Ein buntes Cover verheißt farbige Musik. Bei Maybebop geht die Gleichung unbedingt auf. Denn das Foto mit den vier Herren in sehr farbigen Anzügen ist kein Zufall: So bunt wie das Äußere klingt auch das neueste Album von Maybebop mit dem schönen Titel “Das darf man nicht”. Über die modischen Entscheidungen des Quartetts mag man geteilter Meinung sein — die Musik bietet dafür keinen Anlass.
Denn Maybebop bleibt sich und ihrem Erfolgsrezept ziemlich treu. “Das darf man nicht” ist — je nach Zählung — immerhin schon das zwanzigste Album der Hannoveraner A‑Cappella-Pop-Spezialisten. Und das hört man. Nicht, weil es langweilig wäre. Sondern weil die Vier — und vor allem ihr Texter, Komponist und Arrangeur Oliver Gies, der auch diese CD fast im Alleingang zu verantworten hat — genügend Erfahrung mitbringen, ihre Stärken voll auszuspielen: „Das darf man nicht“ ist wieder eine gelungene Mischung aus Partyhits, gefühlvollen Balladen, komischen Einlagen und knackigen Beats.
Vor allem aber ist es sehr feinsinnig und sorgfältig gearbeitet. Denn das fällt immer wieder auf: Die 13 Songs klingen nicht nur beim ersten Hören gut, sondern offenbaren auch beim fünften oder siebten Durchlauf noch vielschichtige und neue Details. Dabei ist das keineswegs akademisch ausgetüftelte Musik. Im Gegenteil: Maybebop steigt gleicht mit den ersten Tönen in die Party ein, lässig und konzentriert starten sie mit “Es war gut so” — so bleibt auch der Rest der CD.
Etwa der Titelsong, “Das darf man nicht”. Da hört man gut eine echte Spezialität von Maybebop: Exzellenter Vocalpop mit eingängigen Melodien zu gewitzten Texten, unterstützt von sorgfältig ausgearbeiteten, ideenreichen Arrangements, die sich nie in den Vordergrund drängen. Und dazu feine Hooklines, die sich schnell und tief ins Gedächtnis graben. Davon lebt etwa auch die „Festung“, bei dem sich der dunkle Bass im harmonisch ausbalancierten Quartett, das (mit leichter elektronischer Nachhilfe) eine durchaus erstaunliche Klangfülle produziert, in einem groß angelegtem Phantasma ausleben darf.
Wunderbar ist auch das ambivalent betextete Deutschlied, in dem Haydns Kaiserquartett ganz anders, nämlich gefühlvoll, nachdenklich und modern klingt. Das beginnt als Anti-Hymne mit den Worten „Wäre ich ein Italiener“, schafft die Kurve zu einem positiven Deutschlandbild aber dann doch noch: „Deutschland ist schon echt okay“. Oder die leicht schmalzige Pop-Ballade “Ich seh Dich”, die geschmackvoll verträumt erzählend dahinfließt. Zum Ausgleich gibt es aber auch genug knackig Kracher, die alle Extremität zum Zucken bringen. Denn ob man’s darf oder nicht: Maybebop macht leichte, eingängige Musik mit Niveau bei den abwechslungsreichen Texten, der stilistisch vielfältigen Musik und der präzisen Ausführung, die einfach Spaß macht.
— Zuerst erschienen in Chorzeit — Das Vokalmagazin, Ausgabe #16, Mai 2015.
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