gerade höre ich otomo yoshihides new jazz ensemble mit dreams. und das ist ganz anders als alles, was ich bisher von yoshihide kenne. gut, es ist auch älter — nämlich schon 2001 aufgenommen. schlecht ist es deshalb nicht. nur von den verrückten und spannenden sound-experimenten, mit denen sich yoshihide in letzter zeit einen festen platz auf meiner lieblingsliste erobert hat, ist hier nur ganz wenig zu spüren. dafür ganz viel von john zorns radical new jewish culture — in der japanischen variante. denn was ich damit meine, ist weniger, dass yoshihide hier auf jüdische traditionen zurückgreift, sondern dass er überhaupt auf (volkstümlich) tradition zu rekurrieren scheint (ob er es wirklich tut, entzieht sich schlicht und einfach meiner kenntnis). gewiss, ab und an lugt auch schon der experimentelle yoshihide um die ecke. aber heute würde er wohl nicht mehr so straight die texte vertonen, sie nicht mehr so ungebrochen, fast romantisch, singen lassen, die arrangements nicht mehr so glatt und harmonisch über die bühne laufen lassen — kurz, die song-strukturen (ja, so etwas gibt es auch bei yoshihide!) sind hier noch weitgehend traditionell, noch nicht durch die dekonstruktions-mühle gewandert. gerade deshalb bleibt das ganze auch ziemlich harmlos — träumerisch eben. oder schlafwandelnd, wie man will. ach je, jetzt sehe ich gerade, dass meine vermutete chronologie gar nicht stimmt — cathode und anode sind sogar schon vor dreams entstanden. also, jetzt weiß ich halt noch weniger, warum das hier so klingt wie es klingt …
ok, da war ich wohl etwas vorschnell… den der letzte track, hahen fukei, bringt eine wahre explosion zum vorschein: ein wildes gemetzel, in klassischer free-jazz-manier, mit elektronischem gezwitscher und handgemachten aggressiven bläsern — jetzt passt es für mich gar nicht mehr zusammen. aber irgendwie wird’s halt immer besser …
otomo yoshihides new jazz ensemble: dreams. tzadik #7051, 2002.
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