Die für mich als Autorin sichtbaren Arbeitsprozesse in den mir bekannten Verlagen sind auf dem Stand der frühen 90er Jahre. Ich wundere mich über dieses fehlende Interesse an den Werkzeugen der Textverarbeitung in einer Branche, in der der Text doch einigermaßen zentral ist.
ich bin mir freilich nicht sicher, ob digital immer automatisch besser als analog ist (was passig durchaus impliziert)
The community has grown tremendously, with contributions by almost 1000 people over the last 6 years, over 80 every single month. Nothing is perfect, the company could have done a better job recognizing the achievements of the community. It sometimes has a tendency to control the work too closely and discus things internally. But overall, the balance was not too bad.
da selbst ich das “knirschen” mitbekommen habe, muss es da doch einige verwerfungen gegeben haben … mal sehen, wie es mit owncloud weitergeht
Kunst in der DDR → eher zufällig entdeckt: das ziemlich coole projekt des “Bildatlas: Kunst in der DDR” mit bildern und sehr, sehr vielen begleitenden materialien
Derzeit sind 20.400 Werke aus 162 Sammlungen erfasst. Neben den bekannten Werken der „Kunst in der DDR“ befindet sich darunter auch eine Vielzahl von Werken, die bislang weitgehend unbekannt waren oder als verschollen galten. In den beteiligten Forschungsteams werden neben der Dokumentation der Sammlungen ebenso die Formen des Bildtransfers, die „Wege der Bilder“ in die öffentlichen Sammlungen, analysiert. So waren in der DDR statt musealer Eigenerwerbungen staatlich finanzierte Ankäufe und kulturpolitisch intendierte „Übereignungen“ entscheidend. Durch das Verbundprojekt wird nun neben der Sammlungsdokumentation auch eine Vernetzung der Bestandsdaten der Museen und weiterer Sammlungen erreicht, die für eine zukünftige Erschließung und Nutzung der Werke sowie für eine Neubefragung der Künste in der DDR unumgänglich ist.
Die Forschungsergebnisse werden in einem gedruckten „Bildatlas“ sowie durch eine internetbasierte Datenbank öffentlich zugänglich gemacht. Die Kooperation mit den außermusealen und musealen Einrichtungen – von kleinen Heimatmuseen über die stadt- und kulturgeschichtlichen Museen bis hin zu den großen Kunstmuseen in Leipzig, Dresden, Schwerin, Frankfurt/Oder und Berlin – ermöglicht es, bislang im Depot verwahrte und nicht veröffentlichte Werke wieder „sichtbar“ zu machen. Die große Ausstellung „Abschied von Ikarus. Bildwelten in der DDR – neu gesehen“ in Kooperation mit der Klassik Stiftung Weimar präsentiert die Ergebnisse des Verbundes im Neuen Museum Weimar.
Wenn jetzt wirklich das große Verlagssterben einsetzte, wäre das eine bemerkenswerte Ironie: Es würde bedeuten, dass das ganze schöne Geschäft über viele Jahre nur funktionierte, weil Verlage rechtswidrig Geld kassierten, das eigentlich den Urhebern zugestanden hätte.
Die Debatte um den Zustand der Lyrikkritik geht in die nächste Runde. Nun sind — mit einiger Verzögerung — die Metabeiträge dran: Jan Drees schreibt in seinem Blog eine gute Zusammenfassung der wesentlichen & wichtigsten Beiträge. Und Guido Graf weist beim Deutschlandfunk auf ein weiteres Spezifikum dieser inzwischen ja eigentlich eingeschlafenen Debatte hin: Der Streit, der sich unter anderem ja auch um das Problem der (zu) engen und intimen Verknüpfungen zwischen Lyrikerinnen und Kritikerinnen dreht und dabei nach den kritischen Standards und den Zielen einer möglichst (in verschiedenen Sinnen) wirksamen Lyrikkritik fragt, findet selbst in einem sehr engen, überschaubaren Zirkel (oder, wie man heute sagen würde, innerhalb der “Szene”) statt und scheint außer bei den mehr oder weniger direkt Beteiligten auf überhaupt keine Resonanz zu stoßen:
Interessant ist eben auch, wo diese aktuelle Debatte ausgetragen wird und wo nicht. Insbesondere dann, wenn man sie mit der letztjährigen über die Literaturkritik vergleicht, wie sie — auch online — hauptsächlich im Perlentaucher stattgefunden hat.
[…]
Signaturen, Fixpoetry, Lyrikzeitung und immer wieder Facebook: Das sind die Orte, an denen debattiert wird. In den Feuilletons der Tageszeitungen, auf deren Online-Plattformen oder im Radio dazu kein Wort. Auch eine kundige Lyrik-Leserin wie Marie-Luise Knott verliert in ihrer Online-Kolumne beim Perlentaucher kein Wort über die aktuelle Debatte. Berührungslos ziehen die Dichter und ihre wechselseitigen Selbstbeobachtungen ihre Kreise.
Das ist in der Tat richtig beobachtet — und auch ausgesprochen schade. Man muss ja nicht unbedingt erwarten, dass die “großen” Feuilletons der Debatte selbst viel Platz einräumen. Dazu ist der Kreis der daran Interessierten wohl einfach zu überschaubar. Aber dass sie die Existenz der Debatte — die ja schließlich auch ihr Metier, ihren Gegenstand (insofern sie überhaupt noch Lyrik besprechen …) betrifft — geradezu verschweigen, ist schon bedauerlich und sagt vielleicht mehr zum angenommenen/wahrgenommenen Zustand der Lyrik und ihrer Relevanz aus als alle Debatten. Guido Graf schlägt dann in seinem Schlusssatz als eine Art Lösung vor, “die Nischengrenzen zu verschieben”. Wie das zu erreichen ist, verrät er aber leider nicht — das hätte mich schon interessiert …
Wem gehört das Geld der VG Wort? | Wolfgang Michal → die einzige gute, treffende und richtige einschätzung und erklärung des vg-wort-urteils, die ich bisher gelesen habe — die zeitungen etc. schlagen sich ja anscheinend alle auf die seite der verlage, die jetzt ihren rechtmäßig erhaltenen geldern nachjammern
Die Bundesregierung verpasst die Chance, den minderen strafrechtlichen Schutz der sexuellen Selbstbestimmung und die faktische Straflosigkeit sexueller Übergriffe in Deutschland durch einen großen Wurf zu beenden. Erforderlich ist ein Grundtatbestand der „nicht einverständlichen sexuellen Handlungen“, welcher sich zur Vergewaltigung so verhält wie Diebstahl zu Raub, denn die sexuelle Selbstbestimmung verdient den gleichen Schutz wie das Eigentum. Im Rechtsstaat zählt nicht, wer am schnellsten zurückschlägt. Und in der Sexualität zählt seit langem eine Verhandlungsmoral, die beidseitiges Einverständnis zur Bedingung gemeinsamer Lust macht. Auch dahinter sollte der strafrechtliche Schutz nicht zurückbleiben.
Gericht: Hautfarbe darf bei Kontrolle keine Rolle spielen | law blog → udo vetter weist auf ein urteil des ovg rheinland-pfalz hin, dass die hürden für eine diskriminierungsfreie polizeikontrolle ausreichend hoch hängt — die hautfarbe darf nämlich danach nicht wesentliches teil des “motivbündels” sein. mal sehen, ob das bundesverwaltungsgericht das auch so sieht — ich kann mir nicht vorstellen, dass die bundespolizei das auf sich sitzen lässt (und revision ist zugelassen)
The Strange Tale of Social Autopsy, the Anti-Harassment Start-up That Descended Into Gamergate Trutherism | NYMag → tolle geschichte über ein kickstarter-projekt, das auf ominöse weise hate-speech & cyberbulling bekämpfen wollte und dann ganz schnell sich selbst in gamergate-verschwörungen verstrickte — weil die initiatorin offenbar keine ahnung hat(te), was im internet der jetztzeit so alles passiert …: “So overall, Social Autopsy’s Kickstarter rollout has not been without its hiccups.”
Informationelle Selbstzertrümmerung | ctrl+verlust → interessante überlegungen von mspro: hindert das konzept der informationellen selbstbestimmung nicht eigentlich einen effektiven datenschutz oder einen schutz der individuen vor missbräuchlicher nutzung ihrer daten?
Man kann das noch weiterspinnen, wie ich es ja bereits seit einigen Jahren tue 4: Wenn wir 1. nicht mehr kontrollieren können, welche Daten über uns an welchen Stellen gesammelt werden, weil wir die ganze Welt mit immer mehr und immer unsichtbareren Sensoren ausstatten; Wenn wir 2. die Kapazitäten von Leitungen und Datenträgern immer weiter erhöhen, so dass Daten in immer größerem Umfang immer problemloser von A nach B kopiert werden können; Wenn wir 3. immer bessere Methoden und Software zur Datenauswertung bereitstellen, die noch aus den unschuldigsten Daten komplexe Profilbildungen und unvorhergesehene Erkenntnisse erlauben; Wenn wir also den informationellen Kontrollverlust auf den Ebenen der Sammlung, Speicherung und Auswertung erleben, wie können wir dann überhaupt noch – egal wo – von einer „informierten Einwilligung“ sprechen, ohne uns in die eigene Tasche zu lügen?
Kleine Kritik am digitalen Diskurs | Bob Blume → bob blume ist vom “digitalen diskurs” etwas desillusioniert und überlegt, was digitale bildung in der schule soll/kann/muss … — auch die kommentare steuern interessante überlegungen bei
Wir Schweizer sind gute Umweltverwalter, sehen uns gern als Vorbilder und sind manchmal ganz gern auch Umweltträumer, und wo Umweltschutz kostet, haben wir das Geld dafür. Sobald es aber um Verhaltensweisen oder gar um Machtstrukturen geht, lassen wir lieber alles beim Alten.
Für die anstehenden großen Umweltprobleme vom Kulturlandverlust über das Artensterben bis zum Klimawandel wird das nicht genügen.
HISTOdigitaLE → oer-plattform der leipziger uni für das fach geschichte, mit schwerpunkt auf leipzig-themen
Old man yells at cloud | Coffee And TV → auch nerds sehnen sich nach der guten, alten zeit — nur begründen sie es halt mit einem douglas-adams-zitat (im grunde trifft lukas aber einen punkt, den ich ähnlich empfinde, was die verfügbarkeit von musik, bildern, texten angeht …)
The consequence of this is that remembrance as a species of morality has become one of the more unassailable pieties of the age. Today, most societies all but venerate the imperative to remember. We have been taught to believe that the remembering of the past and its corollary, the memorialising of collective historical memory, has become one of humanity’s highest moral obligations.
But what if this is wrong, if not always, then at least part of the time? What if collective historical memory, as it is actually employed by communities and nations, has led far too often to war rather than peace, to rancour and resentment rather than reconciliation, and the determination to exact revenge for injuries both real and imagined, rather than to commit to the hard work of forgiveness?
[…]
There is also too much remembering, and in the early 21st century, when people throughout the world are, in the words of the historian Tzvetan Todorov, “obsessed by a new cult, that of memory”, the latter seems to have become a far greater risk than the former.
Farm to Fable | Tampa Bay Times → ein interessanter und aufwendig recherchierter, aber sehr langer (und bisweilen arg langatmiger) text der restaurantkritikerin der “tampa bay times” in florida über die lügen der gastronomie, was “local” (in deutschland eher: regional) zutaten (und herkunftsangaben überhaupt) angeht. auf den punkt gebracht:
If you eat food, you are being lied to every day.
(es gibt aber auch positive beispiele …)
Biller unread | der Freitag → michael angele vom “freitag” schreibt eine sammelrezensension der kritiken von billers “biografie”
So bildete sich mir beim Lesen ein eigener kleiner Roman über einen Kritiker, was will man mehr.
Exit-Strategie: Herrndorfs Revolver | FAS → julia encke hat sich im literaturarchiv marbach die waffe von wolfgang herrndorf zeigen lassen und erzählt für die “fas” die geschichte, wie sie dorthin kam
Doch ist die eigentliche Pointe vielleicht eine ganz andere. Denn von Wolfgang Herrndorf liegt hier in Marbach jetzt nur der Revolver und kein Manuskript, keine Skizze, keine handschriftlichen Notizen. Nur die Reliquie sozusagen, aber nicht die Schrift. Wer „Arbeit und Struktur“ liest — dieses überwältigende Buch mit zwei Protagonisten: Wolfgang Herrndorf und seine Waffe -, der kennt auch die Passagen, in denen der Autor seine Abneigung gegenüber Germanisten ziemlich deutlich zum Ausdruck bringt. Dass die Germanisten jetzt nur das Werkzeug der Beendigung des Schreibens in die Hände bekommen und nicht den Text selbst, das hätte ihm möglicherweise gefallen. Es passt jedenfalls zu der Art von Scherzen, die Wolfgang Herrndorf mochte.
Sein eigenes multimediales, Gattungsgrenzen sprengendes Schaffen aber lässt sich kaum auf den Punkt bringen. Jedenfalls hat er — wie sein Freund Dieter Schnebel es treffend sagte — nie “normale” Musik geschrieben.
Aldis final Discountdown | Krautreporter → peer schader über den “strategiewechsel” bei aldi und die damit einhergehenden probleme für händler, hersteller und kunden
Naturschutz: Was ist nur aus uns geworden? | Zeit → haral welzer ist etwas ratlos — all das grüne leben, das bemühen um nachhaltigkeit und ökologie — es scheint nichts zu nutzen, weil das “immer mehr” aus dem kapitalisten system offenbar nicht wegzubekommen ist …
Der Preis für das so perfekt funktionierende Bündnis zwischen Ökobesorgnis und Normalwirtschaft ist hoch: Nicht nur klafft heute zwischen der ausgebauten Expertokratie in Ministerien, Universitäten, Nichtregierungsorganisationen und Umweltverbänden und ‑räten aller Art und der bunten, aber eher staatsfernen und entpolitisierten Graswurzelaktivisten-Szene eine große gesellschaftspolitische Lücke, auch ist den Grünen ihr Markenkern abhandengekommen, seit die ganze Gesellschaft symbolisch ergrünt ist.
Das wirkt sich umso dramatischer aus, als die Folgen einer fortgesetzten Naturzerstörung heute immer deutlicher werden – bis hin zu den sozialen Folgen in Gestalt von Flucht und Vertreibung. Eine Weile lang hat die Ökobewegung als Modernisierungsimpuls für eine moderne Gesellschaft gewirkt, die so etwas regelmäßig braucht, um neue Märkte, Produkte und Bedürfnisse zu erschließen. Aber in dieser Modernisierung hat sie sich selbst weitgehend verloren. Ivan Illich hatte auf Selbstbegrenzung bestanden, weil es keiner noch so effizienzgeschärften Produktivität jemals gelingen könne, “die nach Belieben geschaffenen und multiplizierten Bedürfnisse zu befriedigen”. Wohl wahr. Aber Selbstbegrenzung ist einem System wesensfremd, dessen Erfolgsrezept gerade darin liegt, unablässig natürliche Grenzen zu überschreiten.
Eine andere Form von Müdigkeit: die der »Stellung«, des »Verhältnisses zu«: »Wie stehen Sie zum Marxismus, zum Freudianismus, zu x, zu y?«, »Welche Haltung nehmen Sie in dieser Frage ein?« Ermüdung: die Frage nach der Position. Die heutige Welt ist voll davon (Wortmeldungen, Manifeste, Unterschriften usw.), und deshalb ist sie ermüdend: Schwierigkeit, frei zu flottieren, den Platz zu wechseln. (Schweben heißt dagegen einen Raum bewohnen, ohne sich an einen Platz fest zu binden = erholsamste Körperhaltung: Bad, Schiff.)Roland Barthes, Das Neutrum, 52
(Das stimmt heute vielleicht noch mehr als vor knapp 40 Jahren (1978), als Barthes das so beobachtete …)
Doris Knecht: Wald. Berlin: Rowohlt Berlin 2015. 270 Seiten.
Man könnte Doris KnechtsWald als „Streeruwitz für Anfänger“ bezeichnen: Ein dezidiert feministischer Roman, der auf aktuelle Gegebenheiten reagiert. Für „Anfänger“ deshalb — das ist nicht abwertend gemeint -, weil Knecht die Radikalität und Härte, auch im stilistischen, von Streeruwitz fehlt. Das macht Wald zunächst mal einfacher lesbar. Die nahtlos wechselnden, fast ineinander gleitenden verschiedenen Stillagen und das beschwörende, fern an Thomas Bernhard erinnernde (oder sind das nur die Austriazismen?) insistierende Wiederholen bestimmter (Schlüssel-)Begriffe verleihen dem Text einen ganz eigenen, interessanten und oft fesselnden Klang.
Es geht hier um ein Reaktion auf die letzte Weltwirtschaftskrise — die ganz spezielle der Luxus-Mode-Designerin Marian, die sich mit der Erweiterung ihres exklusiven Geschäftes verspekuliert hat und, um der drohenden Privatinsolvenz zu entgehen, aus ihrem Leben, der Stadt und der Gesellschaft flieht in ein dörfliches Haus im Familienbesitz, wo sie nun versucht, ohne Geld in einer Art Subsistenzwirtschaft zu überleben. Das klappt natürlich nicht so ganz, da sind ein paar Hühnerdiebstähle ebenso notwendig wie eine Art Prostitution mit dem im Dorf residierenden Großbauern/Gutsbesitzer.
In der radikal weiblichen Perspektive kristallisiert sich das und die Hintergrundgeschichte Marian in der von Knecht sehr klug und harmonisch gestalteten Informationsvergabe erst sehr allmählich und Stück für Stück heraus. Gut gefallen hat mir, wie Knecht hier auf die Labilität des mordernen Wohlstandlebens hinweist und die neue Archaik unter den Bedingungen der absoluten Existenzsicherung auf einmal jede Romantik verliert. Wenn man Marian dann als Exempel liest, entwickelt Wald also eine allgemeine Dystopie: Die moderne kapitalistische Gesellschaft ist nur eine sehr dünne Hülle. Und es gibt wenig Möglichkeiten, sich dem zu entziehen — auch im Wald bleibt Marian ja im System gefangen, die Beziehung zu Franz, ihrem „Gönner“ unterscheidet sich eigentlich nur in einem Punkt zu ihrem bisherigen Leben im Marktkapitalismus: Die Abhängigkeit, das Ausgeliefert Sein ist nun direkt, liegt für alle Beteiligten (und die Zuschauenden der Dorfgemeinschaft) offen, im Gegensatz zu der verdeckt-indirekten Abhängigkeit von wenigen wohlhabenden Käuferinnen zuvor. Einen Ausweg gibt es also nicht — auch das etwas lieto-fine-mäßige Happy-End führt aus dem System nicht heraus, sondern stabilisiert nur die Abhängigkeiten.
Sie hatte nicht im Auge gehabt, dass die Weltwirtschaftskrise die Zeiten und Gegebenheiten viel radikaler veränderte, als es auf den ersten Blick, ihren Blick, schien: dass die Zeiten nämlich für alle unübersichtlich geworden waren, auch für die ganz Smarten. (59)
Mara Genschel: Referenzfläche #5. 2016
Zu den Referenzflächen von Mara Genschel etwas kluges oder auch nur halbwegs vernünftiges zu schreiben fällt mir sehr schwer. Deswegen hier nur so viel: Auch die fünfte Ausgabe hat mich (wieder) fasziniert. Sie beginnt — etwas überraschend — zunächst fast mir einer richtigen Story: Der Zerstörung (die an Pierre Boulez’ Aufforderung, die Opernhäuser in die Luft zu sprengen, erinnert) des Wiesbadener Literaturhauses Villa Clementine. Aber das, was zerstört wird, ist natürlich wieder nur der Text der Villa Clementine. Bilder werden zu Texten: ein mit Tesafilm eingeklebter Zettel „Türknauf“ repräsentiert im Bildrahmen die Repräsentation des repräsentativen Bauwerks der repräsentativen Kunst (oder so ähnlich). Dieses Spiel mit den Eben von Text und außertextlicher Welt, die Aufhebung der traditionellen strikten Unterscheidung dieser Signifikationsbereiche ist ja das, was mir an Genschels Referenzflächen so viel Freude bereitet. Und das funktioniert auch hier wieder: Der Text ist Text ist Wirklichkeit, ist aber schon als Text nicht mehr nur Text, sondern auch Bild und Montage (eingeklebte und eingeschriebene Texte), ist aber auch als Text schon zerstört durch Überschreibungen, verrutschte Zeilen und Durchstreichungen etc. Und er wird in seiner Materialität ad absurdum geführt (?), wenn leere Seiten einen Rahmen erhalten, auf dem ein eingeklebtes „Blatt 3“ die Leere repräsentiert und natürlich zugleich wieder zerstört. In diesem ewigen sic-et-non, diesem verspielten hier-und-da muss man wohl den Raum der Referenzfläche sehen und schätzen.
Daniela Danz: V. Göttingen: Wallstein 2014. 80 Seiten.
Und wo das Vaterland anfängt ist ein dunkler Ort wie Schnee der die Umrisse zeigt wie alles was aufhört (49)
„Gedichte“ verheißt V im Untertitel. Und doch beginnt es nach dem Auftakt im prinicipium nach dem weit zurückgreifenden Zitat aus Zedlers Universallexikon zum Begriff “Vaterland” erst einmal mit Prosa (mit dunkel funkelnder, die mich etwas an Klaus HoffersBieresch-Romane erinnert), die neue Mythen erzählt. Oder: Kurze Prosa, die Beobachtungen als mythische erzählt, leicht melancholisch angehaucht. Immer schwingt da auch ein bisschen Verfall und Niedergang mit.
Schon hier, noch viel stärker dann aber in den folgenden Gedichten, ist Heimat bei Danz immer ein problematischer Begriff: Gerade wie selbstverständlich ist er immer gefährdet und immer im Wandel — einem Wandel, der nicht Verbesserung, sondern in der Regel eher Verschlechterung und Verfall bringt und Probleme offenlegt, Probleme auch im Verhältnis des lyrischen Ichs zu Heimat und Vaterland. Schon der Anfang zeigt das schwierige/problematische Verhältnis der Autorin/Erzählerin zur “Heimat” sehr deutlich auf. Der Band setzt mit den Zeilen ein: “Das ist das Land von dem man sagt / das alles hier aufhört und alles anfängt”. Das erste Gedicht endet dann am Ende der ersten Seite mit dem Vers: “aber du wolltest umkehren” — also die Rückkehr (?) in die Heimat wird problematisiert, sie geschieht nicht (ganz) freiwillig, sie bleibt mit Widerständen verbunden.
V lebt immer schon im distanzierten, kritischen Verhältnis zum Vaterland und zur Heimat: aus der (auch emotionalen) Spannung zwischen diesen beiden Begriffen, auch zwischen Natur/Landschaft und Menschen/Politik (der Nationalstaaten) ziehen die meisten Texte ihre Potential. Die sind oft lakonisch, immer genau und manchmal schmerzhaft. Vor allem im “Exemplum”-Teil wird dann die politische Komponente von Heimat (auch von Landschaft!) besonders deutlich, aber auch die “echte” Politik — und der Mythos (auch der neu erfundene, selbst gemachte — vgl. die Prosastücke des Beginns) — spielen hier eine große Rolle. Im Ganzen ist Veine manchmal seltsame Mischung aus romantisch (?) verträumter Empfindungs- und Gefühlslyrik und harter Realitätsaufnahme der Gegenwart der Postmoderne (und der nationalstaatlichen Politik), zusätzlich gekoppelt und aufgeladen mit mythologischen Aspekten — der Clash dieser beiden Blicke wird im letzten Gedicht sehr deutlich vorgeführt.
Ein Band mit anregender, oft fesselnder Kurzprosa und Lyrik (aber diese teilende Unterscheidung wird ja gerade sowieso zunehmend brüchig, von beiden Seiten gibt es Auflösungserscheinungen) also, der formal zwar keine Grenzen austestet, es mir aber durch seine Vielfalt in Form und Inhalt (und der meiner sehr nahestehenden Position zu „Heimat“) sehr angetan hat.
Die schnellen Zügen halten kaum in unserer Gegend wer sieht den Weg schon hier das Feld umfassen seitlich so als hielte er allein es davon ab das Korn mit einer Husche in die Furchen zu verstreuen so wie die Männer hier auf Rädern sich begrüßen es nichts bedarf als eines Nickens anerkennend um zu sagen: ich seh du lebst vom Zug aus ist das alles immer schon in rechts und links geschieden bleibt die Landschaft nur ein Anblick […] (23, Hier)
Leonhard Frank: Der Mensch ist gut. Zürich, Leipzig: Max Rascher 1918. 209 Seiten. (Europäische Bücher)
Eigentlich unvorstellbar, dass so etwas heute geschrieben werden könnte: Nicht nur wegen des Pazifismus (der ja aus dem gesellschaftlichen Diskurs ziemlich radikal verdrängt wurde von den „Realpolitikern“ …), sondern gerade auch wegen des ungeheuren Optimismus, der aus allen Zeilen dieser mitten im größten Schlachten aller Zeiten verfassten Erzählungen spricht, ja eigentlich sogar schreit, wirkt Der Mensch ist gut von Leonhard Frank total unzeitgemäß. Dabei steht dieses mal als das „leidenschaftlichste Buch gegen den Krieg […], das die Weltliteratur“ aufweise bezeichnete Werk in seiner Zeit — es erschien erstmals 1918, als der Erste Weltkrieg noch tobte — gar nicht mal allein. Heute mag vieles naiv anmutend: Der Glaube an eine kommende Revolution, die Fähigkeit der (Nächsten-)Liebe, alles Böse (und den Krieg) zu überwinden — das ist heute etwas fremd. Aber so radikal Franks „Lösung“ — er spricht sogar von einem „Revolutionszug der Liebe“ (111) — ist, so radikal und erschütternd ist auch seine Schilderung der blutigsten Grausamkeiten des „Großen Krieges“, des sinnlosen Stellungskrieges und des Unsinns des Fallens auf dem sogenannten „Feld der Ehre“ — die Leere dieses Topos thematisieren die Novellen von Frank immer wieder.
So hehr Überzeugung und Ziel Franks sind — sein hier unerschüttlicher Glaube an das Gute in den Menschen, das alles Böse überwinden und verdrängen wird — ästhetisch ist das mit hundert Jahren Abstand doch etwas dünn. Nicht nur die vielen Wiederholungen, die fehlende Varianz, sondern gerade die Formelhaftigkeit des Textes und seines Inhaltes schwächen Der Mensch ist gut deutlich. Ich kann das nur noch als eine Art Zeitzeugnis lesen: Das war ja keineswegs eine total abseitige Position, die Frank hier einnimmt — Der Mensch ist gut war ein ungeheuer erfolgreiches Buch. (Und doch blieb er, schaut man auf den weiteren Verlauf der Geschichte, im großen und ganzen wirkungslos …)
»Wir wollen nicht das Unmögliche versuchen: die Gewalt mit Gewalt auszurotten. Wir wollen nicht töten. Aber von dieser Sekunde an soll alle Arbeit ruhen. Denn alle Arbeit würde noch im Dienste dieses Zeitalters des organisierten Mordes stehen. Das Zeitalter des Egoismus und des Geldes, der organisierten Gewalt und der Lüge hat in dieser weißen Sekunde, hat in uns eben sein Ende erreicht. Zwischen zwei Zeitalter schiebt sich eine Pause ein. Alles ruht. Die Zeit steht. Und wir wollen über die Erde, durch die Städte, durch die Straßen gehen und im Geiste des kommenden neuen Zeitalters, des Zeitalters der Liebe, das eben begonnen hat, jedem sagen: ‚Wir sind Brüder. Der Mensch ist gut.‘ Das sei unser einziges Handeln in der Pause zwischen den Zeitaltern. Wir wollen mit solch überzeugender Kraft des Glaubens sagen: ‚Der Mensch ist gut‘, daß auch der von uns Angesprochene das tief in ihm verschüttete Gefühl ‚der Mensch ist gut‘, unter hellen Schauern empfindet und uns bittet: ‚Mein Haus ist dein Haus, mein Brot ist dein Brot.‘ Eine Welle der Liebe wird die Herzen der Menschen öffnen im Angesichte der ungeheuerlichsten Menschheitsschändung.« (64)
Hans Thill: in riso / der dürre Vogel Bin / kälter als / Dunlop. Berlin, Heidelberg, Edenkoben, Santiago de Chile, Schupfart: roughbooks 2016 (roughbook 035). 102 Seiten.
Das ist ein roughbook, mit dem ich gar nichts anfangen konnte. Thill nutzt hier Gedichte von Petrarca, John Donne, Robert Herrick, Paul Fleming, Hölderlin, Trakl, Daniel Heinsius, Günter Plessow, Pablo Neruda und anderen — also quer durch die Zeiten und Sprachen — als eine Art Vorlage oder erweiterte Inspiration für seine eigenen Verse. Die stehen dann in kleinen Gruppen — meist um die zehn Verse — direkt unter einem im Original zitierten Vers der Vorlage. Mal lassen sie sich sprachlich direkt darauf beziehen, wenn Thill etwa ein einzelnes Wort, eine Wortgruppe nutzt, um es zu variieren, der Bedeutung assoziierend nachzuforschen. Mal ist der Bezug auch eher inhaltlich. Und mal — sogar gar nicht so selten — ist der Bezug auch sehr opak, nur irgendwie (?) assozierend, inspirierend. Mir ist dabei eigentlich immer unklar geblieben, was die Methode will und/oder was Thills eigene Texte dann wollen. Vielleicht war ich auch einfach nicht in der Stimmung — aber bei mehreren Versuchen hat mich da, von einigen kleinen feinen Ideen, nichts fasziniert oder irgendwie gepackt. Und, wie gesagt, ich kapiere den Zusammenhang zwischen Vorlage und Neuschöpfung einfach nicht.
Die Stand stand auf Krücken (Fachwerk) als sie sich zeigte mit dem Gang einer Erwachsenen, der auf den Steinen keine Spur hinterläßt (4)
Traugott Xaverius Unruh: Von der Sorberwenden Wesenheit und Herkommen. Herausgegeben von Eduard Werner. Leipzig: Reinecke & Voß 2015. 60 Seiten.
Zu der sehr amüsanten und geschickt angefertigten neuen Edition einer aufklärerischen sprach‑, kultur- und brauchtumsgeschichtlichten Untersuchung der Sorberwenden habe ich in einem separaten Beitrag schon genügend geschrieben …
Michael W. Austin, Peter Reichenbach (Hrsg.): Die Philosophie des Laufens. Hamburg: mairisch 2015. 197 Seiten.
Auch zu diesem trotz des verheißungsvollen Titels eher enttäuschenden Buch gibt es nebenan im Bewegungsblog schon ausreichende Ausführungen, die ich hier nicht noch einmal wiederholen muss.
außerdem gelesen:
Katharina Schultens: Geld. Eine Abrechnung mit privaten Ressourcen. Berlin: Verlagshaus Berlin 2015 (Edition Poeticon 11). 48 Seiten.
Täter geschützt, Opfer entwürdigt | taz — der korpsgeist deutscher polizisten und staatsanwälte scheint zu funktionieren: die taz berichtet über die — von außen sehr seltsame — entscheidung der staatsanwaltschaft hannover, einen ehemaligen bundespolizisten, der mit der folter eines flüchtlichgs geprahlt hat, dafür nicht anzuklagen (nebenbei: der anwalt des nebenklägers hat nach fast einem jahr noch keine akteneinsicht erhalten) — so funktioniert das in deutschland
Verkehrsunfallstatistik – jedes Jahr die gleiche Prozedur und es verbessert sich doch nichts… | it started with a fight — anlässlich der neuen verkehrsunfallstatistik — im zweiten jahr in folge stiegen in deutschland die toten durch verkehr, auf mittlerweile 3475 — hat thomas berger hier einen interessanten 10-punkte-plan, der unter anderem deutliche geschwindigkeitsreduzierungen und deren überwachungen sowie andere (technische) hilfen fordert, um die unfallzahlen — und damit gerade auch die zahl der toten, die wir jedes jahr einfach so in kauf nehmen — endlich zu senken
Gesellschaften der westlichen Moderne bzw. Postmoderne zeichnen sich neben ihren Klassendifferenzen aber auch dadurch aus, dass sich jede inhaltlich irgendwie bestimmte, positiv ausweisbare Vorstellung davon, wie ‚man‘ in ihnen zu leben und sich zu verhalten habe, in mehreren kulturrevolutionären Schüben aufgelöst hat. Diese historisch einzigartige Pluralisierung der Lebensstile hat sich seit dem Ende der 1960er Jahre so sehr verstärkt, dass sie heute gar als harte Norm gegenüber Migrantinnen und Migranten erscheint („Wie würden Sie reagieren, wenn Ihr Sohn Ihnen sagt, er sei schwul?“ Achtung: Toleranzfalle!). Es geht nicht darum, dass Migranten ‚sich an die Gesetze halten‘ (das tun die allermeisten von ihnen, so wie die allermeisten anderen das auch tun), ob sie die Sprache der Mehrheitsgesellschaft lernen (sie tun es in aller Regel), oder ob sie in den Arbeitsmarkt integriert werden (dito). Die Frage ist einzig, ob die westliche, ohnehin heterogene Mehrheitsgesellschaft die zusätzliche, neue Differenz akzeptiert, die die Zuzüger in unsere Gesellschaften einbringen.
und er schließt (ich kann ihm da nur zustimmen …):
Es wird daher Zeit, den Begriff ‚Integration‘ ganz aus dem politischen Vokabular zu streichen. Die Chance, dass er im öffentlichen Gebrauch positiv als ‚Schaffung eines neuen Ganzen‘ begriffen werden könnte, ist gering. Zu mächtig sind jene, die den Begriff als Waffe verwenden, mit dem sie von den Zuwanderern Unterwerfung einfordern. Wir brauchen dieses durch und durch unbestimmte Wort nicht mehr. Wir alle leben vergleichsweise friedlich, aber auch herrlich anonym in unseren heterogenen Gesellschaften, ohne dass uns ständig jemand auffordern müsste, uns gefälligst zu ‚integrieren‘.
What the researchers discovered, unfortunately, was a gap in coverage that betrays a dispiritingly common problem in technological innovation: how to make sure women’s needs don’t become an afterthought.
— ein studie untersuchte, wie gut siri, cortana & co. bei medizinischen problemen helfen — und fand, dass sie das für “männer-probleme” wesentlich besser tun als für “frauen-notfälle”
Lyrikkritik Diskurs | Fixpoetry — bei den “signaturen” und auf “fixpoetry” tobte (?) ende märz eine diskussion (naja, ein schlagabtausch zumindest) über (den zustand der|die möglichkeiten der|die anforderungen an|die voraussetzungen der) lyrikkritik (kritik der kritik ist ja sowieso eine beliebte spielerei unter literaten, bei lyrikern aber nicht so ganz häufig (vielleicht mangels masse …)) ausgelöst übrigens von einer kritischen besprechung der “lyrik von jetzt 3”-anthologie (die bei mir immer noch ungelesen herumliegt …)
Ich habe mir die Lektüre dieses kleinen Bändchens extra für den ersten April aufgehoben. Denn was Traugott Xaverius Unruh in dem von Eduard Werner herausgegebenem Von der Sorberwenden Wesenheit und Herkommen treibt, das ist beste Unterhaltung und ein ziemlich großer Spaß.
Ein Spaß, der schon auf den ersten Seiten beginnt. In den beiden Vorreden wird nämlich die Enstehung und Überlieferung des folgenden Textes erklärt: Geschrieben von einem Traugott Xaverius Unruh in Görlitz am „4. Junius, im Jahres des Herren 1784“, von seinem ungenannte Urenkel dann „mehr als fünfzig Jahre“ später in einer zweiten, unveränderten Ausgabe veröffentlicht und nun — als Fragment — mit fast 20 Seiten Anmerkungen von Eduard Werner im Verlag Reinecke & Voß ediert.
Der eigentliche Text beginnt mit dem Kapitel „Vom Ursprunge der Sorberwenden Sprache“, das dann noch ergänzt wird um Anmerkungen und Erläuterungen zur Luftfahrt der Sorberwenden, ihren Tieren und ihren Bräuchen und so weiter. Entwickelt wird hier eine in ihrer Absurdität amüsante Sprachgeschichte als Stammesgeschichte. Damit führt Werner durch Unruhs Feder wissenschaftliche Tendenzen des 18. Jahrhunderts schön ad absurdum. Das funktioniert vor allem über die Beobachtung (und mitunter recht rabiate Herstellung) von „similitudines“, die dann dazu führen, dass das Sorberwendische auf ungeahnte Weise dem Japanischen unheimlich ähnlich ist bzw. eher sein soll. Da der Verfasser ein Meister der so weit wie möglich hergeholten Analogie ist, kommt er „per scientiam et logicam“ geradezu zwangsläufig zu für uns erstaunlichen Ergebnissen, die mich immer wieder laut auflachen ließen. Und er kommt zu dem Schluss: Die Sorben müssen in alter Zeit von Japan her migriert sein. Konzilant gesteht er ihnen aber zu, den Weg nicht in einem zurückgelegt zu haben und dabei durchaus auch mal Pausen gemacht zu haben …
Ich mag solche (Meta-)Spielereien mit Texten und Wissenschaft(en) ja sehr. Der Spaß ist zwar schnell durchsichtig. Der Witz ist aber, dass der Text von Eduard Werner (den gibt es tatsächlich, im Gegensatz zum fiktiven Autor) auch dann noch unterhaltsam bleibt, wenn man das Konstruktionsprinzip durchschaut hat (und das ging bei mir doch recht flott ;-) …), weil Werner eine geschickte sprachliche Mimesis betreibt, die — so meine ich — aber ihre Modernität (also ihre Mimesis) nicht verschleiert und eine aparte Mischung aus modern und alt(ertümelnd) ergibt. So bleibt ein schmales Bändchen voll Esprit und Raffinesse — ein richtig witzige Unterhaltung.
Traugott Xaverius Unruh: Von der Sorberwenden Wesenheit und Herkommen. Herausgegeben von Eduard Werner. Leipzig: Reinecke & Voß 2015. 60 Seiten. ISBN 9783942901123