Sie haben es wieder einmal geschafft. Die Sinfonietta Mainz und Michael Millard sind ein Gespann, das begeistern kann. Das Programm war dieses Mal aber auch geradezu darauf ausgelegt, den Applaus hervorzukitzeln: Mit Beethovens fünftem Klavierkonzert und Dvořáks neunter Symphonie lagen zwei ausgesprochen bekannte und populäre Werke auf dem Pult. Und dennoch: Auch die muss man spielen können, der Beifall ist keineswegs automatisch. In der Phönixhalle war er aber verdient. Denn die Laienmusiker der Sinfonietta, die in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag feiert, präsentieren sich als vollwertiges Orchester, bei dem schnell vergessen kann, dass hier keine Profis auf der Bühne sitzen.
Michael Millard hat mit dem Orchester einen schönen, weichen Klang entwickelt, der sich vor allem sehr harmonisch präsentiert: Die Streicher klingen voll und samtig, die Bläser klar und präsent. Vor allem die Blasinstrumente haben in Dvořáks letzter Sinfonie mit dem Beinamen „Aus der neuen Welt“ ja einige Hürden zu überspringen. Nicht nur das Solo des Englischhorns am Beginn des zweiten Satzes, auch alle anderen Holz- und Blechbläser treten an der einen oder anderen Stelle exponiert in Erscheinung. Und das gelingt ihnen in der Phönixhalle vor allem positiv.
Millard unterstützt das mit seinem Dirigat. Direkt und unverstellt, ausgesprochen nüchtern lässt er der Musik mit ihren bekannten Melodien viel Raum — fast lakonisch klingt das gerade in den ersten Sätzen. Und deswegen gelingen auch die großen Gesten hier so gut, ohne ins lächerlich-kitschige abzukippen. Mit zunehmender Emphase ins Finale
Das fünfte Klavierkonzert von Beethoven, mi dem das Konzert in der voll besetzen Phönixhalle begann, wirkte dann im Rückblick fast etwas zahm. Zurückhaltende Tempi schlug Millard hier an und zeigt sich sehr auf Genauigkeit bedacht. Dadurch wirkt das, vor allem im ersten Satz, oft etwas gebremst und zurückhaltend. Auch der Pianist Johannes Nies kann das Konzert nicht so recht aus seinem Korsett befreien: Das ist alles nicht verkehrt, aber auch nur bedingt mitreißend, sondern vor allem glatt und sauber. Aber immerhin vereint Orchester und Solist immer wieder die Klarheit der Struktur und ihre Klangschönheit – schließlich sind beides Werke mit durchaus diffiziler Klanglichkeit. Das ein Amateurorchester sich so etwas vornimmt, zeigt das Selbstbewusstsein des Ensembles. Und dass sie es so gut spielt, zeigt, dass die Sinfonietta Mainz dieses Selbstvertrauen zu Recht hat.
(geschrieben für die Mainzer Rhein-Zeitung.)