Musik dazu verwenden, jemanden zu verführen, ist keine neue Idee. Das Opfer mit der Musik als Köder zur Musik zu begehren, ist schon etwas ungewöhnlicher. Und wenn ein Chor das dann auch noch so offen und direkt unternimmt wie der „Don-Camillo-Chor“ aus dem Münchner Umland, dann gehen jeder Zielperson schnell die Argumente für den Widerstand aus.
Das liegt, wie ihre neueste (und erste) CD mit dem passenden Titel „Good Bait“ beweist, zu großem Teil an der jugendlichen Frische und dem unbändigen Überschwang, mit dem der gesamte Chor sich auf sein Repertoire vorwiegend aus Jazz und Pop stürzt. So eine freizügige Freude teilt sich dem Hörer in jedem Moment mit, dass er mit dem größten Vergnügen anbeißt.
Das Vergnügen ist allerdings nicht nur ein Verdienst der Sänger und ihres Chorleiters, der sie immer wieder knackig auf den Punkt fokussiert. Es liegt zu einem großen Teil auch an den angenehm einfallsreichen Arrangements, die mehrheitlich vom Dirigenten selbst oder aus der bewährten Feder des um keine Pointe verlegenen Oliver Gies stammen.
Das reicht vom feurigen „Chili con Carne“ aus dem Fundus der „Real Group“ über aufgefrische Swing-Klassiker bis zu – in ihren komplexen Arrangements kaum noch erkennbaren – Pop-Hits der letzten Jahrzehnte. Mit einer recht freien Bearbeitung von Brahms’ „Guten Abend, gut’ Nacht“ beweist der Don-Camillo-Chor dann nebenbei auch noch, dass er mehr als nur reiner Jazz-Pop-Chor ist: Diese jungen Sänger und Sängerinnen fühlen sich in vielen Gefilden zu Hause. Mit Recht. Denn „Good Bait“ ist nicht nur eine schöne, gelungene Leistungsschau, sondern auch einfach gute Unterhaltung.
Don Camillo Chor: Good Bait. Spektral SRL4-09049, 2009.
(geschrieben für die neue chorzeit)
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