Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Flashdance, Easy Lover & Fix You: Moderne Pop-Chor-Arrangements von Martin Seiler

“I am music now!” heißt es im Refrain von “What a feel­ing”. Und tre­f­fend­er lässt sich das Arrange­ment aus der Fed­er von Mar­tin Seil­er kaum beschreiben: Hier kann man als Sänger/Sängerin — und auch als Zuhör­er — vol­lkom­men in die Musik ein­tauchen. Dabei ist das nur eines von drei Arrag­ne­ments, die Seil­er im Hel­bling-Ver­lag vor­legt: neben “What a feel­ing”, bekan­nt vor allem als Film­musik aus “Flash­dance”, noch Phil Collins’ “Easy Lover” und “Fix You” von Cold­play. Drei eher gefüh­lige Songs also — eigentlich alles Mod­erne Ever­greens — für die Pop.Voxx-Reihe im Hel­bling-Ver­lag.

Seil­er weiß, was er macht, wenn er so bekan­nte Vor­la­gen arrang­iert. Denn seine Sätze beruhen auf sein­er Arbeit für und mit “Greg is back”, seinem eige­nen A‑Cap­pel­la-Pop­chor. Das zeigt sich sofort, wenn man die Par­ti­turen auf­schlägt: Die sind näm­lich für SMATB mit zusät­zlich­er Solostimme (für die Melodie) bzw. im Falle von Phil Collins “Easy Lover” sog­ar für SSMATB geset­zt, wozu immer noch eine (optionale), aber empfehlenswerte Beat­box kommt. Das heißt aber nicht, dass die alle durchge­hend sechs- bis sieben­stim­mig klin­gen. Aber ander­er­seits wer­den einzelne Stim­men auch ab und an noch bis zu dreifach aufgeteilt. Also: Für Anfänger oder pop­ungeübte Chöre ist das nicht die erste Wahl, die einzel­nen Stim­men müssen in sich sta­bil und rhyth­misch ver­siert sein, sind aber — man merkt die Praxis­er­fahrung — immer gut singbar.

Bei Seil­er heißt das aber auch: Alle Stim­men wer­den wirk­lich gefordert, auch die Begleit­stim­men haben’s näm­lich nicht immer ein­fach. Dabei, das gilt für alle Sätze drei gle­icher­maßen, bekom­men sie sehr ein­falls- und ideen­re­iche Kost: Leere Floskeln find­et man hier nicht. Das hängt vielle­icht auch damit zusam­men, dass Seil­er seine Arrange­ments dra­matur­gisch sehr geschickt auf­baut. Ger­ade “What a feel­ing” und “Fix You” prof­i­tieren sehr von der großen Bre­ite an Aus­drucksmit­teln, die er ein­set­zt. Energie und Empathie wer­den den Chören nicht über­lassen, son­dern sind in den Noten­text einge­baut. Der ist dann auch entsprechend detail­liert aus­gear­beit­et und bis in Kleinigkeit­en aus­ge­feilt — für “Easy Lover” braucht Seil­er deshalb ganze 20 Seit­en, weil er sel­ten ein­fach etwas wieder­holt, son­dern immer wieder vari­iert und neue Begleit­muster ein­führt.

Obwohl alle Songs sofort als Cov­erver­sio­nen großer Hits erkennbar sind, beg­nügt sich Seil­er nicht mit ein­er reinen vokalen Kopie. Klar, wesentliche Momente — wie etwa das instru­men­tale Zwis­chen­spiel bei “Fix You” — tauchen natür­lich hier auch auf, sehr geschickt und mit viel Gespür für effek­tvolle Klänge für “seine” Beset­zung adap­tiert. Aber sie haben, vor allem durch die vielschichtige Begleitung, auch einen eige­nen Klang. Und damit bekom­men diese Arrange­ments sozusagen ein dop­peltes Hit­poten­zial.

Mar­tin Seil­er (Arrange­ment): Flashdance…What a Feel­ing (SMATB), ISBN 978–3‑99035–374‑5 — Easy Lover (SSMATB), ISBN 978–3‑99035–373‑8 — Fix You (SMATB), ISBN 978–3‑99035–372‑1. Alle im Hel­bling-Ver­lag, Rei­he Pop.Voxx, 2015.

(Zuerst erschienen in “Chorzeit — Das Vokalmagazin”)

Zurück

Ins Netz gegangen (19.10.)

Nächster Beitrag

Twitterlieblinge Oktober 2015

  1. Martin Seiler

    Vie­len Dank für diese tolle Rezen­sion mein­er Arrange­ments! Und liebe Grüße aus Augs­burg!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén