Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: lyrik Seite 1 von 14

Waldwege

Borsten und räu­berisch sind meine spezialen
Ver­stärk­er auf Waldp­faden, Käfer spiegelns
Hase-Fuchs-Reh, selb­strufend Herr und Frau
Kuck­uck. Der Men­sch, ide­alisch, sei immer
dem Walde zu, sin­gend. Beeren‑, Pilzkörbe
neben sich an dem gluck­senden Bache sitzen
gle­ich­sam zaubrisch. Nicht achte Zwer­gen-
werk niedrig und ‑horte in Ger­maniens Adern.
Neb­st Dis­po, Glatzen, Spuk, mag sein, auch
ächt­es Gold … Denn wer hat nachge­forscht.

Wald­wege

Stef­fen Popp, 118, 65

Gebirge

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              There are the Alps,
fools! Sit down and wait for them to crum­ble!

Basil Bunting, On the Fly­leaf of Pound’s Can­tos

Er ist’s.

Früh­ling läßt sein blaues Band
Wieder flat­tern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekan­nte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träu­men schon,
Wollen balde kom­men.
– Horch, von fern ein leis­er Har­fen­ton!
  Früh­ling, ja du bist’s!
Dich hab’ ich ver­nom­men!

Eduard Mörike

Wochenblog 11/2023

Stür­mis­che Woche. Ganz wörtlich — am Mon­tag und Dien­stag war es zeitweise so windig (vor allem auf dem Heimweg), dass ich momen­tan sog­ar zwei Gänge run­ter­schal­ten musste: Ich kam ein­fach nicht mehr gegen den Sturm an.

Stür­misch auch, weil viel Pla­nung zu organ­isieren war, damit ich mich in den näch­sten Wochen auf mein neues Pro­jekt konzen­tri­eren kann und nicht von dem ganzen alltäglichen Aller­lei immer wieder abge­lenkt werde. Aber irgend jemand muss das ja trotz­dem machen … Ich bin ges­pan­nt, wie sich das in den näch­sten Wochen entwick­eln wird — ich kann es mir noch nicht so ganz vorstellen.

Text: “Kriegslyrik” von Her­mann Plagge. Ein (nicht nur mir) abso­lut unbekan­nter Dichter aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, for­mal und sprach­lich jet­zt nicht unbe­d­ingt die besten Gedichte aus dieser Zeit, aber doch immer wieder sehr ein­drück­lich und lebendig in den Schilderun­gen und Stim­mungen. Die Lek­türe habe ich der wun­der­baren Edi­tion Versen­sporn von “Poe­sie schmeckt gut” zu ver­danken — das ist ein sehr zu rüh­mendes Unternehmen, das mehrmals im Jahr kleine Hefte mit Lyrik von meist vergesse­nen, unbekan­nten Dichter*innen, meist aus dem weit­en Feld des Expres­sion­is­mus (wie Plagge) oder ver­wandten Strö­mung, zum kleinen Preis versendet und meinen lit­er­arischen Hor­i­zont immer wieder angenehm erweit­ert.

Ton: Ein­stürzende Neubaut­en. Und die Münch­en­er Auf­nah­men von “Fol­low me” und “Where are you” von Ondřej Adámek.

Bild: You Peo­ple von und mit Jon­ah Hill. Ziem­lich cool, ziem­lich gelun­gen, witzig und tre­f­fend die Prob­leme der (amerikanis­chen) Gesellschaft bzw. ihrer Teile im Umgang miteinan­der darstel­lend.

Draußen: Der Streak hält, ich ver­suche es sog­ar mal wieder mit struk­turi­ertem Train­ing. Und dabei habe ich mir gle­ich am Mon­tag ein ordentlich­es Prob­lem einge­han­delt: Für den Tem­potest­lauf fand ich es sin­nvoll, die passenden Schuhe anzuziehen. Nur hat­te ich die seit min­destens 15 Monat­en nicht mehr an den Füßen. Das endete, ich hätte es mir denken kön­nen, im Blut­bad: Zwei große, fette Blasen an den Fersen. Vor allem die rechte Ferse war mit ein­er flächi­gen, bluti­gen Blase verse­hen. Mit Blasenpflaster und Com­peed ging es dann aber immer­hin auch am Dien­stag weit­er. Doch für den Rest der Woche blieb das Andenken noch, wenn auch allmäh­lich verblassend/verheilend. Dafür kon­nte ich diese Woche sowohl beim schö­nen Son­nenun­ter­gang als auch im spek­takuläre bun­ten Son­nenauf­gang laufen — der Früh­ling macht’s möglich.

Wochenblog 7/2023

Eine etwas selt­same Woche war das.

Am Fre­itag bin ich schon wieder heimge­fahren, weil am Woch­enende eine Gen­er­al­probe für den Auftritt am näch­sten Woch­enende geplant war. Die Zug­fahrt, dieses Mal später in der Nacht (bin erst um 20.35 in Regens­burg weg) hat prob­lem­los funk­tion­iert. Dafür war es mit der Gen­er­al­probe nichts: Ein Sänger kam ger­ade aus Coro­no und hat­te am Son­ntag mor­gen den ersten neg­a­tiv­en Test, ein ander­er meldete sich am Sam­stag krank. Also war das nichts. Dafür machen wir jet­zt eine Online-Probe. Da bin ich ja noch sehr ges­pan­nt.

Anson­sten war das Woch­enende im Oden­wald aber doch recht schön. Kurz entschlossen bin ich dann doch schon am Son­ntag wieder zurück­ge­fahren und nicht wie ursprünglich geplant am Mon­tag in der Frühe, das macht den Wochen­be­ginn etwas entspan­nter.

Text: Eine inter­es­sante Lek­türe hat­te ich: Wulf Sege­brechts Studie “Goethes Nachtlied ‘Über allen Gipfeln ist Ruh’ ”. In der erweit­erten Fas­sung von 2022 (ursprünglich war das schon ein­mal 1978 erschienen) geht es hier auf über 200 Seit­en nur um das kurze Gedicht. Aber das ist schließlich das Gedicht über­haupt. Und genau darum geht es Sege­brecht: Um die Rezep­tion des Achtzeil­ers, vom ersten Druck (oder der ersten Nieder­schrift, was schon alles erstaunlich unklar ist) bis zu Par­o­di­en und Inter­pre­ta­tio­nen (ernst gemein­ten und weniger ern­sten) in der Gegen­wart. Die Ver­to­nun­gen streift er dabei nur, und hat doch mehr als genug Mate­r­i­al für inter­es­sante Beobach­tun­gen und Schlussfol­gerun­gen.

Draußen: Brav weit­er gelaufen, weit­er­hin ohne beson­dere Vorkomm­nisse, aber immer­hin jet­zt schon über 50 Tage in Folge. Das kann man dann wohl wieder mal einen Streak nen­nen.

Herbstbild

Dies ist ein Herb­st­tag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und den­noch fall­en raschel­nd, fern und nah,
Die schön­sten Früchte ab von jedem Baum.

O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie sel­ber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.

Friedrich Hebbel

wer hat diesen mond auf die blaue flur,
wer hat diesen mund auf die nacht ange­set­zt?“

— Car­olin Cal­lies, schat­ullen & bre­douillen, 83

Ode

aus: car­olin cal­lies, bewohn­bare kästen (schatu­ullen & bedouillen, 28)

Gedichte

Man wird davon nicht klüger. Aber Gedichte sind Weg­markierun­gen, die helfen aus dem Gestrüpp.

—Sylvie Schenk, Roman d’amour, 9

Fantoscope

[…]

Die aufge­lasse­nen Gräber der Ein­samen besitzen mehr Ewigkeit
als jede schwere Mar­mor­gruft. In großen Stät­ten ste­hen große Urnen
für kleine Leben. Und der Rest? Die Men­schheit? Du und ich?

Wir wer­den leucht­en, wenn die Erde uns zu Öl verkocht.

—Ver­e­na Stauf­fer, Ousia, 108

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