Irgendwie ist das alles wieder ganz traurig und pervers: Da hat jemand die Idee, die Netzgesellschaft (was auch immer das ist) als Lobby zu organisieren und gründet mit wahnsinnigem Tamtam einen Verein. Einen Vorstand hat man auch schon — Mitglieder möchte man aber möglichst keine. Die könnten ja auch eine Meinung haben (das man das in einem Verein nicht zu hoch hängen sollt mit der vollen Beteiligung aller Mitglieder dürfte jeder wissen, der bei so etwas schon mal mitgemacht hat …) — deswegen bittet man nur um Unterstützer und Helfer, nicht aber um Mitglieder. Was soll dieser Mist? Wie will eine Lobbyorganisation Gehör finden, wenn Sie niemanden vertritt, niemandem zeigen kann, dass sie eine mehr oder minder bedeutende Gruppierung im Volk ist? Einen Verein Mitgliedern zu öffnen heißt ja noch lange nicht zwangsläufig, über alles basisdemokratisch abzustimmen. Auch der hat ja einen geschäftsführenden Vorstand. Aber den kann man als Mitglied wenigstens (ab-)wählen und nicht nur “unterstützen”. Kein Wunder, dass man sich bei solchen Unternehmungen ganz vornehm “Digitale Gesellschaft” nennt und das “Verein” nicht so gerne herausstellt. Das Vorbild Greepeace hat das meines Wissens etwas anders gehandhabt — die waren/sind zwar auch oft mehr als ein Verein (über ihre etwas aufdringlich-gewalttätige Kommunikationsstrategie — will man das in der Netzpolitik wirklich nachahmen?), aber sie waren eben doch — auch — ein normaler Verein mti allem Drum und Dran. Hier wird das — so sieht es im Moment, der zugegebenermaßen noch sehr früh ist — (wieder) nur ein elitäre Kreis, der sich mit Namen und (Pseudo-)Organisation den Anspruch gibt, für viele zu sprechen — diese Viele aber auf keinen Fall hören mag oder ihnen gar Möglichkeiten der Mitbestimmung der Richtung “ihrer” Vertretung einzuräumen. Und weil ich mich zumindest am Rande doch zu den Vielen zähle, rege ich mich hier gerade etwas sehr auf …
Der schicke Name hat auch noch den Vorzug, so schön schillernd vieldeutig zu sein: Gibt es eine digitale Gesellschaft? Ist das ein Ziel? Ist das eine Gesellschaft wie die Deutsche Tischgesellschaft Achim von Arnims oder meint das Gesellschaft hier den soziologischen Begriff? Fragen über Fragen — ein paar Antworten hätte man sich da doch schon gewünscht — denn eigentlich will ich das ja gut finden, was die Recken um Markust Beckedahl da anzapfen. Aber so geht das irgendwie nicht so richtig. Und Leute, die so sehr in alltägliche Kommunikation eingebunden sind wie die Gründer dieser Gesellschaft sollten doch solche grundlegenden Kommunikationen im Griff haben. Wie kann man sie sonst ernst nehmen? Und natürlich stellt sich auch gleich wieder die Frage: Ist das gut, hier über die Mängel der Organisation zu meckern? Oder sollte man das ob des hehren Ziels lieber lassen um der Politik nicht in die Hände zu spielen?
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