»Wir wollen nicht das Unmögliche versuchen: die Gewalt mit Gewalt auszurotten. Wir wollen nicht töten. Aber von dieser Sekunde an soll alle Arbeit ruhen. Denn alle Arbeit würde noch im Dienste dieses Zeitalters des organisierten Mordes stehen. Das Zeitalter des Egoismus und des Geldes, der organisierten Gewalt und der Lüge hat in dieser weißen Sekunde, hat in uns eben sein Ende erreicht. Zwischen zwei Zeitalter schiebt sich eine Pause ein. Alles ruht. Die Zeit steht. Und wir wollen über die Erde, durch die Städte, durch die Straßen gehen und im Geiste des kommenden neuen Zeitalters, des Zeitalters der Liebe, das eben begonnen hat, jedem sagen: ‚Wir sind Brüder. Der Mensch ist gut.‘ Das sei unser einziges Handeln in der Pause zwischen den Zeitaltern. Wir wollen mit solch überzeugender Kraft des Glaubens sagen: ‚Der Mensch ist gut‘, daß auch der von uns Angesprochene das tief in ihm verschüttete Gefühl ‚der Mensch ist gut‘, unter hellen Schauern empfindet und uns bittet: ‚Mein Haus ist dein Haus, mein Brot ist dein Brot.‘ Eine Welle der Liebe wird die Herzen der Menschen öffnen im Angesichte der ungeheuerlichsten Menschheitsschändung.«Leonhard Frank, Der Mensch ist gut (1918), 64
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