Festlicher geht es kaum. Passender aber auch nicht: Denn die feierliche Eröffnung des Mainzer Musiksommers – der dieses Jahr schon seinen zehnten Geburtstag feiern kann – verbindet sich im ersten Konzert mit einer intensiven Würdigung eines der diesjährigen Jubilare der Musikgeschichte. Domkapellmeister Mathias Breitschaft dirigierte zum Auftakt der diesjährigen, gemeinsam von SWR und der Stadt Mainz veranstalteten Konzertreihe, nämlich ein reines Haydn-Programm. Und obwohl er in „seinem“ Raum, dem Dom, naturgemäß vorwiegend Kirchenmusik heranzog, ein gleichermaßen repräsentatives und abwechslungsreiches. Denn neben dem Zentrum, der Großen Orgel-Solo-Messe und dem „Te Deum Laudamus“ noch zwei Orgelkonzerte aus dem reichen Fundus, den Haydn auch da hinterlassen hat.
Der Limburger Organist Markus Eichenlaub meisterte dabei auch die virtuosen Passagen fast nonchalant, immer mit coolem understatement und lässiger Eleganz, die ihre Wirkung vor allem aus der leicht dahin fliegend, locker und entspannt wirkenden technischen Präzision schöpfte. Das Kurpfälzische Kammerorchester ließ Breitschaft etwas erdiger und stärker grundiert begleiten. So bot er dem Solisten viel Raum, der sich – aus der Partitur spielend – aber lieber zurückhielt und geschmeidig in den Gesamtklang eingliederte.
Doch im Zentrum des Eröffnungskonzertes stand mit der großen und großartigen Messe eine fröhlich-überschwängliche Vertonung des Ordinariums. Und Breitschaft ließ keinen Zweifel an seiner Bereitschaft, der Messe nicht nur Power ohne Ende mitzugeben, sondern auch stark kontrastierende zarte und innige Momente. Und dann wieder war die Messvertonung spritzig-pulsierend bis zur Grenze des Wahnwitzes. Aber es ging alles gut – der Domkammerchor war bestens präpariert und verwöhnte mit jugendlich-frischem und schlanken Klang. Und die versierten Solisten, neben der gewohnt souveränen Janice Creswell und der klaren Diana Schmid sowie dem zurückhaltenden Bass Clemens Breitschaft vor allem der charismatische und engagierte Tenor Daniel Jenz, ließen auch keine Wünsche offen.
Ähnlich forsch ging der Domkappellmeister auch das C‑Dur-Te deum an. Das wurde dann so rasant und energieprotzend, dass es fast einen Tick angeberisch wirkte. Aber nur fast: Denn Breitschaft blieb immer gerade noch so kontrolliert und zielgerichtet, dass das Te deum zu einer unwiderstehlichen Verführung, einer sanften, unmerklichen Überredung hin zu Glauben und Kirche, wurde. Dass so wunderschöne Musik entstand, war fast nur ein Nebenprodukt. Aber wenn das so gut gelingt, dann lässt man ihm die Absicht zur Verführung – die schließlich durchaus im Sinne Haydns ist – gerne durchgehen. Und hofft, dass die restlichen Konzerte des Musiksommers genauso viele Verheißungen preisgeben werden.
(geschrieben für die mainzer rhein-zeitung.)
matthias_mader
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