Die Kapitalisten führen sich auf, als wollten sie zur Menschheit gar nicht gehören.
Na schön. Dietmar Dath: Maschinenwinter. Wissen, Technik, Sozialismus. Eine Streitschrift. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2008 (edition unseld, 8), 86
Jahr: 2008 Seite 4 von 14
bei herrlichstem laufwetter — pure sonne, blauer himmel, angenehm kühle spätsommertemperaturen — bin ich am samstag eine wunderschöne große runde durch die odenwälder hügel gelaufen: von erbach nach bullau, über bullauer bild und jägertor nach würzberg, weiter nach mangelsbach und von dort über den lochbrunnen ins bayrische boxbrunn. von da aus dann ein stück straße nach eulbach, wo ich wieder auf die waldwege abbog und über das habermannskreuz nach erbach zurückkehrte: etwas mehr als 35 kilometer mit ca. +/- 640 höhenmetern in genau 3 stunden (die strecke bei gpsies.com: klick) — sehr schön war das. nicht nur weil das laufen super viel spaß gemacht hat (obwohl die beine nicht ganz frisch waren …) und das wetter wunderbar war, sondern auch weil es einfach wunderschön ist im odenwald, wenn die bäume anfangen sich zu färben, wenn man über weite, weite strecken allein durch den wald brettert, ohne von blöden autos oder sonstigem krach gestört zu werden. sehr zu empfehlen, so eine samstagsbeschäftigung ;-)
Internationale Pianisten aus Deutschland – nein, das ist kein Widerspruch. Denn alle Künstler, die der SWR für die zehnte Auflage seiner Konzertreihe „Internationale Pianisten“ nach Mainz holt, sind weit über die Grenzen ihres Heimatlandes erfolgreich. Auch Markus Groh, der die Jubiläumssaison im Frankfurter Hof eröffnen durfte. Und Erfolg hat er zu recht: Sein Mainzer Auftritt zeigt den jungen Pianisten als Musiker von Rang. Und auch als Rebell, der zwar im konventionellen Frack kommt, auf seinen Pferdeschwanz aber auch nicht verzichtet. Dieser Akkord von Aufbegehren und Tradition ist allerdings mehr als eine bloße Äußerlichkeit, er prägt sein Spiel durch und durch.
Denn er sucht sich immer seinen eigenen Weg – ob es um die „Drei Intermezzi“ von Brahms geht, um eine Beethoven-Sonate oder um Erwin Schulhoffs „Cinq Études de Jazz“: Konventionen sind für ihn nie selbstverständlich, sondern müssen erst einmal auf den intellektuellen und musikalischen Prüfstand. Denn das ist die andere Seite von Markus Groh: Er ist nicht nur ein gestandener Virtuose. Im Gegenteil, die gewandte Beherrschung der Klaviertechnik ist reine Nebensache. Ihm geht es immer auch darum, die Strukturen der Kompositionen hörbar zu machen, möglichst jeden einzelnen Ton – und wirklich jeden ganz für sich – so zu spielen, dass sein Publikum quasi mit dem Mikroskop und dem Fernglas gleichzeitig auf das Werk schauen kann. Und das gelingt ihm ohne Zweifel. Die Brahmsschen Intermezzi sind selten so klar, so vollkommen logisch und nachvollziehbar zu hören. Dafür haben sie bei anderen Pianisten mehr Gefühl, mehr emotionalen Überschwang. Denn Groh bleibt immer sehr cool. Beethovens G‑Dur-Sonate op. 31/1 verliert im Zuge dessen ziemlich viel von ihrem Esprit und Humor.
Die italienische Abteilung der „Années de Pèlerinage“ von Liszt dagegen berührt ihn hörbar viel mehr. Hier gibt es auf einmal Momente, in denen sich Groh in der Musik fast zu verlieren scheint, in denen er vollkommen aufgeht im Klang – das gab es vor der Pause so nicht. Überhaupt der Klang: Da hat er einiges zu bieten, wenn er will. Vor allem die Präzision, mit der er die sanft gleitenden Übergänge gestaltet, ist faszinierend. Und seine dynamischen Fähigkeiten beeindrucken mit einer fast unerschöpflichen Differenzierung und Genauigkeit. Doch die Hingabe, mit der Groh Liszt entfaltet, verleitet ihn dennoch nie zu emotionalen Kurzschlüssen: Immer bleibt seine großen Stärke, seine Fähigkeit, der Musik kristallne Klarheit zu schenken etwa, ungebrochen. Und das ist so großartig, dass er trotz seines langen Programmes natürlich nicht ohne Zugaben von der Bühne darf.
(geschrieben für die mainzer rhein-zeitung.)
mauricio kagel — einer der wenigen komponisten, die das (neue) musiktheater und das (neue) hörspiel in den letzten jahrzehnten wirklich bereichert, verändert und beeinflusst hat. und natürlich überhaupt ein großartiger komponist mit viel humor — (“er liebte die musik durch die maske des harlekins” — schreibt die frankfurter rundschau) aber nie flach, immer auch künstlerisch auf der höhe der zeit.
gestern starb er nach mehr als 75 jahren leben und komponieren und langer krankheit.
nachruf von hartmut lück (frankfurter rundschau), gespräch mit werner klüppelholz (bei deutschlandradio kultur, die seltsamerweise kagel mal mauricio, mal mauriziod schreiben)
und noch mehr nachrufe: wolfgang sandner auf faz.net, elmar krekeler bei welt.de und ein richtig guter text von max nyffeler für die nzz.
z.b. dieser satz: der deutsche buchpreis “ist vor allem ein Spiel, ein Marketing- und Literaturbetriebsspiel mit Fiktionen und um Fiktionen, und die Währung, in der hier Gewinne und Verluste berechnet werden, heißt Aufmerksamkeit.” geschrieben hat ihn hubert spiegel in seinem kurzen textlein zur vorauswahl für den bücherpreis 2008, der ansonsten vor allem dazu dient, leser in den dazugehörigen lesesaal der faz zu locken.
… ist ein grüner tee aus china, aus den gärten der provinz hubei/bao kang, den ich von kolodziej & lieder bezogen habe (klick für die aktuelle, stärkere version). ursprünglich kommt diese sorte allerdings aus taiwan. mit den vorgeschlagener zubereitung (ca. 14 g tee für knapp 1,5 liter wasser bei etwa 80 °C, 2:15 minuten ziehzeit) ergibt das die hellste tasse, die ich je gesehen habe: ein zarter orange-gelbener schimmer färbt den sehr klaren tee. auch im geschmack ist der erste aufguss sehr zurückhaltend, sehr viel understatement ist da zu spüren: weich schmiegt er sich an die geschmacksknospen, die fülle und würze entfalten sich fast etwas zögerlich — eben sehr zurückhaltend. dabei gibt es dafür eigentlich keinen grund, denn zu verstecken braucht sich dieser klasse tee überhaupt nicht.
gerade einmal vier wochen ist meine letzte halbmarathon-trainings-bestzeit alt. und schon wieder geschichte. denn gestern musste es sein. auf der selben strecke war ich schon nach den ersten anstiegen nach bullau so gut unterwegs (ein 5:06er-schnitt), dass ich es einfach probieren musste. und was soll ich sagen — es war hart, aber es ging: die halbmarathonmarke passierte ich bei gerade einmal 1:33:25. aber es erforderte schon einiges an willen, nach den ersten 8 kilometern anstieg das tempo noch weiter zu forcieren. und nach würzberg (ca. km 15) wurde es richtig hart — viel ging da nicht mehr. aber es hat ja gereicht … und beeilen musste ich mich sowieso, es war viel zu feucht, neblig und kalt um lange draußen herumzutrödeln …
nach dem muskelfaserriss am rennsteig war mir ziemlich bald klar, dass ich für den darmstadt-marathon nicht mehr rechtzeitig und genug trainieren würde können. da ich aber nun mal schon angemeldet war und das startgeld schon eingezogen war, plante ich den von der sparkasse organisierten marathon einfach als langen lauf in mein training ein. das war aber einfacher gesagt als gelaufen ;-). denn das heißt, dass ich keinen meter getapert habe, sondern auch die letzte woche voll im training geblieben bin. und um dem ganzen noch die krone aufzusetzen, hatte ich mir in den kopf gesetzt, am freitag nachmittag mit dem liegerade von erbach nach darmstadt zu fahren — auch noch einmal ca. 50 km mit einigen giftigen anstiegen (aber auch einer wunderschönen abfahrt, von böllstein nach brensbach). besonders erholt war ich also nicht, als ich mich heute morgen um 7 uhr in darmstadt (mein bruder hat mir freundlicherweise ein bett zur verfügung gestellt, so dass zumindest die anreise kurz blieb) aus dem bett quälte, ein paar scheiben brot aß und schon einmal wasser tankte. mit bus und straßenbahn ging es dann — zusammen mit einer meute anderer laufwütiger — zum hochschulstadion am böllenfalltor. dort reihte ich mich noch einmal in die toilettenschlange ein (kein schnelles unternehmen, wie immer bei solchen veranstaltungen) und versuchte meinen kleiderbeutel abzugeben. die helfer dort waren freilich etwas überlastet — nicht das letzte mal, das mir das an diesem tag auffiel. freundlich und hilfsbereit waren sie trotzdem alle. so ließ ich meinen sack also einfach auf dem großen haufen vor der sporthalle — im vertrauen darauf, dass er tatsächlich noch richtig einsortier werden würde (das hat auch prima geklappt). und dann war es auch schon nicht mehr lange bis 8.30 uhr — also auf zur startaufstellung. die hielt gleich die nächste überraschung bereit: dort war nämlich nicht einmal dicht gedrängt platz für alle läufer. besonders schlimm ist das ja nicht, die zeit wird ja eh’ erst bei überquerung der startlinie gemessen. nerven tut so etwas aber schon ein bisschen. genau wie der umstand, dass der juniorcup sich kurz vor dem start durch die gesamten läufermasse durchquetschen musste — das war einfach falsch geplant …
überhaupt die läufermassen. schnell stellte sich nämlich nach dem pünktlich erfolgtem startschuss (den ich natürlich nicht hörte, dazu war ich zu weit hinten) heraus, dass doch arg viele läufer mitmachten. denn die strecke wurde schon nach wenigen kilometern immer schmaler, bis sie irgend wann (ich glaube, so ca. bei km 5) ein normaler feldweg war. und das war arg eng, denn es dauerte gefühlte ewigkeiten, bis sich das feld halbwegs sortiert hatte. und die ständige überholerei und lückenspringerei ist halt auf dauer nicht nur anstrengend, sondern auch nervend. ein passage fand ich — angesichts von über 6000 teilnehmern in allen wettbewerben — arg eng: hier war nämlich nur eine fahrbahnspur der straße für die läufer abgesperrt. und ausgerechnet dieser teil wurde in beide richtungen belaufen, so dass wirklich kaum noch platz war … aber sei’s drum, ich war ja nicht da, um eine rekordzeit zu laufen. dem hätte auch das wellige höhenprofil nicht so sehr gedient, das vor allem in der zweiten runde (die mit leichten abwandlungen dier ersten 21 km variierte) doch ordentlich kraft forderte. merkbar war die volle strecke allerdings auch an den labestationen: in der ersten runde war im mittelfeld (in dem ich mich wähnte, vielleicht irre ich mich dabei aber auch) kaum noch wasser zu kriegen — weil die helfer einfach nicht nachkamen mit dem einfüllen. das ist so etwas, das ich eher ärgerlich finde bei so einem organisierten wettkampf. bei der reichhaltigen verpflegung (obst, müsliriegel) war dagegen immer viel platz vor den tischen …
aber da wollte ich ja nicht hin: im training gibt’s während des laufens nur wasser. na gut, ab km 30 habe ich auch einmal powerrade probiert (viel zu süß, löscht den durst überhaupt nicht gut) und einige kilometer vor schluss mir dann doch auch noch den cola-boost gegönnt. denn zwischenzeitlich hatte ich zu kämpfen. dass es anstrengend werden würde, merkte ich schon am beginn der zweiten runden, die den eigentlich eher leichten anstieg der bundesstraße am böllenfalltor hinaufging. so ungefähr ab kilometer 30 wurde es dann richtig schwer — zumindest mental. so arg viel an geschwindigkeit habe ich da nicht eingebüßt. aber dafür so einige verwünschungen ausgestoßen und mich über meine blödheit, im training einen marathon laufen zu wollen, aufgeregt. zum glück habe ich aber durchgehalten — auch wenn ich mehrmals kurz davor war, abzubrechen (aber was macht man dann mitten im wald?) -, denn so ungefähr ab kilometer 36 lief es wieder ziemlich gut. vielleicht lag es ja auch daran, dass ich schon mitten in den zwanzigern angefangen hatte, rückwärts zu zählen — das ist nicht sehr hilfreich, glaube ich. so ab 32,33 kilometern ist das ok, dann wird der rest überschaubar, aber bei km 24 wartet doch noch eine ganze menge an weg auf einen …
jedenfalls schaffte ich es doch ziemlich gut, mein tempo zu halten. auch wenn ich eigentlich nicht im plan war — viel zu früh war ich (nach den sehr gemütlichen ersten drei kilometern) zu schnell geworden. doch ganz falsch lag ich nicht, denn auf der zweiten runde (also nach dem halbmarathon) wurde ich nur von einem läufer überholt — ich selbst sammelte dagegen dutzende ein (hundert waren es ganz bestimmt …) insgesamt habe ich auch einen ordentlich negattiven split hinbekommen: der erste halbmarathon mit ungefähr 1:52 stunden, der zweite dagegen mit 1:45 doch einige minuten schneller. für’s training ok war auch der schnitt von 5:07. eigentlich wollte ich nämlich jenseits der 5:10 bleiben. aber dafür fehlte mir eben wieder einmal die disziplin — das kontrollierte langsamlaufen habe ich immer noch nicht so ganz im griff. nun ja, bei einer gesamtzeit von 3:38:23 sollte ich nicht zuviel meckern, das ist immerhin eine neue persönliche bestzeit auf der marathondistanz. und ein wahnsinnger platz 9 meiner altersklasse — kann ich kaum verstehen …
nun ja, damit wäre dieses experiment also auch erledigt. zur nachahmung empfehlen kann ich es nur bedingt — ein marathon bleibt halt immer ein marathon. auch im training. und der tag ist damit doch weitesgehend gelaufen …
zum schluss noch die fotos von sportonline-foto:
… am tag nach dem wöchentlichen langen lauf ein intervalltraining zu absolvieren. ich habe das gestern gemacht — und es war kein besonders großer spaß. weil ich am samstag arg verschlafen hatte und auch sehr lustlos war und überhaupt dann keine richtige zeit mehr war (so ein tag halt …) verschob ich den langen lauf mal ausnahmsweise auf den sonntag. der lief dann auch eigentlich gar nicht schlecht — 32,5 km in 2:46 stunden. höchstens die temperaturen (so um die dreißig grad) und die knallende sonne — schatten hatte ich auf dem weg nach nierstein und zurück nämlich fast keinen — machten mich etwas fertig. wie fertig, das merkte ich aber erst so richtig am montag. dann standen nämlich 3 x 4000m in 4:24 min/km auf dem programm. das ist nie ein besonderes zuckerschlecken, so lange intervalle. schon gar nicht, wenn man das auch noch im wald laufen will, wo es nicht topfeben ist. mit den müden beinen vom sonntag war es aber ein ziemlicher kampf. ein kampf, den ich noch vor einem jahr sicherlich verloren hätte. jetzt aber siegte ich über inneren schweinehund und müde beine. so besonders sinnvoll war das trainingstechnisch wahrscheinlich nicht gerade. aber mental hilft es schon, auch an so schlechten tagen das programm durchzuziehen — das macht sich dann beim nächsten marathon auf den letzten kilometern, wenn es so richtig anstrengend wird, wieder positiv bemerkbar …