Auch die hehre Kun­st ist bekan­ntlich nicht vor dem pro­sais­chen Phänomen der Finanznot gefeit. So fris­ten viele großen Werke ihr Dasein in den Schubladen des Archivs, weil sich kaum jemand den nöti­gen Aufwand ihrer Auf­führung leis­ten kann und mag. Ger­ade große Chor­w­erke mit volu­minösem Orch­ester haben das Prob­lem: Viele Chöre haben schlicht nicht (mehr) die benötigte Beset­zungsstärke und kön­nen sich große Sin­fonieorch­ester für ein Konz­ert auch nicht mehr leis­ten. So versinken Werke wie Puc­ci­nis Mes­sa di Glo­ria wieder im Tief­schlaf. Und das ist beson­ders schade, wenn sie wie diese großar­tige, wirkungsmächtige Messe ger­ade erst daraus aufge­taucht sind. Das mochte der Berlin­er Kirchen­musik­er Ingo Schulz nicht mit anse­hen. Deshalb und aus ganz eigen­nützi­gen Motiv­en hat er sich Puc­ci­nis Jugendw­erk angenom­men – mit eigen­em Chor wäre eine Auf­führung son­st nicht zu machen gewe­sen – und eine Fas­sung für Chor, Soli und Kam­merorch­ester erstellt. Die stellt er seinen Kol­le­gen im Lande kosten­frei zur Ver­fü­gung.

Und sie ist dur­chaus geschickt arrang­iert. Natür­lich erre­icht das mit ger­ade ein­mal 18 Musik­ern beset­ze Kam­merorch­ester nicht das Orig­i­nal, nicht dessen Wucht und Ein­druck. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die „Mis­sa di Gloira“ auch der­art reduziert noch schön ist: Ein Klein­od, das hier fast mehr sein­er Schätze offen­bart als in der geläu­fi­gen, bom­bastis­chen Ver­sion. Und das, was man­gels Masse ver­loren ging, lässt sich inter­pre­ta­torisch dur­chaus aus­gle­ichen – so dass diese Fas­sung eine gelun­gen Reper­toire­bere­icherung für eingeschränk­tere Ver­hält­nisse ist.

Gicao­mo Puc­ci­ni: Mes­sa di Glo­ria. Fas­sung für Chor, Soli und Kam­merorch­ester von Ingo Schulz.

(geschrieben für die neue chorzeit, april 2008)