Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: universität Seite 1 von 2

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  • Do We Write Dif­fer­ent­ly on a Screen? | The New York­er → tim parks eher pes­simistis­che sicht auf die gewan­delte art und weise des schreibens und sein­er beglei­tum­stände durch die tech­nol­o­gis­che entwick­lung der let­zten jahrzehnte

    Just as you once learned not to drink every­thing in the hotel mini­bar, not to eat too much at free buf­fets, now you have to cut down on com­mu­ni­ca­tion. You have learned how com­pul­sive you are, how frag­ile your iden­ti­ty, how impor­tant it is to cul­ti­vate a lit­tle dis­tance. And your only hope is that oth­ers have learned the same les­son. Oth­er­wise, your pro­fes­sion, as least as you thought of it, is fin­ished.

  • Das Spiel mit der Exzel­lenz | Forschung & Lehre → michael hart­mann mit ein­er zurück­hal­tenden, aber nicht über­schwänglich pos­i­tiv­en ein­schätzung der exzel­len­zs­trate­gie für die deutschen uni­ver­sitäten

    Die Elite hat gewon­nen, die Masse ver­loren.

  • Peter Brötz­mann inter­view | It’s psy­che­del­ic Baby Mag­a­zine → sehr schönes, offenes und ehrlich­es inter­view mit peter brötz­mann, in dem er vor allem über seine frühen jahre — also die 1960er — spricht
  • Provozieren und Warten | Van → sehr schönes, angenehm fre­undlich­es inter­view mit dem großen fred­er­ic rzews­ki:

    Ich habe nichts Orig­inelles kom­poniert. Alles, was ich gemacht habe, ist von anderen zu klauen. Aber auch Mozart hat links und rechts geklaut und Bach natür­lich genau­so. Du nimmst etwas, machst es auf deine Art.

  • Ganzjährige Som­merzeit wäre der „Clox­it“ | Riffre­porter → trotz der gren­zw­er­tig blö­den Über­schrift ein inter­es­san­ter text über die auswirkun­gen ein­er möglichen ganzjähri­gen som­merzeit in deutsch­land
cobweb in sunlight

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    • Should pri­ma­ry schools teach phi­los­o­phy? | Durham Uni­ver­si­ty → philoso­phie­un­ter­richt hil­ft:

      We found that Phi­los­o­phy for Chil­dren has some promis­ing effects in improv­ing children’s social and com­mu­ni­ca­tion skills, team work, resilience and abil­i­ty to empathise with oth­ers. Inter­est­ing­ly, these pos­i­tive effects are more pro­found in chil­dren from dis­ad­van­taged groups.

    • Willst Du quälen? Frage „Wie weit bist Du?“ | Wild Dueck Blog → gunter dueck über die unsitte von man­agern, immer auskun­ft über gegen­wär­tige arbeit­en und zukün­ftige zeitliche entwick­lun­gen zu ver­lan­gen:

      Wer also eine Delle in den Zahlen hat, wird sofort mit zusät­zlich­er Arbeit über­häuft, die Delle zu logisch zu erk­lären. Das gelingt im Prinzip leicht, weil der Nach­fra­gende die Fein­heit­en ja nicht in den Zahlen ste­hen hat.

    • Ich wün­sche mir Mut zur Unter­schei­dung | FAZ → peter-andré alt (der ja ein augeze­ich­neter bio­graph ist …) als vor­sitzen­der der hochschul­rek­torenkon­ferenz im inter­view:

      Die Ten­denz zur Vere­in­heitlichung, wie wir sie in den let­zten fün­fzehn Jahren beobacht­en kon­nten, ist gefährlich, weil sie Uni­for­mität fördert. Das haben wir in manchen Bere­ichen der Exzel­len­zini­tia­tive beobacht­en kön­nen. Ich wün­sche mir mehr Mut zur Unter­schei­dung und auch mehr Unter­stützung dabei durch die Poli­tik. […] Ich halte ein ein­jähriges Studi­um Gen­erale vor dem Bach­e­lor für ein gutes Mit­tel. Es zeigt sich immer stärk­er, dass zahlre­iche Abi­turi­en­ten auf die Uni­ver­sität nicht vor­bere­it­et sind.

    • Absurde Elek­tri­fizierung | SZ → sebas­t­ian her­rmann hat ziem­lich recht, wenn er sich über die elek­tri­fizierung der fahrrän­der san­ft lustig macht. mir fehlt ja noch ein weit­eres argu­ment: “klas­sis­che” fahrradtech­nik kann man (mit etwas geschick) weit­ge­hend kom­plett selb­st warten und vor allem repari­eren — die neuen elek­tro­n­is­chen teile oft über­haupt nicht mehr .…

      Den­noch steckt Absur­dität im Konzept, Mechanik am Rad durch Elek­tron­ik zu erset­zen: Der unschlag­bare Vorteil des Fahrrads beste­ht schließlich darin, dass es seinem Fahrer Frei­heit schenkt — die Frei­heit, aus eigen­er Kraft jedes erwün­schte Ziel zu erre­ichen und unab­hängig von Ladek­a­beln oder Updates zu sein.

      Aufk­lärung ist riskantes Denken. Wir, die Erben, wollen dieses Risiko nicht mehr einge­hen. Wir wollen eigentlich keine Zukun­ft, wir wollen nur, dass unsere priv­i­legierte Gegen­wart nie aufhört, obwohl sie zuse­hends um uns herum bröck­elt und ges­pal­ten wird.

      Um das, was kommt, nicht zu erlei­den, son­dern zu gestal­ten, bedarf es nicht nur neuer Tech­nolo­gien und Effizien­zsteigerun­gen, kein­er hohen Mauern und kein­er Abschreck­ung, son­dern ein­er Trans­for­ma­tion des west­lichen Lebens­mod­ells, denn erst wenn Men­schen wieder einen real­is­tis­chen Grund zur Hoff­nung haben, wird die Angst ver­schwinden.

      Dafür brauchen wir den Mut, wieder etwas zu riskieren beim Nach­denken über die Welt und über die eigene Posi­tion in ihr. Die Aufk­lärung ist nötiger denn je, aber nicht in ihrer ratio­nal­is­tis­chen Veren­gung oder ihrer ökonomis­chen Par­o­die.

gefrorenes spinnennetz

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  • Inter­view: “Die Rel­e­vanz von Geschlecht nimmt ab” | Cam­pus Mainz → die ger­man­is­tis­che sprach­wis­senschaft­lerin damaris nübling über sprache und geschlecht, gen­der und gerechtigkeit

    Langfristig wäre es gut, die Kat­e­gorie Geschlecht aufzulösen, statt sie zu drama­tisieren. Das funk­tion­iert neben dem Streuen auch mit neu­tral­isieren­den Pronomen im Plur­al wie “alle”, “viele” oder “manche”. Außer­dem kann man auch anstelle von Per­so­n­en­beze­ich­nun­gen abstrak­tere Begriffe ver­wen­den, zum Beispiel: “Das Insti­tut hat entsch­ieden” anstelle von “Der Insti­tut­sleit­er hat entsch­ieden” und so weit­er.
    Allerd­ings kommt das immer auf den Kon­text an. Feste Rezepte gibt es nicht, Kreativ­ität ist gefragt. Dazu gehören auch die zunehmenden Präsenspar­tizip­i­en im Plur­al wie “Studierende”. Sin­gu­lare wie “der Studierende” tau­gen dage­gen nicht, da Sin­gu­lare immer mit Genus aufge­laden sind. Meine Erfahrung ist, dass es weniger eine Frage der Möglichkeit­en als des Wil­lens ist.

  • Kul­turgut Buch — bröck­elt der Mythos? | Deutsch­land­funk Kul­tur → ein nach­den­klich­es inter­view mit jörg sun­der­meier vom famosen ver­brech­er-ver­lag zur lage des buch­mark­tes und der lit­er­atur im ganz all­ge­meinen

    Ich glaube, momen­tan ist eher das Prob­lem nicht so sehr, dass die Leute nicht lesen wollen oder nicht lesen kön­nen, son­dern dass es ein biss­chen demi mode ist, und ich habe aber den Ein­druck, dass es sich ändert und dass das Lesen wieder zurück­kommt,

  • “Gewon­nen hat die deutsche Nation” | Zeit → noch ein älteres inter­view, das schon lange in mein­er leseliste schlum­mert: georg schmidt spricht über den dreißigjähri­gen krieg (die leserkom­mentare ignori­ert man aber bess­er …)
  • The Ulti­mate Pro­duc­tiv­i­ty Blog → großar­tig, sehr tre­f­fend auf den punkt gebracht
  • Abwe­sen­heit als Krise | Sozialthe­o­ris­ten → span­nende über­legun­gen von ste­fan kühl zum prob­lem der anwe­sen­heit­skon­trollen an uni­ver­sitäten

    Selb­st in Überwachung­sprak­tiken begabte Lehrende wer­den fest­stellen, dass sie trotz einzel­ner Siege über beson­ders auf­fäl­lige Drücke­berg­er am Ende diese Kon­trol­lkämpfe ver­lieren wer­den. Die Kreativ­ität von Studieren­den beim Erfind­en von Wegen, diese Kon­trollen zu unter­laufen, wird immer größer sein als die Kreativ­ität von Lehren­den im Erfind­en neuer Wege der Kon­trolle. Anwe­sen­heit­slis­ten sind deswe­gen ein stumpfes Schw­ert, um das Leis­tungsniveau von Studieren­den anzuheben. […] Das Prob­lem der Abwe­sen­heit von Studieren­den ist also nicht vor­rangig ein Prob­lem der Qual­ität der Lehren­den, son­dern liegt vielmehr in der Gestal­tung der Stu­di­engänge selb­st […] Statt auf das Prob­lem der Abwe­sen­heit mit dem eher brachialen Mit­tel der Anwe­sen­heit­sliste zu reagieren, gäbe es eine Alter­na­tive. Man kön­nte chro­nis­che Abwe­sen­heit­en – oder Anwe­sen­heit­en, die nur über Anwe­sen­heit­slis­ten durchge­set­zt wer­den kön­nen – als ein Zeichen dafür sehen, dass irgen­det­was in dem Stu­di­en­gang nicht stimmt.

  • Trump ist der Geburtshelfer von “Me Too” | SZ → eine gute — und wie mir scheint, sehr tre­f­fende — einord­nung von hed­wig richter der #MeToo-bewe­gung in den wan­del von män­ner-/männlichkeits­bildern und die geschichte der gle­ich­berech­ti­gung

    Die Empörung über die Gewalti­gen, die sich der Leiber der anderen bedi­enen, ist mehr als ein Hash­tag und etwas anderes als eine Het­z­jagd. Sie ist das Ende der let­zten Selb­stver­ständlichkeit: Das Zweifel- und Bedenken­lose ein­er männlichen Herrschaft, das in die Kör­p­er eingeschrieben war, scheint endgültig außer Kraft geset­zt zu sein.

  • The Hori­zon of Desire | Lon­greads → ein her­vor­ra­gen­der essay von lau­rie pen­ny über kon­sens, rape cul­ture, männlich- und weib­lichkeit und die damit ein­herge­hen­den (stereo­typen) erwartun­gen an das ver­hal­ten beim sex

    Rape cul­ture is not about demo­niz­ing men. It is about con­trol­ling female sex­u­al­i­ty. It is anti-sex and anti-plea­sure. It teach­es us to deny our own desire as an adap­tive strat­e­gy for sur­viv­ing a sex­ist world. […] But unless we talk about desire, about agency, about con­sent, then we’ll only ever be fight­ing this cul­ture war in retreat. It’s a real war, one that impacts our bod­i­ly auton­o­my and our eco­nom­ic and polit­i­cal pow­er. The bat­tle for female desire and agency goes way beyond the bed­room, and it’s a bat­tle that right now every­one is los­ing.

gefrorene schneeflocke

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  • “Mein Kampf” wird öfter in der Schule gele­sen | SZ → die edi­tion scheint also tat­säch­lich zu wirken:

    Seit der Veröf­fentlichung der his­torisch-kri­tis­chen Aus­gabe von Adolf Hitlers “Mein Kampf” wird das Buch immer öfter an bay­erischen Schulen behan­delt. Beson­ders in Mit­tel- und Beruf­ss­chulen wer­den jet­zt mehr Auss­chnitte der Het­zschrift auf unter­schiedlich­stes Weise in den Unter­richt einge­bun­den.

  • Alles online? | dig­ithek blog → von wegen alles ist dig­i­tal — die zen­tral­bib­lio­thek zürich hat in ihrem bestand mal nachgeschaut und ‑gezählt:

    Es ist noch längst nicht alles online ver­füg­bar, was in unseren Mag­a­zi­nen ste­ht. Und wenn es dig­i­tal vorhan­den ist, dann lohnt sich ein Blick in die Bib­lio­thek­sange­bote. Google hat zwar vieles dig­i­tal­isiert, auf­grund von Urhe­ber­recht­en sind die Werke aber nicht voll­ständig ver­füg­bar. Und manche Titel find­et man wirk­lich nur in den Bib­lio­theken.“

  • Die Mediatheken von ARD und ZDF: ein Hor­ror­trip | Über­me­di­en → ste­fan stuck­mann hat sich (in einem recht lan­gen text) die mediatheken der öffentlich-rechtlichen sender in deutsch­land angeschaut — und ist recht unter­wältigt. da bin ich ja fast froh, dass ich dank mediathekview die seit­en nur sel­ten auf­suchen muss …
  • “Der Panz­er auf der Brust der Stu­den­ten” | Zeit → hart­mut rosa über stu­den­ten, leis­tungs- und zeit­druck und das ler­nen

    Uni­ver­sitäten sind Reflex­ion­sin­stanzen der Gesellschaft. Die Atem­losigkeit des wis­senschaftlichen Betriebs existiert und bet­rifft Studierende und Lehrende. Ich denke, eine Gesellschaft, die glaubt, sich so eine Reflex­ion­sin­stanz nicht mehr leis­ten zu müssen, ist dem Unter­gang gewei­ht. Men­schliche Lebens­for­men kennze­ich­nen sich auch dadurch, dass sie sich reflex­iv weit­er­en­twick­eln, durch die Art und Weise, wie sie sich selb­st inter­pretieren und ver­ste­hen. Und das erfordert eine gewisse Dis­tanz zum oper­a­tiv­en Geschehen. Wenn man die Uni­ver­sität als reine Aus­bil­dungsin­sti­tu­tion betra­chtet, ver­liert sie ihre Reflexions‑, Kor­rek­tur- und Reparatur­funk­tion. […] Die Real­ität ist vielle­icht, dass die Uni­ver­sität zu ein­er Ent­frem­dungszone wird. Ziel müsste es sein, die Uni­ver­sität zu einem Res­o­nanzraum zu machen. Es ist ganz schw­er, unter den gegen­wär­ti­gen Bedin­gun­gen, Res­o­nan­zoasen zu schaf­fen.

  • Dig­i­tal­isierung, Effizienz und der Rebound-Effekt | trans­form → tilman san­tar­ius über den rebound-effekt und die dig­i­tal­isierung — nicht wahnsin­nig neu, aber eine gute zusam­men­fas­sung

    Es scheint, dass die Dig­i­tal­isierung nicht so entspan­nt ressourcenscho­nend ist, son­dern den gesellschaftlichen Stof­fwech­sel in ein­er Weise neu anregt, die die glob­ale Energie- und Ressourcennach­frage belastet: Die Effizien­zgewinne wer­den mehr als wettgemacht durch den gestiege­nen Kon­sum den die dig­i­tal­en Ser­vices und damit gesunke­nen Preise anre­gen.

Aus-Lese #46

Hans Jür­gen von der Wense: Über das Ste­hen. Hrsg. von Rein­er Niehoff. Berlin: blauw­erke 2014 (split­ter 02). 76 Seit­en. ISBN 978–3‑945002–01‑8.
Hans Jür­gen von der Wense: Die Schaukel. Her­aus­gegeben und mit einem Vor­wort verse­hen von Rein­er Niehoff. Mit ein­er Lek­türe von Vales­ka Bertonci­ni. Berlin: blauw­erke 2016 (split­ter 08). 52 Seit­en. ISBN 9783945002087.

wense, die schaukel (cover)Das sind zwei (sehr) kleine Texte — Essays wohl am besten zu nen­nen — die sich auf den ersten Blick ganz unter­schiedlichen The­men wid­men: Über das Ste­hen wid­met sich der Sta­tik (des Men­schen), Die Schaukel dage­gen einem Ding, das wie kaum ein anderes Bewe­gung verge­gen­ständlicht.

Natür­lich stimmt der Gegen­satz bei Hans Jür­gen von der Wense so eigentlich gar nicht. Das merkt man schon, wenn man den ersten Satz in Über das Ste­hen liest:

Ste­hen ist eine bewe­gung; es ist schwanken und wanken, um sich im gle­ichgewichte zu hal­ten, aufrecht.. Ste­hen ist eine lage. (13)

Dem fol­gt ein manch­mal meines Eracht­ens etwas aus­fasern­der Essay über das Ste­hen, der mich vor allem in seinen wel­te­t­y­mol­o­gis­chen Abschnit­ten nicht immer gle­icher­maßen faszinieren kon­nte. Trotz­dem ein schönes “Groschen­heft des Welt­geistes” — so nen­nt der kleine, rührige blauw­erke-Ver­lag seine split­ter-Rei­he, die im kleinen Notizheft­for­mat kleine Texte mit viel zusät­zlichem (Archiv-)Material vor­bildlich ediert und zu wohlfeilen Preisen (näm­lich jew­eils 1 Euro) zugänglich macht. Auch diese bei­den Wense-Essays haben jew­eils ein ein­führen­des Vor­wort von Rein­er Niehoff, das unter anderem über Entste­hungszusam­men­hänge und Pub­lika­tions- bzw. Über­liefer­ungs­geschichte berichtet, und ein einord­nen­des, erk­lären­des “Nach­wort” von Vales­ka Bertonci­ni, das als “Lek­türe” fungiert.

Das ger­ade erst erschienen Heft Die Schaukel bietet einen recht kurzen Wense-Text von weni­gen Seit­en, der sich — qua­si kul­turgeschichtlich avant la let­tre — mit dem Gegen­stand, dem Ding “Schaukel” und vor allem seinen Bedeu­tun­gen und Imp­lika­tio­nen für den Men­schen (ob er nun schaukelt, anstößt oder zuschaut …) befasst. Auch eine sehr vergnügliche, kluge und bere­ich­ernde Lek­türe. Denn an der Schaukel fasziniert Wense offen­bar die Gle­ichzeit­igkeit bzw. dingliche Iden­tität von Bewe­gung und Ruhe, von der Möglichkeit, bei sich selb­st zu sein und zugle­ich über sich hin­aus zu gelan­gen:

Schaukeln ist Mut-Wille. Es ist Ent­fer­nen, Abwe­ichen von der Mitte, dem Ruhe-Punk­te, Ab-Fall. (23)

Michael Star­cke: Das Meer ist ein alter Bekan­nter, der warten kann. Net­te­tal: Elif 2016. 74 Seit­en. ISBN 9783981750928.

starcke, das meer ist ein alter bekannter, der warten kann (cover)

Das Meer ist ein alter Bekan­nter, der warten kann ist ein inter­es­san­ter Gedicht­band. Nicht nur des schö­nen Titels wegen. Und auch nicht nur der graphis­chen Ausstat­tung wegen. Son­dern vor allem wegen der schöpferischen Kraft, die Star­cke aus let­ztlich einem The­man, einem Gegen­stand entwick­elt: Dem Meer. Denn darum geht es in fast allen Gedicht­en. Und trotz der monothe­ma­tis­chen Anlage des Ban­des — neben dem Meer spie­len Sand, Wolken und der hohe Baum vor dem Haus noch eine gewisse Rolle –, der erstaunlich engen Fix­ierung auf einen Ort und eine Posi­tion des Betra­chters und Schreiben­den ist das alles andere als lang­weilig. Eine Rolle spielt dabei sicher­lich die verge­hende Zeit, deren Lauf man beim Lesen des Ban­des gewis­ser­maßen nachvol­lziehend miter­leben kann.

Man ist dabei, sozusagen, alleine mit dem Meer. Men­schen kom­men näm­lich recht sel­ten (wenn über­haupt vor). Das Meer selb­st ist in diesen Gedicht­en vor allem als insta­bile Sta­bil­ität, als dauer­hafter Wan­del, als vergehende/bewegte/bewegende/fortschreitende Zeit präsent. Auch wenn oft ein recht pro­sais­ch­er Duk­tus vorherrscht, kaum Sprach­spiele oder aus­ge­fal­l­ene, gesuchte Bilder zu ent­deck­en und entschlüs­seln sind, ist das den­noch ger­ade in den Details oft sehr span­nend, in den kleinen Abwe­ichun­gen, den min­i­malen Störun­gen und poet­is­chen Sig­nalen (etwa bei der Wort­stel­lung, der Kom­maset­zung, der (unter­broch­enen) Rei­hung). Fast jedes Gedicht hat einen Moment, einen (Teil-)Satz, der beson­ders berührt, der beson­ders die Inten­sität (des Erlebens vor allem) ausstrahlt. Als „wegzehrung der erin­nerung“ (56) sind die Gedichte aber immer auch ein Ver­such, die Vergänglichkeit festzuhal­ten.

Viele dieser Meer-Gedichte funk­tion­ieren dabei wie ein „inneres fer­n­glas“ (56): der Blick auf die Land­schaft der Küste (ich glaube, das Wort “Küste” kommt dabei gar nicht vor, nur Meer, Sand, Wolken und Him­mel als Ele­mente des Über­gangsraums) ermöglicht und fördert den Blick nach innen, mit dem gle­ichen Instru­men­tar­i­um, das zugle­ich das große, weite Panora­ma erfasst und das kleine, maßge­bliche Detail. Und obwohl es oft um Vergänglichkeit und Abschied geht, um Ort- und Heimat­losigkeit, bleibt den Gedicht­en eine auf­fäl­lige Leichtigkeit eigen: Die Sprache bleibt lock­er, die Bilder beweglich, das Syn­taxge­füge flex­i­bel, die Begriffe immer konkret: „sie [d.i. die geschicht­en vom meer] lieben das offene / im ver­bor­ge­nen.“ (47) heißt es ein­mal — und damit ist Meth­ode Star­ck­es in Das Meer ist ein alter Bekan­nter, der warten kann als Mot­to ziem­lich genau beschrieben.

vielle­icht, dass sich
unterm meer ein
weit­eres meer ver­steckt
wie erin­nerun­gen im
sand der gedanken, die,
für geheimnisse offen,
momente von stille verkör­pern.
an seinen geräuschen, schlussverse (72)

Juli Zeh: Unter­leuten. München: Luchter­hand 2016. 508 Seit­en.

zeh, unterleuten (cover)

Juli Zehs Unter­leuten hält sich zwar hart­nächkig auf der Best­seller-Liste, ist aber eigentlich ein eher lang­weiliges, unbe­merkenswertes Buch. Das ist rou­tiniert erzählt und kann entsprechend mit unbeteiligter Neugi­er ohne nach­halti­gen Ein­dr­cuk gele­sen wer­den. Vieles in dem Plot — den ich jet­zt nicht nacherzäh­le — ist ein­fach zu abse­hbar. Dazu kommt noch ein erzäh­lerisches Prob­lem: Der Text wird mir per­ma­nent erhoben­em Zeigefin­ger erzählt, bei jed­er Fig­ur ist immer (und meist sofort) klar, was von ihr zu denken ist — das wird erzäh­lerich überdeut­lich gemacht. Dazu eignet sich der wech­sel­nde erzäh­lerischere Fokus der auk­to­ri­alen Erzäh­lerin natür­lich beson­ders gut. Das Schlusskapi­tel, in dem sie (bzw. eine ihrer Instanzen) als Jour­nal­istin, die Unter­leuten recher­chiert hat, auftritt und die Fäden sehr unel­e­gant zum Ende führt, zeigt sehr schön die fehlende künstlerische/poetische Imag­i­na­tion der Autorin: Das ist so ziem­lich die bil­lig­ste Lösung, einen Schluss zu find­en — und zugle­ich auch so über­aus unnötig … Ander­er­seits hat mich die erzäh­lerische Anlage schnell gen­ervt, weil das so deut­lich als die ein­fach­ste Möglichkeit erkennbar wir, alle Seit­en, Posi­tio­nen und Beteiligten des Kon­flik­ts in der Pseu­do-Tiefe darzustellen.

„[E]ine weitre­ichende Welt­be­tra­ch­tung, einen Gesellschaft­sro­man mit ein­er bestechen­den Vielfalt lit­er­arisch­er Ton­la­gen, voller Esprit und Tragik, Ironie und Drastik“, die Klaus Zeyringer im „Stan­dard“ beobachtet hat, kann ich da beim besten Willen nicht erken­nen. (Jörg Mage­nau hat die „Qual­itäten“ des Romans in der “Süd­deutschen Zeitung” bess­er und deut­lich­er gese­hen.) Let­ztlich bleibt Unter­leuten ein eher unspan­nen­der Dor­fkri­mi, der sich flott wegli­est, (mich) aber wed­er inhaltlich noch kün­st­lerisch beson­ders bere­ich­ern kon­nte. Schade eigentlich.

Sophie Rey­er: :nachkom­men nack­tkom­men. Wien: hochroth 2015. 34 Seit­en. ISBN 9783902871664.

Auch :nachkom­men nack­tkom­men ist wieder so ein Zufalls­fund, bei dem ich dem Ver­lag — hochroth — ver­traut habe … Sophie Rey­ers Gedichte sind knapp konzen­tri­erte Kurzzeil­er, die oft abgründig leicht sind, aber immer sehr auf den Punkt gedacht und for­muliert sind — beziehungsweise auf den Dop­pelpunkt als Gren­ze und Über­gang, der den Beginn aller Gedichte zeichen­haft markiert. Immer wieder fall­en mir die küh­nen, wilden, ja ger­adezu über­bor­den­den und über­schießen­den Bilder auf, die jeglich­er sprach­lich­er Ökonomie Hohne sprechen und die, so scheint es mir, manch­mal auch ein­fach nur um ihrer selb­st willen da sind. Außer­dem scheint Rey­er eine große Freude am Spiel mit Asso­nanzen und Allit­er­a­tio­nen zu haben. Über­haupt ist vielle­icht das Spiel, der spielerische Umgang mit Sprache und Ein­fällen trotz der The­men, die einen gewis­sen Hang zum Dunkeln aufweisen, beson­ders beze­ich­nend für ihre Lyrik.

Manch­es wirkt in :nachkom­men nack­tkom­men auch eher wie das spon­tane Notat ein­er Idee, wie eine Ein­fallsskizze im Notizbuch der Autorin und noch nicht wie ein fer­tiges Gedicht. Zweizeil­er wie der auf S. 27 zum Beispiel:

die kur­sivschrift des korn­felds
son­nen strahlen stenogra­phie

Inter­es­sant fand ich bei der Lek­türe auch, dass Takt und Rhyth­mus der Lyrik wieder­holt (im Text selb­st) anz­i­tiert wer­den, durch die Texte aber nur sehr bed­ingt (wenn über­haupt) umge­set­zt wer­den. Vielle­icht kommt daher auch der Ein­druck der Spon­tan­ität, des augen­blick­lichen Ein­falls …

:nachkom­men nack­tkom­men ist dabei ein typ­is­ches kleines hochroth-Bänd­chen — ich mag das ja, ich brauche nicht immer gle­ich 80–100 Seit­en Lyrik von ein­er Autorin, es reichen oft auch 20, 30 (kleinere) Texte. Und die Kaufhürde ist auch nicht so hoch, wenn das nur 8 Euro statt 25 sind … Zudem sind die hochroth-Pub­lika­tio­nen eigentlich immer schön gemacht, liebevoll und umsichtig gestal­tet. Die hier ist die erste, bei der mir typographis­che Fehler aufge­fall­en sind — ein nach unten „fal­l­en­des“ l, das ich auf sechs Seit­en ziem­lich wahl­los ver­streut gefun­den habe (aber wer weiß, vielle­icht ist das ja auch ein geheimes fea­ture der Texte, das sie auch ganz geschickt mit dem Para­text verbindet?).

Wolf von Kalck­reuth: schlum­mer­schwarze Nächte. Gedichte. Leipzig: hochroth 2015. 26 Seit­en. ISBN 978–3‑902871–67‑1.
Wolf Graf von Kalck­reuth: Gedichte und Über­tra­gun­gen. Her­aus­gegeben von Hell­mut Kruse. Hei­del­berg: Lam­bert Schnei­der 1962. 190 Seit­en.

kalckreuth, gedichte (cover)Über die schmale Auswahl beim feinen hochroth-Ver­lag bin ich eher zufäl­lig auf die Lyrik Wolf von Kalck­reuths gestoßen. Kalck­reuth ist gewis­ser­maßen eine tragis­che Fig­ur: 1887 in eine Mil­itär- und Kün­stler­fam­i­lie geboren, set­zt er seinem Leben bere­its 1906 ein Ende. Bis dahin war er in der Schule, hat sein Abitur gemacht, ist etwas gereist und dann — trotz eigentlich­er Nicht-Eig­nung — im Okto­ber 1906 auf eige­nen Wun­sch ins Mil­itär einge­treten, wo er es keine zehn Tage bis zu seinem Fre­itod aushielt. In dieser kurzen Leben­szeit ent­standen aber nicht nur eigene Gedichte, son­dern auch diverse (wichtige) Über­set­zun­gen der Lyrik Ver­laines und Baude­laires.

Erstaunlich ist in seinen Gedicht­en immer wieder die aus­ge­sprochen sichere (handw­erk­liche) Sprach- und Form­be­herrschung trotz des jun­gen Alters. Nicht immer und nicht alles ist wahnsin­nig orig­inell, vieles ist sehr deut­lich ein­er späten Spätro­man­tik ver­haftet, die aber durch die mal mehr, mal weniger zaghaften Ein­flüsse des Expres­sion­is­mus inter­es­sant wird. Viele sein­er Gedichte pen­deln sich gewis­ser­maßen in der Dialek­tik von Ver­fall und Sehn­sucht ein. Und aus ihnen spricht auch immer wieder das Bewusst­sein um die eigene (Ver-)Spätung, um Endzeit, Unter­gang, vor allem aber Ster­benswun­sch und Todessehn­sucht etc. — nicht ohne Grund spie­len die Däm­merung (und natür­lich die Nacht), der Abend und der Herb­st eine große Rolle in diesen Gedicht­en.

Aber was mich wirk­lich am meis­ten fasziniert hat, war doch die sorgsame Fügung der Gedichte, ger­ade der Sonette, die nahe an per­fek­te Gedichte her­an­re­ichen. Die hochroth-typ­isch sehr kleine Auswahl — 26 Seit­en inkl. Nach­wort! — hat mich dann immer­hin neugierig gemacht und mich zu der deut­lich umfan­gre­icheren Auswahl von 1962 greifen lassen. Da find­en sich natür­lich auch wieder viele faszinierende Sonette, aber auch inter­es­sante und anre­gende Gedichte, eigentlich ja Elo­gen, auf Napoleon, den Kalck­reuth wohl sehr bewun­derte. Und schließlich enthält der Band auch noch eine umfan­gre­iche Abteilung mit Über­set­zun­gen der Lyrik Ver­laines und Baude­laires, bei­de auch wesentliche Vor­bilder und Ein­flüsse Kalck­reuths.

Das Leben eilt zum Ziele wie eines Welt­stroms Flut
Die uns ins Meer ent­führt mit dun­klen Wogen­massen,
In schwindel­hafter Hast, die nie entschlum­mernd ruht,
Bis wir das eigne Herz erken­nen und erfassen. (72)

Annette Pehnt: Hier kommt Michelle. Ein Cam­pus­ro­man. München: Piper 2012. 140 Seit­en. ISBN 9783492300827.

pehnt, hier kommt michelle (cover)Eine nette kleine Satire — das heißt, ein schar­fer und bis­siger Text, der das deutsche Uni­ver­sitätssys­tem und ‑leben, ins­beson­dere aber die zeit­genös­sis­che Studieren­den­gener­a­tion gekon­nt auf­spießt. Nur not­dürftig fik­tion­al­isiert, bekom­men so ziem­lich alle ihr Fett weg: Die Studieren­den, die Lehren­den vom akademis­chen “Unter­bau” über den Mit­tel­bau bis zu den vertrot­tel­ten Emer­i­ti, von der Ver­wal­tung bis zur Presse und Poli­tik. Selb­st die Haupt­fig­ur, Michelle, ist so über­haupt nicht liebenswert, son­dern — natür­lich als Zer­rbild — eher ein abschreck­endes Beispiel der Ziel- und Ver­nun­ft­losigkeit als ein Iden­ti­fika­tion­sange­bot für den Lesen. Sehr schön fand ich den erzäh­lerischen Kun­st­griff, dass sich die Erzäh­lerin selb­st mit ihrer eige­nen Stimme wieder­holt ein­mis­cht und sich und ihren (?) Text im Text selb­st gle­ich mitkom­men­tiert (auf die eher unwitzige Her­aus­ge­ber­fik­tion hätte ich dafür gerne verzicht­en kön­nen).

Hier ist die Erzäh­lerin. Sie reibt sich die Hände, weil sie dieses harm­lose Mäd­chen mit groben Strichen ent­wor­fen hat und sich jet­zt schon, wo die Erfind­ung doch ger­ade erst zu leben begonnen hat, darauf freut, ihr Knüp­pel zwis­chen die Beine zu wer­fen. (13)

Trotz einiger handw­erk­lich­er Män­gel wie etwa einem schlecht gear­beit­eten Zeit­sprung oder ein­er etwas unge­fü­gen Makrostruk­tur ist Hier kommt Michelle ein­fach nett zu lesen, aber halt auch — der Umfang ver­rät es ja schon — recht dünn. Der Witz ist eben schnell ver­braucht, die Unter­hal­tung trägt auch nicht viel länger. Zum Glück hat Annette Pehnt das nicht über­mäßig aus­ge­walzt, denn viel mehr als diesen kleinen Text gibt die Grun­didee alleine wohl nicht her.

Das war auch eine wichtige Lek­tion: Nicht alles geht sie etwas an, es ist gut, allzu frem­den oder schwieri­gen Zusam­men­hän­gen nicht auf den Grund zu gehen, man muss sich zurück­hal­ten und sich auf das beschränken, was man ken­nt und kann, und das gilt auf jeden Fall auch für das Studi­um in Som­mer­stadt, das Michelle nun mit neuem Elan, aber auch ein­er Reife ange­ht, die sie schon am zweit­en Tag befähigt, zum Jun­gan­glis­ten zu gehen und zu fra­gen, ob er sie brauchen kann. (120)

außer­dem gele­sen:

  • Philipp Tin­gler: Juwe­len des Schick­sals. Kurze Prosa. Zürich: Kein und Aber 2005.
  • Georges Bataille: Der große Zeh. Hrsg. & übers. von Vales­ka Bertonci­ni. Berlin: blauw­erke 2015 (split­ter 01). 80 Seit­en.
  • Rain­er Hoff­mann: Abduk­tio­nen, Aber­ra­tio­nen I. Bern: edi­tion taber­na kri­ti­ka 2011. 57 Seit­en.

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  • Kleist-Edi­tion: Ein trau­riges Ende | Süd­deutsche → kleist-experte und ‑her­aus­ge­ber klaus müller-sal­get berichtet vom sehr unrühm­lichen umgang des hanser-ver­lages mit der offen­bar grot­ten­schlecht­en, aber als ulti­ma­tiv­en ange­priese­nen kleist-leseaus­gabe von roland reuß und peter staen­gle — nach­dem der ver­lag eine revi­sion ver­sprach, die fehler­hafte aus­gabe aber munter weit­er verkaufte, stellt er sie nun gän­zlich ein (das sind übri­gens die ver­lage, die über die vg wort geld von den urhe­bern haben wollen — für ihre uner­set­zlichen leis­tun­gen …)
  • re:publica 2016 – Thorsten Schröder & Frank Rieger: Ad-Wars → span­nen­der vor­trag von frank rieger & thorsten schröder über adblock­er, mal­ware und gefahren­ab­wehr im netz (mit lösungvorschlä­gen!)
  • Muse­ums­di­rek­tor Köhne im Gespräch: Wir müssen es wagen! | FAZ → eckart kröhne, direk­tor des badis­chen lan­desmu­se­ums, will sein muse­um öff­nen — die faz spricht im inter­view von ein­er “rev­o­lu­tion von unten”:

    Museen sind eigentlich so angelegt, dass sie die wis­senschaftlich fach­liche Deu­tung­shoheit für ihre Inhalte haben. Wir ver­suchen, neben diesem kura­torischen Strang einen zweit­en Strang zu entwick­eln, bei dem wir sel­ber nicht mehr deuten, son­dern die Nutzer und Nutzerin­nen des Muse­ums das tun.

  • Krise des Lib­er­al­is­mus: Ein autoritäres Ange­bot | Zeit → thomas assheuser ver­sucht sich in der “zeit” an ein­er analyse der sit­u­a­tion des lib­er­al­is­mus — und so viel er richtig beobachtet, frage ich mich doch, ob sein aus­gangspunkt — dass näm­lich “unsere” mod­erne lib­erale gesellschaft so eng mit dem lib­er­al­is­mus zusam­men­hängt, wirk­lich richtig ist. ich tendiere ja eher zur annahme, dass die poli­tik der let­zten jahre/jahrzehnte genau das — näm­lich den lib­er­al­is­mus — ver­loren hat, auch ohne in das autoritäre geham­pel der recht­en zu ver­fall­en.

    Man kann sich leicht aus­malen, welch kle­brige Attrak­tiv­ität eine solche Aparthei­dge­sellschaft entwick­elt, wenn Bürg­er das Gefühl haben, sie seien Mod­ernisierungsver­lier­er und kön­nten sich für ihre lib­erale Frei­heit nichts kaufen. Die rechte Alter­na­tive ver­spricht dage­gen die Befreiung von der Befreiung und den Abschied von Europa sowieso. Sie malt die Nation als gute Stube mit Hirschgeweih und kugel­sicheren Butzen­scheiben, als Trutzburg gegen Ter­ror, Kli­makatas­tro­phe und Flüchtlinge, kurz: als wet­ter­festen Her­rgottswinkel für Men­schen mit apoka­lyp­tis­chen Vorge­fühlen, die nicht zu Unrecht fürcht­en, die “Welt draußen” könne über ihren Köpfen zusam­men­brechen. Das autoritäre Ange­bot ver­fängt.

  • Exzel­len­zini­tia­tive: Pri­vat ein Laster, öffentlich eine Tugend | FAZ → jochen hörisch über den “dou­ble­s­peak” in bezug auf die exzellenziniative,die auch viele (beteiligte) wis­senschaftler für sub­op­ti­mal bis unsinn hal­ten, das aber selten/kaum öffentlich sagen

    Man muss kein appro­biert­er Medi­en- und Kom­mu­nika­tion­swis­senschaftler sein, um die alltägliche Kom­mu­nika­tion an den Uni­ver­sitäten über die alte wie die neu aufgelegte Exzel­len­zini­tia­tive auf­fal­l­end und analy­sebedürftig zu find­en. Denn immer wieder macht sich ein pro­fanes Dilem­ma bemerk­bar. Im ältesten Medi­um, der face-to-face-com­mu­ni­ca­tion, wird noch sehr viel stärk­er als son­st gän­zlich anders über die Exzel­len­zini­tia­tive gesprochen als in der pub­lizierten Schrift­form. Antragsprosa oder Ver­laut­barun­gen von offiz­iösen Uni­ver­sität­szeitschriften begrüßen die Erneuerung der Exzel­len­zini­tia­tive, anson­sten aber hört man zumeist läster­liche Reden.

  • Corporate’s Child | textdump → zur lage der poli­tik einige scharfe beobach­tun­gen und anmerkun­gen in guenter hacks textdump:

    Der Staat gibt vor, alles sehen zu kön­nen (siehe Punkt 2), wenn er aber han­deln soll, tut er so, als seien ihm die Hände gebun­den, von der bösen EU, durch inter­na­tionale Verträge, durch Ressourcen­man­gel, durch die all­ge­meine Wirtschaft­slogik, die halt nun mal so ist. Wenn der Staat agiert, dann nur mit noch mehr Repres­sion nach unten, weil das halt ein­fach­er ist, als Steuern von Ama­zon zu ver­lan­gen. Diese Diskrepanz führt zu ein­er Art Theodizeege­fühl, die schon ziem­lich mas­sive Wel­tre­li­gio­nen hat abschmelzen lassen.

    Die neona­tion­al­is­tis­chen Parteien sind nicht deswe­gen so erfol­gre­ich, weil sie dis­rup­tiv wären, son­dern weil sie beste­hende Leitlin­ien der Main­stream-Poli­tik der let­zten 30 Jahre kon­se­quenter und skru­pel­los­er wei­t­er­denken als die Cor­po­rate-Poli­tik­er selb­st.

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  • Welche Ursachen das Töten im Namen Gottes hat | FAZ — ein sehr guter gast­beitrag von friedrich wil­helm graf (der ja meis­tens sehr kluge dinge sagt …) in der “faz” über ursachen des religiösen ter­rors

    Es dient nicht der Entschuldigung der derzeit im Namen Allahs aus­geübten Ver­brechen, mögliche his­torische Par­al­le­len sicht­bar und auf die Gewalt­po­ten­tiale in allen Reli­gio­nen aufmerk­sam zu machen. Aber es ver­hin­dert eine falsche, essen­tial­is­tis­che Sicht auf den Islam, den es so wenig wie das Chris­ten­tum gibt. Die mus­lim­is­chen Reli­gion­skul­turen in Europa sind in sich höchst vielfältig und durch ganz unter­schiedliche kollek­tive Erfahrun­gen geprägt. Mus­lime in Kreuzberg, deren Eltern oder Großel­tern einst aus der Türkei kamen, teilen nicht die trau­ma­tisieren­den Erin­nerun­gen an kolo­niale Fremd­herrschaft, die für viele franzö­sis­che, noch vom Alge­rien-Krieg geprägte Mus­lime kennze­ich­nend sind.

    Nach den Anschlä­gen von Paris und nun auch Brüs­sel ließ sich im poli­tis­chen Betrieb eine Reak­tion beobacht­en, die nur als falsches seman­tis­ches Invest­ment beze­ich­net wer­den kann: Staat­spräsi­den­ten, Regierungschefs und Parteivor­sitzende beschworen ein­hel­lig „die Werte Europas“ oder „des West­ens“, die man gegen alle ter­ror­is­tis­chen Angriffe vertei­di­gen werde.
    […] Aber mit Werte-Rhetorik ist nie­man­dem geholfen.

    „Wert“ war ursprünglich ein Begriff der ökonomis­chen Sprache, und seine Ein­wan­derung in ethis­che Debat­ten und juris­tis­che Diskurse hat nur dazu geführt, die frei­heits­di­en­liche Unter­schei­dung von geset­zlich kod­i­fizierten Recht­snor­men und moralis­chen Verbindlichkeit­en zu unter­laufen. Deshalb ist es fatal, wenn Vertreter des Rechtsstaates diesen im Kampf gegen den Ter­ror­is­mus nun als eine „Wertege­mein­schaft“ deuten.

    für einen the­olo­gen auch fast über­raschend, aber natür­lich abso­lut richtig und ein punkt, der immer wieder gestärkt und verdeut­licht wer­den muss (weil er so gerne vergessen wird):

    Für wirk­lich alle gilt allein das Recht, und deshalb sind Rechts­brech­er zu ver­fol­gen und zu bestrafen.

  • Aus dem Tage­buch eines Benedik­tin­er­pa­ters: Wie man 1684 im Dom in Mainz den Oster­son­ntags­gottes­di­enst feierte | All­ge­meine Zeitung — die mainz­er “all­ge­meine zeitung” bringt eine mod­ernisierte fas­sung eines tage­buch­berichts über die oster­feier 1684 in mainz, ver­fasst von einem reisenden benedik­tin­er­pa­ter joseph diet­rich aus dem kloster ein­siedeln in der schweiz
  • My Hero­ic and Lazy Stand Against IFTTT | Pin­board Blog — der pin­board-grün­der/­be­treiber maciej cegłows­ki erk­lärt, warum es seinen (übri­gens sehr empfehlenswerten) ser­vice nicht mehr bei ifttt gibt. die kurz­fas­sung: deren unver­schämten, erpresserischen bedin­gun­gen für entwick­ler
  • Wer­bung – für 6 Euro | Über­me­di­en — peter breuer blät­tert sich auf “über­me­di­en” durch die vogue — und ist wenig ange­tan

    Das The­ma der „Vogue“ ist: „Langeweile“. Sowohl in den Anzeigen als auch in der Foto­strecke. „Komm Baby, stell Dich mal so hin und schau so pikiert, als würdest Du an einen völ­lig verkocht­en Grünkohl denken.“ Die Mäd­chen sind dünn, die Gesichter leer, die Klam­ot­ten teuer. In den Sechzigern gab es einen Dr. Oetk­er-Spot, in dem eine Frau am Herd ste­ht, ein Fer­tig­gericht zaubert und ein Sprech­er sagt: „Eine Frau hat zwei Lebens­fra­gen: Was soll ich anziehen? Und was soll ich kochen?“ Die Frauen der „Vogue“ haben sog­ar nur eine Lebens­frage, und selb­st die macht ihnen offen­sichtlich keinen Spaß.

  • Inge­borg Bach­mann: “In mir ist die Hölle los” | ZEIT ONLINE — der ger­man­ist Joseph McVeigh durfte frühe briefe von inge­borg bach­mann benutzen und zitieren und ist nun sich­er, dass man das werk der autorin nur biographisch ver­ste­hen kann. zum glück ist die “zeit” gegenüber solchem method­is­chen unsinn etwas skep­tis­ch­er …

    “Ich habe keine Matratzen­schnüf­felei betreiben wollen”, sagt Biograf McVeigh, “aber wenn man die zer­störerische Wirkung der bei­den katas­trophal gescheit­erten Beziehun­gen auf das Leben von Inge­borg Bach­mann nicht berück­sichtigt, kann man ihr späteres Werk kaum ver­ste­hen.”

  • Pressemit­teilun­gen als Genre: Ein-Blick in die uni­ver­sitäre Aktenkunde der Neuzeit | UniBlog­gT — was eine sehr knappe und schnöde pressemit­teilung ein­er uni­ver­sität dem aktenkundlich ver­sierten his­torik­er alles ver­rat­en kann …

Vigiles et studeas atque legas

Vig­iles et studeas atque legas, ut ex hoc buio tibi rema­nente, exci­teris ad stu­den­dum et leg­en­dum, cum vivere sine lit­teris mors sit et vilis homin­is sepul­tura — Wache und studiere und lies, damit du, wenn dir dabei ein Zweifel bleibt, dadurch (erst recht) ange­s­pornt wirst zum Studieren und Lesen, da ohne Wis­senschaft zu leben der Tod ist und ein elen­des Grab für den Men­schen.Siger von Bra­bant, Ques­tiones de ani­ma intel­lec­ti­va

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  • Eurokrise: “Es gibt keine ein­deuti­gen Geg­n­er” | ZEIT ONLINE — joseph vogl im gespräch mit der “zeit”:

    Ein­er­seits hat es ein gewaltiges Umverteilung­spro­gramm gegeben, bei dem pri­vate Schuld­ner – also vor allem die hoch ver­schulde­ten Großbanken – mith­il­fe öffentlich­er Gelder saniert wur­den. Ander­er­seits hat man mit der Restau­ra­tion des Finanzsys­tems auch das alte Schla­mas­sel der Zeit vor 2008 wieder her­bei­fi­nanziert: Es herrschen heute wieder die gle­ichen Risiko­la­gen, die gle­iche Insta­bil­ität an den Finanzmärk­ten. Para­dox­er­weise entste­ht diese neue Unsicher­heit eben genau durch die Maß­nah­men, also das Auss­chüt­ten von viel Geld, mit denen die Krise bekämpft wer­den sollte. Was sich in dieser Zeit hinge­gen tat­säch­lich verän­dert hat, ist die Art und Weise, wie wir regiert wer­den. […] Wir erleben also ger­ade ein finanzpoli­tis­ches Dou­blebind: Ein­er­seits gibt die herrschende Dog­matik vor, dass das Wirtschaftswach­s­tum nur mit Investi­tio­nen und neuem bil­ligem Geld zu erre­ichen ist. Ander­er­seits erhöht das gle­iche bil­lige Geld die Risikoan­fäl­ligkeit auf den Märk­ten. Dieses Dilem­ma kennze­ich­net also an einem Punkt ihre Macht und gle­ichzeit­ig ihre struk­turelle Ohn­macht.

    — er sagt noch einiges mehr, was das inter­view sehr lesenswert macht. und sehr beze­ich­nend ist, dass solche eigentlich emi­nent ökonomis­chen (und poli­tis­chen) beobach­tun­gen ger­ade ein kul­tur­wis­senschaftler machen muss — die “fach­leute” scheinen da (zumin­d­est in der deutschen öffentlichkeit) keine posi­tion und/oder stimme zu find­en …

  • Wolf­gang Ull­rich: „Urhe­ber­rechte für die sozialen Net­zw­erke gän­zlich sus­pendieren“ – iRights.info — der kun­sthis­torik­er wolf­gang ull­rich im inter­view mit irights über kun­st, inter­net, jus­tiz, das urhe­ber­recht — und tech­noviking

    Das Urhe­ber­recht denkt auch in den sozialen Net­zw­erken viel zu sehr vom klas­sis­chen Werk­be­griff her und nicht vom Ort, an dem etwas stat­tfind­et. Und da sehe ich die Par­al­le­len zur Prob­lematik in der Kun­st. Wer etwas in die Social Media platziert, gibt es frei – und die Welt kann damit machen, was sie will. Aber in den meis­ten Fällen macht die Welt gar nichts damit. Ab und zu passiert dann doch etwas, es entste­ht gar ein Mem.[…] Mein­er Mei­n­ung nach hinkt bei etlichen Urteilen die Recht­sprechung der Kun­st­prax­is um zwei bis drei Jahrzehnte hin­ter­her. Und das ist auch beim Tech­noviking der Fall.

  • Wehrma­cht: Die vergesse­nen Sol­datin­nen | ZEIT ONLINE — die his­torik­erin karen hage­mann erin­nert an die rolle der frauen im zweit­en weltkrieg

    Nicht nur in der pop­ulären Erin­nerung wurde das Aus­maß der mil­itärischen Krieg­sun­ter­stützung von Frauen lange vergessen, selb­st in der umfan­gre­ichen Geschichtss­chrei­bung zum Zweit­en Weltkrieg wer­den Frauen zumeist nur als Arbei­t­erin­nen in der Kriegsin­dus­trie oder Kranken­schwest­ern porträtiert. Dies ist um so bemerkenswert­er, als wir heute auf fast dreißig Jahre Forschung zum The­ma Geschlecht, Mil­itär und Krieg zurück­blick­en kön­nen und die Ära der Weltkriege zu den am besten erforscht­en Peri­o­den über­haupt gehört. Dieser Befund gilt nicht nur für die deutsche, son­dern ähn­lich auch für die inter­na­tionale Geschichtswis­senschaft. Wie ist die Ver­drän­gung zu erk­lären? Warum fällt es vie­len offen­bar noch heute so schw­er, sich Frauen als Sol­datin­nen vorzustellen?
    Ein Grund hier­für dürfte die Bedeu­tung sein, die dem Recht, im Dien­ste des Staates oder ein­er anderen höheren Macht Waf­fen tra­gen und töten zu dür­fen – oder im Kriegs­fall zu müssen – für die Markierung der Geschlech­ter­dif­feren­zen zukommt. Seit der Antike ist dieses Recht männlich kon­notiert. Die kom­ple­men­täre Rolle der Frauen bestand bis ins frühe 20. Jahrhun­dert hinein vor allem darin, Män­ner zum Kampf zu motivieren, Ver­wun­dete zu pfle­gen und Gefal­l­ene zu betrauern. […]Teil der Demo­bil­isierung in der Nachkriegszeit war in allen kriegs­beteiligten Staat­en eine Poli­tik, die die Vorkriegs­geschlechterord­nung und damit die soziale Sta­bil­ität wieder­her­stellen sollte. Frauen wur­den aus den Armeen ent­lassen und mussten ihre während des Krieges ein­genomme­nen Arbeit­splätze in Indus­trie, Han­del und Ver­wal­tung für die heimkehren­den Vet­er­a­nen frei machen, die wieder alleinige Fam­i­lienernährer wer­den soll­ten. Die 1950er Jahren mit ihrem Wirtschaftswun­der wur­den in West­deutsch­land und anderen Län­dern Wes­teu­ropas dank ein­er entsprechen­den Fam­i­lien­poli­tik zum “gold­e­nen Zeital­ter” des Mod­ells der “Alleinverdiener-Hausfrau”-Familie.

  • Stradi­varis Cel­lo: Oh, Mara! | ZEIT ONLINE — car­olin pirich über eines der berühmtesten cel­los aus der stradi­vari-werk­statt und seinen momen­tan­ten besitzer, chris­t­ian poltéra:

    “Das Mara zu spie­len ist wie mit der Stimme eines anderen zu sprechen”, sagt der neue Part­ner des Mara. “Das dauert ein, zwei Jahre, bis es nach mir klingt.”

  • Social Media: Das Netz bist du! | ZEIT ONLINE — kil­ian troti­er porträtiert den britis­chen anthro­polo­gen daniel miller (und seine forschung), der weltweit die nutzung sozialer net­zw­erke erforscht und schon mal eines fest­gestellt hat: die regionalen nutzung­sun­ter­schiede sind gewaltig.
  • Eine Lanze für bloggende Studierende: Patrick Bah­n­ers zur Causa Mün­kler-Watch | Redak­tions­blog — patrick bah­n­ers legt dar, warum es nicht ganz so abstrus, unver­schämt und ohne vor­bild ist, als bloggende studierende mit einem kri­tis­chen blog anonym bleiben zu wollen. und macht neben­bei eine inter­es­sante anmerkung:

    Heikel für Mün­kler ist, dass einige der ihm zugeschriebe­nen Ein­las­sun­gen, die ihn in keinem guten Licht daste­hen lassen, für Leute, die ihn ken­nen, einen nur allzu glaub­würdi­gen Sound haben.

  • Nachruf auf Odo Mar­quard — Mit Witz zum Denken anre­gen — ein Nachruf auf den Philosophen Odo Mar­quard beim deutsch­landra­dio
  • Gewalt | Schmalenstroer.net — michael schmalen­stroer bringt auf den punkt, warum man bei der darstel­lung von gewalt­täti­gen momenten der geschichte manch­mal sich ein­er sehr krassen sprache (und/oder bilder) bedi­enen muss:

    Wenn Dig­i­tal­Past also bru­tal ist, dann beschw­ert euch bei euren Großel­tern. Weil die bru­tal waren.

  • Streik: Hur­ra, Deutsch­land liegt lahm | ZEIT ONLINE — sehr guter kom­men­tar zum streiken in deutschlnd, unter anderem mit diesem schö­nen und lei­der so abso­lut zutr­e­f­fend­en satz: »Die SPD agiert momen­tan also unge­fähr so sozialdemokratisch wie Ayn Rand beim Rest­posten­verkauf.«
  • The Opera Plat­form — schöne ini­tia­tive:

    Die Opern­plat­tform ist eine Part­ner­schaft zwis­chen Opera Europa, einem 155 Opern und Fest­spiele umfassenden Net­zw­erk, dem Kul­tursender ARTE und 15 Opern­häusern aus ganz Europa. Sie wird vom Pro­gramm Kreatives Europa der Europäis­chen Kom­mis­sion unter­stützt und ist für alle Beiträge offen, die Oper einem bre­it­eren Pub­likum zugänglich machen wollen.

  • Bahn-Streik: Danke, Claus Wesel­sky! — Aug­stein-Kolumne — SPIEGEL ONLINE — sehr richtiger kom­men­tar von jakob aug­stein zur rel­e­vanz des gdl-streiks & warum die deutschen der gdl danken soll­ten

Ins Netz gegangen (26.3.)

Ins Netz gegan­gen am 26.3.:

  • Fahrrad­boom und Fahrradin­dus­trie — Vom Draht­e­sel zum “Bike” — ein sehr schön­er, langer, vielfältiger, bre­it­er und inten­siv­er text von gün­ter brey­er zur sit­u­a­tion des fahrrads als pro­dukt in deutsch­land: her­stel­lung, ver­trieb, verkauf in deutsch­land, europa und asien — mit allem, was (ökonomisch) dazu gehört …
  • Geset­zge­bung: Unsinn im Strafge­set­zbuch | ZEIT ONLINE — thomas fis­ch­er legt in sein­er zeit-kolumne unter dem titel “Unsinn im Strafge­set­zbuch” sehr aus­führlich dar, warum es im deutschen recht ein­fach schlechte, d.h. handw­erk­lich verp­fuschte, para­graphen gibt und fordert, in dieser hin­sicht auch mal aufzuräu­men

    Ein Beispiel für miss­glück­te Geset­zge­bung und insti­tu­tion­al­isierte Ver­ant­wor­tungslosigkeit – und ein Aufruf zur Reparatur

  • Anti­semitismus: Was heißt “N.soz”? | ZEIT ONLINE — adam soboczyn­s­ki über den ver­dacht (der sich bis­lang nicht erhärten oder wider­legen lässt), dass die hei­deg­ger-aus­gabe möglicher­weise philol­o­gisch nicht sauber erstellt wurde (was insofern prob­lema­tisch ist, als der zugang zum nach­lass nur eingeschränkt möglich ist und die hei­deg­ger-aus­gabe eh’ schon keine kri­tis­che ist — was bei einem philosophen dieses ranges & ein­flusses eigentlich notwendig wäre)

    Hätte der mas­sive Anti­semitismus des Philosophen Mar­tin Hei­deg­ger früher belegt wer­den kön­nen? Das fragt sich mit­tler­weile auch der Ver­lag der umstrit­te­nen Gesam­taus­gabe und ver­langt jet­zt den Her­aus­ge­bern Rechen­schaft ab.

  • Musik — Der vol­lkommene Musik­er — Süddeutsche.de — rein­hard brem­beck würdigt zum 90. geburt­stag pierre boulez und seine eigentlich irren leis­tun­gen:

    Boulez, der an diesem Don­ner­stag seinen 90.Geburtstag feiert, ist der vol­lkommene Musik­er. Er ist Kom­pon­ist, Diri­gent, Forsch­er, Intellek­tueller, Pro­voka­teur, Päd­a­goge, Ensem­ble- und Insti­tutsgrün­der in Per­son­alu­nion. Und das alles nicht nur im Neben‑, son­dern im Haupt­beruf. Damit ste­ht er heute zwar allein da, er knüpft aber an ein bis in die Roman­tik dur­chaus gängiges Berufs­bild an, das Musik­er nur gel­ten lässt, wenn sie möglichst all diese Tätigkeit­en gle­icher­weise ausüben.
    Boulez ist von Anfang an ein Prak­tik­er gewe­sen. Aber ein­er, der sich nie seine Träume durch die Ein­schränkun­gen und faulen Kom­pro­misse der Prax­is kor­rumpieren ließ.

  • Pierre Boulez: “Sprengt die Opern­häuser!” | ZEIT ONLINE — eine geburt­stagswürdi­gung für pierre boulez von felix schmidt, die sich stel­len­weise schon fast wie ein nachruf liest …

    Boulez hat dem Musik­be­trieb einen gewalti­gen Stoß ver­set­zt und ihm viel von sein­er Gedanken­leere aus­getrieben. Die Langzeit­fol­gen sind unüber­hör­bar.

  • Ille­gale Down­loads machen dem E‑Book-Markt Sor­gen — ein etwas selt­samer artikel von clemens voigt zur pira­terie bei ebooks: eigentlich will er gerne etwas panik ver­bre­it­en (und pira­terie mit dem dieb­stahl physich­er gegen­stände gle­ich­set­zen) und lässt deshalb aus­führlich die abmah­nan­wälte wal­dorf-from­mer zu wort kom­men und anbi­eter von pira­terie-bekämp­fungs-soft­ware. ander­er­seits wollen die ver­leger diese panikmache wohl nicht so ganz mit­machen … — deswe­gen bleibt das etwas ein­seit­ig …
  • Selb­st­bild ein­er Uni­ver­sität « erlebt — françois bry über das prob­lema­tis­che ver­ständ­nis von wis­senschaft & uni­ver­sität, dass “kinderu­nis” ver­mit­teln kön­nen:

    Die Fam­i­lien­vor­lesung war unter­halt­sam. Lehrre­ich war sie insofern, dass sie ein paar Vorstel­lun­gen auf den Punkt brachte:
    Ein Pro­fes­sor ist ein Star.
    Eine Vor­lesung ist eine ein­drucksvolle Schau.
    Ver­ste­hen, worum es bei ein­er Vor­lesung geht, tut man wenn über­haupt außer­halb des Hör­saals.

  • Fehlende Net­zneu­tral­ität für Telekom-Kun­den spür­bar | daniel-weber.eu — daniel weber erk­lärt, wie die telekom den fehlen­den zwang zur net­zneu­tral­ität aus­nutzt und warum das auch für ganz “nor­male” kun­den schlecht ist
  • Autoren nach der Buchmesse — Sibylle-Berg-Kolumne — SPIEGEL ONLINE — sibylle berg ist gemein — zu ihre kol­le­gen schrif­stellern und den vertretern des lit­er­ar­jour­nal­is­mus:

    Auf allen Kanälen wur­den Schrift­steller wieder über ihr Schrift­steller­tum befragt, und sie gaben mit schiefgelegtem Kopf Auskun­ft. Warum Leute, die schreiben, auch noch reden müssen, ist unklar. Aber sie tun es. Es wird erwartet. Da muss irgen­dein Anspruch befriedigt wer­den, von wem auch immer. Da muss es wabern, tief und kapriz­iös sein. Das muss sein, denn das Schreiben ist so ein unge­mein tiefer Beruf, dass jed­er gerne ein wenig von der lei­den­den tiefen Tiefe spüren mag.

    (das beste kann ich nicht zitieren, das muss man selb­st lesen …)

  • Rus­s­land: Was Putin treibt | ZEIT ONLINE — gerd koe­nen als (zeit-)historiker über ukraine, rus­s­land und was putin so umtreibt … (und die kom­mentare explodieren …)
  • Woh­nungs­bau: Es ist zum Klotzen | ZEIT ONLINE — han­no rauter­berg rantet über den ein­fall­slosen woh­nungs­bau in ham­burg — gilt aber so ähn­lich auch für andere städte …

    Häuser wer­den streng rasiert geliefert, oben alles ab. Das alte Spiel mit Trapez- und Trep­pengiebeln, mit Walm‑, Sat­tel- oder Mansard­däch­ern, ein Spiel, das Häusern etwas Gemütvolles ver­lei­ht, auch etwas Behü­ten­des, scheint die meis­ten Architek­ten kaum zu inter­essieren. Es regiert die kalte Logik des Funk­tion­al­is­mus, sie macht aus dem Wohnen eine Ware. Und da kann ma…

  • Ukraine: Frei­heit gibt es nicht umson­st | ZEIT ONLINE — geigerin Lisa Bati­ashvili zur sit­u­a­tion in der ukraine und europa sowie seine werte
  • Son­nen­fin­ster­n­is: Ein Main­stream der Angst­mache — Feuil­leton — FAZ — Main­stream der Angst­mache
  • Amerikanis­ch­er Drohnenkrieg — Was die Regierung unter Aufk­lärung ver­ste­ht — Süddeutsche.de — die süd­deutsche über die unfähigkeit der bun­desregierung, sich ans völk­er­recht zu hal­ten (wollen), hier beim drohnenkrieg der usa:

    Jenen “Frage­bo­gen”, auf dessen Beant­wor­tung die Bun­desregierung ange­blich so gedrun­gen hat, erachteten die Amerikan­er jeden­falls “als beant­wortet”, teilte das Auswär­tige Amt jüngst auf Fra­gen der Linkspartei-Abge­ord­neten Andrej Hunko und Niema Movas­sat mit. Man sehe die Angele­gen­heit damit als “gek­lärt” an, schrieb eine Staatssekretärin. Die Fra­gen bleiben also weit­ge­hend unbeant­wortet. Und die Bun­desregierung nimmt das ein­fach so hin. “Das Auswär­tige Amt will keine Aufk­lärung, inwiefern US-Stan­dorte in Deutsch­land am tödlichen Drohnenkrieg der US-Armee in Afri­ka und Asien beteiligt sind”, kri­tisieren die Par­la­men­tari­er Hunko und Movas­sat. “Das ist nicht nur undemokratisch, son­dern es erfüllt den Tatbe­stand der Strafvere­it­elung.”

  • Deutsch­land: Am Arsch der Welt | ZEIT ONLINE — david hugen­dick haut den deutschen das abend­land um die ohren

    Das Abend­land ist ein deutsch­er Son­der­weg von Kul­tur, Geist, Stolz, Volk und Wein­er­lichkeit. Warum dieses Geis­ter­re­ich der Gefüh­le nicht totzukriegen ist. Eine Polemik

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