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Schlagwort: konzert

haydn, nichts als haydn: die eröffnung des mainzer musiksommers

Fest­li­cher geht es kaum. Pas­sen­der aber auch nicht: Denn die fei­er­li­che Eröff­nung des Main­zer Musik­som­mers – der die­ses Jahr schon sei­nen zehn­ten Geburts­tag fei­ern kann – ver­bin­det sich im ers­ten Kon­zert mit einer inten­si­ven Wür­di­gung eines der dies­jäh­ri­gen Jubi­la­re der Musik­ge­schich­te. Dom­ka­pell­meis­ter Mathi­as Breit­schaft diri­gier­te zum Auf­takt der dies­jäh­ri­gen, gemein­sam von SWR und der Stadt Mainz ver­an­stal­te­ten Kon­zert­rei­he, näm­lich ein rei­nes Haydn-Pro­gramm. Und obwohl er in „sei­nem“ Raum, dem Dom, natur­ge­mäß vor­wie­gend Kir­chen­mu­sik her­an­zog, ein glei­cher­ma­ßen reprä­sen­ta­ti­ves und abwechs­lungs­rei­ches. Denn neben dem Zen­trum, der Gro­ßen Orgel-Solo-Mes­se und dem „Te Deum Lau­da­mus“ noch zwei Orgel­kon­zer­te aus dem rei­chen Fun­dus, den Haydn auch da hin­ter­las­sen hat.

Der Lim­bur­ger Orga­nist Mar­kus Eichen­laub meis­ter­te dabei auch die vir­tuo­sen Pas­sa­gen fast non­cha­lant, immer mit coo­lem under­state­ment und läs­si­ger Ele­ganz, die ihre Wir­kung vor allem aus der leicht dahin flie­gend, locker und ent­spannt wir­ken­den tech­ni­schen Prä­zi­si­on schöpf­te. Das Kur­pfäl­zi­sche Kam­mer­or­ches­ter ließ Breit­schaft etwas erdi­ger und stär­ker grun­diert beglei­ten. So bot er dem Solis­ten viel Raum, der sich – aus der Par­ti­tur spie­lend – aber lie­ber zurück­hielt und geschmei­dig in den Gesamt­klang ein­glie­der­te.

Doch im Zen­trum des Eröff­nungs­kon­zer­tes stand mit der gro­ßen und groß­ar­ti­gen Mes­se eine fröh­lich-über­schwäng­li­che Ver­to­nung des Ordi­na­ri­ums. Und Breit­schaft ließ kei­nen Zwei­fel an sei­ner Bereit­schaft, der Mes­se nicht nur Power ohne Ende mit­zu­ge­ben, son­dern auch stark kon­tras­tie­ren­de zar­te und inni­ge Momen­te. Und dann wie­der war die Mess­ver­to­nung sprit­zig-pul­sie­rend bis zur Gren­ze des Wahn­wit­zes. Aber es ging alles gut – der Dom­kam­mer­chor war bes­tens prä­pa­riert und ver­wöhn­te mit jugend­lich-fri­schem und schlan­ken Klang. Und die ver­sier­ten Solis­ten, neben der gewohnt sou­ve­rä­nen Janice Cres­well und der kla­ren Dia­na Schmid sowie dem zurück­hal­ten­den Bass Cle­mens Breit­schaft vor allem der cha­ris­ma­ti­sche und enga­gier­te Tenor Dani­el Jenz, lie­ßen auch kei­ne Wün­sche offen.

Ähn­lich forsch ging der Dom­kap­pell­meis­ter auch das C‑Dur-Te deum an. Das wur­de dann so rasant und ener­gie­prot­zend, dass es fast einen Tick ange­be­risch wirk­te. Aber nur fast: Denn Breit­schaft blieb immer gera­de noch so kon­trol­liert und ziel­ge­rich­tet, dass das Te deum zu einer unwi­der­steh­li­chen Ver­füh­rung, einer sanf­ten, unmerk­li­chen Über­re­dung hin zu Glau­ben und Kir­che, wur­de. Dass so wun­der­schö­ne Musik ent­stand, war fast nur ein Neben­pro­dukt. Aber wenn das so gut gelingt, dann lässt man ihm die Absicht zur Ver­füh­rung – die schließ­lich durch­aus im Sin­ne Haydns ist – ger­ne durch­ge­hen. Und hofft, dass die rest­li­chen Kon­zer­te des Musik­som­mers genau­so vie­le Ver­hei­ßun­gen preis­ge­ben wer­den.

(geschrie­ben für die main­zer rhein-zei­tung.)

genies der klassik – bekannte und weniger bekannte

Genies waren sie egent­lich alle drei. Und doch hat nur Wolf­gang Ama­de­us Mozart geschafft, was Lou­is Spohr und Lui­gi Che­ru­bi­ni ver­wehrt blieb: Dau­er­haft im Bewusst­sein der Musik­lieb­ha­ber und auf den Kon­zert­po­di­en prä­sent zu sein. Sei­ne 29. Sin­fo­nie stand im vier­ten Sin­fo­nie­kon­zert des Thea­ters neben dem ein­zi­gen sin­fo­ni­schen Werk Che­ru­bi­nis, dass eher sel­ten zu hören ist. Auch Spohr ist wenn über­haupt mit Kam­mer­mu­sik zu hören – ganz bestimmt nicht mit sei­nem Con­cer­tan­te für zwei Vio­li­nen und Orches­ter. Denn wann sind schon zwei Vio­li­nis­ten von Rang bereit, sich gegen­sei­tig die Schau zu steh­len? Selbst Ingolf Tur­ban und Kol­ja Les­sing machen das nicht all­zu oft. Lei­der. Denn sie kön­nen es wahr­lich vor­treff­lich. Ihre per­fek­te, oft bei­na­he sym­bio­tisch schei­nen­de Ergän­zung in musi­ka­li­scher Hin­sicht demons­trier­ten sie im Staats­thea­ter schon vor dem ers­ten Ton – mit einer genau syn­chro­ni­sier­ten Ver­beu­gung. Und so fuh­ren sie dann auch fort. Klang­lich gelang ihnen der Spa­gat zwi­schen voll­kom­me­ner Über­ein­stim­mung und behar­ren­der Indi­vi­dua­li­tät erstaun­lich gut. Obwohl kei­ner der bei­den sei­ne eige­nen Qua­li­tä­ten ver­leug­ne­te, ergänz­ten sich Tur­bans deut­li­ches, prä­sen­tes Spiel und Les­sigs emo­tio­na­ler gefärb­te Klang­welt vor­züg­lich. Die Viel­falt der Ein­fäl­le, die immer neu­en Wen­dun­gen und nicht enden wol­len­der Mit­tei­lungs­drang Spohrs fan­den in den bei­den Solis­ten jeden­falls sehr ener­gi­sche, detail­ver­lieb­te und sorg­sa­me Für­spre­cher.
Stark war auch das Enga­ge­ment Cathe­ri­ne Rück­wardts mit dem Phil­har­mo­ni­schen Staats­or­ches­ter für Che­ru­bi­nis D‑Dur-Sin­fo­nie. Die birgt von sich aus eini­ges dra­ma­ti­sches Poten­zi­al und vie­le Gele­gen­hei­ten zum effekt­vol­len Auf­trump­fen. In sol­cher Umge­bung bewähr­te sich die ruhi­ge Hand der Diri­gen­tin ganz beson­ders. Denn Rück­wardt ließ sich nicht von der wir­kungs­mäch­ti­gen Ober­flä­che ver­füh­ren, son­dern schau­te tie­fer. Und ent­deck­te da nicht nur zau­ber­haf­te klang­li­che Bil­der, son­dern auch ein gekonnt aus­ge­ar­bei­te musi­ka­li­sche Erzäh­lung. Die­se Musik wogt im Thea­ter ganz plas­tisch hin und her, zwit­schert und plät­schert, stürmt vor­an, schreckt auch zurück, prallt sogar auf Wider­stän­de und lässt sich den­noch trei­ben, – und das alles ist auch noch in klas­si­sche For­men ver­packt: Ein typisch klas­si­ches Genie­werk eben.

(geschrie­ben für die main­zer rhein-zei­tung)

st. petersburg und mainz

Der Zusam­men­prall zwei­er Kul­tu­ren gilt oft als ein Zei­chen von Unheil. Das muss aber nicht unbe­dingt so sein. Gera­de in der Musik haben sich immer wie­der gro­ße Ereig­nis­se aus dem Auf­ein­an­der­tref­fen voll­kom­men unter­schied­li­cher Sti­le und Musi­ker ereig­net. Das advent­li­che Chor­kon­zert im Dom war genau so ein Fall. Im Zen­trum stand zwar der St. Peters­bur­ger Kna­ben­chor. Aber die Main­zer lie­ßen es sich nicht neh­men, den Mäd­chen­chor wenigs­tens ein biss­chen sin­gen zu las­sen. Und das war eine groß­ar­ti­ge Idee. Denn einen gro­ßen Teil sei­ner Wir­kung und Ein­drück­lich­keit zog die­se Advents­mu­sik aus die­ser Kon­fron­ta­ti­on. Hier tra­ten zwei völ­lig ver­schie­de­ne Chor­tra­di­tio­nen ins Blick­feld, zwei ganz gegen­sätz­li­che Klang­kul­tu­ren.
Den Anfang mach­te der Main­zer Mäd­chen­chor. Nicht viel war es, was sie san­gen. Aber es reich­te Kars­ten Storck, um das Niveau und die Qua­li­tät sei­nes Ensem­bles wie­der ein­mal plas­tisch bewusst zu machen. Egal, ob ver­träumt und sanft schwin­gend wie der Satz des Weih­nachts­lie­des „Maria durch ein Dorn­wald ging“ oder federnd zupa­ckend wie bei der aus­ge­wähl­ten Magni­fi­cat-Ver­to­nung: Immer bewie­sen sie vol­le Prä­senz, vor­bild­li­che Klar­heit und Ein­heit des Klang­kör­pers, der alle Struk­tu­ren klar erken­nen ließ.
Und dann der Wech­sel zu den rus­si­schen Jun­gen. Das war nicht nur ein ande­res Geschlecht, das war eine ganz ande­re Idee des Chor­klangs. Denn Trans­pa­renz und kom­po­si­to­ri­sche Struk­tu­ren waren jetzt über­haupt nicht mehr wich­tig. Jetzt ging es vor allem dar­um, den Raum mit Klang aus­zu­fül­len – ein Vor­ha­ben, das im Main­zer Dom zu sehr anre­gen­den Ergeb­nis­sen führ­te.
Alles war immer im Fluss, jeder Über­gang wur­de von Wla­di­mir Ptschol­kin so sorg­sam abge­fe­dert, dass er nahe­zu uner­kenn­bar wur­de. Es war eine schein­bar nie ver­sie­gen­de Fül­le wei­cher Klang­bil­der, die sie aus den Wer­ken vor­wie­gend rus­si­scher Kom­po­nis­ten her­aus­hol­ten. Und es war immer wie­der ver­blüf­fend, wie naht­los sie sich in den Raum schmieg­ten, wie die gar nicht so vie­len Kin­der und Jugend­li­che die Ener­gien flie­ßen lie­ßen. Einen Sie­ger gab es in die­sem Kon­zert natür­lich nicht, nur zwei völ­lig unter­schied­li­che klang­li­che Ergeb­nis­se. Aber schön waren bei­de.

(geschrie­ben für die main­zer rhein-zei­tung)

mit viel gefühl und genauigkeit: tschaikovskij und rachmaninov im staatstheater

Die ers­ten Töne kennt wahr­schein­lich jeder im aus­ver­kauf­ten Gro­ßen Haus des Staats­thea­ters. Tschai­kow­skijs ers­tes Kla­vier­kon­zert ist ein ewi­ger Hit, der immer für vol­le Säle sorgt. Vor allem, wenn er von einer Pia­nis­tin wie Evge­nia Rubi­no­va – auch in Mainz kei­ne unbe­kann­te Grö­ße mehr – vor­ge­tra­gen wird. Die ers­ten Töne also. Sie sind nicht nur ein Zei­chen des Wer­kes, son­dern sie zei­gen auch immer schon sehr deut­lich die Rich­tung, die die Inter­pre­ten neh­men. Im Staats­thea­ter wer­den meh­re­re Din­ge erkenn­bar. Ein­mal wird hier mit gro­ßer Genau­ig­keit und wirk­li­cher Lust am dif­fe­ren­zier­ten Klang musi­ziert. Ande­rer­seits der Klang an sich: Schon die ers­ten Töne der Pia­nis­ten zei­gen ihre geschmei­di­ge Kraft, ihre Fähig­keit, aus dem simp­len Flü­gel eine Unzahl an Klang­va­ria­tio­nen auf­stei­gen zu las­sen. Und schließ­lich die Ver­sen­kung in die Tie­fen der ima­gi­nä­ren Welt des Kla­vier­kon­zer­tes. Das sind alles alt­mo­di­sche, fast selbst­ver­ständ­li­che Tugen­den, die gera­de bei die­sem Kon­zert vie­le Musi­ker aber auf dem Altar der ober­fläch­li­chen Bril­lanz opfern. Nicht so die­ses Duo an den Tas­ten und auf dem Pult. Und das nicht aus Ver­le­gen­heit. Gera­de die bei­läu­fi­ge Non­cha­lance, mit der Rubi­no­va sich der vir­tuo­sen Pas­sa­gen ent­le­digt, zeigt ihre Fähig­kei­ten. Aber ihr geht es eben um etwas ande­res: Um die sub­ti­len Klang­fel­der und ihre viel­fäl­ti­gen Strö­mun­gen, die aus dem radi­kal nach innen gewand­ten Kampf zwi­schen Orches­ter und Solo­in­stru­ment erwach­sen. Die Genau­ig­keit, mit der sie sich dem poe­ti­schen Fein­zeich­nen hin­gibt, bringt immer wie­der erstaun­li­che Ergeb­nis­se und rich­ti­ge Ent­de­ckun­gen her­vor. So unmit­tel­bar leben­dig und andäch­tig-imit­füh­lend hört man das Seh­nen, die nie an ihre Ziel kom­men­de Suche nach Ver­hei­ßung und Erlö­sung aus der Unge­wiss­heit nur sel­ten.
Die zwei­te Kon­zert­hälf­te kehr­te die Ver­hält­nis­se voll­kom­men um. Zumin­dest was die Bekannt­heit der Musik angeht: Ser­gej Rach­ma­ni­nows „Sin­fo­ni­sche Tän­ze“, sei­ne letz­te Kom­po­si­ti­on, dürf­ten nur die wenigs­ten ken­nen – zumal das Phil­har­mo­ni­sche Staats­or­ches­ter sie hier zum ers­ten Mal spielt. Das ändert aber wenig an der Hin­ga­be, mit der Cathe­ri­ne Rück­wardt den Fluss die­ser Musik aus­brei­tet. Und es ist nicht ganz ein­fach, das zusam­men­zu­hal­ten. Aber es gelingt ihr trotz der klein­tei­lig auf­ge­lös­ten Struk­tur und der sehr abwechs­lungs­rei­chen Instru­men­ta­ti­on. Denn statt den momen­ta­nen Ner­ven­kit­zel und Ohren­schmei­che­lei­en zu erlie­gen, hält sie das kunst­vol­le Gleich­ge­wicht immer auf­recht. Und damit kommt Rach­ma­ni­now genau­so zu sei­nem Recht wie Tschai­kow­skij.
(geschrie­ben für die main­zer rhein-zei­tung)

nichts für müde beine oder müde ohren: candy dulfer in mainz

„Can­dy Store“ steht in gro­ßen Buch­sta­ben über der Büh­ne geschrie­ben. Aber das ist irre­füh­ren­de Wer­bung. Denn was hier über die Büh­ne geht, ist alles ande­re als süß. Die nie­der­län­di­sche Saxo­pho­nis­tin Can­dy Dul­fer ist es, die mit ihrer Band den Frank­fur­ter Hof auf­mischt.
Nach län­ge­rer Abs­ti­nenz ist die Meis­te­rin des Funk mal wie­der in Mainz. Und kaum steht sie auf der Büh­ne, geht die Par­ty auch schon los. Denn das ist nichts zum Zuschau­en, jeder Groo­ve geht in die Bei­ne: Die­se Funk­at­ta­cke wür­de auch hart­ge­sot­te­ne Par­ty­muf­fel über­wäl­ti­gen – wenn denn wel­che da wären. Denn die Par­ty fin­det nicht nur auf der Büh­ne statt, son­dern auch davor. Kein Wun­der – schließ­loich prä­sen­tie­ren sich die Musi­ker vom ers­ten bis zum letz­ten Ton ener­gie­ge­la­den und spaß­ge­trie­ben. Das ist sozu­sa­gen die per­fek­te Novem­ber­mu­sik.
Dafür bedient sich Can­dy Dul­fer wie­der ein­mal aus­gie­big vom reich­hal­ti­gen Funk­buf­fett. Trotz der Fül­le schmeckt es aber aus­ge­zeich­net. Oder gera­de des­we­gen. Denn das ist alles ande­re als ein chao­ti­sches Sam­mel­su­ri­um. Son­dern eine per­fekt abge­stimm­te Menü­fol­ge. Nicht ohne Ver­dienst dar­an ist die Crew, die die Chef­kö­chin Dul­fer unter­stützt. Das Zusam­men­spiel ist aus­ge­spro­chen dicht. Deut­lich wird das noch ein­mal, wenn sie für das Fina­le einen groß­ar­ti­gen Groo­ve über meh­re­re Minu­ten schön sorg­sam von unten Stück für Stück, Instru­ment für Instru­ment auf­bau­en – da bleibt nie­mand unbe­rührt, da kocht der Saal bei­na­he über. Es ist aber auch wirk­lich ein Groo­ve der Extra­klas­se, der dabei her­aus­kommt. Und damit passt er genau zum krö­nen­den Abschluss. Denn wenn etwas bezeich­nend für Dul­fer und ihre Band ist, dann ist es die Fähig­keit, alles und jedes groo­ven zu las­sen.
Ein biss­chen etwas Wah­res ist also doch dran, an der Ver­hei­ßung eines „Can­dy Stores“: Denn die Men­ge an Zuta­ten, die vie­len Aus­wahl­mög­lich­kei­ten, von denen sich Can­dy Dul­fer und ihre Band bedie­nen kön­ne, erin­nern schon an die über­wäl­ti­gen­den Mög­lich­kei­ten eines Süß­wa­ren­han­dels. Einen Zucker­schock bekommt man davon aller­dings nicht. Und außer­dem ist so ein Kon­zert auch noch bes­ser für die Figur.

(geschrie­ben für die main­zer rhein-zei­tung). was nicht drin steht: der ziem­lich mäßi­ge sound im hin­te­ren teil des saa­les – trotz oder wegen der ziem­lich hef­ti­gen laut­stär­ke …

sibelius und schostakowitsch im staatstheater

Es war kein rei­nes Zucker­schle­cken, das zwei­te Sin­fo­nie­kon­zert im Main­zer Staats­thea­ter. Aber dafür ein groß­ar­ti­ges Erleb­nis. Und das aus vie­len Grün­den. Zum einen wäre da die Solis­tin, die Cel­lis­tin Tat­ja­na Vas­sil­je­va. Schon die ers­ten Töne des hoch­vir­tuo­sen ers­ten Vio­lon­cel­lo-Kon­zer­tes von Dimi­t­ri Schost­a­ko­witsch setz­ten Maß­stä­be, denen Tat­ja­na Vas­sil­je­va auch durch­weg gerecht wird. Der gan­ze ers­te Satz ist ein ein­zi­ger atem­lo­ser Spurt, den die Rus­sin mit grenz­wer­ti­gem Druck und mit bis zum Zer­rei­ßen ange­spann­ter Kon­zen­tra­ti­on absol­viert. Über den stär­ker sin­gen­den, aber immer noch sehr fokus­sier­ten zwei­ten Satz bis in die fun­ken­sprü­hen­de Rasanz und kris­tall­ne Klar­heit der Kadenz bis zur inten­si­ven Dich­te des Schlus­ses reicht die Anspan­nung in einem ein­zi­gen gro­ßen Bogen.
Der zwei­te Grund für das beson­de­re Gelin­gen des Kon­zer­tes war das Phil­har­mo­ni­sche Staats­or­ches­ter. Denn die boten deut­lich mehr als übli­che Rou­ti­ne. Die klang­li­che Geschlos­sen­heit und ein­satz­freu­di­ge Hin­ga­be, mit der die Musi­ker spiel­ten, beflü­gel­te nicht nur Schost­a­ko­witschs Kon­zert, son­dern auch und vor allem die vier­ten Sin­fo­nie von Jean Sibe­l­i­us.
Und die führt auch schon direkt zum eigent­li­chen Zen­trum des Abends: Arvo Vol­mer. Denn vor allem an ihm lag es, dass die vier­te Sin­fo­nie zu so einem Erfolg wur­de. Ihm gelingt es näm­lich schein­bar ohne beson­de­re Anstren­gung, die vie­len, nach allen Sei­ten aus­grei­fen­den Epi­so­den die­ser Musik immer fest zusam­men zu schwei­ßen. Und dar­über hin­aus, die­se Ein­heit auch noch ganz natür­lich und orga­nisch wir­ken zu las­sen. Das ist zwar in jedem Moment sehr gut bedacht, aber nie bedäch­tig. Denn auch wenn er sich durch­aus Zeit für die genau aus­ge­ar­bei­tet Ent­fal­tung der Musik und ihrer Form nimmt – lang­wei­lig wird das nie. Das liegt vor allem dar­an, die Ein­heit sei­ner Inter­pre­ta­ti­on der inne­ren Logik der Sin­fo­nie sehr genau folgt. Sie behaup­tet nie eine hei­le Welt, son­dern ver­mit­telt auf ver­blüf­fend deut­li­che und über­sicht­li­che Wei­se ganz viel: Die Erfah­run­gen und Ein­sich­ten des Kom­po­nis­ten in den Zustand der Welt und das Wesen der Moder­ne. Das geht weit über bloß anre­gen­de Unter­hal­tung hin­aus und ist alles ande­re als harm­lo­se, belie­bi­ge Kunst – aber dafür umso loh­nen­der. Vor allem, wenn es so deut­lich und über­zeu­gend musi­ziert wird wie im Staats­thea­ter.

beethoven und das motorrad

so, erst­ein­mal der „offi­zi­el­le” text, den ich für die main­zer rhein-zei­tung geschrie­ben habe:

Motor­rä­der kom­men im klas­si­schen Kon­zert­le­ben recht sel­ten vor. Aber ande­rer­seits sind auch Posau­nen­kon­zer­te im tra­di­tio­nel­len Reper­toire eher dürf­tig gesät. Was liegt also näher, als die­se bei­den Sel­ten­hei­ten zur poten­zier­ten Unwahr­schein­lich­keit zu kom­bi­nie­ren?
Der Posau­nist Chris­ti­an Lind­berg hat kei­nen Hin­de­rungs­grund gefun­den. Er geht sogar noch einen Schritt wei­ter: Um das „Motor­bike Con­cer­to” von Jan Sand­ström so rich­tig authen­tisch auf­zu­füh­ren – schließ­lich ist es eigens für ihn kom­po­niert wor­den – schlüpft er sogar in eine pas­sen­de Motor­rad­kluft. Nur das Motor­rad fehlt also noch in der Rhein­gold­hal­le. Aber zusam­men mit der Staats­phil­har­mo­nie Rhein­land-Pfalz und deren Diri­gen­ten Ari Rasi­lai­nen ent­fal­te­te Lind­berg immer­hin eine täu­schend ech­te Geräuschkulisse.Das Motor­rad, das Lind­berg hier elo­quent und mit vol­lem Ein­satz ver­kör­pert, dröhnt und röhrt, quietscht und braust durch die diver­sen Land­schaf­ten. Sehr pit­to­resk ist das alles, ser­viert immer mit einem gehö­ri­gen Schuss Komik. Denn Sand­ström hat hier Pro­gramm­mu­sik reins­ten Was­sers geschrie­ben. Bekann­ter­ma­ßen ist ja ein Motor­rad mehr als ein blo­ßes Fort­be­we­gungs­mit­tel, son­dern ein regel­rech­ter Lebens­stil. Und auf Tour bekommt so eini­ges mit – so viel, dass auch das „Motor­bike Con­cer­to” noch nach allen Sei­ten von Ein­drü­cken und Ein­fäl­len über­quillt.1
Ganz im Gegen­satz dazu dann der Klas­si­ker über­haupt, Beet­ho­ven. Und gleich noch sei­ne „Über&”-Sinfonie, die Fünf­te. Hoch­tra­ben­de und gewich­ti­ge Deu­tun­gen umran­ken und über­wu­chern das Werk seit der Urauf­füh­rung vor ziem­lich genau zwei­hun­dert Jah­ren. Aber das schein Rasi­lai­nen gar nicht so sehr zu beküm­mern. Ohne beson­ders über­eif­ri­ge Über­hö­hung nimmt er sie erst ein­mal ein­fach als das, was sie schließ­lich ist: Musik. Und so offen blei­bend, ohne der Vag­heit anheim zu fal­len, ent­wi­ckel­te die Staats­phil­har­mo­nie ein sehr geschlos­se­nes Klang­bild. Der Diri­gent pro­fi­lier­te sich als flie­ßen­der Erzäh­ler, der gan­ze Lebens­ent­wür­fe und Geschich­ten ent­fal­tet.2 Ohne Zwei­fel oder auch nur das lei­ses­te Zögern über­ste­hen die selbst die har­ten Kon­fron­ta­tio­nen mit der Rea­li­tät im drit­ten Satz. Und immer wie­der über­wäl­ti­gend ist natür­lich die Wucht die­ses unzer­stör­ten Glau­bens an die Kraft des Indi­vi­du­ums, die das Fina­le unter der her­risch gebie­ten­den Hand des Diri­gen­ten ent­fal­tet. Und auch wenn die Staats­phil­har­mo­nie aus­ge­rech­net auf der Ziel­ge­ra­den, in den letz­ten Tak­ten, das Ende schon vor­weg­nimmt und deut­lich an Prä­zi­si­on und Klar­heit ver­liert, bleibt das Zusam­men­wir­ken aller Kräf­te selbst­ver­ständ­lich immer noch tri­um­phal – anders kann Beet­ho­vens Fünf­te gar nicht enden.3

Show 3 foot­no­tes

  1. und da haben wir auch schon eines der zen­tra­len pro­ble­me: im prin­zip hat sand­ström die form näm­lich über­haupt nicht bewäl­tigt. das ist bloß eine ein­falls­lo­se anein­an­der­rei­hung von epi­so­den. ande­rer pro­ble­me sind aber gra­vie­ren­der: die aus­sa­ge die­ser musik näm­lich gleich null. eigent­lich ist das nur ein sehr auf­wän­di­ger kin­der­gar­ten: sand­ström erfuhr, was lind­berg auf der posau­ne so alles anstel­len kann. und was er schon gehört hat. das hat er dann – weit­ge­hend tra­di­tio­nell (das moderns­te moment ist die eman­zi­pa­ti­on des geräu­sches (aber nur als geräusch, nicht als musi­ka­li­scher fak­tor), die aber auch schon seit hun­dert jah­ren geges­sen ist) – hin­ge­schrie­ben. tech­nisch mag das ziem­lich bis sehr anspruchs­voll sein, der posau­nist muss so eini­ges tun für sein geld. aber das meis­te sind eben mätz­chen. und die sind musi­ka­lisch so über­haupt nicht moti­viert. das schlimms­te dar­an ist ja fast, dass so etwas natür­lich gro­ßen erfolg beim publi­kum hat: die ober­flä­che ist halt nett, nicht so arg kom­pli­ziert und vor allem sehr sehr pit­to­resk. den­ken muss man nicht dabei. das ist wahr­schein­lich der größ­te erfolgs­fak­tor die­ser musik, dass sie den­ke­ri­schen mit­voll­zug eigent­lich sogar unter­bin­det, nicht nur nicht för­dert oder for­dert.
  2. nur so neben­bei: der unter­schied zur erzähl­wei­se sand­ströms ist enorm: denn beet­ho­ven hat inhal­te – so unspe­zi­fisch sie im musi­ka­li­schen aus­drucks­ver­fah­ren blei­ben mögen. sand­ström hat nur eine blo­ße bil­der­fol­ge, kei­ne nar­ra­ti­on, kei­ne – inhalt­lich gefüll­te – erzäh­lung. und das ist ein wesent­li­cher unter­schied. im prin­zip näm­lich schon die dif­fe­renz zwi­schen kunst­hand­werk und kunst. oder halt zwi­schen unter­hal­tungs­mu­sik und kunst. oder wie auch immer …
  3. nicht bespro­chen habe ich jetzt die das kon­zert eröff­nen­den „egmont-ouver­tü­re” von beet­ho­ven und schließ­lich fer­di­nand davis „con­cer­ti­no für posa­nue” op. 4. letz­te­res muss man aber eigent­lich auch nicht groß erwäh­nen – ein vir­tuo­sen­stück­chen halt, dass lind­berg mit tech­ni­scher sou­ve­rä­ni­tät sehr gelas­sen her­un­ter­spielt. beson­ders nach­hal­tig ist die wir­kung die­ser musik nicht gera­de. so eine dut­zend­wa­re aus dem 19. jahr­hun­dert halt – ganz nett, aber nicht sehr ein­drucks­voll. die egmont-ouver­tü­re hat rasi­lai­nen auch eher noch zum warm­ma­chen genutzt. auch das ist ja so eine unsit­te des kon­zert­we­sens, sich wäh­rend dem kon­zert noch ein­zu­spie­len, auf­ein­an­der ein­zu­stel­len. pas­siert aber sehr häu­fig. und wird oft genug auch ent­spre­chend geplant mit so kur­zen füll­stü­cken, damit wesent­lich nix wich­ti­ges ver­saut wird. nagut, so schlimm war’s auch nicht. aber halt auch nicht beson­der oder bemer­kens­wert.

lieder aus der fremde = gute unterhaltung?

Gefühl ist Trumpf, ohne Gefühl geht hier gar nichts. Salo­me Kam­mer kann sich das aber auch leis­ten. Denn die Sopra­nis­tin – den meis­ten eher als Schau­spie­le­rin aus den „Heimat“-Filmen bekannt – ist ohne wei­te­res in der Lage, zwei Stun­den über und mit Gefühl zu sin­gen, ohne der Lan­ge­wei­le oder der Ein­tö­nig­keit den Hauch einer Chan­ce zu geben.
Lie­der auf Tex­te von Brecht hat sie sich aus­ge­sucht, von Kurt Weill und Hanns Eis­ler. Der Abend steht, als Teil des Begleit­pro­gramms zur Aus­tel­lung „Das vedäch­ti­ge Saxo­fon – ‚Ent­ar­te­te Musik‘ im NS-Staat“, unter dem Titel „Lie­der aus der Hei­mat – Lie­der in der Frem­de“. Aber dar­um geht es gar nicht so sehr. Das erzwun­ge­ne Exil von Dich­ter und Kom­po­nis­ten, die Erfah­rung der Frem­de und der Unsi­cher­heit – all das steht für Kam­mer und ihren Beglei­ter Rudi Spring gar nicht unbe­dingt im Zen­trum des Pro­gramm. Denn den Mit­tel­punkt hat ganz ein­deu­tig die Unter­hal­tung besetzt. Das ist zwar ein klei­ner Eti­ket­ten­schwin­del. Aber kein schlim­mer – denn wer so gut unter­hal­ten kann wie die­se bei­den Musi­ker, der soll­te das auf jeden Fall mög­lichst häu­fig tun. Wesent­li­che Ingre­di­enz für den Erfolg ist die gro­ße Viel­falt. Und zwar in jeder Hin­sicht: Von der Aus­wahl der Lie­der bis zur stimm­li­chen Umset­zung und ange­deu­te­ten sze­ni­schen und mimi­schen Prä­sen­ta­ti­on – Lang­wei­le hat hier im Rat­saal über­haupt kei­ne Chan­ce.
Aber auch die Sen­ti­men­ta­li­tät nicht. Denn Salo­me Kam­mer wird nie gefühls­du­se­lig. Auch bei den gro­ßen Hits von Brecht/​Weill, der See­räu­ber-Jen­ny etwa oder „Und was bekam des Sol­da­ten Weib“ zeich­net sich die Sän­ge­rin vor allem durch die cha­mä­loen­haf­ti­ge Ver­wand­lun­gen ihrer Stim­mun­gen aus, die sehr genau tref­fen.
Noch etwas kon­zen­trier­ter, fokus­sier­ter – und des­halb auch wir­kungs­stär­ker – sang sie die Eis­ler-Lie­der. Vor allem bei der Aus­wahl aus dem Hol­ly­wood-Lie­der­buch konn­te sie die knap­pen, trotz ihrer kunst­vol­len Form sehr aufs Wesent­li­che redu­zier­ten Lie­der stark machen, sie vital und char­mant vibrie­ren las­sen.
Hier war das Duo ohne Zwei­fel am stärks­ten. Aber gera­de hier stell­te sich manch­mal doch die Fra­ge: Nimmt Salo­me Kam­mer das nicht alles ein wenig locker? So anre­gend es immer wie­der ist, ihr zuzu­hö­ren und zuzu­schau­en – man­ches Lied hat kom­ple­xe­re Inhal­te und mehr zu ent­de­cken, als sie ihm zuge­ste­hen will. Denn bei allem Witz und bei aller Raf­fi­nes­se, die Brecht und sowohl Weill als auch Eis­ler immer wie­der ver­sprü­hen: Alle die­se Lie­der sind bis auf ihren Kern geprägt von den tra­gi­schen Erfah­run­gen des 20. Jahr­hun­derts, wie sie ihre Schöp­fer mit­er­leb­ten. Doch die­ses Stim­mung und die­ses Gefühl woll­ten Kam­mer und Spring nicht mit ihrem Publi­kum tei­len.

geschrie­ben für die main­zer rhein-zei­tung.

internationale pianisten in mainz, die achte saison

heu­te mor­gen: pres­se­kon­fe­renz des swr zum neu­en pro­gramm der kon­zert­rei­he „inter­na­tio­na­le pia­nis­ten in mainz” (die drög­heit die­ses titels begeis­tert mich immer wie­der – zum glück sind die kon­zer­te im nor­mal­fall wesent­lich inspi­rier­ter). viel zu berich­ten gab es eigent­lich nicht, das pro­gramm ist auch nicht beson­ders auf­re­gend (wenig wirk­lich span­nen­de pro­gram­me, viel, sehr viel, nor­ma­les reper­toire).

peter stie­ber, lei­ter der swr2 lan­des­mu­sik­re­dak­ti­on rhein­land-pfalz (auch ein schön umständ­li­cher titel, aber beim swr gibt es offen­bar immer noch fast alles dop­pelt …) sprach aber erstaun­lich offen über die pro­ble­me, künst­ler zu außer­ge­wöhn­li­chen pro­gram­men zu moti­vie­ren. ande­rer­seits: das ist so über­ra­schend auch nicht, wenn man genau­er dar­über nach­denkt. denn die erar­bei­tung eines pro­gramms oder zumin­dest ein­zel­ner stü­cke kos­tet den pia­nis­ten ein­fach zunächst ein­mal viel zeit. unge­wöhn­li­che, neue stü­cke wird er, wenn er in den übli­chen klas­sik-markt hin­ein will (und das wol­len eben die meis­ten, nur dort gibt es schließ­lich viel ruhm und viel geld (wenigs­tens poten­ti­ell)), aber nur sehr sel­ten bis gar nicht in sei­nen kon­zer­ten spie­len kön­nen – also ganz sim­pel eine inves­ti­ti­on, die sich nicht ren­tiert, weil sie über­haupt nicht die chan­ce dazu bekommt. das kann man bekla­gen oder nicht – so lan­ge man die gestal­tung der kul­tur immer mehr dem markt über­lässt, wird man das nicht ändern kön­nen. so etwas lie­ße sich nur eben durch geziel­te för­de­rung und unter­stüt­zung lang­fris­tig bewe­gen. aber der swr will ja auch den saal voll­be­kom­men – und das geht eben doch am ein­fachs­ten, wenn man das publi­kum nicht zu sehr stra­pa­ziert und ver­schreckt – da wäre dann zumin­dest eini­ges an zusätz­li­chem auf­wand nötig (aber ver­an­stal­tun­gen wie etwa die des ensem­ble modern zei­gen ja, dass das nicht grund­sätz­lich unmög­lich ist).

das eigent­li­che ergeb­nis (für die main­zer rhein-zei­tung) ist zwar eher unin­ter­es­sant, sei hier der voll­stän­dig­keit hal­ber aber doch prä­sen­tiert:

Das ver­flix­te sieb­te Jahr ist über­stan­den: Im Herbst geht die Kon­zert­rei­he „Iner­na­tio­na­le Pia­nis­ten“ in die ach­te Sai­son. Und bis­her ist alles gut gegan­gen, der SWR als Ver­an­stal­ter ist sehr zufrie­den mit dem Main­zer Publi­kum: Die Kon­zer­te sind mit einer Aus­las­tung von 85 Pro­zent immer gut besucht. Und Peter Stie­ber, als Lei­ter der Lan­des­mu­sik­re­dak­ti­on ver­ant­wort­lich für die Gestal­tung der Rei­he, ist beson­ders erfreut über das jun­ge Publi­kum: 45 bis 50 Jah­re ist das im Durch­schnitt alt – ver­gleich­ba­re Rei­hen sind min­des­tens zehn Jah­re älter. Da ist es nicht über­ra­schend, dass die Macher auch in die­sem Jahr am bewähr­ten Kon­zept fest­hal­ten: Jun­ge Pia­nis­ten oder unbe­kann­te Namen wer­den ein­ge­la­den, in Mainz ein Kon­zert auch mit neu­er und unge­wöhn­li­cher Musik zu spie­len – selbst wenn das bei den Künst­lern mit­un­ter etwas Über­re­dung erfor­dert.
Im Sep­tem­ber geht es los im Frank­fur­ter Hof. Den Beginn macht Oleg Mais­en­berg, der ers­te der drei Rus­sen, die nach Mainz kom­men wer­den. Und Mais­en­berg ist auch gleich mit Abstand der Ältes­te – und Bekann­tes­te der Kla­vier­vir­tuo­sen. Er wird ein ganz klas­sisch-roman­ti­sches Pro­gramm mit Musik von Schu­bert, Schu­mann und Brahms spie­len. Im Okto­ber wird sein Lands­mann Alex­ei Volo­din das Reper­toire etwas aus­wei­ten: Neben Bach und Beet­ho­ven hat sich der Pia­nist am Anfang sei­ner Kar­rie­re vor allem mit lei­den­schaft­lich-vir­tuo­sen Dar­bie­tun­gen her­vor getan – zum Bei­spiel mit Musik von Cho­pin und Liszt. Die Rei­he der Rus­sen wird im Dezem­ber von dem deut­schen Musi­ker Micha­el Kor­stick unter­bro­chen. Der ist zwar auch schon lan­ge als gefei­er­ter Pia­nist unter­wegs, doch immer noch ein Geheim­tipp. Die Main­zer könn­ten ihn ken­nen, denn war kürz­lich – eben­falls für den SWR – in Schloss Waldt­hau­sen zu Gast. Auch er wird, als aus­ge­wie­se­ner Beet­ho­ven-Spe­zia­list, sein Pro­gramm klas­sisch mit Haydn und Beet­ho­ven begin­nen, dann aber zu Charles Koech­lin und Charles-Valen­tin Alkan über­ge­hen – zwei der unzäh­li­gen zu Unrecht unter­ge­gan­ge­nen Kom­po­nis­ten her­vor­ra­gen­der Kla­vier­mu­sik. Evge­nia Rubi­no­va, die jüngs­te Künst­le­rin und ein­zi­ge Frau, stellt sich dem Main­zer Publi­kum im Janu­ar mit einem sla­wisch-rus­si­schen Pro­gramm vor: Cho­pin, Skria­bin und Rach­ma­nin­off hat sie sich vor­ge­nom­men. Den Abschluss der Spiel­zeit gestal­ten zwei Bri­ten. Zunächst der in Eng­land sehr bekann­te, in Deutsch­land aber nur äußerst sel­ten zu hören­de Paul Lewis. Der Schü­ler von Alfred Bren­del wird Mozart und Schu­bert mit der „Musi­ca Ricer­ca­ta“ von Györ­gy Lige­ti kon­fron­tie­ren. Und Jona­than Plo­w­right wird im April sei­nem Fai­ble für die Rari­tä­ten des pol­ni­schen Kla­vier­re­per­toires frei­en Lauf las­sen: Neben den zwei gro­ßen B‘s, Bach und Beet­ho­ven, wird er haupt­säch­lich Musik des pol­ni­schen Pia­nis­ten, Kom­po­nis­ten und Poli­ti­kers Ignaz Pade­rew­ski spie­len.

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