Die Debat­te um den Zus­tand der Lyrikkri­tik geht in die näch­ste Runde. Nun sind — mit einiger Verzögerung — die Metabeiträge dran: Jan Drees schreibt in seinem Blog eine gute Zusam­men­fas­sung der wesentlichen & wichtig­sten Beiträge. Und Gui­do Graf weist beim Deutsch­land­funk auf ein weit­eres Spez­i­fikum dieser inzwis­chen ja eigentlich eingeschlafe­nen Debat­te hin: Der Stre­it, der sich unter anderem ja auch um das Prob­lem der (zu) engen und inti­men Verknüp­fun­gen zwis­chen Lyrik­erin­nen und Kri­tik­erin­nen dreht und dabei nach den kri­tis­chen Stan­dards und den Zie­len ein­er möglichst (in ver­schiede­nen Sin­nen) wirk­samen Lyrikkri­tik fragt, find­et selb­st in einem sehr engen, über­schaubaren Zirkel (oder, wie man heute sagen würde, inner­halb der “Szene”) statt und scheint außer bei den mehr oder weniger direkt Beteiligten auf über­haupt keine Res­o­nanz zu stoßen:

Inter­es­sant ist eben auch, wo diese aktuelle Debat­te aus­ge­tra­gen wird und wo nicht. Ins­beson­dere dann, wenn man sie mit der let­ztjähri­gen über die Lit­er­aturkri­tik ver­gle­icht, wie sie — auch online — haupt­säch­lich im Per­len­tauch­er stattge­fun­den hat.

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Sig­na­turen, Fix­po­et­ry, Lyrikzeitung und immer wieder Face­book: Das sind die Orte, an denen debat­tiert wird. In den Feuil­letons der Tageszeitun­gen, auf deren Online-Plat­tfor­men oder im Radio dazu kein Wort. Auch eine kundi­ge Lyrik-Leserin wie Marie-Luise Knott ver­liert in ihrer Online-Kolumne beim Per­len­tauch­er kein Wort über die aktuelle Debat­te. Berührungs­los ziehen die Dichter und ihre wech­sel­seit­i­gen Selb­st­beobach­tun­gen ihre Kreise.

Das ist in der Tat richtig beobachtet — und auch aus­ge­sprochen schade. Man muss ja nicht unbe­d­ingt erwarten, dass die “großen” Feuil­letons der Debat­te selb­st viel Platz ein­räu­men. Dazu ist der Kreis der daran Inter­essierten wohl ein­fach zu über­schaubar. Aber dass sie die Exis­tenz der Debat­te — die ja schließlich auch ihr Meti­er, ihren Gegen­stand (insofern sie über­haupt noch Lyrik besprechen …) bet­rifft — ger­adezu ver­schweigen, ist schon bedauer­lich und sagt vielle­icht mehr zum angenommenen/wahrgenommenen Zus­tand der Lyrik und ihrer Rel­e­vanz aus als alle Debat­ten. Gui­do Graf schlägt dann in seinem Schlusssatz als eine Art Lösung vor, “die Nis­chen­gren­zen zu ver­schieben”. Wie das zu erre­ichen ist, ver­rät er aber lei­der nicht — das hätte mich schon inter­essiert …