aus irgend einem grunde fällt mir das hier ger­ade ein — jed­er, der schon ein­mal (oder gar öfter) so ein video gese­hen hat, wird diese schilderung ken­nen…

gunnar homann

how to have some fun with some friends: szenen eines videoabends

ich bin ja kein pad­dler. aber ich kenne pad­dler. und die pad­dler, die ich kenne, schauen manch­mal pad­delvideos. da schau ich mit. gar nicht so sehr aus sozi­ol­o­gis­chem inter­esse, son­dern eher weil ich es unter gar keinen umstän­den ver­passen will, wenn mit­tel-irrsin­nige vol­lkom­men irrsin­ni­gen zuschauen. allein die fach­sim­pelei über boote! es gibt blaue. und es gibt grüne. und gelbe. es gibt solche von ein­er fir­ma, solche von ein­er anderen und solche von noch mal anderen fir­men. die mit­tel-irrsin­ni­gen, mit denen ich pad­del-videos schaue, erken­nen die marke immer sofort. was aber noch viel unglaublich­er ist: sie erken­nen sog­ar die vol­lkom­men irrsin­ni­gen, die in den booten sitzen, und zwar nur am helm!
jemand schiebt den ersten video rein. ach, denke ich, jet­zt geht es gle­ich wieder los: eine unternehmungslustig klin­gende stimme wird erk­lären, wo sich irrsin­nige wasser­fälle run­ter­stürzen wer­den. und tat­säch­lich: eine unternehmungslustige stimme erk­lärt, wo sich gle­ich ein paar irrsin­nige die wasser­fälle hin­un­ter­stürzen wer­den. der ort ist aber nicht so wichtig.
wichtiger ist, was jet­zt kommt: men­schen­fresser­musik. uah! bamm-bamm. uah! uah! bamm­bamm-bamm. und hier der erste irrsin­nige. er fährt an, macht alles falsch, über­schlägt sich, haut sich an felsen an, fällt in ein tosendes beck­en. so einen scheiß würde ich nie machen. die machen das aber. ein paar von den mit­tel-irrsin­ni­gen, mit denen ich das video schaue (und die momen­tan übri­gens nicht sehr intel­li­gent auf den bild­schirm star­ren), auch. aber wenig­stens lassen sie sich dabei nicht fil­men.

menschenfressermusik

wenn dann der erste depp endlich run­terge­poltert ist, kommt der moment, auf den ich in wirk­lichkeit gewartet habe: meine lieblingspas­sage in pad­delvideos, das sah­ne­häubchen, die amare­nakirsche auf der eis­creme­torte. denn jet­zt sehen wir den irrsin­ni­gen, der sich ger­ade alles kaputtge­hauen hat, beim inter­view auf der inten­sivs­ta­tion, quatsch, am ufer. er tropft, lacht und ist sehr lebendig. mit anderen worten: wir sehen irgend einen­jun­gen mann von der straße, für fünf dol­lar vor die kam­era gelockt, in ned­pren gesteckt, mit einem eimer wass­er übergössen und vor ein­er foto­tapete aufgestellt, um den klap­skalli zu erset­zen, der sich eben in den tod gestürzt hat.
na gut, vielle­icht irre ich mich. aber wenn der junge mann, den wir sehen, wirk­lich der junge draufgänger ist, macht das die fol­gende szene umso erschüt­tern­der. denn jet­zt fühlt ein unsicht­bar­er inter­view­er dem draufgänger knall­hart auf den zahn und hin­ter­fragt den ganzen wahnsinn mal so richtig und gesamtkri­tisch. man hört die frage zwar nie, aber aus der antwort kann man schließen, dass sie ziem­lich genau so laut­en muss: “sag mal steve, alte hütte, das ist zwar doof, aber in den anderen videos fra­gen die das auch immer. also, wieso pad­delst du eigentlich?”
und was antwortet der draufgänger? etwa: “och, weiß nich, aber da wo ich herkomme, sind eigentlich alle gestört”? ach woher. der draufgänger strahlt, ham­pelt ein biss­chen rum und ver­fällt in einen dem ohr schme­ichel­nden singsang, in dem sich neun worte unun­ter­brochen wieder­holen: yeah. it’s. great have. some. fun. with. some. friends. fünf minuten geht das so. ger­ade, wenn alle ein­schlafen, kommt wieder men­schen­fresser­musik und völ­lig über­raschend: der zweite pad­dler. obwohl er ganz genau gese­hen hat, wie es seinen vorgänger zer­bröselt hat, fährt er an den fall ran, macht alles falsch, über­schlägt sich, haut sich an, fällt in ein tosendes beck­en, dann wieder bamm­bammhave­some­fun-with­some­friends. plöt­zlich und wie aus heit­erem him­mel: der dritte pad­dler.
bevor ich auf ihn, sein boot, seinen helm sowie sein gesamtes ver­hal­ten genauer einge­hen werde, sollte ich vielle­icht kurz reka­pit­ulieren, was sich bish­er im ersten von den 23 hier zu behan­del­nden videos abge­spielt hat, damit auch die zu spät gekomme­nen gäste auf dem laufend­en sind. also: bish­er sind zwei pad­dler einen fall gefahren, haben alles falsch gemacht, sich über­schla­gen, um her­nach in ein tosendes beck­en zu fall­en. dann haben sie gemurmelt, es sei schön. spaß mit fre­un­den zu haben, und meine mit­guck­er haben blöd genickt.

pro video 18.000.000 mal

nun aber wie ver­sprochen zum drit­ten paddler…nein, halt, es gibt eine über­raschung: es meldet sich näm­lich wieder die stimme. sie verkün­det, dass sich die pad­dler jet­zt woan­ders anhauen wer­den! und dieses mal fährt der pad­dler, der beim ersten mal zuerst gefahren ist, vielle­icht als drit­ter! dann aber wieder der zweite, der dritte, dann kommt der vierte, dann der fün­fte. dieser zyk­lus wird in gut gemacht­en videos min­destens 18 mil­lio­nen mal durch­laufen. dann kommt das näch­ste video. und dann alle videos hin­tere­inan­der weg. ich schaue gerne pad­delvideos with some friends. yeah. it’s great. eat some chips, have some fun, bamm­bamm­bamm. was daran gut
ist? keine ahnung. ich bin ja kein pad­dler.

(aus dem kanu­magazin)