Es hat sich einiges wun­der­bar gefügt für dieses Konz­ert: Zum Pro­log für den diesjähri­gen Kul­tur­som­mer Rhein­land-Pfalz zeigte sich die Sonne schon som­mer­lich. Und es gab noch dazu einige Übere­in­stim­mungen zur Urauf­führung des „War Requiem“, die Ben­jamin Brit­ten sicher­lich gefreut hät­ten. Genau wie die europäis­che Zusam­menset­zung der Musik­er: Chöre aus Frankre­ich, Deutsch­land und Polen nehmen sich gemein­sam mit dem Lan­desju­gen­dorch­ester Rhein­land-Pfalz unter Klaus Arp des Requiems an.

Genau wie 1962 in Coven­try fand auch die Mainz­er Auf­führung im Rah­men der kleinen Tournee dieses Pro­jek­tes, die von Frankre­ich über Rhein­land-Pfalz nach Polen führt, in einem im Zweit­en Weltkrieg zer­störten Gotte­shaus, der Chris­tuskirche, statt. Und genau wie damals stam­men die Solis­ten aus ver­schiede­nen Län­dern – gut, statt aus Rus­s­land kommt die Sopranistin Justy­na Bachows­ka aus Polen. Aber der Bari­ton Jens Hamann ist Deutsch­er, der Tenor Deryck Huw Webb Brite – genau wie vor über vierzig Jaren. Die Voraus­set­zun­gen waren also ziem­lich gut und bere­its sehr syb­molisch aufge­laden. Nur der Raum erwies sich, trotz sein­er sym­bol­is­chen Kraft, als nur mäßig geeignet. Akustisch war die Riesenbe­set­zung in der Chris­tuskirche näm­lich nicht beson­ders gut aufge­hoben.

Klaus Arp tat aber trotz­dem sein Bestes, aus Orch­ester und Chören eine klan­gliche Ein­heit zu for­men. Und das Ergeb­nis kon­nte sich dur­chaus hören lassen. Das Jugen­dorch­ester spielte aus­ge­sprochen diszi­plin­iert und genau. Freilich ließ Arp auch nie­mand aus dem Blick: Seine Argusaugen und sein fordern­der Diri­gen­ten­stab hat­ten die Musik­er per­ma­nent voll unter Kon­trolle. Auch die jugendlich klin­gen­den Chöre: Neben dem heimis­chen Lan­desju­gend­chor und dem Kinder­chor Maîtrise de Dijon, der sich stimm­lich schon sehr erwach­sen präsen­tierte, war noch der Kam­mer­chor der Musikakademie aus Kat­towitz dabei. Doch trotz der starken Beset­zung blieb der Chor lei­der an Durch­schlagskraft hin­ter den Erwartun­gen zurück – die Sänger hat­ten es oft schw­er, gegen den sat­ten Orch­esterk­lang anzukom­men. Dafür entschädigten sie mit aus­ge­sprochen delikat­en Fein­heit­en und zarten Pianis­si­mi.

Zusam­men mit den sehr sich­er und überzeu­gend agieren­den Solis­ten enstand so in der Chris­tuskirche eine inten­siv mah­nende, von der Richtigkeit ihres Anliegens sehr überzeugte Auf­führung des „War Requiems“. Und die ließ sowohl die kleinen Unzulänglichkeit­en als auch die sym­bol­is­che Über­höhung des Konz­ertes vergessen: Denn egal wer und wo und warum das „War Requiem“ auf­führt – diese Kom­po­si­tion set­zt ihr Pro­gramm des Paz­i­fimus, der Trauer über allem Kriegsleid unbe­d­ingt durch. Erst recht, wenn sie mit so viel Engage­ment und Sachver­stand musiziert wird wie hier.

(gechrieben für die mainz­er rhein-zeitung.)