The past is fragile, as fragile as bones grown brittle with age, as fragile as ghosts seen in windows or the dreams that fall apart upon waking and leave nothing behind them but a feeling of unease or distress or, more rarely, a kind of eerie satisfaction.
—Siri Hustvedt, Memories of the Future, 13
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- „Die Gesellschaft profitiert von unserer Autonomie“ | FAZ → ein schönes, interessantes, kluges interview mit der historikerin barbara stollberg-rilinger
Die ganze Gesellschaft profitiert von der Autonomie der Wissenschaft. Die eigentliche Arbeit der Historiker ist meiner Ansicht nach von solchem bürgerrechtlichen Engagement zu unterscheiden. Indem man Geschichte nach historisch-kritischen Standards schreibt, leistet man ja schon Aufklärungsarbeit.
- Vorbild Frankfurt: Restaurative Schizophrenie| Merkur → ein sehr kluger und, trotz seiner klaren positionierung, unaufgeregter kommentar von philipp oswalt zur rekonstruktionsarchitektur wie der frankfurter “neuen altstadt” (schon der name ist in seiner ästhetischen grausamkeit ja bezeichnend)
Es ist eine Medienarchitektur, die aus technischen Bildern generiert nun vor allem der Erzeugung neuer medialer Bilder dient. Auch sonst ist die Architektur keineswegs so traditionell, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mag. Der Rohbau besteht – von den wenigen Fachwerkhäusern abgesehen – aus Stahlbeton und Industrieziegeln, die Ausstattung umfasst Fußbodenheizung mit Fernwärme, Dreifachverglasung, mechanische Lüftung, modern geschnittene, offene Wohnküchen, umfangreiche Sanitärräume und meist einen direkten Zugang zu den privaten Stellplätzen in der zugehörigen Tiefgarage.
Nicht nur für die Bewohner, auch für die zeitknappen Ferntouristen aus Asien und Übersee ist die neue Altstadt die moderne Alternative, und so wird sie auch beworben.
[…]
Ob iconic building oder Rekonstruktion historischer Bauten – beides sind symbolische Gesten zur Identitätskonstruktion, wie sie seit den 1990er Jahren in Mode gekommen sind.
[…] Der Staat hat sich aus der Fläche zurückgezogen, und die vorherige Kohäsionspolitik wurde durch einen Inselurbanismus abgelöst, bei dem große Bereiche der Stadt dereguliert und privatisiert werden, während an ausgewählten zentralen Orten kleine Inseln mit großer Kontrolltiefe beplant werden.
[…]
Mit dem Zerfall einer im Alltag praktizierten Kohäsion ist die Aufwertung eines symbolisch-medialen Ersatzes umso wichtiger.
[…]
Doch die Altstadt Frankfurt ist keine überzeugende Antwort auf die drängenden Fragen des heutigen Städtebaus, sie ist Teil des Problems.
- Im Rucksack: die Freiheit | Oliver B. Weber → ein interessanter essay über die spezifische form des reisens der gegenwärtigen backpacker und die daraus entstehende/erwachsende “globality”
Der Backpacker versteht sich als Zeitreisender. Er sucht die selige Vergangenheit in geographischer Ferne. Die Menschen, die darin leben müssen, begutachtet er mit einer ambivalenten Mischung aus Staunen und Herabsetzung. Immer seltener hingehen ist ein tatsächlich eintretender habitueller Positionswechsel des Beobachters. Woher kommt die häufige Blindheit gegenüber der tatsächlichen Welt, zu deren Entdeckung das Backpacking ja angetreten war?
- Sehnsucht nach Retrotopia | Zeit → ein kluger essay von nils markwardt über “Politisierung der Nostalgie” und die “Fetischisierung von Geschichte unter Ausblendung von Geschichtlichkeit”:
Im Angesicht der aktuellen Retromania besteht die Aufgabe darin, Geschichte als gleichermaßen bewussten wie progressiven Wiederholungsprozess, nicht als bloßes Abstauben der Vergangenheit zu verstehen.
- Da läuft etwas ganz schief | Forschung & Lehre → der erziehungswissenschaftler volker ladenthin hat genug von den mangelnden fähigkeiten und kenntnissen der aktuellen studierenden (ich bin mir nicht sicher, ob das in die kategorie “früher war alles besser” fällt oder ob es wirklich die realität trifft)
Die Studierenden sind überaus freundlich und kommunikativ, im Zwiegespräch sehr geschickt. Ebenso sind sie fleißig, gutwillig und konstruktiv: Aber es lässt sich ein entwicklungspsychologisches Problem feststellen. Auf Grund der kognitiven Entwicklung scheinen die Studierenden in den Anfangssemestern mehrheitlich nicht in der Lage, komplexe, antinomische und multikausale Prozesse, wie sie heute in allen Wissenschaften üblicherweise beschrieben werden, angemessen aufzunehmen und Vorgänge streng aspektgebunden oder multiperspektivisch zu betrachten.

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- „Raus mit den privaten Autos!“ | Berliner Zeitung → interview mit dem berliner verkehrsforscher andreas knie, der vehement für eine de-privilegisierung der privaten autos plädiert:
Seit 20 Jahren gibt es in Berlin keine Verkehrspolitik, nur eine Pro-Auto-Politik. Wir brauchen aber eine Verkehrswende! Und die muss jetzt endlich konsequent in Angriff genommen werden: mit einer radikalen Verringerung der Fahrzeugmengen, der Wegnahme von Privilegien. - Patriotismus und Nationalismus: Für Deutschland | Zeit → die historikerin marion detjen versucht sich an einer entgiftung der debatte duch begrifssklärung, hier am beispiel von nationalismus und patriotismus — meines erachtens ein ziemlich ansprechender versuch, die beiden begriffe historisch bewusst für die gegenwärtige praxis benutzbar zu machen
(Ich gehe jede Wette ein, dass eine Umfrage unter Verfassungspatrioten und Leitkulturpatrioten zu dem Ergebnis käme, dass Erstere wesentlich mehr Beethoven spielen und mehr Goethe-Gedichte kennen als Letztere.)
- Warum ist dieser Mann kein Held? | Zeit → jana hensel hat sigmund jähn, den ersten deutschen im all, besucht und denkt über die erinnerung an menschen wie ihn, die in der ddr bekannt waren und nun fast planmäßig vergessen und verschwiegen werden, nach
Warum ist das eigentlich so? Ab und zu kann man daran erinnern, dass ein Mensch wie Sigmund Jähn auch dem Westen gut zu Gesicht stehen würde, weil sein Lebenslauf in vielem ebenfalls eine exemplarisch deutsche Biografie des 20. Jahrhunderts ist. Und wenigstens alle paar Jahre hilft es vielleicht, den Ostdeutschen anzumerken, dass unsere Erinnerungskultur sehr wahrscheinlich zu westdeutsch ist.
- „Wir müssen Freiheiten bewusst einschränken“ | taz → ein (leider etwas kurzes) interview mit ulrich brand:
Degrowth würde anderen Formen der Wirtschaft Raum geben, öffentlichen Unternehmen, der solidarischen Ökonomie und so weiter. […] Wir brauchen soziale Bewegungen, kulturellen Wandel, progressive Unternehmer – und wir brauchen Politik. […] Der liberale Freiheitsbegriff tut so, als könnten alle frei sein. Aber das stimmt nicht. Im Moment sind die frei, die Geld haben. Wir müssen uns demokratisch Regeln setzen, die unsere Freiheiten bewusst beschränken.
- Diese Frauen müssen Sie kennen | Spiegel → sibylle berg und freundinnen haben einen neuen kanon erstellt bzw. damit zumindest angefangen.
Die Welt wurde durch Ordnungssysteme, die vornehmlich männliche Geistesgrößen auflisten, nicht zu einem erfreulicheren Ort.
Darum ist es Zeit für eine neue Liste. Neue Namen mit Ideen, die vielleicht etwas zu einem freundlicheren Miteinander in der Welt beitragen können. Und die für die andere Hälfte der Bevölkerung auch Relevanz haben. Unser Kanon, um dieses weihevolle Wort zu verwenden, ist unvollständig und subjektiv, wie es Auflistungen immer sind, aber er ist ein Anfang. - The Untold Story of NotPetya, the Most Devastating Cyberattack in History | Wired → eine sehr lange und sehr spannende reportage über den russischen cyberwar-angriff NotPetya auf die ukraine und dessen ausbreitung auf die welt:
In fact, it was a clusterfuck of clusterfucks.

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- Umso schlimmer für die Tatsachen | Süddeutsche → wolfgang kraushaar wirft einen instruktiven blick auf die “ergebnisse” des gedenkjahres zum 50. jubiläum von “1968”
Kaum jemand, der sich damals auf die Bewegung eingelassen hatte, dürfte so wieder aus ihr herausgekommen sein, wie er zuvor in sie hineingegangen war. Das war ein komprimierter, äußerst dynamischer Prozess, der die Einzelnen nur zu häufig grundlegend verändert hat.
Diese Bewegung war aber in ihrem Kern auch etwas völlig Neuartiges. Ihre Akteure wollten ja nicht einfach wie noch die Arbeiter- oder Gewerkschafts‑, die Friedens- oder Ostermarschbewegung durch ihren Protest Interessen verfolgen und bestimmte Ziele erreichen. Nein, sie wollten sich dabei auch selbst entwickeln, verändern, manche sogar “befreien”. Es ging 1968 zugleich auch immer um die Bewegten selbst, um ihre Bedürfnisse, ihre Wünsche, ihre Träume — in einem emphatischen Sinne um Subjektivität. Die Schalen der alten Person sollten abgeschüttelt und darunter ein neues Ich entdeckt und geborgen werden. Damit hatte sie allen Irrungen und Wirrungen zum Trotz ein Bewegungsformat geschaffen, das für andere Protestierende zum Fixpunkt wurde und an dem sich viele später orientiert haben.
- Die Scheinfreiheit der Bibel | taz → heinz-werner kubitzka erklärt, warum es falsch (und scheinheilig) ist, sich für moderne werte auf das christentum zu berufen:
Toleranz und Freiheit sind eben nicht organisch aus dem Christentum erwachsen, sondern mussten geradezu in Gegnerschaft zum Christentum verwirklicht werden. […] Befreiung findet und fand nicht mit, sondern meist gegen die Religionen statt. Moderne Werte nimmt man nicht aus alten Schriften.
- Verbale Ausschussware | Spiegel → sascha lobo verzweifelt an facebooks community-standards — und zwar ausdrücklich schon an ihrer sprachlichen verfasstheit
- Mein erster DSGVO Rant – Zu viele Mythen und gefährliches Halbwissen zum neuen europäischen Datenschutzrecht | Recht 2.0 → carsten ulbricht ärgert sich über panik und falsche informationen in bezug auf die dsgvo
Wer sich hier von der Panikmache nicht anstecken lässt, sondern sich aus vernünftigen Quellen oder bei Beratern informiert, die einen praktikablen Weg zur Umsetzung zeigen und nicht nur mitteilen, wie unsicher und riskant alles wird, der wird auch die Vorgaben der DSGVO sinnvoll umgesetzt bekommen.
- Von der Lügenpresse zur Lügenwissenschaft? | Zeitgeschichte online → andreas wirsching macht sich gedanken über den platz und die relevanz der (zeit-)geschichte in der heutigen gesellschaft:
Mit ihrem pluralen Blick auf die Vergangenheit vermeidet die Problemerzeugungsgeschichte zugleich die Fragmentierung ihres Gegenstandes entlang identitärer Abgrenzungen. Sie lässt sich daher nicht vor den Karren außerwissenschaftlicher Identitätskonstruktionsbedürfnisse spannen, sondern analysiert diese selbst als Problemhorizont der Gegenwart.
So – und wie ich meine nur so – lässt sich die Zeitgeschichte als Vorgeschichte der Gegenwart verstehen. Und als solche kann sie nicht nur, sondern sollte unbedingt ihre Stimme in der Deutung aktueller Problemlagen erheben. Gegenüber den Reduktionisten aller Couleur wirkt sie störend, aber eben das erweist ihre öffentliche Relevanz.
Und in nicht wenigen Diskussionen liegt darin auch ihre besondere Kompetenz. Historische Wissenschaften sind nämlich die einzigen Disziplinen, die gleichsam mit zwei Augen sehen. Während das eine Auge in der Zeit- und Standortgebundenheit des Wissenschaftlers haften bleibt, richtet sich das andere auf die historische Tiefe. Und erlauben Sie mir zum Schluss eine nicht ganz ernstzunehmende Weiterführung des Bildes. Denn sind nicht die rein gegenwartsorientierten Wissenschaften gleichsam die Einäugigen unter den Blinden – den blinden Zeitgenossen, die ihre Gegenwart nicht zu verstehen vermögen? Und ist es demgegenüber nicht allein die Zeitgeschichte, die mit ihren beiden Augen zusammen räumlich sehen kann. Wenn es sich so verhält, ist die Zeitgeschichte weder antiquarische noch Lügenwissenschaft und um ihre Relevanz braucht uns nicht bange zu sein.
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- Obersalzberg: Gratwanderung auf Hitlers Hausberg | derStandard → der “standard” war auf dem obersalzberg und berichtet sehr anschaulich, wie schwierig es (immer noch) ist, dort zu einem angemessenen umgang mit der vergangenheit des ortes, seiner gestaltung und den überresten aus der zeit des nationalsozialismus umzugehen
- ZITIS – oder wie deutsche Beamte das Internet unsicher machen | percepticon → matthias schulze erklärt, warum institutionen wie zitis, die deutsche “mini-nsa”, keine gute idee sind …
- Kleist.digital: Kleists Werke und Briefe in digitaler Edition →
- „Das Judentum als innerer Feind“ | FAZ → der antisemitismusforscher marcus funck über die afd und den antisemitismus
- Zeitzeuge „Gauck sollte einen Kranz niederlegen“ | taz → erhard eppler im taz-interview über den deutschen überfall auf die sowjetunion und das fehlende würdigende gedenken der dort/danach geschehenen verbrechen
Der Kalte Krieg verhinderte eine wirkliche Beschäftigung mit diesem kriminellen Feldzug. Wir Deutschen wissen sehr genau, was in Oradour in Frankreich passierte, wo ein Dorf samt Einwohnern ausgelöscht wurde. Wir wissen aber nicht, dass es allein in Weißrussland mehr als 200 solcher Oradours gab.
Im Kalten Krieg war es eben nicht opportun, darüber zu forschen. Deshalb hat noch in den neunziger Jahren die Wehrmachtsausstellung von Reemtsma einen solchen Aufruhr erzeugt.
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- The Strange Tale of Social Autopsy, the Anti-Harassment Start-up That Descended Into Gamergate Trutherism | NYMag → tolle geschichte über ein kickstarter-projekt, das auf ominöse weise hate-speech & cyberbulling bekämpfen wollte und dann ganz schnell sich selbst in gamergate-verschwörungen verstrickte — weil die initiatorin offenbar keine ahnung hat(te), was im internet der jetztzeit so alles passiert …: “So overall, Social Autopsy’s Kickstarter rollout has not been without its hiccups.”
- Informationelle Selbstzertrümmerung | ctrl+verlust → interessante überlegungen von mspro: hindert das konzept der informationellen selbstbestimmung nicht eigentlich einen effektiven datenschutz oder einen schutz der individuen vor missbräuchlicher nutzung ihrer daten?
Man kann das noch weiterspinnen, wie ich es ja bereits seit einigen Jahren tue 4: Wenn wir 1. nicht mehr kontrollieren können, welche Daten über uns an welchen Stellen gesammelt werden, weil wir die ganze Welt mit immer mehr und immer unsichtbareren Sensoren ausstatten;
Wenn wir 2. die Kapazitäten von Leitungen und Datenträgern immer weiter erhöhen, so dass Daten in immer größerem Umfang immer problemloser von A nach B kopiert werden können;
Wenn wir 3. immer bessere Methoden und Software zur Datenauswertung bereitstellen, die noch aus den unschuldigsten Daten komplexe Profilbildungen und unvorhergesehene Erkenntnisse erlauben;
Wenn wir also den informationellen Kontrollverlust auf den Ebenen der Sammlung, Speicherung und Auswertung erleben, wie können wir dann überhaupt noch – egal wo – von einer „informierten Einwilligung“ sprechen, ohne uns in die eigene Tasche zu lügen? - Kleine Kritik am digitalen Diskurs | Bob Blume → bob blume ist vom “digitalen diskurs” etwas desillusioniert und überlegt, was digitale bildung in der schule soll/kann/muss … — auch die kommentare steuern interessante überlegungen bei
- Klimawandel: Wir Umweltverwalter | Zeit → guter text über die entwicklung der umweltbewegung und ‑politik in der schweiz
Wir Schweizer sind gute Umweltverwalter, sehen uns gern als Vorbilder und sind manchmal ganz gern auch Umweltträumer, und wo Umweltschutz kostet, haben wir das Geld dafür. Sobald es aber um Verhaltensweisen oder gar um Machtstrukturen geht, lassen wir lieber alles beim Alten.
Für die anstehenden großen Umweltprobleme vom Kulturlandverlust über das Artensterben bis zum Klimawandel wird das nicht genügen.
- HISTOdigitaLE → oer-plattform der leipziger uni für das fach geschichte, mit schwerpunkt auf leipzig-themen
- “Lieber Papa” — Tochter bittet Ihren Vater um ein Gefallen — YouTube →
- Old man yells at cloud | Coffee And TV → auch nerds sehnen sich nach der guten, alten zeit — nur begründen sie es halt mit einem douglas-adams-zitat
(im grunde trifft lukas aber einen punkt, den ich ähnlich empfinde, was die verfügbarkeit von musik, bildern, texten angeht …) - The cult of memory: when history does more harm than good | The Guardian → sehr gute überlegungen (mit vielen beispielen) von david rieff über den “kult der erinnerung”, das unbedingte “nie vergessen” und die probleme, die das (gesellschaftlich) hervorrufen kann
The consequence of this is that remembrance as a species of morality has become one of the more unassailable pieties of the age. Today, most societies all but venerate the imperative to remember. We have been taught to believe that the remembering of the past and its corollary, the memorialising of collective historical memory, has become one of humanity’s highest moral obligations.
But what if this is wrong, if not always, then at least part of the time? What if collective historical memory, as it is actually employed by communities and nations, has led far too often to war rather than peace, to rancour and resentment rather than reconciliation, and the determination to exact revenge for injuries both real and imagined, rather than to commit to the hard work of forgiveness?
[…]
There is also too much remembering, and in the early 21st century, when people throughout the world are, in the words of the historian Tzvetan Todorov, “obsessed by a new cult, that of memory”, the latter seems to have become a far greater risk than the former.
Ins Netz gegangen am 21.12.:
- 39. Besuch auf dem Friedhof oder Ein Kreuzungspunkt der Zeiten — achim landwehr über die möglichkeiten & gelegenheiten, die ein gang auf den friedhof bieten kann:
Der Friedhof ist dann nicht mehr nur ein Ort des Gedenkens, sondern auch des Bedenkens der Zeit(en), die wir haben oder die wir möglicherweise haben wollen. Hier ist nicht nur die Trauer über die Toten zu Hause, sondern auch die Hoffnung anderer Zeitmodalisierungen, weil sich genau hier die sehr unterschiedlichen Verzeitungen begegnen, überkreuzen und gegenseitig durcheinanderbringen.
- Wolfgang Benz : “Ich bin schon froh, wenn es nicht schlimmer wird” | ZEIT — sehr gutes interview mit wolfgang benz, der ziemlich ernüchtert über seine forschungen, den zustand der deutschen gesellschaft und die möglichkeiten der geschichtswissenschaften spricht:
Man kann sagen: Die Sache mit Nationalstaat und Nationalbewusstsein ist in Deutschland gründlich schiefgegangen.
[…]
Es hat doch ohnehin <em>niemand<em> wirklich Interesse an Geschichte. Fürs Familienalbum vielleicht, aber wenn es darum geht, politische und soziale Herausforderungen in den Griff zu bekommen, spielt der Blick in die Geschichte kaum noch eine Rolle. Da wird der Historiker allenfalls abgewehrt. Von Geschichte und der Möglichkeit, sie zu nutzen im Sinne eines humanistischen Fortschritts, will die Menschheit nichts wissen. Sonst würde es nämlich seit langer Zeit keine Kriege mehr geben, keinen Völkermord und wahrscheinlich keine Vertreibungen.
[…]
[Die Aufklärung] war und ist der einzige Ansatzhebel gegen das Freund-Feind-Denken und die Dehumanisierung des Anderen. Aber wie mühsam schritt nach dem Jahrhundert der Aufklärung die Judenemanzipation voran und mit welcher Halbherzigkeit! Und wie viel stärker ist das Irrationale, das an Ängste appelliert; wie viel leichter tun sich die Demagogen als die Aufklärer … </em></em>— sehr lesenswert!
- The International Postal System Is Profoundly Broken—and Nobody Is Paying Attention — Pacific Standard — spannend: ein text über die UPU, die Universal Postal Union, die den briefverkehr und vor allem dessen bezahlung zwischen staaten & posten organisiert — und die mit einigen großen problemen zu kämpfen hat, aber anscheinend kaum/nicht zu reformieren ist …
- Verfahren gehören zum Beruf des Journalisten dazu — Das Netz — hans leyendecker im gespräch mit irights.info, über die netzpolitik-landesverrats-affäre, geheimdienste, deutschland und europa
- Secret Code Found in Juniper’s Firewalls Shows Risk of Government Backdoors | WIRED — ein real-life-problem, an dem man sehr schön sehen kann, dass hintertüren bei verschlüsselung etc. überhaupt keine gute ideen sind — schließlich kann die jeder finden (nicht, dass das bisher undenkbar gewesen wäre …)
- Kill Your Airbnb’s Hidden WiFi Cameras With This Script | Motherboard — ein skript, mit dem man (mit ein bisschen glück) unliebsame überwachungskameras im wlan ausschalten kann (aber nicht darf ;-) …)
- Flüchtlingsforschung gegen Mythen 2 — Netzwerk Flüchtlingsforschung — das netzwerk flüchtlingsforschung hat zum zweiten mal wissenschaftler untersuchen lassen, was an häufigen behauptungen über flüchtlinge dran ist. und wieder zeigt sich: politiker haben oft überraschend wenig ahnung (oder sie tun zumindest so)
- Stoppen wir lügende Politiker! | NZZ Campus — servan grüninger zeigt sehr deutlich, dass björn höckes rassistische erklärung der reproduktionsstrategien der “afrikaner” und der “europäer” nach dem stand der wissenschaft einfach falscher unsinn ist.
Das Problem liegt nicht darin, dass er ein Rassist ist. Das Problem liegt darin, dass er ein Rassist ist, der die Wissenschaft für seine Ideologie einspannen will – im Wissen darum, dass ein solches Vorgehen seine Aussagen stützt.
- Bayerisches Kabinett erlaubt Verfassungsschutz Zugriff auf Vorratsdatenspeicherung | netzpolitik.org —
- Archiv Arbeiterjugendbewegung — Reader — ein (quellen)reader zur arbeiterjugendbewegung zwischen 1904 und 1945. sieht auf den ersten blick ganz interessant und gut gemacht aus (auch/gerade, weil ich von dem thema keine ahnung habe …)
- Wenn Spicken erlaubt ist | Bob Blume — bob blume über den versuch einer arbeit, bei der spicken erlaubt ist
ohne worte.
Ins Netz gegangen am 10.11.:
- Fausts Erlösung — NZZ — hans belting über eine mögliche quelle für den schluss von goethens faust II: die sixtinische madonna raffaels
Fausts Erlösung ereignet sich allein in der Kunst, in diesem Fall in der Poesie. Goethe redet zwar von «Rettung» und «Erlösung», aber die Engel deuten in dem zitierten Doppelzeiler eine Selbsterlösung an. Auch die «Sixtinische Madonna» wurde von den meisten nur im Museum und dort als Exemplum der Kunst aufgefasst. Goethe führt die romantische Kunstreligion, gerade in ihren religiösen Neigungen, auf ihren ästhetischen Sinn zurück.
[…]
Die verdeckte Bildbetrachtung wird bei Goethe zu einer Bilderfindung, die sich von der «Sixtinischen Madonna» löst. Sie lebt von der Erkenntnis, dass man nur noch in Bildern reden kann, wenn es um letzte Dinge geht. - Zum Tod des Historikers Hans Mommsen: Die Analyse der deutschen Katastrophe — NZZ-Feuilleton — nachruf von christoph jahr:
Mommsen repräsentierte jene westdeutsche Historikergeneration, die in der sozialliberalen Ära nicht nur die Geschichtswissenschaft für neue Fragen und Methoden öffnete, sondern auch die akademischen Bildungswege für breitere Gesellschaftsschichten.
- Literatur als Kasperletheater: Das beleidigte Quartett — literaturcafe.de — wolfgang tischer war auch mit der zweiten ausgabe des neuen literarischen quartetts nicht zufrieden (das ist noch positiv gesagt …) und vermisste vor allem die literaturkritik:
Selbst auf Lovelybooks wird ein kitschiger Liebesroman ernsthafter diskutiert, als es die Schmolllippigen über ihre Bücher im Quartett vorführen.
- Johannes Tuchel zum Thema Stolpersteine: „Erinnerung mit Zwang funktioniert nicht“ -
Gedenken kann immer nur dezentral funktionieren. Es kann nur funktionieren, wenn wir uns wirklich erinnern wollen. Und es kann nie nur über ein Medium funktionieren. Es muss künstlerische Formen der Erinnerung ebenso geben wie historische Gedenktafeln.
- Undelivered letters shed light on 17th-century society | World news | The Guardian — sehr cool: eine sammlung teilweiser ungeöffneter briefe aus dem 17. jahrhundert aus den niederlanden wird untersucht und ausgewertet — eine wahre fundgrube für historiker etc.
- Ulrich Herbert würdigt Hans Mommsen: Licht ins Halbdunkel der politischen Willensbildung — Feuilleton — FAZ -
Hans Mommsen war fast fünfzig Jahre lang einer der einflussreichsten Zeithistoriker in Deutschland und einer der wenigen, dessen Arbeiten weltweite Verbreitung fanden. Fast die gesamte Forschung zur Weimarer Republik und zur Geschichte des Nationalsozialismus fußt in der einen oder anderen Weise auf seinen Arbeiten.
- Louis Althusser ǀ Der große Abwesende — der Freitag — schöne erinnerung an den großen/vergessenen philosophen louis althusser
Ins Netz gegangen am 27.7.:
- Wozu Gender Studies? » Forschung & Lehre — ein kluger essay des mainzer soziologen stefan hirschauer über die lage und notwendigkeit der gender studies, der gegen “separatismus” und abschließung, aber unbedingt für die notwendigkeit der gender studies argumentiert
- Zur Erinnerung an Ulrich Zieger | Hundertvierzehn.de — »Der Lungenfisch spricht aus der Tiefe« — der Fischer-Blog 114 erinnert mit den späten Gedicht “Gesöff” an den verstorbenen Ulrich Zieger
- Monika Rinck: Sie wirbelt das Denken auf | ZEIT ONLINE — sehr schöne würdigung der großartigen monika rinck von tobias lehmkuhl (anlässlich (wobei das aber ein bisschen an den haaren herbeigezogen wirkt) der im herbst anstehenden verleihung des kleist-preises an rinck)
Auch in Rincks Gedichten stehen immer wieder scheinbar disparateste Dinge nebeneinander, die “Datenlage” verkehrt sich da in eine “Gartentrage”, und zum Sellerie wird “Schnitzler” serviert. Gesicherte Erkenntnisse haben in Rincks Werk keinen Platz. Im Gegenteil, die Welt vermeintlicher Gewissheiten wird hier skeptisch beäugt
- Bayreuther Defizite: Wahn um Wahnfried — NZZ Bühne — udo bermbach rechnet unbarmherzig mit dem bayreuther kleinmütigkeiten rund um wagners erbe ab
Ins Netz gegangen am 20.7.:
- «Digital Humanities» und die Geisteswissenschaften: Geist unter Strom — NZZ Feuilleton — sehr seltsamer text von urs hafner, der vor allem wohl seine eigene skepsis gegenüber “digital humanities” bestätigen wollte. dabei unterlaufe ihm einige fehler und er schlägt ziemlich wilde volten: wer “humanities” mit “humanwissenschaften” übersetzt, scheint sich z.b. kaum auszukennen. und was die verzerrende darstellung von open access mit den digital humanities zu tun hat, ist auch nicht so ganz klar. ganz abgesehen davon, dass er die fächer zumindest zum teil fehlrepräsentiert: es geht eben nicht immer nur um close reading und interpretation von einzeltexten (abgesehen davon, dass e‑mailen mit den digital humanities ungefähr so viel zu tun hat wie das nutzen von schreibmaschinen mit kittler’schen medientheorien …)
- Lyrik: Reißt die Seiten aus den Büchern! | ZEIT ONLINE — nette idee von thomas böhm, die lyrik zu vereinzeln (statt in lyrikbänden zu sammeln), das gedicht als optisches sprachkunstwerk zu vermarkten (auch wenn ich seine argumentationen oft überhaupt nicht überzeugend finde)
- Einsam auf der Säule « Lyrikzeitung & Poetry News — gute kritikkritik zur besprechung des aktuellen “Jahrbuchs für Lyrik” in der “zeit”, die auch mich ziemlich verwundert hat.
Unterscheidung, Alternativen, Schwerpunktsetzung? Fehlanzeige. Rez. zieht es vor, sich als scharfe Kritikerin zu inszenieren, jede Differenzierung schwächte das Bild nur. Lieber auf der Schulter von Riesen, hier neben Krüger, Benn & Co. vor allem Jossif Brodsky, auf die behauptet magere deutsche Szene herabblicken. Einsam ist es dort oben auf der Säule!
- Verkehrssicherheit: Brunners letzte Fahrt | ZEIT ONLINE — sehr intensive reportage von henning sussebach über die probleme der/mit alternden autofahrern (für meinen geschmack manchmal etwas tränendrüsig, aber insgesamt trotzdem sehr gut geschrieben)
Urlaubszeit in Deutschland, Millionen Reisende sind auf den Straßen. Da biegt ein 79-Jähriger in falscher Richtung auf die Autobahn ein – fünf Menschen sterben. Ein Unglück, das zu einer brisanten Frage führt: Kann man zu alt werden fürs Autofahren?
- Lyrik und Rap: Die härteste Gangart am Start | ZEIT ONLINE — uwe kolbe spricht mit mach one (seinem sohn) und konstantin ulmer über lyrik, raps, rhythmus und themen der kunst
Dass ich mit meinen Gedichten kein großes Publikum erreiche, ist für mich etwas, worunter ich selten leide. Ich möchte das, was ich mache, auf dem Niveau machen, das mir vorschwebt. Dabei nehme ich auch keine Rücksicht mehr. Ich gehe an jeden Rand, den ich erreichen kann.
- Rainald Goetz: Der Weltabschreiber | ZEIT ONLINE — sehr schöne und stimmende (auch wenn das theater fehlt …) würdigung rainald goetzes durch david hugendick anlässlich der bekanntgabe, dass goetz diesjähriger büchner-preis-träger wird
Die einzige Reaktion auf die Zudringlichkeit der Welt kann nur in deren Protokoll bestehen, die zugleich ein Protokoll der eigenen Überforderung sein muss.
- “Panoramafreiheit”: Wider den Urheberrechts-Extremismus — Süddeutsche.de — leonhard dobusch zum versuch, in der eu das urheberrecht noch weiter zu verschärfen:
Wir alle sind heute ein bisschen wie Lichtenstein oder Warhol. Wir erstellen und teilen ständig Fotos und Videos, in denen Werke anderer vorkommen. Zeit, dass das Urheberrecht darauf eingeht.
- Stravinsky’s Illegal “Star Spangled Banner” Arrangement | Timothy Judd — ich wusste gar nicht, dass es von strawinsky so ein schönes arrangement der amerikanischen hmyne gibt. und schon gar nicht, dass die angeblich verboten sein soll …
- Essay Griechenland und EU: So deutsch funktioniert Europa nicht — taz.de — ulrich schulte in der taz zu griechenland und der eu, mit vielen sehr guten und treffenden beobachtungen & beschreibungen, unter anderem diesen
Von CSU-Spitzenkräften ist man inzwischen gewohnt, dass sie jenseits der bayerischen Landesgrenze so dumpf agieren, als gössen sie sich zum Frühstück fünf Weißbier in den Hals.
[…]
Das Charmante an der teils irrlichternden Syriza-Regierung ist ja, dass sie eingespielte Riten als nackt entlarvt. - Sich „konstruktiv verhalten“ heißt, ernst genommen zu werden | KRZYSZTOF RUCHNIEWICZ — Stellungnahme ehemaliger Mitgliedern des Wissenschaftlich Beraterkreises der (sowieso übermäßig vom Bund der Vertreibenen dominierten) Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung zur Farce der Wahl des neuen Direktors unter Kulturstaatsministerin Monika Grütters
- Konsum: Kleine Geschichte vom richtigen Leben | ZEIT ONLINE — marie schmidt weiß nicht so recht, was sie von craft beer, handgeröstetem kaffee und dem ganzen zelebrierten super-konsum halten soll: fetisch? rückbesinnung alte handwerkliche werte? oder was?
- Alle Musik ist zu lang — wunderbare überlegungen von dietmar dath zur musik, der welt und ihrer philosophie
Alle bereits vorhandene, also aufgeschriebene oder aufgezeichnete Musik, ob als Schema oder als wiedergabefähige Aufführung erhalten, ist für Menschen, die heute Musik machen wollen, zu lang, das heißt: Das können wir doch nicht alles hören, wir wollen doch auch mal anfangen. Wie gesagt, das gilt nicht nur für die Werke, sondern schon für deren Muster, Prinzipien, Gattungen, Techniken.
[…]
Musik hält die Zeit an, um sie zu verbrauchen. Während man sie spielt oder hört, passiert alles andere nicht, insofern handelt sie von Ewigkeit als Ereignis- und Tatenlosigkeit. Aber beide Aspekte der Ewigkeit, die sie zeigt, sind in ihr nicht einfach irgendwie gegeben, sie müssen hergestellt werden: Die Ereignislosigkeit selbst geschieht, die Tatenlosigkeit selbst ist eine musikalische Tat. - Literaturblogs are broken | The Daily Frown — fabian thomas attestiert den “literaturblogs” “fehlende Distanz, Gefallsucht und Harmlosigkeit aus Prinzip” — und angesichts meiner beobachtung (die ein eher kleines und unsystematisches sample hat) muss ich ihm leider zustimmen.
- Interview ǀ „Ent-identifiziert euch!“ — der Freitag — großartiges gespräch zwischen harald falckenberg und jonathan meese über wagner, bayreuth, kunst und den ganzen rest:
Ja, ich hab total auf lieb Kind gemacht. Ich merkte ja schon, dass ich im Wagner-Forum so als Monster dargestellt wurde. Ich bin kein Monster. Ich wollte das Ding nur radikalisieren. Ich hab auf nett gemacht und so getan, als wäre ich gar nicht ich selbst. Was ich ja immer tue. Sei niemals du selbst. Keine Selbstsuche, bitte. Keine Pilgerfahrt. Keine Möncherei. Ich bin einfach wie ’n Spielkind da rangegangen, und ich dachte, jetzt geht’s ab.
[…]
Kultur ist genauso beschissen wie Gegenkultur. Mainstream ist genauso beschissen wie Underground. Kultur und Gegenkultur ist das Gleiche. Politik kannst du nicht mit Kultur bekämpfen. Sondern nur mit Kunst. Du kannst nicht eine neue Partei gründen, weil sie genauso scheiße ist wie jede andere. Du kannst keine neue Religion gründen, weil sie genauso scheiße ist wie alle anderen. Du kannst keine neue Esoterik schaffen, weil sie genauso scheiße ist wie jede andere. Du kannst keine Spiritualität schaffen, die besser wäre als alle anderen.
Jede Partei ist gleich scheiße, jede Religion ist gleich zukunftsunfähig, jede Esoterik ist abzulehnen. Ich benutze Esoterik, aber ich identifiziere mich nicht damit. Ich identifiziere mich nicht mit Wagner, ich identifiziere mich nicht mit Bayreuth, ich identifiziere mich mit gar nichts.
Ent-identifiziert euch! Seid nicht mehr! Seid eine Nummer! Seid endlich eine Nummer!
Das ist geil. Seid kein Name! Seid kein Individuum! Seid kein Ich! Macht keine Nabelbeschau, keine Pilgerreise, geht niemals ins Kloster, guckt euch niemals im Spiegel an, guckt immer vorbei!
Macht niemals den Fehler, dass ihr auf den Trip geht, euch selbst spiegeln zu wollen. Ihr seid es nicht. Es ist nicht die Wichtigtuerei, die die Kunst ausmacht, sondern der Dienst an der Kunst. Die Kunst ist völlig frei. Meine Arbeit, die ist mir zuzuschreiben, aber nicht die Kunst. Die spielt sich an mir ab. - Eine Bemerkung zur Kompetenzorientierung by Fachdidaktik Deutsch -
»Faktenwissen« kommt nicht zuerst, wenn Kompetenzorientierung ernst genommen wird – Können kommt zuerst. Kompetenzorientierung bedeutet, die Lernenden zu fragen, ob sie etwas können und wie sie zeigen können, dass sie es können. Weil ich als Lehrender nicht mehr zwingend sagen kann, auf welchem Weg dieses Können zu erreichen ist. Dass dieses Können mit Wissen und Motivation gekoppelt ist, steht in jeder Kompetenzdefinition. Wer sich damit auseinandersetzt, weiß das. Tut das eine Lehrkraft nicht, ist das zunächst einfach einmal ein Zeichen dafür, dass sie sich nicht mit Kompetenzorientierung beschäftigt hat. Fehlt diese Bereitschaft, müssen zuerst die Voraussetzungen dafür geschaffen werden.
- Essay zum UN-Weltkulturerbe: Mord mit besten Absichten — taz.de -
Und immer noch drängeln die Städte, die Dörfer, die Regionen, dass sie ja als Erste einbalsamiert werden. Wie die Länder, die sich um Olympische Spiele bewerben, ohne sich klarzumachen, dass sie damit ihren Untergang heraufbeschwören wie Griechenland mit Athen.
- Wie man nicht für die Vorratsdatenspeicherung argumentiert | saschalobo.com — sascha lobo seziert den tweet von reinhold gall. wie (fast) immer exzellent. schade (und mir unverständlich), dass solche texte in den großen, publikumswirksamen medien keinen platz finden — warum steht das nicht im print-spiegel, der gedruckten faz oder süddeutschen?
- Sex (und gender) bei der Fifa | Männlich-weiblich-zwischen — ein schöner text zum problem der bestimmung des geschlechts, des biologischen, wie es die fifa versucht — nämlich über den testosteron-spiegel. mit dem (inzwischen erwartbaren) resultat: so kann man das jedenfalls nicht machen.
an darf also vermuten und hoffen, dass auch diese Definition von sex zu sportlichen Zwecken demnächst, wie bisher alle anderen Definitionen auch, als unbrauchbar und absurd erweisen – aber wohl, ebenfalls wie immer, erst zu spät.