Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: politik Seite 9 von 12

Ins Netz gegangen (19.9.)

Ins Netz gegan­gen am 19.9.:

  • #4 Emck­es Expe­di­tio­nen: Ich wäh­le | ZEIT ONLINE — Car­o­line Emcke hat wieder einen tollen Text in ihrer Expe­di­tio­nen-Rei­he geschrieben. Heute geht es darum, ob Nichtwählen eine valide Posi­tion sein kann — sie ist da ganz klar, und ganz auf mein­er Lin­ie: “Das ist Bull­shit.” Und sie zeigt auch sehr plas­tisch und drastisch, warum das so ist:

    Die These von der Aus­tauschbarkeit und Ver­wech­sel­barkeit der Parteien und ihrer Pro­gramme ist so hanebüch­en­er Unfug, dass der Ver­dacht aufkom­men kann, die Wahlkampf­man­ag­er der CDU hät­ten sie in Umlauf gebracht. Wer den Sta­tus quo erhal­ten will, braucht nur zu behaupten, diese Wahlen macht­en keinen Unter­schied oder, schlim­mer noch: Wählen oder Nichtwählen mache keinen Unter­schied. Das ist nicht nur sach­lich falsch, son­dern auch poli­tisch obszön.

  • Ich passte nie ganz zu mein­er Umge­bung — taz.de — Ina Hartwig hat für die taz den besten Nachruf auf Mar­cel Reich-Ran­ic­ki geschrieben, den ich (bish­er) gele­sen habe: kri­tisch, ohne gemein zu sein; bewun­dernd, ohne zu vergöt­tern; detail- und fak­ten­re­ich, ohne zu belehren. Und sie trifft, wie mir scheint, ziem­lich genau den Kern von Reich-Ran­ick­is Kri­tik­ertätigkeit (also genau das, was ihn mir immer etwas unsym­pa­thisch bzw. unwichtig machte):

    Auch the­o­rielastiger Lit­er­atur gegenüber, etwa Robert Musils “Mann ohne Eigen­schaften”, zeigte er sich nicht sehr aufgeschlossen. Alles, was sich Avant­garde nan­nte oder ver­meintlich unsinnlich auf ihn wirk­te, prallte an Reich-Ran­ic­ki ger­adezu lüstern ab. In Zus­pitzung und Abwehr war er ein Meis­ter, immer bere­it, sich um der Pointe willen düm­mer zu stellen, als er war.

    Gegen Schluss weist sie noch auf etwas anderes Tre­f­fend­es hin:

    Seit Alfred Kerr hat es in Deutsch­land keinen der­art pop­ulären Kri­tik­er gegeben wie ihn, Mar­cel Reich-Ran­ic­ki. Nicht auss­chließlich sub­til­er Geschmack, nicht unbe­d­ingt ästhetis­ch­er Wage­mut haben Mar­cel Reich-Ran­ick­is unglaublich­er Kar­riere den Weg gewiesen, son­dern sein schi­er unge­heur­er Fleiß, seine Bril­lanz und der unbe­d­ingte Wille, Ein­fluss zu nehmen auf das lit­er­arische Geschehen in Deutsch­land, vor allem aber seine polar­isierende, geschickt vere­in­fachende Rhetorik. Sein einzi­gar­tiges Tem­pera­ment wusste alle Medi­en sein­er Epoche zu bedi­enen, Radio, Zeitung, Buch und Fernse­hen.

    — diese Medi­en­vir­tu­osität ist sicher­lich ein wichtiger Bestandteil Reich-Ran­ick­is gewe­sen.

  • Juli Zeh im Inter­view: “Ein beobachteter Men­sch ist nicht frei” | Kul­tur — Frank­furter Rund­schau — Juli Zeh sagt im FR-Inter­view mal wieder viel richtiges und kluges. Zum Beispiel auf die Frage: “Es wird ja gern gesagt: Wer nichts zu ver­ber­gen hat, hat auch nichts zu befürcht­en.”

    Ich glaube nicht, dass die Leute das wirk­lich denken. Das sagen sie, damit man sie mit dem Prob­lem in Ruhe lässt. Wenn man jeman­den sagt: Gib mir mal deine Fest­plat­te und lass mich kurz deine E‑Mails durch­le­sen, dann bekommt doch jed­er ein mul­miges Gefühl. Die meis­ten möcht­en doch nicht ein­mal, dass die Part­ner­in oder der Part­ner die eige­nen Mails liest, weil wir näm­lich wohl etwas zu ver­ber­gen haben. Nicht ein Ver­brechen, son­dern ein­fach nur das, was man Pri­vat­sphäre nen­nt. Ein intimer Raum, der uns immer latent pein­lich ist und den wir schützen. Ich denke, wer nichts zu ver­ber­gen hat, der hat bere­its alles ver­loren.

    Und später:

    Ohne Geheimnisse gibt es kein Ich. Man ver­liert dann im Grunde sich selb­st.

  • Polit-Talk­shows von ARD und ZDF: Objek­tiv und unparteilich war gestern | Magitek — ein Blog. — Sven hat sich die parteipoli­tis­che Zuge­hörigkeit der Gäste in den Talk­shows von ARD & ZDF angeschaut — mit eher unan­genehmen Fol­gen (früher hieß es immer — und wurde z.B. von Kep­plinger auch empirisch mehr oder weniger bestätigt, die öffentlich-rechtlichen Medi­en hät­ten eine linkslib­erale Ten­denz. Hier ist das sehr offen­sichtlich sehr anders.): Polit-Talk­shows von ARD und ZDF: Objek­tiv und unparteilich war gestern

Ins Netz gegangen (18.9.)

Ins Netz gegan­gen am 18.9.:

  • Hans Well zur Land­tagswahl Bay­ern — Süddeutsche.de — Hans Well ste­ht der Süd­deutschen zur Bay­ern-Wahl Rede und Antwort — zum Beispiel auf die Frage: “War See­hofer über­haupt der geeignete Spitzenkan­di­dat?”

    Ich möchte diesen Ingol­städter Wankel­mo­tor in Schutz nehmen: Anders als Stoiber geht See­hofer sparsam mit “Ähs” um und zwängt sich nicht in Gebirgss­chützenuni­form. See­hofer ist endlich mal ein Poli­tik­er, der sich nie fes­tlegt — außer auf zwei Kilo­me­ter Abstand zu Wind­parks, um somit ohne Win­dräder den Atom­ausstieg durchzu­peitschen. Das nenne ich klare Kante. Kommt beim Som­mer­wäh­ler­schlussverkauf super an. Der braucht von der Kan­z­lerin nix zu ler­nen. Der hat schon alles selb­st drauf.

  • Auch Anti-Eurozen­tris­mus kann zur Ide­olo­gie wer­den – Inter­view mit Jür­gen Oster­ham­mel | Das 19. Jahrhun­dert in Per­spek­tive — Mareike König hat sich mir Jür­gen Oster­ham­mel über Welt­geschichte unter­hal­ten, und natür­lich vor allem über sein riesiges Buch “Die Ver­wand­lung der Welt. Eine Geschichte des 19. jahrhun­derts”. Jet­zt habe ich noch mehr Lust, den Wälz­er anzuge­hen (aber vor der zeit­fressenden Lek­türe schrecke ich irgend­wie immer noch zurück …)
  • Peter Gabriel : “Im Alter ist man immer noch ein Kind” — DIE WELT — Peter Gabriel meint (in einem selt­sam hölz­er­nen Inter­view), es wäre Zeit für einen Regierungswech­sel in Deutsch­land …
  • NDR löscht nach Protest von CDU-Poli­tik­er Doku­men­ta­tion über SPD-Poli­tik­er « Ste­fan Nigge­meier — NDR löscht nach Protest von CDU-Poli­tik­er Doku­men­ta­tion über SPD-Poli­tik­er (via Pub­lished arti­cles)
  • Roman “Tabu”: Der Mord, der kein­er war | ZEIT ONLINE — Wow, Ulrich Grein­er hat Fer­di­nand von Schirachs Roman “Tabu” gele­sen. Und ist über­haupt nicht zufrieden gewe­sen:

    Der Roman jedoch ist schlecht. Schirach liebt das philosophis­che Faseln, den bedeu­tungss­chwan­geren Psy­chol­o­gis­mus. Und er hantiert mit ein­er ästhetis­chen The­o­rie, die das Ineinan­der und das Gegeneinan­der ver­schieden­er Ebe­nen von Wirk­lichkeit anschaulich machen soll. Es geht auch um die Frage, was Wahrheit in der Kun­st bedeutet und was im Leben. Solch schw­eren The­men ist Schirachs Sprache nicht gewach­sen, und gründlich durch­dacht wirkt das Ganze eben­falls nicht. Wenn ich recht sehe, han­delt es sich alles in allem um einen großen Bluff.

    Später weit­et er sein ver­nich­t­en­des Urteil — so einen deut­lichen, krassen und kom­plet­ten Ver­riss habe ich schon lange nicht mehr gele­sen — noch aus:

    Um es deut­lich zu sagen: Fer­di­nand von Schirach kann nicht schreiben. Natür­lich kann er Texte ver­fassen, sach­di­en­liche, scharf­sin­nige, kluge, schließlich ist er ein erfol­gre­ich­er Anwalt. Aber es fehlt ihm die Gabe der Imag­i­na­tion, des Her­beiza­uberns ein­er neuen Welt, der lit­er­arischen Sub­til­ität. Bloß aus Haupt­sätzen baut man keinen Palast, allen­falls eine Hütte.

    Das/Der ist erledigt.

Ins Netz gegangen (5.9.)

Ins Netz gegan­gen am 5.9.:

  • US and UK spy agen­cies defeat pri­va­cy and secu­ri­ty on the inter­net | theguardian.com — Wer jet­zt noch glaubt, das sei ja alles nicht so schlimm, was Amerikan­er und Briten beim Lauschen und Abhören treiben, sollte wohl wirk­lich in den Wald gehen:

    The doc­u­ments show that the agency has already achieved anoth­er of the goals laid out in the bud­get request: to influ­ence the inter­na­tion­al stan­dards upon which encryp­tion sys­tems rely.

    Inde­pen­dent secu­ri­ty experts have long sus­pect­ed that the NSA has been intro­duc­ing weak­ness­es into secu­ri­ty stan­dards, a fact con­firmed for the first time by anoth­er secret doc­u­ment. It shows the agency worked covert­ly to get its own ver­sion of a draft secu­ri­ty stan­dard issued by the US Nation­al Insti­tute of Stan­dards and Tech­nol­o­gy approved for world­wide use in 2006.

    […]

    “Project Bull­run deals with NSA’s abil­i­ties to defeat the encryp­tion used in spe­cif­ic net­work com­mu­ni­ca­tion tech­nolo­gies. Bull­run involves mul­ti­ple sources, all of which are extreme­ly sen­si­tive.” The doc­u­ment reveals that the agency has capa­bil­i­ties against wide­ly used online pro­to­cols, such as HTTPS, voice-over-IP and Secure Sock­ets Lay­er (SSL), used to pro­tect online shop­ping and bank­ing.

  • N.S.A. Foils Much Inter­net Encryp­tion — NYTimes.com — Auch die NYT berichtet über die Möglichkeit­en der NSA, Ver­schlüs­selun­gen zu knack­en:

    The Nation­al Secu­ri­ty Agency is win­ning its long-run­ning secret war on encryp­tion, using super­com­put­ers, tech­ni­cal trick­ery, court orders and behind-the-scenes per­sua­sion to under­mine the major tools pro­tect­ing the pri­va­cy of every­day com­mu­ni­ca­tions in the Inter­net age, accord­ing to new­ly dis­closed doc­u­ments.
    […] By this year, the Sig­int Enabling Project had found ways inside some of the encryp­tion chips that scram­ble infor­ma­tion for busi­ness­es and gov­ern­ments, either by work­ing with chip­mak­ers to insert back doors or by sur­rep­ti­tious­ly exploit­ing exist­ing secu­ri­ty flaws, accord­ing to the doc­u­ments. The agency also expect­ed to gain full unen­crypt­ed access to an unnamed major Inter­net phone call and text ser­vice; to a Mid­dle East­ern Inter­net ser­vice; and to the com­mu­ni­ca­tions of three for­eign gov­ern­ments.

  • TV-Wahlkampf: Nur was für Pen­sionäre | ZEIT ONLINE — Khue Pham über Wahlen, Wahlkampf und Fernse­hen:

    Deutsch­land, so die Kan­z­lerin und der Kan­di­dat, gehe es gut. Doch wie gut kann es uns gehen, wenn sich der größte Stre­it­punkt an Pen­sio­nen entzün­det? Ist das die einzige Zukun­ftsvi­sion, die sie sich, uns und diesem Land zutrauen?

  • Eine mil­itärische Inter­ven­tion in Syrien wäre nicht legal — Sven Simon über die Legal­ität ein­er (wie auch immer geart­eten) mil­itärischen Inter­ven­tion in Syrien als Reak­tion auf den Ein­satz von chemis­chen Waf­fen:

    Ein nicht vom Sicher­heit­srat autorisiert­er Mil­itärschlag gegen Syrien bleibt also völk­er­rechtlich grund­sät­zlich ver­boten – unab­hängig davon ob der Ein­satz chemis­ch­er Waf­fen nachgewiesen wer­den kann oder nicht. Ob der Sicher­heit­srat eine mil­itärische Inter­ven­tion expliz­it ablehnt oder erst gar nicht über ein mil­itärisches Ein­greifen abges­timmt wird, ist für die völk­er­rechtliche Bew­er­tung nicht entschei­dend. Aber wed­er der US-amerikanis­che Präsi­dent noch der Kongress der Vere­inigten Staat­en von Ameri­ka ist zu ein­er „Strafak­tion“ berechtigt.

  • Im Gespräch: Julian Nida-Rümelin: „Wir soll­ten den Akademisierungswahn stop­pen“ — FAZ — Julian Nida-Rümelin im Inter­view über Bil­dung, Aus­bil­dung, Uni­ver­sitäten, Markt und Per­son und die Verän­derun­gen der let­zten Jahre in Deutsch­land, inklu­sive PISA (“Wenn Sie genau hin­schauen, erken­nen Sie, dass das ganze Pisa-Pro­gramm auf beru­fliche Ver­w­ert­barkeit und nicht auf Per­sön­lichkeits­bil­dung aus­gerichtet ist”):

    Es find­et gegen­wär­tig keine Bil­dung­sex­pan­sion statt, die soziale Selek­tiv­ität in Deutsch­land ist skan­dalös hoch, höher als in den siebziger Jahren. Ich bin sehr für eine durch­dachte Bil­dung­sex­pan­sion. Wir wer­den bald 60 Prozent Stu­di­en­berechtigte pro Jahrgang haben, in manchen Städten liegen wir schon bei 70 Prozent. Meine These ist, dass sich daraus eine neue Qual­ität ergibt — eine neg­a­tive. Wir gefährden den Kern des deutschen Wirtschaftsmod­ells, die auf exzel­len­ten Qual­i­fika­tio­nen begrün­de­ten mit­tel­ständis­chen Unternehmen, die auf dem Welt­markt mit­spie­len kön­nen.

    Schön, dass er sich auch von der FAZ nicht in die parteipoli­tis­che Ecke (SPD) abdrän­gen lässt …

Ins Netz gegangen (1.9.)

Ins Netz gegan­gen am 1.9.:

  • Klausuren und Sibylle Berg. | ats20.de — Han­jo anlässlich ein­er Kor­rek­tur zu einem Kurz­text von Sibylle Berg:

    Merk­satz für die näch­ste Deutschar­beit also: Autoren sind immer min­destens drei Größenord­nun­gen cool­er als der Deutschlehrer, der ihre Geschicht­en mit­bringt.

  • Vier Mod­er­a­toren sind vier zuviel: Das TV-Duell — ein Vorschlag zur Güte « Ste­fan Nigge­meier — Ste­fan Nigge­meier hat einen guten Vorschlag, wie man Diskus­sio­nen zwis­chen Kan­z­ler­in/-kan­di­dat­en span­nend machen kön­nte:

    Ich hätte einen Vorschlag für eine neue, bess­er Form des »TV-Duells«: Wir verzicht­en auf die Mod­er­a­toren. Nicht nur auf zwei oder drei, son­dern auf alle vier.

  • Bil­dung: Die Stunde der Propheten | ZEIT ONLINE — Mar­tin Spiewak zeigt in der “Zeit”, was an den The­sen, Behaup­tun­gen und Forderun­gen von Hüther & Co. dran ist: Wenig bis nichts:

    Mit neu­ro­bi­ol­o­gis­ch­er Forschung hat das wenig zu tun. Genau genom­men kommt die Hirn­forschung in Hüthers Vorträ­gen kaum noch vor. Der Biologe ver­traut auf die Magie, die Wörter wie “präfrontaler Kor­tex”, “emo­tionale Zen­tren im Mit­tel­hirn” oder “neu­ro­plas­tis­che Boten­stoffe” im Pub­likum ent­fal­ten. “Applied Neu­ro­science” nen­nt Hüther diese inzwis­chen per­fek­tion­ierte Kun­st­form.

    Später heißt es noch, eben­falls sehr tre­f­fend:

    Doch mit Stu­di­en oder anderem päd­a­gogis­chen Klein-Klein schla­gen sich Ger­ald Hüther und die anderen Bil­dung­spropheten nicht herum. Umset­zung­sprob­leme, die end­lose His­to­rie didak­tis­ch­er Illu­sio­nen, die Wider­ständigkeit des Unter­richt­sall­t­ags: für sie kein The­ma. Die Refor­mjünger verkaufen der Repub­lik stattdessen lieber einzelne Vorzeigeein­rich­tun­gen wie eine Berlin­er Pri­vatschule als Leit­bild – dabei hat diese bish­er noch nicht einen Jahrgang durchs Abitur gebracht.

  • Land­tagswahl: Hes­sen für Ein­steiger | ZEIT ONLINE — Lenz Jacob­sen war mit Hans Eichel in Hes­sen (“Ein Dazwis­chen-Land, ein Redak­teur­salb­traum.” nen­nt Jacob­sen das) unter­wegs und hat einen lau­ni­gen Text mit­ge­bracht, der sich vor allem dadurch ausze­ich­net, dass er fast keine Infor­ma­tion bein­hal­tet.

Ins Netz gegangen (28.8.)

Ins Netz gegan­gen am 28.8.:

  • xkcd: Mon­ster — Mon­ster (via Pub­lished arti­cles)
  • Die Wahrheit über die Geschlechter | — Grandios: Kat­ja ver­rät uns endlich die Wahrheit über die Geschlechter. Zum Beispiel diese hier:

    Da kleine Babys noch nicht ihren Kopf heben kön­nen, um ihr Geschlecht­steil zu sehen, muss man sie sofort nach der Geburt rosa oder hell­blau klei­den, damit sie wis­sen, welchem Team sie ange­hören.

  • Parteien­wer­bung als “Wohlfühl­pro­pa­gan­da” — Medi­en­wis­senschaftler Bolz über den Wahlkampf | Deutsch­landra­dio Kul­tur — Nor­bert Bolz im Gespräch mit Deutsch­landra­dio Kul­tur über den Wahlkampf und ins­beson­dere die Wahlwer­bung:

    abso­lut inhalt­slose, botschaft­slose Pro­pa­gan­da ist das, im Grunde Wohlfühl­pro­pa­gan­da, und das ist die weitest­mögliche Ent­fer­nung von einem poli­tis­chen Wahlkampf. […] Aber das ist ja alles so offen­sichtlich insze­niert, dass ich glaube, dass kein Bürg­er darauf hine­in­fällt.

  • Bild dir deinen Spiegel: Mor­gen kommt der Niko­laus | debat­tier­sa­lon — Mar­i­on Kraske über die “Entk­er­nung der vierten Gewalt” am Beispiel des “Spiegels”:

    Das alles sind Belege für die zunehmende Ent­poli­tisierung der ein­sti­gen pub­lizis­tis­chen Speer­spitze, die auf das Kon­to ein­er in weit­en Teilen apoli­tisch denk­enden Führungsriege geht. Saßen da früher alte, unbe­queme Haude­gen mit Rück­grat, weit­gereiste und welt­ge­wandte Geis­ter, denen Ameri­ka eben­so ver­traut war wie Alban­ien oder Afghanistan, tum­meln sich (im Übri­gen auch in anderen Redak­tio­nen) heute glat­te und angepasste Hauskar­ri­eris­ten, die die Welt wahlweise aus dem Elfen­bein­turm oder vom Deck der Segely­acht beurteilen, die zwar streets­mart und Talk­show-kom­pat­i­bel sind, denen poli­tis­che Prozesse allerd­ings egal und poli­tis­ches Denken augen­schein­lich fremd sind.

Ins Netz gegangen (24.8.)

Ins Netz gegan­gen am 24.8.:

  • The Deal That Brought Dvo­rak to New York — NYTimes.com — The con­tract that brought Dvo­rak to the new world — six pages of grace­ful­ly hand­writ­ten claus­es, bound by green rib­bon …
    einige Auszüge davon hat die NYT auch online gestellt: http://www.nytimes.com/2013/08/24/arts/music/the-fine-print-of-dvoraks-contract.html
  • Prob­lema­tis­che Wahlkampf­plakate XII | Rep­tilien­fonds — Aus dem Rep­tilien­fonds:

    Und während “der Euro gerettet wird”, Deutsche den Hit­ler­gruß zeigen, der Ver­fas­sungss­chutz so bleibt, wie er ist, um die näch­ste Neon­azi-Kaderor­gan­i­sa­tion aufzubauen, Frauen mit Migra­tionsh­in­ter­grund zuhause bleiben müssen, weil ihnen die CSU dafür einen Hun­ni in die Schürze steckt, die Zusam­me­nar­beit mit den Entwick­lungslän­dern zu ein­er Art Neo-Koloni­sa­tion umge­baut wird, die Arbeit­slosigkeit in prekären Jobs ver­steckt ist und die deutsche Außen­poli­tik zur Belan­glosigkeit wird, während all das passiert, soll man eines Sep­tem­ber­mor­gens auf­ste­hen und sagen: “Dann geh’ ich mal die Mut­ti wählen.”

  • Tot oder lebendig im Gangs­ta-Kap­i­tal­is­mus — taz.de — Klaus Wal­ter zum 50jährigen Jubiläum von Mar­tin Luther Kings “I have a dream”-Rede, zu deren (falsch­er) Vere­in­nah­mung und der Wende der schwarzen Bürg­er­rechts­be­we­gung:

    Ego-Pol­i­tics erset­zen Bürg­er­rechts­be­we­gung. Fün­fzig Jahre nach “I have a dream” sind die Idole des schwarzen Ameri­ka Rap­per wie Jay‑Z und Kanye West. Sie haben sich durchge­boxt

  • Kolumne von Sibylle Berg über das Ende der Lit­er­aturkri­tik — SPIEGEL ONLINE — Sibylle Berg mal wieder, voll im Recht:

    Jubel­nd äußern sich die Leser über ein neues drol­liges Hitler- oder Pfer­de­buch. Wun­der­bar, dass man es kann — grauen­haft, wenn Ver­braucher­mei­n­un­gen das einzige Kor­rek­tiv in der Kul­tur wer­den. Hat­te ich mir mit mein­er Aus­sage, zeit­genös­sis­che Kun­st würde von Experten in den Kanon befördert, schon viele Fre­unde gemacht, gilt es doch auch in allen anderen Bere­ichen unseres Lebens. […] Kein­er muss den Empfehlun­gen eines Lit­er­atur­wis­senschaftlers fol­gen, aber als Gege­nen­twurf zur eige­nen Mei­n­ung war sie ab und zu hil­fre­ich.

    Und natür­lich brin­gen die Kom­mentare gle­ich die ach-so-wertvollen Gegen­beispiel aus der Welt der Lit­er­atur­blogs. Und die gibt es ja dur­chaus. Nur ohne die Schlagkraft der “alten” Kul­turkri­tik. Und das darf man dur­chaus ver­mis­sen, ohne gle­ich als ewig Gestrige abgestem­pelt wer­den zu müssen. Und auch, ohne direkt davon etwas zu haben.

  • Panz­er­faust | Das Mag­a­zin — Ein schweiz­er Wehrpflichtiger berichtet — vom Grauen, Unsinn und Chaos des Mil­itärs:

    Und dass man auch noch gehorcht! Und diese gottver­dammten Lieder! (springt auf, geht herum, ruft auss­er sich) Ich habe ein­fach so über­haupt keinen Bock herumzuballern, mich von Gle­ichal­tri­gen figgen zu lassen und per­verse Lieder zu sin­gen! Muss aber! (stösst die Luft aus, set­zt sich, sagt leise) Kannst du mir erk­lären, warum das jemand geil find­et? Manch­mal ist es – ziem­lich unheim­lich.

  • Jill Peters Pho­tog­ra­phy — Sworn Vir­gins of Alba­nia — ein inter­es­santes Pro­jekt der Pho­tographin Jill Peters: In Alban­ien gibt es eine Tra­di­tion, nach der Frauen als Män­ner leben kön­nen — allerd­ings unter der Bedin­gung der Jungfräulichkeit & Keuschheit:

    “Sworn Vir­gin” is the term giv­en to a bio­log­i­cal female in the Balka­ns who has cho­sen, usu­al­ly at an ear­ly age, to take on the social iden­ti­ty of a man for life. As a tra­di­tion dat­ing back hun­dreds of years, this was some­times nec­es­sary in a soci­ety that lived with­in trib­al clans, fol­lowed the Kanun, an archa­ic code of law, and main­tained an oppres­sive rule over the female gen­der. […] As an alter­na­tive, becom­ing a Sworn Vir­gin, or ‘bur­ne­sha” ele­vat­ed a woman to the sta­tus of a man and grant­ed her all the rights and priv­i­leges of the male pop­u­la­tion. In order to man­i­fest the tran­si­tion such a woman cut her hair, donned male cloth­ing and some­times even changed her name. Male ges­tures and swag­gers were prac­ticed until they became sec­ond nature. Most impor­tant­ly of all, she took a vow of celiba­cy to remain chaste for life. She became a “he”.

  • The Heart of the Mat­ter: David Miran­da and the Preclu­sion of Pri­va­cy — RT @jayrosen_nyu: This post by @barryeisler (ex-CIA) explains bet­ter than any­thing I’ve read why they stopped David Miran­da at Heathrow

Ins Netz gegangen (23.8.)

Ins Netz gegan­gen am 23.8.:

  • Matthew Shipp >< Kei­th Jar­rett, Gary Pea­cock, Jack DeJohnette — The Talk­house — Der großar­tige Matthew Shipp hat sich das neueste Trio-Album von & mit Kei­th Jar­rett ange­hört und war wenig begeis­tert. Seine Ablehnung scheint ähn­liche Gründe zu haben wie die meinige — was ihn mir ja nur noch sym­pa­this­ch­er macht:

    There is some nice stuff on Some­where — although some of it sounds like watered-down Muzak to me — and if you buy into Jarrett’s uni­verse you will most like­ly like this record, but if you don’t there is noth­ing here to get you pass the tremen­dous pre­tense.

  • Miranda’s Rights: A Guide for the Per­plexed Cit­i­zen — Miranda’s Rights: A Guide for the Per­plexed Cit­i­zen (via Pub­lished arti­cles)
  • #3 Emck­es Expe­di­tio­nen: Auf der Suche nach der Demokratie: Was hat sie gesagt? | ZEIT ONLINE — Car­olin Emcke ist weit­er auf Expe­di­tion für die “Zeit” — und hat sich für die dritte Folge in der Sprache Merkels ver­loren — keine sehr angenehme Gegend. Und sie bringt gut auf den Punkt, was bei der Bun­deskan­z­lerin los ist — und warum sie so schädlich für den poli­tis­chen Diskurs ist:

    Angela Merkel domes­tiziert Kri­tik durch simulierte Freude an einem Diskurs, den sie nicht führt.

    Oder später, eben­falls eine m.E. sehr tre­f­fende Beobach­tung:

    Angela Merkels Sprache arbeit­et mit ein­er per­ma­nen­ten Immu­nisierung gegen jede Berührung, jeden Zweifel, sie agi­tiert gegen alles Offene, alles Unfer­tige – und damit gegen das, was eine freie Gesellschaft und eine delib­er­a­tive Demokratie ger­ade aus­macht.

    — und das Schlimme ist ja dann immer wirk­lich, wie viel Zus­tim­mung solch eine Art, Poli­tik zu treiben und zu ver­mit­teln, immer (noch) find­et. Da muss einem wirk­lich regelmäßig angst und bange wer­den.

  • Staat­sex­trem­is­mus | Wortis­tik — Detlef Gürtler anlässlich der Reak­tio­nen auf das Urteil über Man­ning:

    Staat­sex­trem­is­mus ist eine Ide­olo­gie, bei der die Inter­essen des Staates und aller sein­er Insti­tu­tio­nen grund­sät­zlich Vor­rang vor den Inter­essen der Bürg­er haben, ob einzel­ner, viel­er oder aller. Auf den kürzesten Nen­ner gebracht: “Der Staat hat immer Recht.”
    In den Vorgän­gen um Assange, Man­ning und Snow­den haben sich für mein Gefühl deut­lich die Gefahren des Staat­sex­trem­is­mus gezeigt. Wenn der Staat, ob Deutsch­land, Großbri­tan­nien oder die USA (oder Rus­s­land oder Chi­na oder oder) die Sicher­heit sein­er Bürg­er bewahrt, indem er ihre Frei­heit ein­schränkt, wenn er ihr Leben schützt, indem er ihr Leben ausspäht, wenn er gegen jour­nal­is­tis­che Tätigkeit mit Anti-Ter­ror-Geset­zen vorge­ht, wenn er die Aufdeck­er staatlich­er Krim­i­nal­ität härter bestraft als die Krim­inellen selb­st, dann kön­nen nur Staat­sex­trem­is­ten behaupten, dass der Staat das Recht dazu hat.

Ins Netz gegangen (21.8.)

Ins Netz gegan­gen am 21.8.:

  • 1628 Wertheim | ein his­to­ri­ographis­ches Blog — Robert Meier, Archivar im Staat­sarchiv Wertheim, schreibt aus den Quellen über die Ereignisse in Wertheim in den Jahren 1628 und 1629
  • Som­mer­lochtage­buch. Bad Blog goes dai­ly. | Bad Blog Of Musick — Moritz Eggert kotzt sich in das Som­mer­loch ein biss­chen aus. Lei­der ist da trotz des wun­der­baren Zynis­mus viel Wahres dran an dem, was er über Kul­tur­ab­bau, ‑kürzun­gen und ‑einsparun­gen schreibt.

    So unre­al­is­tisch ist das gar nicht. Nach neuesten wis­senschaftlichen Erken­nt­nis­sen wird die gesamte klas­sis­che und zeit­genös­sis­che Musik im Jahr 2100 nur noch aus einem einzi­gen Stück beste­hen: Rav­els „Bolero“. Dieser läuft äußerst erfol­gre­ich auf der ganzen Welt in soge­nan­nten „Beis­chlafau­di­to­rien“ (denn allein die Musik zu hören ist den Men­schen dann zu lang­weilig). Fol­gerichtig gibt es in Deutsch­land nur noch eine einzige Musikhochschule (in Warnemünde) in der die ca. 80 Stu­den­ten ler­nen, wie man den „Bolero“ spielt. Die anderen 80 spie­len ihn, im let­zten verbliebe­nen deutschen Orch­ester (Gevels­berg­er Phillies).

  • Rüs­tung­spro­jekt Euro Hawk: Ein Traum von ein­er Drohne | ZEIT ONLINE — Die “Zeit” hat die Unter­la­gen der Unter­suchungsauss­chuss­es zum Drohnen-Fiasko aus­gew­ertet (alle 372 Aktenord­ner liegen ihr vor … — und wur­den als (schlechte) Scans in der­doc­u­ment­cloud teil­weise schon veröf­fentlicht: http://preview.tinyurl.com/drohnendok) und fängt an, die ganze Geschichte zu beschreiben. Das geht heute so los:

    Das Desaster um die Aufk­lärungs­drohne Euro Hawk war von Anfang an abse­hbar. Schon vor zehn Jahren kan­nten die Ver­ant­wortlichen alle Prob­leme. Doch sie woll­ten die Drohne.

    … und sie soll­ten sie bekom­men — nur halt, ohne damit etwas anfan­gen zu kön­nen. Und klar ist auch jet­zt schon: Das Sys­tem der Beschaf­fung und das Min­is­teri­um sind offen­bar poli­tisch nicht mehr zu steuern und zu kon­trol­lieren …

  • Überwachung: NSA kann drei von vier E‑Mails mitle­sen | ZEIT ONLINE — Die “Zeit” weist auf einen im Wall Street Jour­nal erschienen Artikel hin, der deut­lich macht, wie weit die Möglichkeit­en der NSA wirk­lich gehen:

    Die NSA kann bis zu 75 Prozent des Inter­netverkehrs überwachen, der durch die USA läuft.

Ins Netz gegangen (19.8.)

Ins Netz gegan­gen am 19.8.:

  • Inter­na­tionales Olymp­is­ches Komi­tee: Der ent­mündigte Ath­let ist das Ziel | ZEIT ONLINE — Ich werde wohl meinen Boykott des Unternehmens “Spitzen­sport” fort­set­zen müssen. Und wahrschein­lich wer­den die Zeitun­gen auch näch­stes Jahr wieder auf der Titel­seite über irgen­deine Goldmedaille bericht­en anstatt über z.B. den Beginn eines Bürg­erkrieges wie jet­zt in Ägypten.

    In den USA und Großbri­tan­nien zieht man eine Par­al­lele, die für deutsche Betra­ch­tun­gen zu den Spie­len des 21. Jahrhun­derts wohl eher als ver­mintes Gelände gilt: die zu Olympia 1936 und dem gescheit­erten Protest gegen die Diskri­m­inierung der Juden. Das nation­al­sozial­is­tis­che Regime, wird da nüchtern fest­gestellt, habe dem IOC mehr Zugeständ­nisse gemacht als Moskau heute.

    In min­destens ein­er Hin­sicht ist der Ver­gle­ich ange­bracht: Die Pro­pa­gand­abühne, die das IOC 1936 den Nation­al­sozial­is­ten bere­it­et hat, war kein Betrieb­sun­fall. Der Pri­vatzirkel der Sport­führer von heute unter­schei­det sich nicht von dem der Altvorderen. Es bietet sich an, solche Über­legun­gen einzubeziehen, bevor man deutsche Vertreter im Olymp mit Elo­gen bedenkt.

  • Jour­nal­ist Green­wald: Ein­schüchterung statt Aufk­lärung in der NSA-Affäre | ZEIT ONLINE — Die “Zeit” zur Frei­heits­ber­aubung & Befra­gund David Miran­das:

    Diese kalte Willkür und die Nei­gung zur Sip­pen­haft, bei der Fam­i­lien­mit­glieder, Lebens­ge­fährten oder enge Fre­unde bedro­ht wer­den, um missliebige Jour­nal­is­ten mund­tot zu machen, lassen an Dik­taturen denken.

  • “Es bleiben lei­der leere, bedeu­tungslose Worte” » Störungsmelder — Das Störungsmelder-Blog der “Zeit” zu Merkels Aufruf zum zivil­couragierten Kampf gegen Recht­sex­trem­is­mus:

    Wenn Merkel es ernst meint mit dem Kampf gegen den Recht­sex­trem­is­mus in ganz Europa und dem Aufruf zu mehr Zivil­courage, dann ist die Bun­desregierung zunächst ein­mal gefragt, der aktiv­en Zivilge­sellschaft – die die bedeu­tend­ste Rolle im Kampf gegen Rechts ein­nimmt – die Steine aus dem Weg zu räu­men und sie endlich effek­tiv, ohne Gen­er­alver­dacht, zu fördern. Das wäre ein erster Schritt – neben vie­len weit­eren natür­lich. Erst wenn sich in diese Rich­tung etwas bewegt, kann man anfan­gen, die Worte von Angela Merkel ernst zu nehmen.

Ins Netz gegangen (7.8.)

Ins Netz gegan­gen am 7.8.:

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén