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Schlagwort: jugend

Ins Netz gegangen (12.9.)

Ins Netz gegan­gen am 12.9.:

  • Elke Hei­den­reich im Lite­ra­tur­club: Die Ver­lu­de­rung der Kri­tik | NZZ → der lite­ra­tur­kri­ti­ker der nzz, roman bucheli, hält wenig von der momen­ta­nen fern­seh-lite­ra­tur-kri­tik:

    Dort die Brüll-Kri­tik, hier die Schleim-Kri­tik, bei­des müss­te man nicht ernst neh­men, wäre die Wir­kung nicht so ver­hee­rend, denn die Kri­tik selbst wird damit beschä­digt. Das alles ist umso bedenk­li­cher, als es aus­ge­rech­net öffent­lich-recht­li­che Rund­funk­an­stal­ten sind, die unter dem Vor­wand, Lite­ra­tur­kri­tik zu betrei­ben, sie kor­rum­pie­ren und der Ver­lu­de­rung preis­ge­ben. Das ist kein Ser­vice public, son­dern öffent­li­che Selbst­de­mon­ta­ge.

  • Rad fah­ren in Gro­nin­gen: Was pas­siert wenn alle Rad­fah­rer einer Kreu­zung gleich­zei­tig grün haben? | RBNSHT → schö­ne idee/​versuch in gro­nin­gen: an einer kreu­zung gibt es eine pha­se, in der alle rad­fah­rer aus allen/​in alle rich­tun­gen gleich­zei­tig grün haben. und es funk­tio­niert …
  • Schuld ist nicht die Digi­ta­li­sie­rung – Frei­text → ein etwas weh­mü­ti­ger „nach­ruf“ auf die biblio­the­ken, der lei­der in sehr vie­len punk­ten recht hat

    „Treff­punk­te des Aus­tau­sches, Orte der Begeg­nung“ – so, heißt es auf der Web­site der Zen­tral­bi­blio­thek Ber­lin, sol­len Biblio­the­ken heu­te sein. Habe ich irgend­was falsch ver­stan­den? Ich will in der Biblio­thek nie­man­dem begeg­nen. Ich will mich auch nicht aus­tau­schen, wenn ich in die Biblio­thek gehe. Ich will mich an einen stil­len Ort bege­ben, an dem jemand sich ein klu­ges Sys­tem aus­ge­dacht hat, in dem Bücher und ande­re Medi­en geord­net bei­ein­an­der ste­hen.

  • The myth of the well-admi­nis­te­red Ger­man city – Homo Lud­dit­us → schö­ner blog­post, der am bei­spiel der baden-würt­tem­ber­gi­schen stadt leon­berg zeigt, wie mise­ra­bel es um das öffent­li­che bau­we­sen in deutsch­land steht (vor allem was die aufsicht/​kontrolle von bau­stel­len angeht – da muss ich voll­ends zustim­men), und wie wenig die städ­ti­sche ver­wal­tung dort (und wie­der: das ist ein typi­sches phä­no­men) dem ruf der deut­schen effi­zi­enz und ord­nung ent­spricht
  • Auto: Voll outo!? | Zeit → der groß­ar­ti­ge burk­hard straß­mann über die mobi­li­tät von jun­gen leu­ten und ihre (angeb­li­che) abkehr vom auto(besitz)

    Der Mul­ti­mo­dal-Sur­fer glei­tet in Out­door­ho­se und Trek­king­schu­hen durch den urba­nen Dschun­gel, schnell, fle­xi­bel und ele­gant, und ist dabei stets mit Leu­ten über sein Smart­phone ver­netzt. Alles, was sich bewegt, kann sei­nem Fort­kom­men die­nen, U‑Bahn, Taxi, Fahr­rad oder Miet­fahr­rad, Mut­ters Polo, Mit­fahr­ge­le­gen­hei­ten, der Flix­bus oder das Long­board.

  • Wahl­pla­ka­te in der Wei­ma­rer Repu­blik (1919 – 1933) → eine samm­lung von wahl­pla­ka­ten, gut auf­be­rei­tet und zugäng­lich
  • „Spit­zen­ma­na­ger sind da nur arme Schlu­cker“ | der Frei­tag → gutes inter­view mit dem elitenforscher=soziologe micha­el hart­mann über eli­ten, reich­tum, macht und auf­stiegs­mög­lich­kei­ten
  • Haen­chen: Par­si­fal „noch­mal rich­tig machen“ | fest­spie­le­b­log → ein span­nen­des inter­view mit hart­mut haen­chen, dem diri­gen­ten des dies­jäh­ri­gen „par­si­fal“ bei den bay­reu­ther fest­spie­len, unter ande­rem über text­kri­ti­sche fra­gen der wag­ner-par­ti­tur und das arbei­ten in bay­reuth

Symbolbild

Jugend (Sym­bol­bild) via mur­sup­pe

zvolen mit der hans-von-der-au-gruppe

nach lan­ger zeit kam vor eini­gen wochen ein anruf von klaus rip­per: ob ich nicht mit der hans-von-der-au-grup­pe in die slo­wa­kei nach zvo­len fah­ren möch­te – so drin­gend brauch­ten sie offen­bar einen akkor­deo­nis­ten, dass sie mich frag­ten ;-). denn mein akkor­de­on hat in der letz­ten zeit doch recht ordent­lich staub ange­setzt. glück­li­cher­wei­se war es gera­de die woche nach pfings­ten und damit vor­le­sungs­freie zeit in mainz – das pass­te also bes­tens. und ruck­zuck war ich enga­giert. schnell noch den pfingst­sonn­tag frei­ge­schau­felt – das war dann zwar unnö­tig (wes­halb ich kurz­fris­tig noch in erbach geor­gelt habe) und dann kam auch schon die span­nen­de ers­te pro­be. schließ­lich stand eini­ges neu­es (nord­deut­sches vor allem) auf dem pro­gramm, vie­les war mir aber auch von frü­her noch bekannt – und vor allem nach ein oder zwei mal durch­spie­len wie­der ganz klar im gedächt­nis. es ist schon ver­rückt, was im hinrstüb­chen alles die jah­re über­dau­ert … die musik war auch mit mir noch eine spar­be­set­zung der musik (kla­ri­net­te, gitar­re und mein akkor­de­on, spä­ter kam noch die zwei­te kla­ri­net­te hin­zu), lief aber doch ziem­lich gut. ok, wie sich dann hier und da zei­gen soll­te: die rou­ti­ne im zusam­men­spiel mit den tän­zern war halt nicht mehr da – kam im lau­fe des auf­en­hal­tes in zvo­len aller­dings auch wie­der zurück.

doch der rei­he nach, noch ste­hen wir am 28.5. in erbach auf dem park­platz am park­deck und war­ten auf den bus. der wird gera­de noch in der mar­tin-luther-stra­ße mit den schließ­kör­ben, dem bän­der­tanz-kranz und den bän­ken für den ban­kerl­tanz bela­den. der rest des gepäcks der 27 leu­te (inkl. eini­ger akkor­de­ons – allei­ne von mir schon zwei: eines für die „nor­ma­len” auf­trit­te und eines für den geplan­ten umzug) und die ver­pfle­gung ging dann auch noch gera­de so in den bus. ziem­lich pünkt­lich um 1.00 (also wirk­lich mit­ten in der nacht) setz­te sich der bus dann in bewe­gung. in wall­dürn sam­mel­ten wir dann noch marei­ke ein und dann ging es end­gül­tig und unauf­halt­sam gen wien. nun­ja, so ganz unauf­halt­sam lei­der doch nicht: wir mach­ten ziem­lich viel pau­se. zum schla­fen kam ich natür­lich im bus über­haupt nicht – eini­ge minu­ten kur­zes weg­däm­mern waren da schon das höchs­te der gefüh­le. bei der letz­ten pau­se kurz vor wien kam dann die ein­ge­pack­te ver­pfle­gung ins spiel und ermög­lich­te uns ein wahr­haft fürst­li­ches rei­se-früh­stück. so gestärkt kurv­ten wir dann noch fast eine hal­be stun­den quer durch wien zum jugend­gäs­te­haus wien-bri­git­ten­au (am fried­rich-engels-platz, fast direkt an der donau). da war es aller­dings erst halb zwölf – und vor 13 uhr konn­ten wir die zim­mer nicht bezie­hen. also lie­ßen wir den bus gera­de da ste­hen und ver­zo­gen uns erst ein­mal in den pra­ter – als gäs­te der stadt wien, denn der auto­mat in der tram kann­te kei­ne grup­pen­kar­te und für alle reich­te unser klein­geld nicht. im pra­ter habe ich mich dann bald vom rest der grup­pe getrennt, um mich mit simon zu tref­fen, der, welch über­ra­schung, ver­spä­tet zum treff­punkt kam. zusam­men sind wir dann gemüt­lich ins kaf­fee­haus gegan­gen und haben den nach­mit­tag ver­quatscht. zum schluss noch eine gemein­sa­me rund­fahrt durch wien mit tram und s‑bahn, über her­nals – wo simon gera­de wohnt – zurück zum han­dels­kai, von wo aus ich zurück zum jugend­gäs­te­haus geeilt bin. und dort war ich gera­de noch recht­zei­tig, um die ande­ren auf dem weg vom haupt­haus zur depen­dance, wo wir unter­ge­bracht waren, zu tref­fen. nach dem abend­essen ver­schwan­den die kids dann ruck­zuck in den bet­ten – und eine unge­wöhn­li­che (und sel­te­ne) ruhe kehr­te ein. nicht aber auf unse­rem zim­mer. dort brach­te näm­lich mann clau­dia mas­sie­rend zum schrei­en – wor­auf ich mich aus dem staub mach­te, um am donau­ufer erst ein­mal eine run­de zu lau­fen. bei mei­ner rück­kehr herrsch­ten dann wie­der nor­ma­le zustän­de auf unse­rem zim­mer …

am 29.5. ging es nach dem mit­tel­mä­ßi­gen früh­stück dann um 10 uhr wei­ter in die slo­wa­kei. auf der auto­bahn woll­ten die kin­der dann im bus tat­säch­lich „die wol­ke” schau­en – nun gut, wir hat­ten sie gewarnt … tat­säch­lich kehr­te so ruhe ein – und alle wur­den gehö­rig depri­miert. dabei fand ich den film noch wesent­lich weni­ger schlimm als das buch – gut, damals war ich noch erheb­lich jün­ger. aber mir schien doch, dass der film viel stär­ker auf han­nah und elmar kon­zen­triert war als das buch: das ist eher ein first-love-dra­ma als ein gesell­schafts- /​energiepolitisches dra­ma wie die lite­ra­ri­sche vor­la­ge. unter­des­sen ende­te die auto­bahn nahe der gren­ze in einer gigan­ti­schen bau­stel­le – das ist auch unbe­dingt nötig, denn momen­tan quält sich der nicht gera­de weni­ge ver­kehr (vor allem natür­lich unmen­gen an last­wa­gen) durch die land­stra­ßen und klei­ne dör­fer. die gren­ze war schnell pas­siert, kon­trol­liert wur­de über­haupt nicht. war es um bra­tis­la­va her­um aus­ge­spro­chen flach, tauch­ten immer mehr hügel auf, je näher wir nitra kamen. dort mach­ten wir dann auf einem park­platz unse­re mit­tags­pau­sen und lab­ten uns an den res­ten aus den uner­schöpf­li­chen tie­fen der ver­pfle­gungs­kis­ten. die fahrt nach zvo­len ging dann ohne pro­ble­me wei­ter, die schnell­stra­ße 50 führ­te uns fast ohne unter­bre­chung direkt dort­hin, in die nun deut­lich hüg­li­ge­re und stark bewal­de­tet gegend.
in zvo­len selbst waren dann nach eini­gem kud­del­mud­del die zim­mer im inter­nat schnell bezo­gen. nur der bus­fah­rer wei­ger­te sich, bei uns zu über­nach­ten – ok, wirk­lich viel ruhe war da auch nicht oft. aber dass der auch die bei­den alter­na­tiv­an­ge­bo­te aus­schlug – die immer­hin für die ande­ren bus­fah­rer gut genug waren – was soll’s. das hotel muss­te er dann ja auch noch wech­seln, das ers­te war nicht gut genug. ner­vi­ger fand ich frei­lich, dass er aus­ge­rech­net in zvo­len auch noch sei­ne 24 stun­den ruhe­zeit abfei­ern muss­te: wenn ich einen bus mit fah­rer für sechs tage mie­te, erwar­te ich eigent­lich, dass ich den auch zur ver­fü­gung habe. und nicht nur fünf tage den bus nut­zen kann. gut, der fah­rer muss natür­lich auf sei­ne lenk­zei­ten ach­ten. aber von sei­ten des unter­neh­mers wiss­mül­ler fin­de ich so etwas recht unver­schämt – es ist ja schließ­lich nicht unse­re sache, dass er direkt nacht unse­rer rück­kehr wie­der sofort zur nächs­ten fahrt auf­bre­chen muss. schließ­lich bekommt das unter­neh­men ja eine men­ge geld dafür – da wür­de ich schon eine ent­spre­chen­de leis­tung erwar­ten.
lan­ge konn­ten wir frei­lich nicht im inter­nat blei­ben, es war noch ein ers­ter auf­tritt in einer art kur­kli­nik zu absol­vie­ren. der klapp­te sogar halb­wegs gut (ok, mei­ne idee, den rhein­län­der aus hetz­bach zu spie­len, war viel­leicht nicht der bes­te ein­fall ;-)). und danach stürz­ten sich die slo­wa­ki­schen mäd­chen auch noch auf unse­re jungs, was die­se fast uner­träg­lich stolz mach­te … nach dem abend­essen im inter­nat war dann natür­lich noch hef­ti­ge gau­di mit und ohne musik auf den zim­mern.

auch der 30.5. begann für mich natür­lich lau­fend (mehr zu mei­nen ver­su­chen, bei so einer fahrt die täg­lich-lau­fen-serie am leben zu erhal­ten, steht unter lau­fen im aus­land). dann gabe es ein frü­hes und aus­ge­spro­chen mage­res früh­stück – vor allem ganz ohne auf­put­schen­de geträn­ke: kaf­fee oder tee gab es mor­gens über­haupt nicht. danach ging es dann auch schon gleich wei­ter im engen ter­min­plan: zunächst zur pro­be im kul­tur­haus. dort wur­de auf­marsch und fina­le des auf­tritts bzw. der auf­trit­te an die­sem vor­mit­tag geprobt. das ging dann auch eini­ger­ma­ßen zügig über die büh­ne. die auf­trit­te selbst (beim ers­ten: fischer- und weber­tanz; beim zwei­ten dann hohen­buck­oer sprin­ger und bay­ri­sche pol­ka mit ban­kerl­tanz) waren dann zwar etwas stres­sig, aber sonst in ord­nung. und schon ging es auch wie­der wei­ter: zunächst zum mit­tag­essen, dann über­ra­schend drei gan­ze stun­den ohne pro­gramm: ruhe pur. eigent­lich war ja noch der umzug und auf­tritt auf dem markt­platz geplant, aber das fiel im wahrs­ten sin­ne des wor­tes ins was­ser: schon vor­mit­tags waren die ers­ten schau­er auf­ge­zo­gen, die jetzt jede frei­luft­ver­an­stal­tung unmög­lich mach­ten. das kur­zer hand auf die bei­ne gestell­te alter­na­tiv­pro­gramm führ­te uns nach bans­ka bystri­ca, ca. 20 kilo­me­ter von zvo­len, zum gro­ßen „euro­pa-cen­ter”, einem neu­zeit­li­chen kon­sum­tem­pel der extra­klas­se: ein ein­zi­ge, fast unun­ter­bro­che­ne ket­te kla­mot­ten­lä­den – wahn­sinn, so viel kann man gar nicht anzie­hen … zum glück konn­ten wir auch alle wie­der mit zurück ins inter­nat neh­men. dort waren wir wie­der nur kurz zum essen, es ging noch ein zwei­tes mal ins kul­tur­haus, zur „dis­co­thé­que für die kin­der”. das war eine recht lus­ti­ge sache. vor allem der gran­di­os mit­mach-tanz, der zum gesang von zwei sich stän­dig wie­der­ho­len­den wör­ter weit über zwan­zig minu­ten andau­er­te – der dj muss­te dem schließ­lich gewalt­sam ein­halt bie­ten.

am 31.5. ging es wie­der gleich nach dem früh­stück los: zunächst war der foto­ter­min am schloss zvolen, schloss zu absol­vie­ren. dann stand für den rest des vor­mit­tags der besuch einer schu­le, eine ein­heits­schu­le für die ers­ten acht klas­sen, im slo­wa­ki­schen grund­schu­le genannt, auf dem pro­gramm. etwas über­ra­schend wur­den wir nach einer füh­rung durch die ziem­lich bau­fäl­li­gen gebäu­de auch noch in den deutsch­un­ter­richt inte­griert – die leh­rer hat­ten sich vie­le mühe gege­ben mit der vor­be­rei­tung, die unse­re kin­der nicht so recht erwi­dern moch­ten. das span­nends­te, was sie zu erzäh­len wuss­ten, war der groß­ar­ti­ge ein­kauf in bans­ka bystri­ca: 20 liter cola. für vier leu­te.
danach ging es dann in die turn­hal­le, zum tan­zen für die gesam­te schu­le. der bän­der­tanz klapp­te zwar nicht rich­tig (und mir fiel erst danach wie­der ein, wass ich beim zusam­men­bre­chen­den geflecht zu tun gehabt hät­te), doch sonst war auch das in ord­nung. und so ganz neben­bei lös­te sich auch noch das mys­te­ri­um der ver­schwun­de­nen schwar­zen wes­te: ilo­na fiel nun näm­lich auf, dass acht wes­ten für neun jun­gen immer einen ohne übrig las­sen – in bad könig war es offen­bar der fal­sche, der kei­ne mehr abbe­kom­men hat und des­halb alarm schlug … nach dem mit­tag­essen in der schul­kan­ti­ne durf­ten wir dann noch eine wei­le auf klaus war­ten, der ncoh schnell zum rek­tor ent­führt wor­den war. und nach knapp zwei stun­den fau­len nichts­tun ging das nach­mit­tags­pro­gramm wei­ter. der auf­tritt auf dem markt­platz war zwar inzwi­schen wie­der dem all­täg­lich, nach­mit­täg­li­chen regen zum opfer gefal­len. aber im schloss gab es noch eini­ges zu tun: wäh­rend die tän­zer sich in tanz- und volks­kunst-work­shops ver­gnüg­ten (bei denen die zeit aber offen­bar sehr knapp bemes­sen war), muss­ten die musi­ker mit klaus zum offi­zi­el­len emp­fang beim bür­ger­meis­ter. der tauch­te dann zwar gar nicht auf, schick­te aber sei­ne ver­tre­te­rin, die sogar deutsch konn­te und somit unse­ren über­set­zer über­flüs­sig mach­te. den beginn der ver­an­stal­tung hät­ten wir bei­na­he noch ver­passt: es hieß zunächst, der ein­marsch zur natio­nal­hym­ne sol­le noch geprobt wer­den – bevor das geschah, ging es dann aber schon gleich rich­tig los. und dann durf­te jeder sein geschenk über­rei­chen, ein paar wor­te sagen und eine kur­ze vor­füh­rung ablie­fern. wir spiel­ten die „bau­ern­hoch­zeit” und den „braut­wal­zer” – das geht immer und kommt gut an. für uns schloss sich dann ein express-rund­gang durch die schloss-gale­rie an, an deren aus­gang wir auch den rest der grup­pe wie­der tra­fen. zurück im inter­nat stand dann die ers­te pack­or­gie an: der bus soll­te noch schnell, bevor sei­ne zwangs­pau­se anfing, mit den schließ­kör­ben und instru­men­ten und sons­ti­gem gerät bela­den wer­den.

der 1.6. bescher­te uns einen frei­en vor­mit­tag, den wir mit einem rund­gang durch zvo­len ver­brach­ten. viel zu sehen gibt es da aller­dings nicht. eine fuß­gän­ger­zo­ne (am platz des slo­wa­ki­schen natio­nal­auf­stan­des, der nicht mehr als das übli­che sozia­lis­ti­sche hel­den-monu­ment ist), die gera­de auf­wen­dig neu gestal­tet wird. eine klei­ne katho­li­sche kir­che mit eini­gen beten­den frau­en. eine grö­ße­re evan­ge­li­sche kir­che, erbaut 1921, die lei­der ver­schlos­sen war. aber nicht für uns: denn als wir ver­such­ten, durch die fens­ter einen blick ins inne­re zu erha­schen, sah uns offen­bar die küs­te­rin und öff­net uns die tür. innen ein schlich­ter, klas­si­zis­tisch ange­hauch­ter kir­chen­raum mit einem schö­nen altar, der von einer gro­ßen, gütig drein­bli­cken­den jesus­fi­gur über­ragt wird, die aus­nahms­wei­se ein­mal nicht am kreuz hängt. nach dem mit­tag­essen ging es dann zum gro­ßen fina­le: das „gala­kon­cert”, wie die slo­wa­ken so etwas nen­nen, im städ­ti­schen thea­ter. dafür muss­te aber zunächst ein­mal ordent­lich geprobt wer­den. die ein­zel­nen grup­pen waren recht schnell fer­tig. aber der ein­zug und vor allem das fina­le erfor­der­te eine men­ge arbeit – und vie­le, vie­le wie­der­ho­lun­gen. eini­ge davon gin­gen aller­dings auf das kon­to der grup­pen­lei­ter, ins­be­son­de­re der rus­si­sche und der ser­bi­sche stell­ten sich nicht beson­ders geschickt an bei dem sehr aus­ge­klü­gel­ten zere­mo­ni­ell. das pro­gramm lief dann aber auch am schnür­chen – nur haben wir lei­der nix davon mit­be­kom­men, weil der zuschau­er­raum aus­ver­kauft und die sei­ten­büh­nen uns ver­bo­ten waren. unser teil lief auch sehr zufrie­den­stel­lend: der het­lin­ger bandri­ter und der ban­kerl­tanz kamen auch bei die­sem etwas älte­ren publi­kum gut an. danach gab es dann wie­der ein schnel­les abend­essen und ganz, ganz eili­ge vor­be­rei­tun­gen für die dis­co zum abschluss. die ging natür­lich nicht ohne eine erneu­te run­de des mit­mach-tan­zes ab – aber immer­hin war die­ses mal etwas frü­her schluss. und die tsche­schi­chen musi­ker hat­ten im foy­er um ihr zym­bal her­um eine impro­vi­sier­te gegen­ver­an­stal­tung eröff­net. um halb zwölf waren dann auch fast alle schon im bett, denn

am 2.6. ging es wie­der sehr früh los: um halb sie­ben wur­de der bus gepackt (davor war ich natür­lich wie­der lau­fen – nur kurz, das war schon sakrisch früh …). dann noch ein­mal das früh­stück ohne kaf­fee (den es immer­hin spä­ter im bus in genü­gen­den men­gen gab) und ab gings rich­tung hei­mat. ein klei­nen zwi­schen­stopp gab es aber noch ein­mal beim schloss, wo wir noch eine dvd mit auf­zeich­nun­gen des fes­ti­vals über­reicht beka­men (und wer­ner noch vom auto ange­fah­ren wur­de, was zum glück glimpf­lich ablief) die­se dvd woll­te klaus aber im bus nicht zei­gen. doch immer­hin gab es auf die­ser fahrt etwas unter­halt­sa­me­res als bei der hin­fahrt: shrek 2. die rück­fahrt schien dann auch ange­neh­mer als die hin­fahrt. das lag viel­leicht auch dar­an, dass wir nur die abso­lut nöti­gen pau­sen mach­ten. und so schaff­ten wir es, mit dem in würz­burg gewech­sel­ten fah­rer, sogar vor den anvi­sier­ten 22 uhr wie­der in erbach zu sein.

die­se fotos hat mir freund­li­cher­wei­se der foto­graph der rus­si­schen grup­pe, garm­ony­ia, zur ver­fü­gung gestellt:

p.s.: wie wenig man vom slo­wa­ki­schen ver­steht, mag ein aus­schnitt aus dem fes­ti­val-pro­spekt illus­trie­ren:

ja ja, diese jugend …

was machen wir bloß mit der …, wohin soll die ewig par­ty und das stän­di­ge abhän­gen nur füh­ren? das muss doch end­lich – und zwar ganz gewal­tig bald – im tota­len absturz, im end­gül­ti­gen nie­der­gang und cha­os deutsch­lands enden. joa­chim lott­mann schlägt sich damit ja immer wie­der ger­ne rum: die jugend von heu­te. ihr zustand, ihre plä­ne, ihr beneh­men, ihre orte, ihre musik, ihre was-auch-immer… las­sen ihn auch im mitt­ler­wei­le recht fort­ge­schrit­te­nen alter nicht los. das ist immer etwas erklä­rungs­be­dürf­tig, und das weiß lott­mann auch sehr genau. nur kann oder will er es nicht recht klar machen, war­um sein erzäh­ler immer noch den jun­gen leu­ten hin­ter­her­he­chelt, in ihnen immer noch die erlö­ser vom all­tag sucht.das gilt natür­lich für kein text weni­ger als für „die jugend von heute“mischung aus rai­nald goetz auf der einen und ben­ja­min lebert sowie stuck­rad-bar­re auf der ande­ren sei­te. nur eben bei wei­tem nicht so kon­se­quent wie goetz (auch lan­ge nicht so fähig zur ana­ly­se), aber lei­der auch nicht so leicht und harm­los wie die ande­ren pseu­do-pop­per. des­halb bleibt das weit­ge­hend indif­fe­rent und nichts­sa­gend – egal, von wel­chem blick­win­kel aus man das büch­lein betrach­tet.

vor allem aber ist es eine fund­gru­be für lust­bar­kei­ten und schö­ne aus­sprü­che, die ich zwar gera­de abge­tippt hat­te, die mir word­press aber jetzt geklaut hat und die des­halb hier nicht mehr ste­hen. über­ig geblie­ben ist nur:

  • „unser kul­tur, also die jugend­kul­tur, war erkennt­nis­im­mun.“ (81)
  • „die­se gan­ze musik­in­dus­trie war für kin­der gemacht, für men­schen zumin­dest, die noch nie­mals vom baum der erkennt­nis genascht hat­ten und es auch nie tun wür­den.“

jolo (wie der autor sei­nen stell­ver­tre­ter, die erzäh­ler­fi­gur im buch nennt) wür­de sich wahr­schein­lich krumm und sche­ckig lachen über all die, die die­sen text auf irgend eine art und wei­se ernst neh­men… – vor sati­re- und iro­nie­merk­ma­len wim­melt es ja nur so im text…

man könn­te ihn natür­lich einen bor­der­line-jour­na­lis­ten nen­nen, aber das wäre blöd­sinn. denn damit wür­de man lott­mann natür­lich voll­kom­men miss­ver­ste­hen – was lott­mann wie­der­um freu­en wür­de, denn genau dar­auf spe­ku­liert er ja, dar­auf legt er es an. es geht natür­lich um etwas ande­res: wahr­heit – was ist das? eine über­flüs­si­ge, ana­chro­nis­ti­sche, in die irre füh­ren­de idee, deren haupt­man­gel es natur­ge­mäß ist, dass sie mit der wirk­lich­keit nicht zuran­de kommt, nichts mit dem erle­ben des lebens, dem „wah­ren“ leben also (ha, was für ein witz…) ein­fach kei­ne ver­bin­dung mehr ein­ge­hen kann. bzw. mög­li­cher­wei­se eh‘ nie konn­te… er selbst for­mu­liert das dann so: „Die Jugend von heu­te hat einen erwei­ter­ten Wirk­lich­keits­be­griff. […] Mei­nen. Sie glau­ben an nichts mehr, also an alles. Sie unter­schei­den nicht zwi­schen wahr und unwahr oder gut und böse. Sie däm­mern einem offe­nen Zukunfts­feld ent­ge­gen. Wo ande­re noch eine Schä­del­de­cke haben, hat die Jugend von heu­te eine weit offe­ne Tür. So ein cra­zy Lott­mann-Text kommt da gera­de recht.“
(aus der taz, wo holm frie­be, der als chef­den­ker der zen­tra­len intel­li­genz-agen­tur auch mehr­fach im text auf­taucht, dann dazu meint: „Alles Teil der Lottmann’schen Ver­schleie­rungs­tak­tik.“)

das pro­blem mit lott­mann ist halt nur, dass er damit über­haupt nicht weit kommt. ihm fehlt ein­fach nicht nur die ana­ly­ti­sche schär­fe, son­dern auch die gestal­te­ri­sche kraft, die fähig­keit des for­mes unter ästhe­ti­schen gesichts­punk­ten – da hat ihm halt ein autor wie rai­nald goetz (übri­gens in bei­den kate­go­rien) eini­ges vor­aus … er selbst sieht das (vgl. taz-bericht) nicht als nach­teil: als „eth­no­lo­ge“ schrei­be er eben nur auf, ohne wer­tung. das ist frei­lich schon wie­der blöd­sinn, denn etwas auf­schrei­ben ohne wer­tung – wie soll das denn gehen? er hät­te halt bes­ser mal bei hubert fich­te nach­le­sen sol­len, wie so etwas aus­se­hen und (sogar unter ver­schie­de­nen gesichts­punk­ten) funk­tio­nie­ren kann. olaf kar­nik bewun­dert das dann: „sein umher­schwei­fen­des Schrei­ben, sei­ne unver­fro­re­ne Auf­zeich­nung bana­ler All­tags­be­ob­ach­tun­gen, moti­viert von kecker Selbst­er­mäch­ti­gung.“ aber das sind auch wie­der nur lee­re hül­sen: was ist an der auf­zeich­nung, die natür­lich über­haupt kei­ne rei­ne auf­zeich­nung ist, so unver­fro­ren? und was ist an der selbst­er­mäch­ti­gung (mal abge­se­hen davon, dass die wohl jeder autor auf­zu­wei­sen hat…) so keck? immer­hin ist das noch tref­fen­der als die behaup­tun­gen auf single-generation.de. „Mit sei­nem neu­en Buch wird er zum Avant­gar­dis­ten des Anti-Pop.“ steht da – aber stimmt das? nein, denn er bleibt natür­lich pop. nur ist der pop halt nicht mehr der der 80er – das kann man bedau­ern oder fei­ern, aber es ist halt ein­fach so…

joa­chim lott­mann: die jugend von heu­te. köln: kie­pen­heur & witsch 2004.
eine web­sei­te zum buch gibt es auch, frei­lich fast ohne inhalt, dafür mit film­chen: www.young-kraut.de

benjamin lebert kann nicht

das war wohl nichts. dem kri­ti­ker so eine steil­vor­la­ge zu lie­fern mit die­sem titel, das ist wohl das mutigs­te an die­sem büch­lein. natür­lich (alles ande­re hät­te zumin­dest mich sehr über­rascht) „kön­nen“ weder lebert noch sein held und alter ego tim grä­bert. zumin­dest nicht in dem sinn, in dem es hier ver­wen­det wird: näm­lich schrei­ben kön­nen. zumin­dest die lite­ra­ri­sche figur kann ande­rer­seits doch – sex haben. sonst treibt sie aller­dings auch nicht viel an. ein jun­ger schrift­stel­ler, der vor eini­gen jah­ren einen gro­ßen erfolg hat­te mit sei­nem ers­ten roman und nun nichts mehr zu papier bringt – wen das an ben­ja­min lebert erin­nert, der ist nicht völ­lig schief gewi­ckelt. und ent­spre­chend geht es wei­ter: er vögelt lus­tig vor sich hin, ist aber – kli­schee, kli­schee – trotz­dem und immer noch nur ein armer ein­sa­mer hund… der kerl trifft über eine bekann­te (natür­lich aus dem ver­lag, wo anders als im medi­en­zir­kus treibt er sich gar nicht her­um) ein noch jün­ge­res mäd­chen, abitu­ri­en­tin aus bre­men, die gera­de in ber­lin prak­ti­kan­tin ist und die sich wohl inein­an­der ver­lie­ben sol­len (was natür­lich nicht so ganz klar wer­den darf, weder den prot­ago­nis­ten noch den lesern). gemein­sam gehen sie auf eine rei­se durch skan­di­na­vi­en, eti­ket­tiert als ruck­sack­trip, fah­ren aber mun­ter die gan­ze zeit taxi oder wenigs­tens bus… das gan­ze endet in einem ziem­li­chen fias­ko: das mäd­chen dreht immer mehr durch, ist offen­bar schwer geschä­digt durch abwe­sen­den vater und über­ehr­gei­zi­ge mut­ter, was schließ­lich in einer selbst­ver­stüm­me­lungs­or­gie endet, die wie­der­um über ein paar ver­wick­lun­gen dazu führt, das der „held“ grä­bert sich mit einem ande­ren („gro­ßen“) schrift­stel­ler anlegt und selbst von einem schwert ver­letzt wird. und danach end­lich kein bock mehr hat, nach ams­ter­dam fährt und sich fröh­lich oder trau­rig bei den pro­sti­tu­ier­ten dort ver­gnüg um schließ­lich sei­ne freun­din bei deren eltern abzu­lie­fern, damit er das pro­blem end­lich los ist.

das lek­to­rat hat sich dann tat­säch­lich erblö­det, das gan­ze „ein roman über ein­sam­keit und hel­den­haf­te ver­su­che, die­se zu über­win­den“ zu titu­lie­ren – auf so einen schmarrn muss man erst­mal kom­men. was mich aber viel mehr geär­gert hat (und schließ­lich las ich das auf­grund einer posi­ti­ven rezen­si­on, deren tenor unge­fähr war: jetzt ist lebert end­lich zu einem ernst zu neh­men­den schrift­stel­ler gereift), das der gan­ze ser­mon ein­fach unglaub­lich schlecht geschrie­ben ist. lebert kann weder ver­nünf­tig beob­ach­ten noch ordent­lich beschrei­ben – ver­steht also noch nicht ein­mal sein hand­werk. das ist alles schreck­lich blass und unspe­zi­fisch, die figu­ren reden furcht­bar gestelz­tes zeug daher etc. etc. for­mal ist das sowie­so der­ma­ßen pri­mi­tiv – schön hübsch der rei­he nach erzählt, ein paar völ­lig durch­schau­ba­re andeu­tun­gen sol­len wohl so etwas wie span­nung auf­bau­en (etwa der strang mit dem bru­der des hel­den, der behin­dert ist – rein zufäl­lig natür­lich genau­so wie der held von „cra­zy„…. – und sich kürz­lich umge­bracht hat), in 47 kapi­teln, die aber auch nur eine struk­tur sug­ge­rie­ren, die gar nicht vor­han­den ist, weil sie voll­kom­men will­kür­lich gesetzt sind.

ach ja, das „kannst du“ ist übri­gens ein zitat aus „mise­ry“ von ste­phen king (womit der refe­renz­rah­men ja auch geklärt wäre…) und bezieht sich hier ganz kon­kret auf die fähig­kei­ten der haupt­fi­gur, für sei­ne freun­din eine lie­bes­ge­schich­te zu schrei­ben. das miss­lingt – wen über­rascht es – natür­lich auch wie­der äußerst wort­reich. genau­so wie leberts text ein schreck­li­cher fehl­griff ist – das war wohl nichts.

ben­ja­min lebert: kanst du. köln: kie­pen­heu­er & witsch 2006.

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