Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

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Wochenblog 5/2023

Kaum hat das Jahr ange­fan­gen, ist auch schon der erste Monat rum. Diese Woche hat­te vor allem ekliges Wet­ter im Gepäck. Vor allem der Don­ner­stag war schlimm wie sel­ten, bei solch ver­rück­tem Wet­ter bin ich ver­mut­lich noch nie mit dem Rad zur Arbeit gefahren: Mor­gens ist ein­fach Schneematsch vom Him­mel gefall­en, in rauen Men­gen. Der sam­melte sich schön auf den Straßen, schmolz dort weit­er zu Wass­er und bildete riesige Seen. Die kon­nten die Aut­o­fahrer natür­lich nicht aufhal­ten, die sind da munter durchge­bret­ter ohne Rück­sicht auf Ver­luste bei (eher weni­gen) Rad­fahren­den und den zu Fuß Gehen­den. Dabei hat das Rad­fahren auch so schon wenig Spaß gemacht, von allen Seit­en Dreck und Nässe sind keine Freude.
Und dann noch die schö­nen Win­ter­di­en­ste, die zu blöd sind, Rad­wege (auch die benutzungspflichti­gen) vernün­ftig zu räu­men: Da ist dann plöt­zlich mit­ten drin nicht geräumt, weil der Schneep­flug auf den Bürgesteig gefahren ist. Und spätestens an jed­er Kreuzung liegen wieder hohe Wälle quer auf dem Rad­weg, weil die Straßen ja unbe­d­ingt sauber sein müssen.
Der Schneematsch hat­te dann noch eine Beson­der­heit: Er set­zt sich in den Ritzeln fest — am Ende meines Arbeitsweges musste ich auf die drei größten Gänge verzicht­en, da flup­pte die Kette ger­ade so drüber weg. Und genau die Gänge brauche ich eigentlich ;-). Zum Glück wurde es im Laufe des Tages ein wenig wärmer, so dass der Heimweg etwas unprob­lema­tis­ch­er war.
Am Fre­itag dann hat­te sich das ganze wieder etwas beruhigt, dafür bin ich am Abend fast vom Sturm beim Heim­fahren gehin­dert wor­den. Ver­rückt, das alles …
Dafür war das Woch­enende wet­tertech­nisch viel net­ter, sog­ar mit etwas Son­nen­schein — und viel Entspan­nung.

Text: Diese Woche habe ich nicht viel gele­sen, vor allem weit­er in Philipp Sarasins “1977”. Das ist ein sehr kluges Buch, das viel zu meinem Ver­ständ­nis der Welt beitra­gen wird, schätze ich momen­tan.

Ton: Freie Musik vom Fein­sten: “Ten­der Music” von Joëlle Léan­dre und Elis­a­beth Harnik, schon 2018 bei Trost erschienen, aber erst jet­zt bei mir erst­mals erk­lun­gen.
Und natür­lich bericht­enswert: Die “Win­ter­reise” mit Ben­jamin Appl und James Bailleou im Aure­li­um Lap­pers­dorf. Das war ein echt­es sic-et-non-Erleb­nis: Auf der einen Seite die großar­tige, meis­ter­hafte Beherrschung des Details, die vie­len Klang­far­ben (auch wenn Appls e‑s und i‑s durch­weg arg dunkel waren), die enorme Dynamik: Wahnsin­nig gut. Auf der anderen Seite: Jedes Lied wird hier auseinan­dergenom­men, die Tem­pi und die Agogik schwankt in ein­er ver­rück­ten Band­bre­ite (das klappt auch nicht immer per­fekt im Zusam­men­spiel), die Win­ter­reise als Zyk­lus funk­tion­iert nicht mehr, das sind nur einzelne (in sich immer wieder über­ra­gend fes­sel­nde) Momente der exzes­siv­en Expres­siv­ität — noch deut­lich­er und oft über­trieben­er als auf der Auf­nahme.

Draußen: Brav weit­er gelaufen, ohne beson­dere Vorkomm­nisse.

fischnetz

Ins Netz gegangen (1.3.)

Ins Netz gegan­gen am 1.3.:

  • Grüne Welle für Rad­fahrer | Zeit → Andrea Rei­dl berichtet von sehr deutschen Ver­suchen, grüne Wellen für Rad­fahrerin­nen zu etablieren: Mit viel Tech­nik, die gerne auch noch den Radlern aufge­bürdet wird (wie eine notwendi­ge App von Siemens, die natür­lich alle Bewe­gun­gen erfasst …)
  • Rot­er Mar­mor | Flo­hbude → die flo­hbude war auf ein­er ver­anstal­tung der säch­sis­chen afd-frak­tion — ein dur­chaus faszinieren­der und erhel­len­der (langer) bericht, aber auch bedrück­end
  • Zum Tod des His­torik­ers Peter Blick­le: Wie geht Demokratie? | NZZ → urs hafn­er erin­nert an den kür­zlich ver­stor­be­nen his­torik­er peter blick­le:

    Jet­zt, im Angesicht der autoritären Inter­na­tionale, käme Blick­les Zeit wieder, jet­zt gewin­nen seine Analy­sen neue Aktu­al­ität: Wie macht man Poli­tik, wie schafft man Demokratie? Für die Zeit von 1300 bis 1800 hat Blick­le dies ein­dringlich aufgezeigt und neue Per­spek­tiv­en eröffnet. Vielle­icht hat er mit seinem Forschen, das um die sich in ihren Gemein­den organ­isieren­den Bauern und ein­fachen Bürg­er kreiste, Deutsch­land eine demokratis­che Tra­di­tion geben wollen, eine Alter­na­tive zur unheil­vollen Tra­verse vom Bauern­feind Luther zum Dik­ta­tor Hitler.

    auch wolf­gang schmale würdigt blick­les leis­tun­gen in seinem blog.

  • I Was a Mus­lim in the Trump White House—and I Last­ed Eight Days | The Atlantic → eine amerikaner­in, die im/für den nation­al secu­ri­ty coun­cil arbeit­ete, berichtet über die änderun­gen der let­zten wochen …
  • Umwelth­is­torik­er über Win­terurlaub: „Natur stört generell“ | taz → gutes inter­view mit einem wis­senschaftler, der vor marki­gen worten nicht zurückschreckt und am win­ter-/ski­touris­mus der alpen mit all seinen auswüch­sen wenig pos­i­tives ent­deck­en kann …

    Win­ter­sport­ge­bi­ete waren immer Fab­riken für touris­tis­che Zufrieden­heit. Und die touris­tis­chen Wer­be­bilder weck­en Erwartun­gen an die Kul­tur­land­schaft.

Ins Netz gegangen (15.2.)

Ins Netz gegan­gen am X.X.:

  • Schluss mit dem Toten­tanz-Ger­aune | Zeit → klaus kast­berg­er meldet sich zur ange­blichen “krise der geman­is­tik” zu wort und kon­sta­tiert auch eine krise — er hätte gerne wieder mehr ver­ste­hen von lit­er­arischen höhenkamm­tex­ten als anderes …
  • Hier wird an der Zukun­ft gear­beit­et | NZZ → noch ein beitrag zur ger­man­is­tik-krisen-debat­te, in dem frauke berndt vor allem die inter­na­tion­al­ität der ger­man­is­tik her­vorhebt

    Längst sind nicht alle Schätze gehoben auf diesem Gebi­et, das wed­er gestern noch heute an den Sprach­gren­zen des Deutschen oder den medi­alen Gren­zen des Buch­es halt­macht. Deshalb wird die Suche nach Antworten auf die drän­gen­den Fra­gen der Gegen­wart stets auch zur Lit­er­atur und in die Texte führen: Glob­al­isierung, Nation­al­isierung, Pop­u­lar­isierung oder Fik­tion­al­isierung.
    Denn lit­er­arische Texte sind Ver­such­sanord­nun­gen, Probe­büh­nen und Umschlag­plätze für solche ethis­chen, poli­tis­chen, ökonomis­chen oder philosophis­chen Fragestel­lun­gen. Ihnen geben Texte in Erzäh­lun­gen, Szenen und Bildern For­men, weil auf solche Fra­gen keine Begriffe antworten kön­nen.
    Lit­er­atur­wis­senschaf­terin­nen analysieren diese For­men und denken über sie auf der Grund­lage ihrer Geschichte und im Hor­i­zont eines grossen Spek­trums an The­o­rien nach. Es ist daher kein Wun­der, dass diese Exper­tin­nen der Form ihre Stim­men sowohl in öffentlichen als auch in tage­sak­tuellen Debat­ten immer wieder erheben.
    […]
    War ein­mal wirk­lich alles bess­er – zu Zeit­en dieses merk­würdig ver­gold­e­ten Damals, als nur wenige grosse Män­ner viele grosse Büch­er geschrieben haben? Ich weiss nicht, warum meine Kol­le­gen ihren Vätern nach­trauern. Mir und vie­len anderen fehlen die Autokrat­en jeden­falls nicht beson­ders. Die Büch­er sind deshalb nicht schlechter gewor­den, der Umgang an den Uni­ver­sitäten dafür aber deut­lich bess­er.

  • Mobil­ität in Metropolen: Neue Wege durch die Stadt | FAZ → schön­er überblick über das umdenken der stadt- und verkehrs­plan­er, was die zukun­fts­fähige gestal­tung der verkehr­swege und des verkehrs in den (groß-)städten ange­ht
  • Von den Gren­zen des Gesangsreper­toires | Bad Blog Of Musick → wen­delin bitzan über die reper­toirebeschränkun­gen in aus­bil­dung und ausübung, ins­beson­dere bei sänger/innen:

    Das Gesangsreper­toire scheint fak­tisch auf einen Zeitraum von etwa 250 Jahren begren­zt zu sein: Nor­maler­weise kom­men klas­sis­che Gesangssolis­ten gut mit Musik von Bach bis Strauss aus. Nie­man­den scheint es zu küm­mern, wenn sie Werke von Josquin, Mon­tever­di, Lul­ly, Webern, Schostakow­itsch oder Brit­ten bei­seite lassen. Ungeachtet der Tat­sache, dass die Genan­nten aus­nahm­s­los als prä­gende Vokalkom­pon­is­ten ihrer Zeit gel­ten kön­nen, wer­den sie von Sän­gerin­nen und Sängern der Gegen­wart über­wiegend ignori­ert. Die Felder der ›Alten Musik‹ und ›Neuen Musik‹ erscheinen als Rand­bere­iche des Kun­st­musik­be­triebs, die exk­lu­siv von geson­dert aus­ge­bilde­ten Spezial­is­ten bedi­ent wer­den und über ein gle­icher­maßen spezial­isiertes Pub­likum ver­fü­gen.

  • Sprachat­tacke der Recht­spop­ulis­ten: Trompe­ten des Trump­is­mus | Spiegel → georg seeßlen in ein­er sehr guten analyse über trump, demokratie und die medi­en etc:

    Trump­is­mus ist in sein­er ersten Phase die Kun­st, die poli­tis­chen Diskurse nach den Regeln der Unter­hal­tungsin­dus­trie aufzulösen. Es müssen Bilder her, wo Texte waren, es muss Mythos her, wo Geschichte war, es müssen Emo­tio­nen her, wo Logik war. Es ist schw­er zu sagen, ob hin­ter der Vergif­tung von Sprache und Diskurs so etwas wie ein Plan steckt, ob sie dem “Naturell” der Repräsen­tan­ten der pop­ulis­tis­chen Recht­en entspricht, oder ob sie ein­fach durch tri­al and error als Erfol­gsrezept erkan­nt wurde. Sprechen, um den anderen sprach­los zu machen jeden­falls, hat seine Tra­di­tio­nen und ist schließlich medi­ale Prax­is in den Talk­shows gewor­den.

  • Kli­mawan­del in den Alpen:Der Kampf um den Schnee | Deutsch­landra­dio Kul­tur → eine aus­führliche reportage von tobias kro­ne und michael watzke über skige­bi­ete in bay­ern und den drang, immer mehr und immer kün­stlich­er “win­ter­sport” zu ermöglichen …

Altjahresabend

Aus der durch­höhlten Rübe springt die Maus.
Der reife Wind zwingt das Hol­un­derblatt zu tage­langem Purzel­baum -
Die leere Rüben­backe klafft,
Die Tauben peitscht der Wind ans Haus.

Den Bauernpfer­den wächst das Haar wie Moos so dicht.
Das Jahr geht hin. Kein Anfang ist und Ende nicht.
Die Eichel fällt — die Ein­samkeit erschrickt, und Öde schluckt den Ton.
Sie schluckt auch mein­er Sohle Lär­men, sie ver­gaß mich schon.
Wil­helm Lehmann, Alt­jahresabend (1928)

Winternacht

Winternacht.

1.

Vor Kälte ist die Luft erstarrt,
Es kracht der Schnee von meinen Tritten,
Es dampft mein Hauch, es klirrt mein Bart;
Nur fort, nur immer fortgeschritten!


Wie feierlich die Gegend schweigt!
Der Mond bescheint die alten Fichten,
Die, sehnsuchtsvoll zum Tod geneigt,
Den Zweig zurück zur Erde richten.

Frost! friere mir ins Herz hinein,
Tief in das heißbewegte, wilde!
Daß einmal Ruh mag drinnen seyn,
Wie hier im nächtlichen Gefilde!

2.

Dort heult im tiefen Waldesraum
Ein Wolf; – wie’s Kind aufweckt die Mutter,
Schreit er die Nacht aus ihrem Traum
Und heischt von ihr sein blutig Futter.

Nun brausen über Schnee und Eis
Die Winde fort mit tollem Jagen,
Als wollten sie sich rennen heiß:
Wach auf, o Herz, zu wildem Klagen!

Laß deine Todten auferstehn,
Und deiner Qualen dunkle Horden!
Und laß sie mit den Stürmen gehn,
Dem rauhen Spielgesind aus Norden!

Taglied 17.12.2011

Nach dem Lauf heute vor­mit­tag und wil ich ger­ade Lust darauf habe (und weil es irgend­wie natür­lich auch passt): “Wide White Hori­zon” (finde ich online allerd­ings nir­gends — macht auch nix, muss man eh in vernün­ftiger Qual­ität und angemessen­er Laut­stärke hören ;-) — nur die “Sketch­es of Spring” gibt es bei Youtube, aber der passt heute nicht …), von Thomas Wilbrandts grandios­er Dop­pel-CD “The Elec­tric V”. Und ganz neben­bei: wahrschein­lich die beste Version/Interpretation der Vivald­is­chen Jahreszeit­en der let­zten Jahrzehnte: 1984 erst­mals aufgenom­men, aber immer noch frisch und begeis­ternd, dieser — natür­lich sehr freie — Umgang mit den alten Noten … Unbe­d­ingte Empfehlung (nicht nur im Win­ter …)

Bilderbuch-Laufen

Her­rlich. Ein­fach nur her­rlich. Der ersten Lauf im Schnee ist immer etwas beson­deres, etwas schönes: Ich liebe es ein­fach, wenn der Wald, die Felder und die Wege weiß sind. Auch wenn es das Laufen etwas anstren­gen­der macht. Heute mor­gen war das wieder wun­der­bar: Nach dem Sturm und den Regen­schauern der let­zten Tage habe ich über­haupt nicht damit gerech­net — aber die Sonne schien, der Him­mel war blau: Ein richtig schön­er Win­tertag. Und in Erbach lag sog­ar ein biss­chen Schnee. Also habe ich meine Win­ter– und Schlechtwet­ter­schuhe raus­gekramt, die Salomon XA 3D Ultra und bin los­ge­zo­gen. Ein paar Kilo­me­ter weit­er und einige Höhen­meter später fand ich mich im Bilder­buch des Win­ters wieder: Der Wald war richtig dick weiß, der feuchte Schnee hing dick an den Bäu­men und auf den Ästen, die Wege waren niedrig und eng von den durch die Schnee­last hin­unter gekrümmten Bäu­men — und einige kleinere hat­te der Sturm auch auf die Wege geschmis­sen. Und ich lief mut­tersee­le­nallein im Wald über den noch unberührten Schnee: Nur ab und an kreuzte ein Wild­fährte meine jungfräulichen Wege. Das ist — immer wieder — unge­heuer erhebend, ein Gefühl, das sich nur schw­er beschreiben lässt. Da möchte man am lieb­sten laufen und laufen und laufen. Das tat ich dann auch erst ein­mal.

Dum­mer­weise hat­te meine rechte Socke nicht so viel Spaß wie ich: Kurz vor Bul­lau fing es an zu reiben — und beim näch­sten Halt stellte ich mit Schreck­en fest: Da ist, genau an der Oberkante des Schuhs, ein schön bre­ites, großes Loch in der Socke! Das war neu — und nicht ger­ade vorteil­haft. Denn jet­zt musste meine zarte Haut dran glauben. Die näch­sten Kilo­me­ter waren nicht so erfreulich, es rieb und kratzte: Mir war klar, ich sollte doch langsam mal wieder in Rich­tung Heimat drehen … Passend war auch auf ein­mal, als ich in Bul­lau aus dem Wald kam, von dem her­rlichen Wet­ter nichts mehr zu sehen: Graue Wolken über­all, die nichts Gutes ver­hießen. Ganz hin­ten am Hor­i­zont fie­len noch ein paar Son­nen­strahlen auf den weiß bestäubten Oden­wald — aber da würde ich heute bes­timmt nicht mehr hinkom­men, nicht mit ein­er blu­ten­den Ferse.

Also wurde die Runde doch etwas kürz­er (22 Kilo­me­ter). Lustig war dann der Schluss — nicht so sehr die Tat­sache, dass ich immer mehr mit Schnee und Wass­er bewor­fen wurde, je tiefer ich kam und je mehr ich mich wieder Erbach näherte. Nein, eher der Zufall, dass die Wolken sich wieder auflösten und die Sonne wieder durch­brach. Und so hat­te ich, als ich am Buch­wald­skopf aus dem Wald kam, wieder mal einen her­rlichen Blick über das sonnen­er­füllte Müm­ling­tal: Das ist — trotz der zivil­isatorischen Ver­schan­delung des Tals — immer wieder erhebend, wenn man nach einem längeren/langen Lauf durch den Wald an dieser Stelle wieder aufs Feld kommt und einen freien Blick über Erbach und Michel­stadt und noch mehr hat . Ganz beson­ders wirkt das natür­lich, wenn die Sonne mit­spielt. Da macht dann auch die aufgeriebene Ferse auf ein­mal nicht mehr viel aus.

Auf einem Ski in Arosa

Das diesjährige Tre­f­fen der Mono­ski­fahrer begann für mich am Don­ner­stag: Vor­mit­tags schnell noch mein Kram fer­tig gepackt — eine große Tasche vollgestopft mit Schuhen (zum Ski­fahren und Laufen), jed­er Menge Klam­ot­ten und ein paar Müs­liriegeln. Dann den Ski unter den Arm gek­lemmt und ab zum Bahn­hof — der Zug brachte mich näm­lich nach Schif­fer­stadt, zu Tilo. Der war noch nicht ganz so weit, aber das war nicht weit­er schlimm, weil sich auch bei Andreas die Abfahrt etwas verzögert hat­te. Gegen 17 Uhr waren wir dann unter­wegs: Andreas mit Tochter Ari­ane, Tilo und ich — so ging es nach Arosa. Die Fahrt ver­lief denn auch ohne Prob­leme, beson­ders das let­zte Stück von Chur, die 360 Kur­ven, auf die Arosa so stolz ist (und für die man sog­ar eine Paten­schaft erwer­ben kann …), sog­ar in aus­ge­sprochen ras­an­tem Tem­po. Nur in Arosa braucht­en wir einen Moment, unsere Unterkun­ft für die erste Nacht zu find­en: Das Back­pack­ers Moun­tain­lodge. Das ist offen­bar ein ehe­ma­liges San­to­ri­um. Zumin­d­est sehen die Räume — kleine Zim­mer mit Jugend­her­berg­sein­rich­tung inklu­sive Stock­bet­ten — die Flure und die Balkons sehr danach aus. Da es mit­tler­weile schon 22.15 Uhr war, fan­den wir nur noch eine unbe­set­zte Rezep­tion vor — aber immer­hin mit einem Zettel, welche Zim­mer unsere waren. Die waren schnell bezo­gen, die Bet­ten gemacht — und das war’s dann auch schon eigentlich, die Nachtruhe rief. Das Moun­tain­lodge war zwar recht ordentlich und sehr sauber, aber über den Preis kann man geteil­ter Mei­n­ung sein. Für Leute aus dem Euro-Gebi­et wie uns war das — angesichts des beschei­de­nen Kom­forts und der ein­fachen Verpflege­gung — eigentlch unver­schämt teuer. Obwohl die bei­den Back­pack­ers — von den Berg­bah­nen betrieben — die bil­lig­sten Unterkün­fte in Arosa sind: Preis­gün­stig sind sie keineswegs …

Denn am Fre­itag sollte es richtig los­ge­hen. Trotz des zeit­i­gen Auf­ste­hens hat zwar nicht das Früh­stück­en, aber doch das Bezahlen, Auto pack­en und Auscheck­en eine gute Weile gedauert. Auf dem Weg zur Seil­bahn-Tal­sta­tion trafen wir dann gle­ich die Leute von Duret sowie Remy und Otto. Allerd­ings mussten wir noch das Auto loswer­den — in Arosa nie eine ein­fache Sache, dies­mal bedeutete es einen ordentlichen Fuß­marsch für Andreas. Gegen 10 Uhr war dann aber alles erledigt und wir oben auf dem Berg. Und das heißt wirk­lich, oben: Auf der Spitze des Weißhorns, wo uns die große Gondeln der Seibahn (eine ziem­lich zeitaufwändi­ge Fahrt) hin­be­förderten. Zum Ein­fahren musste erst ein­mal die rote Abfahrt zur Mit­tel­sta­tion her­hal­ten (die schwarze von oben musste ja nicht gle­ich bei den ersten Schwün­gen dieses Win­ters sein …). Und dann ging es vor allem auf die Pis­ten am Hörn­li — da waren wir einen Großteil dieser drei Tage unter­wegs, die Pis­ten dort, die der eine Vier­er-Ses­sel bedi­ent, bieten wun­der­bare Möglichkeit­en: Rote und Schwarze gle­icher­maßen, solche mit eher gle­ich­mäßigem Gefälle und welche mit schö­nen Absätzen und Stufen — vor allem viele Kom­bi­na­tion­s­möglichkeit­en … Sehr schöne Möglichkeit­en bot aber auch der Car­men­na-Ses­sel­lift (natür­lich von ganz oben, nicht schon ab der Mit­tel­sta­tion): Entwed­er über die schwarze Piste, die vom Weis­shorn herunter kommt oder direkt am Lift hin­unter: Das begin­nt gle­ich richtig steil — und weil oben am Ein­stieg eine Schneekanone in Betrieb war, waren ger­ade die ersten Meter davon ziem­lich heftig. Aber dann ging es richtig schön hin­unter — auch eine klasse Piste. Nur unten vielle­icht einen Tick lang­weilig.

Der Schnee in Arosa: Aus­re­ichend, aber uralt (let­zter Neuschnee im Jan­u­ar, da hat’s den ganzen Monat aber auch nur 30 Zen­time­ter geschneit) und entsprechend hart. Neben der Piste — vor allem am Weis­shorn — war schon fast kein Schnee mehr. Und wo noch mehr oder weniger genü­gend war, war er der­maßen stein­hart, dass es kaum fahrbar war — wir haben es am Hörn­li natür­lich sofort aus­pro­biert. Zumin­d­est Spaß macht das Abseits­fahren bei solchem Schnee nicht.

Abgeschlossen haben wir den Skitag mit ein­er gemein­samen Tal­ab­fahrt — nach­dem wir alle auf der richti­gen Piste waren, war das auch ganz nett und noch erstaunlich gut zu fahren. Danach ging es dann erst ein­mal in die neue Unterkun­ft, das andere Back­pack­ers in Arosa, Down­town genan­nt, weil es im Gegen­satz zum Moun­tain­lodge nicht am Ort­srand bei der Piste liegt, son­dern mit­ten in der unteren Hälfte des Ortes. Anson­sten unter­schied es sich nicht groß vom ersten Back­pack­ers — die An- und Abmel­dung ist bei bei­den furcht­bar kom­pliziert, aufwändig und umständlich gewe­sen. Irgend­wann war das aber alles erledigt und wir waren auf unseren Zim­mern. Inzwis­chen schon reich­lich spät, denn für 17 Uhr war ein erstes offizielles Tre­f­fen im nahegele­ge­nen Sun­star-Hotel ange­set­zt. Ich ging aber erst ein­mal wenig­stens ein biss­chen Laufen — viel war es nicht, ich und meine Beine waren müde. Und in Arosa gibt es noch weniger Möglichkeit­en, ohne große Stei­gun­gen zu laufen, als in anderen Skiorten. Mein Fore­run­ner hat­te sich dum­mer­weise in der Tasche irgend­wann von selb­st angeschal­tet und war deshalb inzwis­chen ohne Strom. Geschätzt war ich ca. 20 Minuten für unge­fähr drei Kilo­me­ter unter­wegs, in Rich­tung Hörn­li, ab dem Camp­ing­platz auf der “Piste” Nr. 1.

Nach dem Begrüßungstr­e­f­fen gin­ge wir dann gemein­sam (fast) alle zum Aben­dessen ins Chaman­na — sehr nett und leck­er, aber wie alles in diesem Ort nicht ger­ade preiswert … Das hat seine Zeit gedauert — erst gegen 23 Uhr waren wir zurück im Back­pack­ers und hörten auf den Ruf der Bet­ten …

Der Sam­stag begrüßte uns schon mor­gens mit her­rlichem Wet­ter: Blauer Him­mel ohne das kle­in­ste Wölkchen. Heute beschlossen wir, das Auto ste­hen zu lassen und zu Fuß zur Berg­bahn zu marschieren. Das war dann doch etwas länger als gedacht, zum Glück hat­ten wir die Skischuhe noch nicht an. Tilo und ich waren etwas früher aufge­brochen, er wollte den Duret-Leuten helfen beim Auf­bauen des Test­standes für deren Mono­ski­er an der Mit­tel­sta­tion. Da angekom­men, trafen wir zufäl­lig auf Bruno, Kurt und Rodol­fo. Mit denen war ich dann fast den ganzen Tag unter­wegs — und wie. Die hatten’s näm­lich ziem­lich eilig. Und man merkt, dass sie öfters auf dem Ski ste­hen als ich — mithal­ten kon­nte ich, mit etwas Mühe, ger­ade so. Das hohe Tem­po machte aber wirk­lich irrsin­nig Spaß: Die Sonne schien strahlend, der Schnee war okay, die Pis­ten gut prä­pari­ert. Da machte es auch wenig, dass ich schon auf der ersten Abfahrt meine rechte Kon­tak­tlinse ver­lor — die war wohl nicht richtig drin. Sehr selt­sam war das, wie ich während dem Fahren merk­te, dass sie aus dem Auge rutschte, im Augen­winkel hän­gen­blieb und vom Fahrtwind dann endgültig her­aus­ge­drückt wurde und auf Nim­mer­wieder­sehn ver­schwand. Gegen Mit­tag wurde es zwar etwas voller, aber dafür, dass ganz Arosa aus­ge­bucht sein sollte, war noch erstaunlich viel Platz auf den Pis­ten. Gut, am Hörn­li-Ses­sel­lift musste man zwis­chen­durch mal (ganz) kurz anste­hen — aber auf der Piste war das immer noch in Ord­nung mit dem Betrieb. Unter­dessen lief wieder — wie sich das für ein Mono­skitr­e­f­fen gehört — der große Ski­tausch: Die Durets (und einige andere, wie das Monoblade, der Monocross, das Yam­a­tool/Coda) wur­den eifrig pro­biert — von mir allerd­ings nicht, ich blieb diese drei Tage lieber bei meinem mir ver­traut­en TT Ham­mer. Die Grup­pen wech­sel­ten über den Tag öfter, der Spaß blieb der­selbe. So war es ruck­zuck schon 16.30 Uhr, als ich mit Bruno die let­zte Abfahrt vom Weis­shorn anging. Dann saßen wir noch kurz alle bei der Schirm­bar an der Mit­tel­sta­tion (Hüt­ten- & Aprés­ki-tech­nisch ist Arosa übri­gens extrem zurück­hal­tend), bevor wir die gemein­same Tal­bafahrt antrat­en. Bis wir dann endlich wieder auf unserem Zim­mer waren, zeigte die Uhr schon sechs an — und ich ging erst spät laufen. Dies­mal ging es etwas weit­er, zwar ähn­lich wie am Fre­itag (wieder auf die “Piste”), aber mit eini­gen kleinen Schleifen zusät­zlich: ca. vier Kilo­me­ter in ein­er hal­ben Stunde). Nach dem Duschen wid­mete ich mich noch kurz meinem Mono: Vor allem am Nach­mit­tag hat­te ich auf den harten Pis­ten gemerkt, dass meine Kan­ten etwas nach­ließen — das wurde schnell behoben. Und dann war es auch schon Zeit für das große Fon­due Chi­noise, wieder im Chaman­na, das ja prak­tis­cher­weise recht nahe lag — gut vor allem für Andreas, der nach seinem Sturz am Fre­itag mit­tag doch beim Laufen sehr gehand­i­capt war.

Am Son­ntag war wieder alles anders. Schon beim Aufwachen wurde klar: Das schöne Wet­ter war ver­schwun­den, die einzel­nen dun­klen Wolken vom Sam­stag abend waren nicht mehr allein, son­dern hin­gen dicht über dem Ort und also voll im Skige­bi­et den ganzen Him­mel bedeck­end. Also ließen wir uns mit dem Früh­stück etwas mehr Zeit — es war ja auch Son­ntag … Weil wir nach dem Ski­fahren sofort nach Hause woll­ten, war ich extra schon um 7 Uhr aufge­s­tanden, um vor dem Früh­stück einen kleinen Lauf zu absolvieren. Dieses Mal blieb ich auf der Straße, das war am ein­fach­sten. Bei ger­ade ein­mal 0 °C war ich wieder eine knappe halbe Stunde unter­wegs — mit schreck­lich steifen Beinen …

Auf der Piste war es heute zwar aus­ge­sprochen leer, aber auch etwas schwierig. Ich brauchte ein bis zwei Abfahrten, mich daran zu gewöh­nen: Durch die dichte Bewölkung und den leicht grieseli­gen Schneefall war das Licht zu dif­fus, das man nicht sah, wo die Piste auf- oder abging und entsprechend etwas vor­sichtiger und zurück­hal­tender unter­wegs sein sollte. Mit der Zeit und der Gewöh­nung nahm aber unser Tem­po auch wieder zu. Bald war ich näm­lich wieder mit den schnellen Flitzern Bruno, Kurt und Rodol­fo unter­wegs. Und die Pis­ten am Hörn­li kan­nten wir ja inzwis­chen. Tat­säch­lich kam am späten Vor­mit­tag auch für kurze Zeit etwas Besserung auf: Die Wolk­endecke dün­nte stel­len­weise etwas aus, so dass die Sonne etwas stärk­er hin­durch kam — und sofort machte das Fahren mit deut­lich mehr Sicht erhe­blich mehr Spaß. Mit­tags trafen wir uns alle an der Mit­tel­sta­tion für eine kurze Pause. Und dann ging es noch mal in der großen Gruppe aufs Weis­shorn. Peter wollte ja auch noch den Ki-Mono-Car-Ver pro­bieren — und tat das gle­ich auf der lan­gen Abfahrt. Weit kam er damit allerd­ings nicht, dieser Minis­ki ist wohl doch sehr speziell. Auf­grund der momen­tan extrem schlecht­en Sicht war diese Abfahrt allerd­ings für den Rest der Gruppe auch nicht sehr leicht- dafür hat­ten wir die kom­plette Piste für uns. Heute war eh’ kaum jemand utner­wegs, nur so ein paar Unen­twegte wie wir. Und ein ein­heimis­ch­er Mono­ski­fahrer, Vik­tor, der seit Jahrzehn­ten seinem Mono­turm treu geblieben ist. Nach­mit­tags waren wir dann wieder in ver­schiede­nen Grup­pierun­gen (mit eigentlich fast allen noch fahren­den Teil­nehmern) am Hörn­li unter­wegs — allerd­ings auch nicht mehr beson­ders lange. Andreas und Ari­ane macht­en bald Schluss, ich hing noch zwei schnelle Abfahrten an, bevor ich ihnen eben­falls fol­gte — und bei der let­zten Tal­ab­fahrt noch eine falsche Abzwei­gung machte, die mich — auf dem Weg zur Hörn­li-Express-Tal­sta­tion, wo das Auto stand — auf die Piste 1 führte: Eine Katas­tro­phe, das Ende dieser Piste ist ein Weg, der zum Schluss noch bergauf führt und bei gutem Schnee vielle­icht ger­ade noch so fahrbar ist, bei langsamen Bedin­gun­gen wie an diesem Tag aber Fußweg bedeutet …

Genau um 16 Uhr hat­ten wir dann im Schnee­treiben das Auto gepackt und starteten in Rich­tung Heimat. Die Fahrt ver­lief wieder sehr glatt, bis Chur braucht­en wir unge­fähr eine Stunde und dann für den Rest nach Schif­fer­stadt nochmal vier — genau um 21 Uhr waren wir am Bahn­hof, wo ich meinen Zug noch wun­der­bar bequem erre­ichte und kurz nach zehn dann wieder in Mainz war — müde und erschöpft, aber zufrieden.

Denn die Organ­i­sa­tioren Remy und Tilo haben sich wieder viel Mühe gegeben — auch wenn wir nicht immer alles mit­gemacht haben, was sie sich aus­gedacht haben. Vor allem auf das Mond­sche­in­fahren am Fre­itag (auf unbeleuchteter Piste bei Voll­mond) hat­te irgend­wie kein­er Lust, alle waren den ganzen Tag gefahren und entsprechend aus­ge­pow­ert …
Arosa selb­st fand ich ganz nett, für mich allerd­ings auch aus­ge­sprochen teuer. Das Skige­bi­et ist nicht super anspruchsvoll (wirk­lich ein­fache Pis­ten gibt es aber auch fast keine), und fällt auch son­st nicht beson­ders auf: Alles sehr ordentlich, aber irgend­wie nichts her­aus­ra­gen­des. Aber einige Pis­ten — vor allem die rote 3 am Hörn­li, aber auch die schwarze 8 am Weis­shorn, macht­en eine Menge Spaß — ger­ade weil sie nicht zu anspruchsvoll und schwierig waren, kon­nte man/ich sie wun­der­bar aus­fahren und auch mal ordentlich Tem­po riskieren. Für die eher über­schaubare Größe (eigentlich sind es ja nur zwei Berge) gibt es recht viele geschickt angelegte Abfahrten, allerd­ings auch erstaunlich viele Wege, die zudem sehr oft aus­ge­sprochen flach waren und dem Mono daher nicht so sehr ent­ge­genka­men. Lei­der waren die Pis­ten am Brüg­ger­horn, dem soge­nan­nten “Entspan­nungs­berg” nicht offen — bei vernün­ftigem Schnee hätte das wohl einige schöne Vari­anten gegeben. Über­haupt lässt die Topogra­phie erah­nen, dass bei aus­re­ichen­dem Schnee in Arosa viel neben der Piste möglich ist — da hat­ten wir halt ein­fach Pech mit dem Wet­ter in diesem Win­ter — wobei die Berg­bah­nen den weni­gen Schnee gut im Griff hat­ten und ordentlich prä­pari­erten. Also, wieder ein­mal ein schöne Tre­f­fen der mono-ski.org: Ein­fach drei schöne Tage des Ski­fahrens — wie immer, wenn sich die Mono­ski­fahrer tre­f­fen …

skifoarn 2010: obergurgl & sölden

nach dem kurzen abstech­er nach venedig stand ende jan­u­ar wieder das alljährliche skivergnü­gen in meinem kalen­der. dies­mal hat­te ich mir ober­gur­gl aus­geguckt: ein offen­bar recht nettes skige­bi­et mit­tlerer größe mit wenig betrieb. die unterkun­ft­suche hat­te sich etwas müh­sam gestal­tet, in dem dorf — immer­hin schon auf 1900 m höhe — gibt es offen­bar nur hotels. das sieht auch wirk­lich so aus, wenn man da hineinkommt, stellte ich dann fest. ich fand dann aber doch noch ein zim­mer, direkt an der skibushal­testelle. das ist ja für mich als bah­n­fahrer nicht ganz unwichtig ;-)

die anreise: ins ötz­tal ist es schon ein gutes stück fahrt von mainz aus. es gibt aber eine wun­der­bare verbindung: ein ic von mün­ster nach inns­bruck, der sam­stags ein­mal fährt und auch in mainz halt macht. also habe ich mich hier am rhein in den zug geset­zt — erst um kurz nach 11 ging es los — und meinen platz bis ötz­tal bahn­hof (wirk­lich kaum mehr als ein bahn­hof am ein­gang des ötz­tales) nicht mehr hergegeben. betrieb war ziem­lich viel, doch so einige ski­fahrer, aber auch ohne reservierung hat­te ich glück. die späte abfahrt in mainz führte dann nur dazu, dass ich erst recht spät und im dunkeln ankam. denn vom bahn­hof muss man noch ein­mal mehr als eine stunde, ca. 80 minuten sog­ar, mit dem bus rech­nen, bis man in ober­gur­gl ist. schließlich kommt danach ja auch nix mehr. so bekam ich also über­haupt nicht mit, wo ich eigentlich gelandet war. die unterkun­ft lag aber nicht nur sehr prak­tisch an der bushal­testelle, son­dern auch nur ca. 500 m von der tal­sta­tion der hochgur­glbahn ent­fer­nt und direkt an loipe und win­ter­wan­der­weg. dem sport stand also nichts mehr im weg.

und damit ging es am son­ntag gle­ich los: mit dem ersten lift zur gondel­bahn und hinein ins vergnü­gen. das war es, vom ersten moment an. auch wenn ich schon etwas merk­te, dass der let­zte skitag doch einige zeit zurück­lag. zunächst fing ich mal mit dem nahe­liegen­den pis­ten an, dem wurmkogl und dem scher­mer. zu let­zterem führt übri­gens eine neue, lux­u­riöse 8‑per­so­n­en-gondel­bahn hin­auf: offen­bar ist es dort oft so kalt, dass die berg­bah­nge­sellschaft hier ihre prof­ite mit so ein­er überdi­men­sion­ierten anlage loswer­den musste … zum glück war sie nie voll (ist sie wohl auch bei voll aus­ge­bucht­en hotels nie) — über­haupt war für einen son­ntag angenehm wenig betrieb. wartezeit­en gab es nie — also auch keine pausen. ich bin, wie auch jeden weit­eren tag also von kurz nach neun bis vier uhr durchge­fahren. zum aus­ruhen gibt es ja lifte. nun ja. in hochgur­gl gibt es näm­lich tat­säch­lich auch noch schlep­plifte — fast ein anachro­nis­mus. und zumin­d­est ein­er davon ist alles andere als geruh­sam. doch dazu später mehr. am son­ntag machte ich mich also erst ein­mal auf, mit dem gebi­et ver­traut zu wer­den, alles abzuk­lap­pern. oder fast alles. zumin­d­est in hochgur­gl. also war auch der etwas län­gere schlep­per am kirchenkar mit der ganz net­ten roten abfahrt und schö­nen kleinen vari­anten dran. abseits der piste machte sich aber sehr bemerk­bar, dass es schon lange nicht mehr vernün­ftig geschneit hat­te: das war alles eher hart und sehr, sehr zer­fahren. aber trotz­dem schön, dort.
auch die große kar­bahn mit der lei­der nicht mehr allzu üppig mit schnee bedeck­ten schwarzen abfahrt direkt am lift hin­unter kam an die rei­he. diese abfahrt zog mich irgend­wie immer wieder an. zum einen eine der weni­gen nicht so super­bre­it­en abfahrten. zum anderen durch drei querende wege, die ziem­lich heftige stufen in den schö­nen steil­hang schnei­den, nicht ganz ein­fach fließend zu befahren.
auch die höch­ste stelle, der wurmkogl II mit sein­er kleinen aus­sicht­srestau­ra­tion (im mar­ket­ingslang des ötz­tals (eine ziem­lich schlimme sache) “top moun­tain star” genan­nt, war auf dem pro­gramm. dort oben gibt es eine nette, knack­ige schwarze abfahrt mit zwar sehr hartem, aber schön steilem ein­stieg. und natür­lich einen tollen aus­blick von dieser höhe aus. und neben­bei führt von dort oben auch eine gemütliche blaue abfahrt hin­unter, die an mehreren stellen schöne vari­anten ermöglicht, die jet­zt aber durch die vie­len vorgänger schon sehr zer­fahren, meist schon zur ordentlichen buck­elpiste gewor­den war.
die tal­ab­fahrt von hochgur­gl war zwar nicht beson­ders span­nend (sehr typ­is­che tal­ab­fahrt mit aus­ge­baut­en wegen etc.), dafür aber typ­isch eisig im unteren teil. und erstaunlich leer für kurz vor vier an einem son­ntag nach­mit­tag. dem ski­fahren fol­gte dann — natür­lich — noch das laufen, auf den gewalzten win­ter­wan­der­wegn bzw. der skat­in­gloipe sehr schön möglich.

am mon­tag ging es eben­falls wider um kurz nach neun los. dies­mal allerd­ings mit dem bus in die ander­er rich­tung, zur fes­tkoglbahn am ort­sein­gang von ober­gur­gl. da noch nix (wirk­lich, nix!) los war, stürzte ich mich gle­ich mal wieder in die tal­ab­fahrt. am fes­tkogl gibt es zwei davon: eine nor­male rote und eine sehr schöne, auch land­schaftlich reizvolle und gar nicht so schwere schwarze vari­ante. später ging es dann mit den auch sehr schö­nen, abwech­slungsre­ichen pis­ten an der roßkar­bahn (mit net­ter, ein­fach­er vari­a­tion­s­möglichkeit direkt unterm lift) und vor allem der plat­tach­bahn weit­er. bei­des übri­gens ses­sel­lifte mit mit­tel­sta­tio­nen. gegen mit­tag wech­selte ich dann noch zur hohen mut. die rote abfahrt von der bergsta­tion der neuen gondel­bahn fand ich aber nicht so span­nend: da merkt man doch zu sehr, dass sie sehr kün­stlich in den berg hinein gebaut wurde. unten ging es dann naht­los an der stein­mannbahn weit­er, wo es immer­hin einige buck­lige vari­anten durch die ver­streut ste­hen­den bäume auszupro­bieren gab. an der hohen mut oben habe ich aber, es kaum glaubend, tat­säch­lich her­bert heck­ers, dem autor des einzi­gen deutschen buch­es über den mono­ski, den ich schon von einem der monoski.org-tre­f­fen kan­nte, getrof­fen. er und seine frau hat­ten mich schon am son­ntag gese­hen und sofort am fahrstil erkan­nt und wir liefen uns noch öfters über den weg … bei ein­er der let­zten abfahrten von der hohen mut nahm ich dann noch die äußere pis­ten­vari­ante — keine beson­ders gute idee. im schön­sten tem­po sah ich dann eine boden­welle zu spät, flog ein stück und versem­melte die lan­dung etwas. über roßkar­bahn und die schöne schwarze tal­ab­fahrt ging es zurück zur fes­tkog­bahn und weit­er zum laufen — das wurde aber nur sehr wenig, weil ich mich nach zwei anstren­gen­den skita­gen recht schlapp fühlte.

der dien­stag präsen­tierte sich nach zwei sehr son­ni­gen tagen mit eher schwierigem ski­wet­ter: fast lück­en­losen wolken. und kurz vor 3000 m ist das ziem­lich schnell nebel ;-). zumal es bald ganz zuzog und leicht zu schneien anf­ing — lei­der nicht sehr ergiebig. zunächst trieb ich mich wieder in hochgur­gl rum: der schlep­plift am vorderen wurmkogl wollte mich noch ken­nen­ler­nen. dort gab es, bei diesem wet­ter nicht sehr ide­al, nur eine vol­lkom­men unmarkierte piste (über­haupt ist die pis­ten­markierung und ‑beschilderung in ober­gur­gl extrem spar­tanisch), die teil­weise kaum zu find­en war: dafür aber eine sehr schöne, im unteren drit­tel unprä­pari­erte enge & steile schwarze piste. nur lei­der war der schlep­per auch enst­prechend: steil, ohne lift­spur (ein­mal auch quer durch die buck­elpiste) — beim drit­ten mal hat’s mich raus­ge­hauen. das forderte natür­lich spätere revanche. zunächst beließ ich es aber dabei, denn der schwere, schnelle, steile schlep­per und die abfahrt waren doch eine anstren­gende kom­bi­na­tion mit dem mono. bis mit­tag war ich dann wieder an der großen kar­bahn und am kirchenkar unter­wegs, bevor ich noch mal den dieses mal sehr schö­nen oberen teil des wurmkogls und des scher­m­ers (mit aus­flü­gen neben die piste) unter den ski nahm. nach­dem es gegen mit­tag etwas heller gewor­den war, ver­schlecherte sich die sicht mit dem ver­schwinden der sonne hin­ter den bergen gegen 15 uhr wieder deut­lich, so dass ich etwas früher schluss machte und schon um 15:40 wieder an der tal­sta­tion stand. danach noch schöne, aber sehr langsame sieben laufk­ilo­me­ter im leicht­en schneegestöber und der tag war vol­len­det.

mittwochs zog es mich nach sölden. nicht nur mich: aus­gerech­net an diesem tag war der skibus so voll, dass ich um zehn vor neun ger­ade noch so ein­steigen kon­nte. in sölden, an der gais­lachkoglbahn, die auf gut 3000 m hin­auf führt, durfte ich auch das erste mal anste­hen. über­haupt war in sölden doch deut­lich mehr betrieb — auch wenn es für die dor­ti­gen ver­hält­nisse wohl sehr leer war. zumin­d­est schien mir das so, wenn ich mir die riesi­gen, lan­gen ein­gangs­gat­ter und ‑zäune an den liften ansah. da muss wohl öfters mal ziem­lich viel los sein. das skige­bi­et ist um einiges größer als ober­gur­gl, vor allem recht weitläu­fig. alles habe ich an einem tag gar nicht geschafft (und auch nicht gewollt), die gletsch­er sparte ich mir gle­ich. son­st blieben aber recht wenig lück­en: zunächst vom gais­lachkogl hinüber zum gig­gi­joch (wo ein ziem­lich­er rum­mel herrscht), dort gibt es an der roßkir­plbahn eine schöne schwarze piste und neben­dran eine aus­gewiesene buck­elpiste (etwas schw­er & steil für mich …), auch einige nette rote abfahrten. und vor allem eine sehr schöne schwarze tal­ab­fahrt, die am späten vor­mit­tag natür­lich men­schen­leer war. die gig­gi­jochbahn brachte mich wieder zurück ins skige­bi­et, wo ich mich in rich­tung gletsch­er weit­er machte und an der genialen piste am schwarzkogl eine weile hän­gen­blieb: die kon­nte ich wun­der­bar am äußer­sten rand im kurz­schwung schön rhyth­misch abfahren — ein­fach her­rlich, genau die richtige mis­chung aus gefälle und losem, weichen schnee, den die anderen an den rand geschoben hat­ten. über einige zwis­chen­sta­tio­nen, u.a. die hei­de­bahn ganz außen, nahm ich dann die rote tal­ab­fahrt und wurde erneut über­rascht — dies­mal von einem anderen mono­ski­fahrer, der lange keinen gle­ich­gesin­nten mehr getrof­fen hat­te. zusam­men sind wir dann wieder auf den gais­lachkogl hoch und zusam­men in rich­tung ret­ten­bach­tal abge­fahren. dort tren­nten sich unsere wege wieder: ich nahm die schwarze tal­ab­fahrt zurück in den ort, er kehrte noch ein­mal ein. zurück in gur­gl bin ich dann mit dem ruck­sack nach ober­gur­gl gelaufen, etwas lebens­mit­tel-nach­schub einkaufen — das gab immer­hin etwas mehr als sieben kilo­me­ter lauf­strecke.

am don­ner­stag blieb ich mor­gens der piste zunächst ein­mal fern: die sicht war nahe null, das schien mir sinn­los. gegen elf uhr hielt es mich dann doch nicht mehr im zim­mer: inzwis­chen hat­te der mäßige wind die wolk­endecke etwas ver­schoben und aufge­lock­ert, so dass zumidnest hoff­nung best­nad. ich startete in hochgur­gl mit eini­gen tal­ab­fahrten und den nicht so hoch gele­ge­nen pis­ten an der großen kar­bahn und dem kirchenkar­lift. gegen 13 uhr, als mit­tagspause, trans­ferierte ich mich dann mit dem top-express hinüber nach ober­gur­gl, um haupt­säch­lich die tal­ab­fahrten, ins­beson­dere die schöne schwarze ver­sion, hin­un­terzubrausen. viel mehr war dann auch nicht mehr möglich: nach und nach wur­den immer mehr lifte abgestellt — der wind wurde recht frisch und stel­len­weise stür­misch, ski­fahrer waren sowieso kaum welche unter­wegs. auch die fes­tkoglbahn lief nur noch in langamer geschwindigkeit — aber sie lief immer­hin. gegen halb vier reichte es mir dann doch, nach­dem ich mich nochmal in den weichen schneean­we­hun­gen beim sturz über bei­de kör­per­ach­sen über­schla­gen hat­te und ich ging laufen. den abend ver­brachte ich dann noch sehr gemütlich im jagdhof bei her­bert und gabriele.

und dann war auch schon wieder fre­itag und damit schon fast schluss. also stand ich natür­lich wieder um neun uhr an der tal­sta­tion, dies­mal wieder am fes­tkogl. mit­tags wech­selte ich wieder nach hochgur­gl hinüber, der vordere wurmkogl reizte mich noch ein­mal. dies­mal flog ich gle­ich beim ersten mal schon recht weit unten aus dem lift — sog­ar der liftwärter merk­te es … aber die restlichen male ging es dann. und die piste belohnte die mühe aufs her­rlich­ste: der leichte schneefall und der wind hat­ten sie wun­der­bar gemach — ein­fach her­rlich. auch wenn sich ger­ade im unteren teil einige anfänger herumtrieben, die da wenig spaß hat­ten ;-). da mir das auf die dauer aber doch zu anstren­gend wurde, wech­selte ich wieder an den wurmkogl, der oben blödsin­nig hart gefroren war und keinen spaß machte und an den wesentlich angenehmeren scher­mer. später, am kirchenkar­lift, als es schon wieder anf­ing kalt zu wer­den, ver­lor ich dann auch noch meine rechte kon­tak­tlinse — ein­fach so. und als die sicht dann auch noch nach­ließ, wurde mir das in den fehlen­den kon­trasten zu blöd und ich machte mich wieder auf den weg ins tal — immer­hin, es war doch wieder kurz vor 16 uhr bis ich unten war. zum abschluss lief ich dann die straße noch hochgur­gl und bis zur maut­sta­tion in rich­tung tim­mel­sjoch hin­auf: der wohl langsam­ste der let­zten jahre für mich: lang und erstaunlich steil ging es da hoch (auch runter keine reine freude mit so aus­ge­pow­erten ober­schenkeln nach ein­er woche ski­fahren und laufen …).

die heim­reise am sam­stag ver­lief dann nicht ganz so glatt wie der hin­weg. mor­gens hat­te wieder leichter schneefall einge­set­zt. und für den post­bus war das offen­bar der­maßen über­raschend, dass er erst mit fast zwanzig minuten ver­spä­tung abfuhr. bis ötz­tal bahn­hof hat­te er zwar einiges wieder her­aus­ge­fahren, aber es reichte trotz­dem nur dazu, dass ich den ic, der mich ohne umsteigen nach mainz gebracht hätte, ger­ade noch abfahren sah. also durfte ich über inns­bruck — münchen — stuttgart reisen — was ger­ade ein­mal eine halbe stunde länger dauerte als die eigentlich geplante verbindung und auch tadel­los klappte.

warum ich das laufen liebe. und den winter.

heute ist so ein tag, der das (tägliche) laufen wieder her­rlich und lohnend macht:
der schnee fällt und fällt seit dem mor­gen­grauen (der weg zum gottes­i­denst war kein großes vergnü­gen). aber sofort nach der rück­kehr vom dienst in die laufk­lam­tot­ten geschlüpft, den fore­run­ner ges­tartet und die salomon-schuhe (für den schnee) geschnürt: raus geht es, in den schnee und den win­ter­lichen wald. was schöneres gibt es für einen läufer kaum. gut, reko­rde bricht man bei diesem wet­ter nicht .… vor allem, da ich die gut 32 km von gestern noch etwas in den beinen merk­te. aber das ist bei so schönem wet­ter auch egal. ja, ich finde das wirk­li­ich aus­ge­sprochen schönes laufwet­ter. auch wenn die sonne nicht scheint. und auch, wenn es unun­ter­brochen schneit. gut, der wind hätte jet­zt nicht sein müssen — dann hätte ich nicht so viel schnee im gesicht gehabt. aber das kon­nte meine freude nicht trüben.

unter­wegs war ich auf ein­er “standard”-runde: über den buch­wald­skopf und son­nen­weg zum zirkel­berg, dann ein stück den kutschen weg hin­auf, ober­halb von erbuch durch den wald in einem großen bogen bis unge­fähr zum almen­hof und dann über den schachert ins dreisee­tal und zurück nach hause. das ist eine sehr schöne, weil sehr leere runde. nach dem ersten kilo­me­ter (mit schö­nen anstiegen) ver­schwindet man beim buch­wald­skopf im wald und lässt men­sch und ort hin­ter sich. am zirkel­berg muss man noch ein­mal kurz die straße über­queren, aber son­st ist man nur auf wald­we­gen unter­wegs. und bis zur rück­kehr ins dreisee­tal bei kilo­me­ter 13 auch meist ganz allein. nur der schluss hat dann noch ein kleines biss­chen straße — aber das ist min­i­mal.

so kann man oder ich zumin­d­est auf dieser runde ganz viel genießen. den schö­nen wald. die ab und an davon­stieben­den rehe. die zwitsch­ern­den vögel. vor allem aber die san­fte stille, die gedämpfte ruhe, die heute im schnee alles umgibt.

und dann nach 80 minuten die harte rück­kehr in die zivil­i­sa­tion: die autos brausen, die men­schen schip­pen schnee mit möglichst viel getöse, der son­ntags­brat­en duftet bis auf die straße. und man hat es eigentlich gar nicht ver­misst. aber die warme dusche genießt man dann schon.

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