Es funktioniert einfach immer wieder. Mehr als siebzig Jahre ist es nun her, dass sich sechs junge Männer im Frack sich in Berlin um einen Flügel versammelten und fast die ganze Welt bezauberten mit ihren frivol Songs und ihrer nie dagewesene stimmlich-musikalischen Höchstleistung. Und immer noch sind die Comedian Harmonists ein Besuchermagnet.
Die „Berlin Comedian Harmonists“ sind mindests genauso gewitzt und verfügen außerdem inzwischen schon über mehr Bühnenerfahrung als ihr Vorbild Die Mittelrhein-Musik-Momente haben das Ensemble nun zum ersten Mal nach Mainz geholt, in die dafür etwas nüchterne Glashalle zwischen DB-Schenker (Railion) und Citrus-Bar.
Man könnte nun leicht auf die Idee kommen, der anhaltende Erfolg der Comedian Harmonists läge an der genialen Musik, der langen Halbwertszeit der kongenialen Arrangements. So ganz falsch ist das auch nicht. Aber es ist nur die halbe Wahrheit. Denn gerade Gruppen wie die Berlin Comedian Harmonists tragen ihren Teil dazu bei, dass dieses spezielle Repertoire noch so frisch und lebendig ist.
Und zwar auf allen Ebenen – nicht nur bei der Musik, auch in der pointiert eingesetzten, treffsicheren Gestik und ihrer charmanten Mimik sorgen sie für vitale Unterhaltung. Sie binden die Songs dafür zu einer kleinen Geschichte des Vorbilds mit dem fiktivem Tagebuch des Gründers, Harry Frommermann, zusammen.
Mit dem titelgebenden „Veronika, der Lenz ist da“ setzten sie gleich zu Beginn einen schmissigen Auftakt. Aber auch der Swing der kleinen „Daisy“ und der köstlich vergnügte Rumba mit dem „Onkel Bumba aus Kalumba“ liegt ihnen ebenso im Blut und den Stimmbändern wie der freilich kulturell stark gezähmte Czardas nach dem 5. Ungarischen Tanz von Brahms.
Um die großen Hits kommen sie natürlich nicht herum, aber die bekanntesten sparten sie sich für die Zugaben auf – davon gibt es bei den Berlin Comedain Harmonists traditionell eine ganze Menge. Denn sie sind einfach ein klasse Ensemble – das merkte das Publikum auch in Mainz schnell.
Auch wenn sie sich in einigen Dingen mit ihren oft etwas eigenwilligen Interpretationen und den umgearbeiteten Arrangements von ihrem Vorbild absetzen. Und auch ihr Klang unterscheidet sich nicht unerheblich vom Original. Puristen könnten leicht bemängeln, dass ihnen oft das Gleichgewicht der Stimmen fehlt, dass die Mittelstimmen oft arg dick auftragen, die Ränder dagegen ziemlich blass bleiben. Doch verfehlt das die Berlin Comedian Harmonists – sie erschöpfen sich eben nicht in reiner Imitation. Sie sind etwas eigenes. Das ist für Fetischisten also nur eine halbe Freude. Für Freunde lebendiger, vitaler Musik aber Unterhaltung pur. Besser als jedes Fußballspiel.
(geschrieben für die mainzer rhein-zeitung)
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