Heit­er soll die Kun­st sein. Unbe­d­ingt heit­er. Wenn ein­er das begrif­f­en hat, dann Robert Gern­hardt – von ihm stammt die Forderung schließlich auch. Natür­lich in bestens gereimter Form. Lutz Görn­er hat das aber auch sehr gut ver­standen. Im Frank­furter Hof lieferte er eine Kost­probe davon ab: Von Robert Gern­hardts humoris­tis­ch­er Lyrik und sein­er komis­chen Dar­bi­etungskun­st. Und das Pub­likum fraß ihm von der ersten Minute an aus der Hand. Es fol­gte ihm durch sein dreim­inütiges Schweigen genau­so wie es ihm bei der „Erin­nerung an eine Begeg­nung in Dud­er­stadt“ durch Gekich­er und Räus­pern die Gele­gen­heit gab, sich nahezu zehn Minuten mit dem Titel des Gedicht­es herumzuschla­gen, bevor er über­haupt zum ersten Vers weit­erge­hen kon­nte.

>Görn­er ist dem Lyrik­er der Neuen Frank­furter Schule seit 1991 zuge­tan. Und das macht er sehr deut­lich. Über­haupt hat er auf der Bühne keinen Platz und keine Zeit für Andeu­tun­gen oder Zwis­chen­töne. Gern­hardts Gedichte also. Er spricht sie, deklamiert, erzählt, schre­it, grun­zt, stöh­nt, knur­rt, seufzt, zwitschert, säuselt, lispelt, knirscht, haucht, stot­tert, lallt und schimpft mit und durch Gern­hardts Worte: Kurz, er macht alles, um Robert Gern­hardt noch ein­mal zu verge­gen­wär­ti­gen. Und er macht immer auch noch ein biss­chen mehr. Denn Görn­er ist inzwis­chen weit mehr als ein Rez­i­ta­tor – er ist selb­st zum Komik­er gewor­den. Vielle­icht ist es ja in ein­er Art Osmose durch die lange Beschäf­ti­gung mit Gern­hardt geschehen. Jeden­falls sind des Dichters Worte nicht die einzi­gen lusti­gen und unter­halt­samen in diesem Pro­gramm.

Das zeich­net sich dadau­rch aus, das es sog­ar zwei rote Fäden hat: Einen gesproch­enen und einen musizierten. Denn Görn­er ist nicht allein auf der Bühne. Er lässt sich von Stephan Schlein­er am Klavier mit Gern­hardt-Vari­a­tio­nen, einem kun­ter­bun­ten Gang durch die Musikgeschichte, unter­stützen. Und er hat noch einen Tisch voller Req­ui­siten und Verklei­dungne bere­it­ste­hen, mit denen er genau­so schnell zum Sol­dat­en wie zum Clown wird.Aber um zum roten Faden zurück zu kom­men: Görn­er präsen­tiert seine Gedicht-Auswahl rund um die und zwis­chen den einzel­nen Stro­phen der „Ode an die Spaß­mach­er und die Ern­st­mach­er“ – wie schon damals bei seinem ersten Gern­hardt-Pro­gramm. Alt­back­en ist das aber nie. Und beschei­den auch nicht. Denn schon Gern­hardt selb­st wusste zu sagen: „Lieber Gott, nimm es hin, dass ich was Beson­dres bin.“ Und Lutz Görn­er und sein Pub­likum sind damit sehr ein­ver­standen.