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Schlagwort: kunst Seite 1 von 2

spinnennetz mit tau (unsplash.com)

Ins Netz gegangen (10.10.)

Ins Netz gegan­gen am 10.10.:

  • Wer liest heute noch Arndt? | Lyrikzeitung & Poet­ry News → die lyrikzeitung zum stre­it um den namen der uni­ver­sität in greif­swald:

    Wo „Arndt“ drauf­ste­ht, ist heute in den aller­meis­ten Fällen schlimm­stes neon­azis­tis­ches „Gedanken“gut drin. Nicht alle, die auf dem Markt in Greif­swald für Arndt als ver­meintliche Iden­ti­fika­tions­fig­ur demon­stri­erten, kan­nten diesen braunen Sub­text. Einige aber schon! Den anderen rufe ich zu: Lest meinetwe­gen Arndt, den orig­i­nalen. Die Geschmäck­er sind ver­schieden wie die Mei­n­un­gen. Aber paßt auf, ob wirk­lich Arndt drin ist, wo Arndt drauf ste­ht.

  • Ach ja, und der Rauch | Geti­dan → einige meines eracht­ens gute und tre­f­fende beobach­tun­gen und ein­schätzun­gen zur doc­u­men­ta 14
  • Bericht zu Lage der Nation | taz → ein­fach gut (oder eben auch nicht …)
  • Thelo­nious Monk – Exzen­trik­er im Zen­trum der Jaz­zgeschichte | NZZ → vor hun­dert jahren wurde thelo­nious monk geboren

    Monk-Kom­po­si­tio­nen seien gefrorene Monk-Soli, seine Soli geschmolzene Monk-Kom­po­si­tio­nen, lautet ein schön­er Satz. Er erk­lärt, warum Monk-Stücke – selb­st wenn sie von anderen schlecht gespielt wer­den — immer nach Monk klin­gen. Deswe­gen war Monk ein Genie. Auch nach sein­er eige­nen Def­i­n­i­tion: «A genius is the one most like him­self.»

Ins Netz gegangen (20.6.)

Ins Netz gegan­gen am 20.6.:

  • Kun­st und Flüchtlinge: Aus­beu­tung statt Ein­füh­lung | Per­len­tauch­er → ein langer essay von wolf­gang ull­rich über sein/das (ästhetis­ches) unbe­ha­gen an kün­st­lerischen aktio­nen für/im namen der flüchtlinge

    sind viele Flüchtlin­gen gewid­me­ten Pro­jek­te in ähn­lich­er Weise grob und blind. So sehr der Kun­st tra­di­tionell zuge­traut — und von ihr auch erwartet — wird, durch eine Stim­ulierung der Ein­bil­dungskraft Empathie für Men­schen in ganz anderen Lebensver­hält­nis­sen zu stiften, so wenig ist davon inmit­ten eines oft schrillen Aktion­is­mus zu bemerken.

  • Japan: Die Geis­ter­schiffe | ZEIT ONLINE → sehr schöne, berührende reportage über japan, nord­ko­rea und das meer. und die fis­ch­er von korea, die seit einiger zeit immer wieder als leichen an den japanis­chen küsten ange­spült wer­den
  • Net­zw­erk der AfD-Vize-Chefin: Von Storchs Daten­im­peri­um | taz.de → die taz über kat­taschas recherche unrecht­mäßiger daten­weit­er­gabe und ‑nutzung in dem engen und unüber­sichtlichen vere­in­snet­zw­erk von beat­rix von storch (und ihrem ehe­mann)
  • Sinn und Zweck von Kinder­spielplätzen: Momente des Drehtaumels | taz → jochen schmidt über spielplätze in geschichte und gegen­wart

    Spielplätze sind Neben­pro­duk­te der indus­tri­al­isierten Stadt des 20. Jahrhun­derts, auf dem Dorf brauchte man sie nicht. Erst die Enge der Wohn­ver­hält­nisse und die Tat­sache, dass viele Arbeit­erkinder tagsüber unbeauf­sichtigt waren, machte Rück­zugsräume notwendig. Dass man sie braucht, zeigt, dass den Kindern ihre eigentlichen Spiel­räume ver­loren gehen, denn Kinder besitzen die Fähigkeit, sich jede Umge­bung für das Spiel anzueignen.

    In ein­er ide­alen Gesellschaft bräucht­en wir vielle­icht gar keine Spielplätze mehr, aber im neolib­eralen Kap­i­tal­is­mus mit dem Dog­ma der max­i­malen Selb­staus­beu­tung bis in die Freizeit, bekommt das Spiel einen ger­adezu utopis­chen Gehalt. Der Spielplatz soll die Wun­den der Erwach­se­nen­welt heilen.

  • Kommt jet­zt endlich die richtige Bil­dungspoli­tik in Deutsch­land? | shift. → eine genaue und uner­bit­tliche abrech­nung mit den vielfälti­gen schwächen des strate­giepa­piers der kmk “bil­dung in der dig­i­tal­en welt”:

    Keine Rev­o­lu­tion, kein qual­i­ta­tiv­er Sprung, nur Evo­lu­tion und Opti­mierung. Vielle­icht hätte man sich noch ein­bilden kön­nen, im alten Entwurf einen real­is­tis­chen Blick auf den allum­fassenden tief­greifend­en Wan­del nicht nur des „All­t­agslebens“, son­dern der gesamten Gesellschaft und also auch des Bil­dungssys­tems zumin­d­est als Möglichkeit enthal­ten zu sehen, wenn er als Zielbes­tim­mung for­muliert „Lehrende und Ler­nende auf das Leben in ein­er dig­i­tal­isierten Welt vorzu­bere­it­en“. Aber auch das ist bei genauerem Hin­se­hen schon nicht der Fall gewe­sen.
    Diese Rede vom „Vor­bere­it­en auf“ macht mich ja immer stutzig, denn die Men­schen leben doch schon in der dig­i­tal­isierten Welt, und das schon seit Jahren. Da kommt jede Vor­bere­itung schon rein zeitlich zu spät und kann doch nur als Begleitung gedacht wer­den. Es ist tat­säch­lich ein Hin­weis darauf, dass noch gar nicht ver­standen wurde, dass die dig­i­tal­isierte Welt nicht erst nach der Vor­bere­itung betreten wird, son­dern dass wir in ihr leben, ob wir es wollen oder nicht.

Ins Netz gegangen (30.5.)

Ins Netz gegan­gen am 30.5.:

  • Kleist-Edi­tion: Ein trau­riges Ende | Süd­deutsche → kleist-experte und ‑her­aus­ge­ber klaus müller-sal­get berichtet vom sehr unrühm­lichen umgang des hanser-ver­lages mit der offen­bar grot­ten­schlecht­en, aber als ulti­ma­tiv­en ange­priese­nen kleist-leseaus­gabe von roland reuß und peter staen­gle — nach­dem der ver­lag eine revi­sion ver­sprach, die fehler­hafte aus­gabe aber munter weit­er verkaufte, stellt er sie nun gän­zlich ein (das sind übri­gens die ver­lage, die über die vg wort geld von den urhe­bern haben wollen — für ihre uner­set­zlichen leis­tun­gen …)
  • re:publica 2016 – Thorsten Schröder & Frank Rieger: Ad-Wars → span­nen­der vor­trag von frank rieger & thorsten schröder über adblock­er, mal­ware und gefahren­ab­wehr im netz (mit lösungvorschlä­gen!)
  • Muse­ums­di­rek­tor Köhne im Gespräch: Wir müssen es wagen! | FAZ → eckart kröhne, direk­tor des badis­chen lan­desmu­se­ums, will sein muse­um öff­nen — die faz spricht im inter­view von ein­er “rev­o­lu­tion von unten”:

    Museen sind eigentlich so angelegt, dass sie die wis­senschaftlich fach­liche Deu­tung­shoheit für ihre Inhalte haben. Wir ver­suchen, neben diesem kura­torischen Strang einen zweit­en Strang zu entwick­eln, bei dem wir sel­ber nicht mehr deuten, son­dern die Nutzer und Nutzerin­nen des Muse­ums das tun.

  • Krise des Lib­er­al­is­mus: Ein autoritäres Ange­bot | Zeit → thomas assheuser ver­sucht sich in der “zeit” an ein­er analyse der sit­u­a­tion des lib­er­al­is­mus — und so viel er richtig beobachtet, frage ich mich doch, ob sein aus­gangspunkt — dass näm­lich “unsere” mod­erne lib­erale gesellschaft so eng mit dem lib­er­al­is­mus zusam­men­hängt, wirk­lich richtig ist. ich tendiere ja eher zur annahme, dass die poli­tik der let­zten jahre/jahrzehnte genau das — näm­lich den lib­er­al­is­mus — ver­loren hat, auch ohne in das autoritäre geham­pel der recht­en zu ver­fall­en.

    Man kann sich leicht aus­malen, welch kle­brige Attrak­tiv­ität eine solche Aparthei­dge­sellschaft entwick­elt, wenn Bürg­er das Gefühl haben, sie seien Mod­ernisierungsver­lier­er und kön­nten sich für ihre lib­erale Frei­heit nichts kaufen. Die rechte Alter­na­tive ver­spricht dage­gen die Befreiung von der Befreiung und den Abschied von Europa sowieso. Sie malt die Nation als gute Stube mit Hirschgeweih und kugel­sicheren Butzen­scheiben, als Trutzburg gegen Ter­ror, Kli­makatas­tro­phe und Flüchtlinge, kurz: als wet­ter­festen Her­rgottswinkel für Men­schen mit apoka­lyp­tis­chen Vorge­fühlen, die nicht zu Unrecht fürcht­en, die “Welt draußen” könne über ihren Köpfen zusam­men­brechen. Das autoritäre Ange­bot ver­fängt.

  • Exzel­len­zini­tia­tive: Pri­vat ein Laster, öffentlich eine Tugend | FAZ → jochen hörisch über den “dou­ble­s­peak” in bezug auf die exzellenziniative,die auch viele (beteiligte) wis­senschaftler für sub­op­ti­mal bis unsinn hal­ten, das aber selten/kaum öffentlich sagen

    Man muss kein appro­biert­er Medi­en- und Kom­mu­nika­tion­swis­senschaftler sein, um die alltägliche Kom­mu­nika­tion an den Uni­ver­sitäten über die alte wie die neu aufgelegte Exzel­len­zini­tia­tive auf­fal­l­end und analy­sebedürftig zu find­en. Denn immer wieder macht sich ein pro­fanes Dilem­ma bemerk­bar. Im ältesten Medi­um, der face-to-face-com­mu­ni­ca­tion, wird noch sehr viel stärk­er als son­st gän­zlich anders über die Exzel­len­zini­tia­tive gesprochen als in der pub­lizierten Schrift­form. Antragsprosa oder Ver­laut­barun­gen von offiz­iösen Uni­ver­sität­szeitschriften begrüßen die Erneuerung der Exzel­len­zini­tia­tive, anson­sten aber hört man zumeist läster­liche Reden.

  • Corporate’s Child | textdump → zur lage der poli­tik einige scharfe beobach­tun­gen und anmerkun­gen in guenter hacks textdump:

    Der Staat gibt vor, alles sehen zu kön­nen (siehe Punkt 2), wenn er aber han­deln soll, tut er so, als seien ihm die Hände gebun­den, von der bösen EU, durch inter­na­tionale Verträge, durch Ressourcen­man­gel, durch die all­ge­meine Wirtschaft­slogik, die halt nun mal so ist. Wenn der Staat agiert, dann nur mit noch mehr Repres­sion nach unten, weil das halt ein­fach­er ist, als Steuern von Ama­zon zu ver­lan­gen. Diese Diskrepanz führt zu ein­er Art Theodizeege­fühl, die schon ziem­lich mas­sive Wel­tre­li­gio­nen hat abschmelzen lassen.

    Die neona­tion­al­is­tis­chen Parteien sind nicht deswe­gen so erfol­gre­ich, weil sie dis­rup­tiv wären, son­dern weil sie beste­hende Leitlin­ien der Main­stream-Poli­tik der let­zten 30 Jahre kon­se­quenter und skru­pel­los­er wei­t­er­denken als die Cor­po­rate-Poli­tik­er selb­st.

Ins Netz gegangen (28.4.)

Ins Netz gegan­gen am 28.4.:

  • Sex­u­al­strafrecht: Wäre die Vagi­na doch ein Auto | Spiegel → maragerete stokows­ki in ihrer kolumne über die erbärm­lichen ver­suche des jus­tizmin­is­ters maas & der großen koali­tion, ein zeit­gemäßes sex­u­al­strafrecht zu schaf­fen

    Ach, wär die Vagi­na doch ein Auto, sie wär jet­zt schon in Deutsch­land angenehm sich­er.

  • “Alles hand­schriftlich und auf Papi­er” – Lek­toren lieben’s ana­log — pubiz :: Home Redaktion/Lektorat → kathrin pas­sig über arbeit­sprozesse in ver­la­gen:

    Die für mich als Autorin sicht­baren Arbeit­sprozesse in den mir bekan­nten Ver­la­gen sind auf dem Stand der frühen 90er Jahre. Ich wun­dere mich über dieses fehlende Inter­esse an den Werkzeu­gen der Textver­ar­beitung in ein­er Branche, in der der Text doch einiger­maßen zen­tral ist.

    ich bin mir freilich nicht sich­er, ob dig­i­tal immer automa­tisch bess­er als ana­log ist (was pas­sig dur­chaus impliziert)

  • big changes: I am leav­ing own­Cloud, Inc. today → frank kar­l­itschek ver­lässt seine fir­ma, die own­cloud inc., bleibt dem pro­jekt aber erhal­ten:

    The com­mu­ni­ty has grown tremen­dous­ly, with con­tri­bu­tions by almost 1000 peo­ple over the last 6 years, over 80 every sin­gle month. Noth­ing is per­fect, the com­pa­ny could have done a bet­ter job rec­og­niz­ing the achieve­ments of the com­mu­ni­ty. It some­times has a ten­den­cy to con­trol the work too close­ly and dis­cus things inter­nal­ly. But over­all, the bal­ance was not too bad.

    da selb­st ich das “knirschen” mit­bekom­men habe, muss es da doch einige ver­w­er­fun­gen gegeben haben … mal sehen, wie es mit own­cloud weit­erge­ht

  • Kun­st in der DDR → eher zufäl­lig ent­deckt: das ziem­lich coole pro­jekt des “Bil­dat­las: Kun­st in der DDR” mit bildern und sehr, sehr vie­len beglei­t­en­den mate­ri­alien

    Derzeit sind 20.400 Werke aus 162 Samm­lun­gen erfasst. Neben den bekan­nten Werken der „Kun­st in der DDR“ befind­et sich darunter auch eine Vielzahl von Werken, die bis­lang weit­ge­hend unbekan­nt waren oder als ver­schollen gal­ten. In den beteiligten Forschung­steams wer­den neben der Doku­men­ta­tion der Samm­lun­gen eben­so die For­men des Bild­trans­fers, die „Wege der Bilder“ in die öffentlichen Samm­lun­gen, analysiert. So waren in der DDR statt muse­al­er Eigen­er­wer­bun­gen staatlich finanzierte Ankäufe und kul­tur­poli­tisch intendierte „Übereig­nun­gen“ entschei­dend. Durch das Ver­bund­pro­jekt wird nun neben der Samm­lungs­doku­men­ta­tion auch eine Ver­net­zung der Bestands­dat­en der Museen und weit­er­er Samm­lun­gen erre­icht, die für eine zukün­ftige Erschließung und Nutzung der Werke sowie für eine Neube­fra­gung der Kün­ste in der DDR unumgänglich ist.

    Die Forschungsergeb­nisse wer­den in einem gedruck­ten „Bil­dat­las“ sowie durch eine inter­net­basierte Daten­bank öffentlich zugänglich gemacht. Die Koop­er­a­tion mit den außer­muse­alen und muse­alen Ein­rich­tun­gen – von kleinen Heimat­museen über die stadt- und kul­turgeschichtlichen Museen bis hin zu den großen Kun­st­museen in Leipzig, Dres­den, Schw­erin, Frankfurt/Oder und Berlin – ermöglicht es, bis­lang im Depot ver­wahrte und nicht veröf­fentlichte Werke wieder „sicht­bar“ zu machen. Die große Ausstel­lung „Abschied von Ikarus. Bild­wel­ten in der DDR – neu gese­hen“ in Koop­er­a­tion mit der Klas­sik Stiftung Weimar präsen­tiert die Ergeb­nisse des Ver­bun­des im Neuen Muse­um Weimar.

  • Schön­er Ver­legen – mit dem Geld ander­er Leute | Über­me­di­en → ste­fan nigge­meier sehr gut & richtig zu den ein­seit­ig hyper­ven­tilieren­den medi­en­reak­tio­nen auf das vg-wort-urteil:

    Wenn jet­zt wirk­lich das große Ver­lagsster­ben ein­set­zte, wäre das eine bemerkenswerte Ironie: Es würde bedeuten, dass das ganze schöne Geschäft über viele Jahre nur funk­tion­ierte, weil Ver­lage rechtswidrig Geld kassierten, das eigentlich den Urhe­bern zuge­s­tanden hätte.

  • Mül­lentsorg­er in Sozialen Net­zw­erken „Sie bericht­en von Depres­sio­nen“ | taz → Tausende Philip­pin­er sortieren aus, was uns im Inter­net an Bildern nicht begeg­nen soll. Der Berlin­er The­ater­regis­seur Moritz Riesewieck hat dort recher­chiert.

    Was wir in Mani­la sehen, ist die Pas­sion­s­geschichte des Inter­net­zeital­ters.

Ins Netz gegangen (11.2.)

Ins Netz gegan­gen am 11.2.:

  • Lit­er­atur­blogs: Dieses Buch wird Ihr Leben verän­dern! | Zeit — ana maria michel schreibt am mythos der guten, objek­tiv­en lit­er­aturkri­tiken in (zeitungs)feuilletons und der schlecht­en, sub­jek­tiv­en wer­ben­den besprechun­gen in blogs und youtube-kanälen fort. eines der kri­te­rien ihres ziem­lich unzulänglichen textes: in blogs gäbe es nur pos­i­tive, lobende besprechun­gen — als ob das in feuil­leton anders wäre!
  • Stradi­vari: Frau Gen­er­al lässt bit­ten | ZEIT ONLINE — wol­fram goertz kann sich nicht einkriegen vor begeis­terung, dass frank peter zim­mer­mann für drei jahre eine neue geige hat.
  • Der Online-Freud — alle 17 bände der “gesam­melten werke” von freud gibt es hier online: zum lesen im brows­er oder als pdf- bzw. epub-down­load.
  • Open Access zer­stört die Wis­senschaft. Meint Urs Heftrich in der FAZ. | LIBREAS.Library Ideas — ben kaden set­zt der ver­lagspro­pa­gan­da der faz ent­ge­gen

    fak­tisch ist die Bedro­hung des wis­senschaftlichen Ver­lagswe­sens durch Open Access und Zweitveröf­fentlichungsrechte keines­falls so akut, wie sie ihren Lesern glauben machen wollen. Zum Diskurs gehört also auch, darauf hinzuweisen. Ursäch­lich für einen Rück­gang bei den Erwer­bun­gen sind sich­er nicht vor­rangig die Repos­i­to­rien und Open-Access-Ver­lage, son­dern vielmehr die grotesken Preis­steigerung der STEM-Monop­o­lis­ten sowie Kürzun­gen in den Bib­lio­thek­se­tats. Wie sehr würde man sich über regelmäßige, gern auch scharfe Feuil­leton-Beiträge aus Hei­del­berg gegen die Preis­poli­tik von Else­vi­er und für die bessere finanzielle Ausstat­tung von deutschen Hochschul­bib­lio­theken freuen.

  • Deutsch­land: Off Duty | NEO MAGAZIN ROYALE mit Jan Böh­mer­mann — ZDF­neo — YouTube — so bescheuert, dass es schon wieder gut ist: jan böh­mer­manns neuestes video “Deutsch­land: Off Duty”
  • Geschichte der Gegen­wart — “eine Gruppe von Geistes- und Kultur­wis­sen­schaft­le­rInnen” v.a. aus zürich startete ger­ade die “Geschichte der Gegen­wart” als plat­tform, um sich in die öffentliche diskus­sion einzu­mis­chen.

    Texte, in denen die Gegen­wart nicht verneint wird durch das, was man immer schon zu wis­sen glaubt, son­dern zugäng­lich wird durch das, was man erschließen und rekon­stru­ieren, erörtern und analy­sieren, begreifen und ein­schätzen ler­nen kann.

    Gegen­wart liegt nicht ein­fach vor, son­dern sie passiert, wobei sie sich unser­er Aufmerk­sam­keit laufend wieder entzieht… Hal­ten wir sie fest! Dabei gilt: Wie sie passiert und was in ihr passiert, fol­gt aus all ihren Vergan­gen­heiten, die nicht abgeschlossen sind.

    Geschichte der Gegen­wart bietet bewusst keine Möglich­keit, Artikel unmit­telbar zu kommen­tieren. Diese heute so verbrei­tete Form der medi­alen Öffent­lich­keit hat u. E. den Nach­weis ihrer publi­zis­ti­schen Unabding­bar­keit und politi­schen Produk­ti­vität bis­lang nicht erbrin­gen kön­nen, son­dern öffnete das Feld nicht zulet­zt dem ungefil­terten Vorur­teil, der Ranküne und der blossen Mutmas­sung, die sich um Argu­mente nicht zu küm­mern braucht.

    kön­nte inter­es­sant wer­den …

  • Stel­lung­nahme zu “Siegerkun­st” | ideen­frei­heit — wolf­gang ull­rich berichtet per­ver­sitäten des urhe­ber­rechts: künstler_innen nutzen das zunehmend, um abbil­dun­gen ihrer (öffentlich aus­gestell­ten) werke in pub­lika­tio­nen, die ihnen nicht gefall­en, zu ver­hin­dern und somit eine wis­senschaftliche auseinan­der­set­zung (fast) unmöglich machen. und das spiel kann man bis zu 70 jahre nach dem tod der urhe­berin­nen weit­er­spie­len …

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  • Peter Schaar: Ist das “Pri­va­cy Shield” endlich ein sicher­er Hafen? | heise — auch peter schaar ist vom “pri­va­cy shield” nicht begeis­tert:

    Man darf deshalb auf den Text der von der Europäis­chen Kom­mis­sion mit der US-Regierung aus­ge­han­del­ten Vere­in­barung ges­pan­nt sein. Nach den Worten von EU-Vizepräsi­dent Ansip soll das neue Arrange­ment wesentlich bess­er sein als das alte Safe-Har­bor-Sys­tem. Das muss es auch sein, denn anson­sten geht die Kom­mis­sion ein großes Risiko ein, dass auch dieser neue Rah­men für die Datenüber­mit­tlung in die USA die Prü­fung durch den Europäis­chen Gericht­shof nicht über­ste­ht. Dies wäre schlecht für den Grun­drechtss­chutz der Bürg­erin­nen und Bürg­er und es wäre auch nicht im Inter­esse der europäis­chen oder US-amerikanis­chen Wirtschaft.

  • Safe Har­bor: Alter Wein in neuen Schläuchen › Dig­i­tale Gesellschaft — die “dig­i­tale gesellschaft” mit klaren worten zum neuen pseu­do-daten­schutz­abkom­men, dass die eu mit den usa aus­ge­han­delt hat
  • Grig­o­ry Sokolov: “Man spielt jeden Tag anders” | ZEIT — wun­der­bar kurios­es inter­view von chris­tine lemke-matwey in der “zeit” mit dem großen pianis­ten grig­o­ry sokolov

    Für echte Kun­st gibt es keine Zeit und keine Gren­zen. Und keine Geografie. Für einen Welt­men­schen spielt das alles keine Rolle.
    […]Erfolge feiern nicht die Kün­stler, son­dern die Zuhör­er, die den Kün­stler mehr und mehr ver­ste­hen.
    […]Die Kun­st ist ein Par­al­lelu­ni­ver­sum zur Wirk­lichkeit.

  • In der Wahrheit liegt die Lüge — ana­tol ste­fanow­itsch über sprache und sprach­liche maxi­men, die dazu führen, dass auch geäußerte triv­i­al­itäten plöt­zlich (falsches) gewicht bekom­men — am beispiel von dro­gen­süchti­gen, kor­rupten min­is­terin­nen
  • Rad­wege: Pots­dam macht es vor | Zeit — andrea rei­dl in der zeit über die rad­verkehrs­förderung in pots­dam, die den radan­teil inner­halb weniger jahre auf 20% brachte (unter­dessen ist die faz immer noch die mei­n­ung, die 12% in frank­furt seien ein ganz toller wert … — kopen­hagen nähert sich den 50%)
  • 4740,10 Euro pro Medika­ment | ZEIT­magazin -

    4.740,10 Euro kostet eine Pack­ung Nex­avar. Sie reicht einen Monat. Wie viel ist uns das Leben der anderen wert?

    guter, aus­führlich­er text über neue, sehr teure medika­mente (v.a. in der kreb­s­ther­a­pie), die oft nur einen ver­gle­ich­sweise gerin­gen nutzen haben — z.b. 14 tage mehr leben­szeit …

  • Kun­st­s­pedi­tion: Niemals stürzen … | ZEIT ONLINE — schöne reportage über den kun­st­s­pedi­teur klaus hilmann mit dem wun­der­baren schlusssatz des unternehmers: “Nur weil etwas 500.000 Euro gekostet hat, ist es noch nicht nationales Kul­turgut.”

Ins Netz gegangen (19.8.)

Ins Netz gegan­gen am 19.8.:

Ins Netz gegangen (20.7.)

Ins Netz gegan­gen am 20.7.:

  • «Dig­i­tal Human­i­ties» und die Geis­teswis­senschaften: Geist unter Strom — NZZ Feuil­leton — sehr selt­samer text von urs hafn­er, der vor allem wohl seine eigene skep­sis gegenüber “dig­i­tal human­i­ties” bestäti­gen wollte. dabei unter­laufe ihm einige fehler und er schlägt ziem­lich wilde volten: wer “human­i­ties” mit “human­wis­senschaften” über­set­zt, scheint sich z.b. kaum auszuken­nen. und was die verz­er­rende darstel­lung von open access mit den dig­i­tal human­i­ties zu tun hat, ist auch nicht so ganz klar. ganz abge­se­hen davon, dass er die fäch­er zumin­d­est zum teil fehlrepräsen­tiert: es geht eben nicht immer nur um close read­ing und inter­pre­ta­tion von einzel­tex­ten (abge­se­hen davon, dass e‑mailen mit den dig­i­tal human­i­ties unge­fähr so viel zu tun hat wie das nutzen von schreib­maschi­nen mit kittler’schen medi­en­the­o­rien …)
  • Lyrik: Reißt die Seit­en aus den Büch­ern! | ZEIT ONLINE — nette idee von thomas böhm, die lyrik zu vere­inzeln (statt in lyrik­bän­den zu sam­meln), das gedicht als optis­ches sprachkunst­werk zu ver­mark­ten (auch wenn ich seine argu­men­ta­tio­nen oft über­haupt nicht überzeu­gend finde)
  • Ein­sam auf der Säule « Lyrikzeitung & Poet­ry News — gute kri­tikkri­tik zur besprechung des aktuellen “Jahrbuchs für Lyrik” in der “zeit”, die auch mich ziem­lich ver­wun­dert hat.

    Unter­schei­dung, Alter­na­tiv­en, Schw­er­punk­t­set­zung? Fehlanzeige. Rez. zieht es vor, sich als scharfe Kri­tik­erin zu insze­nieren, jede Dif­feren­zierung schwächte das Bild nur. Lieber auf der Schul­ter von Riesen, hier neben Krüger, Benn & Co. vor allem Jos­sif Brod­sky, auf die behauptet magere deutsche Szene her­ab­blick­en. Ein­sam ist es dort oben auf der Säule!

  • Verkehrssicher­heit: Brun­ners let­zte Fahrt | ZEIT ONLINE — sehr inten­sive reportage von hen­ning susse­bach über die prob­leme der/mit altern­den aut­o­fahrern (für meinen geschmack manch­mal etwas trä­nen­drüsig, aber ins­ge­samt trotz­dem sehr gut geschrieben)

    Urlaub­szeit in Deutsch­land, Mil­lio­nen Reisende sind auf den Straßen. Da biegt ein 79-Jähriger in falsch­er Rich­tung auf die Auto­bahn ein – fünf Men­schen ster­ben. Ein Unglück, das zu ein­er brisan­ten Frage führt: Kann man zu alt wer­den fürs Aut­o­fahren?

  • Lyrik und Rap: Die härteste Gan­gart am Start | ZEIT ONLINE — uwe kolbe spricht mit mach one (seinem sohn) und kon­stan­tin ulmer über lyrik, raps, rhyth­mus und the­men der kun­st

    Dass ich mit meinen Gedicht­en kein großes Pub­likum erre­iche, ist für mich etwas, worunter ich sel­ten lei­de. Ich möchte das, was ich mache, auf dem Niveau machen, das mir vorschwebt. Dabei nehme ich auch keine Rück­sicht mehr. Ich gehe an jeden Rand, den ich erre­ichen kann.

  • Rainald Goetz: Der Weltab­schreiber | ZEIT ONLINE — sehr schöne und stim­mende (auch wenn das the­ater fehlt …) würdi­gung rainald goet­zes durch david hugen­dick anlässlich der bekan­nt­gabe, dass goetz diesjähriger büch­n­er-preis-träger wird

    Die einzige Reak­tion auf die Zudringlichkeit der Welt kann nur in deren Pro­tokoll beste­hen, die zugle­ich ein Pro­tokoll der eige­nen Über­forderung sein muss.

  • “Panora­mafrei­heit”: Wider den Urhe­ber­rechts-Extrem­is­mus — Süddeutsche.de — leon­hard dobusch zum ver­such, in der eu das urhe­ber­recht noch weit­er zu ver­schär­fen:

    Wir alle sind heute ein biss­chen wie Licht­en­stein oder Warhol. Wir erstellen und teilen ständig Fotos und Videos, in denen Werke ander­er vorkom­men. Zeit, dass das Urhe­ber­recht darauf einge­ht.

  • Stravinsky’s Ille­gal “Star Span­gled Ban­ner” Arrange­ment | Tim­o­thy Judd — ich wusste gar nicht, dass es von straw­in­sky so ein schönes arrange­ment der amerikanis­chen hmyne gibt. und schon gar nicht, dass die ange­blich ver­boten sein soll …
  • Essay Griechen­land und EU: So deutsch funk­tion­iert Europa nicht — taz.de — ulrich schulte in der taz zu griechen­land und der eu, mit vie­len sehr guten und tre­f­fend­en beobach­tun­gen & beschrei­bun­gen, unter anderem diesen

    Von CSU-Spitzenkräften ist man inzwis­chen gewohnt, dass sie jen­seits der bay­erischen Lan­des­gren­ze so dumpf agieren, als gössen sie sich zum Früh­stück fünf Weiß­bier in den Hals.
    […] Das Char­mante an der teils irrlichtern­den Syriza-Regierung ist ja, dass sie einge­spielte Riten als nackt ent­larvt.

  • Sich „kon­struk­tiv ver­hal­ten“ heißt, ernst genom­men zu wer­den | KRZYSZTOF RUCHNIEWICZ — Stel­lung­nahme ehe­ma­liger Mit­gliedern des Wis­senschaftlich Beraterkreis­es der (sowieso über­mäßig vom Bund der Vertreibenen dominierten) Stiftung Flucht, Vertrei­bung, Ver­söh­nung zur Farce der Wahl des neuen Direk­tors unter Kul­turstaatsmin­is­terin Moni­ka Grüt­ters
  • Kon­sum: Kleine Geschichte vom richti­gen Leben | ZEIT ONLINE — marie schmidt weiß nicht so recht, was sie von craft beer, handgeröstetem kaf­fee und dem ganzen zele­bri­erten super-kon­sum hal­ten soll: fetisch? rückbesin­nung alte handw­erk­liche werte? oder was?
  • Alle Musik ist zu lang — wun­der­bare über­legun­gen von diet­mar dath zur musik, der welt und ihrer philoso­phie

    Alle bere­its vorhan­dene, also aufgeschriebene oder aufgeze­ich­nete Musik, ob als Schema oder als wieder­gabefähige Auf­führung erhal­ten, ist für Men­schen, die heute Musik machen wollen, zu lang, das heißt: Das kön­nen wir doch nicht alles hören, wir wollen doch auch mal anfan­gen. Wie gesagt, das gilt nicht nur für die Werke, son­dern schon für deren Muster, Prinzip­i­en, Gat­tun­gen, Tech­niken.
    […] Musik hält die Zeit an, um sie zu ver­brauchen. Während man sie spielt oder hört, passiert alles andere nicht, insofern han­delt sie von Ewigkeit als Ereig­nis- und Taten­losigkeit. Aber bei­de Aspek­te der Ewigkeit, die sie zeigt, sind in ihr nicht ein­fach irgend­wie gegeben, sie müssen hergestellt wer­den: Die Ereignis­losigkeit selb­st geschieht, die Taten­losigkeit selb­st ist eine musikalis­che Tat.

  • Lit­er­atur­blogs are bro­ken | The Dai­ly Frown — fabi­an thomas attestiert den “lit­er­atur­blogs” “fehlende Dis­tanz, Gefall­sucht und Harm­losigkeit aus Prinzip” — und angesichts mein­er beobach­tung (die ein eher kleines und unsys­tem­a­tis­ches sam­ple hat) muss ich ihm lei­der zus­tim­men.
  • Inter­view ǀ „Ent-iden­ti­fiziert euch!“ — der Fre­itag — großar­tiges gespräch zwis­chen har­ald fal­ck­en­berg und jonathan meese über wag­n­er, bayreuth, kun­st und den ganzen rest:

    Ja, ich hab total auf lieb Kind gemacht. Ich merk­te ja schon, dass ich im Wag­n­er-Forum so als Mon­ster dargestellt wurde. Ich bin kein Mon­ster. Ich wollte das Ding nur radikalisieren. Ich hab auf nett gemacht und so getan, als wäre ich gar nicht ich selb­st. Was ich ja immer tue. Sei niemals du selb­st. Keine Selb­st­suche, bitte. Keine Pil­ger­fahrt. Keine Möncherei. Ich bin ein­fach wie ’n Spielkind da range­gan­gen, und ich dachte, jet­zt geht’s ab.
    […] Kul­tur ist genau­so beschissen wie Gegenkul­tur. Main­stream ist genau­so beschissen wie Under­ground. Kul­tur und Gegenkul­tur ist das Gle­iche. Poli­tik kannst du nicht mit Kul­tur bekämpfen. Son­dern nur mit Kun­st. Du kannst nicht eine neue Partei grün­den, weil sie genau­so scheiße ist wie jede andere. Du kannst keine neue Reli­gion grün­den, weil sie genau­so scheiße ist wie alle anderen. Du kannst keine neue Eso­terik schaf­fen, weil sie genau­so scheiße ist wie jede andere. Du kannst keine Spir­i­tu­al­ität schaf­fen, die bess­er wäre als alle anderen.
    Jede Partei ist gle­ich scheiße, jede Reli­gion ist gle­ich zukun­ft­sun­fähig, jede Eso­terik ist abzulehnen. Ich benutze Eso­terik, aber ich iden­ti­fiziere mich nicht damit. Ich iden­ti­fiziere mich nicht mit Wag­n­er, ich iden­ti­fiziere mich nicht mit Bayreuth, ich iden­ti­fiziere mich mit gar nichts.
    Ent-iden­ti­fiziert euch! Seid nicht mehr! Seid eine Num­mer! Seid endlich eine Num­mer!
    Das ist geil. Seid kein Name! Seid kein Indi­vidu­um! Seid kein Ich! Macht keine Nabelbeschau, keine Pil­ger­reise, geht niemals ins Kloster, guckt euch niemals im Spiegel an, guckt immer vor­bei!
    Macht niemals den Fehler, dass ihr auf den Trip geht, euch selb­st spiegeln zu wollen. Ihr seid es nicht. Es ist nicht die Wichtigtuerei, die die Kun­st aus­macht, son­dern der Dienst an der Kun­st. Die Kun­st ist völ­lig frei. Meine Arbeit, die ist mir zuzuschreiben, aber nicht die Kun­st. Die spielt sich an mir ab.

  • Eine Bemerkung zur Kom­pe­ten­zori­en­tierung by Fach­di­dak­tik Deutsch -

    »Fak­ten­wis­sen« kommt nicht zuerst, wenn Kom­pe­ten­zori­en­tierung ernst genom­men wird – Kön­nen kommt zuerst. Kom­pe­ten­zori­en­tierung bedeutet, die Ler­nen­den zu fra­gen, ob sie etwas kön­nen und wie sie zeigen kön­nen, dass sie es kön­nen. Weil ich als Lehren­der nicht mehr zwin­gend sagen kann, auf welchem Weg dieses Kön­nen zu erre­ichen ist. Dass dieses Kön­nen mit Wis­sen und Moti­va­tion gekop­pelt ist, ste­ht in jed­er Kom­pe­ten­zde­f­i­n­i­tion. Wer sich damit auseinan­der­set­zt, weiß das. Tut das eine Lehrkraft nicht, ist das zunächst ein­fach ein­mal ein Zeichen dafür, dass sie sich nicht mit Kom­pe­ten­zori­en­tierung beschäftigt hat. Fehlt diese Bere­itschaft, müssen zuerst die Voraus­set­zun­gen dafür geschaf­fen wer­den.

  • Essay zum UN-Weltkul­turerbe: Mord mit besten Absicht­en — taz.de -

    Und immer noch drän­geln die Städte, die Dör­fer, die Regio­nen, dass sie ja als Erste ein­bal­samiert wer­den. Wie die Län­der, die sich um Olymp­is­che Spiele bewer­ben, ohne sich klarzu­machen, dass sie damit ihren Unter­gang her­auf­beschwören wie Griechen­land mit Athen.

  • Wie man nicht für die Vor­rats­daten­spe­icherung argu­men­tiert | saschalobo.com — sascha lobo seziert den tweet von rein­hold gall. wie (fast) immer exzel­lent. schade (und mir unver­ständlich), dass solche texte in den großen, pub­likum­swirk­samen medi­en keinen platz find­en — warum ste­ht das nicht im print-spiegel, der gedruck­ten faz oder süd­deutschen?
  • Sex (und gen­der) bei der Fifa | Männlich-weib­lich-zwis­chen — ein schön­er text zum prob­lem der bes­tim­mung des geschlechts, des biol­o­gis­chen, wie es die fifa ver­sucht — näm­lich über den testos­teron-spiegel. mit dem (inzwis­chen erwart­baren) resul­tat: so kann man das jeden­falls nicht machen.

    an darf also ver­muten und hof­fen, dass auch diese Def­i­n­i­tion von sex zu sportlichen Zweck­en dem­nächst, wie bish­er alle anderen Def­i­n­i­tio­nen auch, als unbrauch­bar und absurd erweisen – aber wohl, eben­falls wie immer, erst zu spät.

Ins Netz gegangen (19.5.)

Ins Netz gegan­gen am 19.5.:

  • Eurokrise: “Es gibt keine ein­deuti­gen Geg­n­er” | ZEIT ONLINE — joseph vogl im gespräch mit der “zeit”:

    Ein­er­seits hat es ein gewaltiges Umverteilung­spro­gramm gegeben, bei dem pri­vate Schuld­ner – also vor allem die hoch ver­schulde­ten Großbanken – mith­il­fe öffentlich­er Gelder saniert wur­den. Ander­er­seits hat man mit der Restau­ra­tion des Finanzsys­tems auch das alte Schla­mas­sel der Zeit vor 2008 wieder her­bei­fi­nanziert: Es herrschen heute wieder die gle­ichen Risiko­la­gen, die gle­iche Insta­bil­ität an den Finanzmärk­ten. Para­dox­er­weise entste­ht diese neue Unsicher­heit eben genau durch die Maß­nah­men, also das Auss­chüt­ten von viel Geld, mit denen die Krise bekämpft wer­den sollte. Was sich in dieser Zeit hinge­gen tat­säch­lich verän­dert hat, ist die Art und Weise, wie wir regiert wer­den. […] Wir erleben also ger­ade ein finanzpoli­tis­ches Dou­blebind: Ein­er­seits gibt die herrschende Dog­matik vor, dass das Wirtschaftswach­s­tum nur mit Investi­tio­nen und neuem bil­ligem Geld zu erre­ichen ist. Ander­er­seits erhöht das gle­iche bil­lige Geld die Risikoan­fäl­ligkeit auf den Märk­ten. Dieses Dilem­ma kennze­ich­net also an einem Punkt ihre Macht und gle­ichzeit­ig ihre struk­turelle Ohn­macht.

    — er sagt noch einiges mehr, was das inter­view sehr lesenswert macht. und sehr beze­ich­nend ist, dass solche eigentlich emi­nent ökonomis­chen (und poli­tis­chen) beobach­tun­gen ger­ade ein kul­tur­wis­senschaftler machen muss — die “fach­leute” scheinen da (zumin­d­est in der deutschen öffentlichkeit) keine posi­tion und/oder stimme zu find­en …

  • Wolf­gang Ull­rich: „Urhe­ber­rechte für die sozialen Net­zw­erke gän­zlich sus­pendieren“ – iRights.info — der kun­sthis­torik­er wolf­gang ull­rich im inter­view mit irights über kun­st, inter­net, jus­tiz, das urhe­ber­recht — und tech­noviking

    Das Urhe­ber­recht denkt auch in den sozialen Net­zw­erken viel zu sehr vom klas­sis­chen Werk­be­griff her und nicht vom Ort, an dem etwas stat­tfind­et. Und da sehe ich die Par­al­le­len zur Prob­lematik in der Kun­st. Wer etwas in die Social Media platziert, gibt es frei – und die Welt kann damit machen, was sie will. Aber in den meis­ten Fällen macht die Welt gar nichts damit. Ab und zu passiert dann doch etwas, es entste­ht gar ein Mem.[…] Mein­er Mei­n­ung nach hinkt bei etlichen Urteilen die Recht­sprechung der Kun­st­prax­is um zwei bis drei Jahrzehnte hin­ter­her. Und das ist auch beim Tech­noviking der Fall.

  • Wehrma­cht: Die vergesse­nen Sol­datin­nen | ZEIT ONLINE — die his­torik­erin karen hage­mann erin­nert an die rolle der frauen im zweit­en weltkrieg

    Nicht nur in der pop­ulären Erin­nerung wurde das Aus­maß der mil­itärischen Krieg­sun­ter­stützung von Frauen lange vergessen, selb­st in der umfan­gre­ichen Geschichtss­chrei­bung zum Zweit­en Weltkrieg wer­den Frauen zumeist nur als Arbei­t­erin­nen in der Kriegsin­dus­trie oder Kranken­schwest­ern porträtiert. Dies ist um so bemerkenswert­er, als wir heute auf fast dreißig Jahre Forschung zum The­ma Geschlecht, Mil­itär und Krieg zurück­blick­en kön­nen und die Ära der Weltkriege zu den am besten erforscht­en Peri­o­den über­haupt gehört. Dieser Befund gilt nicht nur für die deutsche, son­dern ähn­lich auch für die inter­na­tionale Geschichtswis­senschaft. Wie ist die Ver­drän­gung zu erk­lären? Warum fällt es vie­len offen­bar noch heute so schw­er, sich Frauen als Sol­datin­nen vorzustellen?
    Ein Grund hier­für dürfte die Bedeu­tung sein, die dem Recht, im Dien­ste des Staates oder ein­er anderen höheren Macht Waf­fen tra­gen und töten zu dür­fen – oder im Kriegs­fall zu müssen – für die Markierung der Geschlech­ter­dif­feren­zen zukommt. Seit der Antike ist dieses Recht männlich kon­notiert. Die kom­ple­men­täre Rolle der Frauen bestand bis ins frühe 20. Jahrhun­dert hinein vor allem darin, Män­ner zum Kampf zu motivieren, Ver­wun­dete zu pfle­gen und Gefal­l­ene zu betrauern. […]Teil der Demo­bil­isierung in der Nachkriegszeit war in allen kriegs­beteiligten Staat­en eine Poli­tik, die die Vorkriegs­geschlechterord­nung und damit die soziale Sta­bil­ität wieder­her­stellen sollte. Frauen wur­den aus den Armeen ent­lassen und mussten ihre während des Krieges ein­genomme­nen Arbeit­splätze in Indus­trie, Han­del und Ver­wal­tung für die heimkehren­den Vet­er­a­nen frei machen, die wieder alleinige Fam­i­lienernährer wer­den soll­ten. Die 1950er Jahren mit ihrem Wirtschaftswun­der wur­den in West­deutsch­land und anderen Län­dern Wes­teu­ropas dank ein­er entsprechen­den Fam­i­lien­poli­tik zum “gold­e­nen Zeital­ter” des Mod­ells der “Alleinverdiener-Hausfrau”-Familie.

  • Stradi­varis Cel­lo: Oh, Mara! | ZEIT ONLINE — car­olin pirich über eines der berühmtesten cel­los aus der stradi­vari-werk­statt und seinen momen­tan­ten besitzer, chris­t­ian poltéra:

    “Das Mara zu spie­len ist wie mit der Stimme eines anderen zu sprechen”, sagt der neue Part­ner des Mara. “Das dauert ein, zwei Jahre, bis es nach mir klingt.”

  • Social Media: Das Netz bist du! | ZEIT ONLINE — kil­ian troti­er porträtiert den britis­chen anthro­polo­gen daniel miller (und seine forschung), der weltweit die nutzung sozialer net­zw­erke erforscht und schon mal eines fest­gestellt hat: die regionalen nutzung­sun­ter­schiede sind gewaltig.
  • Eine Lanze für bloggende Studierende: Patrick Bah­n­ers zur Causa Mün­kler-Watch | Redak­tions­blog — patrick bah­n­ers legt dar, warum es nicht ganz so abstrus, unver­schämt und ohne vor­bild ist, als bloggende studierende mit einem kri­tis­chen blog anonym bleiben zu wollen. und macht neben­bei eine inter­es­sante anmerkung:

    Heikel für Mün­kler ist, dass einige der ihm zugeschriebe­nen Ein­las­sun­gen, die ihn in keinem guten Licht daste­hen lassen, für Leute, die ihn ken­nen, einen nur allzu glaub­würdi­gen Sound haben.

  • Nachruf auf Odo Mar­quard — Mit Witz zum Denken anre­gen — ein Nachruf auf den Philosophen Odo Mar­quard beim deutsch­landra­dio
  • Gewalt | Schmalenstroer.net — michael schmalen­stroer bringt auf den punkt, warum man bei der darstel­lung von gewalt­täti­gen momenten der geschichte manch­mal sich ein­er sehr krassen sprache (und/oder bilder) bedi­enen muss:

    Wenn Dig­i­tal­Past also bru­tal ist, dann beschw­ert euch bei euren Großel­tern. Weil die bru­tal waren.

  • Streik: Hur­ra, Deutsch­land liegt lahm | ZEIT ONLINE — sehr guter kom­men­tar zum streiken in deutschlnd, unter anderem mit diesem schö­nen und lei­der so abso­lut zutr­e­f­fend­en satz: »Die SPD agiert momen­tan also unge­fähr so sozialdemokratisch wie Ayn Rand beim Rest­posten­verkauf.«
  • The Opera Plat­form — schöne ini­tia­tive:

    Die Opern­plat­tform ist eine Part­ner­schaft zwis­chen Opera Europa, einem 155 Opern und Fest­spiele umfassenden Net­zw­erk, dem Kul­tursender ARTE und 15 Opern­häusern aus ganz Europa. Sie wird vom Pro­gramm Kreatives Europa der Europäis­chen Kom­mis­sion unter­stützt und ist für alle Beiträge offen, die Oper einem bre­it­eren Pub­likum zugänglich machen wollen.

  • Bahn-Streik: Danke, Claus Wesel­sky! — Aug­stein-Kolumne — SPIEGEL ONLINE — sehr richtiger kom­men­tar von jakob aug­stein zur rel­e­vanz des gdl-streiks & warum die deutschen der gdl danken soll­ten

Ins Netz gegangen (7.5.)

Ins Netz gegan­gen am 7.5.:

  • Volks­banken: Meine Bank ist krank | ZEIT ONLINE — heinz-roger dohms hat eine (sehr) kleine und nicht sehr prof­itable genoss­es­nchafts­bank besucht und berichtet von deren stel­lung prob­leme wohltuend unaufgeregt und ohne große lösun­gen …
  • His­torik­er über Erin­nerungskul­tur: „Mar­tin Luther als Spielfig­ur“ — taz.de — der his­torik­er valentin groeb­n­er im gespräch mit jan fed­der­sen über erin­nerung, gedenken und den zusam­men­hang von ver­gan­gen­heit, geschichte und gegen­wart

    His­torische Jubiläen haben ziem­lich viel mit Heils­geschichte zu tun, mit kollek­tiv­en Erlö­sungswün­schen plus Sin­nange­bot.[…] Wie viel Platz für Über­raschen­des kann denn in den kollek­tiv­en Insze­nierun­gen von Gedenken sein? 2017 ist Luther-Jubiläum – dann wird es ähn­lich sein. Ein biss­chen zuge­spitzt for­muliert: Das Ver­hält­nis zur Ver­gan­gen­heit wird über Gebets­ge­mein­schaften organ­isiert.

  • Der 8. Mai 1945 – Tag der Befreiung? | res­o­nanz­bo­den — huber­tus knabe find­et die beze­ich­nung “tag der befreiu­ung” für den 8./9. mai 1945 unpassend und schlägt eine zurück­hal­tendere, bit­terere lesart der erin­nerung an das kriegsende vor

    Die Deutschen tun gut daran, sich von solch­er Mythen­bil­dung fernzuhal­ten. Für sie sollte der 8. Mai vor allem ein Tag der Scham und der Trauer sein. Über 50 Mil­lio­nen Men­schen kamen durch die Poli­tik der dama­li­gen deutschen Regierung ums Leben – eine Last, die zu ein­er dif­feren­zierten und real­is­tis­chen Sicht der Geschichte verpflichtet.

  • Varo­ufakis ben­immt sich echt unmöglich (behaupten anonyme Quellen)… | misik.at — robert misik legt sehr schön dar, wie ungesichert und gefährlich die ange­blichen infor­ma­tio­nen der medi­en aus der poli­tik, ins­beson­dere der brüs­sel­er, sein kön­nen:

    Wenn aber der immer gle­iche Spin aus den offen­bar immer gle­ichen “anony­men” Quellen kommt, dann sollte Ihnen als Leser klar sein, dass hier Jour­nal­is­ten vorsät­zlich instru­men­tal­isiert wer­den, um eine “Sto­ry­line” unter die Leute zu brin­gen.

  • Mak­ing the Right Choic­es: A John Cage Cen­ten­ni­al Cel­e­bra­tion — videos von john-cage-werken — schön gemachte seite von michael tilson thomas & new world sym­pho­ny
  • Plat­ten aus dem Plat­ten­bau — taz.de — andreas hart­mann hat für die taz das kleine, aber sehr feine (vor allem, wenn man auf abge­fahrene musik so abfährt wie ich …) plat­ten­la­bel karl­records ent­deckt

    Karl ist eines dieser vie­len kleinen, aber feinen Labels, die es weltweit gibt und die nach der Krise der Musikin­dus­trie durch die Dig­i­tal­isierung in den nuller Jahren in ein­er Nis­che blühen und gedei­hen — wegen des über­raschen­den Vinyl-Revivals.

    (ich bin aber immer froh, dass die ihre sachen nicht nur auf vinyl, son­dern auch dig­i­tal — bei band­camp — anbi­eten)

  • Die Neuzeit und die Kul­tur der Unruhe: Das Gesumm der men­schlichen Dinge — NZZ.ch — ralf kon­ers­mann über die “ent­deck­ung” der unruhe und ihre beschrei­bung und analyse durch blaise pas­cal

    Das Neue der Neuzeit war die Bejahung der Unruhe, nicht jedoch das Empfind­en der Unruhe selb­st.

  • Dig­i­tale Agen­da der Bun­desregierung — Bös­es Netz — Chris­t­ian Heise vom Cen­tre for Dig­i­tal Cul­tures der Leuphana Uni­ver­sität in Lüneb­urg kom­men­tiert in der süd­deutschen zeitung das totalver­sagen der bun­de­spoli­tik bei dig­i­tal­en und net­zpolit. the­men:

    Die Net­zpoli­tik der schwarz-roten Koali­tion ist ein Witz. Sie ist gekennze­ich­net durch fehlen­den Sachver­stand und eine grundle­gende Abwehrhal­tung gegenüber der Dig­i­tal­isierung. Statt Pri­or­itäten zu deren Aus­bau zu definieren, konzen­tri­ert sich die Bun­desregierung darauf, die Poten­ziale des Dig­i­tal­en zur Kon­trolle und zur Überwachung der Bürg­er zu nutzen.

    — auch der rest ist pointiert, tre­f­fend und sehr lesenswert!

  • Zum Ver­ständ­nis | Postkul­tur — jan kuhlbrodt:

    Ich ver­steh nicht, was mit Ver­ste­hen gemeint sein soll. […] Ver­ste­hen im ästhetis­chen Sinne aber, wäre die Offen­heit der Kunst­werke auszuhal­ten, und ihre Ver­weigerung, sich in einem instru­mentellen Sinn über­set­zen zu lassen, dass heißt, sich erset­zen zu lassen durch Hand­lung oder Aus­sage.

    — ich glaube, dass “wäre” sollte durch ein “ist” erset­zt wer­den …

  • Spi­onage: Der BND, ein gefährlich­er Staat im Staat | ZEIT ONLINE — kai bier­mann sehr pointiert zur neuesten wen­dung im spi­onage-skan­dal (kann man das eigentlich noch so nen­nen?)

    Der Fall zeigt, wie krank das Geschäft der Geheim­di­en­ste ist. Er zeigt, wie ver­schoben deren moralis­che und rechtliche Maßstäbe sind. Sehen­den Auges nahm der BND hin, dass ihn die NSA dazu miss­braucht, Unternehmen, Behör­den und Poli­tik­er in Europa auszus­pähen. Ein Pakt mit dem Teufel, dem zuges­timmt wurde, weil man glaubte, ihn kon­trol­lieren und vor allem davon prof­i­tieren zu kön­nen.
    Aber wenn jed­er jeden betrügt und aus­trickst, wo bleiben dann Recht und Gesetz? Richtig, auf der Strecke. Kein­er der Beteiligten scherte sich darum, nie­mand inter­essierte sich für Grun­drechte der Bürg­er, auch das wurde in den Befra­gun­gen im Unter­suchungsauss­chuss klar. […] Wenn nicht ein­mal die Regierung ihre Spi­one im Griff hat, dann hat nie­mand sie im Griff.

  • Angesichts der von #Lidl proklamierten… — Bäck­erei Richter, Kub­schütz — eine schöne reak­tion eines bäck­er­meis­ters als reak­tion auf die ziem­lich bescheuerte (und die einkaufend­en ver­arschende) wer­bekam­pagne von lidl

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