Die große Bühne der Phönixhalle ist voll gefüllt. Dicht an dicht stehen und sitzen die Studenten in Chor und Orchester des Collegium Musicums der Universität. Denn Felix Mendelssohn Bartholdy verlangt vollen Einsatz und große Massen für sein Oratorium „Elias“. Und obwohl die Zahl der Mitwirkenden hier noch lange nicht an die der Uraufführung heranreicht, kommt der „Elias“ in diesem Semester-Abschlusskonzert ziemlich großartig und mächtig daher. Das hindert den Dirigenten Joshard Daus aber überhaupt nicht daran, auch den Details ausreichend Aufmerksamkeit zu schenken.
Dieser „Elias“ ist also schön, über weite Strecken sogar wunderschön. Aber er ist einfach nur schön. Das ist zwar eigentlich großartig. Und auch überhaupt keine einfache Leistung. Dass aber dennoch etwas fehlt, merkt man an einigen Stellen. Etwa an den Soli von Ulf Bästlein, der geschmeidig und volltönend einen wunderbar emotionalen Elias gibt, der durchaus auch mal am fehlenden Glauben seines Volkes verzweifeln kann. Oder auch an der eleganten Leichtigkeit der Engelsmusik von Fionnuala McCarthy. Das ist nämlich genau die Trennungslinie zwischen den Solisten (außerdem noch die solide Altistin Claudia Rüggeberg und der etwas verwaschen klingende Tenor Julio Fernández) und den Ensembles, vor allem dem Chor: Daus kümmert sich nicht besonders um die religiösen Inhalte. Ihm scheint es im Gegensatz zu seinen Solisten vor allem um die reine Musik zu gehen, ihre klangliche Gestalt führt er immer wieder auf Hochglanz poliert vor.
Das kann Daus ausgezeichnet. Und auch delikate Stimmungen evozieren. Aber was ihm weniger gelingt, das ist die weiter umfassende Spannung, die Dramaturgie des gesamten Oratoriums. Zwar bemüht er sich um zügig-fließende Tempi und dichte Anschlüsse der einzelnen Sätze und Nummern, verpasst dabei aber immer wieder eigentliche Höhepunkte. Dort, wo die Musik klein und leicht, detailreich und schwebend sein kann und soll, dort hat er seine größten Stärken. Er lässt seine Musiker zwar immer wieder Anlauf nehmen für den nächsten Spannungsgipfel – aber die letzten Meter verweigert er ihnen dann gerne.
Keinen Abbruch tut das dem Engagement und der Leistung der Studenten. Vor allem der Chor zeigt sich wieder einmal als Wachs in den Händen Daus’. Weich und geschmeidig, kompakt und erstaunlich beweglich folgt er ihm sehr bereitwillig für zwei Stunden große und reine Musik
(geschrieben für die mainzer rhein-zeitung)
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