Mit diesem Blick begin­nt Europa! (29)

Ger­hard Falkn­er spricht, befragt von dem, nun­ja, Lit­er­aturfernsehred­ner Denis Scheck, im Fernse­hen über seine Lyrik im all­ge­meinen und seinen neuen Lyrik­band Perg­a­mon Poems — natür­lich im Perg­a­mon-Altar. So bin ich auf dieses schmale Bänd­chen mit den neuen Gedicht­en von Ger­hard Falkn­er (der spätestens seit “Gegen­sprech­stadt — ground zero” auf mein­er Liste geschätzer Lyrik­er ste­ht) gestoßen. Ganz nett anzuschauen und vor allem anzuhören sind die fünf Filme — eigentlich ja eher Trail­er — die die ersten Gedichte des Ban­des insze­nieren und die dem Bänd­chen als DVD beigelegt sind: Ger­ade in ihrer Zurück­hal­tung fand ich das ganz gut gemacht, die Konzen­tra­tion auf den Text und die Rez­i­ta­tion der Schaus­pielerin­nen zusam­men mit den beschriebe­nen Bildern des Perg­a­mon-Altars: Min­i­mal­is­tisch, aber nicht nüchtern — im Gegen­teil, sog­ar voller wohldosiertem Pathos. Aber bei Göt­tergedicht­en und solch mythisch und erin­nerung­stech­nisch aufge­laden­em Gegen­stadt geht das nicht anders …: “Das Beispiel, das die Griechen gaben / man wird es nicht mehr los” (37)

Die Gedichte selb­st nehmen die Betra­ch­tung der Fig­uren und Geschicht­en des Perg­a­mon-Altars nicht nur zum The­ma, son­dern zum Aus­gangspunkt — für Fra­gen vor allem: Das hat gerne einen etwas kul­tur- und/oder zivil­sa­tion­skri­tis­chen Ein­schlag. Vor allem aber geht es um Fasz­i­na­tion: Die Fasz­i­na­tion des Betra­chters durch die Schön­heit der Steine, die Lebendigkeit ihrer Gestal­ten und — auch — der Gewalt ihrer Tat­en, der Größe und Unmit­tel­barkeit. Das ist der Punkt, wo immer wieder die fra­gende Gegen­wart­skri­tik anset­zt: Haben wir heute noch solche Größe? Wie sähe oder sieht sie aus? “Wie viel Giga­byte hat dieser Fries?”, fragt Falkn­er dann auch entsprechend. Und genau aus dieser Span­nung zwis­chen mod­ern-tech­nisiert-medi­al­isiert­er Gegen­wart und mythisch-kämpferisch-helden­hafter Ver­gan­gen­heit ziehen die kurzen, oft lock­er gefügt erscheinen­den Gedichte ihre Span­nung:

Oh, Mann!
Hier fliegen Räume auseinan­der. Hier treten Zeit­en
aus den Schranken, Göt­ter wanken. Alles ist ent­fes­selt.
Ist mit sich im Über­maß und den­noch reduziert und klar
… (Otos, 27)

Was Falkn­er außer­dem immer wieder neu fasziniert: Die stille Hand­lung, die einge­frorene Bewe­gung, der ewige Augen­blick — “ein Tanz der Tat”:

wenn Aphrodite tanzt, raschelt der Mar­mor (43)

An ander­er Stelle heißt das “Actionk­i­no / fest­ge­hal­ten als Still”. Und ähn­lich funk­tion­ieren auch seine kurzen Gedichte: Sie sind voller Bewe­gung und Drang, voller Auf­bruch und Tatkraft — und bleiben doch bei einem Augen­blick, erstreck­en sich nie über län­gere Zeit­en oder ent­fal­tete Vorgänge. Schade nur, dass es so wenig gewor­den ist: Ohne die englis­che Über­set­zung und viel Para­text hätte das nicht ein­mal für den sowieso schon gerin­gen Umfang eines Lyrik­ban­des gere­icht.

Ger­hard Falkn­er: Perg­a­mon Poems. Gedichte+Clips (dt-en). Überta­gen von Mark Ander­son. Berlin: kook­books 20012. 64 Seit­en + DVD.

Das Gespräch mit Denis Scheck:


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Und hier sind auch die fünf ange­sproch­enen kurzen Filme, die zu dem Auf­trag für die “Perg­a­mon Poems” führten, zu find­en:

Perg­a­mon Poems I: Aste­r­ia & Phoibe | Judith Engel, Ger­hard Falkn­er, Perg­a­mon­al­tar

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Perg­a­mon Poems II: Aphrodite | Eva Meck­bach, Ger­hard Falkn­er, Perg­a­mon­al­tar

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Perg­a­mon Poems III: Artemis | Tilman Strauss, Ger­hard Falkn­er, Perg­a­mon­al­tar

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Perg­a­mon Poems IV: Apol­lon | Sebas­t­ian Schwarz, Ger­hard Falkn­er, Perg­a­mon­al­tar

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Perg­a­mon Poems V: Kybele | Jen­ny König, Ger­hard Falkn­er, Perg­a­mon­al­tar

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