Wenn ein Musik­er seine Band „Selb­sthil­fe­gruppe für angst­freies Musizieren” nen­nt, ver­fügt er wahrschein­lich über eine gute Por­tion Humor. Wenn der Schlagzeuger von Lyam­biko, Torsten Zwin­gen­berg­er, das tut, hat er vor allem Recht. Denn Angst haben Sän­gerin Lyam­biko und ihr Trio im Frank­furter Hof sicher­lich nicht: Son­st wür­den sie wohl kaum so relaxt und lock­er arbeit­en.

Aber entspan­ntes Musizieren ohne Angst macht allein noch keine gute Musik aus. Denn bei Lyam­biko wird die Sicher­heit auf der Bühne durch einen weit­ge­hen­den Verzicht auf Risiken erkauft. Was gibt es schon zu hören: Eine junge, tal­en­tierte Sän­gerin mit angenehmer Stimme und ein ver­siertes All­round-Trio. Hem­mungslose Ekklezi­tis­ten sind sie alle, wie sie da auf der Bühne ste­hen. Aus allen Eck­en suchen sie sich ihr Mate­r­i­al zusam­men: Ein wenig Swing, eine gute Por­tion Blues, dann noch ein biss­chen Latin, ergänzt um eine Prise Eth­no-Pop und abgeschmeckt mit ein­er Prise Mod­ern Jazz – fer­tig ist der Ein­topf. Dumm ist nur, dass aus dem ganzen Mis­chmasch nichts Neues entste­ht. So bleibt eben gute, ungewöhn­lich erfol­gre­iche Unter­hal­tung. Und deshalb ist es auch nicht ver­wun­der­lich, dass die CD von Lyam­biko in den Pop-Charts notiert wird. Vom Geist des Jazz, von sein­er Kraft und Aus­drucks­fähigkeit, ist das näm­lich schon ein ganzes Stück ent­fer­nt.

Dabei sind die Musik­er wirk­lich nicht schlecht. Neben den flinken Fin­gern des Pianis­ten Mar­que Lowen­thal ist es vor allem Schlagzeuger Torsten Zwin­gen­berg­er, der ab und an doch aufhorchen lässt. Wie er Stöcke und Besen über Trom­mel und die riesi­gen, hal­len­den Beck­en tanzen lässt, wie er rast­los zwis­chen Per­cus­sions und Drum­set pen­delt — das alles weist ihn deut­lich als feinsin­ni­gen Klangtüftler aus.

Lyam­biko selb­st, ganz unbeschei­den als „the most beau­ti­ful voice“ angekündigt, ist ja dur­chaus nett anzuse­hen und anzuhören. Eine gefäl­lige, wohltö­nende Stimme, die aber bis jet­zt mehr von ihren poten­tiellen als den tat­säch­lichen Qual­itäten prof­i­tiert. Denn bei aller Gewandtheit und Aus­drucks­fähigkeit: Inspi­ra­tion und Inno­va­tion sind ihre Stärken nicht. Als Jazz ist die Musik denn auch recht belan­g­los: Friedlich mäan­dert das in gewohnt-belan­glos­er Form vor sich hin. Als Unter­hal­tungsmusik ist es solides Kun­sthandw­erk – und das ist ja auch schon was.

(geschrieben für die Mainz­er Rhein-Zeitung)