Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Jahr: 2008 Seite 5 von 14

wovon haruki murakami schreibt, wenn er vom laufen schreibt

ein schönes kleines buch, in dem so ziem­lich alles rund ums laufen ste­ht. und noch ganz nett geschrieben, klar und präzise, flüs­sig zu lesen.

das inter­es­sante sind hier aber natür­lich die inhalte, die reichen erfahrun­gen, die muraka­mi als langjähriger läufer gemacht. dabei geht es gar nicht so sehr um tech­nis­che details — das buch wen­det sich schließlich an ein all­ge­meines pub­likum, nicht nur an läufer. son­dern vor allem um per­sön­lich­es, um verän­derun­gen der eigen- und fremder­fahrung. natür­lich spie­len auch ver­meintliche kleinigkeit­en immer wieder hinein. etwa die auswahl passender schuhe, wenn muraka­mi vom “psy­chol­o­gis­chen vorteil” guter schuhe berichtet (übri­gens ist er, wie ich auch, offen­bar ein mizuno-fan).

muraka­mi ist zwar kein streak­läufer, prak­tiziert aber trotz­dem das tägliche laufen — mit unter­brechun­gen — als ziel und meth­ode. auch wieder ein sym­pa­this­ch­er zug an ihm. vor allem aber die offen­heit, mit der er nicht nur von den schmerzen des vor­bere­i­t­en­den train­ings berichtet, son­dern auch die erfahrung und ver­ar­beitung von nieder­la­gen erläutert, sind gute pas­sagen. ger­ade das let­ztere, die aus­dauernde und tiefe refk­lek­tion der nieder­lage — die ja beim laufen weniger mit dem “ver­lieren” im wet­tkampf  als mit dem nichter­re­ichen eines per­sön­lichen zieles zusam­men­hängt — ist wohl etwas wirk­lich läufer­typ­is­ches: läufer scheinen sich viel inten­siv­er mit diesen erfahrun­gen auseinan­derzuset­zen als andere hob­bysportler. wohl ein­fach deshalb, weil langstreck­en­läufer — wenn sie nicht außeror­dentliche begabun­gen sind — nie da herumkom­men, irgend­wann eine oder die andere zu erfahren. und im gegen­satz zu wet­tkampf- und/oder mannschaftss­portarten ist man halt immer wirk­lich selb­st schuld — es gibt sozusagen keine ausre­den. aber genau dieses moment ist es auch wieder, dass das laufen so wertvoll macht: man lernt, mit solchen rückschlä­gen umzuge­hen — man muss es ler­nen. man lernt sozusagen so etwas wie “demut”: auch wenn man auf der einen seite die erfahrung der enor­men leis­tungs­fähigkeit eines men­schlichen kör­pers (und ihrer steigerungs­fähigkeit) macht, so lernt man eben auch die gren­zen dieses kör­pers immer wieder ganz unmit­tel­bar ken­nen. das ist eine wesentliche erfahrung, die jed­er halb­wegs ambi­tion­ierte läufer macht. und die beschreibt muraka­mi sehr gut — ich glaube, anhand seines textes kön­nen das auch nichtläufer nachvol­lziehen …

auch die vielfälti­gen verän­derun­gen durch und im laufen kom­men bei ihm nicht zu kurz: die verän­derun­gen der wahrnehmung etwas, von sich selb­st und der umge­bung, die man anders — inten­siv­er gar nicht unbe­d­ingt, aber direk­ter, näher — erfährt — z.b. den wan­del der zeit, der jahreszeit­en, der jahre … natür­lich auch die verän­derun­gen des eige­nen kör­pers. aber auch die verän­derun­gen des “geistes” — die (konzentrations-)stärke (die hm die par­al­lele zum schreiben ziehen lässt) zum beispielt, das durch­hal­tev­er­mö­gen, die forderung der eige­nen fähigkeit­en, die aus­lo­tung von gren­zen und der ver­such, diese gren­zen im rah­men der möglichkeit­en zu ver­schieben. all das ste­ht in diesem kleinen, sym­pa­this­chen büch­lein auf ganz unauf­dringliche, per­sön­lich gefärbte weise geschrieben.

haru­ki muraka­mi: wovon ich rede, wenn ich vom laufen rede. köln: dumont 2008.

langer lauf als tempotraining

das habe ich heute mal aus­pro­biert ;-). vorge­se­hen waren 22 km @ 5:08 min/km. also bin ich los­ge­zo­gen: den buch­wald­skopf in rich­tung bul­lau — die stan­dard­strecke eben. und weil’s ja schnell wer­den sollte, habe ich schon am buch­wald­skopf gas gegeben. und dann den weg hin­auf nach bul­lau immer mehr. oben angekom­men hat­te ich schon einen schnitt von 5:10 min/km — so schnell war ich noch nie den hügel hin­auf gekom­men. und das forderte natür­lich kon­se­quen­zen: jet­zt musste das tem­po hochbleiben — eigentlich ja sog­ar kon­tinuier­lich schneller wer­den. und das wurde es dann auch tat­säch­lich. bis zur halb­marathon-marke, die ich bei 1:38:25 passierte — das ist absolute bestzeit, und im train­ing erst recht. danach bin ich einen tick langsamer gewor­den (wie man an der tem­po-kurve gut sieht, bei km 23 ist der steile abschnitt des kreuzweges in erbach auch gut zu erken­nen). ins­ge­samt war ich dann nach 23,90 km wieder zu hause. dafür habe ich ger­ade ein­mal 1:50:38 gebraucht — also ein schnitt von schlap­pen 4:38. und das entspricht ziem­lich genau dem, was mein train­ings­plan mir ger­ade als wet­tkampf­spez­i­fis­ches tem­po verord­net. das ich so eine geschwindigkeit über knapp 24 kilo­me­ter inklu­sive +/- 400 höhen­meter durch­halte, hätte ich nicht gedacht. jet­zt kann der näch­ste marathon eigentlich kom­men …

tempokurve trainingslauf 16.8.2008

tem­pokurve train­ingslauf 16.8.2008

neues laufrevier: ober-olmer-wald

ich habe es endlich mal wieder geschafft, mich mit lars zum laufen zu verabre­den. dieses mal waren wir in “seinem” revi­er, dem ober-olmer-wald. los ging’s — nach ein­er früh­mor­gendlichen fahrrad­tour durch mainz für mich — am ort­srand von mainz-drais. von dort ziem­lich ziel­stre­big in das kleine wäld­chen. dort sind wir dann gefühlt kreuz und quer über angenehme, meist schöne schmale fußwege gelaufen. auf der karte zeigt sich freilich, dass wir gar nicht so durcheinan­der waren, son­dern schön brav eine runde am wal­drand gezo­gen haben. eine schöne ecke ist das — kaum läufer bzw. leute über­haupt unter­wegs, schöne natur (oder was davon in einem deutschen wald halt übrig ist), angenehme wege. und zusam­men mit lars hat­te ich auch ein recht ordentlich­es tem­po. eigentlich viel zu ordentlich, denn der geplante nor­male dauer­lauf wurde dann eher zügig: 14,4 km @ 5:25 min/km, also 1:18:03 laufzeit — ein guter tages­be­ginn. die strecke kann man hier sehen: klick

abends habe ich das freilich dann doch etwas gemerkt. obwohl ich wieder einen enor­men tem­po­drang hat­te, waren die beine doch nicht mehr so ganz frisch — welch wun­der …

monday, monday

mon­tags machts das laufen am wenig­sten spaß.  das liegt aber nicht am wochen­tag (und auch nicht an “the mamas & the papas”). aber zum wochenauf­takt sieht mein train­ings­plan im moment immer das wöchentliche inter­vall­train­ing vor. und das ist während dem laufen nicht so spaßig. let­zte woche waren es 11x600m, heute schon angenehmere 5x1600m. obwohl ich bei den let­zten bei­den wieder­hol­un­gen das jew­eils let­zte vier­tel schon ganz schön schw­er fand. gut, ich war auch wieder ein­mal etwas schneller als ich sollte — der plan hinkt meinem for­mauf­bau ger­ade ein wenig nach. aber trotz­dem — inter­vall­train­ing ist immer eine ziem­liche schin­derei. wenig­stens fühlt man sich danach recht großar­tig, wenn man es wieder geschafft hat. nur wenn es mal nicht klappt, wenn die zeit­en für die indi­vidu­elle tages­form zu schnell sind, dann ist es auch ziem­lich nieder­schmetternd. aber irgend eine ausrede find­et sich dann auch immer. wenig­stens brin­gen diese harten train­ing­sein­heit­en auch viel — seit ich die regelmäßig mache, habe ich doch deut­lich an tem­postärke gewon­nen. das ist ja immer­hin etwas. und ein dreis­tun­den­marathon braucht das halt auch …

nein, das wird keine urlaub­s­bericht ;-). aber mein langer lauf führte mich diese woche in rich­tung süden: über bul­lau und die geb­hardt­shütte bin ich in rich­tung kräh­berg gelaufen. vom reußenkreuz aus führte mich der weg — mit einem kleinen, unge­planten umweg — über den anfang des sens­bach­tals nach beer­felden. von dort aus dann zunächst rich­tung etzean. eigentlich wollte ich dann knapp ober­halb von het­zbach auf der west­lichen tal­seite bleiben. aber der weg, den ich aus­ge­sucht hat­te, endete an einem wei­deza­un. und zu dem zeit­punkt hat­te ich schon keine lust mehr, nach alter­na­tiv­en zu suchen. also bin ich ein­fach das stückchen nach het­zbach an der bun­desstraße gelaufen und dort auf den müm­ling­tal­rad­weg eingeschwenkt (wo ich sehr alleine war — in dem teil des tales wird der rad­weg offen­bar auch am woch­enende wenig genutzt). nach noch nicht ein­mal drei stun­den war ich dann schon wieder zu hause — 32 kilo­me­ter waren es. und eine schöne strecke, vor allem die erste hälfte bis beer­felden: viel wald, angenehme wege, keine autos, ein paar wenige radler und spaziergänger — vor allem aber ganz viel ruhe. sich­er war das nicht das let­zte mal, dass ich mich in diese rich­tung aufgemacht habe. denn im gegen­satz zu meinen anderen run­den dieser länge hat diese strecke recht wenig höhen­meter: bis bul­lau geht es halt ordentlich bergauf. danach verteilt es sich aber ganz gut (sieht man auch sehr schön an meinem tem­po: die knapp 8 kilo­me­ter bis bul­lau hin­auf hat­te ich einen durch­schnitt von 5:55 min/km, der rest flog in 5:05 min/km vor­bei). wieder ein­mal also viel zu schnell ;-)

die strecke ist hier zu sehen: klick.

schluss mit lustig

Carl Orffs „Carmi­na Burana“ ist die klas­sis­che Kom­po­si­tion schlechthin. Und wenn es mit diesem Ren­ner auf dem Pro­gramm schon ein pop­uläres Konz­ert wird, dann auch richtig: Also kop­pelte Joshard Daus Orffs größten Hit noch mit Sergej Prokof­jews „Peter und der Wolf“. Damit ist ein ausverkauftes Haus qua­si dop­pelt garantiert. Die Rhein­gold­halle war dann beim Semes­ter­ab­schlusskonz­ert des Col­legium musicum auch bis auf den let­zten Platz beset­zt.

Zwei Kracher standen also an. Und genau so liess es der Diri­gent des Uni­ver­sität­sor­ch­esters auch spie­len: Krachend. Das klappte mal mehr, mal weniger gut.

„Peter und der Wolf“ lebte in der Rhein­gold­halle vor allem von sym­pa­tisch-bär­beißigem Erzäh­ler Dirk Schort­e­meier, der mit sonor­er Stimme und gelassen­em Under­state­ment für Ord­nung sorgte. Daus übte sich der­weilen in größt­möglich­er Zur­ck­hal­tung. Immer­hin kon­nte das Col­legium musicum mit gut vor­bere­it­eten Bläser­solis­ten aufwarten. Son­st blieb die klan­gliche Seite des musikalis­chen Märchens aber blass und unauf­fäl­lig, ganz ohne Pepp oder Funkeln: Denn wirk­lich bril­lieren kon­nte das Orch­ester damit nicht.

Die „Carmi­na Burana“ leben zu einem großen Teil von ihren Massen. Auch auf der Bühne wird es mit Chor und Orch­ester des Col­legium musicum dabei recht eng. Aber dass Daus es nicht schafft, ohne auswär­tige Unter­stützung auszukom­men und sowohl Schlag­w­erk­er als auch den Kinder­chor DOREMI aus Mannheim ein­laden musste, ist schon selt­sam.

Man kön­nte diese klan­glichen Massen Orffs allerd­ings auch dif­feren­zieren. Daus machte sich diese Mühe nicht. Am wohlsten fühlte er sich im for­tis­si­mo, das er immer wieder bre­it und mas­siv auslebte. Dieser plat­te, ein­seit­ige Zugang wird Orff zwar nicht ganz gerecht. Der eine Aspekt, die Über­wäl­ti­gung durch Kraft und freudi­ge Erre­gung, der gelang ihm aber überzeu­gend. Raum für klar struk­turi­erte Abläufe blieb da allerd­ings nur sel­ten. Am ehesten waren sie noch in den Chor­par­tien zu hören – die Vokalis­ten schienen allein für sub­tilere Klangab­stu­fun­gen zuständig zu sein. Die Solis­ten unter­stützten ihn dabei recht har­monisch. Beson­ders der Bari­ton Wolf­gang New­er­la tat sich neben dem Tenor Daniel Sans und der Sopranistin Ste­fanie Dasch her­vor: Durch die stimm­liche und the­atralis­che Verköpe­rung der Rolle, die zwar vor Derb­heit­en – etwa in seinem Auftreten als spie­len­der Säufer – nicht frei blieb, daneben aber auch noch viel Raum für feine Abstu­fun­gen und geschickt geset­zte Akzente ließ. Auch pop­uläre Musik bietet näm­lich Raum und Möglichkeit­en für kun­stvolle Aus­gestal­tung.

(geschrieben für die mainz­er rhein-zeitung.)
 

unterwegs auf großer fahrt — und mit visionen

San­ft dröh­nen die Klangflächen in den Mainz­er Kam­mer­spie­len, hin und wieder durch­schnit­ten von Textschnipseln und instru­men­tal­en Frag­menten. Über die Video-Lein­wand flim­mern unter­dessen ver­schwommene For­men, tanzen helle Kreise und abstrak­te Gebilde: Die „Visio­nen“ begin­nen schon vor dem eigentlich Anfang. „Apoka­lypse“ hat Peter Kiefer seine dem Pro­gramm der Musikhochschule vorgeschal­tete Klangsin­stal­la­tion betitelt – es ist aber ganz harm­los: Weich umfängt das Soundgewebe das Pub­likum, stimmt es ein auf die Höl­len­fahrt mit Dante. Denn darum geht es: Um „Gesänge – Bilder – Klänge“, wie es der Titel ver­heißt, zu Dantes Göt­tlich­er Komödie.

 

Begleit­et von eini­gen weni­gen, kurzen Auss­chnit­ten aus der epochemachen­den Dich­tung, die Karl Jür­gen Sih­ler drama­tisch aufge­laden rez­i­titert, hat Clau­dia Eder ein Panop­tikum nicht nur des Besuchs in Fege­feuer und Hölle, son­dern auch der Musikgeschichte kreirt. Von der frühen Vokalmusik der Renais­sance bis in die Gegen­wart, bis zu Boris Blach­er und Siegfried Matthus reicht der Bogen. Und Peter Kiefer hat nicht nur die Klan­gin­stal­la­tion, die die einzel­nen Weg­punk­te verbindet, beiges­teuert, son­dern auch noch eine Urauf­führung: „Casel­la – Douze Points“ heißt sein Werk, das Chris­t­ian Rathge­ber zum Klin­gen brachte. Geloopte Rhyth­men und vokale Klänge vere­inen sich hier zu ein­er dicht­en Schich­tung.

Auch son­st ste­ht die vokale Kun­st in viel­er Gestalt ganz im Mit­telpunkt. Die Sopranistin Min-Su Kim etwa ver­lei­ht Gae­tano Donizettis „Pia de’ Tolomei“ nicht nur ihre große drama­tis­che Stim­mge­walt, son­dern auch gle­ich noch die passende Gestik und Mimik direkt aus dem 19. Jahrhun­dert. Das war Jas­min Etezadzadeh nicht möglich. Denn „Francesca da Rim­i­ni“ von Boris Blach­er ist noch gar nicht so alt. Nötig war es ihr auch nicht. Zusam­men mit dem sou­verä­nen Geiger Thomas Aufleger reicht die inten­sive Überzeu­gungskraft ihres Soprans ganz und gar für diese the­atralisch-erzäh­lende Musik aus.

Dazwis­chen standen nicht nur die verbinden Texte und Kiefers Klangscharniere, son­dern auch noch Gre­go­ri­an­is­che Gesänge, die in ihrer schein­baren Zeit­losigkeit immer wieder einen Hauch Ewigkeit in den düsteren Kam­mer­spie­len beschwörten. Und im Hin­ter­grund liefen die Videos von Christoph Brech auch immer weit­er und weit­er – bis zur Auflö­sung in reine Farbflächen am Schluss. Das Finale, die Ankun­ft im Paradies, war auch musikalisch beson­ders ein­drück­lich. Schon Clau­dio Meru­los Madri­gal „Vergine Madre“ tru­gen die jun­gen Sänger unter der Leitung von Wol­fram Koloseus ernst und feier­lich vor. Vor allem Clau­dio Mon­teverdis wun­der­schönes „Salve, O Regi­na“, das Regi­na Pätzer schlicht und klar gestal­tete, bildete eine berührende Brücke in Palestri­nas „Ave Maria“. So berührend, dass das Pub­likum ganz gefan­gen blieb in diesen „Visio­nen“.

(geschrieben für die mainz­er rhein-zeitung.)

 

 

hitzeschlacht

32 °C im schat­ten sind doch ziem­lich viel. vor allem wenn es vom schat­ten kaum etwas gibt. zwar standen heute nur 10 km im rekom-tem­po auf dem plan, doch ich wollte es dann eben doch richtig wis­sen: gewor­den sind es 15,34 km @ 5:30. also zu viel und zu schnell. zum schluss wurde es auch etwas zäh — und trock­en in mir. außen war ich reich­lich nass. danach dann doch recht deut­lich zu merken, was die hitze aus­macht: totale mat­tigkeit, leicht übelkeit für ein paar minuten. aber nach ein­er weile hat sich das alles wieder beruhigt. jeden­falls weiß ich jet­zt bescheid: so ganz ohne ist das nicht, mit der hitze …

comedian harmonists oder was?

Es funk­tion­iert ein­fach immer wieder. Mehr als siebzig Jahre ist es nun her, dass sich sechs junge Män­ner im Frack sich in Berlin um einen Flügel ver­sam­melten und fast die ganze Welt beza­uberten mit ihren friv­ol Songs und ihrer nie dagewe­sene stimm­lich-musikalis­chen Höch­stleis­tung. Und immer noch sind die Come­di­an Har­monists ein Besucher­mag­net.

 

Die „Berlin Come­di­an Har­monists“ sind min­dests genau­so gewitzt und ver­fü­gen außer­dem inzwis­chen schon über mehr Bühnen­er­fahrung als ihr Vor­bild Die Mit­tel­rhein-Musik-Momente haben das Ensem­ble nun zum ersten Mal nach Mainz geholt, in die dafür etwas nüchterne Glashalle zwis­chen DB-Schenker (Rail­ion) und Cit­rus-Bar.

Man kön­nte nun leicht auf die Idee kom­men, der anhal­tende Erfolg der Come­di­an Har­monists läge an der genialen Musik, der lan­gen Halb­w­ert­szeit der kon­ge­nialen Arrange­ments. So ganz falsch ist das auch nicht. Aber es ist nur die halbe Wahrheit. Denn ger­ade Grup­pen wie die Berlin Come­di­an Har­monists tra­gen ihren Teil dazu bei, dass dieses spezielle Reper­toire noch so frisch und lebendig ist.

Und zwar auf allen Ebe­nen – nicht nur bei der Musik, auch in der pointiert einge­set­zten, tre­ff­sicheren Gestik und ihrer char­man­ten Mimik sor­gen sie für vitale Unter­hal­tung. Sie binden die Songs dafür zu ein­er kleinen Geschichte des Vor­bilds mit dem fik­tivem Tage­buch des Grün­ders, Har­ry From­mer­mann, zusam­men.

Mit dem titel­geben­den „Veroni­ka, der Lenz ist da“ set­zten sie gle­ich zu Beginn einen schmis­si­gen Auf­takt. Aber auch der Swing der kleinen „Daisy“ und der köstlich vergnügte Rum­ba mit dem „Onkel Bum­ba aus Kalum­ba“ liegt ihnen eben­so im Blut und den Stimm­bän­dern wie der freilich kul­turell stark gezähmte Czardas nach dem 5. Ungarischen Tanz von Brahms.

Um die großen Hits kom­men sie natür­lich nicht herum, aber die bekan­ntesten sparten sie sich für die Zugaben auf – davon gibt es bei den Berlin Comedain Har­monists tra­di­tionell eine ganze Menge. Denn sie sind ein­fach ein klasse Ensem­ble – das merk­te das Pub­likum auch in Mainz schnell.

Auch wenn sie sich in eini­gen Din­gen mit ihren oft etwas eigen­willi­gen Inter­pre­ta­tio­nen und den umgear­beit­eten Arrange­ments von ihrem Vor­bild abset­zen. Und auch ihr Klang unter­schei­det sich nicht uner­he­blich vom Orig­i­nal. Puris­ten kön­nten leicht bemän­geln, dass ihnen oft das Gle­ichgewicht der Stim­men fehlt, dass die Mit­tel­stim­men oft arg dick auf­tra­gen, die Rän­der dage­gen ziem­lich blass bleiben. Doch ver­fehlt das die Berlin Come­di­an Har­monists – sie erschöpfen sich eben nicht in rein­er Imi­ta­tion. Sie sind etwas eigenes. Das ist für Fetis­chis­ten also nur eine halbe Freude. Für Fre­unde lebendi­ger, vitaler Musik aber Unter­hal­tung pur. Bess­er als jedes Fußball­spiel.

(geschrieben für die mainz­er rhein-zeitung)

 

 

objektive kritik

hal­lelu­ja! dank der zia bzw. ihrer außen­stelle, der riesen­mas­chine, ist es jet­zt endlich möglich, lit­er­atur ganz und gar objek­tiv, also unter völ­liger auss­chal­tung der blö­den kri­tik­er, zu beurteilen. hier ist der kri­te­rienkat­a­log: klick. speziell abges­timmt zwar auf die kla­gen­furter preisver­gabe, aber — mit leicht­en mod­i­fika­tio­nen — auch darüber hin­aus gut anzuwen­den.

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