das war wohl nichts. dem kri­tik­er so eine steil­vor­lage zu liefern mit diesem titel, das ist wohl das mutig­ste an diesem büch­lein. natür­lich (alles andere hätte zumin­d­est mich sehr über­rascht) „kön­nen“ wed­er lebert noch sein held und alter ego tim gräbert. zumin­d­est nicht in dem sinn, in dem es hier ver­wen­det wird: näm­lich schreiben kön­nen. zumin­d­est die lit­er­arische fig­ur kann ander­er­seits doch – sex haben. son­st treibt sie allerd­ings auch nicht viel an. ein junger schrift­steller, der vor eini­gen jahren einen großen erfolg hat­te mit seinem ersten roman und nun nichts mehr zu papi­er bringt – wen das an ben­jamin lebert erin­nert, der ist nicht völ­lig schief gewick­elt. und entsprechend geht es weit­er: er vögelt lustig vor sich hin, ist aber – klis­chee, klis­chee – trotz­dem und immer noch nur ein armer ein­samer hund… der kerl trifft über eine bekan­nte (natür­lich aus dem ver­lag, wo anders als im medien­zirkus treibt er sich gar nicht herum) ein noch jün­geres mäd­chen, abi­turi­entin aus bre­men, die ger­ade in berlin prak­tikan­tin ist und die sich wohl ineinan­der ver­lieben sollen (was natür­lich nicht so ganz klar wer­den darf, wed­er den pro­tag­o­nis­ten noch den lesern). gemein­sam gehen sie auf eine reise durch skan­di­navien, etiket­tiert als ruck­sack­trip, fahren aber munter die ganze zeit taxi oder wenig­stens bus… das ganze endet in einem ziem­lichen fiasko: das mäd­chen dreht immer mehr durch, ist offen­bar schw­er geschädigt durch abwe­senden vater und überehrgeizige mut­ter, was schließlich in ein­er selb­stver­stüm­melung­sorgie endet, die wiederum über ein paar ver­wick­lun­gen dazu führt, das der „held“ gräbert sich mit einem anderen („großen“) schrift­steller anlegt und selb­st von einem schw­ert ver­let­zt wird. und danach endlich kein bock mehr hat, nach ams­ter­dam fährt und sich fröh­lich oder trau­rig bei den pros­ti­tu­ierten dort vergnüg um schließlich seine fre­undin bei deren eltern abzuliefern, damit er das prob­lem endlich los ist.

das lek­torat hat sich dann tat­säch­lich erblödet, das ganze „ein roman über ein­samkeit und helden­hafte ver­suche, diese zu über­winden“ zu tit­ulieren – auf so einen schmar­rn muss man erst­mal kom­men. was mich aber viel mehr geärg­ert hat (und schließlich las ich das auf­grund ein­er pos­i­tiv­en rezen­sion, deren tenor unge­fähr war: jet­zt ist lebert endlich zu einem ernst zu nehmenden schrift­steller gereift), das der ganze ser­mon ein­fach unglaublich schlecht geschrieben ist. lebert kann wed­er vernün­ftig beobacht­en noch ordentlich beschreiben – ver­ste­ht also noch nicht ein­mal sein handw­erk. das ist alles schreck­lich blass und unspez­i­fisch, die fig­uren reden furcht­bar gestelztes zeug daher etc. etc. for­mal ist das sowieso der­maßen prim­i­tiv – schön hüb­sch der rei­he nach erzählt, ein paar völ­lig durch­schaubare andeu­tun­gen sollen wohl so etwas wie span­nung auf­bauen (etwa der strang mit dem brud­er des helden, der behin­dert ist – rein zufäl­lig natür­lich genau­so wie der held von „crazy„…. – und sich kür­zlich umge­bracht hat), in 47 kapiteln, die aber auch nur eine struk­tur sug­gerieren, die gar nicht vorhan­den ist, weil sie vol­lkom­men willkür­lich geset­zt sind.

ach ja, das „kannst du“ ist übri­gens ein zitat aus „mis­ery“ von stephen king (wom­it der ref­eren­zrah­men ja auch gek­lärt wäre…) und bezieht sich hier ganz konkret auf die fähigkeit­en der haupt­fig­ur, für seine fre­undin eine liebesgeschichte zu schreiben. das misslingt – wen über­rascht es – natür­lich auch wieder äußerst wortre­ich. genau­so wie leberts text ein schreck­lich­er fehlgriff ist – das war wohl nichts.

ben­jamin lebert: kanst du. köln: kiepen­heuer & witsch 2006.