der beweis dazu: das erste konz­ert der mainz­er rathauskonz­erte in dieser spielzeit am 11. sep­tem­ber. hier meine aus­führun­gen für die mainz­er rhein-zeitung:

Es war eine ein­ma­lige Gele­gen­heit, den Musik­ern ein­mal so richtig nahe zu kom­men. Denn bei den Mainz­er Rathauskonz­erten gibt es wed­er Bühne noch Orch­ester­graben. Im Gegen­teil, das Ensem­ble sitzt ganz unten – in der run­den Mitte des Ratssaales näm­lich. Und während es sich das Pub­likum hin­ter den Tis­chen und Mikro­fo­nen in den Drehstühlen bequem machte, musste das Eng­lish Piano Trio sich umrun­det von neugieri­gen Ohren und Augen der Musik hingeben. Wer wollte, kon­nte so den Instru­men­tal­is­ten also über die wortwörtliche Schul­ter schauen und gle­ich noch die Noten kon­trol­lieren. Nicht, dass das notwendig gewe­sen wäre. Denn das Eng­lish Piano Trio, aus der Mainz­er Part­ner­stadt Wat­ford kom­mend, beste­ht aus echt­en Voll­blut­musik­ern. Und sie sind schon so lange zusam­men – über zwanzig Jahre musizieren sie inzwis­chen gemein­sam – dass sie sich offen­bar blind ver­ste­hen: Da muss nie­mand Hin­weise geben, da muss kein­er sich sein­er Mit­stre­it­er vergewis­sern, schnell noch einen Blick auf die Geigerin wer­fen oder den Pianis­ten bestäti­gend anvisieren. Nein, diese drei find­en auch ohne all das zu ein­er har­monis­chen, aus­geglich­enen Bal­ance.

Für das erste diesjährige Rathauskonz­ert haben sie ein Pro­gramm zusam­mengestellt, dass vor­wiegend englis­che, mehr oder weniger bekan­nte Kam­mer­musik enthielt. Kon­ti­nen­tal war eigentlich nur die Eröff­nung mit Haydns spätem C‑Dur-Klavier­trio Nr. 35. Das absolvierten sie sehr gelassen, mit dem notwendi­gen Mut zur emphatis­chen Größe und zaubert so eine entspan­nte, san­ft und leicht fließende feine Tri­omusik.

Immer, wenn sie ganz auf sich selb­st gestellt waren, bevorzugten sie dieses Vorge­hen: Etwa auch bei Fran­cis Edward Bach­es Klavier­trio, einem genialen Wurf eines roman­tis­chen Jünglings. Fast noch zurück­hal­tender und beschei­den­er trat das Eng­lish Piano Trio aber immer dann auf, wenn die Sopranistin Yvonne Howard das Ensem­ble ergänzte. Sie sang, mit deut­lich opern­haften Ges­tus und Stimme, einige Lieder von Edward Elgar — natür­lich.

Aber daneben auch einige, fast über­raschend klar artikulierte deutsche Ver­to­nun­gen von Bache, der zwar nicht ganz an Schu­manns Größe her­an­langt, bei gle­ichen Tex­ten aber den­noch zu anmuti­gen, ansprechen­den Ver­to­nun­gen kam. Und Howard macht das mit Tim­o­thy Raven­scroft am Klavier mit innige Hingabe deut­lich.

Überzeu­gen­der noch gelan­gen allerd­ings die „Paläste des Windes“, wie ein dem Trio gewid­metes Werk des Englän­ders Joseph Phibbs heißt, das hier in Mainz seine deutsche Erstauf­führung erfuhr. Der Text ist zwar nur ein ephemeres Liebesgedicht, aber in Kom­bi­na­tion mit der atmo­sphärisch dicht­en, nur sehr ver­hal­ten mod­ern anmu­ten­den Musik immer­hin nahege­hend und dur­chaus bewe­gend. Das passte wun­der­bar in den den schö­nen, trotz der eigentlich unvorteil­haft direk­ten Akustik des Ratssaales sog­ar aus­ge­sprochen intimer Kam­mer­musik­abend, mit dem die „neuen“ Rathauskonz­erte eröffnet wur­den.

(geschrieben für die mainz­er rhein-zeitung)