Borsten und räuberisch sind meine spezialen
Steffen Popp, 118, 65
Verstärker auf Waldpfaden, Käfer spiegelns
Hase-Fuchs-Reh, selbstrufend Herr und Frau
Kuckuck. Der Mensch, idealisch, sei immer
dem Walde zu, singend. Beeren‑, Pilzkörbe
neben sich an dem glucksenden Bache sitzen
gleichsam zaubrisch. Nicht achte Zwergen-
werk niedrig und ‑horte in Germaniens Adern.
Nebst Dispo, Glatzen, Spuk, mag sein, auch
ächtes Gold … Denn wer hat nachgeforscht.
Waldwege
Schlagwort: lyrik Seite 1 von 14
There are the Alps,
Basil Bunting, On the Flyleaf of Pound’s Cantos
fools! Sit down and wait for them to crumble!
Frühling läßt sein blaues Band
Eduard Mörike
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab’ ich vernommen!
Stürmische Woche. Ganz wörtlich — am Montag und Dienstag war es zeitweise so windig (vor allem auf dem Heimweg), dass ich momentan sogar zwei Gänge runterschalten musste: Ich kam einfach nicht mehr gegen den Sturm an.
Stürmisch auch, weil viel Planung zu organisieren war, damit ich mich in den nächsten Wochen auf mein neues Projekt konzentrieren kann und nicht von dem ganzen alltäglichen Allerlei immer wieder abgelenkt werde. Aber irgend jemand muss das ja trotzdem machen … Ich bin gespannt, wie sich das in den nächsten Wochen entwickeln wird — ich kann es mir noch nicht so ganz vorstellen.
Text: “Kriegslyrik” von Hermann Plagge. Ein (nicht nur mir) absolut unbekannter Dichter aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, formal und sprachlich jetzt nicht unbedingt die besten Gedichte aus dieser Zeit, aber doch immer wieder sehr eindrücklich und lebendig in den Schilderungen und Stimmungen. Die Lektüre habe ich der wunderbaren Edition Versensporn von “Poesie schmeckt gut” zu verdanken — das ist ein sehr zu rühmendes Unternehmen, das mehrmals im Jahr kleine Hefte mit Lyrik von meist vergessenen, unbekannten Dichter*innen, meist aus dem weiten Feld des Expressionismus (wie Plagge) oder verwandten Strömung, zum kleinen Preis versendet und meinen literarischen Horizont immer wieder angenehm erweitert.
Ton: Einstürzende Neubauten. Und die Münchener Aufnahmen von “Follow me” und “Where are you” von Ondřej Adámek.
Bild: You People von und mit Jonah Hill. Ziemlich cool, ziemlich gelungen, witzig und treffend die Probleme der (amerikanischen) Gesellschaft bzw. ihrer Teile im Umgang miteinander darstellend.
Draußen: Der Streak hält, ich versuche es sogar mal wieder mit strukturiertem Training. Und dabei habe ich mir gleich am Montag ein ordentliches Problem eingehandelt: Für den Tempotestlauf fand ich es sinnvoll, die passenden Schuhe anzuziehen. Nur hatte ich die seit mindestens 15 Monaten nicht mehr an den Füßen. Das endete, ich hätte es mir denken können, im Blutbad: Zwei große, fette Blasen an den Fersen. Vor allem die rechte Ferse war mit einer flächigen, blutigen Blase versehen. Mit Blasenpflaster und Compeed ging es dann aber immerhin auch am Dienstag weiter. Doch für den Rest der Woche blieb das Andenken noch, wenn auch allmählich verblassend/verheilend. Dafür konnte ich diese Woche sowohl beim schönen Sonnenuntergang als auch im spektakuläre bunten Sonnenaufgang laufen — der Frühling macht’s möglich.
Eine etwas seltsame Woche war das.
Am Freitag bin ich schon wieder heimgefahren, weil am Wochenende eine Generalprobe für den Auftritt am nächsten Wochenende geplant war. Die Zugfahrt, dieses Mal später in der Nacht (bin erst um 20.35 in Regensburg weg) hat problemlos funktioniert. Dafür war es mit der Generalprobe nichts: Ein Sänger kam gerade aus Corono und hatte am Sonntag morgen den ersten negativen Test, ein anderer meldete sich am Samstag krank. Also war das nichts. Dafür machen wir jetzt eine Online-Probe. Da bin ich ja noch sehr gespannt.
Ansonsten war das Wochenende im Odenwald aber doch recht schön. Kurz entschlossen bin ich dann doch schon am Sonntag wieder zurückgefahren und nicht wie ursprünglich geplant am Montag in der Frühe, das macht den Wochenbeginn etwas entspannter.
Text: Eine interessante Lektüre hatte ich: Wulf Segebrechts Studie “Goethes Nachtlied ‘Über allen Gipfeln ist Ruh’ ”. In der erweiterten Fassung von 2022 (ursprünglich war das schon einmal 1978 erschienen) geht es hier auf über 200 Seiten nur um das kurze Gedicht. Aber das ist schließlich das Gedicht überhaupt. Und genau darum geht es Segebrecht: Um die Rezeption des Achtzeilers, vom ersten Druck (oder der ersten Niederschrift, was schon alles erstaunlich unklar ist) bis zu Parodien und Interpretationen (ernst gemeinten und weniger ernsten) in der Gegenwart. Die Vertonungen streift er dabei nur, und hat doch mehr als genug Material für interessante Beobachtungen und Schlussfolgerungen.
Draußen: Brav weiter gelaufen, weiterhin ohne besondere Vorkommnisse, aber immerhin jetzt schon über 50 Tage in Folge. Das kann man dann wohl wieder mal einen Streak nennen.
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Friedrich Hebbel
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.
wer hat diesen mond auf die blaue flur,
— Carolin Callies, schatullen & bredouillen, 83
wer hat diesen mund auf die nacht angesetzt?“

aus: carolin callies, bewohnbare kästen (schatuullen & bedouillen, 28)
Man wird davon nicht klüger. Aber Gedichte sind Wegmarkierungen, die helfen aus dem Gestrüpp.
—Sylvie Schenk, Roman d’amour, 9
[…]Die aufgelassenen Gräber der Einsamen besitzen mehr Ewigkeit
als jede schwere Marmorgruft. In großen Stätten stehen große Urnen
für kleine Leben. Und der Rest? Die Menschheit? Du und ich?Wir werden leuchten, wenn die Erde uns zu Öl verkocht.
—Verena Stauffer, Ousia, 108