Der erste Blick ist richtig erschreckend: „ss-p-t-pow“, „dang-dang-tsch-gang-g-dah-dab“ — das soll jetzt Händels Hallelujah sein? Dieses willkürliche Durcheinander von Pausen und Noten, von Punktierungen und Synkopen? Und diese sinnentleerten Laute?
Ja, hinter dem scheinbaren Chaos steckt tatsächlich „das“ Hallelujah aus Händels „Messiah“. Allerding ganz leicht überarteitet: Eine Renovierung könnte man die Bemühungen Bernhard Hofmanns nennen. Denn seine Bearbeitung soll den Klassiker mal wieder auffrischen: Er macht Pop, was schon immer Pop war und ist – nur dass es sich jetzt auch für das 21. Jahrhundert so anhört. Und in dieser Hinsicht findet dann plötzlich alles seinen Platz, steht jede Note und jede Pause ganz richtig und fängt – mit ein bisschem Durchblick und Übung – auch wirklich leicht zu grooven an. Vor allem rhythmische Sicherheit und Festigkeit der Sänger sind dafür allerdings unabdingbare Voraussetzung, sonst wird es schwierig, das lebendig werden zu lassen. Auch ein klangkräftiges, sicheres Bassgrundierung ist unablässlich. Aber das ist bei Händel ja auch nicht viel anders. Jedenfalls hat Hofmann für seinen sechstimmigen Satz die wesentlichen Momente des Originals – etwa die Unisoni bei „For the Lord God“ — bewahrt und ziemlich geschickt in sein Arragenment eingebaut, der zugleich klassischer Chorsatz und Popsong sein will.
Eine durchaus vorsichtige, ja sehr behutsame Renovierung ist das also: Ein frischer Anstrich für ein altes Haus – die Substanz ist die gleiche, an manchen Stellen sieht es trotzdem auf einmal ganz anders und neu aus, bietet der wahrscheinlich bekannteste Chorsatz der Musikgeschichte wieder ein neues Hörerlebnis. Ohne Zweifel ist das eine angenehme Überraschung – und ein wunderbares Zugabenstück.
(geschrieben für die Neue Chorzeit.)
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