Wenigstens einmal im Jahr wird Mainz zur Jazzmetropole. Dann werden im Funkhaus des SWR große Jazzer mit dem SWR-Jazzpreis geehrt. Und zum Glück für die Mainzer gibt es immer auch ein Konzert dazu, so dass jeder die Jury-Entscheidung nachvollziehen kann. Dieses Jahr wählte sie das Duo Michael Wollny und Heinz Sauer für den mit 10.000 Euro dotieren, von Land und SWR gemeinsam getragenen Preis. Und bei der Preisverleihung konnte Staatssekretär Joachim Hoffmann-Götting gleich noch eine zweite gute Nachricht verkünden: Ab nächstem Jahr wird der Jazzpreis auf 15.000 Euro aufgestockt – und zieht damit mit dem Baden-Württembergischen Jazzpreis gleichauf.
Das Duo Wollny-Sauer war zwar keine überraschende Entscheidung, aber eine sichere Bank – seit einigen Jahren schon sorgen der junge Pianist Wollny und der Frankfurter Saxophon-Veteran Sauer mit ihrer Zusammenarbeit für Aufsehen. Im Foyer des SWR war das gut nachzuvollziehen. Ihr ausgesprochen reiches Repertoire an Mitteln und stilistischen Möglichkeiten macht ihre Musik nämlich immer wieder spannend. Und ihre Offenheit im Zusammenspiel sorgt für viele überraschende und überwältigende Momente. Vor allem beim listigen Fuchs Heinz Sauer bricht dabei immer wieder der Schalk durch. Dabei ist ihre Musik eigentlich gar nicht besonders komisch. Im Gegenteil, sie wird von einem fast heiligen Ernst getragen. Ihre Brüchigkeit verweigert sich sehr konsequent fertigen Antworten und stellt lieber ein paar Fragen zu viel als zu wenig.
Das Duo nutzt den Auftritt in Mainz auch gleich wieder für einen Versuch: Für die zweite Hälfte haben sie sich die Unterstützung Jörg Meders geholt. Das ist ein Experiment, weil er das für Jazzer eher ungewöhnliche Instrument Viola da Gamba spielt. Es bleibt allerdings auch recht experimentell: Das Zusammenspiel von Klavier, Viola und Tenorsaxophon ist vor allem akustisch problematisch, weil Wollny und Sauer den Gambisten gerne an die Wand spielen. Und auch sonst zeigt sich der Erprobungsstatus noch deutlich: Die Möglichkeiten vor allem der klanglichen Bereicherung des Duos sind erkennbar, aber ihr Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Aber der SWR-Jazzpreis soll ja auch nicht das Ende einer Musikerkarriere feiern.
Ausschnitte werden am 18.6. ab 19.05 Uhr in SWR2 gesendet.
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