Ich bin ja ein großer Bewunderer Elke Erbs. Und ich genieße ihre etwas ver-rückte, manchmal abseitige Poesie sehr — weil sie genau das kann, was ich an Kunst so mag: Mich berühren und verändern, neue Wahrnehmungen und Konstruktionen der Welt ermöglichen (ohne sie zu erzwingen, nur durch das Anbieten). Der für seine lyrische Überzeugunsarbeit auch kaum genug zu lobende Urs Engeler (den das deutsche Feuilleton ja inzwischen weitgehend vergessen zu haben scheint, wenn mich mein Eindruck nicht sehr täuscht …) hat genau dieser Elke Erb anlässlich der Verleihung des Ernst-Jandl-Preises für Lyrik dieses schmale Bändchen herausgegeben und den Abonnenten seiner tollen Buchreihe “roughbook” als Geschenk gesandt. Manches auf diesen 62 Seiten ist sehr, sehr knapp, anderes dafür fast zum Ausgleich richtig lang. Manchmal scheinen die wenigen Verse eines Textleins “nur” Notate zu sein, manchmal zeigen sie ihre Er-Arbeit-ung. Jedenfalls scheint hier eine persönlichere Dichterin durch, als ich sie aus ihren anderen/letzten Bänden wahrgenommen habe, eine Dichterin, die sich stärker selbst als Person und Individuum in ihre Texte (und deren Zentrum) einbringt und dabei auch/gerade ihr poet(olog)isches Selbstverständnis erkundet und erschreibt. Jedenfalls sind hier wieder einige wunderbar gelungene Beispiele der Erb’schen Sprachmacht und Sprachphantasie zu finden — und mehr braucht es auch gar nicht, um mich glücklich zu machen (zumindest für die Lesezeit und etwas darüber hinaus …)1
Diese (Kunst-)Büchlein, das (m)ich nur zufällig gefunden habe — was an sich schon eine große Schande ist — ist ohne Zweifel eines der weisesten Bücher unserer Zeit. Oder vielleicht gerade mit Zweifel. Denn Fischli & Weiss fragen einfach nur.2 Das Buch besteht aus irrssinnig vielen Karten — je zwei pro Seite — die mit weißer Handschrift auf tiefschwarzem Hintergrund fragen stellen: Philosophische (v.a. ontologische und phänomenologische), auch banale und witzige, tief- und flachgründige. Vor allem unheimlich viele, unheimlich spannende und berührende (Und dazwischen gibt es noch ein paar (wenige) klitzekleine lustige Zeichnungen …). Natürlich führen sich die Fragen alle letztlich gerade durch ihre Kombination und Konstellation in der quasi-unendlichen Abfolge vollkommen ad absurdum. Aber das ist eben eine schöne Idee, schön gemacht .…
Christoph Schlingensief erklärt das Konzept, die Idee und die Realisierungsgeschichte der “Church of Fear” in zwei ausführlichen Interviews. Mit einigen “Originaldokumenten” der “Church of Fear” und Bildern des für die CoF gebauten Kirchengebäudes, die mindestens genauso interessant sind …
Wiglaf Droste beobachtet Sprache und Sprecher mitsamt ihren Erzeugern, den Sprecherinnen und Schreiberinnen, sehr genau. Und er legt gerne den gesalzenen Finger auf die offene Wunde. Dass er selbst sehr bissig, genau und treffend formulieren kann, macht das Meckern am schlechten Sprachgebrauch der anderen umso interessanter. Zumal Droste sich auch die eine oder andere Abweichung von der reinen Sprachkriktik — die er aber sowieso immer als Teil der notwendigen Gesellschaftkritik und nicht als bloße Beckmesserei auf dem Gebiet der Sprache empfindet — erlaubt — ein echtes Bildungsvergnügen (wie übrigens auch David Hugendick in der “Zeit” fand)!
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