„Candy Store“ steht in großen Buchstaben über der Bühne geschrieben. Aber das ist irreführende Werbung. Denn was hier über die Bühne geht, ist alles andere als süß. Die niederländische Saxophonistin Candy Dulfer ist es, die mit ihrer Band den Frankfurter Hof aufmischt.
Nach längerer Abstinenz ist die Meisterin des Funk mal wieder in Mainz. Und kaum steht sie auf der Bühne, geht die Party auch schon los. Denn das ist nichts zum Zuschauen, jeder Groove geht in die Beine: Diese Funkattacke würde auch hartgesottene Partymuffel überwältigen – wenn denn welche da wären. Denn die Party findet nicht nur auf der Bühne statt, sondern auch davor. Kein Wunder – schließloich präsentieren sich die Musiker vom ersten bis zum letzten Ton energiegeladen und spaßgetrieben. Das ist sozusagen die perfekte Novembermusik.
Dafür bedient sich Candy Dulfer wieder einmal ausgiebig vom reichhaltigen Funkbuffett. Trotz der Fülle schmeckt es aber ausgezeichnet. Oder gerade deswegen. Denn das ist alles andere als ein chaotisches Sammelsurium. Sondern eine perfekt abgestimmte Menüfolge. Nicht ohne Verdienst daran ist die Crew, die die Chefköchin Dulfer unterstützt. Das Zusammenspiel ist ausgesprochen dicht. Deutlich wird das noch einmal, wenn sie für das Finale einen großartigen Groove über mehrere Minuten schön sorgsam von unten Stück für Stück, Instrument für Instrument aufbauen – da bleibt niemand unberührt, da kocht der Saal beinahe über. Es ist aber auch wirklich ein Groove der Extraklasse, der dabei herauskommt. Und damit passt er genau zum krönenden Abschluss. Denn wenn etwas bezeichnend für Dulfer und ihre Band ist, dann ist es die Fähigkeit, alles und jedes grooven zu lassen.
Ein bisschen etwas Wahres ist also doch dran, an der Verheißung eines „Candy Stores“: Denn die Menge an Zutaten, die vielen Auswahlmöglichkeiten, von denen sich Candy Dulfer und ihre Band bedienen könne, erinnern schon an die überwältigenden Möglichkeiten eines Süßwarenhandels. Einen Zuckerschock bekommt man davon allerdings nicht. Und außerdem ist so ein Konzert auch noch besser für die Figur.
(geschrieben für die mainzer rhein-zeitung). was nicht drin steht: der ziemlich mäßige sound im hinteren teil des saales — trotz oder wegen der ziemlich heftigen lautstärke …
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