Einige von den bekannten — und von mir bewunderten und geliebten — Texten des Expressionisten Jakob van Hoddis, sehr schön und geschmackvoll als kleine Broschüre gedruckt und mit einer ansprechenden Graphik von Uwe Meier-Weitmar versehen. Mehr muss ich dazu nicht sagen …
Juli Zeh wird zur Poetikvorlesung gebeten, verweigert sich und schreibt dann doch so etwas ähnliches wie eine Poetik — in Form von verschiedenen Mails an ihr Umfeld — ihren Mann, ihren Verleger und befreundete Autoren mit ein paar dazwischengestreuten E‑Mails an die Abfallberatung (sie braucht unbedingt eine zweite blaue Tonne, um der Mengen in ihrem Haushalt produzierten Altpapiers Herr zu werden …) und das Finanzamt. Darin entwickelt sie dann zwar keine regelgerechte Poetik, zeigt aber eben gerade in ihrer Ablehnung (der Möglichkeit) einer Poetik und dem allmählichen, tastenden Entwickeln eines Romanprojekts, wie ihre Poetik aussieht und/oder zu verstehen ist. Und nebenbei räumt sie gleich noch mit ein bisschen Unsinn auf — zum Beispiel der absurden Frage “Was will uns der Autor damit sagen?” oder den blöden Interviewfragen der Medien oder dem Gespenst der politischen Autorin. Sehr amüsant und lehrreich zugleich.
Poetikvorlesung? Kommt nicht in Frage. Ich bin doch nicht mein eigener Deutsch-Leistungskurs. Ohne mich.
Etwas trocken in der Sprache und konstruiert im Plot für meinen Geschmack, hat Tiertage aber immerhin einen erheblichen Unterhaltungswert: Die Verbindung von “Fabel” (oder so ähnlich, mit den sprechenden und handelnden Tieren) und realistischem Roman hat durchaus einen gewissen Reiz.
“Silbenschutt” — nun gut, nicht ganz. Aber der einführende Zyklus “Noch lange nicht tot. Elegien, Oden, Gesänge” ist schon ein Abbruchunternehmen in der Sprache — aufgesprengte Sätze, einzelne Teile, die kein Ganzes mehr geben — das hinterlässt mich erst einmal etwas ratlos. Manchmal gibt es “schöne” Momente, in denen die Fugen der Bruchstücke anfangen zu tanzen
Vom Auge tropfe was es zu sehen schien
— aber das sind wenige, vieles berührt mich kaum oder gar nicht … Endgültiges Urteil bis zur Re-Lektüre vertagt.
Trocken-lakonischer Bericht eigentlich einer Nostalgiker-Reise: Ein russischer Emigrant, der St. Petersburg 1918 nach der Revolution als Junge mit seiner Mutter verließ, kehrt zurück an die Stätten und Erfahrungen seiner Kindheit und Jugend, in Russland und Deutschland — und erzählt bzw. berichtet das seiner Reisebegleitung, eingebettet in die Schiffsreise über den Atlantik zurück in die USA, wo er lebte. Das gibt dem Autor viel Möglichkeit, die Grausamkeiten, Inkonsequenzen und Unsinnigkeiten der Novemberrevolution in Erinnerung zu rufen — in dem etwas larmoyant-nostalgisch-erinnerungsseligen Ton der snobistischen Altherrenprosa, die sich in die gute alte Zeit zurückwünscht — das zaristische Russland des 19. Jahrhunderts.
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