Das diesjährige Treffen der Monoskifahrer begann für mich am Donnerstag: Vormittags schnell noch mein Kram fertig gepackt — eine große Tasche vollgestopft mit Schuhen (zum Skifahren und Laufen), jeder Menge Klamotten und ein paar Müsliriegeln. Dann den Ski unter den Arm geklemmt und ab zum Bahnhof — der Zug brachte mich nämlich nach Schifferstadt, zu Tilo. Der war noch nicht ganz so weit, aber das war nicht weiter schlimm, weil sich auch bei Andreas die Abfahrt etwas verzögert hatte. Gegen 17 Uhr waren wir dann unterwegs: Andreas mit Tochter Ariane, Tilo und ich — so ging es nach Arosa. Die Fahrt verlief denn auch ohne Probleme, besonders das letzte Stück von Chur, die 360 Kurven, auf die Arosa so stolz ist (und für die man sogar eine Patenschaft erwerben kann …), sogar in ausgesprochen rasantem Tempo. Nur in Arosa brauchten wir einen Moment, unsere Unterkunft für die erste Nacht zu finden: Das Backpackers Mountainlodge. Das ist offenbar ein ehemaliges Santorium. Zumindest sehen die Räume — kleine Zimmer mit Jugendherbergseinrichtung inklusive Stockbetten — die Flure und die Balkons sehr danach aus. Da es mittlerweile schon 22.15 Uhr war, fanden wir nur noch eine unbesetzte Rezeption vor — aber immerhin mit einem Zettel, welche Zimmer unsere waren. Die waren schnell bezogen, die Betten gemacht — und das war’s dann auch schon eigentlich, die Nachtruhe rief. Das Mountainlodge war zwar recht ordentlich und sehr sauber, aber über den Preis kann man geteilter Meinung sein. Für Leute aus dem Euro-Gebiet wie uns war das — angesichts des bescheidenen Komforts und der einfachen Verpflegegung — eigentlch unverschämt teuer. Obwohl die beiden Backpackers — von den Bergbahnen betrieben — die billigsten Unterkünfte in Arosa sind: Preisgünstig sind sie keineswegs …
Denn am Freitag sollte es richtig losgehen. Trotz des zeitigen Aufstehens hat zwar nicht das Frühstücken, aber doch das Bezahlen, Auto packen und Auschecken eine gute Weile gedauert. Auf dem Weg zur Seilbahn-Talstation trafen wir dann gleich die Leute von Duret sowie Remy und Otto. Allerdings mussten wir noch das Auto loswerden — in Arosa nie eine einfache Sache, diesmal bedeutete es einen ordentlichen Fußmarsch für Andreas. Gegen 10 Uhr war dann aber alles erledigt und wir oben auf dem Berg. Und das heißt wirklich, oben: Auf der Spitze des Weißhorns, wo uns die große Gondeln der Seibahn (eine ziemlich zeitaufwändige Fahrt) hinbeförderten. Zum Einfahren musste erst einmal die rote Abfahrt zur Mittelstation herhalten (die schwarze von oben musste ja nicht gleich bei den ersten Schwüngen dieses Winters sein …). Und dann ging es vor allem auf die Pisten am Hörnli — da waren wir einen Großteil dieser drei Tage unterwegs, die Pisten dort, die der eine Vierer-Sessel bedient, bieten wunderbare Möglichkeiten: Rote und Schwarze gleichermaßen, solche mit eher gleichmäßigem Gefälle und welche mit schönen Absätzen und Stufen — vor allem viele Kombinationsmöglichkeiten … Sehr schöne Möglichkeiten bot aber auch der Carmenna-Sessellift (natürlich von ganz oben, nicht schon ab der Mittelstation): Entweder über die schwarze Piste, die vom Weisshorn herunter kommt oder direkt am Lift hinunter: Das beginnt gleich richtig steil — und weil oben am Einstieg eine Schneekanone in Betrieb war, waren gerade die ersten Meter davon ziemlich heftig. Aber dann ging es richtig schön hinunter — auch eine klasse Piste. Nur unten vielleicht einen Tick langweilig.
Der Schnee in Arosa: Ausreichend, aber uralt (letzter Neuschnee im Januar, da hat’s den ganzen Monat aber auch nur 30 Zentimeter geschneit) und entsprechend hart. Neben der Piste — vor allem am Weisshorn — war schon fast kein Schnee mehr. Und wo noch mehr oder weniger genügend war, war er dermaßen steinhart, dass es kaum fahrbar war — wir haben es am Hörnli natürlich sofort ausprobiert. Zumindest Spaß macht das Abseitsfahren bei solchem Schnee nicht.
Abgeschlossen haben wir den Skitag mit einer gemeinsamen Talabfahrt — nachdem wir alle auf der richtigen Piste waren, war das auch ganz nett und noch erstaunlich gut zu fahren. Danach ging es dann erst einmal in die neue Unterkunft, das andere Backpackers in Arosa, Downtown genannt, weil es im Gegensatz zum Mountainlodge nicht am Ortsrand bei der Piste liegt, sondern mitten in der unteren Hälfte des Ortes. Ansonsten unterschied es sich nicht groß vom ersten Backpackers — die An- und Abmeldung ist bei beiden furchtbar kompliziert, aufwändig und umständlich gewesen. Irgendwann war das aber alles erledigt und wir waren auf unseren Zimmern. Inzwischen schon reichlich spät, denn für 17 Uhr war ein erstes offizielles Treffen im nahegelegenen Sunstar-Hotel angesetzt. Ich ging aber erst einmal wenigstens ein bisschen Laufen — viel war es nicht, ich und meine Beine waren müde. Und in Arosa gibt es noch weniger Möglichkeiten, ohne große Steigungen zu laufen, als in anderen Skiorten. Mein Forerunner hatte sich dummerweise in der Tasche irgendwann von selbst angeschaltet und war deshalb inzwischen ohne Strom. Geschätzt war ich ca. 20 Minuten für ungefähr drei Kilometer unterwegs, in Richtung Hörnli, ab dem Campingplatz auf der “Piste” Nr. 1.
Nach dem Begrüßungstreffen ginge wir dann gemeinsam (fast) alle zum Abendessen ins Chamanna — sehr nett und lecker, aber wie alles in diesem Ort nicht gerade preiswert … Das hat seine Zeit gedauert — erst gegen 23 Uhr waren wir zurück im Backpackers und hörten auf den Ruf der Betten …
Der Samstag begrüßte uns schon morgens mit herrlichem Wetter: Blauer Himmel ohne das kleinste Wölkchen. Heute beschlossen wir, das Auto stehen zu lassen und zu Fuß zur Bergbahn zu marschieren. Das war dann doch etwas länger als gedacht, zum Glück hatten wir die Skischuhe noch nicht an. Tilo und ich waren etwas früher aufgebrochen, er wollte den Duret-Leuten helfen beim Aufbauen des Teststandes für deren Monoskier an der Mittelstation. Da angekommen, trafen wir zufällig auf Bruno, Kurt und Rodolfo. Mit denen war ich dann fast den ganzen Tag unterwegs — und wie. Die hatten’s nämlich ziemlich eilig. Und man merkt, dass sie öfters auf dem Ski stehen als ich — mithalten konnte ich, mit etwas Mühe, gerade so. Das hohe Tempo machte aber wirklich irrsinnig Spaß: Die Sonne schien strahlend, der Schnee war okay, die Pisten gut präpariert. Da machte es auch wenig, dass ich schon auf der ersten Abfahrt meine rechte Kontaktlinse verlor — die war wohl nicht richtig drin. Sehr seltsam war das, wie ich während dem Fahren merkte, dass sie aus dem Auge rutschte, im Augenwinkel hängenblieb und vom Fahrtwind dann endgültig herausgedrückt wurde und auf Nimmerwiedersehn verschwand. Gegen Mittag wurde es zwar etwas voller, aber dafür, dass ganz Arosa ausgebucht sein sollte, war noch erstaunlich viel Platz auf den Pisten. Gut, am Hörnli-Sessellift musste man zwischendurch mal (ganz) kurz anstehen — aber auf der Piste war das immer noch in Ordnung mit dem Betrieb. Unterdessen lief wieder — wie sich das für ein Monoskitreffen gehört — der große Skitausch: Die Durets (und einige andere, wie das Monoblade, der Monocross, das Yamatool/Coda) wurden eifrig probiert — von mir allerdings nicht, ich blieb diese drei Tage lieber bei meinem mir vertrauten TT Hammer. Die Gruppen wechselten über den Tag öfter, der Spaß blieb derselbe. So war es ruckzuck schon 16.30 Uhr, als ich mit Bruno die letzte Abfahrt vom Weisshorn anging. Dann saßen wir noch kurz alle bei der Schirmbar an der Mittelstation (Hütten- & Apréski-technisch ist Arosa übrigens extrem zurückhaltend), bevor wir die gemeinsame Talbafahrt antraten. Bis wir dann endlich wieder auf unserem Zimmer waren, zeigte die Uhr schon sechs an — und ich ging erst spät laufen. Diesmal ging es etwas weiter, zwar ähnlich wie am Freitag (wieder auf die “Piste”), aber mit einigen kleinen Schleifen zusätzlich: ca. vier Kilometer in einer halben Stunde). Nach dem Duschen widmete ich mich noch kurz meinem Mono: Vor allem am Nachmittag hatte ich auf den harten Pisten gemerkt, dass meine Kanten etwas nachließen — das wurde schnell behoben. Und dann war es auch schon Zeit für das große Fondue Chinoise, wieder im Chamanna, das ja praktischerweise recht nahe lag — gut vor allem für Andreas, der nach seinem Sturz am Freitag mittag doch beim Laufen sehr gehandicapt war.
Am Sonntag war wieder alles anders. Schon beim Aufwachen wurde klar: Das schöne Wetter war verschwunden, die einzelnen dunklen Wolken vom Samstag abend waren nicht mehr allein, sondern hingen dicht über dem Ort und also voll im Skigebiet den ganzen Himmel bedeckend. Also ließen wir uns mit dem Frühstück etwas mehr Zeit — es war ja auch Sonntag … Weil wir nach dem Skifahren sofort nach Hause wollten, war ich extra schon um 7 Uhr aufgestanden, um vor dem Frühstück einen kleinen Lauf zu absolvieren. Dieses Mal blieb ich auf der Straße, das war am einfachsten. Bei gerade einmal 0 °C war ich wieder eine knappe halbe Stunde unterwegs — mit schrecklich steifen Beinen …
Auf der Piste war es heute zwar ausgesprochen leer, aber auch etwas schwierig. Ich brauchte ein bis zwei Abfahrten, mich daran zu gewöhnen: Durch die dichte Bewölkung und den leicht grieseligen Schneefall war das Licht zu diffus, das man nicht sah, wo die Piste auf- oder abging und entsprechend etwas vorsichtiger und zurückhaltender unterwegs sein sollte. Mit der Zeit und der Gewöhnung nahm aber unser Tempo auch wieder zu. Bald war ich nämlich wieder mit den schnellen Flitzern Bruno, Kurt und Rodolfo unterwegs. Und die Pisten am Hörnli kannten wir ja inzwischen. Tatsächlich kam am späten Vormittag auch für kurze Zeit etwas Besserung auf: Die Wolkendecke dünnte stellenweise etwas aus, so dass die Sonne etwas stärker hindurch kam — und sofort machte das Fahren mit deutlich mehr Sicht erheblich mehr Spaß. Mittags trafen wir uns alle an der Mittelstation für eine kurze Pause. Und dann ging es noch mal in der großen Gruppe aufs Weisshorn. Peter wollte ja auch noch den Ki-Mono-Car-Ver probieren — und tat das gleich auf der langen Abfahrt. Weit kam er damit allerdings nicht, dieser Miniski ist wohl doch sehr speziell. Aufgrund der momentan extrem schlechten Sicht war diese Abfahrt allerdings für den Rest der Gruppe auch nicht sehr leicht- dafür hatten wir die komplette Piste für uns. Heute war eh’ kaum jemand utnerwegs, nur so ein paar Unentwegte wie wir. Und ein einheimischer Monoskifahrer, Viktor, der seit Jahrzehnten seinem Monoturm treu geblieben ist. Nachmittags waren wir dann wieder in verschiedenen Gruppierungen (mit eigentlich fast allen noch fahrenden Teilnehmern) am Hörnli unterwegs — allerdings auch nicht mehr besonders lange. Andreas und Ariane machten bald Schluss, ich hing noch zwei schnelle Abfahrten an, bevor ich ihnen ebenfalls folgte — und bei der letzten Talabfahrt noch eine falsche Abzweigung machte, die mich — auf dem Weg zur Hörnli-Express-Talstation, wo das Auto stand — auf die Piste 1 führte: Eine Katastrophe, das Ende dieser Piste ist ein Weg, der zum Schluss noch bergauf führt und bei gutem Schnee vielleicht gerade noch so fahrbar ist, bei langsamen Bedingungen wie an diesem Tag aber Fußweg bedeutet …
Genau um 16 Uhr hatten wir dann im Schneetreiben das Auto gepackt und starteten in Richtung Heimat. Die Fahrt verlief wieder sehr glatt, bis Chur brauchten wir ungefähr eine Stunde und dann für den Rest nach Schifferstadt nochmal vier — genau um 21 Uhr waren wir am Bahnhof, wo ich meinen Zug noch wunderbar bequem erreichte und kurz nach zehn dann wieder in Mainz war — müde und erschöpft, aber zufrieden.
Denn die Organisatioren Remy und Tilo haben sich wieder viel Mühe gegeben — auch wenn wir nicht immer alles mitgemacht haben, was sie sich ausgedacht haben. Vor allem auf das Mondscheinfahren am Freitag (auf unbeleuchteter Piste bei Vollmond) hatte irgendwie keiner Lust, alle waren den ganzen Tag gefahren und entsprechend ausgepowert …
Arosa selbst fand ich ganz nett, für mich allerdings auch ausgesprochen teuer. Das Skigebiet ist nicht super anspruchsvoll (wirklich einfache Pisten gibt es aber auch fast keine), und fällt auch sonst nicht besonders auf: Alles sehr ordentlich, aber irgendwie nichts herausragendes. Aber einige Pisten — vor allem die rote 3 am Hörnli, aber auch die schwarze 8 am Weisshorn, machten eine Menge Spaß — gerade weil sie nicht zu anspruchsvoll und schwierig waren, konnte man/ich sie wunderbar ausfahren und auch mal ordentlich Tempo riskieren. Für die eher überschaubare Größe (eigentlich sind es ja nur zwei Berge) gibt es recht viele geschickt angelegte Abfahrten, allerdings auch erstaunlich viele Wege, die zudem sehr oft ausgesprochen flach waren und dem Mono daher nicht so sehr entgegenkamen. Leider waren die Pisten am Brüggerhorn, dem sogenannten “Entspannungsberg” nicht offen — bei vernünftigem Schnee hätte das wohl einige schöne Varianten gegeben. Überhaupt lässt die Topographie erahnen, dass bei ausreichendem Schnee in Arosa viel neben der Piste möglich ist — da hatten wir halt einfach Pech mit dem Wetter in diesem Winter — wobei die Bergbahnen den wenigen Schnee gut im Griff hatten und ordentlich präparierten. Also, wieder einmal ein schöne Treffen der mono-ski.org: Einfach drei schöne Tage des Skifahrens — wie immer, wenn sich die Monoskifahrer treffen …