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Schlagwort: netz Seite 13 von 16

ACTA, geistiges Eigentum & Privatisierung der Rechtsdurchsetzung

Nach SOPA/PIPA drängt ACTA als gewis­ser­maßen “europäis­che” Ver­sion (ein dur­chaus prob­lema­tis­ch­er Ver­gle­ich, aber darum geht es hier nicht …) ger­ade in die Aufmerk­samkeit. mspr0 hat eine schöne, kleine Ein­führung in die Prob­leme des ACTA-Abkom­mens geschrieben: klick. Mehr ins Detail geht ars tech­ni­ca. Auch bei netzpolitik.org gibt es einiges zum Abkom­men, den Geheimver­hand­lun­gen und dem Protest in Europa, Markus Beckedahl hat im Auf­trag der Dig­i­tal­en Gesellschaft auch auf Spiegel Online die wesentlichen Prob­leme von ACTA noch ein­mal zusam­menge­fasst.. Emp­fohlen sei deshalb zumin­d­est die Peti­tion an das EU-Par­la­ment bei Avaaz oder andere For­men des Protestes gegen diese ein­seit­ige, unvernün­ftige und rück­sicht­slose sowie vol­lkom­men undemokratis­che Art der Poli­tik.

Datenschützer und das Internet

Alles nicht so ein­fach, diese Ver­linkun­gen und Ein­bidun­gen und der ganze Kram in diesem neuen Inter­net da. Und dann sind es auch noch nicht nur die bösen Face­book-But­tons, son­dern die Ein­bet­tun­gen sind ein­fach über­all — Hil­fe!

Zum Beispiel auch mal hier (obwohl es hier bei mir son­st eher sel­ten ist/sein soll, ich bemühe mich, möglichst viel bei mir zu haben bzw. zu hal­ten):
PrivacyImg - Ein interaktives Beispiel.

Verein ohne Mitglieder?

Irgend­wie ist das alles wieder ganz trau­rig und per­vers: Da hat jemand die Idee, die Net­zge­sellschaft (was auch immer das ist) als Lob­by zu organ­isieren und grün­det mit wahnsin­nigem Tam­tam einen Vere­in. Einen Vor­stand hat man auch schon — Mit­glieder möchte man aber möglichst keine. Die kön­nten ja auch eine Mei­n­ung haben (das man das in einem Vere­in nicht zu hoch hän­gen sollt mit der vollen Beteili­gung aller Mit­glieder dürfte jed­er wis­sen, der bei so etwas schon mal mit­gemacht hat …) — deswe­gen bit­tet man nur um Unter­stützer und Helfer, nicht aber um Mit­glieder. Was soll dieser Mist? Wie will eine Lob­by­or­gan­i­sa­tion Gehör find­en, wenn Sie nie­man­den ver­tritt, nie­man­dem zeigen kann, dass sie eine mehr oder min­der bedeu­tende Grup­pierung im Volk ist? Einen Vere­in Mit­gliedern zu öff­nen heißt ja noch lange nicht zwangsläu­fig, über alles basis­demokratisch abzus­tim­men. Auch der hat ja einen geschäfts­führen­den Vor­stand. Aber den kann man als Mit­glied wenig­stens (ab-)wählen und nicht nur “unter­stützen”. Kein Wun­der, dass man sich bei solchen Unternehmungen ganz vornehm “Dig­i­tale Gesellschaft” nen­nt und das “Vere­in” nicht so gerne her­ausstellt. Das Vor­bild Greep­eace hat das meines Wis­sens etwas anders gehand­habt — die waren/sind zwar auch oft mehr als ein Vere­in (über ihre etwas auf­dringlich-gewalt­tätige Kom­mu­nika­tion­sstrate­gie — will man das in der Net­zpoli­tik wirk­lich nachah­men?), aber sie waren eben doch — auch — ein nor­maler Vere­in mti allem Drum und Dran. Hier wird das — so sieht es im Moment, der zugegeben­er­maßen noch sehr früh ist — (wieder) nur ein elitäre Kreis, der sich mit Namen und (Pseudo-)Organisation den Anspruch gibt, für viele zu sprechen — diese Viele aber auf keinen Fall hören mag oder ihnen gar Möglichkeit­en der Mitbes­tim­mung der Rich­tung “ihrer” Vertre­tung einzuräu­men. Und weil ich mich zumin­d­est am Rande doch zu den Vie­len zäh­le, rege ich mich hier ger­ade etwas sehr auf …

Der schicke Name hat auch noch den Vorzug, so schön schillernd vieldeutig zu sein: Gibt es eine dig­i­tale Gesellschaft? Ist das ein Ziel? Ist das eine Gesellschaft wie die Deutsche Tis­chge­sellschaft Achim von Arn­ims oder meint das Gesellschaft hier den sozi­ol­o­gis­chen Begriff? Fra­gen über Fra­gen — ein paar Antworten hätte man sich da doch schon gewün­scht — denn eigentlich will ich das ja gut find­en, was die Reck­en um Markust Beckedahl da anzapfen. Aber so geht das irgend­wie nicht so richtig. Und Leute, die so sehr in alltägliche Kom­mu­nika­tion einge­bun­den sind wie die Grün­der dieser Gesellschaft soll­ten doch solche grundle­gen­den Kom­mu­nika­tio­nen im Griff haben. Wie kann man sie son­st ernst nehmen? Und natür­lich stellt sich auch gle­ich wieder die Frage: Ist das gut, hier über die Män­gel der Organ­i­sa­tion zu meck­ern? Oder sollte man das ob des hehren Ziels lieber lassen um der Poli­tik nicht in die Hände zu spie­len?

Digitales Erinnern und Vergessen

Mit großen Worten spart Vik­tor May­er-Schön­berg­er nicht: Eine “Tugend des Vergessens” beschwört er. Und will sie auch in “dig­i­tal­en Zeit­en” umset­zen. Aber eigentlich ist dieses — ziem­lich pos­i­tiv besproch­ene — Buch eine Mogel­pack­ung. Denn Idee, The­ma und Argu­ment May­er-Schön­berg­ers ließe sich auf eini­gen weni­gen Seit­en aus­re­ich­nd genau darstellen — genauer wird er hier auch nicht. Er bläst das nur unheim­lich und fast unerträglich auf.

Worum es geht ist schnell gesagt: May­er-Schön­berg­er hätte gerne, dass dig­i­tale Dat­en ein Ver­falls­da­tum mit auf den Weg bekom­men, an dem sie (automa­tisch) gelöscht, nicht mehr zugänglich wer­den. Sein Argu­ment geht unge­fähr so: Die über Zeit und Raum nahezu unbeschränk­te (das nahezu fehlt bei ihm schon meis­tens) Ver­füg­barkeit von Infor­ma­tio­nen ist schädlich. Schädlich für Indi­viduen und auch für Gesellschaften. Deswe­gen eben das automa­tis­che Löschen dig­i­taler Dat­en (also z.B. Fotos, Zeitschrifte­nar­tikel, Such­dat­en, Pro­file, Einkäufe etc.), um so das “analoge”, vor-dig­i­tale “Erin­nern” zu simulieren. Das ist so weit eine ganz sym­pa­this­che und auch über­haupt nicht verkehrte Idee, auch wenn alter­na­tive Strate­gien im Umgang mit der Ubiq­ui­tät dig­i­taler Dat­en (etwa die Anpas­sung des Ver­hal­tens an diesen Umstand) bei ihm arg forsch bei­seite gewis­cht wer­den.

Geärg­ert an dem Buch hat mich aber zum einen, dass er ewig weit ausholt, eine gesamt Geschichte der Schrift als Medi­um der Erin­nerung noch ein­baut (die auch furcht­bar unge­nau und teil­weise nicht auf dem aktuellen Stand der Forschung ist, so weit ich das überblick­en kann). Und dann natür­lich sein Haupt­prob­lem: Die fehlende Genauigkeit im Umgang mit den Begrif­f­en. Gedächt­nis — Erin­nerung — Archiv ist hier ein einziger Mis­chmasch, in dem nichts unter­schieden wird. So spricht May­er-Schön­berg­er z.B. unen­twegt davon, dass wir dig­i­tale Dat­en erin­nern (und durchs Löschen eben vergessen).  Genau das ist aber falsch: Sich­er, wir archivieren die. Aber sie sind dann noch lange nicht zwan­gläu­fig ein Teil unser­er Erin­nerung. Sie kön­nen es wieder wer­den, müssen es aber nicht. Diesen Unter­schied zwis­chen (Individuums-)internen und exter­nen Infor­ma­tio­nen macht er ein­fach nicht (bzw. nicht aus­re­ichend genau). Daher kommt dann auch die Ver­wirrung von Gedächt­nis und Erin­nerung und Infor­ma­tio­nen, die dig­i­tal ver­füg­bar sind. Macht man diese Unter­schei­dung, nimmt man ihm einen Großteil sein­er großsprecherischen kul­turellen Geste: “Während wir früher mit der Zeit das meiste ver­gaßen, haben wir heute die Möglichkeit, uns an das meiste zu erin­nern.” (199) — genau das bezwei­fle ich eben.1 Das Prob­lem, das muss man ihm zugeste­hen, bleibt aber den­noch: Dig­i­tale Dat­en sind ein­fach­er, länger, ort­sunge­bun­den­er ver­füg­bar, das Archiv und die Find­emit­tel wer­den immer umfan­gre­ichr, schneller und beque­mer.

Mir jeden­falls scheint ein Plä­doy­er für eine Art des “dig­i­tal­en Erin­nerns”, die sich der Spe­icher­möglichkeit­en der Com­put­er und Net­zw­erke bedi­ent, aber auch deren Prob­lematik bewusst macht (sowohl beim Spe­ich­ern eben als auch beim erinnernden/rekonstruierenden Abrufen) eine inter­es­san­tere, angemessenere Reak­tion als das bloße Simulieren der Ungenügsamkeit­en bish­eriger Aufze­ich­nungsmeth­o­d­en im dig­i­tal­en Raum. Ich bin mir näm­lich über­haupt nicht so sich­er wie May­er-Schön­berg­er, dass die “analoge”/vor-digitale Form des Gedächtnisses/Erinnerns eine evo­lu­tionäre Leisung ist, die allein dem Men­schen gemäß ist. Aber das wird sich noch zeigen …

Vik­tor May­er-Schön­berg­er: Delete. Die Tugend des Vergessens in dig­i­tal­en Zeit­en. Berlin: Berlin Uni­ver­si­ty Press 2010. 264 Seit­en. ISBN 978–3‑940432–90‑2.

Show 1 foot­note

  1. Mal ganz abge­se­hen davon, dass das alles für nur einen Bruchteil der Men­schheit gilt — mit aus­re­ichen­dem Zugang zu den entsprechen­den Ressourcen …

Die illiteraten Literati

… sind — natür­lich — die Ver­leger. Ste­fan Nigge­meier hat (wieder ein­mal) sehr elo­quent und tre­f­fend “Das Elend der Debat­te um ARD und ZDF” aufgeschrieben. Und da geht es natür­lich auch und vor allem um die Ver­leger. Ihre selt­samen Gedanken­sprünge und ‑gänge — falls man das über­haupt noch Gedanken nen­nen darf. Und auch um die nicht anwe­sende Logik — oder, wie es bei ihm so schön heißt:

“Die Logik hat bere­its vor ein­er Weile einen Aus­reiseantrag aus der Diskus­sion gestellt, der offen­bar jet­zt genehmigt wurde.”

Er nimmt dann Stel­lung­nah­men, Vor­würfe, Ideen und Forderun­gen der Zeitungs- und Nachrichten‑, d.h. Medi­en­branche und ihrer Chefs im einzel­nen auseinan­der. Seine vor­läu­fige Schlussfol­gerung:

Die Ver­lage müssen von der (ohne­hin schon reduzierten) Mehrw­ert­s­teuer befre­it wer­den, Google muss ver­boten oder zur Zahlung von Lizen­zge­bühren verpflichtet wer­den, ARD und ZDF müssen das Inter­net ver­lassen, das Zita­trecht muss drastisch eingeschränkt, das kosten­lose Anbi­eten von Infor­ma­tio­nen unter­sagt und die Gratis-Kul­tur im Inter­net ins­ge­samt ver­nichtet wer­den — dann, ja dann kön­nten die Ver­lage vielle­icht, möglicher­weise, wenn das Wet­ter stimmt, in der Lage sein, auch in Zukun­ft Qual­ität­sjour­nal­is­mus anzu­bi­eten, und wom­öglich sog­ar im Netz. Son­st kön­nen sie für nichts garantieren.

Und das ist, da hat er vol­lkom­men recht, natür­lich eine Steil­vor­lage ger­ade für das unbe­d­ingte Fortbeste­hen der öffentlich-rechtlichen Medi­en — ganz im Sinne der “Grund­ver­sorgung”. Und die ist unbe­d­ingt notwendig. Auch gesellschaftlich:

Warum soll es gesellschaftlich erstrebenswert sein, jour­nal­is­tis­che Inhalte nur denen zugänglich zu machen, die dafür zahlen kön­nen? Inwiefern ist es gut, wenn Men­schen ohne Geld schlecht informiert wer­den?

Und weil Nig­ger­meier trotz­dem kein Lob­by­ist der ARD etc. sein will, weist er weni­gen­stens kurz auch auf Män­gel auf deren Seite hin — etwa den Umgang mit der Kri­tik. Natür­lich muss die BBC da wieder mal als Vor­bild dienen. Also: dort kom­plett lesen und nicht von den lautesten Schreiern ver­wirren lassen.

harter gegenwind für die wikipedia

der wikipedia weht ger­ade in den let­zten tagen ein har­ter wind ins gesicht — nicht so ganz ver­ständlich, mein­er mei­n­ung nach, weil die inklu­sion­is­ten, die ger­ade v.a. das wort führen, eine enzyk­lopädie mit ein­er daten­bank und wis­sen mit infor­ma­tion ver­wech­seln (und deshalb so unsin­nig pauschal gegen rel­e­vanzkri­te­rien argu­men­tieren). jet­zt in der tele­po­lis gefun­den: Das Inter­view mit dem umstrit­te­nen Medi­en­the­o­retik­er Prof. Eugen Dri­ver­man zur ihm dro­hen­den Entziehung der Lehrbefug­nis, der fefe-Krise von 2009 und der Kan­zler­wahl West­er­welles von 2016 von Markus Kom­pa. da ste­hen viele nette sachen drin. zum beispiel: “Diese Sper­ren waren jedoch damals noch nicht durch­set­zbar, da die sein­erzeit an der Regierung beteiligte FDP alle anderen Wahlver­sprechen gebrochen hat­te und zur Gesichtswahrung wenig­stens das Inter­netsper­rge­setz von 2009 vor­läu­fig block­ierte.”

das “Internet-Manifest”

hm. nicht schlecht: da haben sich 15 jour­nal­is­ten, die sich viel im & mit dem netz beschäfti­gen, ein paar gedanken zum netz gemacht und das ganze als Inter­net-Man­i­fest veröf­fentlicht. zu sein­er rolle für poli­tik und gesellschaft, zur funk­tion und form des jour­nal­is­mus unter der bedin­gung des inter­net, zu frei­heit und urhe­ber­recht und so weit­er. nicht per­fekt, teil­weise zu unge­nau, teil­weise zu opti­mistisch, teil­weise zu emphatisch — aber im ganzen trotz­dem nicht schlecht. schade finde ich nur, dass es eine mis­chung aus beobach­tun­gen und forderun­gen bleibt — und nicht ganz klar ist, was daraus für wen jet­zt fol­gen soll.

die zeit (d.h. kai bier­mann) hat auch gle­ich ein paar ein­wände (die ich auch wieder nicht alle unter­schreiben will …)

schule 2.0

eine nett gemachte präsen­ta­tion zur forderung der entschu­lung der schule (auch wenn sie es so nicht nen­nt):

gegen internetsperren: jetzt mitzeichnen

wer es noch nicht getan hat: die peti­tion gegen die inter­netsper­ren von u.v.d.l. mitze­ich­nen. dieser text auf netzpolitik.org set­zt sich sach­lich, ruhig und überzeu­gend mit den argu­men­ta­tio­nen der min­is­terin und des bka auseinan­der, die sich ja vor allem dadurch ausze­ich­nen, dass sie unwahrheit­en und scheinar­gu­mente mit unwis­senheit und ren­i­ten­ter beratungsre­sistenz kom­binieren.

suchmaschinen-wahnsinn

was man auf dieser seite nicht alles find­et … das hat­te ich selb­st schon wieder vergessen (aber bei inzwis­chen fast 500 beiträ­gen ver­liert man allmäh­lich den überblick). aber dank des net­ten nutzers, der vorhin bei google nach “selb­st­be­friedi­gung mit anweisun­gen” gesucht hat (wieso tut man das eigentlich? selt­same ideen habe die men­schen …) weiß ich jet­zt wieder, dass ich arturo san­doval mal ziem­lich ver­ris­sen habe. dafür danke. bei ein­er suchan­frage wie der deinen wirst du hier aber sich­er nicht viel freude gehabt haben.

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