also habe ich wenig spä­ter mein auf­ge­bau­tes zelt mit dem gan­zen krem­pel umge­zo­gen, an das ande­re ende, unter einen baum, wo ich wenigs­tens nicht weg­schwamm. das zelt hat das alles erstaun­lich gut über­stan­den. am nächs­ten mor­gen frei­lich – der regen ließ mir kei­ne pau­se – schüt­te­te es immer noch. mitt­ler­wei­le war so ziem­lich alles feucht: zwei­mal im regen ein- und aus­ge­packt, nichts trock­ne­te mehr. und der wind blies an die­sem mor­gen recht ordent­lich – natür­lich genau aus der fal­schen rich­tung. ich schau­te mir das eine wei­le so an und beschloss dann doch, lie­ber nicht ins was­ser zu stei­gen. im rück­blick ärgert mich das immer noch, aber an dem mor­gen hat­te ich ein­fach kei­ne lust. die etap­pe arbon-bre­genz-lin­dau bin ich also nicht gepad­delt. immer­hin klar­te es gegen abend etwas auf, so dass ich in lin­dau tro­cke­nen fußes zwei­mal um die insel ren­nen konn­te.

am frei­tag ging es dann von lin­dau nach fried­richs­ha­fen. und der mor­gen begrüß­te mich mit so schö­nem wet­ter, dass ich erst ein­mal eine run­de um die lin­dau­er insel pad­deln muss­te: die son­ne kam jetzt, kurz vor neu­ne, hera­de aus den letz­ten wol­ken her­aus und es wur­de sogar ein wenig kla­rer. das gute wet­ter nütz­te ich zu eini­gen fotos (sie­he unten). trotz­dem ich mich also nicht gera­de beeil­te, war ich wie­der ruck­zuck in was­ser­burg, wo die ers­te kur­ze toi­let­ten­pau­se anstand. und dann ging es auch schon wie­der wei­ter zum non­nen­horn und nach lan­genar­gen, wo ich eine aus­ge­dehn­te mit­tags­pau­se ein­leg­te. bei wei­ter­hin immer bes­ser wer­den­dem wet­ter war das letz­te stück am eris­kir­cher ried (natur­schutz­ge­biet) vor­bei nach fried­richs­ha­fen auch nur noch ein kat­zen­sprung. von fried­richs­ha­fen zog es sich aller­dings noch ein wenig bis zum boots­haus des orts­an­säs­si­gen kanu-clubs. das lag auch an dem aus­ge­spro­chen fla­chen ufer, dass ab dem fried­richs­ha­fe­ner schloss auch eine selt­sa­me leich­te gegen­strö­mung hat­te. beim fried­richs­ha­fe­ner kanu-club (sehr renn­sport-ori­en­tiert) hat­te ich dann noch einen herr­li­chen ruhi­gen abend mit wun­der­ba­rem see­blick und lich­ter­ge­flim­mer am schwei­zer ufer …

am nächs­ten mor­gen war ich wie­der früh auf den bei­nen. mitt­ler­wei­le war mir ja auch klar, war­um ich so „schlecht” schlief: wenn man um neun oder halb zehn in den schlaf­sack kriecht, muss man eben nicht unbe­dingt bis 7 uhr schla­fen … die rou­ti­ne mach­te inzwi­schen auch das abbau­en und boot-packen leich­ter und schnel­ler. mor­gens war der see wie­der herr­lich glatt und still. aber das änder­te sich bald: nacht der ers­ten bucht kam zuneh­mend wind auf, der das was­ser in bewe­gung brach­te und mich dazu nötig­te, viel auf­wand zu betrei­ben, um nicht all­zu­viel was­ser ins boot zu bekom­men, denn ich war ohne spritz­de­cke unter­wegs. das wet­ter wuss­te zwar noch nicht so recht was es will: dicke wol­ken, kaum son­ne, aber auch kein regen). bei hag­nau reich­te es mir dann end­gül­tig, ich lan­de­te kurz an und zog mich rich­tig an: pad­del­ja­cke und spritz­de­cke – und ab ging’s durch die wel­len, so macht das gleich wie­der dop­pelt so viel spaß. bis meers­burg blieb es frisch. ab dem ein­gang zum über­lin­ger see wur­de es merk­lich ruhi­ger und es ging wie­der ohne über­mä­ßi­ge anstren­gun­gen zügig vor­an. so war ich also schon wie­der gegen 14 uhr in über­lin­gen, beim sehr schö­nen platz des pad­del-clubs (direkt am strand­bad ost). die abend­li­chen läu­fe wer­den inzwi­schen immer kür­zer: die bla­se an der rech­ten fer­se wird zuneh­mend tie­fer und schmerz­haf­ter.

der sonn­tag bescher­te mir dann herr­lichs­tes pad­del­wet­ter: fast kein wölk­chen trüb­te den blau­en him­mel. da heu­te nur eine rund­fahrt um den über­lin­ger see auf dem plan stand, war ich ohne gepäck unter­wegs. mor­gens, so gegen halb neun, hat­te ich den see noch fast für mich allei­ne: ein paar ang­ler und die ers­ten kurs­schif­fe, sonst ist nie­mand auf dem was­ser. das änder­te sich spä­ter erheb­lich, bei dem schö­nen wet­ter waren alle die son­nen­an­be­ter mit motor- und segel­boot natür­lich auch auf dem see. wie­der ist der see spie­gel­glatt, heu­te soll­te er es auch den gan­zen tag blei­ben. zunächst stand die see­que­rung nach din­gels­dorf an, dann ging es dart immer dicht unter land am schöns­ten ufer­stück des boden­sees ent­lang nach bod­man – heu­te im gemüt­li­chen sonn­tags­tem­po. da war es erst 11 uhr, so dass ich noch viel, viel zeit hat­te, nach lud­wigs­ha­fen zu pad­deln, wo ich micha­el und anke traf, die mit den fahr­rä­dern unter­wegs waren. die gele­gen­heit nut­ze ich gleich zu gemüt­li­cher mit­tags­pau­se, bevor ich mich auf den trö­del­weg zurück nach über­lin­gen mach­te. obwohl ich den gan­zen tag nur locker her­um­gon­del­te, war ich auch heu­te schon um halb drei wie­der am zelt. den rest des tages lag ich dann nach einem kur­zen streak-erhal­tungs­lauf und dem erfri­schen­den bad im boden­s­se faul mit tho­mas ber­hards aus­lö­schung am see.

auch am mon­tag klin­gel­te mein wecker wie­der um 7 uhr. nach dem übli­chen gemüt­li­chen früh­stück, abbau­en und boot packen ging es kurz vor neun wie­der hin­über nach din­gels­dorf. dies­mal dann aller­dings in die ande­re rich­tung wei­ter: vor­bei an der insel main­au über staad und das kon­stan­zer horn in den trich­ter. kaum um die horn­spit­ze gebo­gen, traf mich der wind voll. natür­lich war ich wie­der ein­mal ohne spritz­de­cke unter­wegs (das letz­te mal, das mir das pas­sie­ren soll­te!) und hat­te also wie­der genug zu tun, das über­kom­men­de was­ser in gren­zen zu hal­ten. der gegen­wind war inzwi­schen recht kräf­tig, das vor­an­kom­men schon ziem­lich beschwer­lich. und es wur­de auch im see­rhein nur unwe­sent­lich leich­ter: der floss heu­te ein­fach in die fal­sche rich­tung. zwi­schen kon­stanz und gott­lie­ben immer­hin etwas geschützt vor der vol­len wucht des win­des, so dass ich mich ein wenig erho­len konn­te – anstren­gend war das pad­deln heu­te aber immer. in gott­lie­ben, bei der mit­tags­pau­se, rüs­te­te ich dann klei­dungs­mä­ßig wie­der alles auf – gera­de noch recht­zei­tig. denn am wöll­ma­tin­ger ried war der wind inzwi­schen mehr als frisch: eine stei­fe bri­se mit recht ordent­li­chen böen war das inzwi­schen. nach einer wei­le wur­de mir dann auch klar, was da in erma­tin­gen die gan­ze zeit blink­te: das waren die sturm­warn­leuch­ten. da ich aber – noch – immer ein ufer in der nähe hat­te, pad­del­te ich unver­dros­sen gegen den wind ankämp­fend wei­ter. auf der gna­densee-sei­te der insel rei­chen­au war dann immer­hin ein wenig wind­schat­ten, so dass ich noch ein­mal etwas kraft spa­ren konn­te. denn das war mir mitt­ler­wei­le klar: der rest der stre­cke wür­de hart wer­den. vor allem das freie stück zwi­schen der rei­chen­au und der mett­nau, wo der wind ordent­lich kraft sam­meln konn­te und ich auf schüt­zen­des ufer ver­zich­ten muss­te. es war auch ein har­tes stück arbeit, die­ser abschnitt. immer­hin war ich nicht allei­ne, eini­ge seg­ler waren noch unter­wegs und presch­ten hin und her vor mei­nem klei­nen boot. das wur­de in den inzwi­schen recht beacht­lich­ten wel­len irgend­wie immer klei­ner. und der wind zerr­te und drück­te immer stär­ker an mei­nem pad­deln. schlag für schlag näher­te ich mich aber unbe­irr­bar und fast unmerk­lich der mett­nau – vor­an ging es kaum noch, jetzt ging es all­mäh­lich an die reser­ven. doch auch das war irgend­wann geschafft. von aus­ru­hen war aber noch lan­ge nicht zu reden: im zel­ler see war wei­ter­hin kräf­ti­ger gegen­wind, der mei­ne letz­ten kraft­re­ser­ven for­der­te. und natür­lich fing es auch noch an zu reg­nen. zum glück konn­te ich aber mein gepäck halb­wegs tro­cken ins auto schaf­fen – und mich total zer­schla­gen erst ein­mal aus­stre­cken und von den stra­pa­zen des gegen den wind ankämp­fens erho­len.

am diens­tag ging es gegen halb acht los zur letz­ten etap­pe: zunächst brach­te ich das auto nach schaff­hau­sen, park­te es am salz­sta­del und fuhr mit dem zug zurück. bis ich dann end­lich im was­ser war, zeig­te die uhr schon nach 10 an. lan­ge über­leg­te ich, was ich heu­te zum pad­deln anzie­hen soll­te. das t‑shirt stell­te sich schon nach weni­gen minu­ten als feh­ler her­aus. also nutz­te ich die letz­te chan­ce und zog im boot auf dem was­ser schnell noch jacke und spritz­de­cke an – gera­de recht­zei­tig, bevor es mal wie­der zu reg­nen begann. der schau­er blieb dann zum glück der ein­zi­ge, aber bewölkt und aus­ge­spro­chen kalt war es den gan­zen tag. mei­ne heu­ti­ge rou­te führ­te mich durch den unter­see, vor­bei an wan­gen nach stein am rhein, wo ich gegen 13 uhr end­lich mei­ne besich­ti­gungs- und mit­tags­pau­se ein­leg­te. eigent­lich soll­te es jetzt leich­ter gehen – das ging es auch, strö­mung war da, aber so rich­tig flüs­sig lief es heu­te nicht mehr. wahr­schein­lich die erschöf­pung vom mon­tag auch noch. aber schön ist das den­noch, wie der rhein hier, ein ganz fla­cher und brei­ter fluss, vor sich hin mäan­dert, noch ganz gemüt­lich und ohne sei­ne spä­te­re macht und kraft. gegen 16 uhr war ich dann in schaff­hau­sen und beeil­te mich, mein gepäck und boot ins und aufs auto zu brin­gen, denn es fing schon wie­der an zu tröp­feln. viel mehr wur­de es die­ses mal nicht, so dass ich tro­cke­nen fußes nach einem klei­nen stadt­rund­gang und einem aus­flug zum munot lau­fen gehen konn­te. abends traf ich dann am schloss lau­fen beim rhein­fall nach kurz mar­tin vom streak­run­ner-forum, der mich für den nächs­ten tag auch noch zum mit­tag­essen ein­lud. das war ein sehr schö­ner abschluss mei­ner rund­rei­se, nach dem ich mich dann frisch gestärkt und erholt ins auto setz­te, um wie­der nach mainz zu tuckern. das ging erheb­lich zäher als bei der hin­rei­se, aber so schlimm war das auch nicht …

aus­rüs­tung

  • boot: lett­mann com­bi 2000 – hat sich ein wei­te­res mal wun­der­bar bewährt, in jeder lage… per­fekt aus­zu­ta­rie­ren in jeder gewichts­klas­se mit ein bis zwei 1,5‑liter-pet-flaschen.
  • pad­del: kober exkur­si­on – das klei­ne gewicht hat sich sehr posi­tiv bemerk­bar gemacht. auch sonst ein soli­des, zuver­läs­si­ges pad­del
  • schwimm­west: hiko sal­ty dog – ange­nehm zu tra­gen. prak­tisch durch einer­seits die tasche für die trink­bla­se zwi­schen den schul­tern (v.a. bei fahr­ten mit geschlos­se­ner spritz­de­cke), ande­rer­seits die front­ta­schen (für „not”-nahrung, müt­ze und der­glei­chen)
  • zelt: vau­de tau­rus ultra­light – die ers­ten wirk­li­chen regen­näch­te und ‑tage unbe­scha­det über­stan­den. lässt sich auch im regen ziem­lich tro­cken auf- und abbau­en
  • schlaf­sack: deu­ter dream­li­te 500 – auch mit inlet stößt er zu die­ser jah­res­zeit deut­lich an sei­ne gren­zen: mor­gens wirds halt schon ziem­lich kalt
  • koch­ker: pri­mus mul­ti­fuel – wun­der­bar, wie schnell das alles geht – auch wenns laut und dre­ckig ist …
  • ver­pfle­gung: das abpa­cken der täg­li­chen müs­li-por­ti­on mit zuge­hö­ri­gem milch­pul­ver ist sehr prak­tisch. die fer­tig­ge­rich­te für den abend auch – zwar kein kuli­na­ri­scher hoch­ge­nuss, aber aus­rei­chend

tour­pla­nung
benutzt habe ich die sei­ten des boden­see-kanu-rings, die dkv-füh­rer (fluss-wan­der­buch, deutsch­land süd­west), die aber kaum infor­ma­tio­nen bie­ten, und die­ses buch: hans georg all­gö­wer: kanu­wan­dern am boden­s­se. kajak- und urlaubs­füh­rer. ober­schleiß­heim: poll­ner-ver­lag 2006. das ist zwar in einem spe­zi­al­ver­lag erschie­nen, aber aus­ge­spro­che­ner mist: vol­ler feh­ler (selbst in den kar­ten sind orte falsch geschrie­ben), total inkon­se­quent auf­ge­baut, fast kei­ne infor­ma­tio­nen zu den tou­ren, zu dem gebiet, zu sehens­wür­dig­kei­ten – nur lee­res geblub­ber und net­te fotos. weder als urlaubs­füh­rer noch als kajak­füh­rer wirk­lich brauch­bar. die rou­ten sind – nun­ja, ein­falls­los, um es mal so zu sagen. zudem so schlecht ent­wi­ckelt, dass sie alle nur als tages­tou­ren fahr­bar sind. und wenn ich dann noch die irrele­van­ten abzie­he (z.b. die boden­see­que­rung in zwei tagen à 65 km oder die eis­fahrt, die wohl nur für spe­zia­lis­ten inter­es­sant sind, die dafür wie­der­um nicht die­ses büch­lein brau­chen), dann bleibt außer der umfang­rei­chen wer­bung nichts mehr übrig. zumin­dest nichts mehr, was den preis recht­fer­ti­gen wür­de.
gemerkt habe ich auch: mei­ne tou­ren­pla­nung war recht kon­ser­va­tiv (in der regel um die 30 km am tag). die stre­cken hät­ten ruhig ein wenig län­ger sein kön­nen …
hier gibt es die gps-daten der stre­cken: tag 1, tag 2, tag 4, tag 5, tag 6, tag 7, tag 8

bil­der

das erste mitternachts-doppel

gera­de habe ich mein ers­tes mit­ter­nachts-dop­pel hin­ter mich gebracht. weil ich mei­ne serie des täg­li­chen lau­fens, die jetzt schon über 275 tage läuft, nicht unter­bre­chen will und trotz­dem mei­ner mitt­ler­wei­le zwei wochen alten bla­se mög­lichst viel zeit zur hei­lung geben möch­te (nach­dem ich das am boden­see ja durch die mischung aus was­ser und lau­fen tat­kräf­tig ver­hin­dert habe), beschloss ich, mei­ne pflich­ten für den sonn­tag und den mon­tag mit einem mit­ter­nachts-dop­pel (mid­night-dou­ble in der inter­na­tio­na­len spra­che der strea­k­er) zu absol­vie­ren. das heißt: ich bin um 23:47 los­ge­rannt, habe nach 3,2 km und 11:34 Minu­ten ren­nens pau­se gemacht, bis der dom und mei­ne uhr mir den beginn des mon­tags ange­zeigt haben und bin dann die 3,2 km in 12:32 minu­ten wie­der zurück gelau­fen – und das alles mit erstaun­lich wenig schmer­zen an der bla­se: das com­peed-pflas­ter scheint doch lang­sam zu hel­fen.

rainald goetz ist endlich aus der sommerpause zurück

es wird ja auch schon lang­sam herbst …

aber schön, dass es mit kla­ge jetzt end­lich wie­der wei­ter geht. und auch wenn ich mir am anfang noch nicht sicher war – so lang­sam gewöh­ne ich mich dar­an. und lese es immer lie­ber. zum bei­spiel den gest­ri­gen ein­trag. denn sät­ze oder bes­ser gesagt absät­ze wie die­ser fal­len bei mir immer wie­der auf frucht­ba­ren boden (und übri­gens, sei­ne mei­nung zum voll­text tei­le ich auch im wesent­li­chen. wäre er nicht so bil­lig, wür­de ich ihn nicht lesen bzw. durch­blät­tern.) – weils so schön ist, muss ich es aus­gie­big zitie­ren:

Nicht ohne hin­zu­zu­fü­gen, dass ich mir nur wegen Andre­as Mei­ers Kolum­ne Neu­lich die Zeit­schrift VOLLTEXT kau­fe, wenn ich sie irgend­wo sehe, und beim Durch­blät­tern bin ich jedes­mal erstaunt, was für ein cra­zy Kos­mos die sich dort dar­stel­len­de Welt der Lite­ra­tur ist. Es ist kei­ne böse Cra­zy­ness, kei­ne ver­werf­li­che, son­dern eine ganz nor­ma­le, die Cra­zy­ness der Abge­schlos­sen­heit. Aber so wie Jour­na­lis­mus im nega­ti­ven Fall zu sehr aus Jour­na­lis­mus gemacht wird, meist aus aus­län­di­schem, wird zu viel Lite­ra­tur nur aus ande­ren Roma­nen, Erzäh­lun­gen und Gere­de dar­über gemacht. Das ist schlecht für die Resul­ta­te.

Plötz­lich glau­ben die Leu­te der Lite­ra­tur wirk­lich dar­an, man könn­te ein­fach noch­ein­mal wie damals die Geschich­ten von vor­ne nach hin­ten, eines nach den ande­ren so durch- und vor­er­zäh­len. Aber die Spra­che hat in den ver­gan­ge­nen hun­dert­fünf­zig Jah­ren ande­re Ner­vo­si­tä­ten auf­ge­baut, ande­re Spe­zia­lis­men ent­wi­ckelt und einst­mals selbst­ver­ständ­lich Gewuss­tes wirk­lich VERGESSEN, es ist ver­schwun­den wie in der Male­rei das Kön­nen, rea­lis­tisch gegen­ständ­lich abbil­den­den Malens. So hat der Autor, der sich um das tra­di­tio­nel­le Erzäh­len bemüht, gar kei­ne leben­di­ge eige­ne Spra­che zur Ver­fü­gung. Nicht weil er sie sel­ber nicht hat, son­dern weil es sie wirk­lich gar nicht gibt. Es gibt kei­ne nicht­muf­fi­ge, nicht­zuck­ri­ge, nicht­ba­na­le Spra­che für einen heu­ti­gen Roman nach Art der gro­ßen Roma­ne von frü­her.

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