Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: musik Seite 2 von 4

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  • Köl­ner Pub­likum beschimpft Musik­er — ein Skan­dal! | crescen­do — axel brügge­mann find­et klare (und richtige) worte:

    Wie groß die Untu­gend des Nicht-Zuhören-Wol­lens ist, hat sich nun auch dort gezeigt, wo man eigentlich zum Ohre­nauf­sper­ren hinge­ht: im Konz­ert. An einem Ort, der dazu gedacht ist, neue Ein­drücke zu gewin­nen, der ein­er Kun­st gewid­met ist, in der das immer Gle­iche (das klas­sis­che Reper­toire) jeden Abend aufs Neue kri­tisch befragt und inter­pretiert wird, an dem das Fremde, das Über­raschende und das Ver­störende zur Regel gehören.

    Das Köl­ner Konz­ert hat nun gezeigt, dass diese Auf­gabe der Kul­tur von vie­len Men­schen gar nicht mehr gewollt wird. Dass es ein erschreck­end großes Pub­likum gibt, das – im Jar­gon des AfD-Pro­gramms – jenen Kitsch Kul­tur nen­nt, der lediglich der Selb­st­bestä­ti­gung dient, dessen Auf­gabe es sein soll, die nationale Iden­tität zu bestäti­gen und zu stärken, in dem sich die Dum­men durch die Genies des Lan­des erhöht fühlen. Es gibt tat­säch­lich immer mehr Men­schen, die das Konz­ert als eine Art musikalis­che Penisver­größerung ver­ste­hen, die allein deshalb auf dicke Hose machen, weil sie zufäl­lig aus dem gle­ichen Land wie Bach, Beethoven oder Wag­n­er kom­men. Und die zum Ver­bal-Krieg rüsten, sobald die Musik eines unange­focht­e­nen, aus­ländis­chen Titans wie Steve Reich erklingt. Men­schen, die es nicht mehr ertra­gen, wenn – oh, Unter­gang des Abend­lan­des! – inter­na­tionale Kün­stler Englisch sprechen. Men­schen, die Kün­stler belei­di­gen und anschreien sind jene Men­schen, die Aus­län­derkindern mit besof­fen­em Atem „Wir sind das Volk“ ent­ge­genkeifen. Bis­lang haben wir sie eher mit dem Horst Wes­sel Lied in Verbindung gebracht, nun ziehen sie auch Beethoven und Co. in den Schmutz.

  • Holo­caust mit Sol­jan­ka – Ein Aus­flug in die ost­deutsche Ver­schwörungszene | Hate — René Sey­far­th berichtet für hate-mag.com von seinem besuch der ausstel­lung “2000 Jahre – Des deutschen Volkes Lei­densweg”:

    Gefan­gen im fara­dayschen Käfig sein­er Kupfer­drähte und ein­er dual­is­tis­chen Wel­tord­nung aus Gut und Böse, Mann und Frau, wahr und falsch, lebt der Wirt des Wet­tin­er Hofs gut geschützt vor den Blitzschlä­gen intellek­tueller Ein­sicht durch Quel­len­vielfalt oder gar Skep­sis.

  • Zehn Dinge, die du noch nicht über Leonar­do DiCaprio gewusst hast | Merkur — thorsten krämer hat für den blog des merkurs eine schöne liste geschrieben …
  • Every­thing that is wrong with „Mozart in the Jun­gle“. Sea­son 2, Episode 1 „Stern Papa“ | Bad Blog Of Musick — sehr schön: moritz eggert führt seine betra­ch­tung der serie “mozart in the jun­gle” aus sicht eines pro­fes­sionellen musik­ers fort …

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  • Peter Schaar: Ist das “Pri­va­cy Shield” endlich ein sicher­er Hafen? | heise — auch peter schaar ist vom “pri­va­cy shield” nicht begeis­tert:

    Man darf deshalb auf den Text der von der Europäis­chen Kom­mis­sion mit der US-Regierung aus­ge­han­del­ten Vere­in­barung ges­pan­nt sein. Nach den Worten von EU-Vizepräsi­dent Ansip soll das neue Arrange­ment wesentlich bess­er sein als das alte Safe-Har­bor-Sys­tem. Das muss es auch sein, denn anson­sten geht die Kom­mis­sion ein großes Risiko ein, dass auch dieser neue Rah­men für die Datenüber­mit­tlung in die USA die Prü­fung durch den Europäis­chen Gericht­shof nicht über­ste­ht. Dies wäre schlecht für den Grun­drechtss­chutz der Bürg­erin­nen und Bürg­er und es wäre auch nicht im Inter­esse der europäis­chen oder US-amerikanis­chen Wirtschaft.

  • Safe Har­bor: Alter Wein in neuen Schläuchen › Dig­i­tale Gesellschaft — die “dig­i­tale gesellschaft” mit klaren worten zum neuen pseu­do-daten­schutz­abkom­men, dass die eu mit den usa aus­ge­han­delt hat
  • Grig­o­ry Sokolov: “Man spielt jeden Tag anders” | ZEIT — wun­der­bar kurios­es inter­view von chris­tine lemke-matwey in der “zeit” mit dem großen pianis­ten grig­o­ry sokolov

    Für echte Kun­st gibt es keine Zeit und keine Gren­zen. Und keine Geografie. Für einen Welt­men­schen spielt das alles keine Rolle.
    […]Erfolge feiern nicht die Kün­stler, son­dern die Zuhör­er, die den Kün­stler mehr und mehr ver­ste­hen.
    […]Die Kun­st ist ein Par­al­lelu­ni­ver­sum zur Wirk­lichkeit.

  • In der Wahrheit liegt die Lüge — ana­tol ste­fanow­itsch über sprache und sprach­liche maxi­men, die dazu führen, dass auch geäußerte triv­i­al­itäten plöt­zlich (falsches) gewicht bekom­men — am beispiel von dro­gen­süchti­gen, kor­rupten min­is­terin­nen
  • Rad­wege: Pots­dam macht es vor | Zeit — andrea rei­dl in der zeit über die rad­verkehrs­förderung in pots­dam, die den radan­teil inner­halb weniger jahre auf 20% brachte (unter­dessen ist die faz immer noch die mei­n­ung, die 12% in frank­furt seien ein ganz toller wert … — kopen­hagen nähert sich den 50%)
  • 4740,10 Euro pro Medika­ment | ZEIT­magazin -

    4.740,10 Euro kostet eine Pack­ung Nex­avar. Sie reicht einen Monat. Wie viel ist uns das Leben der anderen wert?

    guter, aus­führlich­er text über neue, sehr teure medika­mente (v.a. in der kreb­s­ther­a­pie), die oft nur einen ver­gle­ich­sweise gerin­gen nutzen haben — z.b. 14 tage mehr leben­szeit …

  • Kun­st­s­pedi­tion: Niemals stürzen … | ZEIT ONLINE — schöne reportage über den kun­st­s­pedi­teur klaus hilmann mit dem wun­der­baren schlusssatz des unternehmers: “Nur weil etwas 500.000 Euro gekostet hat, ist es noch nicht nationales Kul­turgut.”

Identität

Ich kann Leute nicht ver­ste­hen, die über 22 sind und trotz­dem noch glauben, sie müssten sich über ihre Musikvor­lieben eine Iden­tität zusam­men­klauben. Arm­selig, hil­f­los.Michael Weins, Lazy­boy, 183

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  • «Dig­i­tal Human­i­ties» und die Geis­teswis­senschaften: Geist unter Strom — NZZ Feuil­leton — sehr selt­samer text von urs hafn­er, der vor allem wohl seine eigene skep­sis gegenüber “dig­i­tal human­i­ties” bestäti­gen wollte. dabei unter­laufe ihm einige fehler und er schlägt ziem­lich wilde volten: wer “human­i­ties” mit “human­wis­senschaften” über­set­zt, scheint sich z.b. kaum auszuken­nen. und was die verz­er­rende darstel­lung von open access mit den dig­i­tal human­i­ties zu tun hat, ist auch nicht so ganz klar. ganz abge­se­hen davon, dass er die fäch­er zumin­d­est zum teil fehlrepräsen­tiert: es geht eben nicht immer nur um close read­ing und inter­pre­ta­tion von einzel­tex­ten (abge­se­hen davon, dass e‑mailen mit den dig­i­tal human­i­ties unge­fähr so viel zu tun hat wie das nutzen von schreib­maschi­nen mit kittler’schen medi­en­the­o­rien …)
  • Lyrik: Reißt die Seit­en aus den Büch­ern! | ZEIT ONLINE — nette idee von thomas böhm, die lyrik zu vere­inzeln (statt in lyrik­bän­den zu sam­meln), das gedicht als optis­ches sprachkunst­werk zu ver­mark­ten (auch wenn ich seine argu­men­ta­tio­nen oft über­haupt nicht überzeu­gend finde)
  • Ein­sam auf der Säule « Lyrikzeitung & Poet­ry News — gute kri­tikkri­tik zur besprechung des aktuellen “Jahrbuchs für Lyrik” in der “zeit”, die auch mich ziem­lich ver­wun­dert hat.

    Unter­schei­dung, Alter­na­tiv­en, Schw­er­punk­t­set­zung? Fehlanzeige. Rez. zieht es vor, sich als scharfe Kri­tik­erin zu insze­nieren, jede Dif­feren­zierung schwächte das Bild nur. Lieber auf der Schul­ter von Riesen, hier neben Krüger, Benn & Co. vor allem Jos­sif Brod­sky, auf die behauptet magere deutsche Szene her­ab­blick­en. Ein­sam ist es dort oben auf der Säule!

  • Verkehrssicher­heit: Brun­ners let­zte Fahrt | ZEIT ONLINE — sehr inten­sive reportage von hen­ning susse­bach über die prob­leme der/mit altern­den aut­o­fahrern (für meinen geschmack manch­mal etwas trä­nen­drüsig, aber ins­ge­samt trotz­dem sehr gut geschrieben)

    Urlaub­szeit in Deutsch­land, Mil­lio­nen Reisende sind auf den Straßen. Da biegt ein 79-Jähriger in falsch­er Rich­tung auf die Auto­bahn ein – fünf Men­schen ster­ben. Ein Unglück, das zu ein­er brisan­ten Frage führt: Kann man zu alt wer­den fürs Aut­o­fahren?

  • Lyrik und Rap: Die härteste Gan­gart am Start | ZEIT ONLINE — uwe kolbe spricht mit mach one (seinem sohn) und kon­stan­tin ulmer über lyrik, raps, rhyth­mus und the­men der kun­st

    Dass ich mit meinen Gedicht­en kein großes Pub­likum erre­iche, ist für mich etwas, worunter ich sel­ten lei­de. Ich möchte das, was ich mache, auf dem Niveau machen, das mir vorschwebt. Dabei nehme ich auch keine Rück­sicht mehr. Ich gehe an jeden Rand, den ich erre­ichen kann.

  • Rainald Goetz: Der Weltab­schreiber | ZEIT ONLINE — sehr schöne und stim­mende (auch wenn das the­ater fehlt …) würdi­gung rainald goet­zes durch david hugen­dick anlässlich der bekan­nt­gabe, dass goetz diesjähriger büch­n­er-preis-träger wird

    Die einzige Reak­tion auf die Zudringlichkeit der Welt kann nur in deren Pro­tokoll beste­hen, die zugle­ich ein Pro­tokoll der eige­nen Über­forderung sein muss.

  • “Panora­mafrei­heit”: Wider den Urhe­ber­rechts-Extrem­is­mus — Süddeutsche.de — leon­hard dobusch zum ver­such, in der eu das urhe­ber­recht noch weit­er zu ver­schär­fen:

    Wir alle sind heute ein biss­chen wie Licht­en­stein oder Warhol. Wir erstellen und teilen ständig Fotos und Videos, in denen Werke ander­er vorkom­men. Zeit, dass das Urhe­ber­recht darauf einge­ht.

  • Stravinsky’s Ille­gal “Star Span­gled Ban­ner” Arrange­ment | Tim­o­thy Judd — ich wusste gar nicht, dass es von straw­in­sky so ein schönes arrange­ment der amerikanis­chen hmyne gibt. und schon gar nicht, dass die ange­blich ver­boten sein soll …
  • Essay Griechen­land und EU: So deutsch funk­tion­iert Europa nicht — taz.de — ulrich schulte in der taz zu griechen­land und der eu, mit vie­len sehr guten und tre­f­fend­en beobach­tun­gen & beschrei­bun­gen, unter anderem diesen

    Von CSU-Spitzenkräften ist man inzwis­chen gewohnt, dass sie jen­seits der bay­erischen Lan­des­gren­ze so dumpf agieren, als gössen sie sich zum Früh­stück fünf Weiß­bier in den Hals.
    […] Das Char­mante an der teils irrlichtern­den Syriza-Regierung ist ja, dass sie einge­spielte Riten als nackt ent­larvt.

  • Sich „kon­struk­tiv ver­hal­ten“ heißt, ernst genom­men zu wer­den | KRZYSZTOF RUCHNIEWICZ — Stel­lung­nahme ehe­ma­liger Mit­gliedern des Wis­senschaftlich Beraterkreis­es der (sowieso über­mäßig vom Bund der Vertreibenen dominierten) Stiftung Flucht, Vertrei­bung, Ver­söh­nung zur Farce der Wahl des neuen Direk­tors unter Kul­turstaatsmin­is­terin Moni­ka Grüt­ters
  • Kon­sum: Kleine Geschichte vom richti­gen Leben | ZEIT ONLINE — marie schmidt weiß nicht so recht, was sie von craft beer, handgeröstetem kaf­fee und dem ganzen zele­bri­erten super-kon­sum hal­ten soll: fetisch? rückbesin­nung alte handw­erk­liche werte? oder was?
  • Alle Musik ist zu lang — wun­der­bare über­legun­gen von diet­mar dath zur musik, der welt und ihrer philoso­phie

    Alle bere­its vorhan­dene, also aufgeschriebene oder aufgeze­ich­nete Musik, ob als Schema oder als wieder­gabefähige Auf­führung erhal­ten, ist für Men­schen, die heute Musik machen wollen, zu lang, das heißt: Das kön­nen wir doch nicht alles hören, wir wollen doch auch mal anfan­gen. Wie gesagt, das gilt nicht nur für die Werke, son­dern schon für deren Muster, Prinzip­i­en, Gat­tun­gen, Tech­niken.
    […] Musik hält die Zeit an, um sie zu ver­brauchen. Während man sie spielt oder hört, passiert alles andere nicht, insofern han­delt sie von Ewigkeit als Ereig­nis- und Taten­losigkeit. Aber bei­de Aspek­te der Ewigkeit, die sie zeigt, sind in ihr nicht ein­fach irgend­wie gegeben, sie müssen hergestellt wer­den: Die Ereignis­losigkeit selb­st geschieht, die Taten­losigkeit selb­st ist eine musikalis­che Tat.

  • Lit­er­atur­blogs are bro­ken | The Dai­ly Frown — fabi­an thomas attestiert den “lit­er­atur­blogs” “fehlende Dis­tanz, Gefall­sucht und Harm­losigkeit aus Prinzip” — und angesichts mein­er beobach­tung (die ein eher kleines und unsys­tem­a­tis­ches sam­ple hat) muss ich ihm lei­der zus­tim­men.
  • Inter­view ǀ „Ent-iden­ti­fiziert euch!“ — der Fre­itag — großar­tiges gespräch zwis­chen har­ald fal­ck­en­berg und jonathan meese über wag­n­er, bayreuth, kun­st und den ganzen rest:

    Ja, ich hab total auf lieb Kind gemacht. Ich merk­te ja schon, dass ich im Wag­n­er-Forum so als Mon­ster dargestellt wurde. Ich bin kein Mon­ster. Ich wollte das Ding nur radikalisieren. Ich hab auf nett gemacht und so getan, als wäre ich gar nicht ich selb­st. Was ich ja immer tue. Sei niemals du selb­st. Keine Selb­st­suche, bitte. Keine Pil­ger­fahrt. Keine Möncherei. Ich bin ein­fach wie ’n Spielkind da range­gan­gen, und ich dachte, jet­zt geht’s ab.
    […] Kul­tur ist genau­so beschissen wie Gegenkul­tur. Main­stream ist genau­so beschissen wie Under­ground. Kul­tur und Gegenkul­tur ist das Gle­iche. Poli­tik kannst du nicht mit Kul­tur bekämpfen. Son­dern nur mit Kun­st. Du kannst nicht eine neue Partei grün­den, weil sie genau­so scheiße ist wie jede andere. Du kannst keine neue Reli­gion grün­den, weil sie genau­so scheiße ist wie alle anderen. Du kannst keine neue Eso­terik schaf­fen, weil sie genau­so scheiße ist wie jede andere. Du kannst keine Spir­i­tu­al­ität schaf­fen, die bess­er wäre als alle anderen.
    Jede Partei ist gle­ich scheiße, jede Reli­gion ist gle­ich zukun­ft­sun­fähig, jede Eso­terik ist abzulehnen. Ich benutze Eso­terik, aber ich iden­ti­fiziere mich nicht damit. Ich iden­ti­fiziere mich nicht mit Wag­n­er, ich iden­ti­fiziere mich nicht mit Bayreuth, ich iden­ti­fiziere mich mit gar nichts.
    Ent-iden­ti­fiziert euch! Seid nicht mehr! Seid eine Num­mer! Seid endlich eine Num­mer!
    Das ist geil. Seid kein Name! Seid kein Indi­vidu­um! Seid kein Ich! Macht keine Nabelbeschau, keine Pil­ger­reise, geht niemals ins Kloster, guckt euch niemals im Spiegel an, guckt immer vor­bei!
    Macht niemals den Fehler, dass ihr auf den Trip geht, euch selb­st spiegeln zu wollen. Ihr seid es nicht. Es ist nicht die Wichtigtuerei, die die Kun­st aus­macht, son­dern der Dienst an der Kun­st. Die Kun­st ist völ­lig frei. Meine Arbeit, die ist mir zuzuschreiben, aber nicht die Kun­st. Die spielt sich an mir ab.

  • Eine Bemerkung zur Kom­pe­ten­zori­en­tierung by Fach­di­dak­tik Deutsch -

    »Fak­ten­wis­sen« kommt nicht zuerst, wenn Kom­pe­ten­zori­en­tierung ernst genom­men wird – Kön­nen kommt zuerst. Kom­pe­ten­zori­en­tierung bedeutet, die Ler­nen­den zu fra­gen, ob sie etwas kön­nen und wie sie zeigen kön­nen, dass sie es kön­nen. Weil ich als Lehren­der nicht mehr zwin­gend sagen kann, auf welchem Weg dieses Kön­nen zu erre­ichen ist. Dass dieses Kön­nen mit Wis­sen und Moti­va­tion gekop­pelt ist, ste­ht in jed­er Kom­pe­ten­zde­f­i­n­i­tion. Wer sich damit auseinan­der­set­zt, weiß das. Tut das eine Lehrkraft nicht, ist das zunächst ein­fach ein­mal ein Zeichen dafür, dass sie sich nicht mit Kom­pe­ten­zori­en­tierung beschäftigt hat. Fehlt diese Bere­itschaft, müssen zuerst die Voraus­set­zun­gen dafür geschaf­fen wer­den.

  • Essay zum UN-Weltkul­turerbe: Mord mit besten Absicht­en — taz.de -

    Und immer noch drän­geln die Städte, die Dör­fer, die Regio­nen, dass sie ja als Erste ein­bal­samiert wer­den. Wie die Län­der, die sich um Olymp­is­che Spiele bewer­ben, ohne sich klarzu­machen, dass sie damit ihren Unter­gang her­auf­beschwören wie Griechen­land mit Athen.

  • Wie man nicht für die Vor­rats­daten­spe­icherung argu­men­tiert | saschalobo.com — sascha lobo seziert den tweet von rein­hold gall. wie (fast) immer exzel­lent. schade (und mir unver­ständlich), dass solche texte in den großen, pub­likum­swirk­samen medi­en keinen platz find­en — warum ste­ht das nicht im print-spiegel, der gedruck­ten faz oder süd­deutschen?
  • Sex (und gen­der) bei der Fifa | Männlich-weib­lich-zwis­chen — ein schön­er text zum prob­lem der bes­tim­mung des geschlechts, des biol­o­gis­chen, wie es die fifa ver­sucht — näm­lich über den testos­teron-spiegel. mit dem (inzwis­chen erwart­baren) resul­tat: so kann man das jeden­falls nicht machen.

    an darf also ver­muten und hof­fen, dass auch diese Def­i­n­i­tion von sex zu sportlichen Zweck­en dem­nächst, wie bish­er alle anderen Def­i­n­i­tio­nen auch, als unbrauch­bar und absurd erweisen – aber wohl, eben­falls wie immer, erst zu spät.

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  • Volks­banken: Meine Bank ist krank | ZEIT ONLINE — heinz-roger dohms hat eine (sehr) kleine und nicht sehr prof­itable genoss­es­nchafts­bank besucht und berichtet von deren stel­lung prob­leme wohltuend unaufgeregt und ohne große lösun­gen …
  • His­torik­er über Erin­nerungskul­tur: „Mar­tin Luther als Spielfig­ur“ — taz.de — der his­torik­er valentin groeb­n­er im gespräch mit jan fed­der­sen über erin­nerung, gedenken und den zusam­men­hang von ver­gan­gen­heit, geschichte und gegen­wart

    His­torische Jubiläen haben ziem­lich viel mit Heils­geschichte zu tun, mit kollek­tiv­en Erlö­sungswün­schen plus Sin­nange­bot.[…] Wie viel Platz für Über­raschen­des kann denn in den kollek­tiv­en Insze­nierun­gen von Gedenken sein? 2017 ist Luther-Jubiläum – dann wird es ähn­lich sein. Ein biss­chen zuge­spitzt for­muliert: Das Ver­hält­nis zur Ver­gan­gen­heit wird über Gebets­ge­mein­schaften organ­isiert.

  • Der 8. Mai 1945 – Tag der Befreiung? | res­o­nanz­bo­den — huber­tus knabe find­et die beze­ich­nung “tag der befreiu­ung” für den 8./9. mai 1945 unpassend und schlägt eine zurück­hal­tendere, bit­terere lesart der erin­nerung an das kriegsende vor

    Die Deutschen tun gut daran, sich von solch­er Mythen­bil­dung fernzuhal­ten. Für sie sollte der 8. Mai vor allem ein Tag der Scham und der Trauer sein. Über 50 Mil­lio­nen Men­schen kamen durch die Poli­tik der dama­li­gen deutschen Regierung ums Leben – eine Last, die zu ein­er dif­feren­zierten und real­is­tis­chen Sicht der Geschichte verpflichtet.

  • Varo­ufakis ben­immt sich echt unmöglich (behaupten anonyme Quellen)… | misik.at — robert misik legt sehr schön dar, wie ungesichert und gefährlich die ange­blichen infor­ma­tio­nen der medi­en aus der poli­tik, ins­beson­dere der brüs­sel­er, sein kön­nen:

    Wenn aber der immer gle­iche Spin aus den offen­bar immer gle­ichen “anony­men” Quellen kommt, dann sollte Ihnen als Leser klar sein, dass hier Jour­nal­is­ten vorsät­zlich instru­men­tal­isiert wer­den, um eine “Sto­ry­line” unter die Leute zu brin­gen.

  • Mak­ing the Right Choic­es: A John Cage Cen­ten­ni­al Cel­e­bra­tion — videos von john-cage-werken — schön gemachte seite von michael tilson thomas & new world sym­pho­ny
  • Plat­ten aus dem Plat­ten­bau — taz.de — andreas hart­mann hat für die taz das kleine, aber sehr feine (vor allem, wenn man auf abge­fahrene musik so abfährt wie ich …) plat­ten­la­bel karl­records ent­deckt

    Karl ist eines dieser vie­len kleinen, aber feinen Labels, die es weltweit gibt und die nach der Krise der Musikin­dus­trie durch die Dig­i­tal­isierung in den nuller Jahren in ein­er Nis­che blühen und gedei­hen — wegen des über­raschen­den Vinyl-Revivals.

    (ich bin aber immer froh, dass die ihre sachen nicht nur auf vinyl, son­dern auch dig­i­tal — bei band­camp — anbi­eten)

  • Die Neuzeit und die Kul­tur der Unruhe: Das Gesumm der men­schlichen Dinge — NZZ.ch — ralf kon­ers­mann über die “ent­deck­ung” der unruhe und ihre beschrei­bung und analyse durch blaise pas­cal

    Das Neue der Neuzeit war die Bejahung der Unruhe, nicht jedoch das Empfind­en der Unruhe selb­st.

  • Dig­i­tale Agen­da der Bun­desregierung — Bös­es Netz — Chris­t­ian Heise vom Cen­tre for Dig­i­tal Cul­tures der Leuphana Uni­ver­sität in Lüneb­urg kom­men­tiert in der süd­deutschen zeitung das totalver­sagen der bun­de­spoli­tik bei dig­i­tal­en und net­zpolit. the­men:

    Die Net­zpoli­tik der schwarz-roten Koali­tion ist ein Witz. Sie ist gekennze­ich­net durch fehlen­den Sachver­stand und eine grundle­gende Abwehrhal­tung gegenüber der Dig­i­tal­isierung. Statt Pri­or­itäten zu deren Aus­bau zu definieren, konzen­tri­ert sich die Bun­desregierung darauf, die Poten­ziale des Dig­i­tal­en zur Kon­trolle und zur Überwachung der Bürg­er zu nutzen.

    — auch der rest ist pointiert, tre­f­fend und sehr lesenswert!

  • Zum Ver­ständ­nis | Postkul­tur — jan kuhlbrodt:

    Ich ver­steh nicht, was mit Ver­ste­hen gemeint sein soll. […] Ver­ste­hen im ästhetis­chen Sinne aber, wäre die Offen­heit der Kunst­werke auszuhal­ten, und ihre Ver­weigerung, sich in einem instru­mentellen Sinn über­set­zen zu lassen, dass heißt, sich erset­zen zu lassen durch Hand­lung oder Aus­sage.

    — ich glaube, dass “wäre” sollte durch ein “ist” erset­zt wer­den …

  • Spi­onage: Der BND, ein gefährlich­er Staat im Staat | ZEIT ONLINE — kai bier­mann sehr pointiert zur neuesten wen­dung im spi­onage-skan­dal (kann man das eigentlich noch so nen­nen?)

    Der Fall zeigt, wie krank das Geschäft der Geheim­di­en­ste ist. Er zeigt, wie ver­schoben deren moralis­che und rechtliche Maßstäbe sind. Sehen­den Auges nahm der BND hin, dass ihn die NSA dazu miss­braucht, Unternehmen, Behör­den und Poli­tik­er in Europa auszus­pähen. Ein Pakt mit dem Teufel, dem zuges­timmt wurde, weil man glaubte, ihn kon­trol­lieren und vor allem davon prof­i­tieren zu kön­nen.
    Aber wenn jed­er jeden betrügt und aus­trickst, wo bleiben dann Recht und Gesetz? Richtig, auf der Strecke. Kein­er der Beteiligten scherte sich darum, nie­mand inter­essierte sich für Grun­drechte der Bürg­er, auch das wurde in den Befra­gun­gen im Unter­suchungsauss­chuss klar. […] Wenn nicht ein­mal die Regierung ihre Spi­one im Griff hat, dann hat nie­mand sie im Griff.

  • Angesichts der von #Lidl proklamierten… — Bäck­erei Richter, Kub­schütz — eine schöne reak­tion eines bäck­er­meis­ters als reak­tion auf die ziem­lich bescheuerte (und die einkaufend­en ver­arschende) wer­bekam­pagne von lidl

Ins Netz gegangen (23.4.)

Ins Netz gegan­gen am 23.4.:

  • Bis­lang unveröf­fentlichte Wehrma­cht­sak­ten jet­zt online zugänglich — das dhi moskau und das zen­tralarchiv des russ. vertei­di­gungsmin­steri­ums haben bish­er unveröf­fentlichte wehrma­cht­sak­ten dig­i­tal­isiert und stellen sie (in kürze) online zur ver­fü­gung

    Der Bestand der deutschen Doku­mente im Zen­tralarchiv des Vertei­di­gungsmin­is­teri­ums umfasst ca. 28.000 Akten und ist ins­ge­samt in 50 Find­büch­er gegliedert. Nach dem Abschluss der ersten Pro­jek­t­phase wer­den am 29. April 2015 die für die Forschung beson­ders wichti­gen Unter­la­gen des Oberkom­man­dos der Wehrma­cht (271 Akten) und des Heeres (988 Akten) sowie der Heeres­gruppe Mitte (852 Akten) weit­ge­hend online zugänglich gemacht. Ausgenom­men sind bis­lang groß­for­matige Karten, deren Dig­i­tal­isierung beson­ders aufwändi­ge Tech­nolo­gien erfordert. In ein­er zweit­en Pro­jek­t­phase fol­gen in Kürze die Bestände der Heeres­gruppe „Weich­sel“ (54 Akten), des Amts Ausland/Abwehr im OKW (52 Akten), der Waf­fen-SS und Polizei (120 Akten) sowie Beutedoku­mente der Aufk­lärungsver­wal­tung beim Gen­er­al­stab der Roten Armee –GRU (332 Akten).

  • Bun­desnachrich­t­en­di­enst: Neue NSA-Affäre erschüt­tert BND — SPIEGEL ONLINE — Überwachung: Neue Spi­onageaf­färe erschüt­tert BND (und mich auch …)
  • We Can’t Let John Deere Destroy the Very Idea of Own­er­ship | WIRED — wenn urhe­ber­schutz (und so etwas wie soft­ware-patente …) wild laufen, freuen sich konz­erte — denn dann kommt so etwas her­aus:

    John Deere and Gen­er­al Motors want to evis­cer­ate the notion of own­er­ship. Sure, we pay for their vehi­cles. But we don’t own them. Not accord­ing to their cor­po­rate lawyers, any­way

  • 31 The­o­riean­sätze: Woran erken­nt man ein Gedicht? — NZZ — der ver­leger jochen jung (von jung & jung) hat 31 “the­o­riean­säatze” (man kön­nte sie auch the­sen nen­nen) über das wesen von gedicht­en notiert:

    Gedichte strahlen in ihrer Her­rlichkeit, sie kön­nen blenden (aber nicht blind machen). Bisweilen sind sie auch Blender.

  • Jour­nal­is­mus als Katas­tro­phe | Lesen was klüger macht — eine erk­lärende abrech­nung mit dem zus­tand des jour­nal­is­mus heute von georg seeßlen

    Einen Unter­schied zwis­chen „Qual­ität­sjour­nal­is­mus“ und Boule­vard kann es dann nicht mehr geben, wenn alle Nachricht­en­me­di­en ein­er­seits aus den gle­ichen Inter­essen und den gle­ichen Quellen entste­hen, und wenn sie ander­er­seits alle an die gle­ichen Kun­den (Anzeigen auf der einen, Leute die Kaufen, ein­schal­ten, klick­en usw. auf der anderen) wollen, wenn sie Down­graden von Niveau und Respekt als Über­lebensstrate­gie recht­fer­ti­gen. Dabei wer­den die Tricks der Nachricht­en­erzeu­gung aus mehr oder weniger nichts immer selb­stzer­störerisch­er.[…] Kann denen mal vielle­icht jemand sagen, dass die Unter­schei­dung zwis­chen gutem und schlechtem Jour­nal­is­mus nicht darin liegen kann, dass man let­zte Gren­zen der Nieder­tra­cht über­schre­it­et oder nicht, son­dern darin, dass man seine Arbeit und seinen Auf­trag grund­sät­zlich anders ver­ste­ht?

  • Auf Kante gepresst — Warum der Vinyl-Hype die Schallplat­te kaputtmacht | Das Fil­ter — inter­es­sante ein­blicke in die schwierigkeit­en, die es mit sich bringt, ein “ver­al­tetes” medi­um wie die schallplat­te weit­er zu pro­duzieren — v.a. die prob­leme, die fehlen­der neubau von pro­duk­tion­s­maschi­nen und ‑werkzeug verur­sachen (von der frage nach mate­r­i­al für zwis­chen­stufen ganz abge­se­hen) …

Ins Netz gegangen (2.2.)

Ins Netz gegan­gen am 2.2.:

  • Krach um Cas­torfs “Baal”: Opi­um ist Reli­gion fürs Volk — Tagesspiegel — peter lau­den­bach macht sich über den ver­such, die cas­torf-insze­nierung des brecht’schen “baal” zu ver­bi­eten, lustig:

    Vielle­icht sollte sich die Rechtsabteilung bei Gele­gen­heit auf den Stand des eige­nen Ver­lagspro­gramms brin­gen – von Fou­caults Kri­tik am Begriff des Autors über Kris­tevas Wis­sen, dass in einem Text viele Stim­men sprechen, bis zu Hein­er Müllers Hin­weis: „Brecht gebrauchen ohne ihn zu kri­tisieren, ist Ver­rat.“ Man kann Cas­torf vieles vor­w­er­fen – nicht aber , dass er Brech…

  • Warum klas­sis­che Musik schon immer poli­tisch war — Süddeutsche.de — rein­hard j. brem­beck beschreibt, warum musik — und musik­er — immer poli­tisch ist (mit eini­gen seit­en­hieben auf aktuell musizierende …)

    Und nicht nur die Musik­er sind, ja, müssen poli­tisch sein. Auch die Kom­po­si­tio­nen sind unau­flös­lich ver­bun­den mit dem sie bedin­gen­den poli­tis­chen Sys­tem.

  • Lit­er­aturkri­tik ver­sus Lit­er­atur­jour­nal­is­mus — lothar struck ergänzt die bemerkun­gen von jörg sun­der­meier um einige meines eracht­ens sehr richtige, wichtige und zus­tim­mungs­fähige beobach­tun­gen und ein­schätzun­gen:

    Ich plädiere für die ein­deutige Unter­schei­dung zwis­chen »Lit­er­aturkri­tik« und »Lit­er­atur­jour­nal­is­mus«. Dem­nach ist Lit­er­aturkri­tik der meist etwas umfan­gre­iche Ver­such, nicht nur den Inhalt eines Buch­es wiederzugeben, son­dern darüber hin­aus for­male und ästhetis­che Kom­po­nen­ten zu ein­er lit­er­arischen Bew­er­tung her­anzuziehen. […] Die Lit­er­aturkri­tik sollte am Text »kleben«, ohne ihn gram­matikalisch zu sezieren. Neben der Kri­tik am Plot, an ein­er Hand­lung, sollte auch auf die Sprache und die Form geachtet wer­den. Außer­lit­er­arische Bezüge soll­ten ver­nach­läs­sigt wer­den.
    Lit­er­atur­jour­nal­is­mus hinge­gen reduziert die Kom­plex­ität, bilanziert vor­eilig in Schubladen, druckt leicht zitier­bare Etiket­ten. Lit­er­aturkri­tik ihrer­seits öffnet den Text, find­et Alle­gorien, engt jedoch den poten­tiellen Leser nicht ein, son­dern erzeugt Neugi­er. Lit­er­atur­jour­nal­is­mus ist pater­nal­is­tisch und pos­tuliert Urteile, Lit­er­aturkri­tik begrün­det sie. Lit­er­atur­jour­nal­is­mus ist getrieben und unter­liegt den kom­merziellen Geset­zen von Ver­lagspro­gram­men und deren Zyklen. Lit­er­aturkri­tik hat Zeit und ver­langt Zeit. Lit­er­atur­jour­nal­is­ten haben Fre­unde, Lit­er­aturkri­tik­er Kol­le­gen.

  • Fire­fox und Chrome ver­rat­en IP-Adressen trotz VPN | heise Net­ze — ständig muss man irgend­wo nachbessern …

    Viele Nutzer ver­schleiern ihre eigentliche IP-Adresse und damit ihren Stan­dort, indem Sie über einen VPN-Serv­er ins Inter­net gehen. Die WebRTC-Imple­men­tierun­gen von Mozil­la Fire­fox und Google Chrome plaud­ern aber die Adresse aus.

    — immer­hin lässt sich das auch ver­hin­dern.

  • Span­ish Civ­il War pho­tos by Agusti Cen­telles and Robert Capa.
  • Energiewende: “Aut­o­fahren ist viel zu bil­lig” | ZEIT ONLINE — andreas knie:

    Wir haben in Deutsch­land so viele Autos, dass alle Ein­wohn­er auf den vorderen Sitzen Platz nehmen kön­nten, auch die Babys und Rent­ner. Und Fortschritte, beispiel­sweise durch sparsamere Motoren, wer­den durch die Leis­tungssteigerung der Fahrzeuge ein­fach zunichtegemacht. Eine mutige Bun­desregierung müsste das ändern.

  • Tal der Ahnungslosen | misik.at — »Die blanken Sta­tis­tiken des IWF zu referieren ist heute schon linkspop­ulis­tisch.«
  • Inter­view ǀ „Immer noch so cool“ — der Fre­itag — carl hege­mann über die volks­bühne:

    Dieses The­ater hat den The­ater­be­griff verän­dert. Auch durch die Dreistigkeit, mit der sich Schaus­piel­er als sie sel­ber auf die Bühne stell­ten und nicht nur als Fig­uren. Hen­ry Hübchen war da der Vor­re­it­er, der in den Räu­bern sagte: „Meinen Sie, ich mach das hier gerne: jeden Abend Franz Moor – seit 200 Jahren?“ – und dann das Pub­likum als „Kadet­tfahrer“ beschimpfte. Diese Per­spek­tive hat das The­ater stark verän­dert. Und die Theaterwissenschaft.</bloc…

  • Furios in den Unter­gang — Jörg Sun­der­meier — jörg sun­der­meier noch ein­mal pointiert zu sein­er sicht des standes der lit­er­aturkri­tik in den medi­en heute:

    Das erk­lärt die Mis­ere der Lit­er­aturkri­tik aber nicht hin­re­ichend. Dieser fehlen vor allem die Kri­te­rien. Stilis­tis­ches Kön­nen eines Autors wird oft nur behauptet, nicht belegt, offenkundi­ge Stil­blüten wer­den nicht angeprangert, die Fig­urenkon­stel­la­tio­nen wer­den nicht unter­sucht, der Plot nicht analysiert – im Gegen­teil. Ein Buch wird von ein­er Rezensentin für eine Beson­der­heit …

  • Neue Studie über Fahrrad­fahren unter Alko­hole­in­fluss — der rechtsmedi­zinier thomas dal­drup hat den ein­fluss von alko­holkon­sum auf’s fahrad­fahren unter­sucht — mit über­raschen­den ergenis­sen:

    Nach unseren Ergeb­nis­sen müsste die Recht­sprechung eigentlich in dem Sinne rev­i­diert wer­den, dass es für Fahrrad­fahrer keine Ober­gren­ze mehr gibt. Auch mit 1,6 Promille oder mehr – manche Teil­nehmer hat­ten sog­ar zwei Promille – kön­nen einige ohne große Aus­fall­er­schei­n­un­gen Rad fahren. Ein pauschal möglich­es Strafver­fahren bei 1,6 Promille erscheint nach…

  • Jan Böh­mer­mann: Der Allei­n­un­ter­hal­ter | ZEIT­magazin — matthias kalle erk­lärt im “zeit­magazin” jan böh­mer­mann und dessen neue sendung “neo mag­a­zin royale”, die im “richti­gen” zdf zu sehen sein wird
  • Unge & die YouTu­ber Szene: Jan Böh­mer­mann im Inter­view bei Visa Vie (zqnce) — YouTube — “Googlet mal “dif­feren­ziert””: Jan Böh­mer­mann zur YouTu­ber-Szene, medi­alen Ver­ant­wor­tung & Auf­gaben der Kul­turkri­tik

Ins Netz gegangen (31.12.)

Ins Netz gegan­gen am 31.12. (Aufräu­men zum Jahre­sende ..):

  • Jahres­rück­blick 2014: Blick zurück im Kreis | ZEIT ONLINE — die his­torik­erin fran­ka maubach ist mit dem gedenk­jahr 2014 nicht so ganz zufrieden:

    Es ist doch legit­im, ja sog­ar gut, über den rit­u­al­haft wiederkehren­den Kreis der Jahrestage ein gemein­sames his­torisches Reflek­tieren zu stim­ulieren. Das Prob­lem ist nur: Es gelingt nicht mehr. Die his­torischen Ereignisse, der­er gedacht wer­den soll, lassen sich kaum noch in Beziehung zueinan­der set­zen. Die Fliehkraft des Gedenkens sprengt sie auseinan­der. Das Einzel­ereig­nis wird nur noch kurz aufgerufen und kaum mehr in langfristige Zusam­men­hänge ein­ge­ord­net.

    am ende emp­fiehlt sie:

    Wie also kön­nen wir Geschichte schreiben, ohne deter­min­is­tisch zu denken und doch mit langem Atem zu argu­men­tieren? Wie kön­nen wir Ereignisse in deu­tende Ord­nun­gen fügen und zugle­ich zum Wider­spruch ein­laden? Wie kön­nen wir offen bleiben und uns trotz­dem für eine Per­spek­tive entschei­den?

    Dazu bedarf es eines Stand­punk­ts, der entsch­ieden ist, sich also über sich selb­st aufzuk­lären ver­mag. Und es bedarf ein­er his­torischen Urteil­skraft, die peni­bel aus­buch­sta­bierte Details in ihr Vorher und Nach­her und nach Rel­e­vanz ord­net. Bei­des kön­nen wir voraus­sichtlich noch brauchen. Spätestens dann, wenn die Fliehkraft des Gedenkens auch den Nation­al­sozial­is­mus von sein­er Vor- und Nachgeschichte isoliert.

  • Rumänien: Die unvol­len­dete Rev­o­lu­tion — karl-peter schwarz erin­nert beschreibend (weniger erk­lärend) an die rev­o­lu­tion 1989 in rumänien.

    Vor 25 Jahren stürzte der rumänis­che Dik­ta­tor Ceauşes­cu. Die Rev­o­lu­tion, die 1989 mit bluti­gen Kämpfen das Land in Chaos und Gewalt stürzte, blieb unvol­len­det.

  • 2014 – Die hil­fre­ich­sten Kun­den­rezen­sio­nen — Fre­i­t­ext
  • Revi­sions­berichte der NSA: Warten auf die Anklage — nils minkmar ganz unaufgeregt, aber vol­lkom­men zus­tim­mungs­fähig und ‑pflichtig:

    Doch wenn der West­en seine Iden­tität nicht ver­lieren will, sich gegen islamis­che, chi­ne­sis­che, rus­sis­che und son­stige Total­i­taris­men abgren­zen möchte, dann kön­nen die nun hin­länglich doku­men­tierten Über­griffe und Geset­zes­brüche nur eine Folge haben, näm­lich eine ordentliche rechtsstaatliche Aufar­beitung ohne Anse­hen der Per­son.

  • BOX2FLY — Handgepäck­kof­fer aus Well­pappe — coole idee: ein kar­ton, der genau ins handgepäck passt, den platz also bei min­i­malem eigengewicht opti­mal aus­nutzt
  • Tod ein­er Rev­o­lu­tionärin — Die Zeitschrift „Mit­tel­weg 36“ erin­nert an die außergewöhn­liche Radikal-Fem­i­nistin Shu­lamith Fire­stone : literaturkritik.de
  • Unbekan­nte Auto­bi­ogra­phie Georg Philipp Tele­manns aufge­fun­den | nmz — neue musikzeitung — Im His­torischen Staat­sarchiv Let­t­lands (Riga) wurde eine bish­er unbekan­nte Auto­bi­ogra­phie des Kom­pon­is­ten Georg Philipp Tele­mann (1681–1767) ent­deckt. Die auto­graphe Skizze befind­et sich in Mate­ri­alien aus dem Nach­lass des Rigaer Kan­tors Georg Michael Tele­mann, dem Enkel des berühmten Ham­burg­er Musikdi­rek­tors und Johan­neumkan­tors. Der Musik­wis­senschaftler Ralph-Jür­gen Reip­sch, Mitar­beit­er des Zen­trums für Tele­mann-Pflege und ‑Forschung Magde­burg, hat den sen­sa­tionellen Fund sowie eine bish­er gle­ich­falls unbekan­nte deutsch-franzö­sis­che Lebens­beschrei­bung in der aktuellen Aus­gabe der Zeitschrift Die Musik­forschung pub­liziert.
  • Liq­uid Ecsta­sy: Tödlich­er Schluck aus der Flasche — München — Süddeutsche.de — grandios: dass “GBL nicht vom Betäubungsmit­telge­setz erfasst ist, weil sie in der chemis­chen Indus­trie … uner­set­zlich ist” — so funk­tion­iert also dro­gen­pli­tik in deutsch­land
  • ünter-Eich-Preis für Ror Wolf « Lyrikzeitung — Der fan­tastis­che Ror Wolf erhält den Gün­ter-Eich-Preis
  • Jut­ta Dit­furth: News — LG München entsorgt die dt. Anti­semiten: Anti­semit ist nur, “wer sich pos­i­tiv auf die Zeit von ’33 bis ’45 bezieht” (ach, könte man doch nur ale prob­leme so lösen ..)
  • http://ecowatch.com/2013/lobster-boat-vs-coal-ship/ | Grist — unglaublich: Seat­tle versenkt sich im Abgrund … — das ist wahrhaftig geun­gene (Verkehrs-)Politik
  • 57. Nach­schlag zu einem “fröh­lichen” Ver­riss « Lyrikzeitung & Poet­ry News — auch ein “veriss”:

    am Boden liegt ein Bün­del von Zeitungsaus­ris­sen, die offen­sichtlich das fehlende Klopa­pi­er erset­zen sollen. Auf ein­er der Zeitungs­seit­en ste­ht ein Gedicht. Ich greife nach dem zur Hälfte zer­ris­se­nen Blatt, ver­suche den Text – ukrainisch – zu lesen, lese ihn mehrmals, und er kommt mir dabei immer bekan­nter vor. Der Name des Autors wie auch der Gedich­tan­fang fehlt, ist weg­geris­sen. Unter dem Gedicht ste­ht, dass es sich um eine Über­set­zung aus dem Deutschen han­delt. Vom Namen des Über­set­zers bleiben bloss ein paar Buch­staben: Wolod… ‒ Doch nun däm­mert es mir: Das ist mein Gedicht. Das ist eins mein­er Gedichte, zumin­d­est ein Teil davon.

  • Fem­i­nis­mus-Debat­te: Wir brauchen keinen Zum­ba-Jesus — taz.de — mar­garete stokows­ki:

    Fem­i­nistin­nen vorzuw­er­fen, sie seien nicht witzig, ist auf dreifache Art unangemessen. Erstens ist Humor ein­fach eine Frage des Geschmacks. Zweit­ens wieder­holt sich hier das alt­bekan­nte „Lach doch mal“ alt­bekan­nter Onkels, und drit­tens gibt es denkbar viele Momente im Leben, in denen Kämpfen und Lachen einan­der auss­chließen.

  • Folter bei der CIA: Der Sieg der Ter­ror­is­ten — FAZ — nils minkmar denkt über folter nach:

    Es herrscht ein erschreck­ender Man­gel an poli­tis­ch­er Phan­tasie. Was wird schon helfen gegen Mörder wie Khalid Sche­ich Mohammed? Es fällt uns nur wieder Gewalt ein. Dabei gibt es längst andere Erken­nt­nisse, wie man den Krieg gegen den Ter­ror erfol­gre­ich führen kann.

  • 500 Jahre alte Naum­burg­er Chor­büch­er wer­den dig­i­tal­isiert | nmz — neue musikzeitung — Es soll ein bib­lio­philer Schatz für die Ewigkeit wer­den: Die über 500 Jahre alten überdi­men­sion­alen Naum­burg­er Chor­büch­er wer­den restau­ri­ert und dig­i­tal­isiert. Die kom­plette Finanzierung muss noch gek­lärt wer­den, aber ein Anfang ist gemacht. «Mit acht Büch­ern ist es eine der umfan­gre­ich­sten mit­te­lal­ter­lichen Hand­schriften­samm­lun­gen», sagt Matthias Lud­wig, wis­senschaftlich­er Mitar­beit­er im Dom­s­tift­sarchiv Naum­burg.
  • Inte­gra­tion durch Sprachvorschriften? – Sprachlog — Es ist also klar, dass aus der Per­spek­tive des Spracher­werbs keine Notwendigkeit gibt, Migrant/innen dazu „anzuhal­ten“ oder auch nur zu „motivieren“, zu Hause Deutsch zu sprechen. Wir erin­nern uns: 65 Prozent tun es ohne­hin, ganz ohne Moti­va­tion seit­ens der Poli­tik.

Ins Netz gegangen (9.12.)

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  • 30. Neo­histofloxikon oder Neue Floskeln braucht das Land | Geschichte wird gemacht — achim landwehr wird grund­sät­zlich:

    Es ist eigentlich immer an der Zeit, das eigene Denken über Ver­gan­gen­heit und Geschichte mal etwas durchzuschüt­teln und auf den grund­sät­zlichen Prüf­s­tand zu stellen.

  • Who is afraid of jazz? | JazzZeitung — “Wer hätte gedacht, dass ich sog­ar Bruck­n­er ein­mal span­nen­der und frenetis­ch­er find­en würde als neuen Jazz!”
  • Essay: Schläfrig gewor­den — DIE WELT — er osteu­ropa-his­torik­er karl schlögel wider­spricht in der “welt” den ver­fassern & unterze­ich­n­ern des aufrufes “wieder krieg in europa?” — meines eracht­ens mit wichti­gen argu­menten:

    Denn in dem Aufruf ist neben vie­len All­ge­mein­plätzen, die die Eigen­schaft haben, wahr zu sein, von erstaunlichen Din­gen die Rede. So lautet der erste Satz: “Nie­mand will Krieg” – so als gäbe es noch gar keinen Krieg. Den gibt es aber. Rus­sis­che Trup­pen haben die Krim beset­zt
    […] Aber­mals ist vom “Nach­barn Rus­s­land” die Rede: Wie muss die Karte Europas im Kopf der­er ausse­hen, die so etwas von sich geben oder mit ihrer Unter­schrift in Kauf nehmen! Pein­lich – und wahrschein­lich in der Eile von den viel beschäftigten, ern­sthaften Unterze­ich­n­ern nicht zur Ken­nt­nis genom­men – die Behaup­tung, Rus­s­land sei seit dem Wiener Kongress Mit­gestal­ter der europäis­chen Staaten­welt. Das geht viel weit­er zurück, wie auch Laien wis­sen, die schon von Peter dem Großen gehört haben. Und aus­gerech­net die Heilige Allianz zu zitieren, mit der die Teilung Polens zemen­tiert, die pol­nis­chen Auf­stände niederge­wor­fen und die 1848er-Rev­o­lu­tion bekämpft wor­den ist – das passt nicht gut zur Ern­sthaftigkeit eines um den Dia­log bemüht­en Unternehmens. Vom Molo­tow-Ribben­trop-Pakt – eine zen­trale Erfahrung aller Völk­er “dazwis­chen” und im 75. Jahr der Wiederkehr des Ver­trages, der den Zweit­en Weltkrieg möglich gemacht hat – ist im Text gar nicht die Rede, ein­fach zur Seite geschoben, “ver­drängt”.

  • Was bewegt Yvan Sag­net?: Hoff­nung der Sklaven | ZEIT ONLINE -

    Arbeit­er aus dem Sudan, aus Burk­i­na Faso, aus Mali, aus fast jedem Land Afrikas. In dreck­i­gen Män­teln suchen sie vor den Müll­haufen nach Ver­w­ert­barem. Es ist, als würde man durch einen düsteren, apoka­lyp­tis­chen Roman von Cor­mac McCarthy fahren. An den Feld­we­gen, die von den Land­straßen abge­hen, ste­hen Pros­ti­tu­ierte. Rumänin­nen und Bul­gar­in­nen. So sieht es aus, das Herz der ital­ienis­chen Tomaten­pro­duk­tion.

    — fritz schaap in der zeit über den ver­such des gew­erkschafters yvan sag­net, die mis­er­ablen bedin­gun­gen der arbeit­er in ital­ien, v.a. der ern­te­helfer, zu verbessern. der sagt u.a.

    “Der Käufer muss wis­sen: Wenn er in den Super­markt geht und ein Kilo­gramm ital­ienis­che Tomat­en für achtzig Cent kauft, dann wur­den diese Tomat­en von mis­er­abel ent­lohn­ten Arbeit­ern geern­tet, die man ohne Weit­eres als mod­erne Sklaven beze­ich­nen kann.”

  • Eine wichtige Infor­ma­tion der Vere­inigten Geheim­di­en­ste — YouTube — Bet­ter no Let­ter: Eine wichtige Infor­ma­tion der Vere­inigten Geheim­di­en­ste (siehe auch: The U.S.S.A. says: BETTER NO LETTER!)
  • Union kri­tisiert Ramelow-Wahl in Thürin­gen: Ver­lo­gene Heul­susen | tagesschau.de — wow, bei der ARD & der Tagess­chau ist jemand genau­so angewidert vom Ver­hal­ten der CDU in Thürin­gen wie ich
  • Forschung: So will doch kein­er arbeit­en! | ZEIT ONLINE — Forschung: So will doch kein­er an Unis arbeit­en! — Dieses Mal mit ein­er His­torik­erin
  • Zer­schla­gen, aber im Samm­lungskon­text erschließbar: In der Bay­erischen Staats­bib­lio­thek wurde über den Ankauf des Schott-Archivs informiert | nmz — neue musikzeitung — Zer­schla­gen, aber im Samm­lungskon­text erschließbar: Die Bestände des Archivs des Schott-Ver­lages teilen sich kün­ftig auf die Staats­bib­lio­theken München und Berlin sowie sechs Forschung­sein­rich­tun­gen auf. Über den Kauf­preis wurde Stillschweigen vere­in­bart.
  • So ent­stand der Mythos der “Trüm­mer­frauen” — Poli­tik — Süddeutsche.de — die sz lässt sich von der his­torik­erin leonie tre­ber noch ein­mal erk­lären, woher die “trüm­mer­frauen” kom­men:

    Es wurde ein äußerst pos­i­tives Bild dieser Frauen ver­mit­telt: Dass sie sich frei­willig und mit Freude in die harte Arbeit stürzen und den Schutt wegräu­men, um den Wieder­auf­bau voranzutreiben. Die PR war auch enorm wichtig, weil die Trüm­mer­räumer — wie zuvor erwäh­nt — stig­ma­tisiert waren und solche schw­eren Jobs bis dahin eigentlich nicht von Frauen erledigt wer­den soll­ten. Deshalb wurde das Bild der “Trüm­mer­frau” pos­i­tiv aufge­laden mit den Stereo­typen, die wir noch heute mit dem Begriff verbinden.

  • Mainz­er Schott-Musikver­lag: His­torisches Archiv wird öffentlich zugänglich — Rhein­land-Pfalz | SWR.de — “opti­male Erschließung” = Zer­störung des Zusam­men­hangs. Schott-Musikver­lag: Archiv wird öffentlich zugänglich
  • Hat die Jugend keinen Ehrgeiz mehr? | Blog Mag­a­zin — philipp tin­gler über die gegen­wart, die kul­tur und den ehrgeiz zum glück:

    Gegen­wär­tig leben wir in ein­er Gesellschaft, die Selb­st­per­fek­tion­ierung, die Arbeit am Ich, als Selb­st­genuss pos­tuliert; ein­er der let­zten Leitwerte in der irre­duz­i­blen Vielfalt der uns allen­thal­ten umgebe­nen Kontin­gen­zkul­tur ist: Authen­tiz­ität. Dafür ste­ht auch Diane von Fürsten­berg. Die Biografie als Pro­jekt. Wenn jet­zt also plöt­zlich alle aus ihrem Leben ein Kunst­werk machen wollen, dann ist das nicht nur ein ethis­ch­er, son­dern auch ein sehr ehrgeiziger Imper­a­tiv: Lebenswel­ten und ‑for­men wer­den ambi­tion­iert durchäs­thetisiert, und das Pathos der Selb­ster­schaf­fung richtet sich auf die bei­den grossen Ziele der Post­wach­s­tums­ge­sellschaft: Spass und Glück.
    […] Wir sehen also, dass Ehrgeiz dur­chaus nicht ver­schwun­den ist, son­dern sich nur verir­rt hat.

    seine ther­a­pie ist übri­gens ziem­lich ein­fach (und wahrschein­lich gar nicht so verkehrt): selb­stironie als die “schön­ste Form der Eigen­liebe”

  • Duden | Kon­rad-Duden-Preis 2014 geht an Damaris Nübling | — Der Kon­rad-Duden-Preis 2014 geht an @DFDmainz-Projektleiterin Damaris Nübling
  • E‑Books: Wir sind die Fährten­leser der neuen Lit­er­atur — Büch­er — FAZ — elke heine­mann über die vielfalt der neuen (kleine) e‑book-ver­lage:

    Dich­tung ist längst auch dig­i­tal: Auf der Suche nach E‑Books abseits des Main­streams führt der Weg in Deutsch­land vor allem nach Berlin. Doch die engagierten Spezialver­lage haben auch spezielle Prob­leme.

  • Gen­der-Debat­te: Anschwellen­der Ekelfak­tor | ZEIT ONLINE — wun­der­bar: robin det­je rech­net gnaden­los mit den kolum­nen­het­zern #ulfhar­ald­jan­matthias aber (schade nur, dass das bei der @Zeit wieder nie­mand lesen wird und har­ald deshalb weit­er die leser­schaft vergiften darf):

    Heute tobt die Schlussstrichde­bat­te Fem­i­nis­mus. Ende: nicht abzuse­hen. Alternde Män­ner an vorder­ster Front. Hoher Unter­hal­tungswert, aber auch anschwellen­der Ekelfak­tor. Die Argu­men­ta­tion wieder faszinierend: Fem­i­nis­mus gibt es inzwis­chen doch schon so lange, das nervt, Frauen ner­ven ja immer, und die Frauen wollen offen­bar tat­säch­lich, dass wir Män­ner unser Ver­hal­ten ändern, weshalb jet­zt wir die eigentlichen Opfer sind.
    […] Und deshalb husch, husch, ihr allmän­ner­mächti­gen Diskurs­be­herrsch­er, zurück in eure Eck­kneipe. Die jet­zt lei­der von einem Gen­der-Stud­ies-Les­ben‑, Transen- und X‑trupp über­nom­men wird, und ihr schiebt für eine Weile in der Küche Abwasch­di­enst.

    Entschuldigung, aber das wird man sich als aufgek­lärter, älter­er deutsch­er Mann doch noch wün­schen dür­fen.

  • “Fem­i­nis­mus kann niemals Lifestyle sein” • Denkw­erk­statt — gabriele michal­itsch im inter­view mit eini­gen sehr richti­gen beobach­tun­gen:

    Fem­i­nis­mus kann niemals Lifestyle sein, Fem­i­nis­mus ist immer poli­tisch. Wenn die Medi­en eine solche Diskus­sion befeuern, ist das eine Form von Antifem­i­nis­mus und der Ver­such, den Begriff Fem­i­nis­mus zu vere­in­nah­men, ihm seine poli­tis­che Rel­e­vanz abzus­prechen. Fem­i­nis­mus war zudem nie män­ner­feindlich, er wurde immer auch von Män­nern mit­ge­tra­gen. Wenn, dann wen­det er sich gegen bes­timmte Konzep­tio­nen von Männlichkeit – wie auch Weib­lichkeit. Wäre dieser ange­blich neue Fem­i­nis­mus nicht Gegen­stand öffentlich­er Debat­ten, müssten wir uns erst gar nicht damit auseinan­der­set­zen – in meinen Augen ist das eine antifem­i­nis­tis­che Strate­gie.

    und später auf den punkt gebracht:

    Wenn Fem­i­nis­mus auf Kar­riere mit Kindern reduziert wird, ist das das Ende des Fem­i­nis­mus.

Ins Netz gegangen (22.5.)

Ins Netz gegan­gen am 22.5.:

  • Kuriositäten aus den 1950er Jahren: Die Leug­nung der Zwölfton­tech­nik | „Musik – wohin?“ — Neben­schau­plätze der Musikgeschichte: Julia Zupan­cic weist auf einen Ver­such Hein­rich Schnip­per­ings von 1950 hin, zu argu­men­tieren, dass es die Zwölfton­tech­nik gar nicht gebe, weil sie nur eine auf die Spitze getriebene Weit­er­en­twick­lung der spätro­man­tis­chen Har­monik sei. So ganz klappt das Argu­ment aber lei­der nicht …
  • 1989 ǀ In Stein gemeißelt — der Fre­itag — Eliane Glaser wirft im “Fre­itag” aus Anlass des 25jährigen Jubiläums einen kri­tis­chen Blick auf Fran­cis Fukuya­mas These des “Ende der Geschichte”:

    Ist die heutige Skep­sis gegenüber Fukuya­ma Anlass für Opti­mis­mus? Er selb­st mut­maßte vor 25 Jahren, die Aus­sicht auf „jahrhun­derte­lange Langeweile“ könne möglicher­weise dazu führen, dass die Geschichte doch noch fort­ge­set­zt werde. Es beste­ht die leise Hoff­nung, dass es sich bei dieser Langeweile um einen Luxus han­delt, den sich die meis­ten von uns nicht leis­ten kön­nen.

  • Acht Mal Kraftwerk: Elek­troklänge über­all — KURIER.at — Georg Leyr­er über 8 “Kraftwerk”-Konzerte in Wien “find­et man Wieder­hol­ung wertvoll und feine Unter­schiede span­nend” >
  • Das geis­teswis­senschaftliche Buch im dig­i­tal­en Zeital­ter: Der Schweiz­erische Nation­al­fonds und seine Open-Access-Strate­gie — Über­sicht Nachricht­en — NZZ.ch — Cas­par Hirschi, Pro­fes­sor für Geschichte in St. Gallen, über Ver­lage (in) der Wis­senschaft:

    Arbeit­et man als Geis­teswis­senschafter mit Sub­ven­tionsver­la­gen zusam­men, bleibt vom schö­nen Bild der ver­legerischen Wertver­mehrung wenig übrig. In der Regel schickt der Ver­lag den Autoren oder Her­aus­ge­bern ein Stylesheet mit Angaben, wie die Text­dateien for­mal auszuse­hen haben. Eine Uni­ver­sität­sas­sis­tentin macht dann die Arbeit, für die der Ver­lag die Zuschüsse bekommt. Sie for­matiert, lek­to­ri­ert und redigiert, ohne dafür aus­ge­bildet zu sein, schickt die Datei anschliessend dem Ver­lag, und dieser gibt sie unge­le­sen und unverän­dert in den Druck. Ein Ver­lagslek­torat ist ein Glücks­fall, eine gründliche Redak­tion ein Wun­der. Der Grossteil der Sub­ven­tionsver­lage hat, um ein Bild des Ger­man­is­ten Car­los Spo­er­hase zu ver­wen­den, seine Beru­fung darin gefun­den, einge­sandte Dateien mith­il­fe gefäll­ter Bäume an Bib­lio­theken auszuliefern. Entsprechend grossar­tig sehen die Büch­er häu­fig aus.

    Auch mit den — beson­ders in der Natur­wis­senschaft wichti­gen — Zeitschriften­ver­la­gen wie Else­vi­er & Co. rech­net er sehr tre­f­fend ab

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