Jakob van Hod­dis: Gedichte. Berlin: hochroth 2009. 22 Seit­en.

Einige von den bekan­nten — und von mir bewun­derten und geliebten — Tex­ten des Expres­sion­is­ten Jakob van Hod­dis, sehr schön und geschmack­voll als kleine Broschüre gedruckt und mit ein­er ansprechen­den Graphik von Uwe Meier-Weit­mar verse­hen. Mehr muss ich dazu nicht sagen …

Juli Zeh: Trei­deln. Frank­furter Poet­ikvorlse­un­gen. Frank­furt: Schöf­fling 2013. 197 Seit­en.

Juli Zeh wird zur Poet­ikvor­lesung gebeten, ver­weigert sich und schreibt dann doch so etwas ähn­lich­es wie eine Poet­ik — in Form von ver­schiede­nen Mails an ihr Umfeld — ihren Mann, ihren Ver­leger und befre­un­dete Autoren mit ein paar dazwis­chengestreuten E‑Mails an die Abfall­ber­atung (sie braucht unbe­d­ingt eine zweite blaue Tonne, um der Men­gen in ihrem Haushalt pro­duzierten Alt­pa­piers Herr zu wer­den …) und das Finan­zamt. Darin entwick­elt sie dann zwar keine regel­gerechte Poet­ik, zeigt aber eben ger­ade in ihrer Ablehnung (der Möglichkeit) ein­er Poet­ik und dem allmäh­lichen, tas­ten­den Entwick­eln eines Roman­pro­jek­ts, wie ihre Poet­ik aussieht und/oder zu ver­ste­hen ist. Und neben­bei räumt sie gle­ich noch mit ein biss­chen Unsinn auf — zum Beispiel der absur­den Frage “Was will uns der Autor damit sagen?” oder den blö­den Inter­viewfra­gen der Medi­en oder dem Gespenst der poli­tis­chen Autorin. Sehr amüsant und lehrre­ich zugle­ich.

Poet­ikvor­lesung? Kommt nicht in Frage. Ich bin doch nicht mein eigen­er Deutsch-Leis­tungskurs. Ohne mich.

Hen­ning Ahrens: Tiertage. Frank­furt: Fis­ch­er-Taschen­buch-Ver­lag 2009. 283 Seit­en.

Etwas trock­en in der Sprache und kon­stru­iert im Plot für meinen Geschmack, hat Tiertage aber immer­hin einen erhe­blichen Unter­hal­tungswert: Die Verbindung von “Fabel” (oder so ähn­lich, mit den sprechen­den und han­del­nden Tieren) und real­is­tis­chem Roman hat dur­chaus einen gewis­sen Reiz.

Urs Alle­mann: schoen! schoen!. Basel, Weil am Rhein: Urs Engel­er Ditor 2003. 72 Seit­en.

“Sil­ben­schutt” — nun gut, nicht ganz. Aber der ein­führende Zyk­lus “Noch lange nicht tot. Elegien, Oden, Gesänge” ist schon ein Abbruchunternehmen in der Sprache — aufge­sprengte Sätze, einzelne Teile, die kein Ganzes mehr geben — das hin­ter­lässt mich erst ein­mal etwas rat­los. Manch­mal gibt es “schöne” Momente, in denen die Fugen der Bruch­stücke anfan­gen zu tanzen

Vom Auge tropfe was es zu sehen schien

— aber das sind wenige, vieles berührt mich kaum oder gar nicht … Endgültiges Urteil bis zur Re-Lek­türe vertagt.

Hans Joachim Schädlich: Kokoschkins Reise. Rein­bek: Rowohlt 2010. 191 Seit­en.

Trock­en-lakonis­ch­er Bericht eigentlich ein­er Nos­tal­gik­er-Reise: Ein rus­sis­ch­er Emi­grant, der St. Peters­burg 1918 nach der Rev­o­lu­tion als Junge mit sein­er Mut­ter ver­ließ, kehrt zurück an die Stät­ten und Erfahrun­gen sein­er Kind­heit und Jugend, in Rus­s­land und Deutsch­land — und erzählt bzw. berichtet das sein­er Reise­be­gleitung, einge­bet­tet in die Schiff­s­reise über den Atlantik zurück in die USA, wo er lebte. Das gibt dem Autor viel Möglichkeit, die Grausamkeit­en, Inkon­se­quen­zen und Unsin­nigkeit­en der Novem­ber­rev­o­lu­tion in Erin­nerung zu rufen — in dem etwas lar­moy­ant-nos­tal­gisch-erin­nerungs­seli­gen Ton der sno­bis­tis­chen Alther­ren­prosa, die sich in die gute alte Zeit zurück­wün­scht — das zaris­tis­che Rus­s­land des 19. Jahrhun­derts.