rein­hard jir­gl, in meinen augen ein­er der ganz weni­gen ganz großen leben­den deutschen schrift­steller (in der bedeu­tung als sprach-kün­stler) erhält heute den lion-feucht­wanger-preis für his­torische romane. fast ein wenig iro­nisch, diese ausze­ich­nung. denn auch wenn jir­gls romane sich the­ma­tisch mit der ver­gan­gen­heit beschäfti­gen (zwar nicht unbe­d­ingt in erster lin­ie, wie es die pressemit­teilung der akademie der kün­ste will, mit “mit heißen Eisen, die son­st kein­er anfassen mag”), so fällt mir ihre charak­ter­isierung als “his­torische” romane doch eher schw­er. das liegt natür­lich zum einen an der form/kategorie selb­st, die ja in der regel nur ein zer­rbild ihrer selb­st ist, zum anderen aber auch an jir­gls tex­ten — denn in mein­er lek­türe gibt es kaum gegen­wär­tigere texte als jir­gls romane. da ist die tit­ulierung als “his­torisch” eben eher ungewöhn­lich. die charak­ter­isierung als “his­to­ri­ographis­che metafik­tion”, auch wenn sie ein begrif­flich­es unge­heuer ist, scheint mir — als ((post-)moderne) vari­ante und fort­set­zung des “klas­sis­chen” his­torischen romans für jir­gl geeigneter. aber dafür gibt es (noch) keine preise.