soviel gle­ich vor­weg: das (näm­lich klaus hof­fers bei den bieresch) ist ein selt­sames, befremdlich­es buch.

es ent­fal­tet eine völ­lig andere welt — und doch auch wieder nicht. bieresch ist selt­sames völkchen — schon die namen! alle sind sie mehrfach benan­nt, alle extrem mit bedeu­tung aufge­laden (aber auch wieder nicht, sie kön­nen sie ver­lieren, ändern, neue bekom­men …), je nach sit­u­a­tion und hier­ar­chie und stel­lung von adres­sat und adressier­er wech­seln sie immer wieder … die bräuche sind auch selt­sam, irgend­wie unge­nau, unscharf, nicht zu begreifen — aber: besuch­er ist nicht zum ersten mal dort, er war als kind dur­chaus in dieser gegend, unter diesen leuten — scheint aber kaum/keine erin­nerun­gen (mehr) daran zu haben

diese völ­lige frem­dar­tigkeit, diese ganz eigene welt (die allerd­ings dur­chaus — ncith nur auf metapho­risch­er ebene! — berührungspunk­te mit dem, was wir „wirk­lichkeit” zu nen­nen gewohnt sind, hat) ist zwar ein umstand, der die lek­türe sehr schw­er macht. aber auch faszinierend. und der dieses buch so wohltuend unter­schei­det von dem aller­meis­ten, was heutzu­tage als lit­er­atur pro­duziert wird — die sich in viel zu vie­len fällen darauf beschränkt, die ober­fläche der real­ität zu erzählen, also bloß wiederzugeben. von daher — dies so ganz neben­bei — sehe ich das esra-urteil des bun­desver­fas­sungs­gericht­es auch nicht als so große gefahr für die kun­st an: sich­er bin ich für eine größt­mögliche frei­heit der kun­st, über­haupt keine frage. aber ich wun­dere und frage mich dann doch oft, warum es vie­len autoren so schw­er fällt, sich von den tasäch­lichen begeben­heit­en ihres lebens zu lösen (inwieweit das alles auf max bil­ers esra zutrifft oder nicht, kann ich natür­lich gar nicht beurteilen, weil ich wed­er das buch noch die wirk­lichkeit kenne). was ich damit aber eigentlich sagen will: der kun­st sollte es — auch wenn sie die nähe zur wirk­lichkeit sucht — möglich sein, dies so zu tun, dass per­sön­lichkeit­srechte nicht ver­let­zt wer­den. auch im medi­um der sprache, dass für solche gren­züber­schre­itun­gen natür­lich wiederum das prädes­tinierteste über­haupt ist. aber das ist schon wieder ein anderes prob­lem, das große teile der heute pro­duzierten texte bet­rifft: dass sie keine eigene (kunst-)sprache haben (auch gar nicht erstreben), keinen stil, son­dern sich mit dem all­t­agswerkzeug der kom­mu­nika­tion schon zufrieden geben. das tut klaus hof­fer hier sicher­lich nicht.