Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: jugend

Ins Netz gegangen (12.9.)

Ins Netz gegan­gen am 12.9.:

  • Elke Hei­den­re­ich im Lit­er­atur­club: Die Ver­luderung der Kri­tik | NZZ → der lit­er­aturkri­tik­er der nzz, roman buche­li, hält wenig von der momen­ta­nen fernseh-lit­er­atur-kri­tik:

    Dort die Brüll-Kri­tik, hier die Schleim-Kri­tik, bei­des müsste man nicht ernst nehmen, wäre die Wirkung nicht so ver­heerend, denn die Kri­tik selb­st wird damit beschädigt. Das alles ist umso beden­klich­er, als es aus­gerech­net öffentlich-rechtliche Rund­funkanstal­ten sind, die unter dem Vor­wand, Lit­er­aturkri­tik zu betreiben, sie kor­rumpieren und der Ver­luderung preis­geben. Das ist kein Ser­vice pub­lic, son­dern öffentliche Selb­st­de­mon­tage.

  • Rad fahren in Gronin­gen: Was passiert wenn alle Rad­fahrer ein­er Kreuzung gle­ichzeit­ig grün haben? | RBNSHT → schöne idee/versuch in gronin­gen: an ein­er kreuzung gibt es eine phase, in der alle rad­fahrer aus allen/in alle rich­tun­gen gle­ichzeit­ig grün haben. und es funk­tion­iert …
  • Schuld ist nicht die Dig­i­tal­isierung — Fre­i­t­ext → ein etwas wehmütiger “nachruf” auf die bib­lio­theken, der lei­der in sehr vie­len punk­ten recht hat

    „Tre­ff­punk­te des Aus­tausches, Orte der Begeg­nung“ – so, heißt es auf der Web­site der Zen­tral­bib­lio­thek Berlin, sollen Bib­lio­theken heute sein. Habe ich irgend­was falsch ver­standen? Ich will in der Bib­lio­thek nie­man­dem begeg­nen. Ich will mich auch nicht aus­tauschen, wenn ich in die Bib­lio­thek gehe. Ich will mich an einen stillen Ort begeben, an dem jemand sich ein kluges Sys­tem aus­gedacht hat, in dem Büch­er und andere Medi­en geord­net beieinan­der ste­hen.

  • The myth of the well-admin­is­tered Ger­man city – Homo Lud­di­tus → schön­er blog­post, der am beispiel der baden-würt­tem­ber­gis­chen stadt leon­berg zeigt, wie mis­er­abel es um das öffentliche bauwe­sen in deutsch­land ste­ht (vor allem was die aufsicht/kontrolle von baustellen ange­ht — da muss ich vol­lends zus­tim­men), und wie wenig die städtis­che ver­wal­tung dort (und wieder: das ist ein typ­is­ches phänomen) dem ruf der deutschen effizienz und ord­nung entspricht
  • Auto: Voll outo!? | Zeit → der großar­tige burkhard straß­mann über die mobil­ität von jun­gen leuten und ihre (ange­bliche) abkehr vom auto(besitz)

    Der Mul­ti­modal-Surfer gleit­et in Out­doorhose und Trekkingschuhen durch den urba­nen Dschun­gel, schnell, flex­i­bel und ele­gant, und ist dabei stets mit Leuten über sein Smart­phone ver­net­zt. Alles, was sich bewegt, kann seinem Fortkom­men dienen, U‑Bahn, Taxi, Fahrrad oder Miet­fahrrad, Mut­ters Polo, Mit­fahrgele­gen­heit­en, der Flixbus oder das Long­board.

  • Wahlplakate in der Weimar­er Repub­lik (1919 — 1933) → eine samm­lung von wahlplakat­en, gut auf­bere­it­et und zugänglich
  • „Spitzen­man­ag­er sind da nur arme Schluck­er“ | der Fre­itag → gutes inter­view mit dem elitenforscher=soziologe michael hart­mann über eliten, reich­tum, macht und auf­stiegsmöglichkeit­en
  • Haenchen: Par­si­fal „nochmal richtig machen“ | fest­spiele­blog → ein span­nen­des inter­view mit hart­mut haenchen, dem diri­gen­ten des diesjähri­gen “par­si­fal” bei den bayreuther fest­spie­len, unter anderem über tex­tkri­tis­che fra­gen der wag­n­er-par­ti­tur und das arbeit­en in bayreuth

Symbolbild

Jugend (Sym­bol­bild) via mur­suppe

zvolen mit der hans-von-der-au-gruppe

nach langer zeit kam vor eini­gen wochen ein anruf von klaus rip­per: ob ich nicht mit der hans-von-der-au-gruppe in die slowakei nach zvolen fahren möchte — so drin­gend braucht­en sie offen­bar einen akko­rdeon­is­ten, dass sie mich fragten ;-). denn mein akko­rdeon hat in der let­zten zeit doch recht ordentlich staub ange­set­zt. glück­licher­weise war es ger­ade die woche nach pfin­g­sten und damit vor­lesungs­freie zeit in mainz — das passte also bestens. und ruck­zuck war ich engagiert. schnell noch den pfin­gst­son­ntag freigeschaufelt — das war dann zwar unnötig (weshalb ich kurzfristig noch in erbach georgelt habe) und dann kam auch schon die span­nende erste probe. schließlich stand einiges neues (nord­deutsches vor allem) auf dem pro­gramm, vieles war mir aber auch von früher noch bekan­nt — und vor allem nach ein oder zwei mal durch­spie­len wieder ganz klar im gedächt­nis. es ist schon ver­rückt, was im hinrstübchen alles die jahre über­dauert … die musik war auch mit mir noch eine sparbe­set­zung der musik (klar­inette, gitarre und mein akko­rdeon, später kam noch die zweite klar­inette hinzu), lief aber doch ziem­lich gut. ok, wie sich dann hier und da zeigen sollte: die rou­tine im zusam­men­spiel mit den tänz­ern war halt nicht mehr da — kam im laufe des aufen­haltes in zvolen allerd­ings auch wieder zurück.

doch der rei­he nach, noch ste­hen wir am 28.5. in erbach auf dem park­platz am parkdeck und warten auf den bus. der wird ger­ade noch in der mar­tin-luther-straße mit den schließkör­ben, dem bän­der­tanz-kranz und den bänken für den bankerl­tanz beladen. der rest des gepäcks der 27 leute (inkl. einiger akko­rdeons — alleine von mir schon zwei: eines für die „nor­malen” auftritte und eines für den geplanten umzug) und die verpfle­gung ging dann auch noch ger­ade so in den bus. ziem­lich pünk­tlich um 1.00 (also wirk­lich mit­ten in der nacht) set­zte sich der bus dann in bewe­gung. in walldürn sam­melten wir dann noch mareike ein und dann ging es endgültig und unaufhalt­sam gen wien. nun­ja, so ganz unaufhalt­sam lei­der doch nicht: wir macht­en ziem­lich viel pause. zum schlafen kam ich natür­lich im bus über­haupt nicht — einige minuten kurzes wegdäm­mern waren da schon das höch­ste der gefüh­le. bei der let­zten pause kurz vor wien kam dann die eingepack­te verpfle­gung ins spiel und ermöglichte uns ein wahrhaft fürstlich­es reise-früh­stück. so gestärkt kurvten wir dann noch fast eine halbe  stun­den quer durch wien zum jugendgäste­haus wien-brigit­te­nau (am friedrich-engels-platz, fast direkt an der donau). da war es allerd­ings erst halb zwölf — und vor 13 uhr kon­nten wir die zim­mer nicht beziehen. also ließen wir den bus ger­ade da ste­hen und ver­zo­gen uns erst ein­mal in den prater — als gäste der stadt wien, denn der automat in der tram kan­nte keine grup­penkarte und für alle reichte unser klein­geld nicht. im prater habe ich mich dann bald vom rest der gruppe getren­nt, um mich mit simon zu tre­f­fen, der, welch über­raschung, ver­spätet zum tre­ff­punkt kam. zusam­men sind wir dann gemütlich ins kaf­fee­haus gegan­gen und haben den nach­mit­tag verquatscht. zum schluss noch eine gemein­same rund­fahrt durch wien mit tram und s‑bahn, über her­nals — wo simon ger­ade wohnt — zurück zum han­del­skai, von wo aus ich zurück zum jugendgäste­haus geeilt bin. und dort war ich ger­ade noch rechtzeit­ig, um die anderen auf dem weg vom haupthaus zur depen­dance, wo wir unterge­bracht waren, zu tre­f­fen. nach dem aben­dessen ver­schwan­den die kids dann ruck­zuck in den bet­ten — und eine ungewöhn­liche (und sel­tene) ruhe kehrte ein. nicht aber auf unserem zim­mer. dort brachte näm­lich mann clau­dia massierend zum schreien — worauf ich mich aus dem staub machte, um am donau­ufer erst ein­mal eine runde zu laufen. bei mein­er rück­kehr herrscht­en dann wieder nor­male zustände auf unserem zim­mer …

am 29.5. ging es nach dem mit­telmäßi­gen früh­stück dann um 10 uhr weit­er in die slowakei. auf der auto­bahn woll­ten die kinder dann im bus tat­säch­lich „die wolke” schauen — nun gut, wir hat­ten sie gewarnt … tat­säch­lich kehrte so ruhe ein — und alle wur­den gehörig deprim­iert. dabei fand ich den film noch wesentlich weniger schlimm als das buch — gut, damals war ich noch erhe­blich jünger. aber mir schien doch, dass der film viel stärk­er auf han­nah und elmar konzen­tri­ert war als das buch: das ist eher ein first-love-dra­ma als ein gesellschafts- /energiepolitisches dra­ma wie die lit­er­arische vor­lage. unter­dessen endete die auto­bahn nahe der gren­ze in ein­er gigan­tis­chen baustelle — das ist auch unbe­d­ingt nötig, denn momen­tan quält sich der nicht ger­ade wenige verkehr (vor allem natür­lich unmen­gen an last­wa­gen) durch die land­straßen und kleine dör­fer. die gren­ze war schnell passiert, kon­trol­liert wurde über­haupt nicht. war es um bratisla­va herum aus­ge­sprochen flach, taucht­en immer mehr hügel auf, je näher wir nitra kamen. dort macht­en wir dann auf einem park­platz unsere mit­tagspausen und labten uns an den resten aus den uner­schöpflichen tiefen der verpfle­gungskisten. die fahrt nach zvolen ging dann ohne prob­leme weit­er, die schnell­straße 50 führte uns fast ohne unter­brechung direkt dor­thin, in die nun deut­lich hüg­ligere und stark bewalde­tet gegend.
in zvolen selb­st waren dann nach einigem kud­del­mud­del die zim­mer im inter­nat schnell bezo­gen. nur der bus­fahrer weigerte sich, bei uns zu über­nacht­en — ok, wirk­lich viel ruhe war da auch nicht oft. aber dass der auch die bei­den alter­na­ti­vange­bote auss­chlug — die immer­hin für die anderen bus­fahrer gut genug waren — was soll’s. das hotel musste er dann ja auch noch wech­seln, das erste war nicht gut genug. nerviger fand ich freilich, dass er aus­gerech­net in zvolen auch noch seine 24 stun­den ruhezeit abfeiern musste: wenn ich einen bus mit fahrer für sechs tage miete, erwarte ich eigentlich, dass ich den auch zur ver­fü­gung habe. und nicht nur fünf tage den bus nutzen kann. gut, der fahrer muss natür­lich auf seine lenkzeit­en acht­en. aber von seit­en des unternehmers wiss­müller finde ich so etwas recht unver­schämt — es ist ja schließlich nicht unsere sache, dass er direkt nacht unser­er rück­kehr wieder sofort zur näch­sten fahrt auf­brechen muss. schließlich bekommt das unternehmen ja eine menge geld dafür — da würde ich schon eine entsprechende leis­tung erwarten.
lange kon­nten wir freilich nicht im inter­nat bleiben, es war noch ein erster auftritt in ein­er art kurklinik zu absolvieren. der klappte sog­ar halb­wegs gut (ok, meine idee, den rhein­län­der aus het­zbach zu spie­len, war vielle­icht nicht der beste ein­fall ;-)). und danach stürzten sich die slowakischen mäd­chen auch noch auf unsere jungs, was diese fast unerträglich stolz machte … nach dem aben­dessen im inter­nat war dann natür­lich noch heftige gau­di mit und ohne musik auf den zim­mern.

auch der 30.5. begann für mich natür­lich laufend (mehr zu meinen ver­suchen, bei so ein­er fahrt die täglich-laufen-serie am leben zu erhal­ten, ste­ht unter laufen im aus­land). dann gabe es ein früh­es und aus­ge­sprochen mageres früh­stück — vor allem ganz ohne auf­putschende getränke: kaf­fee oder tee gab es mor­gens über­haupt nicht. danach ging es dann auch schon gle­ich weit­er im engen ter­min­plan: zunächst zur probe im kul­turhaus. dort wurde auf­marsch und finale des auftritts bzw. der auftritte an diesem vor­mit­tag geprobt. das ging dann auch einiger­maßen zügig über die bühne. die auftritte selb­st (beim ersten: fis­ch­er- und weber­tanz; beim zweit­en dann hohen­buck­o­er springer und bayrische pol­ka mit bankerl­tanz) waren dann zwar etwas stres­sig, aber son­st in ord­nung. und schon ging es auch wieder weit­er: zunächst zum mit­tagessen, dann über­raschend drei ganze stun­den ohne pro­gramm: ruhe pur. eigentlich war ja noch der umzug und auftritt auf dem mark­t­platz geplant, aber das fiel im wahrsten sinne des wortes ins wass­er: schon vor­mit­tags waren die ersten schauer aufge­zo­gen, die jet­zt jede freiluftver­anstal­tung unmöglich macht­en. das kurz­er hand auf die beine gestellte alter­na­tivpro­gramm führte uns nach ban­s­ka bystri­ca, ca. 20 kilo­me­ter von zvolen, zum großen „europa-cen­ter”, einem neuzeitlichen kon­sumtem­pel der extrak­lasse: ein einzige, fast unun­ter­broch­ene kette klam­ot­ten­lä­den — wahnsinn, so viel kann man gar nicht anziehen … zum glück kon­nten wir auch alle wieder mit zurück ins inter­nat nehmen. dort waren wir wieder nur kurz zum essen, es ging noch ein zweites mal ins kul­turhaus, zur „dis­cothéque für die kinder”. das war eine recht lustige sache. vor allem der grandios mit­mach-tanz, der zum gesang von zwei sich ständig wieder­holen­den wörter weit über zwanzig minuten andauerte — der dj musste dem schließlich gewalt­sam ein­halt bieten.

am 31.5. ging es wieder gle­ich nach dem früh­stück los: zunächst war der fototer­min am schloss zvolen, schloss zu absolvieren. dann stand für den rest des vor­mit­tags der besuch ein­er schule, eine ein­heitss­chule für die ersten acht klassen, im slowakischen grund­schule genan­nt, auf dem pro­gramm. etwas über­raschend wur­den wir nach ein­er führung durch die ziem­lich baufäl­li­gen gebäude auch noch in den deutschunter­richt inte­gri­ert — die lehrer hat­ten sich viele mühe gegeben mit der vor­bere­itung, die unsere kinder nicht so recht erwidern mocht­en. das span­nend­ste, was sie zu erzählen wussten, war der großar­tige einkauf in ban­s­ka bystri­ca: 20 liter cola. für vier leute.
danach ging es dann in die turn­halle, zum tanzen für die gesamte schule. der bän­der­tanz klappte zwar nicht richtig (und mir fiel erst danach wieder ein, wass ich beim zusam­men­brechen­den geflecht zu tun gehabt hätte), doch son­st war auch das in ord­nung. und so ganz neben­bei löste sich auch noch das mys­teri­um der ver­schwun­de­nen schwarzen weste: ilona fiel nun näm­lich auf, dass acht west­en für neun jun­gen immer einen ohne übrig lassen — in bad könig war es offen­bar der falsche, der keine mehr abbekom­men hat und deshalb alarm schlug … nach dem mit­tagessen in der schulka­n­tine durften wir dann noch eine weile auf klaus warten, der ncoh schnell zum rek­tor ent­führt wor­den war. und nach knapp zwei stun­den faulen nicht­stun ging das nach­mit­tagspro­gramm weit­er. der auftritt auf dem mark­t­platz war zwar inzwis­chen wieder dem alltäglich, nach­mit­täglichen regen zum opfer gefall­en. aber im schloss gab es noch einiges zu tun: während die tänz­er sich in tanz- und volk­skun­st-work­shops vergnügten (bei denen die zeit aber offen­bar sehr knapp bemessen war), mussten die musik­er mit klaus zum offiziellen emp­fang beim bürg­er­meis­ter. der tauchte dann zwar gar nicht auf, schick­te aber seine vertreterin, die sog­ar deutsch kon­nte und somit unseren über­set­zer über­flüs­sig machte. den beginn der ver­anstal­tung hät­ten wir beina­he noch ver­passt: es hieß zunächst, der ein­marsch zur nation­al­hymne solle noch geprobt wer­den — bevor das geschah, ging es dann aber schon gle­ich richtig los. und dann durfte jed­er sein geschenk über­re­ichen, ein paar worte sagen und eine kurze vor­führung abliefern. wir spiel­ten die „bauern­hochzeit” und den „braut­walz­er” — das geht immer und kommt gut an. für uns schloss sich dann ein express-rundgang durch die schloss-galerie an, an deren aus­gang wir auch den rest der gruppe wieder trafen. zurück im inter­nat stand dann die erste pack­o­rgie an: der bus sollte noch schnell, bevor seine zwangspause anf­ing, mit den schließkör­ben und instru­menten und son­stigem gerät beladen wer­den.

der 1.6. bescherte uns einen freien vor­mit­tag, den wir mit einem rundgang durch zvolen ver­bracht­en. viel zu sehen gibt es da allerd­ings nicht. eine fußgänger­zone (am platz des slowakischen nation­alauf­s­tandes, der nicht mehr als das übliche sozial­is­tis­che helden-mon­u­ment ist), die ger­ade aufwendig neu gestal­tet wird. eine kleine katholis­che kirche mit eini­gen betenden frauen. eine größere evan­ge­lis­che kirche, erbaut 1921, die lei­der ver­schlossen war. aber nicht für uns: denn als wir ver­sucht­en, durch die fen­ster einen blick ins innere zu erhaschen, sah uns offen­bar die küs­terin und öffnet uns die tür. innen ein schlichter, klas­sizis­tisch ange­hauchter kirchen­raum mit einem schö­nen altar, der von ein­er großen, gütig drein­blick­enden jesus­fig­ur über­ragt wird, die aus­nahm­sweise ein­mal nicht am kreuz hängt. nach dem mit­tagessen ging es dann zum großen finale: das „galakon­cert”, wie die slowak­en so etwas nen­nen, im städtis­chen the­ater. dafür musste aber zunächst ein­mal ordentlich geprobt wer­den. die einzel­nen grup­pen waren recht schnell fer­tig. aber der einzug und vor allem das finale erforderte eine menge arbeit — und viele, viele wieder­hol­un­gen. einige davon gin­gen allerd­ings auf das kon­to der grup­pen­leit­er, ins­beson­dere der rus­sis­che und der ser­bis­che stell­ten sich nicht beson­ders geschickt an bei dem sehr aus­gek­lügel­ten zer­e­moniell. das pro­gramm lief dann aber auch am schnürchen — nur haben wir lei­der nix davon mit­bekom­men, weil der zuschauer­raum ausverkauft und die seit­en­büh­nen uns ver­boten waren. unser teil lief auch sehr zufrieden­stel­lend: der het­linger ban­drit­er und der bankerl­tanz kamen auch bei diesem etwas älteren pub­likum gut an. danach gab es dann wieder ein schnelles aben­dessen und ganz, ganz eilige vor­bere­itun­gen für die dis­co zum abschluss. die ging natür­lich nicht ohne eine erneute runde des mit­mach-tanzes ab — aber immer­hin war dieses mal etwas früher schluss. und die tscheschichen musik­er hat­ten im foy­er um ihr zym­bal herum eine impro­visierte gegen­ver­anstal­tung eröffnet. um halb zwölf waren dann auch fast alle schon im bett, denn

am 2.6. ging es wieder sehr früh los: um halb sieben wurde der bus gepackt (davor war ich natür­lich wieder laufen — nur kurz, das war schon sakrisch früh …). dann noch ein­mal das früh­stück ohne kaf­fee (den es immer­hin später im bus in genü­gen­den men­gen gab) und ab gings rich­tung heimat. ein kleinen zwis­chen­stopp gab es aber noch ein­mal beim schloss, wo wir noch eine dvd mit aufze­ich­nun­gen des fes­ti­vals über­re­icht beka­men (und wern­er noch vom auto ange­fahren wurde, was zum glück glimpflich ablief) diese dvd wollte klaus aber im bus nicht zeigen. doch immer­hin gab es auf dieser fahrt etwas unter­halt­sameres als bei der hin­fahrt: shrek 2. die rück­fahrt schien dann auch angenehmer als die hin­fahrt. das lag vielle­icht auch daran, dass wir nur die abso­lut nöti­gen pausen macht­en. und so schafften wir es, mit dem in würzburg gewech­sel­ten fahrer, sog­ar vor den anvisierten 22 uhr wieder in erbach zu sein.

diese fotos hat mir fre­undlicher­weise der foto­graph der rus­sis­chen gruppe, gar­monyia, zur ver­fü­gung gestellt:

p.s.: wie wenig man vom slowakischen ver­ste­ht, mag ein auss­chnitt aus dem fes­ti­val-prospekt illus­tri­eren:

ja ja, diese jugend …

was machen wir bloß mit der …, wohin soll die ewig par­ty und das ständi­ge abhän­gen nur führen? das muss doch endlich – und zwar ganz gewaltig bald – im total­en absturz, im endgülti­gen nieder­gang und chaos deutsch­lands enden. joachim lottmann schlägt sich damit ja immer wieder gerne rum: die jugend von heute. ihr zus­tand, ihre pläne, ihr benehmen, ihre orte, ihre musik, ihre was-auch-immer… lassen ihn auch im mit­tler­weile recht fort­geschrit­te­nen alter nicht los. das ist immer etwas erk­lärungs­bedürftig, und das weiß lottmann auch sehr genau. nur kann oder will er es nicht recht klar machen, warum sein erzäh­ler immer noch den jun­gen leuten hin­ter­her­hechelt, in ihnen immer noch die erlös­er vom all­t­ag sucht.das gilt natür­lich für kein text weniger als für „die jugend von heute“mischung aus rainald goetz auf der einen und ben­jamin lebert sowie stuck­rad-barre auf der anderen seite. nur eben bei weit­em nicht so kon­se­quent wie goetz (auch lange nicht so fähig zur analyse), aber lei­der auch nicht so leicht und harm­los wie die anderen pseu­do-pop­per. deshalb bleibt das weit­ge­hend indif­fer­ent und nichtssagend – egal, von welchem blick­winkel aus man das büch­lein betra­chtet.

vor allem aber ist es eine fund­grube für lust­barkeit­en und schöne aussprüche, die ich zwar ger­ade abgetippt hat­te, die mir word­press aber jet­zt geklaut hat und die deshalb hier nicht mehr ste­hen. überig geblieben ist nur:

  • „unser kul­tur, also die jugend­kul­tur, war erken­nt­nisim­mun.“ (81)
  • „diese ganze musikin­dus­trie war für kinder gemacht, für men­schen zumin­d­est, die noch niemals vom baum der erken­nt­nis genascht hat­ten und es auch nie tun wür­den.“

jolo (wie der autor seinen stel­lvertreter, die erzäh­ler­fig­ur im buch nen­nt) würde sich wahrschein­lich krumm und scheck­ig lachen über all die, die diesen text auf irgend eine art und weise ernst nehmen… – vor satire- und ironiemerk­malen wim­melt es ja nur so im text…

man kön­nte ihn natür­lich einen bor­der­line-jour­nal­is­ten nen­nen, aber das wäre blödsinn. denn damit würde man lottmann natür­lich vol­lkom­men missver­ste­hen – was lottmann wiederum freuen würde, denn genau darauf spekuliert er ja, darauf legt er es an. es geht natür­lich um etwas anderes: wahrheit – was ist das? eine über­flüs­sige, anachro­nis­tis­che, in die irre führende idee, deren haupt­man­gel es naturgemäß ist, dass sie mit der wirk­lichkeit nicht zurande kommt, nichts mit dem erleben des lebens, dem „wahren“ leben also (ha, was für ein witz…) ein­fach keine verbindung mehr einge­hen kann. bzw. möglicher­weise eh‘ nie kon­nte… er selb­st for­muliert das dann so: „Die Jugend von heute hat einen erweit­erten Wirk­lichkeits­be­griff. […] Meinen. Sie glauben an nichts mehr, also an alles. Sie unter­schei­den nicht zwis­chen wahr und unwahr oder gut und böse. Sie däm­mern einem offe­nen Zukun­fts­feld ent­ge­gen. Wo andere noch eine Schädeldecke haben, hat die Jugend von heute eine weit offene Tür. So ein crazy Lottmann-Text kommt da ger­ade recht.“
(aus der taz, wo holm friebe, der als chef­denker der zen­tralen intel­li­genz-agen­tur auch mehrfach im text auf­taucht, dann dazu meint: “Alles Teil der Lottmann’schen Ver­schleierungstak­tik.”)

das prob­lem mit lottmann ist halt nur, dass er damit über­haupt nicht weit kommt. ihm fehlt ein­fach nicht nur die ana­lytis­che schärfe, son­dern auch die gestal­ter­ische kraft, die fähigkeit des formes unter ästhetis­chen gesicht­spunk­ten – da hat ihm halt ein autor wie rainald goetz (übri­gens in bei­den kat­e­gorien) einiges voraus … er selb­st sieht das (vgl. taz-bericht) nicht als nachteil: als „eth­nologe“ schreibe er eben nur auf, ohne wer­tung. das ist freilich schon wieder blödsinn, denn etwas auf­schreiben ohne wer­tung – wie soll das denn gehen? er hätte halt bess­er mal bei hubert fichte nach­le­sen sollen, wie so etwas ausse­hen und (sog­ar unter ver­schiede­nen gesicht­spunk­ten) funk­tion­ieren kann. olaf karnik bewun­dert das dann: „sein umher­schweifend­es Schreiben, seine unver­frorene Aufze­ich­nung banaler All­t­ags­beobach­tun­gen, motiviert von keck­er Selb­ster­mäch­ti­gung.“ aber das sind auch wieder nur leere hülsen: was ist an der aufze­ich­nung, die natür­lich über­haupt keine reine aufze­ich­nung ist, so unver­froren? und was ist an der selb­ster­mäch­ti­gung (mal abge­se­hen davon, dass die wohl jed­er autor aufzuweisen hat…) so keck? immer­hin ist das noch tre­f­fend­er als die behaup­tun­gen auf single-generation.de. “Mit seinem neuen Buch wird er zum Avant­gardis­ten des Anti-Pop.” ste­ht da – aber stimmt das? nein, denn er bleibt natür­lich pop. nur ist der pop halt nicht mehr der der 80er – das kann man bedauern oder feiern, aber es ist halt ein­fach so…

joachim lottmann: die jugend von heute. köln: kiepen­heur & witsch 2004.
eine web­seite zum buch gibt es auch, freilich fast ohne inhalt, dafür mit film­chen: www.young-kraut.de

benjamin lebert kann nicht

das war wohl nichts. dem kri­tik­er so eine steil­vor­lage zu liefern mit diesem titel, das ist wohl das mutig­ste an diesem büch­lein. natür­lich (alles andere hätte zumin­d­est mich sehr über­rascht) „kön­nen“ wed­er lebert noch sein held und alter ego tim gräbert. zumin­d­est nicht in dem sinn, in dem es hier ver­wen­det wird: näm­lich schreiben kön­nen. zumin­d­est die lit­er­arische fig­ur kann ander­er­seits doch – sex haben. son­st treibt sie allerd­ings auch nicht viel an. ein junger schrift­steller, der vor eini­gen jahren einen großen erfolg hat­te mit seinem ersten roman und nun nichts mehr zu papi­er bringt – wen das an ben­jamin lebert erin­nert, der ist nicht völ­lig schief gewick­elt. und entsprechend geht es weit­er: er vögelt lustig vor sich hin, ist aber – klis­chee, klis­chee – trotz­dem und immer noch nur ein armer ein­samer hund… der kerl trifft über eine bekan­nte (natür­lich aus dem ver­lag, wo anders als im medien­zirkus treibt er sich gar nicht herum) ein noch jün­geres mäd­chen, abi­turi­entin aus bre­men, die ger­ade in berlin prak­tikan­tin ist und die sich wohl ineinan­der ver­lieben sollen (was natür­lich nicht so ganz klar wer­den darf, wed­er den pro­tag­o­nis­ten noch den lesern). gemein­sam gehen sie auf eine reise durch skan­di­navien, etiket­tiert als ruck­sack­trip, fahren aber munter die ganze zeit taxi oder wenig­stens bus… das ganze endet in einem ziem­lichen fiasko: das mäd­chen dreht immer mehr durch, ist offen­bar schw­er geschädigt durch abwe­senden vater und überehrgeizige mut­ter, was schließlich in ein­er selb­stver­stüm­melung­sorgie endet, die wiederum über ein paar ver­wick­lun­gen dazu führt, das der „held“ gräbert sich mit einem anderen („großen“) schrift­steller anlegt und selb­st von einem schw­ert ver­let­zt wird. und danach endlich kein bock mehr hat, nach ams­ter­dam fährt und sich fröh­lich oder trau­rig bei den pros­ti­tu­ierten dort vergnüg um schließlich seine fre­undin bei deren eltern abzuliefern, damit er das prob­lem endlich los ist.

das lek­torat hat sich dann tat­säch­lich erblödet, das ganze „ein roman über ein­samkeit und helden­hafte ver­suche, diese zu über­winden“ zu tit­ulieren – auf so einen schmar­rn muss man erst­mal kom­men. was mich aber viel mehr geärg­ert hat (und schließlich las ich das auf­grund ein­er pos­i­tiv­en rezen­sion, deren tenor unge­fähr war: jet­zt ist lebert endlich zu einem ernst zu nehmenden schrift­steller gereift), das der ganze ser­mon ein­fach unglaublich schlecht geschrieben ist. lebert kann wed­er vernün­ftig beobacht­en noch ordentlich beschreiben – ver­ste­ht also noch nicht ein­mal sein handw­erk. das ist alles schreck­lich blass und unspez­i­fisch, die fig­uren reden furcht­bar gestelztes zeug daher etc. etc. for­mal ist das sowieso der­maßen prim­i­tiv – schön hüb­sch der rei­he nach erzählt, ein paar völ­lig durch­schaubare andeu­tun­gen sollen wohl so etwas wie span­nung auf­bauen (etwa der strang mit dem brud­er des helden, der behin­dert ist – rein zufäl­lig natür­lich genau­so wie der held von „crazy„…. – und sich kür­zlich umge­bracht hat), in 47 kapiteln, die aber auch nur eine struk­tur sug­gerieren, die gar nicht vorhan­den ist, weil sie vol­lkom­men willkür­lich geset­zt sind.

ach ja, das „kannst du“ ist übri­gens ein zitat aus „mis­ery“ von stephen king (wom­it der ref­eren­zrah­men ja auch gek­lärt wäre…) und bezieht sich hier ganz konkret auf die fähigkeit­en der haupt­fig­ur, für seine fre­undin eine liebesgeschichte zu schreiben. das misslingt – wen über­rascht es – natür­lich auch wieder äußerst wortre­ich. genau­so wie leberts text ein schreck­lich­er fehlgriff ist – das war wohl nichts.

ben­jamin lebert: kanst du. köln: kiepen­heuer & witsch 2006.

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