das ist aber, wenn es schon immer mozart sein muss, wenig­stens ein­mal etwas, was son­st nicht zu find­en ist: die not­turni für drei singstim­men und drei bas­sethörn­er. ulf roden­häuser hat damit wieder ein­mal ein typ­is­ches vil­la-musi­ca-pro­gramm gestrickt: klug und schön gle­icher­maßen…

nachts ist alles anders. was son­st ver­schieden ist, erscheint nun plöt­zlich gle­ich: die katzen sind alle grau. das ist ein per­fek­tes umfeld für mozarts not­turni und die katzen­wiegen­lieder von igor straw­in­sky. in der vil­la musi­ca war es allerd­ings noch heller nach­mit­tag, als die stu­den­ten – stipen­di­at­en der vil­la und teil­nehmer der singing-sum­mer-kurse – die bühne betrat­en. aber hin­der­nis war das keines, sie kön­nen es trotz­dem erre­ichen, das klassen­ziel – die ver­schmelzung von men­schlich­er stimme und instru­menten der klar­inet­ten­fam­i­lie zu einem klang.

die klar­inette, vor allem aber die bas­set­thörn­er, ihre tief­er­en ver­wandten, die man in freier wild­bahn kaum mehr antrifft , war schon zu mozarts zeit­en ein scheues tier. der hat sie aber trotz­dem geliebt und ihnen nicht nur instru­men­tales wie die diver­ti­men­ti kv 439b geschrieben, er hat sie auch mit leib­hafti­gen sängern zusam­men gebracht. schon zu sein­er zeit sagte man diesen blasin­stru­menten beson­dere nähe zur gesangsstimme nach. und genau das war auch in der vil­la musi­ca zu beobacht­en: die jun­gen stu­den­ten bemüht­en sich unter der leitung ihrer dozen­ten, ulf roden­häuser für die musik­er und clau­dia eder für die sänger, ausseror­den­lich um das mis­chen der klang­far­ben. und in den sechs miniatur­dra­men der not­turni, den aufs höch­ste eingedampften opern­szenen, gelang ihnen nicht nur das, sie bewahrten sich und ihrem pub­likum ausser­dem auch noch ein ganz klares klang­bild, dass es den sängern leicht machte und neben­bei für die zuhör­er die tex­thefte auch noch über­flüs­sig machte.

auch ohne die sänger zeigten die klar­inet­tis­ten, dass man auch ohne sen­ti­men­tal­en kitsch emo­tionale musik machen kann: mit ver­stand und kön­nen nutzen sie die reichen möglichkeit­en, bleiben dabei immer gelassen und ohne aufre­gung: so wün­scht man sich den mozart: zart anschmiegsamer wohlk­lang mit rück­grat sozusagen, beson­ders berührend aus­ge­führt im ada­gio kv 580a. straw­in­skys katzen­wiegen­lieder sind genau­so kurz, vor allem aber sehr humor­voll – und das geniesst die mez­zoso­pranis­tis regi­na pätzer sichtlich.

damit es nicht bei den kleinigkeit­en aus der nacht blieb, stand auch noch jens-peter osten­dorfs „1791“ auf dem pro­gramm, eine hom­mage an mozart aus anlass des let­zten jubiläums, vor allem aber ein zeug­nis des spielerischen umgangs mit klang­ma­te­ri­alen aus der musikgeschichte, mit vielfach gebroch­enen und reflek­tierten motivteilen, die mit grossen effek­ten den anspruch auf grossar­tigkeit erheben. und die in ermü­den­der aus­führlichkeit bis zum ver­s­tum­mend er musik führen – was roden­häuser aber nie daran hin­dert, seine schüler immer wieder neu zu grösster musikalis­ch­er exak­theit anzutreiben.