Josef Hopf­gart­ner muss man nicht unbe­dingt ken­nen – als Lyri­ker war der Ober­kärnt­ner eher unbe­deu­tend. Aber wie so oft reicht sein mit­tel­mä­ßi­ges Talent aber, um Vor­la­gen für gute und schö­ne Lie­der oder Chor­sät­ze zu lie­fern. Genau das hat Franz M. Her­zog auch mit zwei Gedich­ten Hopf­gart­ners getan: Bekennt­nis­se fasst zwei Chö­re für gemisch­te Ensem­bles zusam­men. Das ist zum einen „Auf­schrei“, das die beklem­men­de, bis zur Ver­zweif­lung getrie­be­ne Qual der Inspi­ra­ti­on des Dich­ters in expres­si­ve Töne setzt. Her­zog ent­fal­tet aus ein­fa­chen Mit­tel star­ke expres­si­ve Kraf, gip­felnd in den mehr­fa­chen Sekund­rei­bun­gen zu den im for­tis­si­mo gespro­che­nen Schluss­zei­len der Verzweiflung.

Auch „Stun­de in die Nacht“, der zwei­te Teil der „Bekennt­nis­se“ ist kei­ne leich­te Kost – und den­noch sehr gegen­sätz­lich. Denn hier geht es weder Hopf­gart­ner noch Her­zog dar­um, einem Gefühl Aus­druck zu velei­hen. Hier, wo es um den Zustand des unmit­tel­bar bevor­ste­hen­den Tod geht, schon fast auf­ge­ho­ben ins Jen­seits, zäh­len nur noch Stim­mun­gen und Ein­drü­cke. Ent­spre­chend sym­bo­lisch gibt sich die Musik, mit Cho­ral-Anklän­gen, ver­ton­ten Glo­cken­schlä­gen und schein­bar ewi­gem Krei­sen. Lan­ge lie­gen­de Klän­ge im acht­stim­mi­gen Satz kom­bi­niert der Kom­po­nist mit frei dekla­mier­te Uni­so­no-Pas­sa­gen. Die geflüs­ter­ten Schluss­ver­se ver­stärk­ten das bedroh­li­ches Sze­na­rio noch zusätz­lich: Eine kunst­vol­le Inspek­ti­on der Innerlichkeit.

Franz M. Her­zog: Bekennt­nis­se. Für gemisch­te Stim­men divi­si a cap­pel­la nach Gedich­ten von Josef Hopf­gart­ner. Inns­bruck: Helb­ling 2005. HI-C5522. 18 Sei­ten. 4,20 Euro.

(geschrie­ben für die Neue Chor­zeit, Febru­ar 2008)