Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: interview Seite 2 von 3

Ins Netz gegangen (18.6.)

Ins Netz gegan­gen am 18.6.:

  • Ste­fan Nigge­meier | Der Ehrgeiz des Ste­fan Raab — ste­fan nigge­meier schreibt einen nachruf auf ste­fan raab (zumin­d­est liest es sich über weite streck­en so …)
  • Pro­fil, ver­schachert für 25 Cent — con­stanze kurz in ihrer faz-kolumne über die selt­same dig­i­talpoli­tik der kan­z­lerin

    Warum sollte sich aber daran in Zukun­ft nicht mehr nur ein klein­er Kreis von Konz­er­nen eine gold­ene Nase ver­di­enen, son­dern plöt­zlich – falls endlich die stören­den Skep­tik­er aus dem Weg gehen – Big Data zum Segen für die deutsche Wirtschaft wer­den? Glaubt die Bun­deskan­z­lerin, die Big-Data-Könige wer­den ihre Serv­er-Hallen, Cloud-Stan­dorte und Rechen­zen­tren neb­st den Forschungszen­tren und den klüg­sten Data-Min­ing-Köpfen, die sie inter­na­tion­al eingekauft haben, den deutschen Unternehmern abtreten, wenn diese nur ihre skep­tis­che Hal­tung able­gen?

  • Rachel Dolezal: Die Far­ben­frage | ZEIT ONLINE — ein sehr kluger, aus­führlich­er und abwä­gen­der text von nils mark­wardt über rachel dolezal, schwarz und weiß und die (aus deutscher/meiner sicht reich­lich merk­würdig anmu­tende) diskus­sion um “rasse” als iden­titäts­mark­er

    Doch was fol­gt nun aus dem Ganzen? Sofern race eine soziale Kon­struk­tion ist, stellt sich die hypo­thetis­che Frage, ob das Pass­ing von Rachel Dolezal nicht zumin­d­est dann legit­im gewe­sen wäre, wenn sie mit offe­nen Karten gespielt hätte, wenn sie also von vorn­here­in pub­lik gemacht hätte, dass sie als Weiße geboren wurde, sich aber als Schwarze fühlt.
    Doch selb­st dann hätte dieser Fall ein entschei­den­des Prob­lem, das sich aus ein­er his­torischen Unter­drück­ungs­geschichte ableit­et. Wenn man solch ein tran­sra­cial-Konzept radikal zu Ende denkt, hieße dies ja, dass let­ztlich jede Form eth­nis­ch­er Selb­st­beschrei­bung indi­vidu­ell ver­han­del­bar würde. Und dies würde dann, zumin­d­est bis zu einem gewis­sen Grade, eben­falls bedeuten, dass let­ztlich auch jene affir­ma­tiv­en schwarzen Iden­tität­skonzepte, etwa black­ness oder négri­tude, die nicht zulet­zt auch als Reak­tion auf jahrhun­derte­lange Repres­sion durch Weiße ent­standen sind, obso­let wür­den oder sich zumin­d­est soweit öff­nen müssten, dass auch Weiße “I’m proud to be black” sagen kön­nten.
    Sprich: Man hätte, wenn auch unge­wollt und mit den Mit­teln weißer dekon­struk­tivis­tis­ch­er Essen­tial­is­muskri­tik, aber­mals eine Sit­u­a­tion, in der Schwarzen gesagt wird, wie sie ihre Kul­tur zu definieren haben.

  • Wie ich Fem­i­nist wurde | Log­buch Suhrkamp — ein sehr per­sön­lich­er, auf­schlussre­ich­er und inter­es­san­ter text von thomas mei­necke (fast eine art beken­nt­nis), im dem es um den weg zum selb­st und zum schreiben (und auch: dem ver­ste­hen von welt und men­sch) geht

    In diesem ästhetisch-poli­tis­chen Spalt lassen sich diskur­sive Romane ver­fassen, die von anderen Din­gen erzählen als jene, die von den großen männlichen, ver­meintlich geschlosse­nen, auf jeden Fall sich als autonom insze­nieren­den Autor-Sub­jek­ten (oft als Genies beze­ich­net) ver­fasst wur­den (und weit­er­hin munter ver­fasst wer­den). Die große Bina­rität, wie sie dem an der Kat­e­gorie der Klasse ori­en­tierten poli­tis­chen Denken und Schreiben anhaftete, wurde nun durch einen genauen Blick auf die kleinen Unter­schiede, auf sub­tile Ver­schiebun­gen und Mod­u­la­tio­nen abgelöst

  • Trea­sure In Heav­en | Lapham’s Quar­ter­ly — peter brown über die “kam­pagne” des frühen chris­ten­tums und beson­ders hierony­mus’, euer­getismus in christlich­es almosen­geben zu ver­wan­deln

    Alto­geth­er, to accept Chris­t­ian preach­ing was to make a major shift in one’s image of soci­ety. In terms of the social imag­i­na­tion, it involved noth­ing less than mov­ing from a closed uni­verse to an open one. We begin, in the clas­si­cal world, with a hon­ey­comb of lit­tle cities, in each of which the rich thought of nur­tur­ing only their fel­low cit­i­zens, with lit­tle regard to whether any of them were poor. We end, in Chris­t­ian times, with an open uni­verse, where soci­ety as a whole—in town and coun­try­side alike—was seen to be ruled, as if by a uni­ver­sal law of grav­i­ty, by a sin­gle, bleak divi­sion between rich and poor. The duty of the Chris­t­ian preach­er was to urge the rich no longer to spend their mon­ey on their beloved, well-known city, but to lose it, almost heed­less­ly, in the face­less mass of the poor. Only that utter­ly coun­ter­fac­tu­al gesture—a ges­ture that owed noth­ing to the claims of one’s home­town or of one’s fel­low citizens—would earn the rich “trea­sure in heav­en.”

  • Der Pianist Mau­r­izio Polli­ni im Inter­view — ein sehr, sehr gutes, inter­es­santes und intel­li­gentes gespräch zwis­chen zwei beethoven-lieb­habern, jan brach­mann und mau­r­izio polli­ni, anlässlich der vol­len­dung sein­er auf­nahme aller beethoven-sonate

    Es gibt in Beethovens Musik Momente, die in die Nähe religiös­er Erfahrung führen kön­nen. Momente von gesteigertem Enthu­si­as­mus. Ich will das gar nicht leug­nen. Ich per­sön­lich finde, dass man nicht notwendi­ger­weise an Reli­gion denken muss, um diese Musik zu würdi­gen. Es ist nur deren Größe, welche die ästhetis­che Begeis­terung schnell ins Religiöse umschla­gen lassen kann.[…] Das Prob­lem liegt darin, dass Beethovens Werke so vielgestaltig sind. Er wech­selt Stil und Stim­mung von Stück zu Stück. Es wieder­holt sich nichts. Deshalb sind diese Sonat­en so schw­er zu spie­len. Die Ken­nt­nis der einen Sonate hil­ft Ihnen über­haupt nicht weit­er bei der näch­sten.

  • Dop­pelte Unfall­ge­fahr: Helmträger in Mün­ster öfter im Kranken­haus | Rad­helm­fak­ten — eine etwas beun­ruhi­gende samm­lung von dat­en der unfall­sta­tis­tiken: es scheint so, dass die ver­let­zungsrate bei helmträgern in unfällen deut­lich größer ist als bei nicht-helmträgern. das wider­spricht schön jed­er all­t­agslogik — und es ist über­haupt nicht klar, warum das so ist …
  • DER NERD: EINE MINI-PHÄNOMENOLOGIE | Das Schön­ste an Deutsch­land ist die Auto­bahn — sehr coole über­legun­gen von georg seeßlen zum nerd­tum, der pop-)kultur und ins­beson­dere dem deutschen nerd:

    Jede Kul­tur hat die Nerds, die sie ver­di­ent. Den Geist ein­er Com­ic-Serie, eines TV-Events, eines Star-Ima­gos oder ein­er Buchrei­he, ein­er Sportart, ein­er Kom­mu­nika­tion­stech­nik, ein­er Pro­duk­tlin­ie erken­nt man an ihren Nerds.[…] Der deutsche Nerd liebt nicht, was er sich erwählt hat, son­dern er has­st, was dem ent­ge­gen oder auch nur außer­halb ste­ht. Der deutsche Nerd denkt immer hier­ar­chisch. Er will unbe­d­ingt Ober-Nerd wer­den. Er will das Nerd-Tum organ­isieren. Statt Exege­sen pro­duziert er Vorschriften, statt Gottes­di­en­sten seines Kultes hält er Gerichte.

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  • Uni­ver­sität Mainz: Wirbel um Habil­i­ta­tion eines The­olo­gen — FAZ
  • Lyrik: Dichter, traut euch ins Zen­trum! | ZEIT ONLINE — so ganz ver­ste­he ich nora bossongs posi­tion hier nicht, mir ist da zu viel sic et non drin … irgend­wie geht es also darum, dass lyrik sich mit ihrer außen­seit­er­rolle nicht allzusehr zufrieden geben sollte, aber auch nicht allzusehr auf poli­tis­che, ästhetis­ch­er oder wie auch immer massen­wirkung um jeden preis abzie­len soll …

    Denn sosehr die Mar­gin­al­isierung von Lyrik zu miss­bil­li­gen ist, so genießt Lit­er­atur jen­seits von Verkaufs­druck immer auch den Vorteil größer­er ästhetis­ch­er Frei­heit.
    […] Denn wie soll sprach­lich auf “extrem poli­tis­che Zeit­en” reagiert wer­den, wenn beim Rezip­i­en­ten der Umgang mit Sprache durch Beschle­u­ni­gung, Infor­ma­tions­flut und Aufmerk­samkeit­sheis­cherei kon­tinuier­lich ver­flacht? Dass sich Lyrik, ob kon­ven­tionell oder exper­i­mentell, dieser Entsen­si­bil­isierung wider­set­zt, zeigt auch ihre poli­tis­che Dimen­sion. Nur wie weit ist es her mit dem kri­tis­chen Poten­zial von Sprachirri­ta­tion, wenn sie kaum jeman­den mehr erre­icht? Was ist eine Avant­garde, die zwar noch als ästhetis­che Vorhut neues Ter­rain erkun­det, doch keine Truppe mehr hin­ter sich hat?

  • Geschichte im Fernse­hen: His­to­ry sells — Medi­en — Süddeutsche.de — ger­hard matzig und karo­line beisel nehmen den trend zum his­to­rien-tv (“rück­wärts­fernse­hen” nen­nen sie es) zum anlass ein­er kleinen, bit­teren gesellschafts­di­ag­nose:

    Den­noch ist es bit­ter, dass genau dann, wenn die Prob­leme der Gegen­wart am größten sind, wenn die Fliehkräfte der Glob­al­isierung wirken und wir als Erben des fos­silen Wahnsinns vor einem Abgrund ste­hen, wenn Elend, Hunger, Krieg und Not auf der hal­ben Welt regieren, dass wir genau dann, wenn wir nach vorne schauen müssten, um Lösun­gen zu find­en, die lei­der nicht im Bie­der­meier­rah­men des Kupfer­stichk­abi­netts ruhen, uns so sehr mit dem ständi­gen Zurückschauen aufhal­ten. Fernbe­di­enungs­be­quem. Und über­haupt der Welt und der Gegen­wart recht fern.

    dass sie allerd­ings etwas sin­n­frei von “kon­trafak­tis­ch­er Geschicht­s­the­o­rie” sprechen, lässt mich sehr an ihrer bil­dung und befähi­gung zur gesellschafts­di­ag­nose zweifeln ;-)

  • Auf der Suche nach vergesse­nen Lit­er­aturk­las­sik­ern — katha­ri­na teutsch berichtet über das eu-pro­jekt “schwob”, das ver­sucht (wenn ich das richtig ver­ste­he …), vergessene oder unbekan­nte wichtige werke der nation­al­lit­er­a­turen (wieder) ins bewusst­sein zu rufen. teutsch spricht dum­mer­weise von “klas­sik­ern”, ohne offen­bar zu wis­sen, was das ist — denn eigentlich sind schon “vergessene Klas­sik­er” schwierig (wenn sie vergessen sind, sind die entsprechen­den texte ja wohl ger­ade keine klas­sik­er — zumin­d­est nicht mehr, sie waren es höch­stens mal), die rede von “gän­zlich unentdeckte[n] Klassiker[n]” ist aber nicht mehr nur alber, son­dern ein­fach abso­lut unsin­nig …
  • CD-Cov­er-Kri­tik: Hel­mut Lachen­manns Gefüh­le | Auf dem Sperrsitz — wenn musikkri­tik­er sich lang­weilen oder ihnen vom dauer­hören die ohren bluten, wen­den sie sich den cov­ern zu …
  • Lit­er­arisches Quar­tett: “Die Leute kriegen jet­zt erst mal mich” | ZEIT ONLINE — iris radisch hat mit volk­er wei­der­mann gesprochen, der (aus­gerech­net der!) im herb­st das lit­er­arische quar­tett im zdf wieder­beleben soll. das gespräch macht mir wenig hoff­nung, dass das eine lit­er­aturkri­tisch rel­e­vante ver­anstal­tung wer­den kön­nte. aber mal sehen, vielle­icht über­raschen sie mich ja …
  • Frank­furter Antholo­gie: Johann Wolf­gang Goethe: „Todeslied eines Gefan­genen“ — FAZ — math­ias may­er stellt ind er frank­furter antholo­gie ein ziem­lich unbekan­ntes goethe-gedicht vor: Dieses Gedicht hat Goethe nur ein­mal druck­en lassen. Dass er sich hier mit Tod und Kan­ni­bal­is­mus beschäftigt, ist untyp­isch für ihn. So kann man den Dichter in sein­er ganzen Frei­heit bestaunen.
  • Nach Hack­eran­griff: Raus aus der dig­i­tal­en Hil­flosigkeit — FAZ — frank rieger hofft und wün­scht, was sich nun hin­sichtlich des umgangs mit dig­i­tal­en net­zen, soft­ware und sicher­heit ändern kön­nte (oder wohl eher sollte, wirk­lich opti­mistisch bin ich da nicht …)

    Wirk­lich wirk­sam wären stattdessen hohe Investi­tio­nen in langfristige, effek­tive Abwehrkonzepte. Der Kern des Prob­lems ist und bleibt die schlechte Qual­ität der Soft­ware, auf der unsere dig­i­tale Welt beruht, und der Man­gel an qual­i­fiziertem Per­son­al, um Sys­teme sich­er zu kon­fig­uri­eren, zu admin­istri­eren und zu warten. Was es deshalb jet­zt braucht, ist ein umfan­gre­ich­es Pro­gramm zur Förderung von sicheren Pro­gram­mier­sprachen, sicher­er Soft­ware, von Aus­bil­dung­spro­gram­men für Sicher­heit­spezial­is­ten und Geset­ze für Haf­tungsregeln und Haftpflichtver­sicherun­gen für Soft­ware und IT-Sys­teme.

  • Janette Sadik-Khan: Wagt mutige Exper­i­mente, die gün­stig und schnell umzuset­zen sind! » Zukun­ft Mobil­ität -

    Janette Sadik-Khan war von April 2007 bis 2013 Beauf­tragte für den Verkehr der Stadt New York City. Während ihrer Amt­szeit war sie ver­ant­wortlich für 10.000 Kilo­me­ter Straßen­netz, 800 Brück­en, 12.000 Kreuzun­gen, 1,3 Mil­lio­nen Straßen­schilder und 300.000 Straßen­lam­p­en. Und für eine neue Verkehrspoli­tik in New York City.

  • Mar­i­lyn Mon­roe Reads Joyce’s Ulysses at the Play­ground (1955) | Open Cul­ture — RT @openculture: Mar­i­lyn Mon­roe Reads Joyce’s “Ulysses” at the Play­ground (1955)
  • Die Psy­cholo­gie des Überse­hens — der adfc weist darauf hin: warn­west­en (und ähn­lich­es) brin­gen rad­fahrern nichts. so wie in großbri­tan­nien die forsch­er, die die aufmerk­samkeit­en im verkehr unter­sucht haben, argu­men­tieren, rede ich ja auch immer: wenn ich die rad­fahrer nicht sehe, weil ich nicht hin­schaue, wo die sind, brin­gen auch warn­west­en nichts. das ist ja eigentlich auch logisch: wenn die warn­west­en die sicht­barkeit wirk­lich erhöht­en, würde das im umkehrschluss doch fast bedeuten, dass die aut­o­fahrer nahezu blind sind …
  • Jacques Der­ri­da inter­views Ornette Cole­man, 1997 (pdf) — sehr inter­es­santes gespräch zwis­chen der­ri­da und cole­man, unter anderem über die entwick­lung der har­molod­ics, tech­nolo­gie und das poli­tisch-emanzi­pa­torische poten­zial der musik/des jazz
  • Ornette Cole­man: Schön­heit ist ein seltenes Gut | ZEIT ONLINE — ste­fan hentz würdigt den rev­o­lu­tionären ornette cole­man

    Als ein Musik­er, der nicht aus dem Herzen der Jaz­zszene kam, der sich nicht vorher durch die jahre­lange Mitwirkung in hochgeschätzten anderen Bands über jeden Zweifel hin­weg gespielt hat­te, son­dern mit eige­nar­ti­gen, eige­nen Ideen auf der Bühne erschien, blieb Ornette Cole­man ein Außen­seit­er der Jaz­zszene. Und damit umso wichtiger und repräsen­ta­tiv­er für deren afroamerikanis­che Seite.

Ins Netz gegangen (21.8.)

Ins Netz gegan­gen am 21.8.:

  • “Geburt der Gegen­wart”: Wenn der Mond den Friseurter­min bes­timmt | Berlin­er Zeitung — stef­fen mar­tus hat achim landwehrs “geburt der gegen­wart” gele­sen:

    Der Düs­sel­dor­fer His­torik­er Achim Landwehr geht diesen Fra­gen bis in jene Epoche nach, als die Kalen­der die Welt eroberten. Die Vorgeschichte unser­er zeitlichen Ver­strick­ung in Ter­mine und Dat­en ist dabei nur ein Beispiel für jene „Geburt der Gegen­wart“, von der er anschaulich, anek­doten­re­ich und klug erzählt: In der Frühen Neuzeit büßte die Ver­gan­gen­heit in bes­timmten Bere­ichen ihre Autorität ein, während die Zukun­ft noch nicht als Objekt men­schlich­er Ver­fü­gung wirk­te. In ein­er Art Zwis­chen­phase dehnte sich die Gegen­wart als „Möglichkeit­sraum“ aus und bah­nte damit jenes Zeitregime an, dem wir heute unter­ste­hen.

  • Lit­er­atur­de­bat­te : Der Buch­preis ist keine Geschlecht­sumwand­lung wert — Lit­er­arische Welt — DIE WELT — mar­lene streeruwitz über den buch­preis und seine struk­turen und funk­tio­nen:

    Aber. Der Deutsche Buch­preis ist das fröh­lich­ste Beispiel, wie die qua­sire­ligiöse Ein­deutigkeit eines Mar­ketin­gin­stru­ments hergestellt wird. In ein­er kon­stru­ieren­den Vor­gangsweise wird der Börsen­vere­in selb­st zum Autor der Ver­mark­tung der Autoren und Autorin­nen im Deutschen Buch­preis.

    Das alles erfol­gt im Archilex­em (der Ver­wen­dung der männlichen Form der Beze­ich­nung, unter der die weib­liche Form mit­ge­meint ist): In den Aussendun­gen des Börsen­vere­ins gibt es nur Autoren und keine Autorin­nen. Auch das gehört zur Strate­gie der Ein­deutigkeit. Es gibt keine Geschlech­ter­dif­ferenz, sagen solche For­mulierun­gen. Stellt euch unter die männliche Form und lasst dif­feren­zierende Kinker­l­itzchen wie die geschlechterg­erechte Sprache sein. Nur in ein­deuti­gen For­mulierun­gen gelingt ein umfassendes Sprechen, in dem Büch­er verkauft wer­den kön­nen. Pop­ulis­mus wird nicht nur in Kauf genom­men. Pop­ulis­mus ist erwün­scht.

  • Ste­fan Nigge­meier | Neues von Werther: Suizid-Häu­fung nach bre­it­er Suizid-Berichter­stat­tung — nigge­meier berichtet über eine amerikanis­che studie, die indizien für den werther-effekt beobacht­en kon­nte:

    Selb­st­mord ist ansteck­end. Berichter­stat­tung über Suizide erhöht die Zahl der Suizide. Eine neue Studie aus den Vere­inigten Staat­en liefert weit­ere Indizien dafür, dass dieser soge­nan­nte „Werther-Effekt“ tat­säch­lich existiert.

  • Algo­rith­men: Fer­gu­son zer­split­tert in den sozialen Net­zw­erken | ZEIT ONLINE — gün­ter hack:

    Der derzeit­ige Umgang mit der algo­rith­mis­chen Per­son­al­isierung ist die Vol­len­dung des Neolib­er­al­is­mus auf Ebene der öffentlichen Kom­mu­nika­tion. Wenn du etwas nicht gese­hen hast, dann bist du selb­st Schuld, weil du den Algo­rith­mus von Face­book entsprechend trainiert hast oder dir die Profi-Ver­sion mit dem besseren Zugang zu den Dat­en nicht leis­ten kannst.

  • Inter­view mit Hein­er Goebbels, dem Inten­dan­ten der Ruhrtri­en­nale | Lesen was klüger macht — hol­ger pauler befragt hein­er goebbels zu seinen erfahrun­gen in und mit der ruhrtri­en­nale und vor allem der “freien szene” (und am schluss auch zu “cas­si­ber”). hein­er goebbels:

    In Deutsch­land gibt es für eine bes­timmte Liga von freien Kün­st­lerin­nen und Kün­stlern kaum Pro­duk­tion­sspiel­räume. Es gibt zwar ein weltweit einzi­gar­tiges The­ater­sys­tem, das ist allerd­ings ein­er gewis­sen Monokul­tur verpflichtet, die sich auf das Opern‑, Schauspiel‑, oder Orch­ester­reper­toire bezieht – darüber hin­aus bleiben wenige Möglichkeit­en für freie Kun­st. Diese Lücke wollte ich mit der Ruhrtri­en­nale zu schließen ver­suchen.

  • [AMA] Ich bin Ste­fan Nigge­meier. Fragt mich alles! : de_IAmA
  • Intro­duc­ing Tap­Path for Android — YouTubeIntro­duc­ing Tap­Path for Android! — eine schöne kleine app, die das leben (und sur­fen) auf einem androiden ein­fach­er und angenehmer macht

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  • Helene Fis­ch­er, eine Erkun­dung: Atem­los durch Tag und Nacht — FAZ — johan­na ador­ján über schlecht­en geschmack, fußballer, schlager bzw. dessen gegen­wär­tige schund­stufe in per­son helene fis­ch­er:

    Sie hat eine gute Kör­perspan­nung und wirkt vol­lkom­men klar, als ertrage sie das alles bei vollem Bewusst­sein.

    (sehr amüsant auch die eifer­n­den kom­mentare der fis­ch­er-verehrer …)

  • Som­mer­in­ter­views bei ARD und ZDF: „Ich merke, Sie sind schon ganz auf Inhalt“ — FAZ — ste­fan nigge­meier über die jour­nal­is­tis­che nichtrel­e­vanz der tra­di­tion der “som­mer­in­ter­views” in der ard und beim zdf:

    Wobei es nicht so ist, dass Merkel konkrete Antworten grund­sät­zlich schuldig bleibt. Das ZDF zeigte auch, wie Schausten sie vor dem Gespräch empf­ing […] und, weil es der Tag vor dem WM-Finale war, als Erstes sagte: „Ich habe mich gefragt, wie lange man nach Brasilien fliegt.“ – „Zwölf Stun­den.“ Geht doch.

  • Emser Depesche: Bis­mar­cks Redak­tion | Aktenkunde — wieder sehr instruk­tive, hol­ger berwinkels aktenkundliche erläuterung der emser depesche
  • Richard Strauss Quel­len­verze­ich­nis — Das Richard-Strauss-Quel­len­verze­ich­nis (RSQV) ist ein musik­wis­senschaftlich­es Online-Pro­jekt. Unser Ziel ist es, sämtliche weltweit erre­ich­baren Quellen zum Werk des Kom­pon­is­ten Richard Strauss nach neuesten tech­nis­chen und wis­senschaftlichen Stan­dards zu verze­ich­nen. Die Quellen wer­den anhand ver­schieden­ster Kri­te­rien erschlossen: enthal­tene Werke, Schreiber, Wid­mungsträger, Besitzer, Stan­dort, Sig­natur, Umfang, For­mat, Datierung u.a. Die RSQV Daten­bank ist ein mod­ernes, effizientes Werkzeug, das eine flex­i­ble und schnelle Quel­len­recherche erlaubt.
  • Wer hauptver­ant­wortlich für Ersten Weltkrieg ist — Poli­tik — Süddeutsche.de — auch anni­ka mom­bauer set­zt die akzente etwas anders als christo­pher clark

    Die Ver­ant­wor­tung Deutsch­lands und Öster­re­ich-Ungar­ns am Krieg ist sehr groß.

  • Das lebenslange Nach­denken über Pop — WDR 5 — cool: der total eupho­rische und aufgekratzte rainald goetz spricht mit diedrich diederich­sen über “über pop-musik” — »Kün­stler ver­dum­men durch die Lehre, The­o­retik­er verk­lu­gen durch sie.« — Rainald Goetz,

Jörg Fauser: Der Autor spricht

Jörg Fauser in der heute etwas selt­sam anmu­ten­den Sendung “Autor Scoot­er” (mit dem damals noch halb­wegs erträglichen Hell­muth Karasek) über sich, sein Schreiben und so weit­er — der Autor als selb­ster­nan­ntes “Mit­glied der Agen­tur für Sprache und Zweifel” spricht:

Den Schrift­steller, der nicht gele­sen wird, halte ich für eine pathetis­che und sinnlose Fig­ur.


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schön auch, wie Karasek mit seinem roman­tisch-genialen Autor­be­griff auf Jörg Fausers wesentlich hand­festerem, handw­erk­lichen Autor-Ich (“writ­ing is my busi­ness”) trifft …

Ins Netz gegangen (12.6.)

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Maybebop im Interview

Im Feb­ru­ar hat­te ich die Gele­gen­heit, mich sehr nett mit den vier Sängern von May­be­bop zu unter­hal­ten. Das lei­der um einiges gekürzte Inter­view erschien in der März-Aus­gabe von “Chorzeit — Das Vokalmagazin”.

Sechs Konz­erte, sieben Work­shops und neun Shows auf der Musikmesse NAMM in Los Ange­les haben May­be­bop auf ihrer USA-Tournee absolviert. Nach ihrem ersten Konz­ert in Deutsch­land mit ihrem Pro­gramm „Weniger sind mehr“ in Bad Vil­bel hat sich das Quar­tett Zeit genom­men, mit der „Chorzeit“ über ihre Erfahrun­gen in Ameri­ka, die deutsche A‑Cap­pel­la-Szene und ihren Anteil an den Entwick­lun­gen der let­zten Jahre zu sprechen.

Ihr seid ger­ade von eur­er ersten Ameri­ka-Tournee zurück gekom­men. Wie waren eure Erfahrun­gen dort?
Lukas: In den USA sind die Men­schen viel offen­er a‑cappella und dem Gesang gegenüber. Die Scheu vor dem Sin­gen ist nicht so groß, der Charme von Chören ist in Deutsch­land dage­gen doch etwas ver­staubt.
Sebas­t­ian: In Ameri­ka war das viel pos­i­tiv­er: Ihr singt? — OK, dann singt doch mal.

Wie kommt denn deutsch­er A‑Cap­pel­la-Gesang beim amerikanis­chen Pub­likum an?
Oliv­er: Das war aufre­gend und eine tolle Erfahrung für uns: Wir haben englisch mod­eriert und wir haben gemerkt, das funk­tion­iert und unser Humor trans­portiert sich. Das Pro­gramm bestand aus englis­chen Cov­ers aus unserem Reper­toire, auch deutsche Stücke und Volk­slieder — so ein biss­chen deutsche Trad­tion — und auch eigene Stücke von uns, die wir uns über­set­zen haben lassen.

Habt ihr auch Kon­tak­te zur amerikanis­chen a‑cap­pel­la-Szene geknüpft?
Lukas: Natür­lich, vor allem auf per­sön­lich­er Ebene, aber auch schon im Vor­feld, weil die glob­ale A‑Cap­pel­la-Com­mu­ni­ty in den USA organ­isiert ist und sich dort alles sam­melt. Im Gegen­satz zu Deutsch­land sitzt in Ameri­ka sehr wenig Geld in der Vokalszene, dafür aber sehr viel Enthu­si­as­mus und eine große Bere­itschaft, auch ohne Geld zu arbeit­en.

Wie habt ihr die amerikanis­che Szene wahrgenom­men?
Jan: Das ist ganz anders als in Deutsch­land: In Ameri­ka ist es selb­stver­ständlich, wenn man an der High­school oder an ein­er Uni­ver­sität ist, dass man in einem a‑cap­pel­la-Ensem­ble oder in Chören singt. Diese Szene, die semi­pro­fes­sionelle und die Laien­szene, ist an den Uni­ver­sitäten und den Schulen schon seit ganz langer Zeit total ver­ankert. Dass es selb­stver­ständlich ist, dass es an Uni­ver­sitäten mehrere Chöre und Ensem­bles gibt — das fan­den wir ganz beein­druck­end. Da bilden sich ganz viele Ensem­bles, das ist total geil. Und es wird ein­fach wahnsin­nig viel gesun­gen.
Lukas: Aber da wir auf keinem Fes­ti­val waren, haben wir keine amerikanis­chen Ensem­bles ent­deckt. Wir waren selb­st die Ent­deck­ung für die Amerikan­er — hof­fentlich …

Gestern habt ihr euer erstes Konz­ert wieder in Deutsch­land gesun­gen: Wie fühlt es sich an?
Lukas: Es war tat­säch­lich ein biss­chen aufre­gend, weil wir ja auch nach zwei Monat­en das erste Mal wieder ins Tages­geschäft kamen. Ob das noch so alles funk­tion­iert, das war schon span­nend. Und ich hat­te das Gefühl, dass wir reifer gewor­den sind mit den Erfahrun­gen aus den USA.
Jan: Vor allem haben wir uns total gefreut, dass man wieder ein Pub­likum vor der Nase hat, für das man ein Gefühl, wo man weiß, wie die Witze funk­tion­ieren und nicht so tas­ten muss.

Und wie seht ihr den Boom der deutschen a‑cap­pel­la-Szene?
Lukas: Wir ver­fol­gen das natür­lich. Es gab schon mal einen Boom neuer Grup­pen, der war vor ein paar Jahren wieder weg, und jet­zt ist er wieder da. Wir sind da — ganz unei­t­el gesagt — vielle­icht auch nicht ganz unbeteiligt daran.
Jan: Vor allem sehen wir natür­lich, dass junge Leute auf den Konz­erten sind und sich in den let­zten Jahren so einige junge Ensem­bles bemerk­bar gemacht haben, die dann auf ein­mal da waren, wie etwa High­five, anders oder Delta Q: Da kom­men einige, die jet­zt so in den semi­pro­fes­sionellen Bere­ich vor­drin­gen. Das ist auf jeden Fall ein Trend. Vor ein paar Jahren, da haben wir gesagt: Mann, es kommt gar nix nach, es passiert nichts in der Szene. Und dann fing es auf ein­mal wieder an. Dann kamen Grup­pen, die im Foy­er nach unserem Konz­ert was gesun­gen haben, wo wir ein­fach baff waren.
Lukas: Was wir nicht so mitkriegen, ist die gesamte Bre­ite. Wir bekom­men vor allem die Spitze von den jun­gen Ensem­bles mit, die sich trauen, was zu veröf­fentlichen, uns was zu schick­en.

Seht ihr da neue Trends bei den jun­gen Ensem­bles?
Oliv­er: Ganz auf­fäl­lig ist ger­ade, dass die Grup­pen, die jet­zt entste­hen, sich dadurch ausze­ich­nen, dass sie eigene Stücke sin­gen. A‑Cappella war bis vor fünf Jahren noch fest­gelegt auf entwed­er lustig oder Stücke nachsin­gen. Und die neuen Grup­pen, die jet­zt entste­hen, die machen Musik und drück­en sich mit eige­nen Tex­ten aus. Das finde ich total bemerkenswert: A‑Cappella wird jet­zt so langsam erwach­sen. Man spielt jet­zt nicht mehr in ein­er Band, son­dern ich kann auch a‑cappella sin­gen und mein Zeug machen.
Bei der BERvokal hat­ten wir einen Abend Open-Stage, wo jed­er auf die Bühne kon­nte, der wollte — und da sind wir beina­he hin­tenüber gekippt: Eine Gruppe nach der anderen kommt da auf die Bühne und singt ein eigenes Lied. Fan­den wir total abge­fahren und neu. Oder auch Grup­pen, die jet­zt erfol­gre­ich sind, wie Juice­Box. oder OnAir, die ein­fach nur Musik machen. Das gab’s vorher so noch nicht.
Lukas: Und wenn deutsche Grup­pen es jet­zt schaf­fen, das zu verbinden, das Unter­halt­same mit der Musik, dann ist das was wirk­lich tolles und ein riesen Ding. Musik gibt es im a‑cap­pel­la-Bere­ich über­all auf der Welt auch, Witzigkeit in a‑cappella gibt es nur in Deutsch­land.

Ihr habt ja im let­zten Jahr mit BERvokal sog­ar ein Fes­ti­val gegrün­det …
Lukas: Ja, das habe ich mit Felix (unter anderem unser Chore­o­graph) ange­fan­gen. Das ist ja auch auf junge gute Grup­pen gemünzt. Und Berlin brauchte das. Da ist bish­er jedes a‑cap­pel­la-Fes­ti­val gescheit­ert, das ist ganz schw­eres Pflaster. Aber das hat mich ange­s­pornt. Ich wollte ein­fach einen deut­lichen vokalen Schw­er­punkt nach Berlin bekom­men und vor allem auch die jun­gen Grup­pen fördern, dass die ein Forum haben. Nach dem Vor­bild der voc.cologne, aber offen für alle junge tal­en­tierten Grup­pen, die Luft nach oben haben und denen man viel beib­rin­gen kann.

Wie schätzt ihr den euren Ein­fluss auf diese Entwick­lung ein?
Jan: Uns gibt es jet­zt seit zwölf Jahren — sich­er hat man da seinen Ein­fluss. Oliv­er hat als Arrangeur auch ganz bes­timmt seinen Ein­fluss in der deutschen Chor- und a‑cap­pel­la-Szene genom­men. Und wir als Gruppe haben bes­timmt auch eine Art Vor­re­it­er­rolle, was die eigene Musik ange­ht.

Und eure Musik kann ja jed­er sin­gen, ihr verkauft eure Arrange­ments inzwis­chen auch als Song­books?
Jan: Das haben wir gemacht, weil ein­fach viele Leute danach fra­gen. Unsere Sätze sind ja nicht leicht und speziell auf uns zugeschnit­ten, insofern freuen wir uns über jeden, der das schafft.
Oliv­er: Aber wir haben auch vere­in­fachte Sätze für Chöre dabei, die für SATB natür­lich angepasst sind. Und wir freuen uns ein­fach immer, wenn unsere Musik gesun­gen wird — egal von wem.

Ihr seid auch als pro­fes­sionelles Ensem­ble noch Mit­glied im Chorver­band. Warum?
Sebas­t­ian: Wir wollen die Leute ja zum Sin­gen brin­gen. Nicht umson­st haben wir viele Jahre Schul­work­shops gegeben und geben immer noch Chor­work­shops. Wir wollen den Leuten zeigen, dass Sänger ein Beruf ist, der Spaß macht und von dem man leben kann. Und wir wollen die Chorsänger ein­fach noch so ein biss­chen kitzeln. Wir haben im Chor­bere­ich ja auch eine gewisse Promi­nenz, da muss man ein­fach Zeichen set­zen: Leute, kommt in den Chor, der Chorver­band ist nicht nur eine ver­staubte Insti­tu­tion.
Jan: Und das ist ein­fach unsere Szene, in der wir uns bewe­gen, wir sind ja alle auch richtige Chorgewächse.

Und ihr seid jet­zt mit mehreren Sätzen in der Lit­er­at­u­rauswahl des Chor­wet­tbe­w­ers vertreten.
Oliv­er: Das ist natür­lich toll und freut uns sehr, wenn unsere Musik diese Schätzung erfährt. Das passiert inzwis­chen auch woan­ders: “Engel” war sog­ar mal Bestandteil des bay­erischen Abiturs, und “Gum­mibaum” wurde in ein Schul­buch aufgenom­men. Wir schreiben uns ja auf die Fahne, immer auch Volk­slieder zu sin­gen und sozusagen der deutschen Kul­tur Raum zu geben. Da passt es ganz gut, dass Arrange­ments wie “O Täler weit” und “Die Gedanken sind frei” in die Liste aufgenom­men wur­den.
Jan: Wir schauen ja immer, was kann man noch machen, was haben andere noch nicht gemacht? Denn es ist immer schön, was Neues zu machen, weil es auch frisch hält. Und wir haben das Ziel, uns alle zwei Jahre neu zu erfind­en.

— Zuerst erschienen in Chorzeit — Das Vokalmagazin, Aus­gabe März 2014.

So klingt übri­gens May­be­bop — zum Beispiel bei Oliv­er Gies’ Arrange­ment von “O Täler weit”:

Ins Netz gegangen (10.3.)

Ins Netz gegan­gen am 10.3.:

  • Liebe Raubkopier­er bei der SPD, | taz Haus­blog — Sebas­t­ian Heis­er mah­nt SPD-Grup­pierun­gen ab, weil sie eines sein­er Fotos nicht lizen­zgemäß ver­wandten:

    Nor­maler­weise stört es mich nicht, wenn andere Leute meine Texte oder Bilder weit­er­ver­bre­it­en. Falls es mich doch mal stört, schreibe ich eine fre­undliche E‑Mail oder greife zum Tele­fon (außer bei Kai Diek­mann). Aber in diesem Fall dachte ich mir: Warum sollen unter dem kaput­ten Urhe­ber­recht immer nur die Leute lei­den, die damit täglich arbeit­en müssen? Und nicht auch mal die, die dafür ver­ant­wor­lich sind?

  • Hubert Fichte — Der schwarze Engel — (Nach­trag zur Erin­nerung an seinen Todestag am 8. März)
  • Sybille Lewitscharoff: Sybille Bergs Gedanken zur Skan­dalrede — SPIEGEL ONLINE — Sybille Bergs heutige Kolumne kön­nte man Satz für Satz zitieren — sie hat ein­fach Recht …

    Unver­ständlich jedoch: Was bringt schein­bar gesunde, gut­si­tu­ierte Men­schen dazu, unver­drossen über Dinge zu reden, die sie nicht betr­e­f­fen, son­dern nur die Trägheit ihres Geistes offen­baren? Homo­pho­bie, Angst vor Rand­grup­pen und Ekel vor in Retorten gezeugtem Leben sagen nur etwas über den Ver­stand der lal­len­den Kri­tik­er aus. Sie sagen: Ich bin am Ende mit mein­er Weisheit. Ich will nicht denken, ich will mich nicht neu ori­en­tieren. Ich will keine Welt, in der alle Men­schen gle­ich sind.

  • Jus­tiz: Bitte entschuldigen Sie, Herr Edathy | ZEIT ONLINE — Thomas Fis­ch­er, Richter am BGH, in der “Zeit” über die Rolle der Staat­san­waltschaft im Strafrecht, ihre Entwick­lung und ihren gegen­wär­ti­gen Zus­tand — natür­lich aus aktuellem Anlass:

    Man wagt es kaum zu sagen: Vielle­icht sollte sich der Rechtsstaat – jeden­falls vor­läu­fig, bis zum Beweis des Gegen­teils – bei dem Beschuldigten Sebas­t­ian Edathy ein­fach entschuldigen. Er hat, nach allem, was wir wis­sen, nichts Ver­botenes getan. Vielle­icht soll­ten diejeni­gen, die ihn gar nicht schnell genug in die Hölle schick­en wollen, vor­erst ein­mal die eige­nen Wichsvor­la­gen zur Begutach­tung an die Presse übersenden. Vielle­icht soll­ten Staat­san­waltschaften weniger aufgeregt sein und sich ihrer Pflicht­en entsin­nen. Vielle­icht soll­ten Parteipoli­tik­er ihren durch nichts gerecht­fer­tigten herrschaftlichen Zugriff auf den Staat min­dern. Vielle­icht soll­ten aufgek­lärte Bürg­er ern­sthaft darüber nach­denken, wo sie die Gren­ze ziehen möcht­en zwis­chen Gut und Böse, zwis­chen dem Innen und Außen von Gedanken und Fan­tasien, zwis­chen legalem und ille­galem Ver­hal­ten. Zwis­chen dem nack­ten Men­schen und ein­er “Polizey”, die alles von ihm weiß.

  • Ann Cot­ten im Inter­view: Die Abwe­ichung beja­hen | Frank­furter Rund­schau — Judith von Stern­burg spricht mit Ann Cot­ten

    Als ich ein­mal Orna­mente geze­ich­net habe, fiel mir auf, dass in mein­er Struk­tur offen­bar etwas angelegt ist, das die Abwe­ichung immer bejaht. Ich ver­suche, den abso­lut schö­nen Kreis, die ger­ade Lin­ie zu zeich­nen, aber meine Fin­ger sind bis in die Spitzen darauf trainiert, die Abwe­ichung gutzuheißen. […] Ich glaube, es wäre vor­eilig, sich damit zufrieden zu geben, nicht per­fekt sein zu wollen. Natür­lich kann ich nicht wie ein Com­put­er zeich­nen, aber die Bemühung darum macht etwas mit mir. Ich habe genug Chaos in mir, um froh zu sein, wenn ich mich um klare For­men bemühe. Ohne die Liebe zur unerr­e­ich­baren Per­fek­tion, zu Gott, wie immer Sie es nen­nen wollen, wäre Kun­st auch nur so ein Kack­en. Wenn man sich damit zufrieden gibt, das Fleis­chliche, Fehler­hafte zu feiern.

Ins Netz gegangen (5.12.)

Ins Netz gegan­gen am 4.12.:

  • Mord: Der Para­graf | ZEIT ONLINE — Niedrige Beweg­gründe soll­ten kein Maßstab mehr sein
    Der Mord-Para­graf des Strafge­set­zbuch­es muss drin­gend über­ar­beit­et wer­den. Beileibe nicht nur, weil er von Nazi-Juris­ten for­muliert wurde.
  • Geliefert | zynæs­the­sie — wun­der­bare Liefer­ung. RT @zynaesthesie: Geliefert
  • Archae­ol­o­gy in Greece Online — An indis­pen­si­ble tool for researchers in all dis­ci­plines who wish to learn about the lat­est archae­o­log­i­cal dis­cov­er­ies in Greece and Cyprus, Archae­ol­o­gy in Greece Online/Chronique des fouilles en ligne is a rich­ly illus­trat­ed topo­graph­i­cal data­base with a map­ping fea­ture to locate field projects with­in sites and regions.
  • Lyrik­erin Elke Erb : “Es ist Leben, konkret, nicht Spiel­erei” — DIE WELT — Elke Erb spricht über das Schreiben und Leben:

    Es ist eine aktive Welt und es kommt darauf an, wie man spricht. Es ist doch ganz egal, wovon man spricht, Haupt­sache, es wird anständig erzählt.

    Die Sprache ist ein lebendi­ges Ding und nicht etwas, was schon fest­gelegt ist. Was man übri­gens auch sehen kann, wenn die Klein­lebendi­gen kom­men, die kleinen Kinder, wenn sie die Sprache nach­bilden wollen und Vor- und Nach­sil­ben aus­pro­bieren.

    Und natür­lich, ganz zen­tral:

    Die Sprache lebt, wie gesagt. Es ist Leben, konkret, nicht Spiel­erei.

    (Die Fra­gen von Dorothea von Törne kom­men mir allerd­ings dur­chaus selt­sam vor, wie hingeschmis­sene Brock­en, die warten, ob Erb irgend­wie darauf reagieren mag …

  • Ein let­ztes Gespräch mit Peter Kurzeck: „Wie sollst du dir jet­zt den erset­zen?“ — Feuil­leton — FAZ — Ein Gespräch mit Peter Kurzeck im Sep­tem­ber 2013 über Wal­ter Kem­pows­ki, Chro­nis­ten und Schrift­steller und das Tage­buch­schreiben, das noch ein­mal Kurzecks Posi­tion (zum Schreiben und zur Welt) sehr schön zusam­men­fasst:

    Ja, man denkt, man sei für die Bewahrung der Welt zuständig.

    Schön auch diese beiläu­fige Bemerkung:

    Man muss schon auf­passen, was man liest.

Lehren aus der Geschichte: Mittagsschlaf

Ger­hard Polt ist sich sich­er:

Also ich glaube, dass wahrschein­lich in der Zeit des Kon­fuz­ius, des Dio­genes, des Kaisers Heli­o­ga­balus bis hin zu Karl dem Großen und bis heute ein Mit­tagss­chlaf immer etwas Angenehmes war, immer etwas, was alle geschätzt haben.

– so sagt er es im Kapi­tel “Geschicht­en über Geschichte” auf Seite 89 des Gesprächs­buchs Ger­hard Polt und auch son­st, das let­ztes Jahr zu seinem 70. Geburt­stag erschien und viele solche Weisheit­en eines klu­gen Humoris­ten und schar­fzüngi­gen Beobachters ver­sam­melt. Und irgend­wie hat er ja auch Recht …

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