„Willkom­men in unser­er Sauna“ wer­den die Besuch­er des Mainz­er Musik­som­mers in der Vil­la Musi­ca begrüßt: Im Som­mer heizt sich deren klein­er Konz­ert­saal kräftig auf. Aber so heiß wurde es dann gar nicht. Auch nicht musikalisch – das Duo Arp/Frantz blieb gelassen und ließ sich von den hohen Tem­per­a­turen nicht über­wälti­gen.

Ein inter­es­santes Pro­gramm haben die bei­den jun­gen Musik­er mit­ge­bracht: Sie kon­trastieren Werke für Cel­lo und Klavier von Johann Sebas­t­ian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy. Das passt — immer­hin war Mendelssohn Bartholdy ein großer Verehrer Bachs. Davon kann man aber an diesem Abend nur wenig hören. Denn den bei­den Musik­ern geht es nicht darum, zu zeigen, wie geschickt der Roman­tik­er kon­tra­punk­tisch arbeit­et oder Rev­eren­zen an die Musikgeschichte in seine Kam­mer­musik ein­baut. Sie wollen vor allem die Stim­mung her­bei­holen.

Das macht sich schon gle­ich zu Beginn, in den „Vari­a­tions Con­cer­tantes“, einem knap­pen Jugendw­erk des fast zwanzigjähri­gen Kom­pon­is­ten, bemerk­bar. Julian Arp und Cas­par Frantz spie­len das als vergnügliche, kun­stvoll gear­beit­ete Unter­hal­tung im kleinen Rah­men: Weich per­lend ver­strö­men die Vari­a­tio­nen gute Laune und zeigen sich dabei als Musik, die nicht viel will – oder zu wollen scheint. Wesentlich deut­lich­er — und vielschichtiger — wird es aber in Mendelssohn Bartholdys zweit­er Sonate für Vio­lon­cel­lo und Klavier, in der das Duo die ganze Band­bre­ite der Gefüh­le auss­chöpft.

Stim­mungsvoll spielt das Duo auch zwei Sonat­en von Bach. Was anderes bleibt ja auch kaum übrig, bei der dop­pel­ten Fehlbe­set­zung: Bach hat diese Sonat­en der Gambe und dem Cem­ba­lo zugedacht, nicht dem Cel­lo und Klavier. Dass es jet­zt so ganz anders klingt, macht aber wenig. Vor allem bei der zweit­en Sonate hat das die neue Klang­pracht dur­chaus Vorteile. Vom zarten, vor­sicht­en Beginn bis zum kraftvollen Ende entste­ht dabei eine kleine Geschichte der Bewe­gung. Am Anfang noch ganz zurück­hal­tend, vor­sichtig tas­tend die Füh­ler ausstreck­end — ein Auf­bruch ins Ungewisse. Das Duo bekommt aber bald Boden unter den Füßen, mit dem zweit­en Satz wird der Schritt fest und zuver­sichtlich. Der drit­ter Satz erscheint dann als verträumtes Spazieren, fast ein Schlafwan­deln, ein Schlen­dern ohne Ziel und Not. Der Schluss wiederum ist die höch­ste Form der Bewe­gung, ganz vom Nutzen befre­it: Das Tanzen, neck­isch, mit sich­er geset­zten Pointen. Dabei sind Arp und Frantz nie effek­thascherisch. Denn die Klangverbindung zwis­chen Cel­lo und Klavier ist eng, fast sym­bi­o­tisch. Man hört in beina­he jedem Moment, dass sie sich aus gutem Grund „Duo“ nen­nen: Sie müssen sich nicht ein­mal mehr anse­hen, so gut wis­sen sie um die Reak­tion des Part­ners. Und das hört man nicht nur in der tech­nis­chen Sou­veränität, son­dern auch im Gle­ichk­lang der Far­ben und Schat­tierun­gen.

(geschrieben für die Mainz­er Rhein-Zeitung.)