heute morgen beim umstapeln der ungelesenen bücher gefunden: jörg metelmann (hrsg.): porno-pop. sex in der oberflächenwelt. würzburg: königshausen & neumann 2005. und gleich mal den ersten aufsatz gelesen: clemens pornschlegel (die kalauer zum namen verbiete ich mir jetzt mal…): wem gehören die töchter? zum sexuellen machtanspruch der konsumgesellschaften.
pornschlegel macht ein paar gute punkte zur „verwandlung des weiblichen körpers in eine ware und die daraus folgende pronografisierung der konsumgesellschaft“ (18) auf: „was als sexuelle befreiung und fortschritt auftritt [nämlich die verfügungsgewalt der frauen über ihren körper und die selbstverständlichkeit, mit der sie ihn präsentabel machen/halten und präsentieren], entpuppt sich als freisetzung des weiblichen körpers für den universalen markt und die entsprechende zirkulation.“ – die folgerung daraus ist klar: „das mädchen, das sein verführungspotenzial nicht herzeigt, mit string, push-up und top, verkauft sich bekannntlich unter wert.“ (17) und verstößt damit gegen die regeln des heiligen marktes, auch wenn das ganze von liberalisten etc. natürlich als grandiose errungenschaft der persönlichen freiheit der frau apostrophiert und gefeiert wird.
von dort aus ist es für pornschlegel dann ein leichtes, das islamische kopftuch zu deuten – und vor allem den vehementen widerspruch der feministinnen etc. gegen das tragen eines solchen. denn „die verhüllung bedeutet eine absurde sexuelle ‚nichtzugänglichkeit‘“ – „man kann die frau nicht haben“ (19) – und das widerspricht natürlich allen regeln des ubiquären marktes.
interessant wird es aber, wenn pornschlegel noch einen schritt weiter geht: das kopftuch entzieht seine trägerin dem markt „und steht damit natürlich auch dem prinzip der grenzenlosen nachfrage im weg, mit anderen worten: der freiheit“ (20). und deshalb ist es, psychoanalytisch gedeuet, nicht anders als „ein großes, hassenswertes vatergespenst“ (20), gegen das man – fast reflexhat – ankämpfen muss.
der zweite teil seines aufsatzes verschränkt das dann mit der beobachtung und beschreibung des (sex-)marktes in michel houellebecqs plattform, in dem pornschlegel vor allem die beschreibung der welt erkennt: „jedes andere subjekt wird von vornherein auf ein konsumgut reduziert“ (23), der roman zeigt „den zusammenhang zwischen konsumökonomie und universaler prostitution“ (23) – und damit nach pornschlegel auch den verlust der wünsche. denn wenn alles nur noch konsumierbar ist, alles nur noch auf konsum reduziert und bezogen wird, bleibt der wunsch immer außen vor – „das objekt des wunsches ist nicht konsumierbar“ zitiert er dazu michela marzano.
mal sehen, ob der rest des bandes genauso interessant ist…
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