Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

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#20books Book Challenge

Ich bin wieder mal hoff­nungs­los late to the par­ty, dafür gibt es gle­ich alles auf einen Stre­ich und hier, nicht auf Mastodon, wo die Chal­lenge herkommt: “20 Büch­er, die dich geprägt haben. Ein Buch pro Tag, 20 Tage lang.”.

Die Auswahl war gar nicht so ein­fach: Manche Büch­er waren sehr schnell klar, bei anderen war es schwieriger, sich auf ein konkretes Buch festzule­gen — oft ist es dann doch eher ein Autor/eine Autorin oder eine Gruppe von Tex­ten, die mich beson­ders bee­in­flussten. Nichts­destotrotz, das ist die Liste, die nach einigem Über­legen rauskam (ohne beson­dere Rei­hen­folge):

  1. Judith Kerr, Als Hitler das rosa Kan­inchen stahl
  2. Gudrun Pause­wang, Die Wolke
  3. Michael Ende, Momo
  4. Thomas Mann, Der Zauber­berg
  5. Peter Weiss, Ästhetik des Wider­stands
  6. Peter Kurzeck, Der Nußbaum gegenüber vom Laden, in dem du dein Brot kauf­st. Die Idylle wird bald ein Ende haben!
  7. Friedrich Hölder­lin, Hype­r­i­on oder der Eremit in Griechen­land
  8. Max Horkheimer/Theodor W. Adorn, Dialek­tik der Aufk­lärung. Philosophis­che Frag­mente
  9. Thomas Bern­hard, Aus­löschung. Ein Zer­fall
  10. Georg Büch­n­er, Lenz
  11. Georg Büch­n­er, Der Hes­sis­che Land­bote
  12. Georg Friedrich Wil­helm Hegel, Ästhetik
  13. Rainald Goetz, Irre
  14. Thomas Mann, Dok­tor Faus­tus
  15. Judith Buth­ler, Das Unbe­ha­gen der Geschlechter
  16. Friedrich Schiller, Über die ästhetis­ch­er Erziehung des Men­schen
  17. Michel de Mon­taigne, Essais
  18. Car­lo Ginzburg, Der Käse und die Würmer
  19. Thomas Mei­necke, Tomboy
  20. Thomas Kling, Erprobung herzstärk­ender Mit­tel, Geschmacksver­stärk­er, Brennstabm, Nacht.Sicht.Gerät. Aus­gewählte Gedichte 1981 — 1993
geknüpftes netz (knoten)

Ins Netz gegangen (9.5.)

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spinnennetz in blühpflanzen

Ins Netz gegangen (17.6.)

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  • Reisezeitun­ter­schiede unter­schiedlich­er Verkehrsarten von Tür zu Tür im Stadtverkehr – Real­ität und sub­jek­tive Wahrnehmungsverz­er­rung | Zukun­ft Mobil­ität → mar­tin ran­del­hoff hat eine schöne über­sicht über (durch­schnit­tliche) reisezeit­en im stadtverkehr zusam­mengestellt

    Eine Ursache für diese Verteilung mit ein­er starken Pkw-Nutzung auch bei gerin­gen Ent­fer­nun­gen liegt in ein­er häu­fig anzutr­e­f­fend­en sub­jek­tiv­en Fehlwahrnehmung bei der Bew­er­tung der Schnel­ligkeit bzw. der Reisezeit.

  • “Der eigent­liche Skan­dal liegt ganz woan­ders” | LTO → er anwalt son­nen­berg find­et deut­liche worte:

    LTO: Was hat die Aus­sage von CSU-Lan­des­grup­penchef Alexan­der Dobrindt zur “aggres­siv­en Anti-Abschiebe-Indus­trie” seit­ens der Anwälte bei Ihnen aus­gelöst?

    Son­nen­berg: Das ist eine saudumme sowie kack­freche Aus­sage von einem, der keine Ahnung hat. Das ist ein Dumm­schwätzer der Mann, das kön­nen Sie gerne so zitieren.

  • The Lifes­pan of a Lie | Medi­um → das stan­ford prison exper­i­ment ist wohl kaum noch als ern­sthaftes exper­i­ment zu hal­ten

    The appeal of the Stan­ford prison exper­i­ment seems to go deep­er than its sci­en­tif­ic valid­i­ty, per­haps because it tells us a sto­ry about our­selves that we des­per­ate­ly want to believe: that we, as indi­vid­u­als, can­not real­ly be held account­able for the some­times rep­re­hen­si­ble things we do. As trou­bling as it might seem to accept Zimbardo’s fall­en vision of human nature, it is also pro­found­ly lib­er­at­ing. It means we’re off the hook. Our actions are deter­mined by cir­cum­stance. Our fal­li­bil­i­ty is sit­u­a­tion­al. Just as the Gospel promised to absolve us of our sins if we would only believe, the SPE offered a form of redemp­tion tai­lor-made for a sci­en­tif­ic era, and we embraced it.

  • Two Hun­dred Fifty Things An Archi­tect Should Know | Read­ing Design → wun­der­bare liste von din­gen, die architek­ten — und eigentlich nicht nur die — wis­sen soll­ten, hat michael sorkin hier zusam­mengestellt
  • Hat das E‑Book eine Zukun­ft? | Medi­um → andré spiegel über das ebook und die zukun­ft

    Ich habe mir irgend­wann gesagt: Okay, es wird also in Zukun­ft alles in bei­den For­mat­en geben, auf Papi­er und dig­i­tal. Aber mit der Zeit musste ich ein­se­hen, dass die alten Bestände, alles was bis zum Ende des zwanzig­sten Jahrhun­derts erschienen ist, nur sehr begren­zt in die dig­i­tale Welt rüberge­lan­gen wer­den. Das ganze Suhrkamp-Uni­ver­sum allein: alles weg, und das wird sich auch nicht mehr ändern. Dann habe ich mir gesagt: Okay, also wird wenig­stens alles, was ab dem ein­undzwanzig­sten Jahrhun­dert erscheint, in bei­den Wel­ten vorhan­den sein. Aber jet­zt lerne ich, dass auch das nicht stimmt.

  • Debat­te oder Protest: Wie weit­er gegen rechts? | Blät­ter für deutsche und inter­na­tionale Poli­tik → warum die idee, man müsse nur mit den recht­en “reden”, unsinn ist und am prob­lem vor­bei geht:

    Sich selb­st in diese Tra­di­tion stel­lend, beschwört Kubitschek seit Jahren eben nicht die Debat­te, son­dern die finale Krise, um endlich zur erlösenden Tat schre­it­en zu kön­nen

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Ins Netz gegangen (9.11.)

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  • Auf den Spuren der Rev­o­lu­tionärIn­nen | Skug → ein schön­er fotoes­say von anton tant­ner.

    Langsam bemächtigt sich hier die Natur der nur sel­ten mit Blu­men geschmück­ten Gräber, die Denkmäler von Rotarmis­ten und Strom­mas­ten rot­ten vor sich hin, an den roten Ster­nen, so sie denn noch vorhan­den sind, blät­tert die Farbe ab. Das Zeug­nis ver­gan­gener Sow­jet­macht liegt bewusst dem Ver­fall preis­gegeben, und doch, all dem Mod­er und Rost zum Trotz: Vere­inzelt bren­nt eine Kerze – als ob sich Karl Liebknechts pathetis­che Ankündi­gung, die Leichen der hinge­morde­ten Kämpfer wür­den wieder aufer­ste­hen, dere­inst erfüllen werde, als ob den Toten bes­timmt sei, in ein­er kom­mu­nis­tis­chen Zukun­ft aufer­weckt zu wer­den.

  • Durch­set­zung von Verkehrsregeln | Zukun­ft Mobil­ität → mar­tin ran­del­hoff begin­nt eine serie über die gestal­tung der mobil­itätswende mit einem plä­doy­er für eine bessere durch­set­zung der verkehrsregeln, vor allem zum schutz schwächer­er verk­er­steil­nehmer wie etwa den fußgängern
  • Die Sache mit dem Leser­schwund | BR → knut cord­sen denkt über den buch­markt und seine verän­derun­gen nach — nicht völ­lig pes­simistisch, aber doch in ziem­lich grauen far­ben — allerd­ings v.a. aus ein­er ökonomis­chen per­spek­tive
  • Das gefährliche Raunen | Zeit → bern­hard pörk­sen mit einem (auch eher pauschalen) text zur gefahr der pauschalen, sich anscheinend ver­bre­i­t­en­den kri­tik an den medi­en (ins­ge­samt):

    Gemein­sam ist ihnen die Annahme, die etablierten Medi­en in Deutsch­land seien ein im Grunde autoritäres Regime, eine Anstalt zur Pro­duk­tion geisti­gen Anpasser­tums. Gemein­sam ist ihnen auch die Behaup­tung, man selb­st gehöre zu ein­er bedro­ht­en Mei­n­ungs­min­der­heit, die im Zweifel ver­fol­gt und bru­tal geächtet werde. […] Die gegen­wär­tig kur­sieren­den The­o­rien der Ent­mündi­gung und der Manip­u­la­tion, Chiffren eines antilib­eralen Denkens und ein­er heim­lichen Sehn­sucht nach der Revolte, helfen nie­mand. Und sie ruinieren das Ver­trauen­skli­ma, das guter Jour­nal­is­mus bräuchte, ger­ade jet­zt und ger­ade heute.

  • Das Muster der Ver­schwörung | FAZ → dur­chaus inter­es­sant, auch wenn ich immer noch etwas fas­sun­g­los bin: eine ehe­ma­lige anhän­gerin chem­trail und anderen ver­schwörungs­the­o­rien erzählt
  • Luther­land ist abge­bran­nt | Mein Jahr mit Luther → achim landwehrs unbe­d­ingt lesenswerte “abrech­nung” mit dem refor­ma­tion­sju­biläum 2017 und über­legun­gen, was daraus für jubiläen udn unsere geschicht­skul­tur über­haupt fol­gt:

    was bleibt da vom Refor­ma­tion­sju­biläum? Es bleibt eine große Leere – eine Leere, die sich aber nicht bre­it­macht, weil das Jubiläum nun zu Ende gegan­gen ist. Diese Leere ist durch das Refor­ma­tion­sju­biläum selb­st pro­duziert wor­den. […] Fast zwangsläu­fig hängt diese inhaltliche Aushöh­lung mit dem Ver­such zur nahezu hem­mungslosen wirtschaftlichen Ver­w­er­tung des Jubiläums zusam­men. Die Feier zu 500 Jahren Ref­or­ma­tion fand sich eingek­lemmt zwis­chen Kirche und Kom­merz, zwis­chen Ökumene und Ökonomie. Nein, falsch. Das Refor­ma­tion­sju­biläum war nicht eingek­lemmt. Es hat ver­sucht, sich dort bequem einzuricht­en. […] Der Leer­lauf des Jubiläums­geschehens ergab sich nicht, weil es ein Zuviel an Ref­or­ma­tion gegeben hätte, son­dern weil zu wenig Ref­or­ma­tion in diesem Jubiläum war. Und der Man­gel an Ref­or­ma­tion kam dadurch zus­tande, dass man das his­torische Ereig­nis mit­samt seinen konkreten Umstän­den nur in recht homöopathis­chen Dosen zum The­ma machte. […] Unter dem Zwang zur Aktu­al­isierung ver­schwand die Indi­vid­u­al­ität und das his­torisch Spez­i­fis­che bis zu Unken­ntlichkeit. […] Wom­it wir es hier zu tun haben, hört auf den Namen ‚flache Geschichte‘: der möglichst geräuscharme, hin­dern­isfreie und vor allem unkom­plizierte Gebrauch (oder eher Miss­brauch) von Ver­gan­genem für gegen­wär­tige Zwecke. Flache Geschichte wird allen­thal­ben ver­wen­det. Es ist das ver­meintlich his­torische Stammtis­char­gu­ment, das zur Erk­lärung heutiger Zustände her­hal­ten muss, es ist die knapp erzählte Vorgeschichte, die Ver­gan­ge­nes genau soweit zurichtet, dass es sich in eine lin­eare Kausal­ität einord­net, und es ist das kurze Auf­blitzen eines Relik­ts aus dem Vorgestern, vielle­icht ein Bild, ein Zitat, ein Fil­mauss­chnitt oder ein bekan­nter Name, mit denen Ver­trautheit hergestellt und die Sicher­heit evoziert wer­den soll, dass es genau­so war. Flache Geschichte zielt drauf ab, sich der Mühen der Kom­plex­ität zu entledi­gen, die Gebirge der Zeit­en in aller Eile abzu­tra­gen, um freie Sicht auf die Ver­gan­gen­heit zu erhal­ten.

  • Wikipedia baut ab, oder: Was von „open“ übrig bleibt II | alba­tros → jür­gen fenn über die neg­a­tiv­en auswirkun­gen der entwick­lung des webs auf die (offene) organ­i­sa­tion von wis­sen:

    Es bedarf kein­er Erörterung, dass sich dies auch noch weit­er auf die herge­bracht­en Mit­mach­pro­jek­te des Web 2.0 auswirken wird. Wer an diese Tech­nik aus Apps plus Endgeräte gewöh­nt ist und damit aufwächst, wird nie auf die Idee kom­men, an einem Massen­pro­jekt wie Wikipedia teilzunehmen, weil er sich so etwas gar nicht mehr vorstellen kann. Nor­mal ist, dass man auf riesige Datenbestände zugreift, die automa­tisiert erstellt oder jeden­falls automa­tisiert aus­gewählt wor­den sind, aber nicht, dass man sie als Autor eigen­händig mit schreibt, kuratiert, pflegt und kollek­tiv ver­wal­tet. Das liegt alles zen­tral bei der Fir­ma, die es anbi­etet. Top-down, also nicht in den Hän­den ein­er Com­mu­ni­ty, bot­tom-up.

fischnetz

Ins Netz gegangen (13.10.)

Ins Netz gegan­gen am 13.10.:

  • „Ich liebe die Gip­sy Kings“ | taz → ein schönes, unprä­ten­tiös­es inter­view mit alvin luci­er
  • Mainz­er Anti-Dop­ing-Experte zieht sich zurück | JGU → der mainz­er anti-dop­ing­forsch­er perik­les simon hat keine lust mehr:

    “Die Insze­nierung des Anti-Dop­ing-Kampfes gehört fest zum Spitzen­sport”, sagt Prof. Dr. Dr. Perik­les Simon. “An Kri­tik wird zuge­lassen, was ger­ade unbe­d­ingt sein muss. Dann fol­gt immer der­selbe Reflex: Es gibt ein Demen­ti. Es heißt, es sei alles gar nicht so schlimm.”

  • Ein­drücke von der Frank­furter Buchmesse 2017 | alba­tros → ein schön­er (sub­jek­tiv­er) ein­druck von der frank­furter buchmesse, in dem es nicht so sehr um einzelne büch­er und autorin­nen geht, son­dern um das größere — die ver­lage, das lesen (und dankenswert­er­weise auch nicht nur um bel­letris­tik …)
  • Die Kul­tur­na­tion zappt weg | Zeit → mely kylak stellt die richti­gen fra­gen:

    Was genau macht denn eigentlich eine Kul­tur­na­tion zu ein­er Kul­tur­na­tion, wenn die Autoren, Kün­stler und Intellek­tuellen nicht mal an Tagen, an denen sie die höch­sten Ausze­ich­nun­gen des Lan­des erhal­ten, zu Wort kom­men? Wieso wer­den sie in den Abend­nachricht­en zwis­chen Fußbal­lergeb­nis­sen und Wet­ter­bericht versendet? Wieso ist Fußball Prime­time-Pro­gramm und Deutsch­er Buch­preis nicht?

spinnennetz vor natur

Ins Netz gegangen (19.7.)

Ins Netz gegan­gen am 19.7.:

  • Eine Welt jen­seits von Face­book: Auf der Suche nach Alter­na­tiv­en zum dig­i­tal­en Kap­i­tal­is­mus | Berlin­er Gazette → geert lovink über soziale net­zw­erke, offene net­ze und alter­na­tiv­en …
  • Das Luther­jahr sollte ein großer Erfolg wer­den, doch die Besuch­er bleiben aus | FAZ → der faz ist aufge­fall­en, dass zwis­chen pla­nung und wirk­lichkeit der besuch­er­ströme ein unter­schied beste­ht — luther alleine scheint nicht über­all die massen zu lock­en (da er aber ja über­all ist, sind es wohl doch recht viele …)
  • “Es ist eine andere Welt gewor­den” | Zeit → inter­es­santes inter­view — ger­ade in sein­er rel­a­tiv­en unspek­takulärtheit — mit markus hin­ter­häuser, dem inten­dan­ten der salzburg­er fest­spiele
  • Die falschen Ver­heißun­gen der E‑Mobilität | Blät­ter für deutsche und inter­na­tionale Poli­tik → über die notwendigkeit ein­er mobil­itärs-rev­o­lu­tion — die wende vom ver­bren­nungs- zum e‑motor reicht da näm­lich bei weit­em nicht aus …

    Es bedarf nicht primär ein­er tech­nol­o­gis­chen Erneuerung des beste­hen­den autodo­minierten Indi­vid­u­alverkehrs, son­dern ein­er umfassenden Mobil­itätswende. Deren Ziel muss sein, den öffentlichen und schienenge­bun­de­nen Verkehr zu stärken, die Fahrrad­in­fra­struk­tur auszubauen und das Verkehrsaufkom­men radikal zu ver­ringern – und zwar auf den Straßen und in der Luft. Die fos­silen Antrieb­sag­gre­gate müssen zum Aus­lauf­mod­ell wer­den und nur der unbe­d­ingt nötige Bedarf an indi­vidu­ellen Auto­mo­bilen sollte auf eine elek­trische Basis gestellt wer­den. Nur auf diese Weise kön­nten die gegen­wär­ti­gen Ansätze ein­er Verkehr­swende zu ein­er umfassenden Mobil­itätswende weit­er­en­twick­elt wer­den. […] Let­ztlich brauchen wir eher eine Rev­o­lu­tion als eine Wende: Wir müssen das Auto­mo­bil als zen­trales Sym­bol für Fortschritt und sozialen Sta­tus wie auch für indi­vidu­elle Frei­heit ent­thro­nen – auf der Straße, aber auch in unseren Köpfen.

  • In guter Ord­nung, aber schlechter Ver­fas­sung | FAZ → michael knoche weist in darauf hin, dass deutsch­land sein kul­turelles erbe der (gedruck­ten) büch­er seit langem arg ver­nach­läs­sigt … (auch in der faz darf man also für die dig­i­tal­isierung sein ;-) …)

    Wis­senschaft und Gesellschaft brauchen bei­des, das Orig­i­nal und das Dig­i­tal­isat. Aber wed­er mit der Bewahrung der Orig­i­nale noch mit der Dig­i­tal­isierung der his­torischen Buchbestände geht es in Deutsch­land recht voran. Dabei müsste die Sicherung der schriftlichen Über­liefer­ung auf der kul­tur­poli­tis­chen Agen­da ganz oben ste­hen. Ziel müsste sein, das Gros der alten Bestände in Bib­lio­theken und Archiv­en zugle­ich zu erhal­ten und dig­i­tal ver­füg­bar zu machen, natür­lich in klug abges­timmter Weise.

    Bei­de Aspek­te ließen sich fabel­haft miteinan­der kom­binieren, wenn entsprechende För­der­mit­tel zur Ver­fü­gung stün­den: Was dig­i­tal­isiert wird, sollte zugle­ich kon­ser­va­torisch gesichert wer­den. Was gesichert ist, wird auch dig­i­tal­isiert. Das Prinzip lautet: Kon­ver­sion nicht ohne Kon­servierung.

  • Mys­tery of Greek Amphitheater’s Amaz­ing Sound Final­ly Solved | Live Sci­ence → wieder ein rät­sel gelöst: die phänom­e­nale akustik des the­aters von epi­dau­ros liegt an den mate­ri­alien …
walter benjamin, einbahnstraße (cover)

Buch und Schrift

Die Zeit ste­ht, wie in Kon­tra­post zur Renais­sance schlechthin, so ins­beson­dere im Gegen­satz zur Sit­u­a­tion, in der die Buch­druck­erkun­st erfun­den wurde. Mag es näm­lich ein Zufall sein oder nicht, ihr Erscheinen in Deutsch­land fällt in die Zeit, da das Buch im emi­nen­ten Sinne des Wortes, das Buch der Büch­er durch Luthers Bibelüber­set­zung Volksgut wurde. Nun deutet alles darauf hin, daß das Buch in dieser überkomme­nen Gestalt seinem Ende ent­ge­genge­ht.
[…]
Die Schrift, die im gedruck­ten Buche ein Asyl gefun­den hat­te, wo sie ihr autonomes Dasein führte, wird uner­bit­tlich von Rekla­men auf die Straße hin­aus­gez­er­rt und den bru­tal­en Het­eronomien des wirtschaftlichen Chaos unter­stellt. Das ist der strenge Schul­gang ihrer neuen Form. Wenn vor Jahrhun­derten sie allmäh­lich sich niederzule­gen begann, von der aufrecht­en Inschrift zur schräg auf Pul­ten ruhen­den Hand­schrift ward; um endlich
sich im Buch­druck zu bet­ten, begin­nt sie nun eben­so langsam sich wieder vom Boden zu heben. Bere­its die Zeitung wird mehr in der Senkrecht­en als in der Hor­i­zon­tale gele­sen, Film und Reklame drän­gen die Schrift vol­lends in die dik­ta­torische Ver­tikale. Und ehe der Zeitgenosse dazu kommt, ein Buch aufzuschla­gen, ist über seine Augen ein so dicht­es Gestöber von wan­del­baren, far­bigen, stre­i­t­en­den Let­tern niederge­gan­gen, daß die Chan­cen seines Ein­drin­gens in die archais­che Stille des Buch­es ger­ing gewor­den sind. Heuschreck­en­schwärme von Schrift, die heute schon die Sonne des ver­mein­ten Geistes den Großstädtern verfin­stern, wer­den dichter mit jedem fol­gen­den Jahre wer­den.
Wal­ter Ben­jamin, Ein­bahn­straße [1928], Abschnitt “Verei­digter Bücher­re­vi­sor”

spinnweben zwischen holz, schwarz-weiß

Ins Netz gegangen (22.5.)

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  • Ein Tag im Leben eines ICE | SZ → nette (wenn auch nicht sehr tiefge­hende) Reportage über den Zug an sich (also das Gefährt) und der Aufwand, der nötig ist, dass er jeden Tag auf den Gleisen unter­wegs sein kann.
  • Franz Koglmann: “Jazz ist für mich kein Syn­onym für Frei­heit” | Stan­dard → der “stan­dard” grat­uliert franz koglmann zum seibzig­sten mit einem inter­view, von dem hier die (einige?) antworten zu lesen sind

    Ich bin bis heute der Mei­n­ung, die eigentlich wichtige musikalis­che Erschei­n­ungs­form des 20. Jahrhun­derts ist der Jazz und nicht die Zweite Wiener Schule!

  • Fake News mit Fake Jour­nals: Gen­der-Stud­ies-Hoax als Ver­lagsver­sagen | netzpolitik.org → leon­hard dobusch bei net­zpoli­tik über das wahre prob­lem von unser­iösen (wissenschafts-)verlagen:

    Unser­iöse Ver­lage, die gegen Bezahlung jeden Beitrag als ver­meintlich begutachtet pub­lizieren, waren bis­lang vor allem ein Prob­lem für den Wis­senschafts­be­trieb. Wie ein ver­meintlich­er Gen­der-Stud­ies-Hoax zeigt, sind Fake-Ver­lage aber auch eine poten­tielle Grund­lage für Fake News.

  • Wirk­lichkeits­be­wäl­ti­gung als lit­er­arisches Pro­gramm | Voll­text → schon wieder ein text von felix philipp ingold — eine all­gmeine abrech­nung mit der lit­er­aturkri­tik, wie sie heute betrieben wird

    Belege für dieses eindi­men­sion­ale Real­is­muskonzept wie auch für das unge­broch­ene Bedürf­nis nach dem bel­letris­tis­chen Human touch liefert die aktuelle Buchkri­tik in beliebiger Anzahl und mit zunehmender Insis­tenz.

  • Colour Wheels, Charts, and Tables Through His­to­ry | Pub­lic Domain Review → eine schöne über­sicht über diverse ver­suche der let­zten jahrhun­dert, das farb­spek­trum zu organ­isieren und darstel­lungs­for­men dafür zu find­en.
  • How Google Book Search Got Lost | Backchan­nel → schön­er, langer text über google books, die entwick­lung des pro­jek­tes zum (schein­baren?) still­stand — und die lek­tion daraus: “Engi­neer­ing is great, but it’s not the answer to all prob­lems.”
netzgebilde (unsplash.com)

Ins Netz gegangen (13.4.)

Ins Netz gegan­gen am 13.4.:

  • Märchen­stunde am Main | NZZ → jür­gen tietz spart nicht mit deut­lichen Worten über den Unsinn ein­er (schein­baren) Rekon­struk­tion ein­er his­torischen Alt­stadt

    Dort, wo nach den Bombe­nan­grif­f­en des Zweit­en Weltkriegs nur noch rauchende Trüm­mer lagen, man­i­festiert sich heute ein gebauter Auf­schrei nach ver­loren­er Heimeligkeit und ein­stiger städtis­ch­er Bedeu­tung. Dafür musste das zu Beginn der siebziger Jahre gebaute Tech­nis­che Rathaus ver­schwinden, nach nur 35 Jahren. So kurzat­mig ist die hes­sis­che Geschichte. Was aber ist der Sinn dieser gebaut­en Frank­furter Märchen­welt? Leis­tet sie einen Beitrag, um die drän­gen­den Fra­gen der Zukun­ft der Städte zu lösen? Wohl kaum, denn auf dem his­torisieren­den neuen Herzstück Frank­furts entste­ht ger­ade ein­mal die beschei­dene Zahl von sechzig Woh­nun­gen – mit ein­er Fläche von ins­ge­samt 7000 Quadrat­metern. Son­st gibt sich das Quarti­er als architek­tonisch verdichtete See­len­mas­sage, ein Gegen­mod­ell zu den Hochhäusern der glob­al­isierten Stadt.

    Der grosse Irrtum ein­er der­art fik­tionalen Stadtar­chitek­tur ist es, dass sie wie eine gebaute Zeit­mas­chine wirkt. Doch sie ist nur ein Abziehbild ein­er deutschen See­len­land­schaft, in der die Ver­wun­dun­gen der Kriegs- und Nachkriegszeit bis in die nach-nach­fol­gende Gen­er­a­tion andauern. So entste­ht eine wein­er­liche Mis­chung aus Ver­lust und Ver­drän­gung, aus roman­tis­ch­er Sehn­sucht und ein­er Unfähigkeit zu trauern.

  • Wer­ben mit Google: Ist die taz Schmud­delkram? | taz-haus­blog → die taz nut googles adsense und berichtet hier von schwierigkeit­en bei der “richtlinien”-einhaltung und kom­mu­nika­tion mit dem unternehmen
  • Wollen alle Autoren sein? Alles schreibt, kein­er liest | NZZ → jochen hörisch über das sich verän­dernde ver­ständ­nis von schreiben und lesen, den zusam­men­hang von sein und schreiben, welt und text

    Alles schreibt, aber kaum ein­er liest mehr so gründlich, konzen­tri­ert und hinge­bungsvoll wie der Leser in Rilkes gle­ich­namigem Gedicht oder der Buch-Enthu­si­ast in Michael Endes «Unendlich­er Geschichte». … Es ist offen­bar, dass Gott nicht im Sinne logis­ch­er Evi­denz offen­bar ist, dass auch er ein schwächel­nder Autor ist, der die Kluft, die die Welt von den Worten tren­nt, nicht ein für alle Mal über­winden kann. … Das Wort wird Fleisch, Bits wer­den Atome, die Idee der Transsub­stan­ti­a­tion ist heute mehr als ein faszinieren­des religiös­es Phan­tas­ma, näm­lich ein Schreibpro­gramm für ambi­tion­ierte Inge­nieure. Wer diese Wand­lung von Lese- in Schreibpro­gramme im Blick hat, wird sowohl das Come­back mil­i­tan­ter Reli­giosität als auch die Infla­tion der Schreiblust heute mit anderen Augen sehen. … Man ver­gisst gerne, dass die verpflich­t­ende Alpha­betisierung ein kul­tureller Son­der­weg ein­er selt­samen Wel­tecke in ein­er exzen­trischen Epoche ist bzw. war. Heute kön­nen, wenn sie denn Zugriff auf Zauber­w­erke der Inge­nieurs- und Infor­matik­erkun­st haben, alle lesen und schreiben – para­dox­er­weise eben auch diejeni­gen, die nicht lesen und schreiben kön­nen. Gemein­sam ist ihnen der Wun­sch, nicht nur ein Wort mitzure­den, son­dern Autoren zu wer­den, die von der Pflicht dis­pen­siert sind, lesen zu müssen.

  • NS-Filme: Vor­be­haltsvor­be­halte| Fre­itag → dirk alt und friede­mann bey­er über die zunehmend unnötige, aus der zeit gefal­l­ene “vorbehalts”-lösung, die ns-pro­pa­gandafilme (bzw. manche davon) unter hal­b­ver­schluss hält

    Vor diesem Hin­ter­grund mutet die hiesige Kon­tro­verse um eine offizielle Zugänglich­machung der Vor­be­halts­filme kurios an, zumal sie nicht nur die längst unwider­ru­fliche Ver­füg­barkeit der Filme ignori­ert, son­dern darüber hin­aus von Dämon­isierung und reflexar­tiger Betrof­fen­heit geprägt ist.

  • Index, A cel­e­bra­tion of the | TLS → ein lob der indices und ihres klugheit/ihres wis­sens, anlässlich des sechzigjähri­gen beste­hens der “Soci­ety of Index­ers”
  • a href=“http://blogs.faz.net/pop-anthologie/2017/03/18/alte-mythen-in-honig-351/”>Genesis: „The Musi­cal Box“ | Pop-Antholo­gie → her­vor­ra­gende würdi­gung des großar­ti­gen “the musi­cal box” (auf “nurs­ery cryme”) von gen­e­sis in der pop-antholo­gie der faz:

    Dass die Kar­ri­eren von Collins und Ruther­ford in Hits wie „Dance Into the Light“ oder „All I Need is a Mir­a­cle“ gipfel­ten, die von ein­er erschüt­tern­den Belan­glosigkeit sind, ist das trau­rige Ende dieser Entwick­lung. „The Musi­cal Box“ aber darf nicht im Kuriositätenk­abi­nett der Musikgeschichte abgelegt wer­den. Es gehört zum Kanon der besten britis­chen Pop­musik.

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Ins Netz gegangen (9.12.)

Ins Netz gegan­gen am 9.12.:

  • The Late Medieval Christ­mas Feast | Doing His­to­ry in Pub­lic → Eleanor Rus­sell über das spät­mit­te­lal­ter­liche wei­h­nachts­fest in eng­land:

    Like today, the most spec­tac­u­lar and antic­i­pat­ed part of the medieval Christ­mas was not the Mass, then manda­to­ry, but Christ­mas feast, an event which offered not only an oppor­tu­ni­ty to cel­e­brate the birth of Christ, recon­nect with fam­i­ly and friends, and eat to burst­ing, but also the chance to express social hier­ar­chies and iden­ti­ty.

    To under­stand the ram­i­fi­ca­tions of the Christ­mas feast, we should view it as much of a per­for­mance as the enter­tain­ments which accom­pa­nied it. Guests who per­formed admirably might receive a mark of favour, whilst social sole­cisms, such as start­ing to eat before the host did, could mean dis­grace.

    Like today, the medieval Christ­mas feast was as much about con­sump­tion, com­men­sal­i­ty, and social manoeu­vring as it was about reli­gion.

  • “Diese Summe hat man nicht auf der hohen Kante” | börsen­blatt → noch so ein ten­den­z­iös­er bericht über ver­lage und die vg wort. ich hab’ immer noch nicht kapiert, warum die ver­lage die vg-wort-ein­nah­men so drin­gend brauchen. wenn sie so kreativ und schöpferisch tätig sind und eigene rei­hen entwick­eln (!) — warum passen sie die autorhono­rare bzw. autorin­nen­beteili­gun­gen an den buchum­sätzen in ihren verträ­gen nicht entsprechend an? warum müssen sie das ille­gal über die vg wort finanzieren?
  • Intellek­tuellen-Däm­merung |Tages-Anzeiger → eine ziem­lich gute vertei­di­gung (und erk­lärung) des typus “intellektuelle/r” und sein­er notwendigkeit von mar­tin ebel:

    Prüf­stein intellek­tuellen Engage­ments ist allein, ob es über das eigene Inter­esse hin­aus­ge­ht, ob es das Wohl des Ganzen im Auge hat. Es geht nicht um eine Charak­ter- oder Mut­prü­fung des Intellek­tuellen, son­dern um sein Urteilsver­mö­gen, seine Fan­tasie, seine Orig­i­nal­ität.

    Intellek­tuelle sind auch keine Wel­terk­lär­er noch gar Propheten, denen man blind fol­gen kann. Sie sind aber dazu da, in ein­er Welt, in der Grup­pene­go­is­men sich immer stärk­er artikulieren, daran zu erin­nern, dass es Werte und Inter­essen gibt, die über den Eigen­nutz hin­aus­ge­hen – zum Nutzen aller. Frauen­rechte und Mei­n­ungs­frei­heit, Min­der­heit­en­schutz und Rechtssicher­heit sind solche zen­tralen Werte.

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